Heute: Ich bin ein Flavier- The Gerry Spammer Show

  • Auf dem Bildschirm graues Flimmern und Rauschen. Dann erscheint das grelle Bild eines drittklassigen Fernsehstudios. Die Ränge sind prall gefüllt mit sensationslüsternen Zuschauern, die schon ungeduldig auf den Beginn der Show warten. Alle Augen sind starr auf das Podium gerichtet, es wird von bunten Lämpchen umrahmt, die jetzt wild blinken.


    Zu seichter Popmusik tritt der Moderator auf - der berühmte Gerry Spammer. Sein giftgrünes Sakko spannt über dem dicken Bauch. Herablassend winkt er dem Publikum zu. Alles verfällt in frenetischen Applaus.


    Dem Moderator folgt, gekonnt auf meterlangen Absätzen balancierend, seine sexy Assistentin Nadja, und zuletzt zwei Riesen in engen schwarzen T-Shirts, auf denen fett SECURITY steht.


    "Hallo, Hallo!"


    Spammer wendet sich leiernd an das hysterisch jubelnde Publikum:


    "Willkommen in meiner Show! Heute mit 'Tag der Wahrheit' und einem ganz besonderen Leckerbissen. Exklusiv für unsere Zuschauer - und überhaupt zum ersten Mal im Fernsehen! - präsentieren wir Ihnen heute eine Familie mit einem ganz großen Namen, eine Familie die schon durch unerhörte Skandale von sich reden machte, und die in der Vergangenheit stets das Licht der Öffentlichkeit scheute - aus gutem Grund, denn heute werden wir erfahren, das all diese Skandale nur die Spitze des Eisberges gewesen sind!
    Heute, bei uns zu Gast - nur für unsere Zuschauer! exklusiv! hautnah! - die GENS FLAVIA!"


    Die Lichter blinken hektisch, dann wird schlagartig der hintere Teil der Bühne erleuchtet. In einem Halbkreis sitzen dort die Gäste auf unbequemen Stühlen und blinzeln geblendet in die Scheinwerfer.

  • Applaus, Jubel! In grellen Farben blinken über den Zuschauern die versteckten Regieanweisungen, das Publikum applaudiert brav.
    Die Kamera saust hautnahe an den dick gepuderten Gesichter der Familie entlang, Felix, Aristides, Gracchus, Aquilius, Furianus, Milo, der kleine Serenus und natürlich auch die weiblichen Gensmitglieder, von Arrecina, Leontia, zu Minervina und Calpurnia. Einige Stühle sind jedoch noch leer.

    „Flavius Felix, hallo und willkommen in der Spammer Show."

    Felix hebt die Hand, blinzelt zum Publikum und sieht ungnädig zu seiner Familie. Seine Augen sagen so etwa: Wehe einer von euch packt aus!

    „Sei mir gegrüsst, Spammer. Es ist schön hier im Studio sein zu dürfen!“

    Ein aalglattes Lächeln huscht über Gerrys Gesicht.

    „Sardinien ist Ihr Rückzugsort, vielleicht verständlich bei der Familie. Doch, Felix, man sagte mir, Sie malen. Ist das so?“

    Entsetzen auf Felix' Gesicht, prüfend sieht er zu seiner Familie, wer ihn verraten haben könnte.

    „Nein! Ausgeschlossen! Niemals!“


    Spammer feixt und zeigt triumphierend auf einen bunten Kleks auf Felix' Händen.


    "Nein? Und woher stammt die Farbe da, Felix?"


    Er wendet sich zu seiner Assistentin.


    "Mäuschen, sei so lieb..."


    Nadja, die gerade abwechselnd mit Furianus und Aquilius flirtet, merkt auf. Sie schwingt ihr blondes Haar, und bückt sich zu einer Kiste. Die Kamera verhaart derweil auf ihrem Hintern. Mit einem zahnweißen Lächeln zieht Nadja ein Gemälde hervor, und präsentiert das bunte Blumenidyll strahlend den Zuschauern.


    Hämisches Gelächter.

  • Während noch Felix im Boden versinken will, wendet sich Spammer schon wieder dem Publikum zu.


    „Heute ist der ’Tag der Wahrheit’ doch wir stehen erst ganz am Anfang. Schockierendes, Skandalöses und Verruchtes wird noch enthüllt…"

    Drei Schritte weitergelaufen, Nahaufnahme auf Arrecina. Sie sieht sich verstört um und rauft sich die Haare.

    "Hallo Arrecina, Willkommen…"

    Sie unterbricht Gerry mit einem hysterischen Unterton: „Arrecina? Ich heiße nicht Arrecina…was mache ich hier? Ich bin keine Flavierin, das behaupten nur alle.“

    Panisch sieht sie sich um. Spammer lächelt falsch und scheinbar nachsichtig.

