Irgendwo im Nirgendwo

  • Nicht weit von ihnen entfernt ließ einer der Soldaten etwas blecherndes fallen und Calvi ruckte wieder ein Stück weg. Sie hatte sich erschreckt und blickte in die Richtung aus der das Geräusch gekommen war. Man konnte ein paar Stimmen hören und wie einer der Soldaten rummeckerte, allerdings konnte sie nicht verstehen was er sagte.
    Die Götter haben über dich gewacht wenn du solch einem Schlag entkommen konntest. Zum Glück ist dir nichts weiter geschehen. Calvi sah wie seine Hand an seine Seite griff und legte zögerlich ihre Hand auf seine. Es war eine Berührung die nur für weniege Augenblicke anhielt dann zog sie ihre Hand wieder weg.

  • Er ließ ihre Berührung geschehen. "Manchmal schmerzt die Narbe noch und erinnert mich daran, dass ich am Leben bin." scherzte er. "Einige meiner Kameraden in Raetia hatten nicht so viel Glück. Aber ich glaube nicht daran, dass ich ihr Schicksal eines Tages teilen werde..." Das Lager aussenherum war nun zur Ruhe gekommen. Man hörte nur den einen oder anderen Soldaten schnarchen, ansonsten lagen die Zelte friedlich unter den Sternen da.

  • Das möchte ich doch hoffen, aber lass und doch lieber von schöneren Dingen reden und nicht von Wunden und Tod. Calvi stützte sich mit den Händen auf dem Boden ab und ließ sich langsam nach hinten auf die Decke sinken bis sie auf ihrem Rücken lag und die Sterne betrachten konnte. Erzählst du mir mehr über die Sterne dort oben? Wie kommt es, dass es Sternenbilder gibt. Ich kann da nichts erkennen ausser schöne leuchtende Punkte. Sie kam sich vor wie ein kleines Kind was ihrem Bruder oder Vater fragen stellte und sah ihn an. Ihre Schultern waren wieder von der Decke enthüllt worden als sie sich hingelegt hatte.

  • "Viel mehr weiss ich nicht über sie." gestand er. "Ich kenne ein paar Sternbilder mehr die ich dir zeigen kann. " Er legte sich neben sie und deutete wieder nach oben. "Das dort ist Scorpius...und daneben leuchtet uns Lupus..." Eine Weile zeigte er ihr noch weitere Sternbilder, erzählte ihr davon wie sein Vater ihn ihre Namen gelehrt hatte, abends, als sie auf der Bank vor dem Haupthaus der Villa Rustica Albia saßen und mutmaßte darüber wer oder was die Sterne wohl waren. Dann stützte er sich auf die Ellbogen. "Hm...ich glaube wir sollten so langsam auch etwas Schlaf suchen. Es ist zwar sehr schön hier mit dir zu liegen...aber wir haben morgen noch einen weiten Weg vor uns nach Confluentes. Und du musst dich entscheiden, wo du schlafen willst."

  • Es mochte sein, dass er nicht so viel wusste über die leuchtenden Sterne am Firmament aber es war für sie etwas neues darüber was erzählt zu bekommen und deswegen hörte sie ihm auch aufmerksam zu und lauschte seinen Worten und sah seinem Finger nach, der ihr die ganzen Sterne zeigte. Calvi drehte ihm den Kopf zu da sie noch immer auf dem Rücken lag und ihn dann so besser ansehen konnte.
    Wo ich schlafen möchte? Wie meinst du das? Ich kann auch hier unter den Sternen schlafen, meinte sie mit einem Schmunzeln und stützte sich dann auch auf einen Ellenbogen ab und versuchte sich etwas weiter aufzusetzen. Nur heute schien sie ziemlich tollpatschig zu sein denn sie kam etwas zu schnell nach oben und dotzte mit ihrem Kopf gegen sein Kinn. Auf der Stelle lief sie rot an weil ihr das so peinlich war und wollte schon nach ihm greifen. Ach jeh das tut mir leid das war keine Absicht. Ich hoffe ich habe dir nicht weh getan?

