• Jetzt war er baff. Er hörte, was sein Gegenüber sagte und auch wenn er es durchaus verstand, wollte er es irgendwie nicht so ganz wahrhaben. Daher starrte er Balbus einen Moment lang ungläubig an. Doch dann fasste er sich und sagte: Danke.
    Mehr bekam er in diesem Moment einfach nicht raus, denn in gewisser Weise stürzte gerade eine Welt für ihn zusammen. Er war als Sklave geboren worden und nun sollte er frei sein? Was bedeutete das eigentlich? Das wusste er wage, doch er würde es sicherlich schnell rausfinden.
    Die erste große Änderung in seinem Leben trat dann allerdings auch sofort ein. Er blickte auf den silbernen Armreif, den er vor einer Ewigkeit angelegt und seit dem ständig getragen hatte. Wann immer er ihn ablegen musste, hatte er sich nackt und ungeschützt gefühlt und nun sollte er ihn für den Rest seines Lebens nicht mehr tragen? Sicher, er war in erster Linie ein Zeichen der Sklaverei, ein Stück Silber, dass ihn zu einem Wertgegenstand degradierte, doch für ihn war er mehr. Er hatte ihn beschützt, wann immer er das Haus verlassen hatte, denn er wies ihn als einen Sklaven aus gutem Hause aus. Einen Sklaven den die Strassenbanden nicht so ohne weiteres überfielen, wollten sie nicht in Schwierigkeiten geraten.
    Er seufzte kaum hörbar und griff nach dem Armreif. Schnell war er abgelegt und er legte ihn in die wartenden Hand des Prudentiers.


    Und wie geht es mit mir jetzt weiter? Wo soll ich hin? fragte er dann, auch wenn er diese Fragen eigentlich zu unterdrücken versucht hatte.

  • Balbus nahm den Armreif entgegen und übergab ihn an einen bereitstehenden Sklaven. Die Fragen, die Alexandros dann stellte brachten Balbus erneut zum Schmunzeln.
    "Darüber reden wir gleich. Lass mich kurz unsere Gäste verabschieden, dann können wir alles weitere in Ruhe besprechen." sagte er. "Nimm am besten schon mal Platz." Er deutete auf einen der niedrigen Stühle und widmete sich dann auch schon den drei Anwesenden.
    Er dankte ihnen für ihre Mühen und nach einigen warmen Worten des Abschieds, geleitete er sie noch bis vor das Tablinum, wo sie von einem Sklaven in Empfang genommen und dann zur Tür geleitet wurden.


    Balbus kehrte derweil zurück und nahm seinen Platz in der Mitte des Raumes wieder ein, von wo aus er freundlich auf seinen langjährigen Freund blickte.


    "Sprechen wir also über deine Zukunft und was noch viel wichtiger ist, über deine Gegenwart." sagte er.
    "Wie du weisst, endet mit deiner Freilassung zwar das Herr- Sklave- Verhältnis zwischen uns, aber an seine Stelle tritt dafür ein Patronatsverhältnis, über dessen genauen Formen du ja durchaus informiert bist. Daher sei mir erst einmal als Klient willkommen." Er lächelte.


    "Was die Frage angeht, wo du hin sollst, so würde ich dir anbieten, dass du gerne weiterhin hier wohnen kannst. Du könntest erstmal in Callistas oder Thalnas Zimmer wohnen und sobald der Umbau fertig ist, bekommst du ein eigenes Zimmer für dich. Natürlich nur wenn du willst und wenn dir die Bedingungen, die ich daran knüpfe zusagen."
    Er wartete einen Moment um seinem Gegenüber Zeit für eine Reaktion zu lassen.

  • Alexandros nickte und nahm Platz. Wie Balbus die anderen drei verabschiedete, bekam er gar nicht mit, denn zuviele Gedanken stürmten auf ihn ein und lenkten ihn ab.
    Als Balbus sich dann ihm gegenüber niederliess, blickte er ihn erwartungsfroh an. Die ersten Sätze nickte er im Prinzip nur ab, denn das war ihm alles durchaus klar. Als Balbus ihn dann als Klienten willkommen hiess, erwiderte er: Ich bin froh in dir einen Patron zu haben, dem ich nicht nur vertrauen kann, sondern dem ich auch gerne meine Treue zusichere.


    Das war alles noch mehr oder minder pro forma, da sich dies so oder so nicht ändern liess, selbst wenn er es gewollt hätte. Doch das, was dann kam war weitaus interessanter.
    Aufmerksam hörte er sich Balbus Angebot an und als dieser Bedingungen erwähnte, zögerte Alexandros nicht lange und fragte: Welcher Art wären denn diese Bedingungen?

