"Aber es ist manchmal wirklich schwer. Gerade wenn man weiß, daß eine ernsthafte Beziehung nicht möglich ist, begegnen einem die wunderbarsten Frauen. Als ob die Götter einen foppen wollten." Er seufzte und trank noch einen Schluck, denn sein Hals war vom Hustenanfall noch etwas kratzig.
[aEG] Triclinium
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"ja, die Götter treiben es mit uns manchmal nicht unbedingt freundlich. Aber ich bin sicher, dass du dieses Problem lösen wirst." sagte er zuversichtlich.
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Valerian zuckte die Schultern und grinste schief. "In sechzehn Jahren wird es sicher auch noch wunderbare Frauen geben. Fragt sich nur, ob sie dann noch etwas von mir wissen wollen." Irgendwie hatte Valerian das Gefühl, daß das Gespräch sich dem Ende zuneigte. Balbus fragte nichts mehr und teilte ihm auch nichts mehr mit. Das Essen schien auch beendet. Er war sich nicht sicher, ob es an ihm war, den Abschied einzuläuten. Immerhin war Balbus der höherrangige. Doch die zuletzt etwas kurzen Antworten konnten ein Wink mit dem Zaunpfahl sein. "Das hier war wirklich ein wunderbares Essen. Ich danke Dir sehr für die Einladung. Und noch mehr für das Schwert. Wann immer ich etwas für Dich tun kann, Du brauchst es nur zu sagen."
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"Ich bin mir sicher, dass du dann noch immer die Frauen begeistern wirst. Immerhin bist du als Soldat ein römischer Held und auch die dunkle Uniform hat eine gewisse Wirkung auf Frauen." sagte er lächelnd.
Dann schien es als wollte der Quintilier aufbrechen. Balbus genoss die Anwesenheit seines Klienten zwar sehr, doch war im Gespräch gerade irgendwie ein Hänger und eigentlich gab es auch an diesem Tag für Balbus noch einiges zu tun.
"Dafür brauchst du nicht zu danken. Mein Haus steht dir und den deinen immer offen und über nette Gesellschaft freue ich mich zu jeder Zeit."
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Valerian lächelte bei der Aufmunterung. "Nun, dann verlasse ich mich mal auf Deine Worte. Aber Du hast recht, die schwarze Uniform wirkt tatsächlich Wunder, das ist mir schon einige male aufgefallen." So manche Blicke folgten ihnen auf dem Weg zur Castra.
Er erhob sich, denn es war wirklich Zeit, sich zu verabschieden. "Du bist sehr freundlich. Ich komme gerne einmal wieder vorbei. Und stehe Dir, wie schon gesagt, nach Kräften zur Verfügung. Mögen die Götter über Dich und die Deinen stets wachen." Er wandte sich der Tür zu, um zu gehen.
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Auch Balbus erhob sich, denn er wollte seinen Gast zumindest bis ins Atrium begleiten. Soviel Anstand und Höflichkeit waren ja durchaus angebracht.
"Und mögen sie dies auch für dich und die deinen tun." erwiderte er als er den Quintilier zur Tür geleitete.
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Daß Balbus ihn noch bis ins Atrium begleitete, empfand Valerian durchaus als Ehre. "Vale, Patronus. Auf bald", verabschiedete er sich nun endgültig und verließ dann die Villa Prudentia, das in das Tuch eingepackte Schwert in der Hand, jedoch so, daß man es für alles mögliche halten konnte, nur nicht für ein Schwert. Er war schon gespannt, was die Kameraden zu der prächtigen Waffe sagen würden.
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Nachdem also ihr Einzug weiter vorangeschritten war und sie nicht nur sauber und erfrischt war, sondern auch neu eingekleidet, ging Callista durch das riesige Haus. So ganz konnte sie immer noch nicht fassen, dass sie jetzt hier wohnte, wahrscheinlich würde das auch noch ein paar Tage dauern. Sie wusste nicht, warum, aber sie sah keine Sklaven in den Gängen, durch die sie ging - sie schlich fast, weil sie weder wusste, wo sie war, noch, wie ihr Onkel es finden würde, wenn sie hier einfach herumgeisterte. Doch er hatte ihr es ja schließlich angeboten und sie spürte etwas Hunger. Sie würde jetzt gerne etwas Essen und dann den Abend ausklingen lassen, die Reise war anstrengend und ungewohnt gewesen. Die erste Nacht in einem neuen Bett würde sie sicherlich gut geschlafen, tief und fest.
