Tablinium | Manius Tiberius Durus

  • "Waren wir das nicht auch einmal?"


    frug er den Durus


    "Homini Novi? Wir sollten auf die Iulier nicht herabsehen. Einst waren sie Patrizier, jetzt sind sie mit dem Kaiserhause versippt. Ich wäre vorsichtig um niemanden zu unterschätzen. Gerade auf ritterliche Familien kann Rom nicht verzichten, meinst Du nicht?"

  • Durus bezweifelte sehr, dass Iulius Centho der Nachkomme eines Patriziers war: Praktisch jeder Provinziale und Italiker, der von einem der göttlichen, iulischen Kaiser das Bürgerrecht erhalten hatte, hatte sich zum Dank selbst Iulius genannt - und davon gab es mehr als genug:


    "Naja, sagen wir: Irgendein Iulius war einmal ein Patrizier - aber wenn du in die Provinzen gehst, triffst du so viele Iulii, selbst wenn hunderttausend auf einen Ahnen kämen, wärend die Gründer Roms wohl Millionen gewesen!"


    meinte Durus daher, die Frage nach der eigenen Homo-Novus-Herkunft ausblendend. Praktisch alle Senatorenfamilien ihrer Zeit konnten sich nicht gerade auf uralte republikanische Traditionen berufen, die meisten von ihnen waren sogar erst seit wenigen Generationen im Senat. Trotzdem sprach man nicht darüber!


    "Aber prinzipiell habe ich nichts gegen ritterliche Familien einzuwenden. Auch Cicero war der Sohn eines Ritters. Ich habe nur etwas gegen absolute Niemande."


    meinte er daher knapp.

  • Dolabella beschluss dies als Schlusswort zu nehmen, schließlich würde er seinen Neffen ja beim Essen sehen weswegen er sich flugs verabschiedete was Durus nicht unrecht zu sein schien. Die Meinungen wäre eh nur aufeinander geprallt.

  • Und selbstverständlich ließ Tiberius Durus bitten und Lukios, sein omnipräsenter Sekretär, sah nach und schob den Vorhang beiseite, sodass Lupus eintreten konnte.


    "Ave, Lupus! Was gibt es denn?"

  • "Salve!", begrüßte ich meinen Patron als ich eintrat.
    "Da das mit dem Praefectus Viatorum nicht geklappt hat, habe ich jetzt vor nach Misenum zu gehen, um dort in den Ordo Decurionem aufgenommen zu werden. Ich wollte dich diesbezüglich um deine Meinung fragen.", erklärte ich.

  • Tatsächlich war inzwischen einige Zeit vergangen, ohne dass der Kaiser sich gemeldet hatte. Eigentlich konnte man Valerianus wohl sowieso vergessen...


    Die neuen Pläne seines Klienten waren allerdings wieder überraschend und zugleich interessant. Misenum, das war ein gutes Stück - aber es erinnerte den alten Tiberier an seine eigenen jungen Jahre, als er dort seine Karriere begonnen hatte! Nachdem hier in Rom als Patrizier offenbar ohnehin nichts zu gewinnen war, war es vielleicht gar keine schlechte Idee, in eine italische Stadt zu gehen...und Valerianus war immerhin auch in Misenum!


    "Nach Misenum, das ist gut."


    meinte er daher.


    "Du kannst dort in meiner Villa Rustica wohnen, ich komme sowieso kaum dorthin. Außerdem kannst du bei der Gelegenheit gleich meinem Villicus auf die Finger schauen. Und hast du vor, dort den Cursus Honorum zu durchlaufen?"


    Zwar war die Ämterlaufbahn in den Städten Italiens ein wenig verkürzt und nicht ganz so angesehen wie die in Rom selbst, doch immerhin war es wohl besser als nichts...

  • "Vielen Dank." War ja ganz nett von Durus, mir seine Villa zu leihen. "Nun, ich werde dort erstmal Pontifex und dann sehe ich weiter.", erklärte ich. "Ich brauch nur etwas Geld, da ich 1000 Sesterzen an die Stadtkasse bezahlen muss, um in den Ordo Decurionum aufgenommen zu werden. Ich wollte dich fragen, ob du mir etwas leihen kannst. Ich werde dir das Geld natürlich gleich von meinen ersten Pontifex-Gehältern zurückzahlen.", fügte ich noch hinzu. Ich wartete gespannt auf die Antwort meines Patrons.

  • 1000 Sesterzen? Das war nun wirklich ein lächerlicher Betrag!


    "Wenn du dich nicht einfach mit ihnen davon machst, kannst du die 1000 Sesterzen auch gern behalten. Quasi als Sportulum.*"


    Und Pontifex zu sein war sicherlich keine schlechte Sache, wenn Misenum auch wesentlich unbedeutender war als Rom, womit auch alle Amtsträger von dort bei den römischen Senatoren eher belächelt wurden. Aber für den Anfang und solange Rom durch Salinator blockiert wurde...


    Sim-Off:

    * Ich biete sie dir mal an. Es wäre nur schön, wenn ich sie zurückerhalten würde, falls du unvorhergesehen das Spiel verlässt. Vielleicht regelst du das testamentarisch - kann sowieso nie schaden, immerhin hast du auch Grundbesitz ;)

  • Sim-Off:

    Ok, ich schreib dann mal ein Testament ;)


    "Vielen Dank!" Wow! Wie nett!
    Auf zum nächsten Punkt: "Ich wollte dich auch noch um einen Rat fragen... ich muss nämlich vor dem Ordo Decurionem eine Rede halten - möglichst überzeugend - damit die mich auch als Pontifex einstellen. Das Problem ist, dass ich noch nie eine Rede gehalten habe, daher wollte ich dich um ein paar Ratschläge bitten..."

