Tablinium | Manius Tiberius Durus

  • Offensichtlich hatte sie ihren Onkel gestört, denn er hatte ihr allem Anschein nach nicht richtig zugehört. „Das ist ein Geschenk zu deinem Amtsantritt als Consul.“ erklärte sie daher noch einmal und stand wartend vor seinem Schreibtisch. „Und das ist kein Schiff.“ fügte sie lachend hinzu. „Nur zu… Schau rein.“ forderte sie ihn freundlich auf und ging langsam um seinen Schreibtisch herum, um gemeinsam mit ihm einen Blick in den Holzkasten werfen zu können, der die Schriftrollen von Odysseus barg.


    Frija trat derweil unauffällig in den Hintergrund und positionierte sich schon mal an der Tür, damit sie gemeinsam mit ihrer Herrin das Zimmer verlassen konnte, wenn diese gehen wollte.

  • „Aber… Ich…“ Septima versagten die Worte. ‚Macer!' schoss es ihr in den Sinn. Wieso war er es nicht, der um ihre Hand angehalten hatte? Bei Durus Worten ‚ein junger Mann’ hatte sie kurzzeitig die Hoffnung gehegt das…


    Unruhig gingen ihre Augen umher, unfähig einen festen Punkt anzuschauen. Ihre Hände lagen gefaltet im Schoss. Fest hatte sie die Finger ineinander verschlungen, um die plötzliche Kälte zu bekämpfen, die trotz, oder gerade wegen ihrer Tunika deutlich an ihrem Körper abzulesen war. (Zumindest für einen Mann. ;))


    Krampfhaft versuchte sie ihre Gedanken in geordnete Bahnen zu lenken. ‚Ein Aurelia? Bestimmt ist er eine bessere Wahl als ein Octavia, aber woher kennt er mich? Wieso ausgerechnet ich?!’ Erneut wollte sie die Verzweiflung, ob dieser unerwarteten Neuigkeit überkommen, aber Septima kämpfte sie nieder. ‚Sei stark, Septima! Es gibt nichts und niemanden, der dich unterkriegen kann! Diese Zeiten sind für immer vorbei!’ rief sie sich selbst zu Recht.


    Langsam schaute sie von ihren Händen, wo ihre Augen zuletzt gelandet waren, wieder auf zu Manius. „Ich kenne keinen Aurelia mit diesem Namen. Wie… Wie ist er ausgerechnet auf mich gekommen?“ fragte sie nun wesentlich gefasster nach. Nur ihre Hände deuteten noch immer auf ihr Verspanntheit hin.

  • Zitat

    Original von Tiberia Septima
    Offensichtlich hatte sie ihren Onkel gestört, denn er hatte ihr allem Anschein nach nicht richtig zugehört. „Das ist ein Geschenk zu deinem Amtsantritt als Consul.“ erklärte sie daher noch einmal und stand wartend vor seinem Schreibtisch. „Und das ist kein Schiff.“ fügte sie lachend hinzu. „Nur zu… Schau rein.“ forderte sie ihn freundlich auf und ging langsam um seinen Schreibtisch herum, um gemeinsam mit ihm einen Blick in den Holzkasten werfen zu können, der die Schriftrollen von Odysseus barg.


    Frija trat derweil unauffällig in den Hintergrund und positionierte sich schon mal an der Tür, damit sie gemeinsam mit ihrer Herrin das Zimmer verlassen konnte, wenn diese gehen wollte.


    Durus hatte den Gedanken gar nicht gehabt, dass dieses Kästchen nur eine Verpackung war. Warum wohl? Vielleicht die Schleife...
    Also ergriff er den Deckel und hob ihn vorsichtig an. Darin befand sich eine Buchrolle - nein, mehrere! Er nahm die erste heraus und rollte sie langsam auf. Die Zeichen waren Griechisch...und ihm wohlbekannt! Als Junge hatte er sie von seinem Privatlehrer eingetrichtert bekommen, bis er sie auswendig gekonnt hatte! Und so begann er in der Originalsprache zu lesen - oder zu rezitieren?


