Was war das jetzt? Wieso stellte der ach so gelehrte Rechtkundige jetzt so dumm? Mehr noch trieb es auf die Spitze, was maßte er sich an? Er schien meinem Dienstherrn drohen zu wollen, ich konnte nicht anders. Mich laut räuspernd trat ich näher an den Artorier heran.
Wenn ich denn bitten darf,
und wies höflich zur Türe,
der Prätor Urbanus gab dir gerade ein unmisslich verständliches Zeichen, dass die Unterredung beendet ist. Er hat dich soeben verabschiedet und hat noch einiges vor seinem nächsten Termin vorzubereiten.
Sella Curulis des Praetor Urbanus
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Zitat
Original von Herius Claudius Menecrates
Das Gespräch mit Scato brachte wichtige Hinweise über den Verlauf der Spendensache. Zum einen vervollständigten sie das Gesamtbild, zum anderen bestätigten sie dem Praetor die Richtigkeit seiner eigenen, bislang nur vermuteten Einschätzung. Auf der Grundlage dieses Gesamtbildes konnte er nun entscheiden."Scato, der Vorwurf der Rechtsbeugung ist haltlos. Darüber zerbreche dir mal nicht den Kopf. Du hättest die Spenden ein zweites Mal, nämlich nach deiner Vereidigung, in Umlauf bringen müssen - bewusst und mit Vorsatz. Hast du aber nicht."
Die Sätze flossen nebenbei über seine Lippen, während er gedanklich verschiedene Szenarien durchging. Schließlich stand er auf und nahm sich die Gesetzessammlungen zur Hand.
"Ich brauche einen Moment", erklärte er Scato, ohne aufzublicken. Er blätterte. "Mir kommt nämlich ganz spontan der Verdacht, dass diese Gruppe an Personen nicht nur deine öffentliche Vorführung anstrebt, sondern im besten Fall", er unterbrach sich selbst, weil er einen relevanten Paragraphen gefunden hatte, den er zunächst studierte - einmal, zweimal, dann blickte er auf. "sondern im besten Fall auch noch MICH manipulativ zu einer Rechtsbeugung bringen wollen. Ein Schritt zu weit und ich kann nicht mehr zurück." Ob das Scato verstand oder nicht, blieb Menecrates verborgen, weil er weiterlas. Bis sein Finger auf eine Stelle tippte. "Kein normaler Bürger regt sich über milde Gaben auf."Er klappte die Gesetzessammlung zu und begab sich zurück auf seinen Platz.
"Folgendes: Es bleibt dabei, dass ich die Angelegenheit zur Prüfung an die Basilica Iulia, das Gremium der Aedile, weiterleite. Ich verlängere die Frist zur Bearbeitung auf vier Wochen, damit das kein Fallstrick wird. DU klemmst dich persönlich dahinter, dass mein Gesuch nicht liegenbleibt. Klärt, wo die erste Anzeige gegen dich versandet ist. Tauchen bei mir weitere Beteiligte dieser Zusammenrottung auf und erheben Klage in dieser Sache, werden sie von mir ebenfalls an die Aedile verwiesen.
Schlimmstenfalls droht dir ein Bußgeld nach § 5 Abs. 3 Satz 2, aber so wird dein Name nicht mit einer Gerichtssache in Verbindung gebracht. Das ist nicht nur eine korrekte Lösung, sondern auch die beste für dein Ansehen."Scato musste letztlich zwar hinnehmen wie Menecrates entschied, aber Einwände durfte er bringen, keine Frage.
"Und was die kaiserliche Administratio betrifft: Sie haben dich nicht deines Amtes enthoben, nur die Immunität aufgehoben. Das sagt schon einiges aus. Ich gebe aber zu, das Wort hätte man dir gönnen können und müssen."
"Gerade die Aufhebung der Immunität verwundert mich arg." gab Scato noch einmal kurz zurück, bevor er sich auf die vorherigen Worte des Claudiers besann.
"Ich habe die angesprochene Anklage noch nicht ersehen können. Doch, und auch deine Gedanken zielen ja in diese Richtung, wäre ein Bußgeld nach Lex Mercatus §5 wohl eine Abkürzung um diese leidliche Sache aus der Welt zu schaffen." dachte Scato laut nach und lehnte sich zurück während er mit seinen Zeigefinger grübelnd an sein Kinn legte, "Wenn ich mich selbst des Bruches der Lex Mercatus wegen anzeige, bei mir selbst oder einem meiner Kollegen, so würde ich das Bußgeld bezahlen und anschließend wäre einer Klage wegen Rechtsbeugung der Wind aus den Segeln genommen." Scato verfolgte diesen Gedankengang noch ein wenig weiter "Es wäre außerdem ein Zeichen meiner rechtstreue und auch dafür, dass ich als Aedil niemanden mit seinen Verstößen davonkommen lasse, nicht einmal mich selbst. Natürlich bin ich der Auffassung, dass ich keinen Rechtsbruch begangen habe, doch es wäre ein Symbol und eine Nachricht an alle Bürger Roms, insbesondere dieser Aufrührer, von denen ich bis zum heutigen Tage allerdings noch nichts gehört hatte."
Scato sprach weiter "Ich denke wir sollten so verbleiben, nicht wahr? Ich werde mich der Sache umgehend annehmen und diese Sache im Keim ersticken. Sollten diese... Besorgten Bürger... Danach immer noch auf einen schädigenden Prozess pochen, so werde ich ebenfalls rechtlich zurückschlagen." -
Zitat
Original von Marcus Artorius Rufinus
"Drum hoff ich wirklich, dass du dieser Klage stattgibst. Damit ein Gericht das objektiv und neutral klären kann. Bis wohin sich ein Ädil vielleicht noch hinter "Nachlässigkeit" verstecken kann. Und ab wann es eindeutig vorsätzliche Rechtsbeugung ist."
