• Sabinus zögerte kurz. "Das ist mir bewusst", meinte er schließlich. "Aber du besitzt am Kaiserhof gewiss einigen Einfluss und Beziehungen, und eine Empfehlung deinerseits beim Procurator a Rationibus wird bestimmt Eindruck hinterlassen..."

  • Die Schmeichelein schienen zu wirken, wobei Sabinus sich sicher war, dass Balbus tatsächlich einigen Einfluss bei Hofe hatte. Er räusperte sich kurz und sprach: "Nun ja, zum Einen habe ich durch meine Studien in Griechenland eine sehr ausführliche Bildung genossen, und zum Anderen habe ich bereits meinem Onkel während seines Proconsulats in Hispania als persönlichem Sekretär gedient und so Erfahrungen sammeln können, und auch die Verwaltung kennen lernen. Außerdem war ich Beisitzer der dortigen Curia Provincialis." Ob das wirken würde? Jedenfalls hatte er seinen einflussreichen Onkel noch einmal erwähnt...

  • Zu seinem eigenen Glück hatte der Vinicier an dieser Stelle den richtigen Onkel erwähnt. Der Rest war wieder das Übliche, was alle Bewerber in ähnlicher Art und Weise vorwiesen konnten. Er nickte leicht und trank einen Schluck bevor er antwortete.


    "Nun, ich werde mit dem Procurator darüber sprechen, aber ich kann dir nichts versprechen."

  • Sabinus atmete erleichtert auf. Tja, wenn man die richtigen Verwandten hatte, konnte man eben ungleich mehr erreichen, als ohne solche Verwandte... "Ich danke dir, und bin mir sicher, dass es mein Onkel auch tun wird", sagte der Vinicier mit einem dankbaren Lächeln auf den Lippen. "Wo du mich erreichen kannst, weißt du ja bestimmt." Er hob den Becher um mit Balbus anzustoßen.

  • "Nun, wir werden sehen, was der Procurator a rationibus davon hält." gab er zu bedenken.
    Auch Balbus hob seinen Becher leicht an und stiess mit dem Vinicier an.


    "Sofern du im Haus deines Onkels wohnst, weiss ich es tatsächlich."

  • Der Vinicier nickte ernst, war sich aber ziemlich sicher, dass sich auch der Procurator a Rationibus von dem Glanz des Namens seines Onkels blenden lassen würde.


    Nachdem er mit Balbus angestoßen hatte, trank er erneut einen kleinen Schluck. "In der Tat, da wohne ich", erwiderte Sabinus lächelnd.

  • "Vale Procurator!", verabschiedete sich Sabinus.


    Der Vinicier nickte dem Prudentius noch einmal freundlich zu und folgte dann dem Sklaven aus dem Haus um dort wieder mit seinem Sklaven, Rufus zusammenzutreffen und frohen Mutes zur Villa Vinicia zurückzukehren.

  • Die Tatsachen, dass der Kaiser nach Misenum abgereist war, das Callista nach Germania aufgebrochen war und das Vespa das Wochenende mit Paulina verbrachte, brachten Balbus in die Situation endlich etwas wichtiges in die Wege zu leiten.
    Er hatte sich für diesen Morgen einen Architekten bestellt, mit dem er bei einem kleinen Arbeitsfrühstück die Umbaupläne durchsprechen wollte. So hatte er im Tablinum einen großen Tisch aufgebaut, auf dem bereits die Baupläne dieses Hauses, sowie jene des Nachbarhauses ausgerollt lagen. Daneben standen mehrere Teller mit Brot, Käse, Oliven und etwas Obst.
    Balbus wartete bereits im Tablinum, als die Ankunft des Architekten gemeldet wurde und dieser einige Augenblicke später eintrat.



