Arbeitszimmer | Felix et Lucullus

  • Die Tage wurden wieder länger und ich hatte heute den Dienst im Hellen beendet. Dazu lief ich mal nicht über den Markt und kam so auch noch mit den letzten Sonnenstrahlen in der Villa Flavia an. Meine Erkundung, ob der Hausherr im Objekt war, blieb positiv und so machte ich mich auf, meinen Patron aufzusuchen.


    Mit zaghafter Hand klopfte ich an dessen Arbeitszimmer im Anwesen.

  • Schon wieder wagte es einer meine Ruhe zu stören. Seufzend ließ ich meine Gedanken Gedanken sein, setzte mich zurecht und ließ ihn eintreten.


    "Sei mir gegrüßt, Lucullus. Was führt dich zu mir?"

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  • Ich sah zum Glück nicht viele Menschen während des Tages. Auch in der Nacht war ich mehr allein als zusammen mit Römern. Das hatte den Vorteil, das ich den Blick des Patrons nicht einordnen konnte. Sonst wäre mir sicher eine Bemerkung heraus gerutscht.


    "Salve Felix, ich möchte nicht lange herum reden. Gekommen bin ich, um dich als unseren Vertreter im Senat und vor dem Imperator zu motivieren."


    Ansich war mir der Senat derweil ziemlich schnuppe, zuviele Plebejer machten sich darin breit.


    "Es ist nötig den Stand, unseren Stand zu neuer Macht zu führen. Man sagte mir, du ständest ganz gut zu Iulianus. Für uns sollte es möglich sein gewisse Anwesen, die aus erblichen Sphären frei werden, weil es keine Nachkommen gibt oder Grundstücke aus staatlicher Zwangsrekruterung zu erwerben. Nicht jede Quadratmeile sollte an diese Pleibejes fallen."


    Ich hatte einen Stuhl erreicht. Recht bequem, wie ich bemerkte, als ich mich gesetzt hatte.
    "Außerdem bin ich gekommen, um nach deiner Meinung zu fragen. Später..."


    Mit gefestigten, vielleicht verbitterten Blick schaute ich Felix an. Die Zeiten hatten sich derart zum Schlechten für unseren Stand geändert, das man einfach angefressen sein mußte, wenn man nicht ein göttliches Gemüt hatte.

  • Den Blick erwiderte ich.


    "Dann einfacher... in Italien fällt dem Staat Land zu. Familien sterben aus, Erben fehlen, Bankrotte stehen an, Straftäter werden enteignet. Dieses Land sollte in patriarischen Gefilden verteilt werden. Zuviel unseres herrlichen Landes wird von Plebejes bewirtschaftet und gehortet.


    Natürlich nur, so der Staat anstrebt es überhaupt zu veräußern. Man könnte dafür sorgen, wenn man am richtigen Platz sitzt, das jene Quadranten nur an Patrizier angeboten werden."


    Besser noch an Flavier, aber so weit würde es nie kommen, leider.


    "Was fehlt ist ein Gesetz, das dies regelt. Wenn es mal soweit ist, steht man besser mit Einem da. Ohne Es verlieren sich die letzten Hektar mütterliche Erde im Winde."

  • Ich hatte ihn richtig verstanden. Na das würde ja heiter werden.


    "Eine schöne Idee, mein lieber Lucullus. Doch sag mir... mit welchen Argumenten soll ich den Kaiser von deinem Vorschlag überzeugen? Mir fallen auf die Schnelle ..."


    Ich zählte an meinen Fingern bis vier und wieder zurück.


    "... leider keine schlüssigen Gründe dafür ein. Bis auf den offensichtlichen, versteht sich."

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  • Schlüssige Gründe? Seit wann...? Felix hatte seine Gedanken und ich die Meinen. Mir fiel dazu sofort etwas ein.