Menecrates forderte nicht nur Höflichkeit ein, er demonstrierte sie auch selbst. Niemand konnte von anderen verlangen, was er selbst nicht bereit war zu geben. So lautete seine Lebensdevise. Also hörte er sich geduldig die neuerlichen Ausführungen des Artoriers an, auch wenn sie nur Wiederholungen darstellten. Am Ende fragte er sich jedoch, was an seinem Entscheid nicht verständlich gewesen war. Er meinte, sich zweimal klar ausgedrückt zu haben und so musste er annehmen, dass der Artorier zwar verstand, aber nicht akzeptieren wollte. In diesem Fall konnte Menecrates auch nicht helfen."Ich brauche eine Pause", sagte er zu Faustus, seinem Liktor, und Marco, seinem Leibwächter. "Geleitet doch bitte den Bürger nach draußen, ich bin in meinem Officium für eine halbe Stunde." Er erhob sich aus seinem Amtsstuhl und warf einen letzten Blick auf Artorius. "Die Götter mit dir." Etwas Beistand würde dem Artorier nicht schaden, damit ihn die Verkrampftheit losließ und er wieder Zufriedenheit im Leben erfahren konnte.
Dann umrundete der Praetor seinen Amtsstuhl und verschwand hinter einer Tür, die er weitgehend lautlos hinter sich zuzog.
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Zitat
Original von Caius Flavius Scato
"Wenn ich mich selbst des Bruches der Lex Mercatus wegen anzeige, bei mir selbst oder einem meiner Kollegen, so würde ich das Bußgeld bezahlen und anschließend wäre einer Klage wegen Rechtsbeugung der Wind aus den Segeln genommen." Scato verfolgte diesen Gedankengang noch ein wenig weiter "Es wäre außerdem ein Zeichen meiner rechtstreue und auch dafür, dass ich als Aedil niemanden mit seinen Verstößen davonkommen lasse, nicht einmal mich selbst. Natürlich bin ich der Auffassung, dass ich keinen Rechtsbruch begangen habe, doch es wäre ein Symbol und eine Nachricht an alle Bürger Roms, insbesondere dieser Aufrührer, von denen ich bis zum heutigen Tage allerdings noch nichts gehört hatte."
Scato sprach weiter "Ich denke wir sollten so verbleiben, nicht wahr? Ich werde mich der Sache umgehend annehmen und diese Sache im Keim ersticken. Sollten diese... Besorgten Bürger... Danach immer noch auf einen schädigenden Prozess pochen, so werde ich ebenfalls rechtlich zurückschlagen."
"In dem Fall, Scato, verzichte ich auf ein offizielles Schreiben an die Aedile. Ich vertraue darauf, dass du sowohl Untersuchung als auch Konsequenz zügig abarbeitest. Ich lasse dich wissen, wenn mir neue Wendungen in dieser Sache zu Ohren kommen, und du informierst mich über den Ausgang deiner Nachforschungen. Als Vertrauensperson möchte ich dir Helvetius Faustus vorstellen, der die Verbindung zwischen uns halten wird."
Menecrates gab Faustus, der jede offizielle und so gut wie jede private Audienz beim Praetor, verfolgte, einen Wink."Scato, das ist mein Privatsekretär und Liktor Helvetius Faustus. Faustus, das ist der amtierende Aedil Flavius Scato."
Menecrates wartete die Begrüßung der Männer ab, dann fuhr er fort. "Da wir jetzt diese Sache abgeschlossen haben, lass uns zu deiner Klage kommen. Faustus, ich bräuchte einmal die Wachstafel dort drüben." Er wies auf eine Ablage, wo eine einzelne Wachstafel neben verschiedenen Stapeln ruhte. "Es geht um einen Miles..."
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Zitat
Original von Herius Claudius Menecrates
"Ich brauche eine Pause", sagte er zu Faustus, seinem Liktor, und Marco, seinem Leibwächter. "Geleitet doch bitte den Bürger nach draußen, ich bin in meinem Officium für eine halbe Stunde." .ZitatOriginal von Tiberius Helvetius Faustus
Was war das jetzt? Wieso stellte der ach so gelehrte Rechtkundige jetzt so dumm? Mehr noch trieb es auf die Spitze, was maßte er sich an? Er schien meinem Dienstherrn drohen zu wollen, ich konnte nicht anders. Mich laut räuspernd trat ich näher an den Artorier heran.
Wenn ich denn bitten darf,
und wies höflich zur Türe,
der Prätor Urbanus gab dir gerade ein unmisslich verständliches Zeichen, dass die Unterredung beendet ist. Er hat dich soeben verabschiedet und hat noch einiges vor seinem nächsten Termin vorzubereiten.
Marco nickte seinem Dominus zu und trat mit ruhigen Schritten an Artorius Rufinus heran. Ein Nicken zu Faustus signalisierte, dass er mit ihm konform gehen würde. Die Richtung zum Praetor war für Artorius Rufinus versperrt, sollte er rechts oder links vorbeimarschieren, würde ein Ausfallschritt ihm den Weg abschneiden. Zurück Richtung Ausgang ging es für ihn unproblematisch und jederzeit. -
Das "Vale" musste ich schiens überhört haben.