    Quadratus gehörte zu einer aufstrebenden Gruppe von jungen, noch recht neuen Architekten, die mittlerweile in Rom Fuß fassten und versuchten sich gegen die etablierten Kollegen zu behaupten. Innerhalb der Gruppe war Quadratus, obwohl lediglich ein Freigelassener, einer der talentierteren Architekten und hatte einen recht vollen Terminplan. Lediglich ein großzügiges Geschenk des neuen Kunden hatte ihn dazu bewegen können heute hierher zu kommen. Doch nun war er hier und da es sich lediglich um einen Umbau handelte, glaubte er auch nicht, dass es sich hier um eine wirklich zeitraubende Aufgabe handelte.
    Er betrat nun also das Tablinum des Auftraggebers, der ihn schon zu erwarten schien.
    Salve, ich bin der Architectus Quadratus. Ich nehme an, du bist Prudentius Balbus? stellte er sich vor.


    "Ja, der bin ich. Schön, dass du die Zeit finden konntest hierher zu kommen." sagte er. "Bitte, nimm Platz. Ich dachte wir verbinden unser Gespräch mit einem kleinen Frühstück."


    Quadratus nickte und nahm Platz, nachdem er seine Arbeitsgeräte abgelegt hatte. Er nahm sich etwas Brot und blickte dabei schon einmal neugierig auf die ausgebreiteten Baupläne.
    Es geht um einen Umbau, nicht war? Vermutlich um dieses Haus und so wie es aussieht wohl noch um ein weiteres.


    Balbus gab einem bereitstehenden Sklaven ein Zeichen ihnen etwas stark verdünnten Wein zu servieren und nahm sich ebenfalls etwas Brot.
    "Ja, es geht darum dieses Haus umzubauen. Wobei Umbau vielleicht auch nicht ganz das richtige Wort ist. Ich habe das Nachbarhaus gekauft und möchte beide nun zu einem Haus verbinden." Er deutete auf die Pläne des anderen Hauses. "Ich hatte bereits mit einem Architekten gesprochen, der mir versicherte, dass es machbar ist, der sich selbst aber nicht in der Lage sah den Umbau durchzuführen, da er die Stadt verlassen musste."


    Der Architekt nickte leicht und nahm dann einen Schluck des servierten Weins. Er schaute sich nochmal beide Pläne an und fragte dann Welches Nachbarhaus ist es? Links oder rechts?


    "Links." sagte er und deutete auf die beiden Stellen auf den Bauplänen, wo sich beide Gebäude berührten.


    ~~~~


    Das Gespräch und das Frühstück dauerten noch eine ganze Weile, da sie eine Menge Einzelheiten zu klären hatten, bevor Quadratus gewillt war, den Auftrag anzunehmen.
    So einigten sie sich schlussendlich auf einen Preis (der in Balbus Augen viel zu hoch und in Quadratus Augen gönnerisch niedrig war) und Termin für den Beginn der Arbeiten. Damit sie nicht den Ablauf im Haus mehr als nötig störten, sollten die Arbeiten beginnen, sobald die Familie zur Hochzeit nach Germania aufbrach.


    Nach dem Ende des Gesprächs verabschiedete Quadratus sich vom Hausherren und verliess das Haus, das bald seine neueste Baustelle sein sollte. Balbus war zufrieden und widmete sich dann wieder seinem normalen Tagwerk.

  • Es war eigentlich ein ganz normaler Tag im Sommer. Zumindest für all die Bewohner Roms ausserhalb der Casa Prudentia, denn hier war es ein besonderer Tag. Ein Tag, der schon seit einger Zeit im Verborgenen vorbereitet wurde und der nun endlich stattfand.
    Balbus betrat das Tablinum, in dem bereits drei seiner Klienten warteten, einer von ihnen ein von seinem Vater geerbeter Senator. Er begrüßte die Klienten und fragte einen anwesenden Sklaven, ob alles vorbereitet war. Als dieser dies bestätigte, setzte Balbus sich auf den Stuhl in der Mitte des Raumes und sagte: "Geh und hol Alexandros. Sag ihm, es ist wichtig und dass er sich beeilen soll."
    Der Sklave nickte und eilte davon, während sich Balbus kurz in ein Gespräch mit dem Senator vertiefte.

  • Der Sklave hatte Alexandros auf dem Hof gefunden, wo er mit dem Cellarius in ein Gespräch über den Sinn und Zweck eines aufgeräumten Lagers vertieft war. Natürlich hatte er es sofort beendet, da er nach Angabe des Sklaven dringend gebraucht wurde.
    So folgte er ins Tablinum, wo er die anwesenden Gäste mit einem freundlichen Blick bedachte und vor seinen Herren trat.


