[Officium XV] Agrimensor der Regio Germania superior

Das war es also.
In der offenen Tür stehend begutachtete ich den Raum.
Er war verhältnissmäßig groß, an den Wänden zur linken und rechten standen Regale um mit Dokumenten und Aufzeichnungen gefüllt zu werden, links und rechts neben der Tür hatte man jeweils einen Ficus und rechts hinter dem einladenden Bürotisch eine Monstera postiert.

Das gab dem erst kühlen wirkenden Raum doch eine sehr persönliche Note und ich fühlte mich gleich wohl.

Ich begann damit die mitgebrachten Dokumente in die Regale zu ordnen als mir in einer weiteren ecke das " Ferramentum", oder auch einfach Groma genannte Vermessungsinstrument auffiel.

" Nun denn, an die Arbeit."
Ich griff mir die ersten unterlagen und begann diese zu lesen.

Nach stunden langen lesen, notieren, und zusammenfassen war der geforderte Bericht fertig.

Bei betrachtung meines ersten berichtes als Agrimensor empfand ich doch ein wenig stolz denn ich fand das ich meine Arbeit nicht schlecht erledigt hät.
Ich rollte den bericht auf und machte mich auf den Weg zur Duccia Venusia um ihr diesen vorzulegen und abzusenden.

Zusammen mit Titus Pullo war ich die eine Etage und mehrere Treppenstufen später an dem Officium angelangt. Ich öffnete rasch die Tür und schon standen wir im inneren. Ein wenig verstaubt schien alles zu sein, doch Titus würde genügend Zeit haben, sich hier einzurichten. >Voila, dein neues Officium. Schaue dich etwas um und richte dich in aller Ruhe ein.< Meinte ich zu Titus und wandte mich gen Tür. >Solltest du noch Sachen benötigen, lasse es mich wissen oder wende dich an den Scriba. Ich bin dann erst einmal außer Haus aber ich denke, das bekommst du hin.< Merkte ich noch mit einem Augenzwinkern an und war auch schon verschwunden.

Titus merkte, dass der Magister kurz angebunden war, und wollte ihn daher nicht aufhalten.

Ja Magister, ich werde mich hier erst einmal einrichten.
Da war der Magister auch schon verschwunden. Bei Einrichtung konnte er ohnehin hin nicht helfen. Titus konnte es noch gar nicht glauben.Sein eigenes Büro. Und die erste Anstellung.

Etwas aus der Puste kam Titus in seinem Büro an. Er setzte sich und legte kurz die Beine auf den Tisch. Da brauche ich auch dringend ein Paar neue, dachte er sich, und faßte sich an den schmerzenden kleinen Zeh. Eines war klar, die Legion wäre nichts für ihn.
Aber was war mit seinen Projekten? Die Stadterweiterung lag, bis zum Termin beim Legaten auf Eis. Hoffentlich würde nichts durchsickern, sonst würde es sicher recht unangenehm unter den Beamten werden. Titus war klar, dass sie sich in einem solchen Fall übergangen fühlen würden. Aber wer sollte plaudern? Der Tribun war der Einzige, mit dem er ausführlich die Angelegenheit besprochen hatte, und der war ein höchst integerer Mann. Wenn er sich also nicht selbst verplappern würde, konnte nichts passieren.

Was war denn da noch?? Ach ja die Liste. Was kann ich der Legion anbieten??Klar die regelmäßigen Haarschnitte, aber was noch? Und Überhaupt, zu welchen Konditionen??Hm, vielleicht so...Titus nahm die immernoch schmerzenden Füße vom Tisch, kramte eine Wachstafel und einen Griffel hervor und ritzte seine ersten Ideen in das Wachs.

Ein Equites der II. kam nach kurzem Klopfen zur Tür herrein und überreichte dem Agrimensor eine kurze Nachricht ...

Während er noch über seinen Ausführungen sinnte, standt plötzlich ein Soldat in seinem Büro, der ihm eine Nachricht überreichte.

Danke Soldat, nehm doch einen Moment Platz bitte.

