• "Die Mörderin ist irgendwo in den tiefen, dunklen Eingeweiden der Castra Praetoria." war die knappe Antwort. Dass er sie gerne an einem anderen Ort sehen würde, spielte in diesem Moment keine Rolle.


    "Derzeit bin ich der einzige Vertreter meiner Familie in Rom." bestätigte er. "Und generell gibt es auch nicht mehr allzuviele von uns."


    Er deutete in eine Richtung und setzte sich in Bewegung. Sie durchquerten das Atrium und gingen ins TRICLINIUM.

  • "Dann wird sie gewiß bald ihrer gerechten Strafe zugeführt." Sie war gefaßt, das war das wichtigste. Valerian nahm an, daß an ihr ein Exempel statuiert werden würde, denn einen Consul brachte man nicht mal eben um. Er wollte schon fragen, ob sie eine Auftragsmörderin war, doch dann unterließ er das doch lieber. Denn er wollte keine Wunden aufreißen, die ohnehin kaum verheilt sein konnten.


    "Ich bin ebenfalls der einzige Vertreter meiner Familie in Rom. Ansonsten habe ich noch eine Schwester und eine Cousine. Unsere Familie ist auch arg zusammengeschrumpft in den letzten Jahren." Eigentlich traurig, doch dadurch, daß er bei der Legion war, merkte er es nicht so stark. Seine Schwester litt weit mehr darunter.


    Er folgte Balbus ins Triclinium, neugierig, wie dieser Raum wohl aussehen würde.

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    Schraubzieris führte die beiden in das Atrium.
    Bitte wartet hier, ich werde den Maiordomus über euer Hiersein informieren. sagte der kleine Ägypter und eilte davon.
    Die beiden Gäste waren nun fast allein in dem fast leeren Atrium. Lediglich zwei kleine Sklavenkinder sassen zwischen der Marmorbank und der Marmorstatue am Rand des Impluviums um plätscherten mit ihren Füssen in dem kühlen Wasser. Die beiden Kinder beobachteten die Gäste neugierig und tuschelten undeutlich miteinander.

  • Sie betraten das Atrium und Valerian wunderte sich ein wenig, daß diesen Sklavenkindern erlaubt wurde, ihre Füße im impluvium zu baden. Vor allem, wenn gerade Gäste hereinkamen. Valerian blickte sich um. Das Atrium war noch so prachtvoll, wie er es in Erinnerung hatte. "Diese Statue dort stellt den Vater des Princeps dar, den Consul Gaius Prudentius Commodus. Er ist leider verstorben", erklärte er und trat etwas näher an das Kunstwerk heran. "Du weißt doch bestimmt, was ein Consul ist, oder? Der Princeps ist nicht irgendwer... Er hat durchaus Einfluß", versuchte er ihr Mut zu machen.


    "Darf ich fragen, woher Du kommst? Hast Du in Mogontiacum gelebt?" Bei der Feier damals in der Casa Duccia war sie ihm jedenfalls nicht aufgefallen. Ob sie da schon da gewesen war? Es war schon merkwürdig, wie klein die Welt doch war.

  • Als Eila das Atrium betrat, musste sie nicht ohne Staunen zugeben, dass es durchaus beeindruckend war und sich in seiner Art doch sehr von der Casa Duccia unterschied. Aber die Casa Duccia erschien ihr ohnehin desto länger sie in dieser Stadt war immer mehr wie aus einer anderen Welt.
    Als Valerian sie ansprach hörte sie ihm zunächst lächelnd zu, bis er sie allen ernstes fragte, ob sie wisse was ein Consul ist. Ihr Augen verengten sich gefährlich; dieser Schlag saß tief. Dachte dieser Fremde etwa, sie sei völlig ungebildet. Als wäre sie ein Barbarin aus dem hohen Norden...


    "Ja, selbst ich ungebildete germanische Barbarin weiß, was ein Consul ist." zischte sie dann und wandte sich von ihm ab.


    Sie ging ein paar Schritte weiter um Abstand von ihm zu gewinnen und ignorierte die Fragen, die er noch gestellt hatte vorerst. Es kränkte sie, dass er sie anscheinend für so dumm hielt. Nur weil sie nicht wusste, wer diese Praetorianer waren, hieß das noch lange nicht, dass sie nicht wusste, was ein Consul war. Sie beherrschte die lateinische Sprache mittlerweile nahezu perfekt und besaß einen eigenen Buchladen. Und nun sowas...