    "Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes,
    Welcher so weit geirrt, nach der heiligen Troja Zerstörung,
    Vieler Menschen Städte gesehn, und Sitte gelernt hat,
    Und auf dem Meere so viel' unnennbare Leiden erduldet,


    Seine Gedanken wanderten in jene Tage zurück. Noch gut konnte er sich erinnern, wie sein Lehrer ihm die Worte eingetrichtert hatte, konnte fast die stickige Hitze der Villa in Aegyptus spüren. Seit jenen Tagen hatte er sie nicht mehr gelesen!


    Er wechselte aufs Lateinische zurück und lächelte.


    "Vielen Dank, Septima! Dadurch erklärt sich das Schiff wahrhaftig!"

  • Zitat

    Original von Tiberia Septima
    Langsam schaute sie von ihren Händen, wo ihre Augen zuletzt gelandet waren, wieder auf zu Manius. „Ich kenne keinen Aurelia mit diesem Namen. Wie… Wie ist er ausgerechnet auf mich gekommen?“ fragte sie nun wesentlich gefasster nach. Nur ihre Hände deuteten noch immer auf ihr Verspanntheit hin.


    Natürlich wusste Durus nichts von dem kleinen Abenteuer seiner Nichte. Und wenn, hätte es sicherlich unvorstellbaren Ärger gegeben! Denn der Octavier mochte zwar ambitioniert sein, doch er hatte keinen Stammbaum und gehörte einer eher unwichtigen Familie an. Ganz anders dagegen Aurelius Ursus! So hingegen überlegte er selbst kurz, wie der junge Mann darauf gekommen war. Eigentlich war es sehr einfach: Er wollte Verbindungen zu ihm, dem mächtigsten Mann Roms (zumindest auf dem Papier)! Einen Moment überlegte er, ob er ihr etwas vorschwindeln sollte von 'unsterblich verliebt auf den ersten Blick' oder ähnliches. Doch dann entschied er sich für die Wahrheit - wenn Septima heiratete, musste sie erwachsen werden!


    "Er möchte eine Verbindung zur Gens Tiberia. Und du bist im Augenblick die einzige Möglichkeit. Aber er ist ein junger, ambitionierter und auch nicht hässlicher Mann."


    Durus konnte sich nicht vorstellen, welche Kategorien für ein junges Mädchen zählten. Doch da in seinem Alter vor allem die Attraktivität wichtig gewesen war, nahm er an, dass das auch für Frauen galt.

  • "Seine Seele zu retten und seiner Freunde Zurückkunft.
    Aber die Freunde rettet’ er nicht, wie eifrig er strebte;
    Denn sie bereiteten selbst durch Missetat ihr Verderben:"


    Septima lass die nächsten Zeilen vor, ehe Durus die Rolle wieder zusammen rollte.


    „Bitte.“ erwiderte sie mit einem warmen Lächeln. „Ich hoffe du magst die Gechichten von Homer genauso gerne wie ich.“ Ihr Onkel war schwer einzuschätzen, ob ihm ihr Geschenk wirklich gefiel, oder nicht. Aber Septima fand die Geschichten von Odysseus immer sehr spannend und es hatte ihr den Griechischunterricht bedeutend erleichtert.


    „Magst du Schiffe?“ fragte sie ihren Onkel und ging hinter ihm her auf die andere Seite seines Schreibtisches. Nun hatte sie den Tisch fast ganz umrundet. Ihr Finger glitt dabei über die blanke Holzfläche. Offensichtlich lag ihr noch etwas am Herzen, aber Setpima wusste nicht so recht wie sie ihren Onkel fragen sollte.

