Sella Curulis des Praetor Urbanus

  • Er wartete geduldig, weil die gestellte Frage offenbar erst durchdacht werden sollte, was Menecrates begrüßte. Eine unüberlegte spontane Antwort hätte ihm nichts genützt. Er betrachtete den Senator, während dieser grübelte, um vielleicht am Gesichtsausdruck auf die Tendenz zu schließen.

  • Caius trat vor den Praetor in einer erbrechtlichen Angelegenheit er ließ sich von seinem Sklaven Polydorus anmelden und als er vorgelassen wurde, richtete er das Wort an den Praetor:


    "Verehrter Praetor, ich stehe heute vor dir mit der Bitte um Rat in einer erbrechtlichen Angelegenheit. Es geht um das Testament des Senators Lucius Flavius Furianus. Ich habe dir eine Abschrift mitgebracht."


    Er gab Polydorus einen Wink, der vortrat und einem der Amtshelfer des Praetors die Abschrift überreichte.


    "Ich möchte mich versichern, dass meine Rechtsansicht in dieser Angelegenheit korrekt ist. Folgendes Problem stellt sich mir: Das Testament benennt allerlei Begünstigte. Von diesen ist allein der Senator Manius Flavius Gracchus heute noch unter den Lebenden. Dazu kommt der Umstand, dass allein eine Handvoll Sesterzen, ein Betrieb und ein Schiff aus der Erbmasse übrig geblieben sind."


    Er gab dem Praetor einen Moment Zeit, um diese Informationen zu verarbeiten, bevor er fortfuhr:


    "Ich bin der Meinung, dass Senator Flavius Gracchus nunmehr alleiniger testamentarischer Erbe des verbliebenen Nachlasses ist. Die Verringerung der Erbmasse dürfte dem keinen Abbruch tun. Eine Unwirksamkeit des Testaments kann ich nicht erkennen. Insbesondere dürfte es nicht schädlich sein, dass so viele einzelne Begünstigte mit festgelegten Summen statt Erbbruchteilen bedacht wurden, auch wenn dies nicht unbedingt üblich ist. Jedenfalls aber würde dies nicht zur Unwirksamkeit führen, sondern bloß zur Unwirksamkeit einzelner Passagen. Die gesetzliche Erbfolge tritt demzufolge nicht ein."


    "Zusammenfassend also nochmal meine Sicht: Das Testament ist wirksam. Senator Flavius Gracchus ist eingesetzer Erbe und aufgrund Versterbens aller anderer Erben Alleinerbe geworden. Er erhält somit Geld, Waren, Betrieb und Schiff. Stimmst du mir in dieser Betrachtung des Falles zu?"

  • Nach seiner Vereidigung als Praetor ließ Sextus sich auch nicht lange bitten, die Basilica Ulpia zu vereinnahmen. Oder zumindest seine Sella Curulis. Mit einer kleinen Prozession von Schreibern, Sklaven und Helfern betrat er also das altehrwürdige Gemäuer und begab sich in gediegenem Schritt durch die Säulenhalle. Ein öffentliches Amt bestand zur Hälfte daraus, effizient zu arbeiten und etwas vorweisen zu können. Die andere Hälfte wiederum bestand hauptsächlich darin, von den Leuten als Amtsträger wahrgenommen zu werden.


    Und so hatte er auch die Halle kaum betreten, als auch schon die ersten Menschen in seine Richtung drängten, alle mit gewichtig aussehenden Schriftrollen bewaffnet, die sie ihm entgegenzustrecken versuchten. Versuchten deshalb, weil sein neues Amt noch eine weitere Annehmlichkeit mit sich brachte: Liktoren. Recht grobschlächtig aussehende Kerle, zehn Stück an der Zahl, ausgestattet mit den hohen Rutenbündeln, die sie als Liktoren erkennbar machten und ebenso für alle umstehenden klarmachten, dass hier ein hoher Magistrat unterwegs war. Und deren einzige Aufgabe bestand darin, Sextus vor allen Unannehmlichkeiten zu beschützen. So auch Menschen mit wichtig aussehenden Schriftstücken, denen sie gekonnt den Weg abschnitten und sie zurückhielten.
    Sextus nickte huldvoll an den Liktoren vorbei und den Menschen zu, konnte aber in dem vielen Durcheinander von Stimmen nicht wirklich etwas verstehen. Beständig schritt er dabei weiter vorwärts, bis er schließlich an seiner Sella Curulis angelangt war, diese mit einigen Helfern betrat und die Türen hinter ihm geschlossen wurden.