Eine Frechheit eigentlich. Was sich dieser Kerl da einbildete. Sich einfach mal lautstark in eine juristische Unterhaltung einzumischen. Noch dazu, wo der wahrscheinlich (pure Spekulation) noch nicht mal genug Ahnung von der Juristerei hatte, um einen Advocatus von einem Iudex zu unterscheiden. War mein Eindruck von dem, was ich sah.
Aber ich ließ mich nicht einlullen. Nicht provozieren. Schon gar nicht von dem. Der für mich ein bisschen "halb verhungert" aussah. Und wahrscheinlich deswegen so knurrte und bellte.
"Dann warte ich gern draußen, Prätor."
Ein freundliches Nicken. So schnell wurde er mich nicht los.
"Denn wenn du die Klage ablehnst, dann muss ich dich um eine schriftliche Begründung dafür bitten. Weil .. Der Kaiser hat die Immunität vom Flavius aufgehoben, weil er scheinbar Zweifel an der Unschuld hatte. Aber auch scheinbar Zweifel an der Schuld. Sonst hätte er den Flavius ja sicherlich auch gleich als Ädil entlassen. Hat er aber nicht."
Gut für den Flavius.
"Lieber hat er neutral eine gerichtliche Klärung empfohlen. .. Wenn du meine Klage jetzt abweist, heißt das also: *Du* hälst eine gerichtliche Klärung für unnötig. Weil du offenbar *keine* Zweifel hast. Was ich dann gerne .. bitte"
Ich konnte ja auch höflich sein. Bitte sagen.
".. schriftlich haben würde. Warum es für dich objektiv nicht den allerkleinsten Zweifel gibt. Dass hier keine Rechtsbeugung vorliegt."
Zur Begründung:
"Ich muss ja was Vorzeigbares haben, falls sich der Kaiser nochmal meldet. Und nachfragt, was denn aus der Klage gegen den Flavius geworden ist. Der Klage, die er selbst ermöglicht und empfohlen hat."
Noch ein kurzer Gruß mit der Hand. Dann ging ich. Und machte es mir draußen unter einem Bogen der Basilica bequem. Wo ich dann also erstmal wartete ....
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Noch während Macro und ich Rufinius höflich aber bestimmend hinaus begleiteten, redete und redete dieser und wollte absolut nicht bemerken, das der Praetor schon lange den Raum verlassenen hatte. Scheinbar nach dem Motto, irgendwas wird er doch hören.
Der Artorier erinnert mich irgendwie an den fast drei jährigen Sohn meines Gutsverwalters, der ständig herumlief und mit seinem kleinen Fuß aufstampfte, um wenn er nicht weiter kam schrie, ich will aber.
Ein Grinsen konnte ich mir zum Schluss doch nicht verkneifen, selbst ich, der noch nicht solange tätig war wusste, dass da gerade sich wer was zurecht spann und es als Drohung benutzte. Deshalb meinte ich zu Marco während ich die Türe hinter dem Artorier schloss,
da bildet sich doch wirklich einer ein, der Kaiser hätte ihm höchst persönlich geschrieben. Ich wette meinen Wochenlohn darauf, dass der Kaiser noch nicht einmal seinen Namen kennt. Ihm schreibt doch nur ein Sekretarius aus einem Amt.
Aber nein, so war es bestimmt nicht der hier weiß ganz genau was er treibt, man hat ihn gut instruiert, überlegte ich mir dann. -
Ich lehnte mich zurück. Spielte das Gespräch im Kopf nochmal durch. Begründet hatte der Claudius seine Ablehnung nur einmal. Unzwar am Thema vorbei. Denn er schaute die ganze Zeit ja immer nur auf die zu langen Spenden. Die nur gegen die Lex Mercatus verstießen. Für die ein Prätor nicht zuständig war. Spenden, wegen denen ich gar nicht da war. Hatte ich ja mehrfach betont.
Kein Wort in seiner Begründung zu dem, warum ich da war. Ein Ädil, der einen Verstoß gegen die Lex Mercatus nicht unterbindet. Trotz Anzeige. Trotz öffentlicher Protestrede. (Wer sich regelmäßig beim Orator Publicus die neusten News holte. Und das waren bestimmt nicht wenige. Der hatte das sicher auch mitgekriegt. Zu 85-90 Prozent.) Trotz einem ganzen Drittel Amtszeit, wo sowas bei jeder Kontrolle der Märkte ja sofort auffallen müsste. Rechtsbeugung eben.
"Als nächstes versteckt er sich bestimmt hinter seiner Immunität. Will damit den .. "Wind" aus den "Segeln" .. nehmen."
Von wegen, dass er gar keine Strafe gegen sich ausstellen *konnte*. Nicht während er Ädil war. Problem dabei war nur: Wer nicht bestraft werden konnte, den konnte man ja trotzdem ermahnen. Zur Ordnung rufen. An den appellieren, den Verstoß zu beenden. Gabs ja zig Möglichkeiten, wie man nicht einen Verstoß einfach so tolerierte. Und mit dem bewussten Zulassen des Verstoßes dann das geltende Recht beugte. (Das war der Knackpunkt. Nicht irgendwelche Spenden.)
"Notfalls muss ich meine Klage einfach nochmal schriftlich einreichen."
Denn eine schriftliche Begründung war das absolute Minimum. Nicht nur für den Kaiser. (Auch wenn der den Brief bestimmt nicht persönlich geschrieben hatte. Aber die Immunität aufgehoben. Das hatte der Kaiser persönlich. Das konnte ja nur er. Und das kam bestimmt so..o oft auch nicht vor. Bei einem Magistrat des Cursus Honorum. Da war eine Nachfrage bei der Adresse, die das angestoßen hatte, nicht abwegig.) Aber natürlich nicht nur für den Kaiser..