  • Nach und nach legte sich die Verspannung in Septimas Händen. Sie hatte die Finger nicht mehr völlig verkrampft ineinander geschlungen, sondern ihre Hände lagen lose in ihrem Schoss. Sie spielte mit ihnen, um sich besser konzentrieren zu könne. Wo nur hatte sie einem wildfremden Mann auffallen können? War es bei den Ludi Romani gewesen? Oder auf dem großen Fest zu Ehren der Fontinalia in der Casa Germanica? Oder bei einer flüchtigen Begegnung auf den Straßen Roms? Septima konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, einen Aurelius Ursus kennen gelernt zu haben. Also wie sollte sie ihn auf sich aufmerksam gemacht haben?


    Die ganzen Überlegungen ließen nur einen Schluss zu. Der ‚Zukünftige’ war einzig und alleine an einer Verbindung zum amtierenden Konsul interessiert. Sie wurde verschachert…


    Septima räusperte sich kurz, da sie sich nicht sicher war, ob ihr ihre Stimme noch gehorchte. „Hast du ihm schon eine Antwort gegeben?“ fragte sie ihren Onkel. Vielleicht gab es noch einen Ausweg aus der ganzen Situation? Ein Funke Hoffnung war noch da.

  • Durus hatte kaum eine Ahnung, was in Septima vorging - er konnte sich überhaupt schlecht in Frauen hineinversetzen. Er jedenfalls wäre sicherlich glücklich gewesen, mit einem Senatoren verheiratet zu werden! Also ging er davon aus, dass sie wirklich einfach nervös war - vielleicht hatte sie Angst, etwas falsch zu machen!


    "Nein, ich habe gesagt, dass ich mich noch informieren würde. Aber soweit ich das überblicke, wäre er eine vielversprechende Partie. Er hat gute Kontakte zu Aelius Quarto und damit auch zum Kaiserhaus!"


    erklärte er und sah sie freundlich an. Tatsächlich war er ein wenig glücklich, dass er jemanden gefunden hatte für das Mädchen.


    "Ich denke, wir sollten dieses Angebot annehmen, solange es noch besteht. Was meinst du?"


    Im Grunde war diese Frage rhetorischer Natur: Jeder wusste, dass Frauen verheiratet wurden und zuzustimmen hatten, wenn ihre Väter - oder Gewalthaber - ihnen einen Ehemann präsentierten!

  • Zitat

    Original von Tiberia Septima
    „Bitte.“ erwiderte sie mit einem warmen Lächeln. „Ich hoffe du magst die Gechichten von Homer genauso gerne wie ich.“ Ihr Onkel war schwer einzuschätzen, ob ihm ihr Geschenk wirklich gefiel, oder nicht. Aber Septima fand die Geschichten von Odysseus immer sehr spannend und es hatte ihr den Griechischunterricht bedeutend erleichtert.


    „Magst du Schiffe?“ fragte sie ihren Onkel und ging hinter ihm her auf die andere Seite seines Schreibtisches. Nun hatte sie den Tisch fast ganz umrundet. Ihr Finger glitt dabei über die blanke Holzfläche. Offensichtlich lag ihr noch etwas am Herzen, aber Setpima wusste nicht so recht wie sie ihren Onkel fragen sollte.


    "Ich habe sie lange nicht mehr gehört, muss ich zugeben. Aber sie sind sehr unterhaltsam, ja."


    erklärte Durus mit einem zufriedenen Lächeln, dass jedoch reine Fassade war: Er würde die Rollen wahrscheinlich irgendwo in seiner Bibliothek verschwinden lassen und nie wieder anfassen - zu sehr waren sie ihm aus der Kindheit verhasst. Aber Septima konnte ja nichts dafür: Sie wusste es nicht und insgesamt war die Odyssee ja auch echte Bildung!


    Dann jedoch erhob sie sich mit einer Frage und machte sich auf den Weg, den Tisch zu umrunden. Was wollte sie denn nun?


    "Ehrlichgesagt reise ich lieber auf dem Land. Aber ich finde Galeeren schon auch imposant."


    antwortete er und lehnte sich etwas zurück, da er nicht wusste, was das Mädchen auf seiner Seite des Tisches wollte. Sie hatte das Geschenk doch schon überreicht!