  • Da hatte er es also wieder mal geschafft: Mit beiden Füßen kräftig hinein ins Fettnäpfchen. Valerian seufzte und setzte sich auf die Marmorbank. Er nahm seinen Helm ab, legte ihn neben sich und fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare. "Bitte entschuldige. Aber woher soll ich denn wissen, was Du weißt und was Du nicht weißt? Wenn Du nicht weißt, was ein Praetorianerpraefect ist, wie kann ich dann davon ausgehen, daß Dir klar ist, was ein Consul ist? So weit sind die beiden nicht voneinander entfernt, was Macht und Einfluß angeht. Es tut mir wirklich leid, Flamma. Ich habe Dich nicht beleidigen wollen." Sie schien wirklich sauer zu sein. Mächtig sauer. Doch er hatte keine Ahnung, wie er das wieder hinbiegen sollte.


    "Ich habe... die Fragen nicht nur gestellt, um eine lockere Unterhaltung zu führen. Bevor ich Praetorianer wurde, habe ich in Mogontiacum gelebt, ich war bei der Legio II. Meine Schwester... sie ist mir damals nachgereist. Sie lebt noch immer dort und ich mache mir große Sorgen um sie. Ich hatte gehofft... Deine und meine Familie sind schließlich befreundet. Sogar miteinander verschwägert. Deshalb hielt ich es nicht für unmöglich, daß Du sie kennengelernt hat. Aber... das ist wohl nicht der Fall, sonst hättest Du bei der Nennung meines Namens anders reagiert. Entschuldige, daß ich Dich damit belästigt habe." Er atmete tief durch. Es war auch dumm gewesen zu glauben, daß sie Valentina kannte. Vermutlich hatte sie gar nicht in Mogontiacum gelebt...

  • Eila hörte sich, Valerian noch immer ihren Rücken zuwendend, an, was er sagte und als er fertig war, drehte sie sich leise seufzend um.
    "Du hast recht, ich weiß nicht, was ein Praetorianerpraefekt ist. Es ist eine Lücke in meinem Wissen, die ich mir selbst noch nicht richtig erklären kann. Ich habe in Mogontiacum, wo ich herkomme, eine Buchhandlung und versucht mir alles nötige Wissen über euch Römer anzueignen. Ich kenne eure Geschichte, eure Geographie, weiß von euren Göttern und kenne ebenso eure größten Dichter. Ich weiß, dass zum Beispiel Cicero, der so viele großartige Werke geschrieben hat, einst Konsul war, bevor seine Verstrickung mit Catilina ihn irgendwann ins Exil verbannte." Eila blickte den Quintilier an. "Ich sage dir das alles nur, damit du nicht annimmst, ich sei so barbarisch, wie viele von euch Römern uns Germanen halten."


    Sie schritt wieder auf Valerian zu und stellte nebenbei, als sie ihn so ohne Helm betrachtete, fest, dass er wirklich so gut aussah, wie sie vermutet hatte. Sie ließ sich neben ihn auf die Bank sinken.
    "Ich wusste nicht, dass du ebenfalls aus Mogontiacum kommst. Sonst hätte ich dich längst gefragt, ob du die Quintilier, die ich dort kennengelernt habe, kennst. Ich hatte mal eine nette Begegnung bei uns im Garten mit einem Mädchen namens Flava. Und ich weiß von einer Römerin namens Valentina, von der mein Bruder mir erzählt hat." Sie erzählte ihm all das, in der Hoffnung ihm irgendwie helfen zu können. Sie wusste, wie es war, wenn man sich fragte, wie es Verwandten ging, von denen man lange nichts gehört hatte.
    "Ich habe bei der Nennung deines Namens nichts gesagt, weil ich davon ausging, dass es unzählige Quintilier auf das römische Reich verteilt gibt und nicht ahnte, dass ihr verwandt seid."
    Sie strich sich eine ihrer Locken aus dem Gesicht und schenkte Valerian einen aufmunternden Blick. Das war schlimm mit den Beiden irgendwie. Ein ständiges hin und her...