  • Er unterdrückte ein Lachen. "Nein, ich glaube ich bin Schlimmeres gewöhnt!" meinte er nur. "Nun, ich meinte eben wo du am morgen schläfst. Immerhin hast du ja noch kein zu Hause im schönen wilden Germanien." Wieder lächelte er sie an. "Und heute Nacht...auch wenn ich dich ungern dorthin schicke...schläfst du wohl am besten bei den Händlern. Wenn du hier draußen übernachtest werden die Männer morgen viel reden. Nicht, dass mir das etwas ausmachen würde. Aber ich glaube meine Vorgesetzten würden es als Mangel an Disziplin deuten." Er seufzte. "Die Armee hat da ihre eigenen Regeln, denen ich mich zumindest heute Nacht unterwerfen muss. Ich hoffe, du fühlst dich dadurch nicht gekränkt." Er sah sie fragend an.

  • So schnell würde sie auch kein eigenes Haus bekommen ohne finanzielle Mittel war es mehr als nur schlecht. Verlegen sah sie ihn an. Falls dein Angebot noch steht würde ich das gerne annehmen und vorrübergehend auf deinem Gut bleiben. Ich könnte ja Arbeiten und helfen wenn das geht. Es war ihr ziemlich unangenehm das anzusprechen und musste dann bei seinen weiteren Worten wieder schmunzeln. Ja so war das Soldatenleben eben. Ich werde gleich zurück zu den Händlern gehen und dort schlafen, etwas anderes hatte ich auch nicht gedacht, dass mit unter den Sternen war eher als kleiner Spaß gedacht. Calvi senkte ihren Blick und richtete sich weiter auf blieb dann aber noch sitzen da er auch noch nicht aufgestanden war und sie warten wollte was er noch zu sagen hatte.

  • Lucius war offensichtlich erfreut über ihre Entscheidung, erstmal auf dem Gut zu leben. "Vielleicht lernst du auf Albia dann ja auch reiten." Er zwinkerte ihr zu.
    "Etwas Hilfe können meine Eltern immer gebrauchen, unser Knecht ist noch älter als sie!" Er rappelte sich vom Boden auf und stand auf. "Komm, ich bringe dich zu deinem Nachtlager. Und morgen erreichen wir dann die Stadt." Er hielt ihr die Hand hin um ihr aufzuhelfen.

  • Calvina war froh, dass sein Angebot noch stand ansonsten hatte sie keine Idee mehr gehabt wo sie hätte bleiben sollen. Ohne Sesterzen in der Tasche und Bekanntschaften war man doch im Ausland ziemlich aufgeschmissen. Deinen Eltern werde ich sehr gerne helfen und ja, vielleicht. Es behagte ihr nicht so wieder bei den Händlern schlafen zu müssen aber sie wollte nichts dagegegen sagen da sie ja seinen Standpunkt schon kannte. Calvi legte ihre Hand in seine und ließ sich vom Boden aufhelfen bis sie sicher auf ihren eigenen Füßen stand. Ich freue mich wenn wir in der Stadt sind meinte sie leise und richtete mit einer Hand ihre Tunika, die andere lag noch in seiner.

  • Er behielt sie darin und führte sie langsam durch das Lager zurück zu den Karren der Händler. "Ich hoffe du schläfst gut unter diesen Sternen, deren Namen und Bedeutung du ja jetzt zum Teil kennst." Er lächelte sie an. "Wir werden wohl erst morgen Abend wieder Zeit zum Reden haben schätze ich, denn wir werden nicht halt machen esseidenn eine Achse bricht oder es gibt andere Zwischenfälle. " In einiger Entfernug saßen die Gefangenen Barbaren auf dem Boden, von mehreren Soldaten bewacht.

