Sella Curulis des Praetor Urbanus

  • Nachdem Commodus im Atrium der Vesta mit Decima Messalina gesprochen hatte war er auf fast direktem Weg zurück zum Officium des Praeotos getragen worden.
    Er betrat selbiges und wartete bis der Senator ihn bemerkte und ihm seine Aufmerksamkeit schenkte.

  • "Junge..." , lächelte Vala seinem Tiro kopfschüttelnd zu, als dieser mit der nachvollzogenen Behandlung des Problemfalls der flavischen Lex ankam, "..wenn du derartiges noch einmal schlechtredest, muss ich dich leider anhalten dich selbst zu ohrfeigen. Das ist schon mehr als ordentlich, danke dafür. Jetzt setz dich her und spitz die Ohren, vielleicht kannst du noch was lernen."
    Sprach's und wies seinem Tiro einen Stuhl an der Tafel zu, an welcher zahlreiche Gehilfen des Prätors wie diesem selbst und der eine oder andere geladene Rechtsexperte hockten und über dem Originaltext der Lex Flavia de operositas sowie über den Abschriften des Helvetius brüteten.
    "Also..." , brummte Vala nach einer Weile, "..was können wir daraus machen?"
    "Theoretisch?", erwiderte einer der Rechtsexperten, "Alles. Die Lex ist im Grunde genommen vollkommen überflüssig und an Stellen sogar gefährlich."
    "Sehr gefährlich, um genau zu sein.", erläuterte ein anderer, "Sie nimmt Frauen das Recht Geschäfte zu tätigen."
    "Deshalb die Empörung der Decima." , murmelte Vala.
    "Deshalb die Empörung der Decima.", pflichtete man ihm bei, "Zwar hat der Consular Tiberius Durus in einer der Senatsdiskussionen zum Thema betont, dass es formell dabei nur um die Fähigkeit zu Geschäften in Form der politischen Wirkungsausübung ginge, allerdings ist dies im Gesetz keineswegs verankert... weshalb damit quasi jeder halbgare Händler auf dem Markt etwaige Konkurrentinnen vor Gericht zerren könnte und sie damit aus dem Geschäft drängen könnte. Mal von den von deinem Patron, Duccius, erwähnten Erbschaftsfällen abgesehen. Eine Farce, mitunter."
    "Allerdings kann man dem Verlauf vernehmen, dass die Sache quasi abgearbeitet wurde..." , murrte Vala weiter und zeigte auf einen Punkt in den Aufzeichnungen des Helvetius, "...der Tiberius hat die sich aus den Mos Maiorum ergebenen Fragen hinsichtlich der politischen Geschäftstüchtigkeit abgearbeitet und mit seinem Kommentar geklärt. Damit wäre die Lex Flavia de operositas eigentlich hinfällig und obsolet... warum ist sie noch gültig?"
    "Nun...", wandte einer der Gehilfen ein, "...offensichtlich hat man im Anschluss vergessen, ihre Streichung als Konsequenz des Kommentars und der Obsolierung durchzuführen."
    "Warum hat man das? Wäre doch nur folgerichtig gewesen...", fragte einer der Rechtsexperten, der offensichtlich viel von Recht, aber wenig von Politik verstand.
    "Politische Verstrickungen. Ich verwette zehn Aurei darauf, dass es genau deshalb nicht zur Streichung kam." , zeigte Vala sich dafür umso mehr als Kenner der Materie, "Und ich kann mir auch schon denken, warum. SIRIUS! Geh zu den Flavii und lass mir einen Termin mit Manius Gracchus machen. Bevor ich das hier anpacke will ich wissen, wie heiß das Eisen noch ist. Wir wollten uns ja eh mit denen besprechen, nicht wahr, Helvetius?"