    "Aber, aber, immer mit der Ruhe. Das liegt doch alles an der…!"

    Er wendet sich effekthascherisch um, das Publikum bekommt die richtige Regieanweisung und brüllt durch das Studio:

    "AMNESIE!"

  • Spammer schüttelt 'bekümmert' den Kopf.


    "Wer würde in dieser zerrütteten jungen Frau hier noch die frühreife Lolita wieder erkennen, deren immer neue Party-Eskapaden uns noch im letzten Jahr ständig in Atem hielten…? - Mäuschen, bitte."


    Nadja drückt einen Knopf, und über der Bühne wird eine schnelle Sequenz von Paparazzi-Fotos eingeblendet: Arrecina in kurzem Kleidchen schlürft einen Cocktail; Arrecina tanzt in einem Nachtclub eng mit einem undeutlichen Mann in Schwarz; Arrecina im scharfen Bikini am Strand von St. Tropez, ein undeutlicher blonder Mann cremt ihr den Rücken ein; Arrecina im Whirlpool in den Armen eines - sehr deutlichen - dunkelhaarigen Mannes. Es ist… AQUILIUS!


    Johlen und Buhrufe im Publikum.

    Zoom auf Arrecina, die ganz weiß im Gesicht ist und nervös auf ihre Lippe beißt.


    Zoom auf Aquilius. Er springt wütend auf.


    "Verleumdung!"


    Die Security-Männer gehen in Position. Spammer lächelt überlegen.


    "Aber, aber, Aquilius. Heute ist Tag der Wahrheit, da kommt nun mal alles ans Licht. Heute liebe Gäste, liebes Publikum, da wird alles offenbar. Sagen Sie, Aquilius, was empfinden Sie für Ihre Nichte?"


    Er droht ihm schelmisch mit dem Finger.


    "Aber keine Ausflüchte. Kommen Sie mir bloß nicht mit ihrer…" - er winkt pompös zum Publikum, das reagiert prompt.


    "AMNESIE!" schallt es durch das Studio.

  • "Ach Herrje!"


    Aristides starrt schockiert auf die Fotos, und wischt sich fahrig den Schweiß aus dem rot angelaufenen Gesicht.


    "Gerade hat sie doch noch mit ihren Puppen gespielt… Was… Aber… Du niederträchtiger -*Piiiep* - !"


    Mord im Blick stürzt er sich auf Aquilius.

    "Neeeiiin!" gellt Arrecinas Schrei.


    Stühle fallen polternd zu Boden. Die Security-Männer treten selenruhig einen Schritt zur Seite, als die beiden Kontrahenten ineinander gekrallt über den Boden rollen.


    "Papa, beiß ihm die Nase ab, mach ihn fertig!", jubelt Serenus. "PA-PA, PA-PA!"


    "Sieh da nicht hin, mein Spatz!" jammert Leontia, ringt die Hände und versucht Serenus vergeblich Augen und Ohren zuzuhalten.


    Minervina dagegen nutzt das Durcheinander, sie tuschelt mit einem der Bodyguards und tippt gleich darauf zufrieden seine Nummer in ihr Handy.


    Neben ihr sitzt, genüsslich die Prügelei betrachtend, Calpurnia in engem, kurzen Lackkleidchen mit einem tiefen Ausschnitt und hoch toupierten platinblonden Haaren. In ihrer Hand schnellt eine kleine Lederpeitsche hin und her. Herrisch den Kopf in den Nacken werfend, deutet sie ihrer Sklavin zu ihren Füßen zu kriechen.

  • "Traurig, so was." , stellt Spammer heuchlerisch fest. "Aber das ist noch nicht alles…-"

    Gracchus schneidet ihm schmallippig das Wort ab: "Das Maß ist voll."


    Er erhebt sich und rafft würdevoll seine Toga.


    "Ihren im höchsten Maße mediokren und unbotmäßigen Enthüllungen noch weiter beizuwohnen halte ich nicht für adäquat."


    "Hiergeblieben."


    Böse grinsend verrät Spammer dem Publikum: "Wenn der wüsste, wen wir da hinter dem Schirm haben, würde er nicht so große Reden schwingen!"


    Er zeigt in eine Ecke der Bühne. Schwups, Scheinwerferlicht. Auf einem Schirm zeichnet sich der Schattenriss eines zusammengekauerten Mannes ab.


    "Applaus für unseren ersten Überraschungsgast!"

  • Verhaltener Applaus, ein erstarrter Gracchus bleibt neben seinem Stuhl sehen, sinkt langsam herunter und fängt heftig an, seine Unterlippe zu kneten.


    Spammer wendet sich an das Publikum und lächelte schmierig.