  • Ein angenehmes Gefühl war es ihre Hand in der seinigen zu spüren und sie nahm sie auch nicht weg. Ihren Blick richtete sie die meiste Zeit als sie zurückliefen auf den Boden und nur manchmal nach vorne. Zwischenfälle werden doch hoffentlich ausbleiben auf die können wir verzichten, denn von denen hatte ich glaube ich jetzt genug wenn ich ehrlich bin. Ich denke schon, dass ich gut schlafen werde. Es war ein schöner Abend und die Sterne werde ich mir behalten. Langsam kamen sie dem Platz immer näher wo die Händler ihr Lager aufgeschlagen hatten und auch ihr Platz war schon bereitet. Es kann in der Nacht auch nichts geschehen?

  • "Geschehen kann immer etwas so die Götter es wollen." sagte er. "Aber du bist hier inmitten kampferfahrener Männer und nicht im aufständischen Teil Germaniens. Die Nacht wird sicherlich so ruhig enden wie sie begann." Er übertrieb etwas was die Erfahrung seiner Leute betraf, allerdings waren sie allemal besser als das Diebsgesindel, das Reisenden hier zur Gefahr werden konnte. Diese Leute waren feige Halsabschneider und griffen nur an wenn sie eine Chance auf leichte Beute sahen. Hier im Lager würden sie lediglich den Tod finden.

  • Zu hundert Prozent fühlte sie sich nicht sicher aber sie wollte ihm Glauben schenken, dass nichts schlimmes passieren konnte. Hier gab es so viele Soldaten da musste schon eine sehr große Gruppe kommen und sie überfallen und sie hielten ja alle Wache. Dann wünsche ich dir eine gute und erholsame Nacht Decius. Mögen die Götter über deine Träume wachen, sagte sie ruhig und sah auf ihre Hand die noch in seiner lag. Ob sie wirklich ein Auge zumachen konnte dessen war sie sich noch nicht sicher.

  • Lucius bemerkte, dass er immernoch ihre Hand hielt und ließ sie vorsichtig los. "Schlaf gut Calvina, ich wünsche dir süße Träume. Solltest du irgendetwas benötigen kannst du jederzeit zu mir kommen." Er trat einen Schritt zurück. "Wir sehen uns morgen." sagte er, dann wandte er sich langsam zum Gehen.

  • Sie lächelte und blickte auf ihre Hand die er nun langsam los ließ. Ich werde mich bei dir melden wenn etwas ist. Bis morgen und schlaf gut, sagte sie und drehte sich dann selbst um, um zu ihrem Lager zu gehen und es sich so gemütlich we nur möglich zu machen. Als sie dann endlich lag und sich zugedeckt hatte fiel sie auch bald in einen tiefen Schlaf.


    Leider war er nicht ohne Träume und sie schlisf sehr unruhig. Sie saß wieder auf dem Wagen und plötzlich waren diese Männer um sie rum und wollten sie vom Wagen zerren und verschleppen. Wieder erklungen diese Schreie von denen die getötet wurden. Calvina hatte es nicht geschafft zu entkommen denn in ihrem Traum waren die Männer schon beim Wagen als sie das alles bemerkte. Sie wurde von ihnen runtergezerrt und in die Tiefen des Waldes mitgenommen.


    Ihr Kopf rollte von einer auf die andere Seite und ihr Gesicht glänzte von einem feinen Schweißfilm der sich auf ihrer Haut gebildet hatte. Die Decke mit der sie sich zugedeckt hatte war halb von ihrem Körper gerutscht als sie plötzlich mit einem lauten Schrei aufwachte und ihr Herz ihr bis zum Hals schlug und sich nicht beruhigen wollte.

  • Einer der Händler bäugte sich über sie und versuchte, sie zu beruhigen. "Nanana Kindchen, hier bist du in Sicherheit! Die Halsabschneider sind doch längst weg..." Er deckte sie vorsichtig wieder zu. "Es ist schon fast Morgen. Versuch noch etwas zu schlafen."