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    Alexandros, der griechische Maiordomus, betrat das Atrium. Die Ankunft der Gäste hatte ihn ein wenig überrascht und so wirkte er ein klein wenig nervös und auch ein wenig verärgert. Dennoch lächelte er und verneigte sich leicht, als er die beiden erreichte.
    Er verscheuchte noch schnell die beiden Kinder und sagte dann: Herr, Herrin, willkommen im Haus der Prudentier. Womit kann ich euch dienen?

  • Sie kannte Flava! Und hatte zumindest von Valentina gehört! Eigentlich wollte er sogleich weitersprechen und weiterfragen, doch das Erscheinen des von dem Sklaven angekündigten Majordomus hinderte ihn daran. Valerian erhob sich wieder und klemmte sich seinen Helm unter den Arm. Die Kinder wurden prompt von dem Mann verscheucht, anscheinend wurde sowas hier doch nicht geduldet.


    "Salve", grüßte Valerian den Majordomus, nachdem er an Flammas Seite getreten war. "Dein Herr, mein Patron und Vorgesetzter, Prudentius Balbus schickt uns hierher. Die junge Dame hier, Duccia Flamma, ist bis auf weiteres sein Gast und ich soll vorerst bei ihr bleiben. Ich nehme an, daß er bald weitere Nachricht schicken wird." Was aber noch ein bißchen dauern konnte, wenn Valerian die Situation richtig einschätzte.

  • Als der Sklave das Atrium betrat und somit die Unterhaltung unterbrach, tat Eila es Valerian gleich und erhob sich. Ein wenig hinter ihm stehend beobachtete sie den Wortwechsel und meinte dann auf die Frage des Majordomus hin "Nunja, wenn es keine Umstände macht, hätte ich ganz gerne etwas Wasser."
    Erst auf seine Frage hin, war ihr bewusst geworden, wie durstig sie mittlerweile war. Der Tag durch die Stadt und die nervenaufreibenden darauffolgenden Ereignisse hatten ihr übriges getan. Die Aussicht, dass der Majordomus ihr ein Zimmer bereiten wollte, gefiel Eila wenig. Ihr Bedürfniss länger als ein paar Stunden in dieser Villa zu verbringen, war verschwindend gering. Doch das waren Dinge, die sie, wenn überhaupt, mit dem Besitzer der Villa später würde klären können.

  • Valerian räusperte sich leicht verlegen. "Ob es dazu kommt, daß Duccia Flamma hier übernachtet, ist noch nicht ganz klar. Aber eine Erfrischung und einen Imbiß nehmen wir gerne." Er hatte ebenfalls Durst nach dem Gang durch die Stadt. Und Hunger hatte er auch. Aber den hatte er ja eigentlich immer. Er scheute sich auch nicht, das Angebot des Majordomus anzunehmen. Sein Patron war nicht geizig und die paar Lebensmittel würden ihn auch sicher nicht arm machen.

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    Alexandros ignorierte den Kommentar bezüglich der Möglichkeit eines längeren Aufenthaltes der jungen Dame. Stattdessen nickte er und sagte:
    Ich werde euch etwas bringen lassen.
    Dann machte er sich davon und eilte in Richtung Küche.


    Nur wenige Minuten später kam eine Sklavin aus derselben Richtung. In der einen Hand trug sie ein Tablett mit Glasbechern und einem Teller mit Brot, Käse und Fleisch, in der anderen eine Kanne.
    Sie kam zu den beiden und stellte das Tablett auf den Rand der Bank. Dann gab sie beiden je einen Becher, füllte beide und stellte die Kanne zu dem Tablett. Dann zog sie sich zurück und stellte sich am Rand des Atriums auf um gegebenenfalls weitere Wünsche zu erfüllen.

  • Während sie darauf warteten, dass jemand das vom Majordomus angekündigte Essen und Trinken bringen würde, schwieg Eila zunächst und blickte sich ein weiteres Mal und dieses Mal genauer im Atrium um.
    Dann nahm sie den Becher von der Sklavin entgegen und trank zunächst einen Schluck. Dann noch einen und noch einen. Das Wasser war herrlich kühl und Eila froh über die Erfrischung. Dann setzte sie sich auf eben jene Bank, wo die beiden vorhin schon gesessen hatten und blickte zu Valerian hoch, der noch stand.


    "Glaubst du, ich werde über Nacht hier bleiben müssen?"


