Tablinium | Manius Tiberius Durus

  • Dass die Legion ihren Kommandeur bereits eingeäschert hatte, bezweifelte Durus nicht, immerhin begann ein Leichnam doch recht bald zu stinken. Doch ob sie ihn bereits bestattet hatten - das war die Frage! In jedem Fall musste dies in Rom, im Familienmausoleum geschehen. Doch ob ausgerechnet Arvinia für die Aufgabe des Holens geeignet war?


    "Arvinia, das ist viel zu gefährlich! Aber wir müssen ihn holen...ich werde Aulus schicken."


    Einen Moment überlegte er - er hatte Arvinia noch nie in so tiefer Trauer gesehen. Vielleicht war es kein Schaden, wenn sie mitkam...immerhin würde auch eine bewaffnete Eskorte mitreisen...


    "Nungut, du kannst Aulus begleiten - wir sollten ihn gleich holen! Er muss unverzüglich aufbrechen!"


    Durus schickte Lukios los, um Celsus aufzutreiben - jeder Tag zählte, denn die Reise in den Norden Italias würde auch einige Zeit in Anspruch nehmen.

  • "Aber .. Aber!.." sie wollte unbedingt mit! Unbedingt! Und wenn Manius es ihr nicht erlauben würde dann .. dann .. nein das konnte sie nicht tun .. gerne würde sie heimlich gehen .. aber das durfte sie nicht..
    Doch Durus überlegte es sich doch noch einmal und erlaubte es seiner jungen Cousine, schnell sollte es gehen, Aulus musste her! Er schickte Lukios los, um ihren Reisebegleiter aufzutreiben.. sie freute sich, dass sie nicht alleine fahren musste.. Esther würde sie auch mitnehmen und .. und .. was war eigentlich mit Orestes?! Arvinia musste ihm unbedingt noch sagen was geschehen war .. aber wie? Ja genau, sie würde Esther schicken, gleich nachdem Aulus hier war.


    "Ja du hast Recht .. das ist eine gute Idee." langsam wischte sie sich die Tränen aus dem Gesicht, nur noch vereinzelte liefen ihr an den Wangen herunter, bis es schließlich immer weniger wurden.

  • Zitat

    Original von Tiberia Septima
    "Ich würde einfach gerne mal einen ganzen Tag an deiner Seite verbringen, Onkel, und sehen und hören was du so alles zu tun hast. Und damit mir dabei nicht langweilig wird, habe ich ja meine Handarbeit." Völlig selbstbewußt, mit geradem Rücken und den gefalteten Händen vor der Brust, stand sie fast schon einer Statue gleich, vor dem Schreibtisch ihres Onkels und schaute ihn mit ihren braunen Augen an.


    "Oh bitte, Manius. Wenn ein junger, aufstrebender Mann sein Tirocinium fori bei dir absolvieren wollte, dann wäre er doch auch die ganze Zeit in deiner Nähe. Und ich bitte dich lediglich um einen Tag. Einen einzigen Tag!" sprach sie eindringlich weiter.Septima ließ ihre Hände sinken und wartete geduldig auf die hoffentlich positive Antwort. Ein letztes, aufmunterndes Lächeln sollte ihren Onkel entgültig auf ihre Seite ziehen.


    Durus sah seine Nichte weiterhin verständnislos an - warum war das dem Mädchen so unglaublich wichtig? So etwas hatte er sich tatsächlich nicht vorstellen können - vielmehr war es oft sogar für junge Politiker langweilig, ständig einem alten Senator an den Fersen zu kleben.


    "Das kann ich doch nicht machen, Septima - wie sieht das denn aus? Möchtest du nicht lieber Aurelia bei der Kontrolle des Haushaltes helfen?"


    Er legte den Kopf schief.


    "Ich kann dir gerne alles erklären, aber in der Öffentlichkeit möchte ich mich doch nicht so gern von dir begleiten lassen - das musst du verstehen."


    Im Prinzip hatte er ja nichts dagegen, wenn eine junge Dame Ahnung von Politik hatte - denn so konnte sie auch ihrem Gatten eine wertvolle Beraterin sein.

  • Da die Nachricht von Lukios sich ausgesprochen dringend angehört hatte, machte sich Celsus, der normalerweise ein eher gemütlicheres Tempo bevorzugte, so schnell wie möglich auf den Weg ins Tablinum, wo er, wie erwartet Durus, aber auch Arvinia vorfand.
    Der alte Tiberier machte einen ziemlich angegschlagenen Eindruck und seine junge Verwandte war in Tränen aufgelöst, was sogar ihm einen ziemlichen Schrecken einjagte.