  • Wenn Lupus gewusst hätte, wie unbedeutend 1000 Sesterzen für Durus waren, hätte er sich vermutlich weniger gefreut, sondern dies vielmehr als absolut angemessen betrachtet. Aber natürlich freute der Alte sich über die Dankbarkeit des jungen Mannes.


    Die nächste Frage überraschte ihn hingegen ein wenig. Üblicherweise gehörte es doch zur Ausbildung eines jungen Noblen, sich auch in Rhetorik und Grammatik zu üben. Wie man eine Kandidaturrede vorbereitete, gehörte mit Sicherheit ebenfalls dazu! Doch vielleicht dachte Lupus auch nur an zusätzlich Ratschläge.


    "Nunja, sie sollte natürlich dem klassischen Muster entsprechen. Du solltest nicht zu dick auftragen bei deinen bisherigen Leistungen, dich aber auch nicht unter den Scheffel stellen. Vielleicht könntest du auch erwähnen, dass dein Patron ein Wohltäter der Stadt war - ich habe damals eine Bibliothek eingerichtet - und dich natürlich unterstützen würde."


    Einen Moment überlegte er.


    "Vielleicht kannst du auch nahelegen, dass ich dich persönlich in die Riten und Aufgaben eines Pontifex eingewiesen habe. Das ist zwar etwas übertrieben, aber wenn du Fragen hast, kannst du dich natürlich immer an mich wenden."

  • "Das sag ich dann.", sagte ich dankbar und bedankte mich nochmal. "Ich werde dann noch bis zu meiner Rede vor den Arvales Fratres hier in Rom bleiben, dann gehe ich nach Misenum. Falls ich dir irgendwie helfen kann, lass es mich wissen." Als sein Klient war ich Durus schließlich auch verpflichtet.

  • Nachdenklich saß Durus in seinem Tablinium und dachte über seine Pläne nach. Wieder einmal hatte er eine Liste der wichtigsten Senatoren angefertigt, Namen hinzugefügt, andere gestrichen - immer auf der Suche nach den Männern, die er für seine Verschwörung benötigte und - noch viel wichtiger - die den Mut aufbrachten, sich an einer solchen Aktion zu beteiligen. Und letztendlich standen dabei immer die beiden Statthalter im Osten - Calpurnius Piso und Veturius Cicurinus - ganz oben auf seiner Liste. Beide waren schon seit den Tagen des göttlichen Iulianus auf ihren Posten und gehörten demnach nicht zu den Speichelleckern um Salinator. Cicurinus war damals sogar sicherlich nicht glücklich gewesen, dass man den Feldzug des Iulianus abgebrochen hatte. Dich gab es ein weiteres Problem: Wie nahm man mit Männern Kontakt auf, die so weit weg waren? Es war möglicherweise riskant, einen Brief über eine solche Entfernung zu schicken. Und selbst wenn er das tat - konnten einige Zeilen so mächtige Männer davon überzeugen, dass sie Hochverrat begingen?

  • In den letzten Tagen ging es Durus immer besser. Mit dem Frühling kam offensichtlich auch wieder Kraft in sein schlimmes Bein, während die Schmerzen abnahmen. Außedem schien die Kräuterdiät, die sein Medicus ihm verschrieben hatte, auch erste Wirkung zu zeigen. Als er daher wieder einmal in seinem Tablinium auf die Tabula mit den Namen potentieller Mitverschwörer stieß, hielt er inne.


    "Lukios, was hältst du davon, eine kleine Reise zu machen?"


    "Eine Reise, Domine? Möchtest du bereits jetzt aufs Land gehen? Ich dachte, die Senatsferien sind erst im Sommer?"


    "Nicht doch, Lukios! Ich möchte nach Syria reisen! Ich habe dort ein paar Landgüter, die ich noch nie gesehen habe - ich denke, dazu wird es Zeit!"


    Lukios starrte seinen Herren ungläubig an - er musste verrückt geworden sein!


    "Aber Domine! Du bist nicht mehr der Jüngste und deine Güter dort arbeiten hervorragend, soweit ich weiß! Denke doch an dein Bein!"


    Die Idee war recht spontan gekommen, doch plötzlich war der alte Tiberier fest entschlossen, seinen Plan in die Tat umzusetzen - wenn er persönlich mit Cicurinus sprach, würde er zweifelsohne am überzeugendsten sein (vor allem, wenn er dafür extra die Gefahren des Meeres auf sich genommen hatte!). Mit einer wegwerfenden Handbewegung meinte er daher


    "Ach, mein Bein, mein Bein! Das hat mich lange genug behindert! Außerdem habe ich ja nicht vor, nach Syria zu laufen - wir können sicherlich von Ravenna aus ein Schiff nehmen, vielleicht mit einem Zwischenstop in Achaia! Würdest du nicht gern noch einmal Corinthus besuchen?"


    Der Überschwang, mit dem sein Herr diese Idee vertrat, machte Lukios misstrauisch. Er verschränkte die Arme vor der Brust und meinte


    "Was will ich dort? Hier in Rom ist es doch ganz angenehm!"


    "Keine Diskussion! Organisiere eine Passage nach Antiochia! Ich möchte so bald wie möglich aufbrechen, dass wir noch in diesem Jahr zurückkommen!"


    entgegnete Durus entschieden - damit war es beschlossen: Lukios und er würden nach Syria reisen!

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