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Um den Kopf für die nächste Sitzung freizubekommen, legte Menecrates Schritt um Schritt in seinem privaten Officium zurück. Zwischendurch aß er Nüsse und Brot, obwohl er wusste, dass in Ruhe eingenommenes Essen zuträglicher wäre. Nicht alle Fälle stellten Herausforderungen dar und gerade die verzwickten forderten ihn, weil er den Anspruch an sich hatte, tadellose Urteile und Entscheidungen zu fällen. Er stand hinter dem gerade gefällten Urteil, abstreifen konnte er die Angelegenheit allerdings nicht so schnell. Dafür brauchte er die Pause und Laufwege durch sein Officium.
Plötzlich klopfte Marco und trat wenig später ein. Er berichtete vom Verhalten des Artoriers und berichtete über dessen letzte Aussagen.
Menecrates überlegte kurz, dann erwiderte er: "Sag dem Artorier, dass er sich keine Gedanken machen muss. Der Kaiser wird nicht bei ihm nachfragen, weil das Schreiben zur Aufhebung der Immunität des Flaviers an meinen Klienten und nicht an ihn gerichtet war. Außerdem ist es viel wahrscheinlicher, dass der Kaiser bei mir anstatt bei Anaxander nachfragt, da er mich regelmäßig in der Curia trifft und ich am besten weiß, wie ich entschieden habe."
Er unterbrach seine Wanderung und blickte zu seinem Leibwächter. "Und Marco, sorg dafür, dass er von den Treppen verschwindet. Was du ausrichten sollst, wird dafür nicht geeignet sein, denn im Grunde macht er sich keine Sorgen, sondern möchte nur nicht aufgeben. Du sollst ihm meine Worte nur deswegen ausrichten, damit sein Argument entkräftet ist."
Ein neuer Termin rückte näher und Menecrates fuhr sich über das Haupthaar. Zeitweilig strengte dieses Amt erheblich mehr an als andere und trotzdem gestand sich der alte Claudier ein, dass es Spaß machte. Er ging zu einem Tisch, auf dem eine Karaffe stand und schenkte sich selbst einen Becher glasklares Quellwasser ein. In seinem Rücken schloss sich die Tür hinter Marco. -
Marco suchte also noch einmal den Mann auf, den er vor Minuten hinausgeleitet hatte.
"Es wäre zu empfehlen, nach Hause zu gehen. Bringt nichts, sich Gedanken zu machen. Der Kaiser trifft den Praetor regelmäßig in der Curia Iulia. Senatoren unterhalten sich lieber mit ihresgleichen und wenn er Fragen hat, wird er die dem Praetor stellen und nicht dir. Bei dir fragt er sowieso nicht nach. Du bist ja nicht der Claudianus. Kauf dir einen Weinkrug und leg dich schlafen, aber nicht hier." -
Zitat
Original von Herius Claudius Menecrates
"In dem Fall, Scato, verzichte ich auf ein offizielles Schreiben an die Aedile. Ich vertraue darauf, dass du sowohl Untersuchung als auch Konsequenz zügig abarbeitest. Ich lasse dich wissen, wenn mir neue Wendungen in dieser Sache zu Ohren kommen, und du informierst mich über den Ausgang deiner Nachforschungen. Als Vertrauensperson möchte ich dir Helvetius Faustus vorstellen, der die Verbindung zwischen uns halten wird."
Menecrates gab Faustus, der jede offizielle und so gut wie jede private Audienz beim Praetor, verfolgte, einen Wink."Scato, das ist mein Privatsekretär und Liktor Helvetius Faustus. Faustus, das ist der amtierende Aedil Flavius Scato."
Menecrates wartete die Begrüßung der Männer ab, dann fuhr er fort. "Da wir jetzt diese Sache abgeschlossen haben, lass uns zu deiner Klage kommen. Faustus, ich bräuchte einmal die Wachstafel dort drüben." Er wies auf eine Ablage, wo eine einzelne Wachstafel neben verschiedenen Stapeln ruhte. "Es geht um einen Miles..."
"Gut." entgegnete Scato knapp und hakte damit dieses leidige Thema vorerst ab. Als ihm letztlich Menecrates Privatsekretär vorgestellt wurde war Scato noch so im Eifer und Redefluss, dass er den Mann tatsächlich aufrichtig wahrnahm. Hätte Menecrates ihm den Mann zu irgendeinem anderen Zeitpunkt vorgestellt, hätte Scato diesen Scriba wohl als wenig mehr als ein sprechendes Möbelstück abgetan, nun jedoch nickte er dem Mann kurz zu...
"Es freut mich deine Bekanntschaft zu machen. Eine interessante Art und ein wohl noch interessanterer erster Eindruck nicht wahr?" fragte Scato rhetorisch, er erwartete keine Antwort doch als Senator und Sohn der Flavier hätte er sich doch eine etwas prunkvollere Szenerie und Situation gewünscht, aber viel Raum nach unten gab es ja hier nicht von daher konnte es für ihn nur besser werden...
