Tablinium | Manius Tiberius Durus

  • Zitat

    Original von Tiberia Septima
    Septima strahlte ihren Onkel glücklich an, als dieser ihr die Erlaubnis für das erfragte Geld gab. Und er ermahnte sie nur, nicht zu verschwenderisch zu sein. „Versprochen.“ erwiderte sie lieblich.


    Das Durus keine Wünsche mehr hatte, machte es Septima nicht gerade einfacher ein geeignetes Geschenk für ihn und seine zukünftige Ehegattin zu finden. „Weniger politischen Gegenwind… Gut, dass kann ich gerne für dich in Angriff nehmen.“ scherzte Septima lachend. „Wie wäre es mit leicht bekleideten Tänzerinnen während einer Senatssitzung? Dadurch wären die ehrenwerten Senatoren bestimmt gehörig abgelenkt und würden ohne weiteres deinen politischen Vorhaben zustimmen.“ konnte sie das herumalbern einfach nicht lassen.


    Durus lachte auf, als er sich vorstellte, wie zwischen den staatstragenden Herren in der Curia Iulia nackte Tänzerin ihre Körper wanden. Der gestrenge Cato Censorius hätte ihn für so eine Tat sicherlich von der Liste der Senatoren gestrichen! Ob der Kaiser das auch tun würde, wusste er hingegen nicht.


    "Naja, vielleicht wäre etwas legaleres doch sinnvoller..."


    meinte Durus und wurde wieder etwas ruhiger.

  • Fröhlich stimmte Septima in das Lachen ihres Onkels ein. Selbstverständlich wären Tänzerinnen undenkbar, aber wenn sie Durus so zum Lachen brachte, war ihr das sehr angenehm. Durus war überhaupt so ganz anders wie ihr Vater. Kaum zu glauben das sie wirklich Brüder waren.


    Als sich beide wieder beruhigt hatten, schaute Septima den Tiberia interessiert an. „Hast du denn Feinde in der Curia?“ fragte sie ernster nach. Das Durus nicht besonders gut auf die Germanicer zu sprechen war hatte sie mitbekommen, als es darum ging, ob sie alle gemeinsam zur Feier der Fontinalia in die Casa Germanica gingen. Durus hatte sehr bestimmt abgelehnt Aber wen gab es noch, der für Gegenwind in der Politik sorgte? „Oder sagen wir so; Wer gibt dir denn den politischen Gegenwind?“ Septima ging zu einem der Stühle vor Durus Schreibtisch und setzte sich. Wenn es nach ihr ginge, könnte diese Unterhaltung ruhig länger dauern. Seid ihrer Ankunft in der Villa Tiberia, war dies das erste längere Gespräch, welches sie mit ihrem Onkel führen konnte.

  • Als Septima so interessiert nachfragte, fühlte Durus sich fast ein wenig geschmeichelt - er mochte es, wenn Menschen politisch interessiert waren und es war gut, wenn auch Septima ein paar Dinge wusste, ehe sie eines Tages eine Ehe mit einem Senator eingehen würde.


    "Ich habe viele Feinde, wie jeder Politiker. Meine größten sind jedoch die, die keinen Wert legen auf die Mores Maiorum. Ihr Anführer ist Germanicus Avarus, von dem du sicher schon gehört hast."


    Oh ja, wie sehr er die Germanicer hasste! Allein der Gedanke ließ seine Miene verfinstern!


    "Und sein Neffe...Germanicus Sedulus. Er rühmt sich, ein einfacher Arbeiter gewesen zu sein - schlimm genug, dass er es war, aber auch noch damit prahlen! Außerdem ist er fast noch respektloser als Avarus - er ist eine Beleidigung für den ganzen Senat!"


    Er verschränkte die Arme vor der Brust. Vielleicht verstand Septima nun, warum er nicht mit zu den Fontinalia gekommen war!

  • Manius schien durchaus erfreut zu sein, über ihr Interesse an der Politik. Allerdings wurde seine Mine immer finsterer als der Name der Germanica fiel. Wie es schien, war seine Abneigung sehr groß.


