• Balbus lächelte und nickte leicht. "Wenn es dir recht wäre, würde ich dann das zweite Schlafzimmer bei dir beziehen." sagte er. "Es wird nicht notwendig sein, dass du den Raum räumst. Ich glaube, wir werden das für einige Tage auch gemeinsam nutzen können."


    Das der Grieche in seinem Zimmer wohnte registrierte er mit einem gewissen Unbehagen, schliesslich lag das Zimmer von Drusilla direkt nebenan und wer wusste schon auf was für Ideen so ein Grieche kommen würde.

  • Antoninus lächelte erleichtert zurück.


    "Da fragst Du noch? Sicher ist es mir recht."


    Als er sah wie Balbus bei der Erwähnung des Griechen die Stirn kurz in Falten legte, versuchte Antoninus ihn zu beruhigen: "Ich weiß, er ist ein Grieche. Und die haben... eine andere Auffassung was... ähh... gewisse Dinge angeht, Theodorus ist da sicher keine Ausnahme, aber er würde hier im Hause bestimmt keine... keine... ähh..." Er brach ab. "Du weißt schon was ich meine."


    Er zuckte mit den Schultern.


    "Theodorus hat ein einnehmendes und angenehmes Wesen. Ich kenne ihn nur kurz, aber ich beginne ihn zu vertrauen. Schließlich bezieht er auch Gehalt von mir. Du solltest ihn einfach mal kennenlernen."

  • "Das hat er. Dein Vater soll Große Stücke auf ihn gehalten haben. Denn er hat überlegt ihn als Paedagogus für die Mäd... ähh Drusilla und Aquilla einzustellen. Er wird sicher bald wieder hier sein. Theodorus soll die Überführung Deines Vaters organisieren."


    Antoninus schaute seinen Großvetter an.


    "Ein Sklave hat heute auf dem Markt ein Gerücht aufgeschnappt. Angeblich plant der Senat ein Staatsbegräbnis für Commodus. Wenn der Grieche zurück ist, kann er uns sicherlich mehr darüber erzählen. Oder hast Du vielleicht etwas erfahren? Ich habe die Casa aus Sicherheitsgründen seit Tagen nicht mehr verlassen und bin auf Gerüchte angewiesen."

  • "Gut. Ich bin gespannt was es an gesicherten Neuigkeiten gibt."


    Antoninus nickte.


    "Sei aber vorsichtig wenn du die Casa verlässt. Noch ist die Lage unklar."


    Er räusperte sich.


    "Ich kann verstehen Du gerade andere Dinge im Kopf hast. Aber ich habe mich in den letzten Tagen als einziger männlicher Prudentier um die Besitztümer gekümmert und würde Dir gerne die Unterlagen geben. Quasi als Entlastung. Schließlich bist Du jetzt der Hausherr."

  • "Ich werde nicht allein gehen. Zwei Equites meiner Leibwache sind hier und werden mich begleiten." sagte er.


    "Danke, dass du dich um alles gekümmert hast. Ich würde sagen, dass wir uns morgen früh mit allem auseinander setzen. Wir sollten auch daran denken, dass wir Vater's Testament aus dem Vestatempel holen sollten."

  • "Danke." sagte er und richtete seinen Blick wieder auf den grossen Stuhl in der Mitte des Raumes. Er würde niemals in ihn hineinwachsen, auch wenn er nun sicherlich in diese Richtung denken müssen würde.


    Einige Minuten später verliess auch er dann den Raum um sich ein wenig auszuruhen.

  • Balbus sass auf jenem riesigen Stuhl, der das Zentrum des Tablinums bildete und hatte versucht es sich darauf einigermassen gemütlich zu machen. Er hatte schon oft überlegt diesen monströsen Stuhl gegen ein etwas bescheideneres Modell einzutauschen, doch war es der Stuhl seines Vaters gewesen und er wagte nicht dieses Erinnerungsstück zu entfernen. Lediglich den Versuch ihn unter dem Fell eines afrikanischen Raubtieres - ebenfalls ein Erbstück seines Vaters aus dessen Zeit als Praetor Peregrinus - zu verstecken sorgte für soetwas wie Wohnlichkeit, diente das Fell doch auch ein kleines Bisschen als Polster.


    So thronte Balbus nun also hier im Tablinum seines Hauses, vor ihm auf den beiden Hockern sitzend ein Schreiber und ein Mann, der für die Verwaltung des Landgutes bei Misenum verantwortlich war und heute seinen monatlichen Bericht ablieferte. Balbus war ein wenig gelangweilt, als der Verwalter in endlosen Zahlenreihen die Produktivität des Gutes erklärte und jeden noch so unwichtigen Lagerstand aufzählte.







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    Schraubzieris führte Callista quer durch das Atrium zum Eingang des Tablinums, wo er ihr bedeutete einzutreten und sie dann wieder verliess um sich draussen um ihr Gepäck zu kümmern.