  • Commodus fand lieber bescheiden tun als es zu sein weswegen er artig für das Lob dankte.
    Er nahm sogleich Platz und verfolgte das weitere gespannt.
    Mit dezentem Verschwörergrinsen bestätigte Commodus
    "Ja mir war so das da noch was offen wäre Senator. Bei der Wette fürchte ich allerdings werde ich nicht dagegen halten und ob sonst noch jemand der anwesenden 10 Goldmünzen gegen dich setzen will wage ich mal in Zweifel zu ziehen. Der der das strittige Gesetz erlassen hat war und ist ja kein Niemand. Selbst wenn es so ein ...ungeschicktes", um es nicht blöde zu nennen,
    "Gesetz wie dieses war sollte man bei bestimmten Leuten nicht einfach so das Lebenswerk streichen...oder?"

  • Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    Gerade noch im Gespräch vertieft wurde Vala sich bald seines Tiros gewahr und ließ ihn vortreten um sich die Nachricht aus dem Atrium Vesta anzuhören: "Nun, Helvetius... was gibt es?"


    Immer erst das weniger Gute damit anschließend das Bessere kommt und in Erinnerung bleibt. So hatten Commodus Lehrer ihm das beigebracht.
    "Also wegen der Turpio Sache hängt es auf dem Aventin noch etwas ich bin da aber dran!"


    "Dafür komme ich gerade aus dem Atrium Vesta und soll dir von der jungen Vestalin Grüße bestellen. Sie verzeiht dir die verspätete Reaktion ohne weiteres. Allerdings hat sie ein Gespräch für übermorgen Vormittag hier in diesen Räumen festgelegt. Solltest du das Gespräch nicht führen können an diesem Zeitpunkt könnte es zu Verstimmungen kommen."

  • "Die Lex Flavia de operositas ist sicherlich nicht das Lebenswerk des Flavius..." , gab Vala lächelnd zu bedenken, "..der Mann hat auf die eine oder andere Art und Weise jahrelang Hispania geprägt. Wenn er selbst die Lex als sein Lebenswerk betrachtet, darf ich ihm starke Probleme bei der Priorisierung unterstellen. Nichtsdestotrotz ist Fingerspitzengefühl gefragt, weshalb ich umso dankbarer sein werde meinen Patron und all die anderen beteiligten Senatoren vorzuschieben... immerhin bin ich nur derjenige, der diese offene Sache zum Abschluss bringt, nicht derjenige, der sie angeregt hat."

  • "Verstimmungen, soso..." , brummte Vala nachdenklich, rang sich aber nach einigen grüblerischen Sekunden zu einem Lächeln durch und begann ohne auf eine Antwort zu warten, "Willst du einen schlauen Spruch hören? Natürlich willst du das... wir leben in stolzen Zeiten, in denen nahezu JEDER stolz erhobenen Kopfes durch die Straßen wandelt. Es dürfte um einiges einfacher sein, sie einfach machen zu lassen und ihnen ihre sehnlichst gewünschten Sekunden des Ruhms zu schenken als ihnen deutlich zu machen, wie viel oder wenig Grund sie dazu haben sich stolz zu zeigen. Das führt dazu, dass selbst Sklaven sich stolzen Gewissens zeigen können und darob auch gekränkt werden können.. mit unabsehbaren Folgen. Lange Rede kurzer Sinn: lasst sie nur machen, geben wir ihnen was sie wollen, solange wir dasselbe bekommen... und mehr."


    Schließlich trat ein Bote der beiden Decimvirn an ihn heran, der ihm eine Aufstellung der Habe von als vermisst und mit unbekanntem Aufenthaltsort geltenden Bürgern und Einwohnern des Reichs brachte.


    "Das..." , gab Vala überrascht von sich, als er die Aufstellung überflog, "...ist beträchtlich viel. Das könnte sich sogar zu einem Selbstläufer entwickeln... laut dieser Aufstellung sind Vermögenswerte WEIT im sechsstelligen Bereich in der Hand von Menschen, die als vermisst gelten. Zig Betriebe... und zigtausende Wareneinheiten. Eine Schande, dies verrotten und vergehen zu lassen... hmhmhmhm..." , brummte der Praetor wieder nachdenklich und wandte sich dann seinem Tiro zu, "Helvetius, wie steht es mit deiner schreibenden Kraft? Interesse, dich an einem Gesetzesentwurf zu versuchen?"

  • Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    "Die Lex Flavia de operositas ist sicherlich nicht das Lebenswerk des Flavius..." , gab Vala lächelnd zu bedenken, "..der Mann hat auf die eine oder andere Art und Weise jahrelang Hispania geprägt. Wenn er selbst die Lex als sein Lebenswerk betrachtet, darf ich ihm starke Probleme bei der Priorisierung unterstellen. Nichtsdestotrotz ist Fingerspitzengefühl gefragt, weshalb ich umso dankbarer sein werde meinen Patron und all die anderen beteiligten Senatoren vorzuschieben... immerhin bin ich nur derjenige, der diese offene Sache zum Abschluss bringt, nicht derjenige, der sie angeregt hat."


    "Das stimmt natürlich zweifellos... mir fehlt allerdings auch ein wenig die Übung im Umgang mit den Flaviern um beurteilen zu können was sie wie bewerten. Ohne weitere Informationen würde ich daher erst einmal vom schlimmsten ausgehen und dafür dann umso positiver gestimmt sein wenn sich doch alle Probleme mit der Abschaffung im Nichts auflösen."

  • Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    "Verstimmungen, soso..." , brummte Vala nachdenklich, rang sich aber nach einigen grüblerischen Sekunden zu einem Lächeln durch und begann ohne auf eine Antwort zu warten, "Willst du einen schlauen Spruch hören? Natürlich willst du das... wir leben in stolzen Zeiten, in denen nahezu JEDER stolz erhobenen Kopfes durch die Straßen wandelt. Es dürfte um einiges einfacher sein, sie einfach machen zu lassen und ihnen ihre sehnlichst gewünschten Sekunden des Ruhms zu schenken als ihnen deutlich zu machen, wie viel oder wenig Grund sie dazu haben sich stolz zu zeigen. Das führt dazu, dass selbst Sklaven sich stolzen Gewissens zeigen können und darob auch gekränkt werden können.. mit unabsehbaren Folgen. Lange Rede kurzer Sinn: lasst sie nur machen, geben wir ihnen was sie wollen, solange wir dasselbe bekommen... und mehr."


    Schließlich trat ein Bote der beiden Decimvirn an ihn heran, der ihm eine Aufstellung der Habe von als vermisst und mit unbekanntem Aufenthaltsort geltenden Bürgern und Einwohnern des Reichs brachte.


    "Das..." , gab Vala überrascht von sich, als er die Aufstellung überflog, "...ist beträchtlich viel. Das könnte sich sogar zu einem Selbstläufer entwickeln... laut dieser Aufstellung sind Vermögenswerte WEIT im sechsstelligen Bereich in der Hand von Menschen, die als vermisst gelten. Zig Betriebe... und zigtausende Wareneinheiten. Eine Schande, dies verrotten und vergehen zu lassen... hmhmhmhm..." , brummte der Praetor wieder nachdenklich und wandte sich dann seinem Tiro zu, "Helvetius, wie steht es mit deiner schreibenden Kraft? Interesse, dich an einem Gesetzesentwurf zu versuchen?"


    Commodus gab ebenfalls grinsend zurück:
    "Ich will nicht sagen das das auf die Vestalin zutrifft. Aber leben wir nicht ebenso in Zeiten wo manchen außer ihrem Stolz nichts anderes mehr geblieben ist? Gibt es nicht so einige die nur auf vergangenem bauen können aber auf nichts gegenwärtigem oder zukünftigen?"


    "Bei Sklaven hört der Spaß natürlich auf und wenn einer meiner so blöde ist noch stolz zu empfinden der nicht daraus besteht mein Sklave anstatt der eines...Fleischers zu sein...dann muss man dem oder der das wohl austreiben!"


    Als der Bote reinkam und die Aufstellung übergab schielte auch Commodus mit mehr als einem flüchtigem Blick auf selbige. Konnte ja gut sein das auch was von seiner Gens da rumkam. Verluste hatten sie in letzter Zeit ja einige gehabt.
    Die Anfrage überraschte ihn dann aber doch ein wenig.