Eifrig nahm Titus die Nachricht entgegen, und studierte sie sorgfältig. Aha, ein Termin beim Legaten also. Wunderbar. dachte sich Titus, der Tribun hatte es also geschafft. Er mußte nun noch schnell die Liste mit den Versorgungsgütern fertig stellen. Er konnte dem Tribun ja schließlich keine Wachstafel mit zurück schicken.

Sehr gut. Wenn du noch einen Moment wartest, dann gebe ich dir eine Warenliste mit, die du dann bitte unverzüglich dem Tribun überreichst.

Als der Soldat zustimmend nickte, er schien wohl davon zu wissen, übertrug Titus schnell seine Angebote auf Papier.

So hier, nimm das und bringe sie dem Tribun. Ach ja, und richte ihm aus, dass ich an dem Termin erscheinen werde.

Titus überreichte dem Reiter die Liste, der nach einem kurzen Gruß auch schon wieder verschwunden war. Tüchtige Leute in der II, dachte sich Titus, da fühlt man sich gleich sicherer.

Wieder im Officium, prüfte Titus zunächst, ob irgendwelche Aufträge von der Regionalverwaltung vorlagen. Schließlich hatten sie einen Schlüssel von seinem Officium, und konnten so ohne weiteres Nachrichten auf seinem Schreibtisch hinterlassen.

Dem war nicht so, so dass Titus sich gleich um seine Leder Lieferungen kümmern konnte.

Wer waren die größten Leder Produzenten? Er überlegte und wühlte in seinen Unterlagen, die er zusammen getragen hatte.....

Nach einiger Zeit konnte er vier Lieferanten ausfindig machen. Schnell schrieb er die vier Briefe runter und machte sich gleich zum Cursus Publicus auf...

Ein Sklave der Regioverwaltung klopfte beim Agrimensor, in Person Titus Pullo an dessen Officium an und betrat anschließend das Officium.

>Salve Titus Pullo, der Magister erwartet dich mit deinen wöchentlichen Bericht. Er erwartet dich in seinem Officium.<

Und schon war der Sklave in den Weiten der Regiverwaltung wieder verschwunden

Titus blickte kurz auf.

Ja Sklave, ich komme sofort.

Titus hoffte, dass der Sklave, die Information aufgenommen hatte. Bei seinem Tempo war er da nicht so sicher....

Maecenas öffnete vorsichtig die Tür und blickte in das Innere des Officium´s. >Es sieht so aus, als ob schon langer keine Putzfrau mehr hier war.< Flosskelte Maecenas und betrat das Officium.
Der Schreibtisch machte auf den ersten Blick den Eindruck, als ob sie den letzten Agrimensor mit Gewalt heraus geschafft hatten. Ganz und gar nicht aufgeräumt, eigentlich so, wie Maecenas es vermutet hatte.
>Das wird Tage dauern, um hier wieder Ordnung rein zu bekommen.<
Er bückte sich und hob ein paar Papyri vom Boden auf, von den Wachstafeln ganz zu schweigen.

Zitat

Das wird Tage dauern, um hier wieder Ordnung rein zu bekommen

In der Tat, das officium machte einen ziemlich niederschmetternden Eindruck. Meine innere Stimme sagte mir aber nachdrücklich, dass es besser sei, höflich zu bleiben.
"Ja", sagte ich, "wenn ich diese Anstellung bekomme, dann wäre es wohl meine erste Aufgabe, ein ganz kleines bischen aufzuräumen".
"Aber, wenn wir gerade von Aufgaben sprechen, von einem Agrimensor in Bonna weiß ich, dass der Agrimensor beauftragt ist, das Land zu vermessen und eine forma, also eine Art Flurverzeichnis zu führen, in dem die Besitzer der Grundstücke eingetragen sind. Wie soll der Staat sonst die Grundsteuer erheben? Gibt es hier eine forma?"