    „Ja, gehört habe ich von ihm, aber irgendwie muß ich ihm auf dem Fest der Fontinalia aus dem Weg gegangen sein. Sei es nun mit Absicht oder nicht.“ Ein neckisches Lächeln begleitete ihre letzten Worte. „Sie sind Plebejer, was erwartest du von ihnen?“ fragte sie mit einem arroganten Unterton in der Stimme. Nun gut, Septima kannte nicht den Werdegang der beiden Männer, aber wenn ihr Onkel sie ablehnte, würde sie zumindest auch erstmal seiner Meinung sein, bis sie sich persönlich vom Gegenteil überzeugen ließ. „Lehnen denn die Senatoren der Germanicer generell alles ab, was du im Senat vorbringst? Oder seid ihr auch mal einer Meinung?“ Septima hatte absolut keine Ahnung, wie es im Senat vor sich ging. Hielten die Familien immer zusammen? Gab es feste Fronten?


    "Germanicus Sedulus habe ich allerdings schon zwei mal getroffen. Er ist als Mensch gesehen sehr nett, allerdings kenne ich nicht seine politische Einstellung. Was für eine einfache Arbeit hat er denn verrichtet? Und wie hat er es dann in den Senat geschafft?" Septima war sehr gespannt, was ihr Manius alles erzählen konnte und vor allem, würde.

  • Einen Augenblick kam Durus der Gedanke, dass es verschwendete Zeit war, einem Mädchen Politik zu erklären, dann jedoch besann er sich: Sie musste doch wissen, mit was für Menschen sie in der hohen Gesellschaft verkehrte und wen sie meiden musste!


    "Es gibt Plebejer und es gibt Plebs. Purgitius Macer ist beispielsweise ein ehrenwerter Plebejer, ebenso Aelius Quarto. Die Germanicer hingegen sind der pure Plebs: Sie versuchen sich auf dessen Seite zu stellen, lehnen aber auch alles ab, was ich unterbreite."


    begann er und musste dabei an die zahlreichen Redeschlachten im Senat denken, in denen sich viele Beteiligte schwächlicherweise herausgehalten hatten, sodass die Aufgabe, die Germanicer zurechtzuweisen, alleine ihm zugekommen war.


    "Sedulus war ein Handwerker...ein Zimmermann oder irgendetwas derartiges - weil er mit seinem Vater, dem Statthalter Germanias, gebrochen hatte. Danach heuerte er bei den Cohortes Urbanae an und brachte es immerhin bis zum Optio, ehe er aus heiterem Himmel des Cursus Honorum beschreiten wollte.


    Einen dahergelaufeneren Quaestor habe ich noch nicht gesehen! Aber wahrscheinlich hatte Avarus seine Finger im Spiel - er hat viel Geld und es gibt zu viele Senatoren, die dem Geld hinterherrennen, als für das zu stimmen, was das beste für den Staat ist."

  • Septima verstand tatsächlich nicht, was so verwerflich an Sedulus Werdegang war. Gut, er hatte mit seinem Vater gebrochen, aber dafür war ihm hoch anzurechnen, dass er es aus eigener Kraft geschafft hatte, bis zum Cursus Honorum zu kommen. Doch Septima behielt ihre Meinung lieber für sich.


    Geld! Da war es wieder, das leidige Thema Geld. Durus hatte Recht. Viel zu viele einflussreiche Menschen gaben sich der Verschwendung hin und kamen dann irgendwann in Geldnot. Und was tut man um an Geld zu kommen? Man sucht sich noch einflussreichere Freunde und lässt sich von ihnen aushalten. Die Gegenleistung besteht darin, die Meinungen und Ansichten des ‚Freundes’ zu unterstützten und sei es nur durch Stillschweigen.


    Septima schüttelte leicht den Kopf. „Er hat so viel Geld, und dann doch nur eine bescheidene Casa?“ fragte sie erstaunt. „Also sprechen die Germanicer grundsätzlich gegen das, was du oder ein anderer Patrizier vorbringst? Worin liegen eure Unstimmigkeiten? Was hat er für Ansichten die du nicht teilst und welche umgekehrt?“ Erst einmal wollte sich die junge Frau einen Überblick verschaffen, ehe sie sich womöglich auf eine Seite schlug und anfing zu argumentieren.

  • Viele hundert Jahre später hätte ein Politiker wie Durus vermutlich ähnlich gedacht und wäre von einem Aufsteiger beeindruckt gewesen. Doch in einer Welt, in der das Sprichwort galt 'Ein Tropfen Blut ist mehr wer als hundert Taten' und Aufsteiger grundsätzlich unter dem Generalverdacht des Populismus und der Machtgier standen, und es kaum denkbar erschien, dass ein Mann, der nicht sein ganzes Leben auf die Politik vorbereitet worden war, diese erfolgreich machen konnte, hatte der Tiberier nur Abscheu für den Germanicer übrig.