    "Und ich dachte die Vigintivir der vergangenen Periode wären da schon so fleißig gewesen...tja bei solch einer Aufstellung wird einem wieder erst einmal bewusst welche Opfer der Bürgerkrieg gekostet hat. Man kann sich gar nicht vorstellen wenn da noch die ganzen Dinge der einfachen Bürger dazugekommen wären."


    Über die Anfrage dachte er nachdem er mit seinen Worten sich eine kleine Denkpause erkauft hatte aber nicht mehr länger nach.


    "Nun wenn er nicht in den nächsten 2 Tagen auf deinem Tisch liegen soll würde ich mich gerne daran versuchen. Es wäre allerdings mein erster was ich zu beachten bitte und gleichzeitig natürlich noch ein wenig mehr an Informationen was dir für ein Gesetz vorschwebt. Geht es jetzt noch um die Sache mit der Lex der Flavier oder um diese Aufstellung?"

  • "Im Zweifelsfall, also wenn die Flavii sich als dahingehend empfindlich erweisen sollten...", gab Vala zu bedenken und strich sich nachdenklich durch den Bart, "...können wir, oder genauer gesagt der Prätor Urbanus, die Lex Flavia auch außer Kraft setzen indem wir einfach ein an die reellen Gegebenheiten angepasstes Edikt erlassen. Niemand würde dem widersprechen, da es letztlich die gängige Rechtspraxis abbildete... und gleichzeitig könnten wir so die Konfrontation mit den Flavii umgehen. Allerdings wäre dies das letzte Mittel, denn unschön wäre ein Verbleib dieser surrealen Fabel im Codex ohne jeden Zweifel."

  • "Um diese Aufstellung, Helvetius...", erläuterte Vala sein Vorhaben, "..ich ziele auf ein Gesetz ab, dass all jene für tot erklärt, die seit langem verschollen sind. Sagen wir seit
    .. 20 Jahren*. Das Vermögen und der Besitz der Betroffenen soll nach dem bisherigen Usus den zum Zeitpunkt der Für-Tot-Erklärung Erbberechtigten zugeführt werden. Hast du dazu noch Fragen?", hakte Vala vorsichtshalber nach, immerhin war das Unterfangen nicht unkompliziert.