    Die Vorstellung gefiel ihr nicht. Nein, das tat sie ganz und garnicht. Das lag weniger an der Gesellschaft des Quintiliers als vielmehr daran, dass ihr diese Villa völlig fremd war, sie hier niemanden wirklich kannte und selbst wen es hier sicher schöner war, als im Carcer, war es dennoch nichts weiter als ein goldener Käfig.

  • Der Majordomus war ziemlich schnell wieder verschwunden. Ein wenig merkwürdig fand Valerian den Mann ja. Aber vermutlich hatte er schlicht viel zu tun und war deswegen so kurz angebunden. Die Sklavin, die bald darauf Getränke und etwas zu essen brachte, entschädigte dafür vollkommen. "Komm, setzen wir uns wieder und genießen wir die Dinge, die uns hier gastlicherweise angeboten werden." Er nahm den gefüllten Becher mit einem dankbaren Nicken von der Sklavin entgegen und nahm sich dann ein Stück Brot.


    "Ich will Dich nicht anlügen, Flamma. Ich weiß es schlicht nicht. Es könnte gut sein, daß es etwas länger dauert, den Praefecten davon zu überzeugen, daß Du nicht wirklich einen Anschlag auf ihn verüben wolltest und daß Deine Familienmitglieder keine Feinde Roms sind. Doch Du bist hier gut untergebracht. Hab also keine Angst. Vor allem bist Du nicht allein, Du hast Freunde, die Dir helfen." Er lächelte ihr aufmunternd zu. An ihrer Stelle hätte er auch Angst. Den Zorn des Praetorianerpraefecten auf sich zu ziehen, war eine sehr ungesunde Angelegenheit.


    "Flava ist meine Cousine... naja, ziemlich entfernte Cousine. Doch da ihre Familie nicht mehr lebt, bin ich sogar ihr Vormund. Und auch der von Valentina, meiner Schwester. Hast Du sie auch kennengelernt oder nur von ihr gehört? Es gibt sicher noch andere Quintilier. Auch welche, die mit mir verwandt sind. Nur ist der Kontakt nicht sonderlich gut. Einen Cousin gibt es auch noch, aber von dem habe ich auch schon länger nicht gehört." Er seufzte und trank einen guten Schluck aus dem Becher. Hoffentlich brachten sie die Familie mal wieder mehr zusammen. "Ich war übrigens nur knapp drei Jahre in Mogontiacum. Ich bin ein waschechter Römer. Hier geboren und aufgewachsen."

  • Die Art und Weise, in der Valerian Eila zu beruhigen und zu trösten versuchte, rührten sie. Und es war genau das, was sie derzeit brauchte. Mittlerweile war nicht mehr viel von der Wut und dem Trotz über, sondern waren vor allem der Sorge gewichen. Und als er meinte, sie sei nicht allein, da wusste sie, dass er Recht hatte. Sie konnte froh sein, dass er hier war. Auch wenn er nur ein einfacher Miles zu sein schien und sich kaum seinem Vorgesetzten widersetzen würde, fühlte sie sich dennoch sicher. Sie vertraute ihm irgendwie...


    "Danke." war alles, was sie erwiderte. Mehr gab es zu dieser Situation nicht zu sagen. Sie hatte sich nicht verändert und sie würde es nicht, bis die beiden etwas Neues hören würden.


    "Deine Cousine also? Sie ist sehr nett. Wir haben uns einmal im Garten unserer Casa getroffen und haben uns lange unterhalten. Es schien ihr zu dem Zeitpunkt ziemlich gut zu gehen." versicherte sie Valerian, in der Hoffnung, diese Neuigkeit würde ihn freuen und beruhigen. "Von deiner Schwester jedoch habe ich nur gehört, wie gesagt. Mein Bruder hat mir davon erzählt, dass die beiden sich wohl öfter begegnet wären. Aber leider habe ich selbst nicht ihre Bekanntschaft gemacht."
    Dann schmunzelte Eila und kurz darauf ging das Schmunzeln in ein Lächeln über. "Das sieht man." meinte sie dann auf den waschechten Römer bezogen. Er hatte nichts, aber auch garnichts nicht römisches an sich.
    "Ich selbst lebe auch erst seit ein paar Jahren in Mogontiacum. Ich komme eigentlich aus dem freien Germanien.Eine waschechte Germanin, sozusagen." Einen Moment überlegte sie, ob sie ihm von ihrer Jugend dort erzählen sollte und von den Gründen, warum sie nun im römischen Reich lebte, entschied sich aber dagegen. Das würde ihn wohl kaum interessieren und es waren längst nicht alles schöne Erinnerungen.