  • Sim-Off:

    OOT: Septima hatte sich bereits beim überreichen des Geschenkes erhoben und sich hinter/neben Durus gestellt. ;)


    ‚Das Geschenk gefällt ihm.’ freute sich Septima und zeigte dies über ein fröhliches Lächeln. Hinter Durus Fassade konnte sie leider nicht schauen, dafür kannten sich die beiden noch nicht lange genug, ansonsten hätte sich Septima bemüht und ein anderes Buch für ihren Onkel besorgt. So blieb sie in dem Glauben, dass sich der Tiberia ehrlich über ihr Geschenk freute. ‚Vielleicht kann ich mir irgendwann einmal die Schriftrollen zum lesen ausborgen.’ Hoffte Septima. Es gab Menchen, die waren sehr eigen, was ihre Bücher anging. Ihr Vater war ein solcher Mensch gewesen, und dabei hatte er selbst nicht mehr die Musse, sich einem ausführlichen Gedichtband oder einem so allumfassenden Werk wie der Odyssee zu widmen. Viel zu häufig lag er irgendwo herum und schlief seinen Rausch aus. Innerlich schüttelte es die junge Frau.


    Ach ja richtig, das Thema Schiffe hatten sie schon damals, kurz nach ihrer Ankunft bei der Cena. „Bist du schon viel herum gekommen? Also hast du schon viele Länder bereist?“ hakte Septima weiter nach und stand nun wieder vor Durus Schreibtisch. Sie wusste noch immer nicht, wie sie ihren Onkel auf das Geld ansprechen sollte. ‚Vielleicht sollte ich mich doch lieber direkt an den Procurator wenden?’ überlegte sie sich. Ach was solls…


    „Manius?“ traute sie sich nun endlich mit schmeichlerischer Stimme zu fragen. „Kann ich mich direkt an den Procurator wenden, wenn ich… etwas Geld brauche?“ So… endlich war es raus. Große, rehbraune Augen schauten den Consul nun an. Septimas Zeigefinger fuhr noch immer über eine Unebenheit auf Durus Schreibtischplatte während sie auf seine Antwort wartete.

  • Informieren? Aber worüber denn?Ach so… über den Heiratskandidaten. Nun gut, wenn ihr Onkel der Überzeugung war, dass dies der richtige Mann für sie war, dann musste sie ihn nur mit logischen Argumenten vom Gegenteil überzeugen.


    Die Hände lösten sich und Septima lehnte sich auf ihrem Stuhl wieder entspannt zurück. Ein kurzer Wink mit der Hand und sie hatte wieder ihren Becher mit dem Wein in der Hand. Irgend etwas brauchte sie jetzt zum festhalten, und da war ein Becher Wein genau das Richtige.
    „Du hälst also eine weitere Verbindung zum Hause der Aurelier für richtig? Ist das denn nicht politisch gesehen ein wenig… mhm, wie sage ich es am besten, dass du nicht gleich böse auf mich bist…?“ Nachdenklich fuhr sich Septima mit einem Finger über die vollen, roten Lippen. „… unüberlegt?“ fragte sie Durus und schaute ihn nachdenklich an.


    „Wenn es schon patrizisch sein muß, wie wäre es dann mit einer Verbindung zum Hause Flavia oder Claudia? Immerhin heiratest du schon eine Frau der Aurelier und über Arvinia wird ebenfalls eine Verbindung zum Hause Aurelia geschaffen. Möchtest du deine letzte Möglichkeit für eine politisch lukrative Hochzeit an den Erstbesten vergeben?“ Oh… das war gut… Gewiss hatte sie Manius damit zum nachdenken gebracht und würde hoffentlich noch einen kleinen, wenn nicht sogar einen großen Aufschub vor der Ehe bekommen. Septimas Lächeln war unverbindlich und sie führte langsam den Becher zum Mund um einen Schluck Wein zu trinken.

