• Balbus nickte. Das war etwas, dass er so noch nicht bedacht hatte. Er hatte zwar schon daran gedacht für ihre Sicherheit während der Reise und dann auch in Mogontiacum zu sorgen, aber darauf, dass sie am besten auch mit einer Sklavin ausgestattet werden sollte, hatte er noch keinen Gedanken verwandt, weil es vor den dramatischen Nachrichten aus Germania auch nicht notwendig gewesen war.


    "Du hast Recht, das sollte ich wirklich tun."

  • Wirklich begeistert hörte sich das ja nicht an. Sie hatte bisher auch noch keinen Sklaven käuflich erworben und so konnte sie hier keine Meinung zu haben. Aber es schien wohl kein wirklicher Spaß zu sein, oder etwa doch?


    "Ich habe gelernt, dass es unschicklich ist eine junge Dame ohne eine weibliche Begleitung auf Reisen zu schicken. Meine Tante hatte da aber auch eine ganz eigene Meinung dazu."


    Sie hatte nie einen Hader mit ihr gehabt. Die Ansichten, die ihre Tante vertrat, waren nur manchmal sehr altbacken.

  • Auwei, da hatte sie ja ins Wespennest gestochen. Das war nicht die absicht gewesen.


    "Das war so nicht zu denken gewesen, das stimmt wohl. Du wirst auf den Märkten sicher etwas geeignetes finden."

  • Balbus stand an der geöffneten Tür, die hinaus in den Hortus führte und diskutierte mit dem Maiordomus über die Disziplinierung eines Sklaven, als der Ianitor das Tablinum betrat und ihn informierte, dass ein gewisser Flavius Piso ihn zu sprechen wünschte. Der Name sagte Balbus natürlich nichts, aber da er den Flaviern nicht grundsätzlich vollkommen abgeneigt war, instruierte er den Ianitor ihn herzuführen.
    Der Ianitor machte sich dann auf den Weg zur Tür und auch der Maiordomus verliess den Raum, so das Balbus nun allein auf den Gast wartete. Sein Blick ging wieder hinaus in den Garten.

  • Der Sklave fuehrte Piso zum tablinum. Da der gross gewachsene Patrizier es durchaus gewohnt war, mit langen, schnellen Schritten zu gehen, liess ihm die Zottelei des Sklaven Zeit, das haus zu betrachten. Es war durchaus nett. Nicht so elegant, nobel, um nicht zu sagen, ueberkanditelt wie die Villa Flavia, aber durchaus charmant.
    Nun waren die beiden, Roemer und Aegypter, am Tablinum angekommen. Piso taxierte den Raum kurz und seine Aufmerksamkeit fiel auf einen Mann, der drinnen herumstand, er schien auf etwas zu warten. Hm, das musste wohl er selbst sein. Nun dann, auf geht's. Piso war schon gespannt, was der Hausherr sagen wuerde.
    "Salve, Tiberius Prudentius Balbus.", meinte Piso hoeflich. "Mein Name ist Aulus Flavius Piso. Es tut mir Leid, dass ich in dein Haus kommen musste, doch man hat mir am Palatin gesagt, du waerest hier zu finden. Ich bin gekommen, weil ich an gewissen Stellen gehoert habe, man sucht einen neuen Primicerius a libellis. Und ich wollte fragen, ob dies stimmt.", schilderte er dem Procurator den Grund seines Kommens.

  • Balbus wandte sich um, als der Flavier ihn begrüsste und sich vorstellte. Er blickte ihn erstmal freundlich an und kam einige Schritte in den Raum hinein, weg von der Tür und hin zum Thron seines Vaters, hinter den er sich platzierte während er zuhörte, wie der Flavier sein Anliegen ausbreitete.
    Er mochte es nicht unbedingt, wenn er zuhause mit soetwas konfrontiert wurde, aber er wusste natürlich selbst auch um seinen vollen Terminplan.
    Er legte eine Hand auf die Armlehne des Stuhls um sich leicht darauf abzustützen.
    "Ja, das entspricht der Wahrheit, der letzte Primicerius musste leider den Posten räumen." bestätigte er das Gerücht und fragte direkt: "Ich nehme an, du möchtest dich um diesen Posten bewerben?"
    Es war eine völlig unnötige Frage, aber es bestand ja die winzige Möglichkeit, dass es doch um etwas anderes ging.