    "Was ist denn los?" fragte er besorgt, nachdem er den Raum betreten hatte und auf die beiden zugegangen war.

  • Langsam aber sicher verzogen sich Septimas rote Lippen zu einem Schmollmund. Je mehr Durus sprach, um so wahrscheinlicher wurde es, dass er mit ihrer Bitte nicht einverstanden war. Er sagte es nicht mit dem einen, entgültigen Wort, nein, sondern er lenkte politisch korrekt auf ein anderes Thema ab.


    Das Lächeln verlosch und Septima senkte ihren Blick auf ihre Füsse. „Ja sicher.“ erwiderte sie leise und betrübt. „Dann geh ich jetzt besser.“ Langsam wanderte Septimas Blick von ihren Zehenspitzen, über den verstaubten Schreibtisch, zu dem dahinter sitzenden Durus. „Wenn du Zeit für mich hast, um mir mehr über die Politik zu erklären, dann schick doch bitte einen Sklaven. Ich bin so gut wie immer in der Villa.“ forderte sie ihren Onkel höflich auf. Hoffentlich würde Durus sich morgen noch daran erinnern, dass er ihr gerne alles politische erklären würde, und nicht meinen, dass er es nicht bräuchte, weil sie es schon vergessen hätte. Nun, gegebenen falls würde sie ihren lieben Onkel daran erinnern müssen. Das Lächeln kehrte zurück in ihr Gesicht und Septima nickte allen zum Abschied kurz zu.

  • "Sei nicht traurig."


    meinte Durus versöhnlich und verkniff sich ein 'Du bist nunmal ein Mädchen und die gehören ins Haus und nicht auf das Forum!' - dann schickte er jedoch noch ein


    "Bis später!"


    hinterher, denn zum Essen würde man sich sicherlich wiedersehen!

  • Zitat

    Original von Aulus Tiberius Celsus
    Da die Nachricht von Lukios sich ausgesprochen dringend angehört hatte, machte sich Celsus, der normalerweise ein eher gemütlicheres Tempo bevorzugte, so schnell wie möglich auf den Weg ins Tablinum, wo er, wie erwartet Durus, aber auch Arvinia vorfand.
    Der alte Tiberier machte einen ziemlich angegschlagenen Eindruck und seine junge Verwandte war in Tränen aufgelöst, was sogar ihm einen ziemlichen Schrecken einjagte.


    "Was ist denn los?" fragte er besorgt, nachdem er den Raum betreten hatte und auf die beiden zugegangen war.


    Als Celsus das Tablinium betrat, hatte Durus noch immer den Arm um Arvinia gelegt, doch immerhin hatte sie sich ein wenig beruhigt. Offenbar hatte Lukios nichts Näheres bekannt gegeben, sodass Durus einen Augenblick überlegen musste, wie er es sagte.


    "Aulus, ich habe schlechte Neuigkeiten für dich. Für uns, unsere ganze Familie. Wir haben erfahren, dass Quintus Tiberius Vitamalacus, ein Cousin von mir und Arvinias Bruder, verstorben ist. Vielleicht hast du von ihm gehört: Er war Legat der Legio I und ein Kriegsheld aus Parthia - ein Soldat durch und durch."


    Er machte eine kleine künstlerische Pause, damit Celsus den Sinn seiner Worte verstand. Dann fuhr er fort.


    "Natürlich verlangt es der Respekt vor seinem Andenken und seinen Leistungen, dass wir ihm ein großes Begräbnis zukommen lassen, wie es eines Tiberiers würdig ist.


    Daher möchte ich, dass du gemeinsam mit Arvinia unverzüglich nach Mantua reist und seine sterblichen Überreste mit nach Rom bringst. Wir werden hier unterdessen alles für eine Bestattung vorbereiten."


    Er sparte sich eine Nachfrage: Sein Entschluss stand fest und es kam gar nicht in Frage, dass der junge Tiberier sich diesem widersetzte! Dennoch war nun Raum, Nachfragen anzubringen oder Bemerkungen zu machen.

  • Vitamalcus, Vitamalcus....sollte der Name ihm irgendetwas sagen? Dummerweise tat er das nicht, und dass obwohl der Verblichene sogar ein Kriegsheld gewesen war. Irgendwie kam ihm der Name sogar vertraut vor, vermutlich hatte seine Mutter mal von ihm geschwärmt und er, wie üblich, auf Durchzug geschaltet.
    Da Celsus den Verblichenen nicht gekannt hatte, hielt sich seine eigene Trauer sehr in Grenzen, aber allein der Anblick der völlig aufgelösten Arvinia reichte schon, um ihn trotzdem betroffen zu machen.