    Jetzt war erst einmal so etwas wie Ruhe. Drinnen warteten auch schon eine ganze Horde Menschen auf ihn. Diese aber leise und soweit er sehen konnte, ohne gewichtig aussehende Schriftstücke in ihren Händen. Gerichtsdiener.
    “Die meisten hier Anwesenden kennen mich. Ich bin Sextus Aurelius Lupus. Für die nächste Amtszeit bin ich gewählter Praetor Urbanus. Ich bin ein Freund von Effizienz und Klarheit, nicht von Schmeicheleien. Wenn ihr dies im Hinterkopf bewahrt, werden wir gut miteinander auskommen.“
    Natürlich hätte Sextus auch noch ausschweifend weiter schwadronieren können über die zukünftige Arbeit und was er erwartete. Nur würde das seine eben gesagten Worte Lügen strafen, und außerdem bekamen die Gerichtsdiener jedes Jahr wieder eine volltönende Ansprache zu hören. Da waren sicherlich alle Beteiligten froh, einmal nicht stundenlang herumstehen zu müssen und sich zu fragen, wann man wieder etwas sinnvolles tun konnte.


    In diesem Sinne nahm also Sextus offiziell auf dem kurulischen Stuhl Platz und blickte in etwas verwirrte Gesichter. “Ich wünsche, dass eine Liste mit den offiziellen Gerichtstagen ausgehangen wird, damit die Leute informiert sind, an welchen Tagen sie Klagen einreichen können.
    Als nächstes hätte ich gerne eine Aufstellung der noch offenen Verfahren und Klagen und der sonstigen Dinge, die mein Vorgänger mir freundlicherweise überlassen hat.
    Danach können sich die bisher dafür Verantwortlichen gerne um die Bittsteller draußen kümmern und ihre Anliegen nach Dringlichkeit sortiert dann vorbringen.“


    Einen Moment lang rührte sich keiner, dann kehrte hektische Betriebsamkeit ein und jeder begab sich schnellstmöglich auf seinen Platz, um seine Aufgaben fortzuführen.

  • Vom Kapitol her kommend, betrat Caesoninus die Basilica Ulpia und wartete, bis der Praetor Zeit für ihn hatte. Wie aufregend, das war das erste Mal, dass er im Zuge eines Kriminalfalls als Tresvir Capitales vor den Praetor trat!
    Als es an der Zeit war zu sprechen, meldete er:
    "Ich wurde darauf aufmerksam gemacht, dass unbekannte Täter den Tempel des vergöttlichten Claudius geschändet haben. Am Portal ist eine große, rote Schmiererei zu lesen, die die Götter beleidigt. Ich habe den Tempel vorerst absperren und die Schrift verdecken lassen und erwarte nun weitere Anweisungen.
    Wie soll ich weiter vorgehen?
    "

  • Der Praetor verzog das Gesicht angesichts der Meldung. Ob es an der gemeldeten Tat lag oder daran, dass er sich nun mit ihr befassen musste, war nicht offensichtlich. "Ein Frevel, so etwas! Gut, dass du es hast abdecken lassen. Was wurde denn dort geschrieben? Wann wurde die Tat bemerkt? Wann wurde der Tempel zuletzt unversehrt gesehen?"

  • Ich befand mich heute morgen auf meinem Posten im Carcer Tullianus, als mich ein Mann aufsuchte und mich von der frevelnden Tat unterrichtete. Wir stiegen sofort empor zum Kapitol. Auf der Tür ist zu lesen „Nieder mit den falschen Götzen! Nur der HERR kann euch beschützen wenn der Sturm kommt!“. Der Aedituus vor Ort wusste noch gar nichts davon, also muss die Tat erst letzte Nacht geschehen sein“, meldete Caesoninus. Dass inzwischen die Praetorianer am Tatort aufgetaucht waren und alles auseinandernahmen, wusste er ja nicht, ansonsten hätte er auch das dem Praetor vermeldet.