  • Balbus musste kurz auflachen, da die Reaktion viel schneller kam, als er erwartet hatte. Doch sofort fasste er sich wieder, auch wenn er danach noch immer recht belustigt aussah und auch klang.


    "Nun, mir ist da gerade irgendwie mein Maiordomus abhandengekommen." antwortete er. "Daher wäre meine Bedingung für das Angebot, dass du einer Anstellung in meinem Haushalt zustimmst. Als mein Vilicus. du würdest hier eine Unterkunft und natürlich auch volle Verpflegung bekommen und darüberhinaus auch eine angemessene Entlohnung."
    Er blickte den Griechen an.
    "Was sagst du?"

  • Alexandros brauchte nicht lange zu überlegen. Er sollte fast die gleichen Aufgaben erfüllen wie zuvor, dafür allerdings nun auch noch bezahlt werden? Das klang doch mehr als nur gut. So nickte er langsam.


    Das ist ein Angebot, dass ich nicht ablehnen kann. Natürlich werde ich gerne dein Vilicus. Und das würde er auch ohne Bezahlung tun, aber das musste er ja nicht verraten.

  • "Sehr schön." sagte Balbus. "Dann denke ich, am besten machst du dich daran deine Kammer zu räumen und umzuziehen."


    Er klopfte Alexandros auf die Schulter.


    "Ich muss dich allerdings jetzt auch schon ein wenig allein lassen, denn ich hab noch einiges zu tun und muss noch in den Palast." sagte er. "Willkommen in der Familie." sagte er noch und verabschiedete sich dann von Alexandros um sich auf den Weg zu machen.

  • [Blockierte Grafik: http://de.geocities.com/crazylx2000/ImperiumRomanum/Schraubzieris.png]


    Schraubzieris führte den Quintilier in das Tablinum und parkte ihn dort ersteinmal.
    Wenn du einen Moment wartest, der Dominus wird sicherlich gleich da sein. sagte er und liess den Quintilier dann allein, nicht ohne draussen noch schnell eine junge Sklavin zu alamieren, die dem Gast etwas zu trinken bringen sollte.


    So kam die junge Sklavin ins Tablinum und servierte dem Centurio einen stark verdünnten Wein, ohne dass dieser groß darum bitten musste.

  • Er wurde sogar gleich ins Tablinum geführt, staunte Valerian. Hier war er noch nicht gewesen, entsprechend neugierig schaute er sich um. Und nur zu gerne nahm er den Becher mit dem verdünnten Wein entgegen. "Hab Dank." Er leerte den Becher durstig und ließ ihn sich dann noch einmal füllen. Es war ein sehr warmer Tag und die Straßen staubig und mit stickiger Luft gefüllt. Er war froh, dem für eine Weile entkommen zu sein.

  • Es dauerte ein paar Minuten, bis Balbus in der Tür des Tablinums erschien. Da er, nach Aussage des Schreibers, erst vor kurzer Zeit zuhause angekommen war, war er dementsprechend noch recht formell gekleidet.


    "Salve Valerian." sagte er, als er eintrat. "Ich freue mich dich zu sehen."
    Er winkte die Sklavin zu sich und liess sich von ihr aus der Toga helfen.
    "Ich bitte um Entschuldigung, aber der Tag im Palast war recht anstrengend und die Toga ist schon ziemlich derangiert." entschuldigte er sich bei Valerian dafür, dass er sich hier entkleidete.


    "Was führt dich heute zu mir?" Während er das fragte, fiel die Toga vollends und wurde von der Sklavin zusammengepackt und hinfortgetragen.

  • "Salve, mein Patron", grüßte Valerian und winkte schnell ab, als Balbus sich dafür entschuldigte, daß er seine Toga ablegte. "Da müßte ich mich wohl eher dafür entschuldigen, daß ich unangemeldet vorbeigekommen bin und Dich Deiner wohlverdienten Erholung beraube." Aber es war eben nicht immer leicht, sich vom Dienst frei zu machen.


    "Mich führt eigentlich nichts Bestimmtes her. Ich... war nur lange nicht mehr hier und dachte, ich sollte Dir vielleicht mal wieder berichten. Und nachfragen, ob es etwas gibt, das ich für Dich tun kann." Er trat einen halben Schritt beiseite, als die Sklavin den Stoff zusammenraffte und hinausbrachte. Eine unbewußte Handlung, er war es einfach gewöhnt, einen gewissen Freiraum um sich zu erhalten, um nötigenfalls kämpfen zu können. Das war zu sehr in Fleisch und Blut übergegangen.