    "Sie verspotten unsere Traditionen, auf die Rom gegründet ist - sie beleidigen sogar die Götter! Und sie sind immer auf ihren Vorteil bedacht, boykottieren uns aus Neid, weil ihr Stammbaum weniger ehrwürdig ist als der ihre."


    erklärte er, noch immer rechte erhitzt. Natürlich glaubte er an seine Worte, auch wenn sie eine sehr einseitige Betrachtungsweise darstellten und völlig außer Acht ließen, dass auch Durus grundsätzlich gegen einen Antrag des Germanicers stimmte.

  • "Also sind die ganzen Germanicer Freidenker?“ hakte Septima nach. Germanicus Sedulus war ihr recht sympathisch, auch wenn er ein ums andere Mal eine sehr forsche Art zu reden hatte. Sie merkte schon, dass er 'einfacher' war wie Durus, aber das empfand sie als erfrischend. „Ist es denn nicht gut, wenn mal neuer Wind in die Curia gebracht wird?“ Jetzt konnte es natürlich sein, dass sie Durus Zorn auf sich zog, da sie so unbeschwert nach fragte.


    „Und wie beleidigen sie die Götter? Ehren sie sie nicht ausreichend, oder liegt es daran, dass keiner von den Germanicern dem Cultus Deorum angehört?“ Oder womöglich wäre eine Zugehörigkeit des Cursus Deorum genau das falsche, denn dann gäbe es noch mehr Angriffspunkte zwischen den beiden Familien.

  • Allerdings rief die Art, in der Septima seine Worte interpretierte, einen gewissen Widerwillen in Durus hervor. Sie schien all das überhaupt nicht schlimm zu finden, beziehungsweise anzunehmen, dass er übertrieb! Hatte Marcus ihr nicht beigebracht, Männern zu glauben? Und vor allem die Traditionen hochzuhalten?


    "Mit ihren Worten beispielsweise! Avarus hat einmal behauptet, der göttliche Romulus sei ein einfacher Bandit gewesen, der mit einer Horde von Nichtsnutzen und Tagedieben - die Vorfahren der patrizischen Geschlechter - Rom gegründet hätte. Das ist meiner Meinung nach eine ziemliche Beleidigung der Götter, die Rom zum Herrschen auserwählt haben! Und besonders freigeistig würde ich das auch kaum nennen - eher gefährlich, wenn solche Menschen den Senat bevölkern und vom Kaiser protegiert werden!"

  • Es kam Septima tatsächlich so vor, dass Durus Stimme eisiger geworden war. Bei dem was ihr Onkel dann sprach, fielen Septima bald die Augen aus dem Kopf. Mit offenem Mund hörte sie zu, was Durus über Avarus berichtete. „Er hat es gewagt, den göttlichen Romulus zu beleidigen?“ Jetzt war es so weit. Septima war sichtlich geschockt. Gerade eben hatte sie noch eine gute Meinung von den Germaniciern gehabt, doch jetzt mußte sie diese, zumindest in Bezug auf den ihr nicht bekannten Avarus, revidieren. „Ich kann es nicht glauben!“ Inzwischen hatte sie den Mund zugeklappt, aber ihre Augen schauten Durus noch immer groß an.


    „Wo hat er dies geäußert? Doch nicht etwa direkt in der Curia Iunia, oder?“ Nein, dass konnte sich Septima nicht vorstellen, ansonsten hätten die übrigen Senatoren diesen Germanicus Avarus direkt aus dem Senat befördert. Das war alles äußerst spannend und Septima war ihrem Onkel äußerst dankbar dafür, dass er sich die Zeit für dieses Gespräch mit ihr nahm.

  • "Nein, wohl noch schlimmer: Auf dem öffentlichsten Ort Roms, auf dem Forum Romanum. Viele hörten es, ich klagte damals sogar mit einigen anderen Patriziern gegen ihn. Doch er wurde freigesprochen - und nicht einmal der Kaiser als Censor zog die Konsequenz, Avarus im hohen Bogen aus dem Senat zu werfen."


    fuhr Durus voll Bitterkeit fort. Es war inzwischen wirklich viele Jahre her, damals war er gerade erst nach Rom gekommen. Und dennoch war er in diesem Punkt ausgesprochen nachtragend!