"In der Tat, es geht um einen Miles, einen gewissen Nero Germanicus Peticus." antwortete Scato und fuhr fort, obgleich er die Geschehnisse bereits in seiner Klageschrift dargestellt hatte "Bei einem Einsatz der Urbaner in einem Steinbruch in Italia machte er sich diverser in der Klageschrift aufgelisteter Verbrechen schuldig. Dieser Verbrechen wegen ist er meinen Nachforschungen zufolge auch schon militärgerichtlich belangt worden. Die beiden Bürger welche ich als Advocatus vertrete bestehen jedoch noch auf eine zivile Klage, verständlich, erhielten sie doch für die an ihnen und ihrem Eigentum begangenen Verbrechen keine Kompensation und Wiederherstellung ihrer Ehre." -
Eine ganz famose Idee! Einfach schriftlich nochmal Klage einzureichen. (Hatte mir der Prätor ja sogar selbst angeboten!)
"Und wenn seine Entscheidung so wasserdicht und haltbar ist."
Dann wars ja auch kein Problem. Mir das auch schriftlich nochmal zu geben. Mit Siegel und seinem Namen drunter. Ein entschlossenes Nicken. Also nahm ich eine leere Wachstafel und einen Stilus. Ein Hoch auf gute Vorbereitung. Und dann fing ich an zu schreiben .... bis ich irgendwann später unterbrochen wurde.
"Moment bitte."
Ich war gerade mitten im Satz. Kurzes Überlegen. Dann noch ein paar Worte. Und das wars. Erstmal. Hoffentlich. Hörte ich mir also an, was man von mir wollte.
"Naja genau. Ich bin nicht der Claudianer. Aber was glaubst du? Was würde der antworten? Dass seine Klage abgewiesen wurde? Ohne dass er einen Grund dafür erfahren hat? Oder eher, dass er nicht mehr der Kopf der Klage ist? Und man sich lieber an mich deswegen wenden soll?"
Sprachs ohne Gram. Mehr wie ganz selbstverständlich. Hier draußen. Die Abkühlung. Ich hatte mir überlegt. Der Claudianer konnte ein "Spion" von "oben" gewesen sein. (Aber wieso dann die Aufhebung der Immunität, die er erreicht hatte?) Oder ein echter Kämpfer meiner Seite. (Aber wieso dann das Komplettversagen hier beim Prätor?) Oder er war nur ein armer Tropf zwischen den Stühlen. Ich ging ihn später noch besuchen.
"Wie auch immer. Ich hab mir überlegt, einfach auf das Angebot vom Prätor zurückzukommen. Und meine Klage einfach schriftlich einzureichen. Wenn ich anders nicht an eine schriftliche Begründung seiner Entscheidung komm."
Kurz noch unterschrieben. Dann gab ich dem Muskelmann die Tafel.
M. Artorius Rufinus Claudio Praetori Urbano s.d.Hiermit erstatte ich, Marcus Artorius Rufinus, Bürger der Stadt Rom, gemäß Codex Iuridicialis §24 Anzeige gegen
Caius Flavius Scato.
Mein Vorwurf bezieht sich darauf, dass C. Flavius Scato als Ädil für die Einhaltung der Lex Mercatus verantwortlich ist (Cod Univ §53). Am letzten Tag im Monat Mai hat er sein Amt angetreten. Zu dem Zeitpunkt lag schon eine Anzeige vor. Vom Freigelassenen Gaius Axianus Naso. Gegen den Bürger Caius Flavius Scato. Wegen überzogener Spendendauer (Verstoß gegen Lex Mercatus §5).
Zahlreiche Tage später redete der Orator Publicus auf dem Forum Romanum über den Bürger C. Flavius Scato. Direkt im Anschluss auch der Freigelassene Quintus Claudianus Anaxander. Beide öffentlich. Für jeden, der sich auf dem Forum über die neusten News informiert. Auch die Anzeige gegen C. Flavius Scato wegen überzogener Spendendauer war dabei deutlich Thema. Und dass nichts dagegen unternommen wurde.
Anfang Juli war ein Drittel des Amtsjahres rum. Ein Drittel der Zeit, wo der Ädil C. Flavius Scato die Einhaltung der Lex Mercatus kontrolliert. Und wo man davon ausgehen muss, dass er inzwischen auch von diesem Verstoß gegen die Lex Mercatus weiß. Durch die Anzeige. Oder durch das Wort in der Öffentichkeit. Oder durch seine Kontrollen, dass die Lex Mercatus eingehalten wird.
Aber die schon am Anfang vom Amtsjahr überzogene Spendendauer wurde immernoch und immer weiter überzogen. Nichts wurde getan, um diese Spenden zu beenden. Nichts um gegen diesen Verstoß gegen die Lex Mercatus vorzugehen. Stattdessen. Wurde der Verstoß also toleriert. Zum Vorteil vom Spender C. Flavius Scato. Der damit über illegal lange Zeit sich vor dem Volk als Wohltäter präsentieren konnte.
Eine Rechtsbeugung vom Ädil C. Flavius Scato. Strafbar nach Codex Iuridicialis §112. (Der Kaiser hat die Immunität schon aufgehoben.)
Ich bitte um eine Prüfung des Sachverhalts und um eine Aufnahme des Verfahrens. Und um eine schriftliche Begründung, falls meine Klage abgewiesen wird.
Marcus Artorius Rufinus
DOMUS ARTORIA - ESQUILINUS MONS - ROM
"Und siehs mal so. Ich kann jetzt auch von den unzufriedenen Leuten abgesägt werden. Die auch meinen Vorgänger abgesägt haben. Den Claudianus. Als der hier gescheitert ist. Und dann kommt in drei Tagen der nächste hier an. Oder ich kann mich mit einer wasserfesten Begründung vom Prätor hinstellen. Dann bleibt mein Kopf auf meinen Schultern. Und die Leute zeigen vielleicht Einsicht."