  • Durus hatte nicht damit gerechnet - sie war seine Nichte und er übte über sie die Patria Potestas aus! Und ihre Unsicherheit, verbunden mit den Nachfragen, deutete ganz klar an, dass sie nicht gewillt war, sich seinen Plänen zu beugen. Doch dennoch versuchte er es vorerst im Guten:


    "Die Claudier und Aurelier...äh Flavier haben im Augenblick niemandem, der in Prestige und Ansehen Aurelius Ursus gleichkommt. Ich kann dich wohl kaum an einen Primicerius der kaiserlichen Kanzlei verheiraten! Und du bist mehr als alt genug für eine Verbindung."


    Er vermied die Hinzufügung, dass eine alte Schachtel wohl kaum mehr Aufmerksamkeit finden würde - schon allein deshalb, weil Septima ja noch nicht soo alt war. Aber immerhin...es wurde höchste Zeit für sie!

  • Zitat

    Original von Tiberia Septima
    Ach ja richtig, das Thema Schiffe hatten sie schon damals, kurz nach ihrer Ankunft bei der Cena. „Bist du schon viel herum gekommen? Also hast du schon viele Länder bereist?“ hakte Septima weiter nach und stand nun wieder vor Durus Schreibtisch. Sie wusste noch immer nicht, wie sie ihren Onkel auf das Geld ansprechen sollte. ‚Vielleicht sollte ich mich doch lieber direkt an den Procurator wenden?’ überlegte sie sich. Ach was solls…


    „Manius?“ traute sie sich nun endlich mit schmeichlerischer Stimme zu fragen. „Kann ich mich direkt an den Procurator wenden, wenn ich… etwas Geld brauche?“ So… endlich war es raus. Große, rehbraune Augen schauten den Consul nun an. Septimas Zeigefinger fuhr noch immer über eine Unebenheit auf Durus Schreibtischplatte während sie auf seine Antwort wartete.


    Ob er viele Länder bereist hatte? Natürlich! Er musste kurz überlegen: Als junger Anwalt hatte er ja in Aegyptus gelebt, war in Achaia gewesen, nach Rom gekommen, dann nach Misenum gegangen und von dort nach Syria. Nach dieser Reise war er zurückgekehrt und hatte - soweit er sich erinnern konnte - Italia nicht mehr verlassen. So wollte er gerade stolz berichten, als das Mädchen prompt das Thema wechselte! Etwas verwirrt blickte der Tiberier seine Nichte an: Sie brauchte Geld? Und fragte zuerst nach Schiffen? Gab es da irgendeinen Zusammenhang?


    "Natürlich kannst du Geld haben - so viel du willst! Aber sag: Wofür?"


    fragte er daher offen.

  • Ihre erste Frage, ob er schon viel in anderen Ländern gewesen sei, ließ Manius unbeantwortet, was Septima einen Moment lang wunderte, aber vielleicht nahm sie ihrem Onkel auch schon zu viel Zeit, so dass er ihre Frage positiv beantwortete, aber wissen wollte, wofür sie das Geld brauchte.


    „In der Hauptsache möchte ich mir eine schöne neue Palla für deine Hochzeit nähen lassen und... na ja... noch ein paar Kleinigkeiten. Ein bisschen Schmuck, und ein Wandgemälde in meinem Cubiculum wären schön.“ gab sie freimütig zur Antwort. An sich hatte sie nur nach Geld für ein paar neue Kleider fragen wollen, aber nun wollte sie testen wie weit sie gehen konnte, denn ihr Onkel hatte gesagt, sie könne haben, so viel sie wolle.


    Langsam ging Septima wieder zu ihrem Stuhl und setzte sich. „Was wünscht du dir eigentlich zur Hochzeit?“ fiel Septima bei der Gelegenheit noch ein. Oder sollte sie lieber nach zwei Geschenken suchen, eines für den Mann und eines für die Frau? Sie war etwas unschlüssig und strich sich nachdenklich mit dem Finger über die Unterlippe.