  • "Der nächste Fall...", rief einer von Valas Helfershelfern aus, die den Publikumsverkehr organisierten und die Bittsteller und Besucherscharen ordneten damit die Sprechstunden der Prätoren nicht im Chaos endeten. Gleich eine ganze Familie trat hervor, mehrere Männer unterschiedlichen Alters und eine junge Frau, angeführt von einem weiteren von Valas Helfern der mit dem Ausrufer eine grobe Zusammenfassung ausmachte, welche dann an den Prätor herangetragen wurde: "Spurius Crepereius Staienus, seines Zeichens gewesener Senator, ist hier um die Adrogatio des Paullus Ogulnius Funisulanus, gewesener Centurio der sechsten Legion, durchführen zu lassen."
    Bei dieser Beschreibung horchte Vala, der das Tagesgeschäft nutzte um sich so weit wie möglich von seinen trübsinnigen Gedanken abzulenken, dann doch auf: beiderlei Namen waren ihm nicht unbekannt. Ersterer war einer der wenigen Vescularianer, die nach dem Sturz ihres Protektors Verstand genug im Kopf hatten und die Senatorenwürde hatten ruhen lassen... was Aufsteigern wie Vala Platz in der Curia Iulia geschafft hatte... zweiterer war ein Centurio, der sich mit seiner Centurie durch tolldreiste Plünderungen nach der Öffnung der Stadttore hervorgetan hatte.. und offensichtlich den Dienst quittierte, da er immernoch in Roma war und seines Wissens nach nicht wegen Desertion gesucht wurde.
    "Ein doch recht seltsames Paar..." , murmelte Vala und ließ die Gruppe vortreten um sie anschließend gebührend zu begrüßen, "...salvete die Herren. Senator, du kennst das Vorgehen sicherlich. Ich habe euch darüber aufzuklären, dass die Adrogation ein einschneidendes Ereignis in beiderlei Leben ist. Crepereius, deine Familia wird wachsen und du wirst den Ogulnius fürderhin Sohn nennen können. Dies bedeutet allerdings auch, dass er sämtliche Rechte eines Sohnes annimmt und forthin ebenso für deine Familia spricht wie du es deine anderen Kinder tun. Zudem hat er als dein Sohn sämtliche Erbrechte die auch deinen anderen Kindern zuteil werden und wird dementsprechend in der Lage sein dies auch vor Gericht zu erstreiten.", klärte Vala den Mann einführend auf bevor er zum eigentlichen Kern der Sache kam. Dabei fiel ihm auf, dass der ehemalige Senator einen ziemlich gepressten Gesichtsausdruck machte, wohl weil es um eine nicht unerhebliche Sache ging. Als Vala dann allerdings die Erbschaft ansprach zuckte der Mann schon fast zusammen, was dann doch selbst einem etwas abwesenden Mann wie Vala auffiel und ihn die Stirn runzeln ließ. Der Rest der Bagage, wohl zur Familia des ex-Senators gehörend, schaute kaum glücklicher drein... hier und da glaubte Vala gar Wut in den Blicken zu erkennen.
    Nun wandte sich folgend an den ehemaligen Centurio: "Ogulnius, du wirst die Zugehörigkeit zu deiner alten Familia ablegen und deinen alten Namen aufgeben. Du wirst in die Patria Potestas des Crepereius eintreten und somit deinen Status als sui iuris aufgeben, dich somit in die Verfügungsgewalt deines neuen Vaters begeben. Gehe ich recht in der Annahme, dass du dir über die Folgen dieses einschneidenden Vorgangs für dein Leben im Klaren bist?"
    "Das bin ich.", frohlockte der Ogulnius beinahe, was im Kontrast zur Reaktion des ex-Senators dann doch sehr irritierend war... und Vala einen Moment innehalten ließ, indem er wie immer irgendeine Notiz zur Hand nahm um einen Moment draufzustarren und dann sowohl ex-Senator als auch den ex-Centurio zu mustern... irgendwas war hier doch im Busch.

  • Die Tatsache mit Duccius Vala einen mehr oder weniger Vertrauten auf dem Posten eines Praetors zu sehen, machte es für Lepidus wesentlich leichter, die entsprechenden Angelegenheiten aufzunehmen, die schon seit einer ganzen Weile anstanden, aber denen er sich bisher immer noch entzogen hatte - vielleicht auch, weil sie nicht primär seine Angelegenheiten waren. Aber gut, irgendwer musste ja die Arbeit machen - mit Motivation oder ohne Motivation. So kündigte er sich bei einem Scriba an mit dem Wunsch den Praetor Duccius Vala zu sprechen und dies in einer rechtlichen Angelegenheit. Wer hätte das gedacht?

  • Lange hatte es gedauert bis ihr endlich Gehör verschafft wurde. Die Mühlen in Rom sind sowas von träge. Kein Wunder das Rom ständig nach Getreide ring. Manchmal konnte sie ihren Vater so überhaupt nicht verstehen, dass er bei seiner Arbeit in der Verwaltung immens glücklich war. Ginge es nämlich nach ihr, würde es ruck-zuck gehen, natürlich nach ihrem Willen, versteht sich.


    Doch dieser Umstand sollte vergessen sein, sodass sie ohne Unmut zum derzeitigen amtierenden Praetor ging, um ihre Anliegen ihm gegenüber zu verdeutlichen. Anliegen, die ihrer Meinung nach keiner Diskussion bedürfen. Es lag nämlich ganz klar auf der Hand, dass dieser Mist zu beheben war.


    Sie und ihr Gefolge, die Stellung miss sich ja bekannterweise dran, traten also ins Gebäude. Sie blickte sich um, da fiel ihr auf dem ersten Blick die vielen Akten auf, ähnlich der Bibliothek im Atrium Vestae, abgesehen von den vielen männlichen Artgenossen die hier herumirrten.


    Immer näher und näher kam sie ihrem derzeitigen Lieblingssenator.

