Wache auf der Stützpunktmauer

  • Langsam entfernte sich die Sonne vom Firmament. Das Licht verschwand vom Erdboden und es herrschte bald die Königin Nacht. Verus schnappte sich eine Decke und warf sie sich über seine Schultern, um sich gegen die kalte Nacht zu Wehr setzen zu können. Sein Blick war geschärft und auf den Horizont gerichtet, denn Nachts trieben diabolische Gestalten ihr Unwesen.


    Das Meer rauschte still und es war völlig ruhig, doch ein Schatten landete am Strand an. Unverständliche Stimmen schallten durch die Nacht und Verus wurde aufmerksam.


    Er schaute von seinem Wachturm herab zu Labeo und winkte ihn zu sich herauf.


    "Hörst du das auch," flüsterte er und deutete auf den Schatten am Strand.


    Der Schatten wurde immer deutlicher, da nun das fade Mondlicht direkt auf den Flecken Erde schien aus dem die Stimmen kamen.

  • Die Nacht war nicht unbedingt warm und Labeo fröstelte etwas. Daher beschloss er wieder einmal Richtung Turm Decimi zu gehen, um sich eine Decke zu holen. Sein Optio winkte ihn eh gerade herbei. Die Frage nach einem Geräusch, welches Verus zu hören glaubte, ließ Labeo in die Stille lauschen.


    Tatsächlich ein Rascheln, das nicht nach Hasen oder sonstigem Getier klang. Mehr nach Menschen. Auch etwas wie Stimmen. Als der Mond kurzfristig durch die Wolken schien meinte Labeo auch etwas sich bewegen wahrnehmen zu können. Nicht so, dass man sich sicher sein konnte. Aber doch so, dass Ohr- und Augenwahrnehmung zusammenpassten.


    "Ja. Rascheln, Stimmen. Da vorne an der Düne. Es könnten Gestalten sein."


    Labeos Sinne - obwohl eine gewisse Müdigkeit bis vor kurzem noch in ihm zu spüren gewesen war - wurden klarer. Für einen Moment meinte er vier Personen zu erkennen, aber die Wolken zogen wieder zu und es war iterum stockfinster.


    "Ich meine, vier Personen erkannt zu haben."

  • Ein Mann schrie auf. Ihm schien etwas auf den Fuß gefallen zu sein. Verus, der nun wusste, was dort unten vor sich ging, flüsterte zu Labeo:


    "Nimm dir II Männer und untersuche den Strand. Achte darauf nicht enttarnt zu werden."


    Verus nickte ernst ab und winkte einen weiteren Nauta zu sich.


    "Hole mir die Bogenschützen!"

  • "Sic.",


    im Gehen wollte er Verus noch empfehlen einige Bogenschützen bereitzustellen, aber der Decimer war schon selbst auf diesen Gedanken gekommen.


    Labeo ging also in Richtung Haupttor, das nicht direkt auf den Strand blickte und nahm sich von der dortigen Wache zwei Nautae mit. Es waren zufällig zwei aus "seiner" Contubernie im "Endkampf" der Probatio, die ihn also kannten - das war der Vorteil - die aber auch nicht viel mehr Erfahrung hatten als er - das war der Nachteil.


    Dennoch verließen sie zu dritt das Lager und schlichen in Richtung des Strandes: namentlich in Richtung der entsprechenden Düne. Immer wieder wurde dei Wolkendecke dünner und riss auf. Labeo, der dieses Phänomen schon während der Wache bemerkt hatte, hatte immer ein Auge darauf und hieß seine Mannen in Deckung gehen - also entweder hinter einem dieser Büsche, oder hinter eine Düne zu bleiben, wenn es sich ankündigte.


    So näherten sie sich langsam - metaphorisch gesagt au Zehenspitzen - der Düne. Immer deutlicher wurden geflüsterte Stimmen und etwas, dass sie wie das Graben einer Grube anhörte.


    "So. Tief genug. Jetzt lasst die kisten rein, wir verbuddeln es und holen es dann nach und nach in unser Versteck.",


    war der erste Satz, den Labeo richtig verstehen konnte. Da standen sie aber schon am Fuß der Düne hinter der die - Labeo identifizierte sie jedenfalls so - Schmuggler offensichtlich ihre Ware verstecken wollten.


    Da trat einer der beiden Nautae auf einen trockenen Zweig, der zerbrach und dieses typische Geräusch verursachte, dass jeder kennt der sich schon einmal zwecklos anzuschleichen versuchte. Das Graben verstummte.


    Labeo wusste, dass der Überraschungseffekt höchstswahrscheinlich vergeben war. Dennoch wartete er noch einem Moment und lauschte.



    "Hört auf, habt Ihr das auch gehört?""Nein, was denn?""Na das Knacken!""Ach Unsinn, Du siehst wieder Gespenster!