  • Der Praetor zuckte mit den Mundwinkeln. "Klingt nach Christen. Ich meine, die sprechen von ihrem Gott als Herr. Notiere den genauen Wortlaut und lasse die Tür dann zeitnah reinigen. Oder was auch immer der Aedituus für angemssen hält. Der Zeitpunkt der Tat sollte nach Möglichkeit weiter eingegrenzt werden. Hast du Männer, die nachts ein Auge auf diesen oder andere Tempel werfen können?" Der Praetor schien ein gewisses Interesse an der Aufklärung der Tat zu haben, aber andererseits die Anordnung von Maßnahmen nicht gänzlich für seine Zuständigkeit zu halten.

  • Innerlich schüttelte Caesoninus den Kopf. Christen also. Welch Hass und welche Verachtung musste in ihren Herzen wohnen, damit sie sich erdreisteten die Heiligtümer anderer zu schänden und den Leuten ihre Ansichten aufzwingen zu wollen? Oder sie gar mit ihrem Glauben zu bedrohen? Es musste auf jeden Fall etwas getan werden.


    Der Praetor wollte nun von Caesoninus, dass er die Tür reinigen und den Tempel bewachen lassen sollte. Maßnahmen, die man wohl sowieso von selbst tun würde. Aber darüber hinaus kamen keine weiteren Anweisungen fürs Erste, was ihn doch etwas verwunderte. Sollte sich denn niemand um die Aufklärung kümmern? Bzw. er als Vigintivir selbst?
    "Ich werde es wie befohlen erledigen. Gibt es darüber hinaus weitere Befehle oder Anweisungen für mich?"

  • Der Praetor hatte den Eindruck, dass der Vigintivir mit der Menge an Anweisungen nicht zufrieden war. "Nein, vorerst nicht", bekräftigte er daher. "Es steht dir natürlich frei, weitere Ermittlungen anzustellen, sofern deine übrigen Amtsgeschäfte nicht darunter leiden, aber ich kann es nicht anordnen. Sowohl dein Aufgabenbereich als Vigintivir als auch mein Aufgabenbereich als Praetor ist ein anderer, als das Anstellen von Ermittlungen und das Verfolgen von Spuren, zumindest bei der aktuellen Sachlage", rief er in Erinnerung. "Es gibt genug Alternativen. Der Aedituus des Tempel könnte hier tätig werden, zweifellos würde ihn die Priesterschaft dabei unterstützen, vielleicht sogar der Flamen Divorum, in dessen Domäne der Tempel letztlich fällt. Sein Einfluss wäre zweifellos auch groß genug, um den Praefectus Urbi zum Eintritt in die Ermittlungen zu bewegen, wenn dieser die Sicherheit der Stadt durch solche Taten gefährdet sieht, was zumindest in meinen Augen durchaus eine schlüssige Argumentation wäre. Das Claudische Haus wird meiner Erwartung nach wohl auch in die Verfolgung der Tat investieren und mit der richtigen Argumentation kann man aus der Tat gegen den Tempel eines vergöttlichten Kaisers auch einen Hochverrat erkennen, welcher das Interesse der Prätorianer weckt." Der Tonfall des Praetors ließ weiterhin erkennen, dass er ein gewisses Interesse an der weiteren Verfolgung der Tat hatte. Gleichzeitig schien er aber auch sicher zu sein, dass auch ohne sein persönliches Zutun die dazu notwendigen Schritte vorgenommen wurden. "Hilft dir das weiter?" erkundigte er sich dann bei dem Vigintivir.

  • Gewünschte Adoption von Iullus Iunianus Fango durch Sisenna Seius Stilo

    << RE: ~ Hortus ~ | Der nervige kleine Bruder


    Die sella curulis war ein Symbol für die Ausübung rechtmäßiger politischer Macht, ein Zeichen der Rechtsprechung. Auf diesem Stuhl durften nur die höchsten Magistrate und Würdenträger sitzen. Ihren Ursprung hatte sie im Stuhl der alten etruskischen Könige, die von ihrem Wagen herab auf ihr sitzend Recht sprachen. Nun stand Stilo bei der Tür zur sella curulis mit einem Anliegen, das ihm persönlich viel bedeutete. Wobei er nicht einmal sicher war, dass er nicht doch woanders hingeschickt werden würde, er kannte sich nicht gut aus mit solchen Dingen.