  • Und wurde, bei Erkennen, sofort von einem der Helfershelfer des Prätors abgefangen, adäquat ehrerbietend begrüßt und prompt am normalen Publikumsverkehr vorbeigeleitet der dann ebenso prompt auf später vertröstet wurde... eine Vestalin hatte eben Vorrang. Der Caius-Normalrömer würde das freilich nicht bestreiten und begnügte sich mehr aber eher minder murrend mit der Vertröstung, war in den unteren Rängen der Gesellschaft das Warten doch quasi tagesüblich.


    "Virgo Decima, sei mir auf's herzlichste gegrüßt..." , erhob Vala sich von seinem Prätorenstuhl als die Decima in das Zentrum der Exhedra geführt wurde und er sich ihrer gewahr wurde, "..schön, dass wir dieses Treffen arrangieren konnten. Darf ich dir einen Schluck anbieten, um den Staub der Straße aus der Kehle zu spülen und die Stimme zu lockern? Wir haben viel zu besprechen."

  • Zu den Vorteilen des Patriciats gesellte sich im Falle des Tiberius auch das durch das abgeleistete Vigintivirat gestiegene Prestige als gewesener Magistrat, wodurch er recht früh von einem der Helfershelfer entdeckt und herausgebeten wurde, um sich die Wartezeit des schlichten Pöbels fortan sparen zu können. Dass er zwar in aller Deutlichkeit auf dem aufsteigenden Ast war, jedoch noch nicht oben angelangt, bedeutete, dass er dann doch noch einen ranghohen Ritter vorlassen musste bevor man ihn einfach vor den Stuhl des Praetors lotste, wo dieser den Tiberius halbwegs überrascht entgegenblickte: "Tiberius, sei mir gegrüßt." , sprach der Duccius artig seine Begrüßung und wartete darauf, dass einer der Sklaven dem Besucher ungefragt die keineswegs selbstverständliche Erfrischung anbot, "Was kann der Praetor Urbanus für dich tun?"

  • Commodus hielt sich gespannt über das kommende Gespräch im Hintergrund auf und hörte genau hin was die Antwort der Vestalin anging um entsprechendes sofort im Anschluss veranlassen zu können.

  • Einen gestandenen Ritter den Vorzug zu geben, war zum Glück noch zu verschmerzen. Die Tatsache, dass er dann doch recht schnell voranschritt, ließ seinen übermäßig ausgeprägten Standesstolz auch nicht weiter hervortraten. "Salve Praetor Duccius", sprach er ihn recht förmlich an, wie es sich in diesem Kontext wohl gehörte, dennoch konnte der Tiberier sich natürlich etwas lockerer geben, als wenn er es hier mit einem ihm gänzlich unbekannten Praetor zu tun hatte. "Ich komme in einer etwas diffizilen Angelegenheit zu dir. Ich werde dir dam besten gleich ohne Umschweife das Problem beschreiben. Es geht um die Erbschaft des ehrenwerten Consulars Manius Tiberius Durus und Tiberia Arvinia. Nachdem ich leider nie erfahren hatte, was mit ihrem Vermögen passierte, da ich zum Zeitpunkt ihres Todes - wahrscheinlich zu meinem Glück - nicht in Rom weilte, wandte ich mich an einen der letztjährig amtierenden Decemviri, um festzustellen, ob überhaupt jemals ein Erbschaftsfall für diese beiden Personen bearbeitet wurde. Der Fall lag wohl als bearbeitet gekennzeichnet vor, ohne dass eine Testamentsvollstreckung stattgefunden hätte. Der entsprechende Decemvir wandte sich an deinen Vorgänger, Fundanius Fenestella. Dieser verwies auf den Klageweg. Nun stellt sich für mich jedoch die Frage, wie genau und gegenüber wen die Klage denn tatsächlich angemessen. Ich verfüge lediglich über folgende Informationen: Meine beiden Verwandten sind gestorben und ihre Erbschaft wurde nicht vollstreckt. Selbstverständlich ist es naheliegend, dass die Besitztümer meiner Verwandten damals schlicht vom Vescularier vereinnahmt wurden. Genauso gut könnte sich jedoch auch der damalige Praefectus Praetorio, der mit großem Unrecht die Villa Tiberia stürmte, alles einverleibt haben. Vielleicht handelte es sich auch einfach um die Willkür eines damaligen Decemviri oder dieser bekam Anweisung vom Usurpator das Erbe nicht zu vollstrecken. Ich habe da keinerlei Anhaltspunkte, wer welche Anweisung gab oder welche Vorgänge damals tatsächlich stattfanden. Dies legt nicht unbedingt Nahe, mit einer Klage zu beginnen, wie es dein Vorgänger wohl vorschlug, sondern womöglich erst mit Ermittlungen zu beginnen, wer überhaupt der Schuldige in diesem Falle ist. In Anbetracht dieses langwierigen Verfahrens, frage ich mich nun zu welchem Vorgehen zu mir Raten würdest. Reicht es auf der bisherigen Grundlage aus, eine Klage gegen eine Amtshandlung des Usurpators einzureichen, obwohl ich mir nicht einmal sicher bin, ob eine solche überhaupt stattgefunden hat?"