  • Innerlich war Piso nun doch aufgeregt, doch jenes Gefuehl unterdrueckte er. Es waere sicher nicht gut angekommen, waere er jetzt ausgerastet. Also entgegnete er das freunliche laecheln seines gegenuebers. Wenn er erbost darueber war, dass ein uneingeladener Fremder in seiner Casa war, so liess der Plebejer sich nichts anmerken. Immerhin hatte er Piso noch nicht weggescheucht, mal schauen, was passieren wuerde.
    Immerhin gaben die Worte des Procurators dem Gemauschel der Strassen recht. Nun war es tatsaechlich so. Nun waere ja der Auftrag, den er sich selber gegeben hatte, erfuellt. Er konnte nach Hause gehen.
    Nun, nicht wirklich. Er wusste, dass der Posten frei war, und wenn er sich jetzt noch darueber den Kopf zerbrach, ob er annehmen sollte oder nicht, wuerde das vielleicht Ewigkeiten dauern. Und dann koennte noch irgendso ein Kerl aus der Versenkung heraussteigen und den Posten wegschnappen.
    Also, sollte er jetzt? Na gut, er tat es. "Ja. Ich waere durchaus interessiert.", meinte er nach kurzem Zoegern langsam. "Ich wuerde gern dem Staat dienen.Was muss ich dafuer tun?" Und nebenher ein bisschen Bares verdienen. Er blickte nun den Procurator erwartungsvoll an. Was waere dessen Reaktion darauf?

  • Und doch war es, wie erwartet, wieder das Offensichtliche. Wobei der Elan des Flaviers ihn nicht ganz überzeugte, zumal die Aussage, er wolle dem Staat dienen, sehr allgemein war.


    Balbus gingen verschiedene Antwortmöglichkeiten durch den Kopf und er konnte sich noch nicht ganz zwischen dem Verweis auf die Legionen und dem auf den Cultus Deorum entscheiden. Doch schob er diese beiden doch bei Seite und antwortete: "Nun ja, als erstes solltest du natürlich gewisse Vorraussetzungen erfüllen, wenn du auf einen solch wichtigen Posten möchtest."
    Er schaute den Flavier an. "Was für Qualifikationen kannst du denn vorweisen?"

  • "Das stimmt, bis dahin ist noch etwas Zeit."


    Sie schwieg einen Augenblick, dachte nach und sah Balbus danach wieder an.


    "Wenn das dann erst einmal alles wäre, würde ich mich gern zurückziehen. Ich habe noch ein wenig zu erledigen und ich bin froh wenn ich das bald hinter mich gebracht habe."


    Das musste ja auch mal sein.

  • Zitat

    Original von Tiberius Prudentius Balbus


    In den Augen des Plebejers sah Piso eine gewisse... Unbeeindrucktheit. Nun, das konnte ja noch heiter werden. Er beschloss, ruhig zuzuhoeren. Gewisse Voraussetzungen, na klar. Und Qualifikationen. Er atmete tief ein und aus, um ruhig zu werden.
    "Gut. Ich kann rechnen. Und natuerlich lesen, und schreiben." Das wollte er hoffen. Jahrelang hatte ihm sein Paegagoge das eigetrichtert. "Auf latein und griechisch." Anfangs hatte er noch stockend geredet, doch nun ging es fluessiger. "Ich habe das Privileg gehabt, guten Rhetorikunterricht zu erhalten. Und Musikunterricht.", fuegte er schnell hinzu, glaubte er selber doch, das letztere seine beste Seite war. Auch wenn sie in der Verwaltung nicht wirklich von Noeten war. "Ich bin meinem Vater, Gnaeus Flavius Aetius, einer bedeutenden Persoenlichkeit in Norditalien, schon oft als Schreiber zur Seite gestanden. Ich war auch Scriba in der Stadtverwaltung von Ravenna, das hat mir einen sehr guten Einblick in Verwaltungsstrukturen gegeben." Sein Vater hatte ihn dazu gezwungen, in der Stadtverwaltung zu arbeiten. Zu etwas waren die ganzen Zwaenge und Vorschriften doch gut gewesen. "Und ich habe schon weite Teile des Imperiums gereist, und habe schon mit vielen Leuten aus unterschiedlichen Laendern und mit unterschiedlichen Sitten zu tun gehabt. Leider habe ich den CRV und den Cursus Iuris noch nicht absolvieren koennen. Doch ich plane, dies so bald wie moeglich zu tun.", schloss er, mit dem Gefuehl, den Procurator jetzt erstmals genaug mit Qualifikationen zugebombt zu haben.


    Sim-Off:

    Edit... massenweise Rechtschreibfehler korrigiert...