    Sein Gesicht war glattrasiert, die Brauen gezupft, das schwarze Haar sorgfältig geölt und gekämmt. Er war zu diesem Anlass eine der weniger auffälligen Gewandungen seines Bruders gehüllt, die er sich für den heutigen feierlichen Zweck ausgeborgt hatte: eine moosgrüne Toga picta mit Blättermuster, darunter trug er eine schwarze Tunika. Er hatte sie nicht nur wegen der für Ravillas Verhältnisse erträglichen Farbwahl ausgesucht, sondern auch, weil dies eine der wenigen Togen seines Bruders war, die nicht nach Früchten und Blumen duftete, sondern einen harzigen, männlichen Duft verströmte. Vermutlich stimmte Anaxis Farbe und Duft für seinen Herrn aufeinander ab. Seine eigene Toga hatte Stilo nicht bis nach Rom geschleppt.


    Er vergewisserte sich, dass Fango bei ihm war und nicht in einem Gang der Basilica Ulpia verloren gegangen war, wartete, bis dieser bei ihm stand und schaute, ob man eintreten durfte oder ob man vorher von irgendeinem Scriba abgefertigt wurde.

  • In der Tat regelte ein Scriba den Zutritt zum Praetor Urbanus. Die beiden Herren, welche sich nun näherten wurden daher von ihm angesprochen:


    Die Herren wünschen vor den Praetor Urbanus zu treten? Welches Begehr führt euch denn hierhin?


    Es war wichtig, dass nur die Leute auch vor den Praetor traten, welche ein Anliegen hatten, das auch vor dem Praetor verhandelt werden musste. Sonst kam dieser zu keinen wichtigen Dingen, weil er von unwichtigen Dingen überflutet wurde.


    Sim-Off:

    Adoption (Römisches Reich) – Wikipedia - Das ist eine gute Infoseite, leider bloss bis in die Zeit des Augustus und nicht darüber hinaus.

    Sim-Off:

    III - Veränderungen - Imperium Romanum (imperium-romanum.info) - Gemäss Spielregeln des IR ist der Praetor schon richtig.

  • Natürlich war Fango nicht verloren gegangen. Stilo stach unter den feinen Herren in ihren weißen Gewändern heraus wie ein Pfau in einem Hühnerstall. Würde er Stilo aus den Augen verloren haben, so würde jeder ihm den Weg zu ihm gewiesen haben können, an dem Stilo vorbeigekommen wäre. Der Mann war der einzige in Toga Picta, schien sich aber daran nicht zu stören. Aus Solidarität hatte Fango ebenfalls eine Toga von Onkel Ravilla angelegt - eine in frühlingshaftem Flieder mit passendem Duft. Sonst wäre Fango schreiend davongelaufen, hätte ihn jemand in eine dermaßen bunte Aufmachung zwängen wollen, doch da sie zu zweit unmöglich aussahen und der Anlass ein so guter war, freute er sich über die Gute-Laune-Kleidung.


    "Mein Onkel möchte mich adoptieren", vertraute Fango dem Scriba an, während er an dem fliederfarbenen Stoff an seiner Schulter zupfte, und grinste breit.

  • Sim-Off:

    Danke für die Bemerkungen zur Kleidung. Der Narrator dachte sich seine Zeilen dazu. :D Die Toga picta kommt zwar bis ins 5. Jahrhundert immer mehr in Mode, doch zu Beginn des 2. Jhr. ist sie noch immer grösstenteils für speziell ausgezeichnete Personen reserviert, wie Triumphatoren oder so. Ausserdem war sie sicher im 2. Jhr. noch rot oder purpur und nicht in allen möglichen und unmöglichen Farben mit Muster. :lehrer:


    Der Scriba musterte die beiden Herren mit einem Blick, der für geübte Leser der Mimik zwischen Grauen und komplettem Unverständnis zu verorten war. Für ungeübte Leser der Mimik jedoch war er kaum zu beschreiben. Solche Personen würden vermutlich bloss bemerken, dass sie eingehend gemustert wurden. Das Tragen einer Toga picta legte zwar nahe, dass es sich hier um besonders herausragende und mit höchsten Auszeichnungen versehene Persönlichkeiten der römischen Gesellschaft handelte, doch zumindest das Alter des Jüngeren hätte dazu führen müssen, dass der doch schon ältere Scriba diesen Mann hätte kennen müssen. Demnach ging er davon aus, dass es sich hier eher um 2 Personen handelte, welche einen in Rom noch nicht mehrheitsfähigen Modegeschmack hatten und dies durfte auf seine Tätigkeit natürlich keinen Einfluss haben.