    Auch Lucius schlief nicht besonders gut. Der Tag hatte ein paar alte Bilder aus Raetia wieder an die Oberfläche befördert die ihm nun im Traum erschienen. Er schlief zwar nicht so unruhig wie Calvina, wachte aber mehrmals auf und musste sich erst orientieren wo er war. Am Morgen holte ihn ein vollkommen ausgeschlafener Eques aus einem tiefen Schlaf, in den er nicht lange davor gefallen war.


    Lucius ließ das Lager abbrechen und aß gemeinsam mit ein paar Männern in aller Eile eine Morgenration an einem der Kochfeuer. Kurze Zeit später gab er Befehl zum Antreten, befahl aufzusitzen und brachte die Truppe wieder in Marschformation, die Wagen der Händler wieder in der Mitte.

  • Es dauerte bis sie sich wieder beruhigt hatte und das Zittern verschwunden war. Der Traum hatte sie mitgenommen aber sie wollte deswegen nicht zu seinem Zelt laufen wie ein kleines Kind und ließ sich von den alten Mann wieder zudecken und versuchte zu schlafen. Wirklichen Schlaf fand sie nicht mehr die ganze restliche Nacht wachte sie immer wieder auf und drehte sich von einer auf die andere Seite.


    Als dann der Morgen dämmerte und sie sich alle zur Abresie fertig machten stand ihr der fehlende Schlaf ins Gesicht geschrieben. Zusammen mit den anderen setzte sie sich auf die Wagen und wartete nur darauf, dass es weiter gehen konnte. Wenn sie Glück hatte konnte sie heute wieder in einem halbwegs anständigen Bett schlafen und darauf freute sie sich.


    Als der Wagen so dahin polterte fielen ihr irgendwann die Augen zu und sie döste etwas vor sich hin um den fehlenden Schlaf auszugleichen.

  • Sie kamen gut vorran. Die Tiere waren daran gewöhnt den Großteil des Tages zu laufen, sie wurden nicht allzu schnell müde. Sie folgten der Provinzstraße, die vorbei an unzähligen Wäldern und überwucherten Hügeln nach Confluentes führte, dessen Stadttore bereits am späten Nachmittag in Sicht kamen.


    Lucius lenkte den Gescheckten von der Spitze der Kolonne zu dem Wagen, auf dem Calvina saß. "Wir werden deine Begleiter nun bald verlassen da wir zum Castellum reiten müssen. Ich kann dir nicht versprechen, dass du dort unterkommst. Wahrscheinlicher ist, dass du irgendwo in der Stadt nächtigen musst, denn zum Gut meiner Familie ist es noch fast ein halber Tagesritt." Er beruhigte sein Tier, dass offenbar die heimatliche Luft roch. "Am besten begibst du dich in der Stadt in eine der Tavernen und nimmst dir bis morgen ein Zimmer. Ich werde versuchen, einen Tag Urlaub zu bekommen, dann kann ich dich zur Villa Rustica Albia bringen."

  • Die halbe Strecke hatte sie schlafend zugebracht so sehr war sie von der Nacht gebeutelt gewesen. Das Schaukeln des Wagens hatte dazu beigetragen, dass sie schneller einschlief als da wo sie vorher genächtigt hatte.
    Als Albius zu ihr stieß war sie wieder wach wenn man das so nennen konnte denn der Schlaf war immer noch in ihren Augen. Ich habe aber kein Geld um mir ein Zimmer zu nehmen alles ist für die Reise drauf gegangen und ich konnte mir nichts mehr zurücklegen. Das war nun der unangenehme Teil von allem denn sie wollte ihn nicht bitten ihr etwas zu leihen. Gibt es keinen anderen Ort wo ich die Nacht verbringen kann? Calvina war aber schon gespannt zu sehen wie sein Gut aussah und wie sie da leben würde.

  • "Das Geld kann ich dir geben." sagte er lächelnd. "Ich wüsste wohl keine bessere Investitionsmöglichkeit momentan." Mit diesen Worten holte er einen kleinen Beutel aus seinem Gewand, lenkte sein Tier nahe an den Wagen heran und hielt ihn ihr hin.

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