  • Balbus wischte die Bemerkung bezüglich seiner Erholung mit einer Handbewegung weg.


    "Stimmt, du warst schon länger nicht mehr hier." sagte Balbus, allerdings ohne jeglichen Vorwurf in der Stimme, denn er wusste um den straffen Dienstplan der Garde.


    Er nahm Platz und deutete Valerian sich ebenfalls zu setzen.
    "Nun denn, was hast du denn zu berichten?"

  • Es lag kein Vorwurf in der Stimme seines Patrons, was Valerian erleichtert wahrnahm. Doch wer, wenn nicht Balbus, sollte Verständnis haben für den Tagesablauf eines Praetorianers? "Es ist, als wäre die gesamte Garde zum Stillstand gekommen. Der mysteriöse Tod des Praefecten scheint alles zu lähmen. Es gibt keine Anweisungen, die Sicherheitsvorkehrungen am Palasttor zu lockern. Noch immer wird jeder auf Waffen untersucht, außer Angehörigen des Kaisers und dem Praefectus Urbi. Ich war schon versucht, dies auf meine Kappe zu nehmen, denn teilweise ist diese Maßnahme schon lächerlich. Es gibt natürlich viele Spekulationen über eine Nachfolge, aber niemand weiß wirklich etwas. Zu lange schon sind wir ohne richtige Führung, da alle anderen hohen Offiziere kaum anwesend sind. Wir Centurionen sind praktisch auf uns gestellt. Es gibt kaum noch Aufträge für Ermittlungen. Nunja, irgendwie... ist alles merkwürdig."


    Es war das erste mal seit langem, daß Valerian seine Gedanken und Bedenken offen äußern konnte. "Dem Kaiser geht es weiterhin schlecht, an seinem Zustand scheint sich überhaupt nichts zu ändern. Aber natürlich können wir Soldaten das auch schwer beurteilen. Ich selbst habe ihn schon lange nicht mehr gesehen, da ich noch nicht zu seinem Schutz eingesetzt war, seit er in Misenum ist." Er zuckte mit den Schultern. Vermutlich wußte Balbus besser, wie es um den Kaiser stand, als er.

  • Wäre er ein weniger geduldiger Mensch gewesen, hätte er sicherlich angefangen zu schreien, da ihn die Thematik auch nach Hause verfolgte, aber er konnte es gut ab, denn vo solchen Dingen lebte er.
    Eine Lösung hatte er allerdings auch nicht zur Hand, auch wenn dies sein größter Wunsch gewesen wäre. Wobei in seinen Träumen durchaus eine Lösung zu finden war, allerdings beinhaltete sie, dass der Praefectus Urbi an Krokodile verfüttert wurde und das konnte man schlecht in die Tat umsetzen. Zumindest in der aktuellen Situation.
    Er seufzte sehr leise.
    "Ich versichere dir, dass wir bereits an einer Lösung arbeiten bezüglich der Nachfolge, allerdings wird es wohl noch etwas dauern, da die Entscheidung leider nicht im Palast gefällt wird." Auch wenn sie eigentlich dort hingehörte.


    "Was die verschärften Sicherheitsvorkehrungen angeht, so werde ich mich darum kümmern, dass sie ein wenig gelockert werden."


    Die Gesundheit des Kaisers kommentierte er nicht.

  • Valerian konnte nicht ahnen, wie sehr sein Patron von all dem verfolgt wurde. "Unter anderem kursiert auch Dein Namen im Zusammenhang mit der Nachfolge für Artorius Avitus. - Ist da etwas dran?" Sie waren hier unter sich, sonst hätte er diese Fragen ganz sicher niemals gestellt. Seine Gedanken kreisten bereits um die Aussage, daß die Entscheidung über die Nachfrage nicht im Palast gefällt wurde. Der Ton, in dem Balbus es sagte, wies gewiß nicht auf den Kaiser hin, obwohl Valerian fand, daß der es entscheiden sollte. Dann kam eigentlich nur noch einer in Frage.


    "Der Dienst ist im Moment zwar nicht schwer, aber die Männer sind unruhig. Wir trainieren hart, ich hoffe, daß das genügt, um sie bei Laune zu halten." Das war wohl wirklich genug an Bericht.


    "Mehr gibt es eigentlich nicht zu berichten. Dienstlich zumindest. Nur privat. Ich habe einen Mann adoptiert, dessen Traum es ist, in der Legion zu dienen. Er hat in den letzten Monaten in meinem Haus gelebt und die Renovierungsarbeiten beaufsichtigt. Wir sind gute Freunde geworden. Er brauchte eine Familie und meine Familie braucht dringend Verstärkung. Wir sind erschreckend wenige geworden." Er wußte nicht, ob sein Patron sich dafür überhaupt interessierte.