    "Das tut mir wirklich leid." sagte er aufrichtig und legte ganz kurz die Hand auf Arvinias Schulter.


    Unter normalen Umständen hätte sich seine Begeisterung für eine Reise nach Mantua massiv in Grenzen gehalten, aber in dieser Situation war es sogar für Celsus selbstverständlich, seine eigenen Interessen hinter die der Familie zurückzustellen.


    "Ja, natürlich mache ich das. Wo genau müssen wir denn vorsprechen, um ihn abholen zu können?"

  • "Ich weiß es nicht - am besten, du gehst einfach zum Legionslager und sprichst den kommandierenden Offizier - der wird schon wissen, wo wir ihn finden. Sicherlich haben sie ihn schon eingeäschert, also wirst du wohl eine Urne bekommen."


    erklärte Durus sachlich. Natürlich hatte auch er selbst noch nie einen Toten aus einem Legionslager geholt. Hoffentlich hatten diese Soldatentölpel ihn nicht irgendwo bestattet, wo man ihn erst ausgraben musste!

  • "Nun, ich denke, ihr solltet gleich aufbrechen - unser Quintus sollte nicht zu lange unbestattet bleiben!"


    meinte Durus schließlich und beschloss, gleich im Anschluss seine Trauertunica anzulegen.

  • Als die heutige Korrespondenz durchgegangen wurde, fiel Durus besonders ein Brief auf. In Baiae gab es offenbar größere Probleme! Einen Augenblick überlegte er, was er tun sollte. Natürlich würde Syricus sich dieses Problems leicht annehmen können! Doch andererseits...er hatte im letzten Jahr sehr viel gearbeitet und Baiae war eigentlich auch im Winter hübsch - die Quellen wärmten wunderbar!


    "Lukios, was hältst du von Urlaub am Golf von Neapolis?"


    fragte er schließlich, woraufhin sein Sekretär mit einem Lächeln meinte


    "Gerne, Domine!"


    "Gut, dann bereite alles vor! Ich denke, wir werden etwa zwei Wochen bleiben."


    Der Tiberier ahnte nicht, dass der Urlaub wesentlich länger ausfallen würde...denn die Götter hatten ihre eigenen Pläne!

  • "Ja, natürlich. Wir werden uns schon irgendwie durchfragen." entgegnete Celsus und wandte sich dann Arvinia zu.


    "Von mir aus können wir sofort aufbrechen, sag mir einfach Bescheid wenn du soweit bist."

  • Als Manius noch einmal erzählte was passiert war musste Arvinia wieder schluchzen, es war alles so schwer zu verstehen und das schlimmste war, dass sie schon ewig nichts von ihm gehört hatte, hätte sie das vielleicht mehr beunruhigen sollen, als es im Endeffekt getan hatte?
    Celsus legte seine Hand auf ihre Schulter, auch wenn sie sich noch nicht so gut kannten tat es gut und Aarvinia war ihm dankbar, was sie ihm mit einem kleinen Nicken zeigte.
    Sie löste sich von ihrem Cousin los und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, musste beim Reden aber noch das ein oder andere mal die Nase hochziehen "Ist gut .. ich .. lasse nur schnell ein paar Sachen einpacken und schicke .. einen Sklaven zur Villa Aurelia .. dann können wir aufbrechen.." und so verließ sie auch schon das Tablinium, nachdem sie ihrem Cousin einen Abschiedskuss auf die Wange gegeben hatte, denn die Reise würde lange dauern!

  • Als man an diesem Vormittag nach der Salutatio die Post durchging, verstummte Lukios, als er die Anrede des dritten Briefes vorgelesen hatte. Durus blickte überrascht auf und konnte im Gesicht seines Sekretärs Unwohlsein erkennen.


    "Was ist? Lies weiter!"


    Lukios atmete tief durch, dann fasste er sich ein Herz:


    "Herr, ich habe dir erneut Unerfreuliches zu berichten. Deine Gattin hat die Villa Rustica Baiae am gestrigen Tage verlassen ... in Begleitung des Titus Dominicus Crampus."


    Durus erstarrte. Dominicus Crampus? War das nicht der Sprössling der Dominici von nebenan? Was wollte der denn mit Laevina? Mit einer Geste bedeutete er Lukios weiterzulesen.


    "Auf meine Nachfrage hin verweigerte sie eine Erklärung, doch wie ich von ihren Zofen und Dienern erfahren konnte, plant sie eine Reise gen Osten. Darüber hinaus musste ich erfahren, dass Deine Gemahlin in andern Umständen ist. Die Dienerschaft munkelt, dass jener Crampus der Verursacher ist.