  • Während der Tiberius sein durchaus komplizierteres, aber durchaus ebenso interessantes Problem vortrug strich Vala sich durch seinen Bart, weil das irgendwie das einzige war mit dem man seine Hände beschäftigen konnte wenn sie seiner unruhigen Natur entsprechend nach Bewegung verlangten. Der Fall war ihm in der Tat nicht gerade geläufig, auch wenn die Vererbenden der Oberschicht Roms angehörten hatten sich in der inzwischen vergangenen Zeit doch einige Erbschaftsfälle ähnlicher Größe angesammelt... wobei an diesem halt kurios war, dass er offensichtlich schon bearbeitet war. Nur eben nicht dokumentiert, was die Sache knifflig machte und ihn wieder einmal daran erinnerte, ein Edikt für seine Decimvirn zu erlassen um solche Fälle in Zukunft zu vermeiden.
    Dass der Tiberier nun eine Klage ins Auge gefasst hatte war wenig verwunderlich, allerdings zeigte Vala sich wenig überzeugt von dieser Maßnahme... zu Anfangs.


    "Dass du eine Klage ins Auge gefasst hast, überrascht mich nicht, allerdings sind in diesem Fall zuviele Fragezeichen die eine Klage zumindest dem Stand des Sachverhalts zufolge, wie du ihn beschreibst, im Moment noch inopportun." , begann Vala mit nachdenklicher Miene, weil es in ihm noch stark arbeitete, "Das erste Fragezeichen, das wir haben ist: hat eine rechtlich verbindliche Maßnahme durch einen Magistraten zur Verteilung des Erbes stattgefunden oder hat der Usurpator auch in diesem Falle seine Finger im Spiel? Das ließe sich freilich durch eine Feststellungsklage ausmachen, geht aber viel einfacher... und schneller." , schloss Vala vorerst und winkte einen seiner Helfershelfer zu sich heran, "Geh zu den Decimvirn und lass sie aus den Archiven die Behandlung der Erbschaftsfälle Manius Tiberius Durus und Tiberia Arvinia heraussuchen. Das hat oberste Priorität, sorg dafür, dass sie stehen und liegenlassen was sie gerade tun.. kehre dann zu mir zurück."
    Nach dieser Ansage wandte er sich wieder dem Tiberius zu: "Also... eine Feststellungsklage, denn nichts anderes wäre hier erst einmal opportun solange wir nicht wissen ob wer die Erbschaften wie auf wessen Geheiß bearbeitet hat, würde ins Leere laufen wenn wir eine ordnungsgemäße Bearbeitung des Falles vor uns hätten. Und anders als beim Fall des Aelius Archias, der dir sicher bekannt ist weil er zuletzt für viel Aufsehen gesorgt hat, ist uns in Bezug auf Manius Durus und Arvinia aus deinem Hause nichts in der Richtung bekannt. Allerdings werden wir gleich schlauer sein... es könnte allerdings eine Stunde dauern bis wir Nachricht erhalten, willst du derweil warten oder soll ich dir einen Boten nachsenden, der dich zurückholt?"

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