  • Die Antwort war zwar nur sehr kurz, doch war Flamma durchaus anzumerken, daß sie ein wenig ruhiger wurde. So hatten seine Worte wohl doch ein bißchen was genutzt, auch wenn ihre Sorgen natürlich nicht kleiner geworden waren. Doch die wurden auch nicht kleiner, wenn sie hier nur saß und sich die Fingernägel abkaute vor lauter Angst. Da war es vermutlich doch besser, wenn sie einfach von etwas anderem sprachen.


    "Ja, Flava ist sehr lieb. Sehr schade, daß sie wieder zu unserer alten Tante gezogen ist, ich hätte es besser gefunden, wenn sie bei Valentina geblieben wäre." Aber was nicht war, war eben nicht. Von hier aus konnte Valerian wenig tun. Nicht mehr, als seinen guten Freund Drusus um Hilfe zu bitten. Wie gut, daß er den hatte, sonst würde er vermutlich völlig verzweifeln.


    "Du kommst aus Germania Magna? Dafür sprichst Du aber wirklich gut Latein und bist sehr gebildet. Wie kommt das? Entschuldige, ich will euch nicht herabsetzen. Aber... so ganz normal ist das doch nicht, daß die Germanen aus Magna Latein sprechen und römische Bildung besitzen." Es war einfach eine neugierige Frage, nicht mehr. "Du welchem Stamm gehörst Du denn?" Nicht, daß er viele kennen würde.

  • "Ja, aus Magna." meinte Eila dann zunächst. Das, was sich Valerian fragte, war nur verständlich, doch war es auch eine sehr lange und nicht unbedingt schöne Geschichte, die die Erklärung dazu gab.


    "Ich bin vom Stamm der Cherusker, was dir sicher etwas sagt. Dort bin ich geboren worden und aufgewachsen. Vor mittlerweile einigen Jahren, kam dann ein römischer Soldat zu uns ins Dorf. Er war verletzt, seine Einheit beim Bataveraufstand vernichtet worden. Meine Eltern entschieden sich diesen Römer zu pflegen und so lebte er eine Zeit lang bei uns. Er brachte mir und meinem Bruder das Lateinische bei, wenn auch zunächst nicht einwandfrei. Er erzählte mir von Rom und euren Göttern."


    Bei dem Gedanken an das, was dann gefolgt war, machte sie kurz eine Pause und in ihrem Gesicht zeichnete sich etwas von dem Schmerz ab, den sie sonst so gut zu verbergen vermochte.



    "Nunja, die meisten anderen aus unserem Stamm hießen das nicht gut. sie wollten keinen Römer im Dorf, ob nun friedlich oder nicht.Sie verstießen unsere Familie und griffen uns des Nachts an. Sie töteten meine Eltern und alle anderen außer mir und meinem Bruder. Auf der Flucht ins Römische Reich jedoch wurden wir getrennt und fanden einander nicht wieder. Ich lief einige Tage durch den Wald und kam in ein fremdes Dorf, deren Bewohner mich freundlich aufnahmen und pflegten. Ich lag lange im Fieber und als ich dann einige Monate später wieder völlig beikräften war, machte ich mich auf ins Römische Reich um meinen Bruder zu suchen."


    Sie machte eine weitere Pause, nahm ihren Becher und trank einen Schluck. Sie versuchte ein Lächeln, es gelang ihr aber nicht völlig.


    "Nunja, und da habe ich ihn allen Ernstes wieder gefunden. Wenn auch wohl nur, weil man meinen Bruder, hat man ihn einmal getroffen, so schnell nicht wieder vergisst. Er lebte schon ein Weile in Mogontiacum bei den Ducciern und hielt mich zu diesem Zeitpunkt für tot. Auf jedenfall nahmen die Duccier auch mich auf. Lehrten mich ebenso wie ihre eigenen Familienmitglieder fließendes Latein und sonstige Bildung und nun, als Krönung des ganzen, habe ich vom LAPP das Bürgerrecht verliehen bekommen und bin für euch Römer nun auch offiziell das, was ich vom Herzen her schon lange bin,Teil der ducchischen Familie."