    "Was???"


    brüllte Durus dazwischen. Laevina hatte ihn betrogen? Ihn, ihren Ehemann, den Consular, der sich tapfer durch den Cursus Honorum gekämpft hatte - etwa nur um sich von einem Aurelier-Mädchen Hörner aufsetzen zu lassen?


    "Lies weiter!"


    befahl er barsch und mit brüchiger Stimme fuhr der Sekretär fort.


    "Ich weiß, wie schrecklich dieses Gerücht ist, doch kann ich Dir versichern, dass ich alles unternehmen werde, es auszumerzen. Trotzdem: Sein längerer Zeit pflegt sie regelmäßigen Kontakt zu der Familie der Dominici, unserer Nachbarn, von denen ich nichts Böses ahnte.


    Ich bitte Dich demütigst um Verzeihung für meine Verfehlung, deine Gattin nicht besser beaufsichtigt zu haben. Vergib mir mein Unvermögen, ich war zu arglos! Ich habe versucht, Aurelia aufzuhalten, doch konnte ich es nicht wagen, gegen ihre Leibwächter und Diener anzugehen oder sie gar selbst anzurühren! Vergib mir, Domine!"


    Immer zorniger wurde der alte Tiberier, während er diese Worte hörten, die in seinen Stolz schnitten wie ein Skalpell in Fleisch. Wie konnte sie so etwas wagen?


    "Lukios, stell' eine bewaffnete Truppe zusammen! Wir werden diesen Ovidius schon zeigen, wie es einem Mann ergeht, der eine Consularin verführt!"


    befahl er knapp und schäumend vor Zorn. Er sprang auf, woraufhin ein siedender Schmerz durch sein Bein zog, der ihn sofort zum Zurückfallen zwang. Nicht einmal auf- und abgehen konnte er mehr!


    "Domine, der Brief hat einen langen Weg hinter sich. Bis wir nach Baiae kommen, sind die beiden schon längst über alle Berge!"


    versuchte Lukios seinen Herren zu beschwichtigen.


    "Dann töten wir seine Familie! Dann werden wir schon sehen, wie schnell er wieder da ist!"


    Irgendjemand musste für diese Beleidigung bezahlen! Wenn das Eherecht doch nur so wäre, wie in der guten alten Zeit, als Ehebruch mit dem Tod bestraft worden war!


    "Domine, beruhige dich doch! Im Affekt wurde noch keine weise Tat vollzogen!"


    Nun wurde Durus lauter.


    "Ich will mich aber nicht beruhigen! Meine Frau ist mit irgendeinem Möchtegern-Verführer auf und davon - meine Frau! Ich werde das Gespött von ganz Rom sein! Ein Mann, der nicht einmal seine eigene Familie unter Kontrolle hat!"


    Er schlug mit beiden Fäusten auf den Tisch. Dann fuhr er sich über die Stirn.


    "Wie konnte ich nur so blind sein? Natürlich, sie hat es wahrscheinlich die ganze Zeit mit ihm getrieben - kein Wunder, dass ihr nicht langweilig war!! Wie konnte ich nur diesem nichtsnutzigen Atticus meine Frau anvertrauen? Verflucht sei er! Und verflucht sei sie! Diese Hure!"


    Noch einmal trommelte er mit den Fäusten auf den Tisch, dann hielt er sich die Hände vor das Gesicht und brach zusammen. Rasch sprang Lukios auf und eilte zu seinem Herrn, um ihn zu stützen.

  • Nach der Salutatio betrat Arvinia das Tablinium, um mit ihrem Cousin über eine wichtige Sache zu sprechen. Lange hatte sie hin und her überlegt, sollte sie es tun oder lieber nicht .. aber sie war so unglücklich und zugleich erbost, jeder neue Tag glich einem weiteren Stein auf ihrem Rücken, den sie zu tragen hatte. Zumal war es ihr peinlich deswegen bei Manius vorstellig zu werden, war sie nicht diejenige gewesen, die so sehr um diese Verlobung gebettelt hatte..


    "Manius? Ist es mir erlaubt .. kurz mit dir zu sprechen?"
    fragte sie ihn also vorsichtig, da er wie immer viel zu tun hatte. Allein die Briefe, die ihn jeden Tag erreichten, sowie die Bitten oder Berichte seiner Klienten.

  • Nichtsahnend hatte Durus die Salutatio hinter sich gebracht und ließ sich Briefe vorlesen, als Arvinia das Tablinium betrat. Sie wirkte etwas verängstigt, gerade so, als bedrücke sie etwas.