  • '… mehr als alt genug.' In seinen Augen vielleicht, aber Septima fühlte sich noch nicht alt genug. Ihr richtiges Leben hatte gerade mal mit ihrer Ankunft hier in Roma begonnen, da konnte sie sich unmöglich gleich in eine Ehe begeben. Dazu noch in eine arrangierte, wo sie noch nicht einmal wußte, ob sie auch nur ansatzweise glücklich werden konnte.


    Doch ihre Onkel schien ihren sachlichen Argumenten nicht gerade offen zu sein und sie konnte ihm nicht widersprechen, denn Septima wußte nicht, ob die Flavier oder Claudier nicht doch jemanden in der Familie hatten, der mit mehr Prestige aufwarten konnte, wie der Aurelier. Aber womöglich würde sie damit ins offene Messer rennen, denn es könnte auch ein alter Mann sein, an den sie sonst verschachert würde. Doch eine letzte Möglichkeit fiel ihr noch ein. „Was ist mit Flavius Furianus?“ schlug sie Durus vor. Gut, der Mann war krank. Ein Ungleichgewicht der Säfte, wie sich Septima erinnerte, aber immerhin war er recht ansehnlich, trotz seiner grauen Haare und Septima hatte sich beim kleinen Empfang nach Durus Wahl recht gut mit dem Flavier unterhalten. Und wenn er krank war, hätte sie vielleicht auch mehr Freiheiten, da ihr Mann gar nicht so könnte. Erneut wartete sie gespannt auf die Antwort ihres Onkels.

  • "Flavius Furianus hat vor kurzem Claudia Ofella geehelicht. Glaube mir, ich habe mich bereits umgehört!"


    erwiderte Durus, den diese Widerrede langsam zu nerven begann, weshalb er sich müde die Augen rieb und Septima dann ernst ansah. Er hatte keinen Widerstand erwartet und war nun umso verärgerter, ihn vorzufinden. So wurde auch seine Stimme härter, als er erklärte


    "Dein Vater hat gesagt, ich solle mich um dich kümmern. Und das tue ich hiermit. Aurelius Ursus ist die beste Partie Roms für dich - und ich würde sie akzeptieren, ehe die Chance vertan ist."

  • Der Flavia war bereits verheiratet? Erst kürzlich? Für einen Moment schaute Septima irritiert ihren Onkel an. „Komisch, davon hat er gar nichts auf deinem Empfang nach der Wahl gesagt.“ erwiderte sie zuckersüß und eindeutig verstellt. „Solltest du ihn im Senat treffen, bestell ihm bitte meinen Herzlichen Glückwunsch.“ kam es dann etwas freundlicher von ihr.


    Vergebens! So sehr sie sich bemühte, ihr Onkel hatte seine Entscheidung bereits getroffen. Septima hatte seinen Stimmungsumschwung durchaus registriert und dabei war er noch nicht einmal so wütend, wie es wohl ihr Vater geworden wäre. Welches Mädchen war auch so blöd und schlug das Angebot eines Senator aus? Sie… Septima… würde es am liebsten tun… Für Octavius Macer, den Mann, in den sie sich Hals über Kopf verliebt hatte.


    Innerlich aufgewühlt, aber äußerlich ruhig und beherrscht schaute Septima Durus aus ihren rehbraunen Augen an. Sie versteckte ihren Schmerz tief drinnen, so wie sie es früher schon immer getan hatte, wenn sie geärgert oder gehänselt worden war. Ergeben senkte sie ihre Augen. „Dann soll es so sein.“ kam es leise, aber durchaus verständlich über ihre Lippen ehe sie wieder ihren Onkel anschaute. Den Becher Wein gab sie unangerührt an den Sklaven ab und erhob sich. „Wenn das alles war, würde ich mich gerne weiter meiner Anprobe widmen.“ fragte sie immer noch recht leise aber mit gut beherrschter Stimme und ohne die Augen erneut zu senken. Keine Schwäche zeigen, lautete ihre Devise.