  • Septima wurde heiß und kalt bei dem, was Durus ihr nun erzählte. Sie stellte sich vor, welch Aufruhr auf dem Forum Romanun entstanden sein mochte, als Germanicus Avarus das äußerte, was Durus nun widergab. „Der Kaiser hat ihm dieses Verhalten durch gehen lassen? Unvorstellbar!“ Angewidert schüttelte die junge Frau den Kopf über ein solch unmögliches Verhalten.


    „Nun kann ich deinen Widerwillen gegen das Gen verstehen. Wenn ich dabei gewesen wäre, würde es mir wohl kaum anders ergehen. Jedoch...“ betreten senkte Septima ihren Blick, schaute aber kurz darauf wieder zu ihrem Onkel auf. „Ist es sehr schlimm, wenn ich mich mit Calvena von den Germanicern gut verstehen? Sie ist eine so nette Frau und kann einfach wundervoll singen.“ fragte Septima zögerlich, aber auch zum Ende hin begeistert nach. Wenn Durus ihr den Umgang mit Germanicern verbieten wollte, dann hätte er ihr gewiss nicht den Besuch der Fontinalia gestattet. Also war sie guter Hoffnung.


    „Gibt es sonst noch Personen, in deren Nähe ich aufpassen sollte was ich sage?“ fragte Septima weiter und hoffte so das Gespräch ein wenig von dem unliebsamen Auftritt Avarus in eine andere Richtung zu lenken. Je mehr sie von Durus über die anderen Senatoren erfahren konnte, um so besser wußte sie sich in der Gesellschaft jener zu benehmen.

  • Die gerechte Bestürzung seiner Nichte über das Verhalten der Germanicer beruhigte Durus wieder ein wenig. Als sie dann jedoch stockte, schwante ihm bereits furchtbares - und tatsächlich: Sie hatte sich offenbar mit dieser Calvena angefreundet! Eigentlich hatte Durus dem Besuch nur zugestimmt, weil ihm daran gelegen war, dass Septima ein wenig unter die Leute kam. Doch dass sie nun offenbar eine Freundschaft zu einer Germanicerin pflegte, überraschte ihn doch ein wenig.


    Er atmete tief ein und legte die Stirn in Falten: Wie sollte er reagieren? Wenn er ihr den Umgang nun verbat - wie würde das aussehen? Zuerst erlaubte er es, dann plötzlich nicht mehr? Und hatten Quarto und Lucianus ihm nicht vor kurzem noch eine Versöhnung mit Avarus nahegelegt? Nein, er musste einen Kompromiss anbieten!


    "Du darfst mit ihr Kontakt haben, jedoch wünsche ich nicht, dass du das Haus der Germanicer zu oft betrittst. Am besten gar nicht oder nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt."


    meinte er schließlich, ehe er sich ihrer nächsten Nachfrage zuwandte.


    "Du solltest immer aufpassen, was du sagst. Alles, was jemand aufschnappt, kann hier in Rom Stoff für Gerüchte geben. Und Gerede kann uns sehr schaden. Achte also immer darauf, nichts Verfängliches zu sagen, besonders nicht den Germanicern, denn sie werden es in jedem Falle gegen uns verwenden."

  • Gebannt beobachtete Septima die Gesichtszüge ihres Onkels. Wie hatte sie das Krausen seiner Stirn zu deuten? War das Unmut, oder dachte er einfach nur nach? Viel Zeit zum grübeln blieb ihr nicht, denn Durus teilte ihr seine Überlegungen mit. „Aber nach hier darf ich Calvena einladen, oder?“ hakte sie lieber noch mal nach, ehe sie mit dem Familienoberhaupt Ärger bekommen würde, weil er in seinem Haus auf eine Germanicerin stoßen würde. Und gewiss würde es Durus nicht gefallen, wenn sie sich nur an öffentlichen Orten oder sogar in einer Taberna treffen könnten, da war sich Septima ihrer Sache sicher.


    "Dabei fällt mir ein, dass ich der Vestalin Claudia Romana gegenüber eine Einladung in dein Haus ausgesprochen habe. Da sie, durch ihre Berufswahl bedingt, sehr religiös ist, habe ich ihr ein Gespräch mit dir in Aussicht gestellt. Hättest du in den nächsten Tagen ein Stündchen für uns Zeit, so dass ich ihr gegenüber mein Wort halten kann?" Mit einem lieben Lächeln und einem kurzen Augenaufschlag schaute sie Durus bittend an.