  • Zitat

    Original von Aulus Flavius Piso


    Balbus hörte den Ausführungen des Flaviers sehr aufmerksam zu und schwieg dann erstmal einen kurzen Moment. Dann sagte er: "Das klingt nach der üblichen Ausbildung, die jedes Mitglied deines Standes mitbringt."
    Zumindest jedes, das er kannte.
    "Hast du darüber hinaus noch irgendetwas besonderes zu bieten?" fragte er und fügte dann noch hinzu: "Und wie kann es, dass ein Flavier am Kaiserhof dienen möchte? Alle anderen Mitglieder deiner Familie meiden den Palast wie die Unterwelt."

  • Man konnte sehen, wie Balbus konzentriert zuhoerte. Das war immerhin etwas. Man hoerte Leuten, die prinzipiell uninteressant waren, ueberhaupt nicht zu. Doch der Procurator tat dies.
    Nachdem Piso geendet hatte, herrschte fuer eine kurze Zeit eine Stille, bevor Balbus sprach.
    Nun war es an Piso, aufmerksam zuzuhoeren. Und was der Procurator sagte, war nicht wirklich etwas von der Art, welches allgemein das Selbstvertrauen staerkte.
    "Noch etwas?", fragte Piso. "Aeh... ja, natuerlich. Ich habe auf Kreta, auf meinen Reisen, einiges von der Rechtstheorie und den Gesetzen des Reiches gelernt. Dies ist auch der Grund, wieso ich so schnell wie moeglich den Cursus Iuris ablegen moechte, damit ich meine Kenntnisse besser einsetzen kann. Und... und... was ich sonst noch zu bieten habe, Procurator, das ist meine Engagiertheit. Und meine Bereitschaft, in solch einem verantwortlichen Posten hart fuer unser Land, fuer die Kanzlei, zu arbeiten. Und meine Gewissheit, dass ich meine Arbeit zufriedenstellend erledigen wuerde."
    Nochmals holte er tief Luft, bevor er die zweite Frage beantwortete. "Ich weiss das sehr gut. Und... ich bin ein Gegner von jenem Konflikt. Er ist unbegruendet und schadet beiden Familien. Ich will diese grundlose Gegenseitigkeit beenden. Zumindest will ich meinen Teil beitragen. Und dies kann ich nicht machen, indem ich den Aeliern aus dem Weg gehe. Zudem spricht mich die Arbeit in der Kanzlei sehr an.", begruendete er seine Bereitschaft, sich in die Hoehle des Loewen zu wagen. Vielleicht konnte er wirklich die Aelier davon ueberzeugen koennen, dass es viel besser waere, wuerden ihre Familien miteinander statt gegeneinander arbeiten. Wenn es schon einen Flavier gab, der sich so etwas trauen konnte, dann er. Er war wohl der einzige Flavier, der bei den Aeliern einen Freund hatte.

  • Nachdem der Maiordomus Calvina instruiert hatte nachzusehen, ob ihr Herr und sein Gast eine Erfrischung wünschten, hatte sich die junge nubische Sklavin auf den Weg ins Tablinum gemacht. Leise war sie eingetreten und wandte sich nun zurückhaltend an ihren Herrn:


    "Verzeih die Störung, Dominus, aber ich kann ich Dir oder Deinem Gast eine Erfrischung bringen?"

  • Auch dieses Mal hörte Balbus wieder interessiert zu und auch wenn die weiteren Qualifikationen des Flaviers sich nicht besonders von denen anderer Bewerber unterschieden, war Balbus der Idee ihm eine Chance zu geben generell nicht abgeneigt.
    Die Antwort auf seine zweite Frage fand er hingegen äusserst interessant, da er mit dieser nicht gerechnet hatte. Er tendierte nach dieser Antwort tatsächlich dazu ihn einzustellen.


    Als dann Calvina kam, antwortete er ihr: "Bring etwas Wein, aber stark verdünnt."


    Dann wandte er sich wieder dem Flavier zu. "Nun Flavius, ich tendiere dazu dir eine Chance zu geben." sagte er. "Allerdings beginnt eine Karriere am Hof eigentlich in den Reihen der Notarii. Daher müsstest du mir schon einen guten Grund nennen, warum ich dir erlauben sollte, diese Stufe zu überspringen."