  • Als Septima begann, trotzig und ironische Kommentare zu seinen Worten abzugeben, verengten sich die Augen des Tiberiers zu Schlitzen. Was fiel ihr ein? Warnend erhob er den Zeigefinger und erwiderte drohend


    "So redest du nicht mit deinem Onkel! "


    Diese Worte genügten offenbar, um ihren Widerstand zu brechen. Zufrieden stellte er fest, dass sie klein beigab und sich ihrem Schicksal ergab. Sie war eben doch kein dummes Mädchen!


    "Tu das! An meiner Hochzeit werde ich euch beide bekannt machen. Zieh dich also ordentlich an!"


    Damit hatte er alles gesagt und wandte sich wieder seinen Aufgaben zu - ein eindeutiges Zeichen, dass Septima entlassen war!

  • Zitat

    Original von Tiberia Septima
    „In der Hauptsache möchte ich mir eine schöne neue Palla für deine Hochzeit nähen lassen und... na ja... noch ein paar Kleinigkeiten. Ein bisschen Schmuck, und ein Wandgemälde in meinem Cubiculum wären schön.“ gab sie freimütig zur Antwort. An sich hatte sie nur nach Geld für ein paar neue Kleider fragen wollen, aber nun wollte sie testen wie weit sie gehen konnte, denn ihr Onkel hatte gesagt, sie könne haben, so viel sie wolle.


    Langsam ging Septima wieder zu ihrem Stuhl und setzte sich. „Was wünscht du dir eigentlich zur Hochzeit?“ fiel Septima bei der Gelegenheit noch ein. Oder sollte sie lieber nach zwei Geschenken suchen, eines für den Mann und eines für die Frau? Sie war etwas unschlüssig und strich sich nachdenklich mit dem Finger über die Unterlippe.


    "Gut, das sollst du haben. Aber verprasse mein Geld nicht!"


    kommentierte Durus ihre Wunschliste. Natürlich war das alles sehr kostspielig, doch als Patrizierin und Nichte des Consul musste man schon einen gewissen Lebensstandard aufrechterhalten, wenn man nicht Gerede über Zahlungsunfähigkeit riskieren wollte! Also war Durus auch zufrieden!


    Die nächste Frage hingegen entlockte ihm ein mildes Lächeln. Geschenke? Er hatte nichts, was er sich wünschte, denn alles, was er hatte, konnte er sich selbst kaufen!


    "Oh, etwas weniger politischen Gegenwind. Aber im Ernst: Überrasche mich! Ich bin sicher, du wirst etwas geeignetes finden!"

  • Septima strahlte ihren Onkel glücklich an, als dieser ihr die Erlaubnis für das erfragte Geld gab. Und er ermahnte sie nur, nicht zu verschwenderisch zu sein. „Versprochen.“ erwiderte sie lieblich.


    Das Durus keine Wünsche mehr hatte, machte es Septima nicht gerade einfacher ein geeignetes Geschenk für ihn und seine zukünftige Ehegattin zu finden. „Weniger politischen Gegenwind… Gut, dass kann ich gerne für dich in Angriff nehmen.“ scherzte Septima lachend. „Wie wäre es mit leicht bekleideten Tänzerinnen während einer Senatssitzung? Dadurch wären die ehrenwerten Senatoren bestimmt gehörig abgelenkt und würden ohne weiteres deinen politischen Vorhaben zustimmen.“ konnte sie das herumalbern einfach nicht lassen.

  • Die scharfen Worte von Durus schnitten in ihr Herz, aber Septima riss sich zusammen und ließ sich nichts anmerken. Auf seiner Hochzeit wollte er ihr das Unglück in Person vorstellen… Septima nickte nur. Sie hatte Mühe das Zittern ihrer Unterlippe zu verbergen und kräuselte nur kurz ihren Mund. Mit einem weiteren Nicken bestätigte sie, dass sie Durus verstanden hatte und wand sich dann zum Gehen.


    Die Sklaven tat gut daran, der davoneilenden Tiberia aus dem Weg zu gehen. Septima rannte förmlich in ihr Cubiculum, ohne irgend etwas, oder irgend jemand wahr zu nehmen.

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