    Dann ging das Graben weiter. Labeo hatte eine Idee er bückte sich und fand einen weiteren Zweig. Dann deutete er wortlos seinen Com-Milites, dass sie die Düne in möglichst absoluter Stille umrunden sollten. Er selber schaute in Richtung Lager, konnte aber nur Schemen erkennen. Verus hielt die Bogenschützen wahrscheinlich versteckt, was gut war.


    Dann umrundete er selber die Düne.

  • Zu dritt kamen sie im Rücken der Schmuggler zu stehen, die - wie Labeo es schon vermutet hatte - ein Loch buddelten und einige Kisten daneben stehen hatten. Zwei der Schmuggler selbst standen etwa beintief in der Grube und buddelten. Die beiden anderen wühlten in den Kisten herum.


    Die drei Nautae hatten es anscheinend schaffen können ungehört an diese Stelle zu kommen, denn die Schmuggler arbeiteten wie besessen, als Labeo den trockenen Zweig den er immer noch in der Hand hielt laut knackend in zwei Teile zerbrach.


    *knack*


    Wie auf ein abgesprochenes Signal ging Labeo zur Grube und zog sein Gladius, während die beiden anderen sich zu den Kisten-Schmugglern stellten - ebenfalls mit gezückten Gladii.
    Die an den Kisten arbeitenden Schmuggler blickten zeitgleich auf und einer der beiden sagte nicht mehr flüsternd:


    Ähm Chef, wir haben ein Problem.


    Sei still!,


    flüsterte der weiter buddelnde angesprochene


    sonst hört uns noch die Wache der Classis und stattet uns vielleicht einen kleinen Besuch ab, Willst Du das? Du Idiot! ,


    Anstatt des Schmugglers antwortete Labeo, der fast ein wenig lächeln musste:


    "Zu spät meine lieben Freunde! Der Besuch ist schon da!


    Der anscheindene Anführer der Schmugglerbande hörte auf zu buddeln, schaute aus seinem Loch nach oben, wo gerade in diesem Moment der Mond wieder hinter den Wolken hervorlugte und Labeo in schönem, fahlem Licht erscheinen ließ.


    Bei Iunos Hintern! ähm ich meine. Salve Soldat. Was macht ihr hier?


    "Euch einen Besuch abstatten. Da habt Ihr ja wohl nicht dagegen, oder?"


    Nein, nein, ähm..warum sollten..also warum sollten wir auch. Oder Freunde. Wir f r e u e n uns über Besuch.
    Bei diesen Worten griff er an seinen Gürtel, vielleicht um ein Messer herauszuholen.


    "So mein Freund, nimm mal lieber die Hände hoch - und Du auch-", sagte Labeo zuerst auf den Anführer, dann auf den anderen in der Grube schauend, "jetzt erzählt mir nicht ihr würdet - wegen der unruhigen Zeiten - hier Euer Erbe vergraben oder irgend einen Unsinn. Am besten leich raus mit der Wahrheit. Dann gebe ich es zu Protokoll, dass ihr zu kooperationen bereit seid, dann wird es keine anderen Verhörmethoden mehr geben."


    Diese Drohung zog anscheinend, vielleicht war es auch die Perspektive der Aussichtslosigkeit oder der unheimliche Mondschein, der Labeo ohnehin noch nicht allzu sonnengebräuntes Gesicht etwas unwirklich hell erscheinen ließ. Vielleicht war es auch einfach Labeo Gladius der fast schon spürbar nahe an der Kehle des Anführers war. Oder irgendein anderer Grund. Jedenfalls erzählte der Anführer eine Geschichte, die wenigstens irgendetwas mit der Wahrheit zu tun hatte:


    Gut. Wir sagen alles. Wir sind Fischer - und gestern ging so ein Handelsschiff mit Breitseite an uns heran und fragte, ob wir nicht zu einem günstigen Preis irgend so ein Zeug namens "Balsam" kaufen wollten, wir könnten es dann gut für das dreifache an Händler und Quacksalber verkaufen. Nur würde er es uns ohne eine licencia verkaufen, weil diese ihm vom Schiff geflattert sei. Ich dachte mir nichts böses und kaufte es ihm ab, hauptsächlich weil der Händler das Geld für die hafengebühr in Ostia bräuchte, sagte er. Aber dann als das Geschäft gemacht war, sagte er, dass wir dieses Balsamzeugs nicht einfach so auf dem Markt verkaufen sollten. Weil wir diese dingsda licencia dafür bräuchten. Aber als Bückware wäre es kein Problem.


    "Das ist ja eine schöne Geschichte. Leider ist es mir hier viel zu ungemütlich Euren Geschichtchen zuzuhören. Deshalb gehen wir jetzt alle ganz ruhig und friedlich ins Lager der Classis, nehmen das Balsam mit und schauen dann weiter - achja:"


    Labeos Ton wurde scharf:


    "Keine Widerrede, keine Fluchtversuche, keine anderen Absurditäten! Ihr beiden aus der Grube. Aussteigen, dabei immer die Hände nach oben strecken. Dann nimmt jeder eine Kiste. Und abmarsch."