    Eine Adoption, das ist in der Tat der richtige Ort dafür.


    Ein kurzer Blick zeigte, dass der Praetor soeben frei geworden war und da kein anderer Fall anstand, konnte er die beiden Herren sogleich ankünden.


    Folgt mir bitte!


    Beim Praetor angekommen, hiess er beide Aufstellung nehmen und kündigte dann an: Eine Adrogatio, Praetor.


    Dieser, er hatte sich schon den ganzen Morgen nur mit in seinen Augen blödsinnigen Dingen beschäftigen müssen, war äusserst erfreut über diesen Sachverhalt.


    Ach schau einmal an! Endlich etwas Erfreuliches! Wer erscheint denn vor mir zu dieser Gelegenheit und wer soll von wem adoptiert werden?

  • Das ging erfreulich schnell. Sie folgten dem Scriba zum Praetor.


    "Salve. Mein Name ist Sisenna Seius Stilo. Und ich möchte meinen Neffen Iullus Iunianus Fango ... adop ... adrogieren?!" Vermutlich war dies das richtigere Wort, auch wenn es in Stilos Ohren unanständig klang. Er mochte die Sprache der Magistraten nicht, die kein normaler Mensch verstand. "Fango soll mein Sohn werden", fügte er hinzu, um Missverständnissen zuvorzukommen.


    Sim-Off:

    Wohl war! Jedoch ist der Hintergrund der Figur zu bedenken, von der wir uns die Kleidung borgten. Mein werter (Halb-)Bruder ist ein halber Cappadox und seine modisch zweifelhaften Gewänder werden in der Heimat genäht. Hier ein paar Beispiele, was man neben der römischen und hellenischen Kleidung in Kleinasien in der Antike so trug: Bild 1, Bild 2, Bild 3 Man sieht, woher die Neigung zu Farbenpracht und Mustern bei Ravilla stammt und dass es in Cappadocia ein Leichtes ist, an entsprechende Stoffe zu gelangen. Ob das ästhetisch ist, liegt freilich im Auge des Betrachters.

  • Sim-Off:

    Wohl wahr, dort drüben trug man allerlei was in Rom sicher belächelt wurde. :dafuer:


    Der Praetor lächelte beim sprachlichen Stolperer. Dies passierte häufiger und es war immer wieder leicht belustigend, denn in der Sprache des Volkes wurde dieser Unterschied halt einfach nicht mehr gemacht seit die Centuriatskomizien abgeschafft worden waren und beide Formen der Adoption über die Praetoren liefen. Eigentlich spielte es ja auch keine Rolle, denn am Ende war das Resultat meist so wie gewünscht.


    Soso. Dein Sohn soll er werden. Und ist denn der Neffe, Iullus Iunianus Fango, gewillt, seine freie Genszugehörigkeit mit all ihren rechtlichen Vorteilen aufzugeben und sich unter die Patria Potestas des Sisenna Seius Stilo zu begeben?


    Dies war wohl die wichtigste Frage überhaupt. Wie oft hatte er schon erlebt, dass Leute sich nicht bewusst waren, dass ein solcher Schritt auch rechtlich Folgen haben würde? Wie viele potentielle Väter zogen enttäuscht wieder von dannen, wenn ein Kandidat für eine Adoption merkte, was er dafür aufgeben musste? Es war dem Volk kein Strick daraus zu drehen, dass sie die Gesetze nicht in ihrer ganzen Tiefe kannten und daher oft nicht gut informiert waren, bevor sie hier erschienen. Aber er hasste diese Momente, wenn sich Hoffnungen zerschlugen.

  • Fango hatte genau genommen keine Ahnung, welche rechtlichen Vorteile er von einer freien Genszugehörigkeit haben sollte. Er wusste nur, dass er sich furchtbar alleingelassen fühlte und seine verstorbenen Eltern schmerzlich vermisste, jemanden, der ihm Rat gab und schwierige Entscheidungen abnahm, die ihn womöglich zugrunde richten konnten, wenn er falsch entschied. Jemanden, der da war, wenn er sich verloren fühlte in dieser riesigen und furchtbar komplizierten Welt. Genauso wenig kannte er den Unterschied zwischen Adoption und Adogration. Fango wünschte sich einfach einen Vater mit allem, was dazu gehörte, jemanden, bei dem er sich so jung und bisweilen hilflos fühlen durfte, wie er noch war.