  • Balbus musste schmunzeln. Die Entscheidung seinen Namen auf die Liste zu setzen war nur zwischen ihm und Antonius Hortalus gefallen und eigentlich war niemand darin eingeweiht worden, doch ganz offensichtlich arbeiteten zumindest die Gardisten noch gut.
    "Mein Name kann durchaus gefallen sein, aber das heisst nicht viel."


    "Bemüht euch darum die Stimmung einigermassen hoch zu halten. Falls nötig werden wir sehen, ob wir der ganzen Sache vielleicht mit einem kleinen Donativum nachhelfen können. Aber das sollte die letzte Option sein, denn eigentlich möchte ich den Kaiser nicht unbedingt mit solch schlechten Nachrichten behelligen." sagte er und schüttelte ganz leicht den Kopf.


    Als Valerian dann das Thema wechselte, war Balbus sogar dankbar, denn nun konnte möglicherweise doch soetwas wie Feierabendstimmung aufkommen.
    "Eine Adoption? Ein bedeutender Schritt. Ich hoffe der Mann ist es wert ein Quintilier zu sein?"

  • Ob die Garde wirklich so gute Arbeit geleistet hatte, oder einfach die Wünsche der Soldaten aus den Gerüchten sprachen, das würde wohl für immer ein Geheimnis bleiben. Auf jeden Fall freute sich Valerian bereits über die Andeutung, daß vielleicht sein Patron als Nachfolger des Artoriers in Frage kam. Die Truppe brauchte dringend eine starke Führung.


    "Wir werden unser Bestes tun, um die Stimmung hoch zu halten. Ob Geld wirklich nötig ist, weiß ich nicht. Ich glaube, es würde schon genügen, wenn wieder eine klare Linie in die ganze Truppe kommen würde." In Valerians Augen mußte schlicht mal wieder jemand her, der sich um eine sinnvolle Aufgabenverteilung kümmerte.


    "Ja, es ist ein bedeutender Schritt. Und sicherlich ein Risiko. Aber ich glaube, er ist es tatsächlich wert. Ein Mann, der einen Traum hat und diesen so zielstrebig verfolgt, kann kein schlechter Mann sein. Ein Soldat paßt ohnehin gut in unsere Familie. Er ist inzwischen schon nach Germanien abgereist und wird wie ich bei der Legio II anfangen. Außerdem wird er nach meiner Schwester sehen. Um sie mache ich mir wirklich Sorgen. Sie läßt gar nichts mehr von sich hören."

  • "Es kommt ganz darauf an, was für einen Traum der Mann hegt. Ein schlechter Mann hat sicherlich auch Träume, auch wenn sie weniger honorig sein dürften." sagte er. "Aber ich denke, du hast eine gute Entscheidung getroffen, denn bisher habe ich dich nicht als unbedachten Mann gesehen."
    Er lächelte etwas.
    "Wenn ich etwas für deinen neuen Verwandten tun kann, so kannst du natürlich jederzeit zu mir kommen."
    bot er dann noch an.
    "Was deine Schwester betrifft, so kannst du dich auch an meine Nichte wenden, sie wird sich sicherlich auch gern um sie kümmern."

  • "Damit hast Du natürlich Recht. Aber sein Traum ist es, Rom als Soldat zu dienen. Und das halte ich für einen guten Traum. Ich habe ihm gern dabei geholfen, dabei einen Schritt weiter zu kommen. Ich danke Dir für Dein Angebot, das ist sehr großzügig." Vielleicht kam einmal der Tag, an dem er darauf zurückkommen mußte.


    "Demnach ist Deine Nichte gut in Germanien angekommen? Und hat sie inzwischen geheiratet? Sie wollte einen Duccius heiraten, nicht wahr? Wußtest Du, daß meine Familie durch Heirat ebenfalls mit den Ducciern verwandt ist? Nur sind die beiden, die diese Verbindung hergestellt haben, leider nicht mehr am Leben."

  • Balbus nickte lächelnd. "Ja, sie ist gut angekommen und die Hochzeit fand auch schon statt. Und wie erwartet lief es auch nicht ganz reibungslos ab, als die beiden Kulturen aufeinander trafen." sagte er und musste schmunzeln, als er an die Reaktionen auf den Brautraub dachte.


    "Nein, das wusste ich nicht. Verband dich eine enge Verwandtschaft mit diesem Paar?" fragte er interessiert.

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