    "So wie wir die Götter ehren, so nähren wir sie auch. Ihre Launen passen sich unserer Huldigung an. Unsere Gebiete sind weit ausgedehnt worden, immer mehr Siedler fordern den Schutz der Götter. Reichlicher denn je muß die Ernte sein. Wir dienen mit Freude und Stolz ihnen und wir täten gut daran sie mit römischen Korn zu nähren. Dazu benötigen sie in den Städten bessere Tempel. Größere Tempelanlagen. Wenn nicht wir, wer dann kümmert sich darum, das ihnen diese Gebäude gewidmet werden. Rom ist gut zu den Göttern. Gerüchte und Meldungen besagen über die Provinzen etwas anderes. Ein Grund die Speicher mehr zu füllen. Doch braucht mehr Korn auch mehr Grund. Mehr Speicher mehr Parzellen und neue Tempel festen Boden.


    Unser Volk nähren wir ja gern aus provinzialen Korn. Nicht nur einmal wurde es dem Machthaber zum Verhängnis, wenn Aegyptus beliebt uns zu spotten, dann haben wir schnell zuwenig Getreide in den Speichern. Wer außer uns kann dem Kaiser eine Sicherheit garantieren. Wer außer uns den Patriziergentes steht so uneingeschränkt hinter der Macht des Kaiserhauses."


    Ein Blick, ein Auge, dann wußte ich was kommt.


    "Jeder sagt es, jeder denkt es zu machen, doch wer außer uns hat es bewiesen, das es der Wahrheit entspricht?"


    Ein ungläubiges Kopfschütteln später.


    "Ich denke es einschätzen zu können. Iulianus versucht es all seinen Untergebenen Recht zu machen. Sicher dem inneren Friede Willen. Wenn man es sanfter ausdrücken würde, käme ein patriarisches Vorkaufsrecht dabei heraus. Wir sollten an die Zukunft denken und daran, das Rom immer fremder wird."

  • "Ich werde sehen was sich machen lässt, Lucullus. Aber ein solches Vorkaufsrecht würde große Unruhen in der Bevölkerung auslösen - das weißt du, und das weiß auch Iulianus. Dennoch werde ich mit ihm darüber sprechen."


    Mir selbst schwebte bereits ein weniger verfängliches Projekt mit Ähnlichem Ausgang für die Gens Flavia vor...


    "Kann ich sonst noch etwas für dich tun?"


    Die ausholende Rhetorik meines Gegenübers begann mich zu langweilen.

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  • Das klang doch schonmal gut. Ich nickte zufrieden und kam gleich auf meinen zweiten Grund zu sprechen.


    "In der Tat, das kannst du. Als mein Patronus ist mir deine Meinung wichtig. Wie du weißt, diene ich am Tempel des Quirinius und habe eine wichtige Lesung nebst Prüfung abgelegt. Sie erlaubt mir ganz offiziell nach einem höheren Priesteramt zu streben. Nun überlege ich es zu tun oder mich solange den Pflichten des Sacerdos Publicus zu widmen, bis man mich beruft. Weiterhin gibt es noch eine dritte Möglichkeit, nämlich eine erste Runde im Cursus Honorum zu drehen. Wobei ich dort sicher einfach noch zu unbekannt unter den Wählern bin. Was würdest also du mir raten, Felix?"

  • Lucullus machte also Karriere. Sehr gut.


    "Das oberste Ziel eines jeden Flaviers sollte es sein, eines Tages den Vorsitz im Senat zu führen. Oder den Göttern als Rex Sacrorum zu dienen. Deine erste Möglichkeit, Lucullus, führt zu großer Ehre, die der Gens zuteil werden kann. Die dritte Möglichkeit bringt dich dem Senat näher. Und der zweite Weg lässt beides offen, sodass du deine eine Entscheidung noch etwas vertagen kannst. Egal was du wählst, deine Gens wird dir stets den Rücken stärken."

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  • "Natürlich diese Ziele werden uns seit unserer Kindheit eingeschärft."


    Die Aussagen des Patrons legten sich nicht direkt auf einen Weg fest, zeigten mir aber auf, das der zweite Weg nicht der Flavische war. Da ich mich auf politischen Parkett noch nicht mit festen und sicheren Schritt laufen sah, hatte ich meine Entscheidung mit Hilfe von Felix getroffen. Schon am nächsten Tag wollte ich die Regia aufsuchen. Es passte ganz gut, denn es war einer jener Werktage, deren Müßiggang mich hätte gelangweilt.


    "Ich danke dir für deine Zeit, Felix und ich danke dir für deine Empfehlung."


    So erhob ich mich und strebte an das Officium zu verlassen.

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