    Fango war auch in der Ala wohl einer der folgsamsten und bravsten Tirones seines Jahrgangs. Er empfand es nicht als Schikane, wenn ihm jemand den Weg wies - er fühlte sich dadurch sicher und setzte jede Anweisung mit größtmöglicher Sorgfalt um.


    So waren ihm die rechtlichen Vorteile seiner freien Genszugehörigkeit vollkommen schnurz. Er wollte sie nicht haben.


    "Ich bin gewillt!"

  • Der Praetor hörte dies mit grosser Freude, denn damit war eine der grössten Hürden überwunden.


    Nun denn, bevor wir zur Adrogatio schreiten können, müssen wir noch wissen, auf welchen Namen ihr euch geeinigt habt. Ihr wisst ja sicher, dass sich bei einer Adrogatio auch der Name des neuen Sohnes an den des Vaters anpassen muss. Dabei gibt es allerdings verschiedene Möglichkeiten.* Iullus Seius Iunianus, Sisenna Seius Stilo Iunianus oder auch Iullus Seius Iunianus Fango sind möglich.


    Danach werde ich euch die traditionelle Frage stellen, welche ihr beide beantworten müsst.**


    Welchen Namen also habt ihr vorgesehen?


    Sim-Off:

    * Gemäss unserer eigenen Wiki.


    Sim-Off:

    ** Die Frage ist bei Aulus Gellius überliefert (5.19.9) und wird hier in leicht angepasster und nicht wörtlicher, jedoch dem Sinn entsprechender Übersetzung gestellt werden. Sie lautet: "velitis iubeatis Quirites, ut Iullus Iunianus Sisenna Seio tam iure legeque filius siet, quanti ex eo patre matreque eius natus esset utique ei vitae necisque potestas in eum siet uti patri endo filio est? Haec uti dixi ita vos Quirites rogo." Das werde ich übersetzt wie folgt vorbringen: "Wollt ihr, dass Iullus Iunianus nach Recht und Gesetz der Sohn des Sisenna Seius sei, wie wenn er von diesem Vater abstammen würde und er im Leben wie im Tode unter dessen Patria Potestas steht, wie es zwischen Vater und Sohn üblich ist?" Eine exakte Wiedergabe dieses Rituals ist nicht möglich, da wir keine Centuriatskomitien haben, wo diese Frage gestellt wurde.

  • "Wir haben uns natürlich Gedanken über den Namen gemacht. Uns würde Iullus Seius Iunianus Fango am besten gefallen. Es wäre schön, wenn der gewohnte Rufname erhalten bliebe. Zudem ist der Rufname ein Andenken an Fangos leiblichen Vater, der ihm diesen Namen gab. Dieses Andenken soll nicht ausradiert werden. Ich werde den leiblichen Vater nicht ersetzen können, aber ich werde die Aufgabe wahrnehmen, die er nicht mehr wahrnehmen kann."


    Er verkniff es sich, dem Jungen vor dem Praetor behütend über das Haar zu streichen.


    Sim-Off:

    Hinweis: Mit der SL wurde abgesprochen, dass Stilo sich ausnahmsweise für die Adoption an zwei Orten gleichzeitig in der Welt befinden darf. Die Wahrscheinlichkeit, dass er seinem Sohn so schnell noch einmal in Rom begegnet, ist ansonsten verschwindend gering und er hatte ihn das erste Mal bereits verpasst ...

  • Ein Lächeln huschte dem Praetor über das Gesicht, als er diese Antwort hörte. Ja, man konnte einen Vater nicht ersetzen, aber man konnte in der Tat jemandem ein Vater sein.


    Sehr gut. Dann frage ich euch nun: Wollt ihr, dass Iullus Iunianus nach Recht und Gesetz der Sohn des Sisenna Seius sei, wie wenn er von diesem Vater abstammen würde und er im Leben wie im Tode unter dessen Patria Potestas steht, wie es zwischen Vater und Sohn üblich ist? Dann antwortet mit "volo".*


    Sim-Off:

    * Ich will.

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