  • Callista folgte dem dunkelhäutigen Mann vor ihr und ließ sich von ihm durchs Haus führen. Es war geräumig und schlichter gehalten, als Callista sich ausgemalt hatte. Sie war allerdings nicht enttäuscht, sondern fand es beruhigend. Hätte sie hier einen Stadtpalast vorgefunden wäre sie nur noch nervöser geworden. Sie nahm das Tuch ab, dass ihre Schultern gewärmte hatte und konnte es nicht unterbinden, sich neugierig umzusehen. Dann gelangten sie zum Tablinum und der Diener, der sich ihr nicht vorgestellt hatte, winkte sie herein. Er selbst betrat den Raum nicht und schloss die Tür hinter ihr. Für eine Sekunde wünschte sie, er wäre dabei gewesen, auch wenn er ein Fremder war. Aber nun musste sie die Vorstellung alleine in Angriff nehmen und sie konnte nur hoffen, dass sie diesmal nicht wieder so zögerlich war. Das Tablinum war geschmackvoll eingerichtet und ihr Blick schwang augenblicklich zu Balbus, der in einem ausladenden Stuhl saß. Es war das erste Mal, dass sie ihrem Onkel begegnete und sie lächelte schüchtern und kam näher zu ihm. Er war älter als sie, aber nicht alt und er hatte kurze Haare, sehr kurze Haare.


    "Guten Abend Onkel." Sagte sie nur und hoffte er war nicht böse über die familiäre Bezeichnung, vielleicht erwartete er eine formvollendete Vorstellung? Sollte sie sagen, wer sie war? Nein, wahrscheinlich wusste er es auch so. Man hatte ihr gesagt, dass sie ihrer Mutter ähnlich war, aber sie wusste nicht ob Balbus und sie sich jemals begegnet waren. Ach, wenn ihre Mutter nur die Kraft gehabt hätte mit ihr hierhin zu reisen, früher, nach dem Tod ihres Vaters. Sie lächelte immer noch und trat schließlich zu ihm.

  • Balbus erhob sich von jenem Ungetüm von Stuhl und stand nun vor ihm. Die beiden anderen Anwesenden ignorierte er, waren sie doch augenblicklich verstummt, als die junge Dame den Raum betreten hatte.
    Balbus musste lächeln. Seit dem jungen Caius, dem Sohn seiner Schwester Leontia, hatte ihn niemand mehr als Onkel angesprochen. Dies lag sicherlich auch daran, dass er keine weiteren Neffen oder Nichten hatte von denen er wusste, aber dennoch war es sehr schön diese Anrede einmal wieder zu hören.
    "Guten Abend. Du musst dann wohl Callista sein." sagte er, noch immer lächelnd. "Ich freue mich dich endlich kennenzulernen."
    Er breitete ein wenig die Arme aus, um sie, ganz im verwandtschaftlichen Sinne, zu umarmen.

  • Erleichtert sah Callista, dass es ihm nicht unangenehm war Onkel genannt zu werden und sie zupfte erleichtert an ihrem Kleid. Sein Lächeln war warm und freundlich und es nahm ihr etwas von der Unruhe, die sie noch zuvor gespürt hatte. Auch seine Stimme war freundlich, zwar eindeutig männlich und rau, aber nicht streng. Streng war etwas, dass sie ihrer Mutter zugeschrieben hatte und ihrer schneidenden Stimme. Die Stimme die am Ende nur mehr ein Röcheln gewesen war, egal wie viele Ärzte sich um sie gekümmert hatten. Balbus verhinderte, dass sie mehr Zeit hatte darüber nachzudenken, denn er stand auf und kam auf sie zu. Er breitete seine Arme auf und Callista überbrückte die wenigen Zentimeter zwischen ihnen und umarmte ihn herzlich. Er roch gut, nach Duftölen und sie wunderte sich, ob sie vielleicht schlecht roch. Sie hatte keine Zeit gehabt sich zu waschen und sie hatte den ganzen Tag in der Kutsche gesessen. Daher löste sie die Umarmung schnell wieder und lächelte ihn an. Erst jetzt fiel ihr auf, dass noch zwei Personen anwesend waren und sie sah sich schüchtern um. Wenn der Raum hier von Balbus eingerichtet worden war, dann lies das viel auf seinen Charakter schließen und Callista konnte sich hier sicher wohlfühlen.


    "Ja, ich bin Callista." Bestätigte sie völlig unnötigerweise. "Ich freue mich auch, Balbus, und bin dir sehr dankbar, dass du mich aufnimmst." Sie brauchte nicht zu erwähnen, warum sie eine neue Heimat brauchte, denn er war von ihrer Mutter höchstselbst informiert worden. Außerdem war der Schmerz noch zu frisch um darüber zu reden.