Doch dann sah sie Vodafonis wieder und winkte sie zu sich, die Sklavin wies ihr den Weg ins Triclinium und versicherte ihr, dass sie nicht nur in der Küche Bescheid geben würde, sondern auch ihrem Onkel. Callista ließ sich mit einem entspannten Seufzer nieder und blickte hinaus in den Garten, während sie darauf wartete, dass etwas geschah. Es dauerte nicht lang, da kam eine Sklavin mit einer großen Platte auf der etwas Brot, Obst wie Weintrauben, Äpfel und Birnen und auch einige eingelegte Pflaumen vorbereitet waren, dazu etwas kaltes Fleisch, Schinken in diesem Fall und zwei hartgekochte Eier. Ganz so, wie sie es sich gewünscht hatte, war es nur ein leichtes Cena, das Abendessen. Sie wollte niemandem Umstände machen und Reste vom Vortag waren für sie völlig in Ordnung. Dazu reichte man ihr mit Essig versetztes Wasser, das sehr erfrischend war. Sie hoffte nur, dass man nicht die üblichen drei Gänge servieren würde, denn soviel konnte sie wahrscheinlich gar nicht essen. Sie freute sich darauf, dass Balbus ihr Gesellschaft leisten würde und sie wollte warten, bis er da war. Doch die Verlockungen auf ihrem Teller waren einfach zu interessant und so begann sie hin und wieder eine Traube zu stibitzen, während sie wartete.
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Balbus hatte die Zeit seit Callistas Eintreffen arbeitend verbracht und war dementsprechend entnervt gewesen, als Vodafonis ihn im Peristyl auf einer Bank bei einem kurzen Nickerchen gefunden hatte. Seine Laune änderte sich allerdings schlagartig als er den Grund für die Störung erfuhr und so war er recht fröhlich, als er das Triclinium betrat.
Seine Toga hatte er, wie um zu zeigen, dass er nun ein völliger Privatmensch war, abgelegt und seine Tunika war ein wenig zerknittert, was ihn jedoch nicht weiter störte."Callista, ich hoffe bisher war alles zu deiner Zufriedenheit?" fragte er lächelnd, als er Platz nahm. Ungefragt servierte ein Sklave ihm einen Becher mit sehr stark verdünntem Wein, den Balbus auch zu einem ersten Schluck zum Mund führte.
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Als er ohne seine Toga eintrat sah ihr Onkel schon gleich viel jünger aus, fand Callista. Und auch sympathischer, nicht so förmlich, außerdem hatte er ein freundliches Lächeln. Sie konnte demnach nicht anders, als ihm ebenfalls zuzulächeln. Auf seine Frage hin nickte sie und begann zu grinsen.
"Ja, es ist wundervoll hier. Das Haus ist wirklich schön. Und sooo groß!" Sie riss ihre Augen auf um ihre Worte zu unterstreichen. "Ich bin sehr zufrieden und sehr dankbar, Onkel." Sie schob ihm ihren Teller etwas hin, da sie sich dumm vorkommen würde alleine zu essen und stibitze dann noch etwas von dem Brot. Sie war sehr ausgelassen und schwärmte von Haus, während sie grinste und einzelne Stücke vom Brot abriss, sie in Öl tunkte und dann aß. Kleine Stücke, wie ein Spätzchen. "Wie verbringst du eigentlich deine Tage, hier in Rom?"
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Balbus nahm sich ebenfalls etwas Brot und kombinierte es mit etwas Schinken, bevor er es sich zuführte. "Es freut mich, dass es dir hier gefällt. Es ist vermutlich alles etwas anders, als in Mantua, aber ich hoffe, dass du dich hier trotzdem eingewöhnen wirst." sagte er, bevor er einen weiteren Schluck trank.
"Wie ich meine Tage verbringe? Nun ja, einen Grossteil meiner Tage verbringe ich mit meiner Arbeit. In der kaiserlichen Verwaltung auf dem Palatin." antwortete er. "Den anderen Teil meiner Tage verbringe ich mit dem was anliegt, oder bestenfalls mit meiner Familie." -
Spannend, er arbeitete in der kaiserlichen Verwaltung. Ihre Mutter hatte also nicht übertrieben, als sie ihn als erfolgreich bezeichnet hatte. Sie lächelte ihm zu und aß noch etwas, kaute zu Ende, bevor sie wiederum ihren Mund öffnete.