Hing natürlich von der Begründung ab. Aber eine wasserdichte Begründung schreiben versus alle drei Tage das gleiche Gespräch führen? Klar, was ich wählen würde.
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Zitat
Original von Marcus Artorius Rufinus
"Wie auch immer. Ich hab mir überlegt, einfach auf das Angebot vom Prätor zurückzukommen. Und meine Klage einfach schriftlich einzureichen. Wenn ich anders nicht an eine schriftliche Begründung seiner Entscheidung komm."Kurz noch unterschrieben. Dann gab ich dem Muskelmann die Tafel.
Marco schüttelte den Kopf, während seine flache Hand auf die Stirn schlug.
"Ich glaub, du hast was an den Ohren. Lass dir mal von einem Medicus die Gehörgänge prüfen. Meine Ohren funktionieren noch gut, deswegen habe ich auch verstanden, dass du drei Möglichkeiten zur Wahl hattest und auf die erste eingegangen bist: Mündliche Kommunikation auf höflicher Basis und zwar heute, nicht morgen."
Fast reizte der Römer Marco zum Lachen. Vermutlich besaß er selbst mehr Hirn als der mit dem Bürgerrecht.
"Jetzt mach keinen Ärger und geh. Ich muss sonst die Urbaner rufen. Und dein Täfelchen kannste mitnehmen. Ist nicht mein Auftrag." Er verschränkte die Arme demonstrativ und wartete, dass der Bürger ging. Lange jedoch würde er nicht warten. -
Schon sehr auffäliig. Wie verkrampft alle Mitarbeiter vom Prätor das versuchten. Dass der Prätor bloß nicht schriftlich zu Protokoll geben musste, warum genau er meine Klage abwies. Fast so, als ob sie auch alle gemerkt hatten, dass seine mündliche Begründung nichts mit meiner Klage zu tun gehabt hatte.
"Stimmt. Ist dein gutes Recht."
Konnte ihn keiner zu zwingen. Den Boten für mich zu spielen.
"Dann warte ich hier. Bis der Prätor wieder einen kurzen Moment hat. Und dann übergeb ich ihm meine schriftliche Klage eben selbst."
Die Urbaner rufen. Stand ich hier irgendwem im Weg? Wars nicht mehr erlaubt, sich als freier Bürger im Schatten der Basilica hinzusetzen? Auszuruhen? Zu warten? Je größer die Angst umso größer die Drohung. Und die Angst schien groß zu sein. Dass der Prätor vielleicht doch noch ein schriftliches Statement abgeben musste. (Oder sich plötzlich doch für eine Klage entschied. Weil dann ein neutrales Gericht das Urteil über Schuld und Unschuld fällte. Und nicht mehr er das rechtfertigen musste.)
"Oder ists irgendwo verboten? Dass man eine abgewiesene Klage .. in verbesserter Form .. noch ein zweites Mal enreicht?"
War ja nicht so, dass ich *eine* Klageschrift hatte. Und die dann 1:1 immer wieder, wieder, wieder einreichte. War ja nur so, dass ich einmal mündlich geklagt hatte. Emotional. Ein bisschen auch aufgewühlt vielleicht. Und jetzt hier draußen abgekühlt war. Ruhiger. Gelassener. Und so dann eine schriftliche Klage geschrieben hatte. Ganz ruhig. Ganz gelassen. Eben in verbesserter Form.
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Zitat
Original von Caius Flavius Scato
"Gut." entgegnete Scato knapp und hakte damit dieses leidige Thema vorerst ab. Als ihm letztlich Menecrates Privatsekretär vorgestellt wurde war Scato noch so im Eifer und Redefluss, dass er den Mann tatsächlich aufrichtig wahrnahm. Hätte Menecrates ihm den Mann zu irgendeinem anderen Zeitpunkt vorgestellt, hätte Scato diesen Scriba wohl als wenig mehr als ein sprechendes Möbelstück abgetan, nun jedoch nickte er dem Mann kurz zu...
"Es freut mich deine Bekanntschaft zu machen. Eine interessante Art und ein wohl noch interessanterer erster Eindruck nicht wahr?" fragte Scato rhetorisch, er erwartete keine Antwort doch als Senator und Sohn der Flavier hätte er sich doch eine etwas prunkvollere Szenerie und Situation gewünscht, aber viel Raum nach unten gab es ja hier nicht von daher konnte es für ihn nur besser werden...
"In der Tat, es geht um einen Miles, einen gewissen Nero Germanicus Peticus." antwortete Scato und fuhr fort, obgleich er die Geschehnisse bereits in seiner Klageschrift dargestellt hatte "Bei einem Einsatz der Urbaner in einem Steinbruch in Italia machte er sich diverser in der Klageschrift aufgelisteter Verbrechen schuldig. Dieser Verbrechen wegen ist er meinen Nachforschungen zufolge auch schon militärgerichtlich belangt worden. Die beiden Bürger welche ich als Advocatus vertrete bestehen jedoch noch auf eine zivile Klage, verständlich, erhielten sie doch für die an ihnen und ihrem Eigentum begangenen Verbrechen keine Kompensation und Wiederherstellung ihrer Ehre."
Eine interessante Art? Menecrates ließ sich Scatos Ausspruch mehrmals durch den Kopf gegen, verstand ihn aber trotzdem nicht. Da sich der Spruch aber nicht an ihn sondern an Faustus richtete, schloss er mit dem Grübeln ab und konzentrierte sich auf das neue Thema.