  • Er lächelte noch immer.
    "Du brauchst mir nicht zu danken. Es ist für mich eine Selbstverständlichkeit, dass du hier willkommen bist. So wie jedes Mitglied unserer Familie. Ausserdem denke ich, dass etwas zusätliche Gesellschaft auch für meine Frau gut sein wird." sagte er und führte sie einige Schritte von den beiden Weg auf die Tür zu, die vom Tablinum zum Atrium führte.
    "Nach deiner langen Reise bist du sicherlich ein Wenig erschöpft. Vielleicht solltest du dir dein Cubiculum einmal ansehen und wenn du magst, stehen dir natürlich auch unsere privaten Bäder im Keller zur Verfügung. Ein Luxus der viel zu selten genutzt wird." Und der riesige Mengen an Wasser und damit auch Unsummen an Geld verschlang.
    "Und falls du hungrig bist, können wir sicherlich auch etwas dagegen tun."

  • Er war sehr freundlich zu ihr und Callistas Lächeln wurde breiter. Er würde aufregend werden, all die anderen kennenzulernen und vor allem seine Frau. Wie viel sie von ihr lernen konnte! Anscheinend war er schon öfter gereist, denn er verstand sehr gut, wonach sie sich nun am meisten sehnte. Ein Zimmer, ein Bad, ein gutes Essen und die Welt sah gleich viel besser aus. Ein privates Bad im Keller war wirklich Luxus, Luxus den sie bisher nicht genossen hatte und sie nickte freudig.


    "Ja, sehr gerne. Alles drei." Sie lächelte und wurde endlich etwas herzlicher und die Nervosität verschwand und sie begann bereits sich heimisch zu fühlen. Er schien sich ehrlich zu freuen und das machte viel für sie aus. "Ein Bad wäre jetzt genau das richtige und gegen etwas zu Essen habe ich nichts einzuwenden, aber es muss nichts aufwendiges sein. Ich will niemandem Umstände bereiten."

  • Balbus lächelte und winkte an ihr vorbei durch die Tür einer Sklavin zu, die im Atrium bereitstand.
    "Du bereitest niemandem Umstände. Ich habe hier so lange allein gelebt, dass sich die Sklaven freuen mal wieder etwas zu tun zu haben." sagte er.



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    Die Sklavin kam natürlich sofort herbeigeeilt und baute sich vor ihrem Herren und der jungen, ihr unbekannten, Dame auf.
    "Du wünschst, Dominus?"



    "Vodafonis, dies ist Prudentia Callista, meine Nichte. Sie ist eben angekommen und benötigt etwas Ruhe und Entspannung. Sorge bitte dafür, dass sie etwas zu Essen bekommt und dass sie unten ein Bad nehmen kann. Und danach zeige ihr das vorbereitete Cubiculum." sagte Balbus an die Sklavin gerichtet.
    Dann wandte er sich wieder Callista zu: "Dies ist Vodafonis, bei ihr bist du gut aufgehoben und sie wird dir jeden Wunsch erfüllen."



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    Vodafonis nickte lediglich und wartete ab, was die junge Dame zuerst wollte.

  • Callista ließ sich von ihrem Onkel bereitwillig versichern, dass ihre Wünsche keinen großen Aufwand bedeuten würden und beobachtete, wie die Sklavin heran geschritten kam. Auch sie machte einen freundlichen Eindruck, allerdings war sie weniger euphorisch wie der ägyptische Diener. Aber immerhin wusste Callista nun ihren Namen und sie prägte ihn sich still ein. Es war immer hilfreich zu wissen, wie ein Sklave hieß, auch wenn es andere geben mochten die sich diese Mühe nicht machten. Callista nickte ihr freundlich zur Begrüßung zu und hörte dann Tiberius zu, der seine Anweisungen an die Sklavin weiterreichte. Er klang dabei nicht übermäßig herrisch und hatte einen eher neutralen Ton angeschlagen, er ging also sorgsam mit seinem Besitz um, wie Callista erfreut feststellte. Als sich ihr ungleich älterer Onkel wieder an sie wandte blickte die junge Prudentia zu ihm auf und ihr sanftes Lächeln erhellte ihr zartes Gesicht. Sie nickte auch ihm zu und bedanke sich noch einmal. Dann sah sie zur Sklavin, die sie immer noch fragend anschaute und dann wieder zu ihrem Onkel, der ebenso rätselnd da stand. Sie musste etwas sagen! Schüchtern seufzte sie sanft und wandte sich dann an die Sklavin. Es war seltsam, so ganz allein unter Fremden und auch wenn es nur eine Sklavin war, so vermisste sie ihre aus Mantua. Wie es ihnen wohl nach dem Verkauf ergangen war?


    "Zuerst das Bad bitte. Und wenn es geht, könnte ich eine Massage bekommen?" Sie blickte fragend zu der Sklavin. Nach der langen Reise war ihr ganzer Körper angespannt, aber gerade der Nacken war es, der ihr die meisten Schmerzen bereitete. Ein ausgiebiges Bad und dazu eine Massage, das wäre nun wirklich ein Luxus, den sie sich nur ungern entgehen lassen würde. Sie wußte selbst, dass ihre Stimme wenig herrisch war und daher straffte sie ihre Haltung. Sie war immerhin eine Prudentia und keine Landpomeranze, auch wenn sie sich gerade so fühlte.

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