"Ja, anders ist es wirklich. Viel größer und aufregender als in Mantua. Was aber nicht unbedingt an der Stadt liegen mag, sondern wohl eher an der Erziehung meiner Mutter. Wäre es dir recht, wenn ich mich in Rom umsehe? Ich nehm natürlich Skalven mit, wenn du das willst, aber meine Mutter hat mich nie alleine in die Stadt gelassen. Schon gar nicht nur in sklavischer Begleitung. Ich würde gerne meine Garderobe etwas aufstocken und mich vor allem umsehen."
Sie schaute ihn bittend an und war gespannt, ob er es ihr Erlauben würde. Wenn man bedachte, was ihrem Großvater geschehen war, vielleicht nicht. Was sie verstehen konnte. Aber es wäre viel schöner, wenn sie nun endlich auch mal etwas alleine machen durfte. Sie würde ihm natürlich immer Bescheid sagen, wann sie ging und wohin."Mit der Familie? Leben denn noch mehr aus unserer Gentes hier im Haus? MIr ist niemand begegnet." Vielleicht hatten sie auch alle nur zu tun und sie würde sie bald kennenlernen, alle nacheinander. Das war Callista nur recht, denn dann hatte siee Zeit auch jeden wirklich kennenzulernen und sie tat sich manchmal etwas schwer mit Namen.
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Balbus nickte, hatte er doch nichts gegen ihren Wunsch, die Stadt zu erkunden, einzuwenden. "Natürlich kannst du dich in Rom umsehen. Halte dich aber bitte von zwielichtigen Gestalten und dunklen Gassen fern." sagte er. Über die Leibwächter, die jeden ihrer Schritte begleiten und beobachten würden, verlor er kein Wort, denn er wollte sie nicht unnötig verunsichern.
"Hier im Haus lebt noch meine Frau, Aelia Vespa. Ansonsten tendiere ich mittlerweile ein wenig dazu, alle hier lebenden Sklaven und Bediensteten als einen Teil meiner Familie anzusehen. Vor allem die Sklavenkinder sind immer wieder ein Quell der Freude." sagte er erklärend. "Es gibt nur noch sehr wenige lebende Verwandte, wie ich leider zugeben muss."
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Sie nickte eifrig, wie ein kleines Kind, dem man ein besonderes Geschenk zum Geburtstag versprochen hatte. Sie durfte also wirklich durch Rom streifen! Sie grinste und ihre Augen bekamen einen neugierigen Schimmer, er war wirklich zu nett zu ihr und überhaupt, jetzt hatte sie endlich eine Gelegenheit die große weite Welt kennenzulernen. Sie aß einige Trauben und Pflaumen und hörte dann zu, wie er über die Menschen in seinem Haus berichtete. Sie wußte, dass er geheiratet hatte, doch ihre Tante hatte sie noch nicht gesehen. Schade, es wäre schön gewesen eine andere Frau zu treffen, die ihr beim Eingewöhnen helfen konnte. Aber es gab sicherlich bald eine Gelegenheit, sie kennenzulernen. Ihr Familienname, Aelia, sagte der jungen Callista dabei nichts und so knüpfte sie auch keineswegs die begrüßenswerten Familienverwandschaften.
"Vodafonis hat mir erzählt, es gibt drei Sklavenkinder hier und auch, dass du Land in Germanien hast? Ich hab mich gefragt, wieso? Sie ist wirklich eine gekonnte Baderin, es war ein wirklicher Luxus hier ein ausgiebiges Bad zu nehmen. Ich war nur einmal bisher in einer Therme gewesen."
Callista bemerkte plötzlich, dass sie ziemlich frei daher redete und von einem Thema zum nächsten sprang. Er mußte sie ja für absolut kindisch halten. Sie schloß den Mund, aus dem eigentlich noch weitere Fragen kommen wollten und stopfte ihn stattdessen mit etwas Brot und Schinken.
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Balbus begann zu schmunzeln. Ein wenig erinnerte sie ihn an seine kleine Schwester Valeria, da sie eine ähnliche Lebensfreude ausstrahlten.