"Es ist also so, dass der Vorgang bereits strafrechtlich verfolgt wurde und hierin auch einen Abschluss gefunden hat. Deine Mandanten klagen nun auf Schadenersatz - im weitesten Sinne." Menecrates rückversicherte sich durch einen Blick, dass kein Missverständnis vorlag.
"Damit wir den Tatbestand nicht von vorne aufrollen müssen, wäre es hilfreich, die Akten des Militärgerichts zu ordern", sagte Menecrates, mehr zu sich selbst als zu Scato. Er wollte sich in den Vorgang einlesen, bevor er eine Anhörung ansetzte.
"Ist die Klägerseite grundsätzlich an einer einvernehmlichen und so gesehen außergerichtlichen Einigung interessiert? Ich frage deswegen, weil ich im positiven Falle eine Erstanhörung ansetzen werde. Falls deine Mandanten jedoch nicht bereit sind, eine einvernehmliche Lösung zu finden, was Kompromissbereitschaft erfordert, oder wenn sie auf einer öffentlichen Verhandlung bestehen, kann ich mir diesen Schritt sparen."
Wieder schaute Menecrates abwartend, bevor er weitersprach.
"Zu den Vorwürfen kann ich aktuell nicht sagen, ob jeder von ihnen eine Berechtigung hat oder am Ende noch weitere fehlen. Ich kenne den Vorgang bzw. die gerichtlich anerkannten Strafdetails noch nicht. Sollte eine Erstanhörung für deine Mandanten in Frage kommen, ginge diese auf alle Fälle zeitnäher anzusetzen als eine Gerichtsverhandlung."
Er schaute an die Wand, wo vergebene Termine für die kommenden Tage säuberlich gelistet standen. Die Termine ließen keine Rückschlüsse auf involvierte Personen oder Sachverhalte zu, sondern stellten nur Markierungen dar, in denen der Praetor keine öffentliche Sprechstunde abhielt.
"ANTE DIEM XI KAL AUG DCCCLXVII A.U.C. (22.7.2017/114 n.Chr.) zur dritten Stunde fände sich ein Platz im straffen Zeitplan." -
Ob seine Kläger an einer einvernehmlichen Lösung interessiert waren? Kurz ließ sich Scato nochmal das Gespräch bei der Salutatio durch den Kopf gehen. Nein, konnte er wohl nicht behaupten, die beiden Herren wirkten keineswegs so als ob sie sich außergerichtlich einigen wöllten.
"Nun Menecrates, ich fürchte die beiden Herren sind in dieser Sache nicht nur auf ihr Vermögen sondern auch auf Genugtuun bedacht. Ich fürchte ein Prozess wird nicht zu vermeiden sein. Ob der vorherigen Verurteilung und der erdrückenden Indizienlage sollte sich ein möglicher Prozess jedoch als recht kurz erweisen. Es sei denn es käme zu überraschenden Wendungen von denen nicht auszugehen ist." erklärte Scato sachlich und fuhr fort "Darum denke ich, dass eine Erstanhörung nötig ist. Die von mir dargelegten Anklagepunkte und Verstöße sind die, die von den Klägern erhoben wurden. Ich denke also nicht, dass weitere hinzukommen werden. Da die Gemütslage jedoch recht erhitzt schien kann natürlich der ein oder andere Anklagepunkt auch bestandslos sein. Doch das müssten wir wohl mit allen Verhandlungsparteien erörtern." -
Menecrates' Blick ruhte eine Weile auf Scatos Gesicht. Wie es schien, hatte er sich nicht verständlich genug ausgedrückt oder er selbst missverstand den Flavier. Er glaubte, gehört zu haben, dass ein Prozess nicht vermieden werden kann. Gleichzeitig äußerte Scato, eine Erstanhörung würde nötig sein.
"Scato, eine Erstanhörung und ein Prozess schließen sich mehr oder weniger gegenseitig aus. Es sei denn, der gute Wille bei der Erstanhörung reicht nicht zu einer gütigen Einigung. Dann wäre ein Prozess die zwangsläufige Folge. Wenn ich sage, außergerichtliche Einigung, meine ich damit einen gütlichen Ausgleich zwischen Täter und Opfer, der zwar hier in der Basilica stattfindet, aber nicht durch ein Gericht herbeigeführt wird. Die Parteien handeln selbstständig bzw. mittels Moderation den Schadenersatz aus. Bei deinen Mandanten klingt es nicht danach, dass dies möglich ist, also überspringe ich die Erstanhörung und setze sogleich eine Verhandlung an.
Konntest du mir folgen?" Menecrates glaubte, die zweite Version verwirrender als die erste ausgedrückt zu haben, war sich aber nicht sicher.
"Die Erstanhörung ist zwar eine Verhandlung, aber gleichzeitig eine gütliche Einigung - hoffentlich - während bei einem Prozess der Iudex Prior entscheidet ungeachtet dessen, was den Parteien vorschweben würde."
War das jetzt einfacher erklärt? Menecrates glaubte es nicht und schwieg. Er wartete, welche Rückmeldung der Flavier geben würde. -
Nachdem ich den Aedil Flavius Scato begrüßt hatte und nun endlich wusste um wen es ging, der da angeblich so etwas verwerfliches getan hatte, wie aus seiner Tasche bezahlte Nahrungsmittelspenden an das Volk zu verteilen, reichte ich dem Prätor die gewünschte Wachstafel. Ansonsten hielt ich mich ruhig im Hintergrund auf und verfolgte interessiert das Gespräch.