    Die nächste Ermahnung ihres Onkels ließ Septima angestrengt den Abend in der Casa Germanica noch mal durchdenken. Was hatte sie in Gegenwart von Germanicus Sedulus gesagt? Mhm... nur das sein Onkel wohl nicht der Einzige sei, der den Tänzerinnen nachschaute. Da war nun wirklich nichts verfängliches dran. Aber... Ein unangenehmes Gefühl kroch in ihr empor, als sie daran dachte, wer sie im Garten mit Octavius Macer erwischt hatte. Septima griff nach einem Becher mit verdünntem Wein und trank etwas, so konnte sie die leicht rosig gefärbten Wangen auf den Weingenuss schieben.


    „Ich werde immer acht geben, was ich in Gegenwart anderer sage oder tue.“ erwiderte sie brav auf Durus Ermahnung.


    „Was für Themen oder Gesetze sind denn gerade Gesprächsthema in der Curia?“ lenkte sie geschickt das Gespräch wieder auf die Politik zurück. „Werden auch öffentliche Sitzungen abgehalten, so dass Zuhörer draußen stehen können?“ Wenn es ein für sie interessantes Thema gab, würde Septima sich sehr gerne mal unter die Zuhörer mischen, nur um einer Diskussion in der Curia Iunia selbst beiwohnen zu können.


    Edit: immer diese verflixten Schreibfehler

  • Durus machte eine wegwerfende Handbewegung.


    "Meinetwegen."


    Zwar war er nicht sehr glücklich, eine Germanica im Hause zu haben, doch immerhin war es besser als ein Germanicus - oder eine Tiberia im Hause der Germanier.


    Und schon ging es weiter zu einer Vestalin namens Claudia...Durus musste kurz nachdenken, ehe er sich erinnerte, dass es wohl eine Vestalin in Ausbildung - eine sogenannte Amata - war. Und offenbar war sie ambitioniert (wie er den Begriff der Religiosität verstand) - doch wie konnte er ihr da helfen?


    "Wenn sie ein Anliegen hat, kann sie immer gern zu mir kommen."


    erwiderte er daher knapp. Dann jedoch wandte sich das Gespräch wieder der Politik und speziell der Senatspolitik zu. Septima war überaus interessiert - wie auch Albina es gewesen war (oder hatte Arvinia immer nachgefragt - manchmal verschwammen die beiden Mädchen in seiner Erinnerung etwas). Natürlich förderte er derartiges Interesse gern:


    "Ein Thema ist die Reform der juristischen Instanzen - ich versuche soeben, unser Rechtssystem wieder etwas an die alte Zeit anzupassen. Das genau zu erklären wäre aber wohl zu kompliziert. Das andere Thema sind Kurse am Museion in Alexandria - ein gutes Beispiel für die Unkooperativität des Avarus. Er ist leider Leiter der Schola Atheniensis und wacht eifersüchtig über das Recht, Cursi Continui anzubieten."

  • Innerlich jubelte Septima, als sie von Durus die Erlaubnis bekam, Calvena in sein Haus einladen zu dürfen, aber äußerlich blieb sie, bis auf ein kleines Lächeln gefasst. Außerdem konnten noch immer Avarus oder Sedulus ihnen beiden einen Strich durch die Rechnung machen, indem sie Calvena verboten, einen Fuss in die Villa der Tiberia zu setzen. Aber das blieb abzuwarten.


    „Gut, dann werde ich einen Termin mit deinem Scriba absprechen.“ freute sich Septima über die mehr oder weniger Zustimmung von Durus zu einem Besuch der Claudia. Lepidus wußte gewiss über die am nächsten anstehenden Termin im Tagesablauf ihres Onkels Bescheid, so dass sie ihn einfach fragen würde.


    Zunächst noch interessiert, hörte sie Durus Aufzählung zu, was die momentan Gesprächsthemen in der Curia Iunia waren. Als es aber um die Reform der juristischen Instanzen ging, schüttelte Septima kurz ihre Locken. „Mit der Jurisdiktion kann ich leider überhaupt nichts anfangen. Da stimme ich dir voll und ganz zu, dass das zu kompliziert ist.“ Um überhaupt verstehen zu können, worüber die Senatoren da redeten, mußte man (Frau) gewiss erstmal den Cursus Iuris besucht haben.