    Du brauchst mich, Herr? fragte er seinen Herren, mit dem er schon so vieles erlebt hatte und mit dem ihm so vieles verband.









  • Balbus beendete noch den Satz, den er gerade zu dem Senator sagte und widmete seine Aufmerksamkeit dann dem vor ihm stehenden Alexandros.


    "Alexandros, ja in der Tat brauche ich dich. Wir müssen uns über etwas wichtiges unterhalten." sagte er und stand auf.


    "Sag, wie lange dienst du meiner Familie nun schon?" fragte er, obwohl es vollkommen unnötig war, da er es genau wusste. Schliesslich waren die zwei gemeinsam aufgewachsen.

  • Etwas war an diesem Tag anders als sonst, das merkte Alexandros nicht erst, als Balbus ihm diese merkwürdige Frage stellte. Auch der Aufzug des Herren war heute irgendwie festlicher als sonst und die Anwesenheit der Klienten zu dieser Tageszeit war auch eher ungewöhnlich. Doch er blieb einfach ruhig und harrte der Dinge, die da kommen mochten.


    Seit ich denken kann, Herr. Ich bin seit meiner Geburt im Besitz deiner Familie, wie es auch schon mein Vater und auch mein Großvater vor mir waren. antwortete er wahrheitsgemäß.









  • "Das ist eine wirklich lange Zeit." sagte Balbus und stellte sich vor seinen Sklaven, dem er nun direkt in die Augen sehen konnte.


    "Ich denke, dass es schon fast eine zu lange Zeit ist. Wie du gerade selbst andeutetest, sind unsere Familien schon sehr lange miteinander verbunden. Zwar waren sie nie gleichrangig, aber trotzdem denke ich, dass ihr euch nie beklagen konntet."


    Er tat einen Schritt zurück.


    "Ich habe diese Herren heute hierher eingeladen, um als Zeugen zu fungieren, denn ich möchte das Herr- und- Sklave- Verhältnis zwischen uns beenden."

  • Alexandros horchte auf. Er wollte ihr Verhältnis beenden? Das konnte vieles bedeuten. Würde er ihn verkaufen? Das konnte sich der Grieche nicht vorstellen, schliesslich waren sie ja durchaus sowas wie Freunde. Oder würde er doch? Alexandros schaute seinen Herren fragend an.


    Verzeih, Herr, aber ich verstehe nicht ganz. sagte er.









  • Balbus glaubte soetwas wie einen Schreck im Blick seines Hausverwalters zu sehen und musste ein wenig schmunzeln, als dieser sein Unverständnis ausdrückte.


    "Du brauchst keine Angst haben, ich werde unsere Verbindung sicherlich nicht dadurch beenden, dass ich dich im Tiber versenken lasse." sagte er beschwichtigend und ging einen kleinen Schritt auf den Griechen zu.


    "Mein Freund, ich möchte dir die Freiheit schenken." Ein freundliches, warmes Lächeln erschien auf seinem Gesicht.
    "Wie du selbst sagtest, dienen du und deine Familie schon seit einer Ewigkeit der meinigen und ich bin der Meinung, dass deine Vorfahren und du es verdient habt, dass du der erste deiner Familie sein wirst, der in diesem Haus als freier Mann umhergeben darf."


    Er blickte kurz zu den anwesenden Klienten. "Ihr seid hier als meine Freunde und Zeugen, dafür dass ich hiermit meinen Willen zur manumissio inter amicos dieses treuen Mannes bekundet habe. Er soll sich von nun an frei nennen dürfen."
    Die Klienten, allen voran der Senator, nickten eifrig zur Bestätigung.


    Balbus wandte sich dann wieder an Alexandros: "Wir werden in den nächsten Tagen auch noch vor den Praetor treten um dort deinen Freiheitsprozess zu führen. Aber natürlich sollst du auch jetzt schon ein freier Mann sein und ohne jedes Zeichen der Sklaverei durch dein Leben gehen." Er deutete auf den silbernen Armreif am Arm des Griechen und hielt die Hand auf.

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