Irgendwann aber auch jede Arbeit hat ihr Ende. So war es auch mit Dhara, obwohl sie diese Abgeschiedenheit genoß. Es fehlte ihr trotzdem die Unterhaltung. Sie stand auf und verstauchte die zusammengemischten wohlriechenden Salben auf einen Regal. Wohin? Ihre Herrin hat wohl die neue Sklavin und beschäftigt sich mit ihr... Hortus ist auch zu einem einsamen Ort geworden... Ob sie in die Stadt allein darf? Aber sie kennt Rom und seine Straßen gar nicht. Nein, allein wäre ihr zu ängstlich. Die Sklavenquartier hat sie nie besonders gemocht. Doch ihr Haar muß gewaschen werden. So ging sie doch zu den Waschplätzen und dann anschließend fand sie ein kleines Plätzchen in der Nähe der Sklavenquartier. Die Sonne stand noch hoch und spendete ihre Wärme und Licht ihren Untertanen. Dhara öffnete das rote Band, das ihr nasses Haar zusammenhielt und die dunkle Pracht fiel über ihre Schulter wie ein Wasserfall. Frech und voller Genuß stellte sie ihr Gesicht den zärtlichen Strahlen der Sonne ohne Angst Sommersproßen oder trockene Haut zu bekommen. Im Gegenteil. Verstohlen lächelten rubinrote sinnliche Lippen der Sonne entgegen.
Wo ist er,
Wo ist mein Herr?
Voll ist der Mond,
leer ist mein Herz.
Soll ich fliegen,
oder soll ich warten,
auf diesen Zweig gekauert,
bis er zu mir kommt?
Hier ist er,
Hier ist mein Liebster,
Zurückgekehrt zu mir,
Nicht länger leer ist mein Heeeerz.
die Worte in der unbekannter Sprache klangen traurig und sehnsüchtig wie ein langes seidiges Band, welches die Laute zu einem wort und die Worte zu einem Satz fesselt. Mal laut, mal leise, mal mit Feuer, mal zärtlich. So war auch Dharas Gesang. Sie zeigte sich selten. Das, was sie ihrer Herrin über sich erzählte, war kaum wert, ihre Welt zu verstehen. Wenn sie auch nach außen eine Sklavin war, so hütete sie ihre eigene Welt wie etwas kostbares, was ihr eine Fata Morgana bescherte, zumindest dort sich selbst zu gehören. Die Gnade ihrer Herrin nahm sie gern, doch es war ihr bewußt, dass diese Gnade nur oberflächlich verläuft und Dhara nun mal eine unbedeutende Sklavin ist und bleibt. Ein Spielzeug in den Händen dieser Frau, die Dhara verkaufen, umtauschen, erniedrigen, schlagen, nach ihrem Belieben schmücken kann (für das letzte war Dhara überhaupt nicht abgeneigt). Sie nahm ein wenig Olivenöl, wissend, dass sie dann wie eine Küche stinken wird, und trug die fette Flüssigkeit auf ihre Lider.