    Da war das nächste Thema schon interessanter, nicht zuletzt weil es dabei wieder um besagten Germanicus Avarus ging. „Und was genau besprecht ihr, wenn es um die Kurse am Museion in Alexandira geht? Was interessiert es die Senatoren, welche Kurse ein Museion außerhalb von Roma anbietet?“ Irgendwie hatte Septima das Gefühl, nicht zu begreifen worum es dabei ging. Erst als die Worte Cursi Continui fielen, konnte sich Septima ein ungefähres Bild machen. „Offensichtlich will Avarus nichts und niemanden an seine Autorität kommen lassen.“ grinste Septima ihren Onkel an. "Langsam bin ich richtig neugierig diesen Mann kennen zu lernen." Gespannt rutschte sie auf ihrer Sitzgelegenheit ein wenig hin und her, denn sie wollte wissen was noch hinter dieser Museion und Schola Sache steckte. „Erzähl weiter, Onkel Manius.“ bat sie Durus mit regem Interesse in den Augen.

  • "Die Absolvierung eines Cursus Continuus ist Voraussetzung für die Kandidatur zum Quaestor. Dass man dann immer noch gewählt werden muss, vergessen die Senatoren leider."


    meinte Durus knapp und fragte sich, warum Septima gerne frevelhafte Senatoren kennen lernen wollte. Er zumindest wünschte sich, Avarus niemals kennen gelernt zu haben!


    "Was soll ich weiter erzählen? Ich habe eigentlich alles Wichtige gesagt!"

  • Septimas Begeisterung über dieses Gespräch flaute beim letzten Satz von Durus sichtlich ab. Sollte sie weiter nachfragen? Nein, besser sie stahl ihrem Onkel nicht noch mehr seiner kostbaren Zeit. Zwar war die salutatio schon vorüber, aber danach warteten gewiss noch mehr Aufgaben auf den amtierenden Consul.


    „Nun gut, dann werde ich dich nicht länger aufhalten, Manius, und mich lieber wieder zurückziehen. Mein Geschenk habe ich dir ja gegeben, damit war mein Anliegen schon erfüllt.“ verabschiedete sich Septima von ihrem Onkel. Auch wenn die Unterhaltung recht kurz war und sie nun abrupt endete, so hatte sie diese durchaus genossen. „Vielleicht findet sich bei der Cena etwas Zeit für ein ebenso interessantes Gespräch.“ sprach Septima ihre Hoffnung auf mehr politische Gespräche aus und erhob sich aus ihrem Stuhl. „Vale, Onkel.“

  • "Vale, mein Kind."


    erwiderte Durus väterlich. Es tat gut, hin und wieder mit seinen Verwandten zu sprechen, denn obwohl er mit Septima in einem Haus lebte, kam er nicht oft zum Reden mit ihr.

  • Es war zum aus-der-Haut-Fahren! Schon wieder hatte Durus Post bekommen von Kandidaten, die gern für den Cursus Honorum kandidieren wollten - doch die kaiserliche Verwaltung besaß offenbar nicht die Zeit, sich um so etwas unbedeutendes wie den Wahltermin zu kümmern - als ob dies nicht eine der heiligsten und bedeutendsten Dinge im öffentlichen Leben Roms wäre! Vor Ewigkeiten hatte Durus den Brief mit seinem Vorschlag verschickt und es war nichts geschehen. Und nun, wenige Wochen vor dem eigentlichen Termin, hatte er einen neuen Vorschlag gemacht, der jedoch wieder auf die lange Bank geschoben worden war - warum musste dieser Salinator bitte über so etwas entscheiden? Was gingen ihn die Wahltermine an?


    Durus war außer sich, als er so viel Respektlosigkeit vor der Res Publica aus den Worten dieses neuen ab epistulis hörte. So traf er sich mit Vitorius Marcellus - obwohl der Tiberier langsam ziemlich erschöpft war, da sein Amtskollege ihm kaum eine Stütze in seinem Consulat gewesen war und er daher auch kaum etwas auf die Meinung des ältlichen Vitoriers hielt. Gemeinsam beschlossen sie, ohne die Zustimmung des Kaisers (die ja ohnehin nur die Zustimmung eines rüpelhaften Homo Novus war) den Wahltermin zu veröffentlichen, auch wenn sie gegen das Gesetz verstießen - die Res Publica brauchte Wahlen, da konnte man nicht auf irgendwelche Förmlichkeiten Rücksicht nehmen!


    Lukios wurde beauftragt, das Dekret abzufassen, dann ließen die beiden Consuln es sofort aushängen - auch wenn er die Januarkalenden waren, ein hoher Feiertag, an dem Durus sogar noch zum Wohle des Kaisers zu opfern hatte.

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