    Sie zupfte eine Falte ihrer Tunika zurecht und blickte dann Valerian an. Sie fragte sich, ob sie ihn gelangweilt hatte. Aber da er gefragt hatte, hatte sie ihm geantwortet. Und man konnte das alles nicht in zwei Sätzen e
    rklären.

  • Valerian hörte aufmerksam zu und fühlte sich nicht im geringsten gelangweilt. Ganz im Gegenteil. "Ja, die Cherusker sagen mir etwas", nickte er und legte den Kopf schief. Dieser Stamm war ja bei den Römern nicht gerade gut angesehen. Immerhin war er einer der Hauptbeteiligten bei der Varusschlacht gewesen und hatte den Römern auch anschließend eine Menge Ärger gemacht. Aber es war auch bekannt, daß nicht der ganze Stamm römerfeindlich gewesen war. Es hatte auch treue Verbündete unter den Cheruskern gegeben.


    "Sie griffen euch an, weil ihr einem Verletzten geholfen habt?" Seine Augen weiteten sich und er schüttelte entsetzt den Kopf. Nein, dieses Dorf gehörte wohl eher zu der römerfeindlichen Seite. Bis auf die Familie von Flamma. Valerian streckte die Hand aus und legte sie leicht auf ihre Hand, um ihr sein Mitgefühl auszudrücken. Wie schrecklich, die Eltern auf solche Weise zu verlieren!


    "Es ist ein Wunder, daß Du Deinen Bruder wiedergefunden hast. Da hattet ihr gewiß den Segen der Götter." Wie sollte so etwas sonst möglich sein? "Was für furchtbare Dinge Dich ins römische Reich geführt haben... Flamma... Es ist einfach schrecklich, daß Du Deine Eltern auf so entsetzliche Weise verloren hast." Ganz leicht drückte er ihre Hand und hoffte, daß ihr diese Berührung nicht unangenehm war. "Darf ich fragen, was Dich nach Rom führt? Hast Du besondere Pläne für Deine Zukunft?" Gerade als gebildete Frau hatte sie durchaus einige Möglichkeiten.

  • Nein, nicht weil wir einem Verletzten geholfen haben, sondern weil er ein Römer war, dachte Eila einen Moment traurig, sprach es aber nicht aus. Die Geschichte war bitter genug und sie wollte ihrem Gegenüber nicht auch noch ein schlechtes Gewissen machen. Es war ohnehin alles nicht mehr zu ändern und lag weit hinter ihr. Sie erwiderte den leichten Druck der Hand des Fremden in der ihren und wunderte, wie diese Geste sie zu trösten vermochte.


    "Ja, es ist ein schwerer Weg gewesen. Aber meine Eltern wurden gesühnt und sind nun an einem besseren Ort." fügte sie dann hinzu und lächelte schwach. Dass sie selbst einen ihrer Mörder nach Hel befördert hatte verschwieg sie. Das war ein noch düsteres Kapitel ihrer Vergangenheit und gehörte weder in diese Unterhaltung, noch generell in die Gegenwart. Es war vergangen und sollte auch in der Vergangenheit bleiben.


    "Ich...nunja..." fing sie an, doch wusste sie nicht, was sie wirklich sagen wollte. Die wahren Gründe für ihre Reise waren ebenso etwas, was nicht hierher gehörte. Obwohl es Irminar wohl in Magna gut ging?, fragte sie sich dann und schob den Gedanken gleich beiseite.


    "Ich denke es war etwas, was mich schon seit geraumer Zeit beschäftigte. Seit ich das erste Mal von Rom hörte, wollte ich diese Stadt unbedingt sehen, was ich nur aus Erzählungen kannte. Es war einfach an der Zeit, denke ich. Die Neugierde und das Fernweh plagten mich..." Zum Teil stimmte dies nunmal auch. Sie schenkte Valerian ein Lächeln und dieses Mal ein gelungeneres.


    "Obwohl ich mir meine ersten Tage hier etwas anders vorgestellt hatte." Wenn doch nur endlich eine Botschaft kommen würde. Irgendjemand, der ihr sagte, dass er Phelan und Arbjon gut ging. "Es wird ihnen sicher nichts geschehen..." flüsterte sie dann in Gedanken leise zu sich selbst.

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