>Das ist richtig, solltest du dich schließlich für diese Anstellung entscheiden, wird dies deine erste Amtshandlung sein. Sicherlich ist dies auch in deinem Interesse.< Dies ließ Maecenas jetzt mal so im Raum stehen. Eine Zeitvorgabe hingegen hält Maecenas dann eher als kontraproduktiv. >Hast du dich dann nach deinen Vorstellungen eingerichtet, hätte ich auch schon die erste Aufgabe für dich. Da du das Thema schon ansprichst. Das Flurarchiv gibt es in der Tat, mehr oder weniger gut erhalten. Bei den letzten Renovierungsarbeiten der Verwaltung irrtümlicherweise im Keller statt auf dem Dachboden gelagert. Deine Aufgabe würde darin bestehen, gut erhaltenes zu archivieren, unbrauchbares neu zu katalogisieren und noch nicht erfasstes aufzunehmen.< Jetzt lag es an ihm, ib er für die durchaus reizvolle Aufgabe zu begeistern war.

Zitat

Das Flurarchiv gibt es in der Tat, mehr oder weniger gut erhalten

Na, also, da gab es in diesem Drunter und Drüber ja doch einen festen Punkt, auf dem man aufbauen konnte.

"Gut, Purgitius Maecenas, du wirst verstehen, dass ich erst noch mit meinem Vorgesetzten, dem Magister Officiorum über einen Wechsel meines Arbeitsplatzes sprechen muss". Ich grinste ein bischen, "Kann ja sein, dass der mich gar nicht laufen lässt. Wenn er mich laufen lässt, dann wird er sicher darauf bestehen, dass ich angefangene Arbeiten beende und mein officium in funktionsfähigem Zustand zurücklasse".

"Wenn du bereit bist, mich hier einzustellen, werde ich das natürlich sofort in die Gänge bringen und dir Bescheid geben".

Das Valgiso noch nicht einmal mit seinem Vorgesetztem darüber gesprochen hatte war zwar etwas ungewöhnlich, anscheinend wollte er sich erst vergewissern ob die Stelle noch zu vergeben war und wenn ja, ob er sie auch bekommen würde.
>Also von meiner Seite her würde es keine Einwände geben. Besprich dies in Ruhe mit deinem Vorgesetzten und gib mir umgehend bescheid. Ach übrigens, richte Duccius Marsus Grüße von mir aus!<

Zitat

..., richte Duccius Marsus Grüße von mir aus!

"Die Grüße werde ich gerne überbringen, Maecenas. Ich danke dir, dass du mit so viel Geduld meine Fragen beantwortet hast".

Ich wollte mich gerade schon verabschieden, als mir einfiel, dass ich ihn eigentlich noch etwas anderes fragen wollte. Obwohl ich seine Zeit schon ziemlich in Anspruch genommen hatte, dachte ich mir, dass gute Gelegenheiten ausgenutzt werden sollten.

"Verzeih, Maecenas, wenn ich dann doch noch eine Frage habe. Du bist doch auch der Curator der Schola Atheniensis. Ich möchte eventuell eine Dissertatio schreiben und habe gehört dass man sich dafür an den Rector der Schola wenden muss. Kann ich das Thema der Dissertatio auch mit dir als Curator abstimmen oder müsste ich vielleicht sogar nach Rom reisen?"

>Keine Ursache!< Meinte Maecenas abschließend und wollte sich schon wieder seiner Arbeit widmen, als Valgiso doch noch eine Frage hatte.
>Eine Dissertation?! Nein, nein, dazu brauchst du nicht erst nach Rom reisen. Am besten du kommst in mein Officium, wir besprechen alles in Ruhe und ich kümmere mich um alles weitere.<

Zitat

Am besten du kommst in mein Officium, wir besprechen alles in Ruhe

Ich merkte, dass er schon in Gedanken bei seiner Arbeit war und wollte ihn nicht länger aufhalten. "Sehr gut, das vereinfacht die Sache merklich. Dann will ich dich nicht länger von deiner Arbeit abhalten, ich muss auch noch beim Cursus Publicus reinschauen, ob Post da ist. Wenn du einverstanden bist, dann komme ich in ein paar Tagen in dein Officium in der Schola. Bis dahin mache ich mir noch ein paar Gedanken, wie ich mein Thema gliedern kann und spreche mit Duccius Marsus darüber, ob er mit meinem Weggang aus dem Officium III einverstanden ist".

"Vielen Dank und vale, Maecenas".