    "Natürlich, mein Kind! Was liegt dir auf dem Herzen?"


    fragte er daher und gab Lukios ein Zeichen, die Arbeit zu unterbrechen.

  • Ihr Cousin hatte keine schlechte Laune - er war nicht im Arbeitsstress - was schonmal von Vorteil war und sie auf gewisse Weise doch sehr beruhigte.
    Zaghaft näherte sie sich ihm und fing leise an zu sprechen "Es.. geht um die Verlobung.. zwischen Manius und mir.."
    bevor Durus irgendetwas sagen konnte redete sie schnell weiter, bevor er Zeit hatte ein Donnerwetter auf sie niederhageln zu lassen.
    "Er kümmert sich nicht um mich, er meldet sich nicht und sorgt sich nicht um mich. Und verschwunden ohne mir Bescheid zu sagen ist er auch. Wenn mir etwas auf den Straßen Roms passieren würde, so bekäme er es gar nicht mit .. und interessieren würde ihn das sicher auch nicht .. ich kann das nicht mehr Manius .. die Dornenranken um mein Herz ziehen sich von Tag zu Tag enger.. ich bin eine Tiberia! Ich habe es nicht nötig so einem Mann hinterher zu weinen .. ich will ihn nicht mehr heiraten .."
    den letzten Teil und vor allem wo sie sich als Tiberia bezeichnete hatte sie viel lauter gesprochen, es war der Stolz, der sie erfüllte. Mit der Zeit hatte sie sich zu sehr von ihren Gefühlen abhängig gemacht und nun gemerkt, dass die Welt doch nicht so rosig war, wie sie sich es zuerst erträumt hatte.

  • Darauf hatte Durus fast schon gewartet: Tiberia Arvinia war verliebt gewesen in den aufstrebenden Orestes, das war letztendlich nicht einmal für den greisen Tiberier zu übersehen gewesen, doch Verliebtheit war wie eine Blume: Sie blühte prächtig, doch eines Tages war sie verblüht und verdorrt. Das war nun wohl endlich eingetreten. Prinzipiell hätte Durus das Mädchen unter diesen Umständen ermahnt und ihr klar gemacht, dass eine Heirat nichts mit Liebe zu tun hatte, sondern eine politische Verbindung zweier Familien war, deren einziges Ziel die Zeugung von Kindern war!


    Doch in diesem Fall entschied er anders: Aurelius Orestes hatte sich ohnehin inzwischen als politische Niete erwiesen. Seit über zwei Jahren hörte man nichts mehr von ihm, soweit seine Spitzel sagen konnten, war er nicht einmal mehr in Rom. Solch ein Mann eignete sich kaum als Gatte für eine Tiberia, nach der sich sicherlich zahlreiche junge Männer alle Finger abschlecken würden! Abgesehen davon gab es ohnehin genügend Verbindungen zu den Aureliern.


    "Arvinia, ich verstehe deinen Groll. Orestes verhält sich tatsächlich unangemessen. Nach so langer Dauer ist es vielleicht wirklich das beste, wenn wir die Verlobung aufheben. Ich werde einen Brief an Corvinus schreiben und das erklären, dann entscheiden wir gemeinsam, wie wir vorgehen."


    Es war in jedem Fall wichtig, Aurelius Corvinus nicht zu sehr zu verärgern, denn immerhin handelte es sich um einen politischen Freund!

  • Fast wie im Bilderbuch war es für sie, dass ihr Cousin nicht böse auf sie war. Das Bilderbuch war aber der falsche Ausdruck, da das Thema an sich eher schlechtes mit sich brachte. "Ich danke dir Manius .. ich hoffe Corvinus wird nicht verärgert sein.." bedankte sie sich bei Durus und verbeugte sich leicht. Sie wüsste nicht was sie tun würde, wenn Manius eines Tages sterben würde. Er war alt und erfolgreich, zwei Gefahren: Der natürliche Tod bahnte so langsam eine Wege, aber auch auf den Straßen Roms war es für ihn sehr gefährlich, wie viele Politiker, wie viele hohe Männer Roms, wie viele Kaiser wurden schon ermordert? Sie durfte nicht daran denken .. für sie war Durus so etwas wie ihr Vater.

  • "Das werden wir sehen. Zerbrich dir nicht deinen hübschen Kopf darüber."


    meinte Durus knapp und freundlich. Irgendwie konnte er Arvinia gar nicht böse sein - sie hatte etwas sehr entwaffnendes an sich, das seinen Beschützerinstinkt weckte!

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