    „Die Stimme ist verzehrt worden und wir geben ihm den Namen Mister X. Mister X wünscht nicht wieder erkannt zu werden.“


    Im Hintergrund werden Aquilius und Aristides getrennt, wilde Beschimpfungen werden noch von dem Mikrofon eingefangen, stets übermalt mit einem lauten *Pieeep*.


    „Ich bring Dich um, Du *Pieeep*, elender *Pieeep*, widerlicher *Pieeep!“ schreit Aristides laut ehe er von einem Security-Mann niedergerungen wird.


    Spammer wendet sich mit einem süffisanten Lächeln den Beiden zu.


    „Aber meine Herren, wo ist bitte ihre viel gerühmte Dignitas geblieben?“


    Aquilius hebt drohend die Hand. „*Pieeep*, das halte ich davon!“

  • Doch schließlich verstummen die Beiden und Spammer dreht sich zu der schattenhaften Gestalt um.


    „Willkommen, Mister X. Stimmt es, daß Sie schon seit Jahren den Geheimnissen der Familie auf der Spur sind und sie kennen, wie sonst keiner? Was können Sie uns denn über…Gracchus erzählen?“


    Die Gestalt krümmt und windet sich hinter der Leinwand.


    „Ja...“ dröhnt seine Stimme undeutlich. „Alle in der Familie haben ihr Geheimnis. Auch…Gracchus hat ein Dunkles.“


    Mister X verstummt, Spammer sieht triumphierend zu Gracchus, der seine Finger in die Lehne seines Stuhls krallt und scheinbar ganz woanders sein will.


    „Hat jemand meine Fische gesehen? Ich suche meine Fische?“


    Ein verirrter Lucullus spaziert auf die Bühne, Aquilius starrt kurz entsetzt auf Lucullus, sieht in einen Korb mit aufgespießten Fischen. Doch Lucullus blickt sich verwirrt und ahnungslos um, winkt ins Publikum und tritt ab.

  • Spammer sieht bedeutungsvoll ins Publikum, dann zu Mister X.


    „Heute ist der Tag der Wahrheit, Mister X. Sprechen Sie schon.“


    Mister X windet sich abermals und seufzt theatralisch.


    „Seine geheime Leidenschaft: Er liebt seinen Vetter Aquilius und begehrt ihn über alles!“


    Gracchus springt auf, hebt die linke Hand und sieht ins Publikum.


    „Eine infame Lüge!“


    Spammer sieht böse funkelnd zu Gracchus und hebt beiläufig die Stimme.


    „Mister X hat uns einen privaten Videomitschnitt mitgebracht. Ebenso sehr bezeichnend.“


    Schnitt auf die Leinwand. Gracchus hält ein Men’s Health in der Hand, der halbnackte Aquilius posiert dort als Unterwäschemodell. Gracchus seufzt bitterlich und presst seine Lippen auf das Bild.

  • „Aaaaaaaahhhhh!“


    Der durchdringende Schrei von Arrecina tönt durch das Studio.


    „Er gehört mir!“ schreit sie und wirft sich mit rot lackierten, spitzen Fingernägeln auf Gracchus.


    Aquilius springt ebenfalls auf.


    „Oh Gracchus, jetzt lass uns unsere Liebe schwören!“


    Gracchus, weiß vor Zorn entgeht grade noch dem Angriff von Arrecina, tritt schnell auf die Leinwand zu und reißt sie herunter. Erschrocken hebt dahinter Sciurus die Hände hoch.


    „Auch Du, Sciurus?“ flüstert Gracchus enttäuscht.




    Tosender Jubel, Buhrufe und schallendes Gelächter. Grinsend dreht sich Spammer um und hebt die Hände.


    „Schockierende Enthüllungen aus dem Leben der „Reichen und Schönen“, nach der Werbepause werden wir mehr erfahren.“


    Abblendung, ein Mercedes donnert über die Strassen und kündet vom ersten Werbespot…

  • :app::app:


    Ich habe selten so lachen müssen, wenn ich hier im SimOff teil herumlese. Ganz großartig, wirklich. Ihr zwei solltet für die Acta schreiben, solche Leute nehmen sie dort sicher mit Kusshand! :D

  • Die Begeisterung der junge Zuschauerin lässt bei der Werbungslänge doch wieder zu wünschen übrig. Ist ja immer wieder interessant, was man über die liebe Prominenz Roms erfahren kann, aber dann soll dieser unverschämte Sender nicht eine zu lange Werbung einblenden. Insgeheim ist es eher so, dass sie völlig begierig ist, die Fortsetzung zu sehen, aber das würde sie vermutlich nicht einmal sich selbst eingestehen :D


    :D :dafuer:

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!