"Ja, es gibt drei Sklavenkinder im Haus. Meistens sind sie damit beschäftigt irgendwelchen Unsinn zu machen, aber ich habe einfach zu viel Freude daran ihnen zuzusehen, als dass ich ihnen allzuviel verbieten würde." sagte er und liess eine Traube in seinem Mund verschwinden. Er mochte Kinder und hoffte sehr darauf, dass er selbst auch bald welche haben würde.
"Ich besitze Land in Germania, weil dein Grossvater lange Zeit dort gelebt und gearbeitet hat. Und ich selbst war auch eine Zeit lang dort stationiert."
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In ihrem alten zu Hause war immer C
allista die Jüngste gewesen und sie hatte daher nicht viel Erfahrung mit Kindern. Vielleicht würden ihr die drei mal begegnen, auch wenn es Callista nicht darauf anlegte. Eigentlich wäre es zwar wichtig, sich mit sowas auszukennen, aber dazu hatte es ja noch Zeit. Balbus hatte jetzt die Gewalt über sie und würde sie unter Umständen verheiraten, ihr war ja selbst klar, dass sie nicht für immer hier rumlungern konnte. Dann war immer noch Zeit sich näher damit zu beschäftigen.Sie Aussagen über ihren Großvater waren da schon sehr viel interessanter, sie hatte nie viel über ihn erfahren. Da ihr Vater, Balbus Bruder, gestorben war als sie fünf war und ihre Mutter Pulchra nicht viel über ihren Großvater wusste, gab es kaum Geschichten, die sie ihrer Tochter hatte erzählen können. Germanien, was wußte sie über Germanien? Es war kalt dort und es gab Schnee im Winter, etwas, dass sich Callista nicht wirklich vorstellen konnte, sie hatte ja noch nie Schnee gesehen.
"Wie ist es in Germanien? Ich hab gehört, dort wären alle blond und hellhäutig, stimmt das? Man sagt ja, dass die germanischen Völker sehr unzivilisiert sind, aber es gibt doch sicher auch welche die unter römischer Herrschaft leben, oder?"
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Balbus überlegte kurz, wie er die Fragen beantworten sollte. Er war sich nicht ganz sicher, daher dauerte es einen kurzen Moment, ehe er antwortete.
"Es eigentlich nicht sehr viel anders als in anderen Teilen des Reichs. Gut, das Wetter dort ist etwas härter, aber ansonsten ist es dort ebenso schön wie zum Beispiel in Hispania.
Was die Germanen betrifft musst du das ein wenig differenzieren. Jene die in der Provinz leben sind romanisiert und viele von ihnen haben sich das Bürgerrecht errarbeitet. Wenn du allerdings über den Rhenus in das freie Germanien blickst, so wirst du jenes wilde Germanien finden, dass Tacitus beschrieb." -
Callista nickte, sie hatte Tacitus gelesen als sie jünger war. Ihrer Mutter hatte sie immer viel vorgelesen, nicht nur Berichte über andere Provinzen, meistens Gedichte und schönere Literatur, damit sich die Kranke ausruhen konnte und entspannen.
"Und du warst dort stationiert? Hat es dir gefallen?"
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Balbus nickte. "Ja, weitestgehend hat es mir gefallen." sagte er. "Besser hätte es mir allerdings gefallen, wenn man nicht ständig mit der Angst leben müsste, dass die jenseitigen Germanen den Fluss überqueren und die Städte überfallen könnten."
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Sie nickte, auch wenn die junge Prudentia natürlich nicht verstehen konnte, wie sich die Angst angefühlt haben musste. Selbst wenn man wie sie Texte über Kriege und kriegsführung gelesen hatte, verstand man noch lange nicht, was diese wirklich bedeuteten und sie beneidete ihren Onkel nicht für seinen militärischen Dienst. Nein, da war sie lieber hier in Rom, zusammen mit ihm und ohne die Gefahr von Barbaren direkt vor der Haustüre.
"Wie lange hast du gedient? Und seit wann lebst du in Rom? Rom ist toll, ich kann gar nicht abwarten mir alles anzusehen. Gibt es bestimmte Dinge, die ich unbedingt angucken sollte?"
Callista aß noch ein wenig, allerdings merkte sie schon, dass sie satt wurde. Viel würde sie nicht mehr zu sich nehmen. Stattdessen trank sie lieber noch etwas und ließ sich ihren Becher von einem Sklaven auffüllen.
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