  • Fuer jede Moeglichkeiten gab es Wahrscheinlichkeiten. Bisher hatte es bei seinen Wahrscheinlichkeiten, den Platz zu bekommen, nicht gut ausgeschaut. Doch als er redete, dachte er sich tatsaechlich, dass der Prudentier nun doch etwas interessierter wirkte. Zumindest dachte sich Piso das, doch er wollte zu jenem Zeitpunkt noch nicht allzu sehr auf seine Menschenkenntnis vertrauen. Je hoeher die Erwartungen, die man hegte, desto schmerzhafter wuerde es sein, erreichte man das Ziel nicht. Er blickte also nur aufmerksam den Plebejer an, als dieser zu reden begann. Und tatsaechlich schien es so, als ob Balbus' Interesse geweckt worden waere. Doch einen Grund musste Piso noch nennen.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte er die Sklavin, welcher Balbus befahl, sie sollte Wein bringen. Wenn doch nur alle Sklaven bei den Flaviern so folgsam waeren! "Danke, das ist sehr nett.", meinte er laechelnd.
    Piso atmete tief ein und aus, als er im Geiste seine Antwort vorbereitete. Seine Augenlider zuckten kurz, als er sich so gut wie moeglich konzentrierte. Dann nickte er. "Ja, es gibt einen Grund, wieso ich diese Arbeit machen sollte." Er betonte bei seinem Satz das ich. "So ehrenwert der Posten eines Notarius ist, es ist ungleich schwerer, gute Ideen einzubringen. Ich war vor einer Stunde am Palatin, im Officium XIII. Ich habe das Gefuehl gehabt, es koennte viel getan werden, und zwar mit guten Ideen. Und ich habe Ideen. Procurator, wenn ich Primicerius werden wuerde, dann wuerde ich die Notarii sinnvoller einteilen - ich habe naemlich, als ich dort war, nicht wirklich das Gefuehl gehabt, dass alle wirklich wussten, was sie tun sollten. Viele erschienen eher untaetig und vor allem unorganisiert. Ich wuerde dafuer sorgen, dass die Arbeitseinteilung besser funktioniert und das Officium insgesamt besser organisiert ist, sodass das Officium effizienter ist und die Antraege schneller und besser bearbeitet werden koennen. Ich habe leider das Officium nicht lange sehen koennen, aber ich bin mir sicher, es wuerde um vieles besser funktionieren, wenn ich die Ideen einbringen kann, die mir vorschweben." Er wusste, dass der Procurator nichts fuer die Unorganisiertheit der Notarii konnte, dafuer war der Primicerius a libelli zustaendig. Und es wuerde sich nichts daran aendern, bevor es keinen neuen Primicerius a libellis gab.

  • Piso war sich zum wiederholten Male nicht sicher, doch war nicht der Gesichtsausdruck seines Gespraechspartners Zeugnis eines gewissen Erstaunens? Nun, Piso hatte vielleicht die Notarii etwas zu harsch kommentiert, also ruderte er ein kleines bisschen zurueck.
    "Ich bin mir sicher, die Notarii im Officium koennten hervorragende Arbeit liefern, dessen bin ich mir sicher. Doch, ich weiss nicht, das Arbeitsklima scheint irgendwie... ein eigenartiges zu sein." Er ueberlegte kurz. "Mein Vorschlag waere, dass jeder Notarius ein ganz eindeutig abgegrenztes Aufgabengebiet kriegt. Es ist ja so, dass das Officium XIII fuer Privatanfragen zustaendig ist. Man koennte einen Notarius fuer jedes Spezialgebiet einteilen, zum Beispiel, als spontane Idee, einige Notarii, die Anfragen von verschiedenen Staenden bearbeiten, vom Peregrinus bis zum Senator. Und dann wieder Notarii, die sich ausschliesslich um Post kuemmern, welche dem Imperator geschickt wird, und andere, die fuer die ausgehende Post Sorge tragen. Andere wuerden direkte Ansprechspartner und auch Boten sein. Und andere Notarii koennten sich um auslaendische Korrespondenz kuemmern." Er ueberlegte. "Somit wuerden sich diverse Notarii spezialisieren, und dies wuerde dazu fuehren, dass die Amtsgeschaefter viel besser und reibungsloser laufen. Kurz gesagt, jeder Notarius wuerde genau wissen, was er zu tun hat, und dazu sollte er sein eigenes Gebiet bekommen, mit dem er bestens vertraut ist und somit anfaellige Dokumente schneller bearbeiten kann." Er hoffte, dass dies dem Prudentier einleuchtete. Sinnvolle Arbeitseinteilung ersparte Zeit, Aerger, und Geld. "Ausserdem wuerde ich als Primicerius fuer ein besseres Arbeitsklima sorgen. Ich weiss, das laesst sich so leicht sagen, aber durch einige einfache Veraenderungen kann schon viel getan werden. Es sollte vor allem Ordnung gehalten werden. Und ich bin der Meinung, es sollte haeufiger entstaubt werden.", gab er zu Bedenken.

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