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Keine Antwort war auch ne Antwort. Oder anders gesagt: Schien als wurden doch keine Urbaner gerufen. Weil es schiens doch nicht verboten war. Hier zu sitzen und zu warten. Und gegen eine neu eingereichte Klage hatte der Muskelmann vom Prätor schiens auch nichts zu sagen. Mir wars nur recht.
Ich wendete mich also wieder ab. Wartete weiter. Schlug die Zeit tot. Den Prätor sah ich heute schiens nicht mehr. Aber der Vorteil einer schriftlichen Klage: Ich konnte sie ja auch einfach wie einen Brief abgeben. Hatten andere vor mir ja auch schon so gemacht. Vielleicht unter anderen Prätoren. Aber wenns früher ging. Und wenns heute nicht ausdrücklich verboten war. Dann nannte ichs: Gewohnheitsrecht.
Ad:
Praetor Urbanus
Basilica UlpiaM. Artorius Rufinus Claudio Praetori Urbano s.d.
Hiermit erstatte ich, Marcus Artorius Rufinus, Bürger der Stadt Rom, gemäß Codex Iuridicialis §24 Anzeige gegen
Caius Flavius Scato.
Mein Vorwurf bezieht sich darauf, dass C. Flavius Scato als Ädil für die Einhaltung der Lex Mercatus verantwortlich ist (Cod Univ §53). Am letzten Tag im Monat Mai hat er sein Amt angetreten. Zu dem Zeitpunkt lag schon eine Anzeige vor. Vom Freigelassenen Gaius Axianus Naso. Gegen den Bürger Caius Flavius Scato. Wegen überzogener Spendendauer (Verstoß gegen Lex Mercatus §5).
Zahlreiche Tage später redete der Orator Publicus auf dem Forum Romanum über den Bürger C. Flavius Scato. Direkt im Anschluss auch der Freigelassene Quintus Claudianus Anaxander. Beide öffentlich. Für jeden, der sich auf dem Forum über die neusten News informiert. Auch die Anzeige gegen C. Flavius Scato wegen überzogener Spendendauer war dabei deutlich Thema. Und dass nichts dagegen unternommen wurde.
Anfang Juli war ein Drittel des Amtsjahres rum. Ein Drittel der Zeit, wo der Ädil C. Flavius Scato die Einhaltung der Lex Mercatus kontrolliert. Und wo man davon ausgehen muss, dass er inzwischen auch von diesem Verstoß gegen die Lex Mercatus weiß. Durch die Anzeige. Oder durch das Wort in der Öffentichkeit. Oder durch seine Kontrollen, dass die Lex Mercatus eingehalten wird.
Aber die schon am Anfang vom Amtsjahr überzogene Spendendauer wurde immernoch und immer weiter überzogen. Nichts wurde getan, um diese Spenden zu beenden. Nichts um gegen diesen Verstoß gegen die Lex Mercatus vorzugehen. Stattdessen. Wurde der Verstoß also toleriert. Zum Vorteil vom Spender C. Flavius Scato. Der damit über illegal lange Zeit sich vor dem Volk als Wohltäter präsentieren konnte.
Eine Rechtsbeugung vom Ädil C. Flavius Scato. Strafbar nach Codex Iuridicialis §112. (Der Kaiser hat die Immunität schon aufgehoben.)
Ich bitte um eine Prüfung des Sachverhalts und um eine Aufnahme des Verfahrens. Und um eine schriftliche Begründung, falls meine Klage abgewiesen wird.
Marcus Artorius Rufinus
DOMUS ARTORIA - ESQUILINUS MONS - ROM
Sim-Off: 500 Sz gemäß Cod Iur §24.1 an Staatskasse II entrichtet.
Als ich die schriftliche Anzeige abgegeben hatte, verabschiedete ich mich. Von zwei Freunden, die ich beim Warten zufällig getroffen hatte. Und die ich dann zum Abgeben meiner Anzeige mitgenommne hatte. Zeugen waren ja nie verkehrt. Nicht dass meine Anzeige auf dem Weg zum Prätor noch spurlos verschwand. Und es dann hieß, die schriftliche Anzeige hätte es nie gegeben....Und dann machte ich mich auf zur Wohnung vom Claudianus.
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Zitat
Original von Marcus Artorius Rufinus
"Oder ists irgendwo verboten? Dass man eine abgewiesene Klage .. in verbesserter Form .. noch ein zweites Mal enreicht?"
"Soweit meine Ohren taugen, hast du deine Klage bereits dreimal in mündlicher Version vorgetragen. Diese wäre dann die vierte 'verbesserte' Form und ich glaube kaum, dass irgendein Praetor für solche Spielereien Zeit hat." Eigentlich wollte er nicht mehr reden, denn sein Auftrag lautete nur, eine Nachricht zu überbringen und dafür zu sorgen, dass der Mann verschwand, aber die Verbohrtheit des Mannes reizte ihn. Ab sofort konzentrierte er sich nur noch auf den letzten Teil seines Auftrages.Und natüüürlich versuchte der Artorier nochmals einen Winkel zu schlagen. Als ob Marco das nicht geahnt hätte, oder was glaubte und hielt dieser Mann von ihm? Hatte der tatsächlich angenommen, er käme auch nur eine Handbreit an Marco vorbei? Er lachte verhalten, als er ihm immer wieder den Weg zur Basilica verstellte.
Wo auch immer der Mann seine Tafel abgelegt hatte, ganz sicher landete sie nicht in den Händen eines Bediensteten des Gerichtes und auch in keinem Briefkasten. Schließlich stand Marcos Ruf auf dem Spiel.
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