    Wieder konnte Labeo sich nur wundern: die Schmuggler taten - vielleicht nur erstmal - was Labeo ihnen gesagt hatte. Als jeder eine Kiste in der Hand hatte, ließ Labeo sie im Gänsemarsch ins Lager marschieren. Seine beiden mit Nautae gingen an den Seiten und Labe hinten - alle drei hatten jetzt wieder ihre Pila genommen und die Gladii weggesteckt. Jeder Fluchtversuch würde mit einem guten Pilumwurf beendet werden.

  • Die Bogenschützen war bereits eingetroffen und nahmen ihre Positionen ein, um gegebenenfalls einzugreifen. Verus koordinierte das ganze Geschehen von seinem Turm aus.


    "Labeo," rief er. "Wie sieht es aus? Hast du sie gefasst?"

  • Der kleine Trupp bestehend aus Labeo, den beiden Nautae und den Schmugglern näherte sich dem Tor. Zur gleichen Zeit zog auch die Wolkendecke ganz auf, so dass sowohl Labeo als auch die 'Gefangenen' nun besser sehen konnten - zum Beispiel die Bogenschützen, in deren Reichweite sie nun kamen.


    "Scheißnmistdreckverfluchter, was sollen denn die bogenschützen da.", fluchte der Anführer
    Ja Chef, so wird das wohl nichts mit unserem Fluchtplan, sagte ein anderer.


    Labeo musste sich schon wieder das Lachen verkneifen. Das waren wahrscheinlich die dümmsten Schmuggler seit dem Ende der Republik.


    Er hörte Verus rufen und antwortete ihm gleich:


    "Aber natürlich, Optio, was dachtest Du denn!! Ich bringe sie gleich in den Carcer."


    Selbige Idee wurde auch durchgeführt. Sie schritten durchs Tor und bewegten sich zum Carcer des Stützpunktes.


    Sim-Off:

    edit\ sinnentstellende orthographische fehler...

  • Verus war zufrieden, denn die Nacht war doch nicht so trostlos, wie erwartet.


    "Bogenschützen weggetreten!"


    Er lehnte sich wieder an die Zinnen und zog die Decke wieder enger um seine Schultern. Heute hatten sie wahrlich einen guten Fang gemacht. ;)

  • Es dauerte nicht lange bis Labeo wieder auf die Mauer zurückkam. Viel Zeit musste er jetzt nicht mehr aushalten, dennoch ging er noch einmal zu Verus - um Bericht zu erstatten:


    "Das waren echt relativ dumme Schmuggler. Sie hatten vier Kisten voll mit tylusischem Balsam und wollten sie hinter der Düne vergraben. Sie sagen es wäre das erste Mal gewesen. Aber das glaubt ihnen vielleicht ein Anhänger dieser komischen jüdischen Sekte, unsere Leute werden morgen sicherlich noch einiges herausbekommen. Mit so einfach gestrickten Schmugglern ist es jedenfalls ein Kinderspiel.

  • Verus schaute zum zurückkehrenden Labeo.


    "Gut, dann war die Wache ja doch nicht so langweilig, wie angenommen, Nauta Iulius Labeo."


    Er griff zu einer Decke und reichte sie Labeo, damit er sich wärmen konnte, nach diesem Sondereinsatz.


    "Hier. Wir haben noch eine Weile hier auszuhalten."

  • Ita'st.


    Sim-Off:

    zu Deutsch: "so isses"


    Labeo nahm die Decke dankend entgegen.


    "Eigentlich ist es ja ein Glück, nur manchmal denke ich - so was passiert immer nur, wenn wir Wache haben, oder?

  • "Es ist schon recht abstrus, das gebe ich zu. Ich glaube die Götter spielen ihre Streiche mit uns und ja, ich werde mich dieses mal nicht an ihnen versündigen. Du brauchst dich also nicht zu fürchten," scherzte er wiedermals. Er war einfach ein witziger Zeitgenosse. :D

  • "Sehr gut, mein Freund - selbst Optiones scheinen lernfähig zu sein...",


    scherzte Labeo zurück.


    Nicht lange Zeit später ertönte das Signal des Wachwechsels und auch die anderen der Schicht kamen zu dem Turm und die neuen Wachen kamen. Der Optio würde noch die Übergabe machen müssen. Einer der wenigen Momente, in denen Labeo sich freute, noch nicht viel Verantwortung zu tragen.


    Als er ging verabschiedete er sich:


    "Also mach es gut Verus. Morgen früh gehe ich mal in den Carcer und schaue, was unsere Beute so zu sagen hat."

  • Oh Mist, dachte Labeo bei sich. Aber gut. Wenn es so in Ordnung war, den Präfekten zu stören, gab es ein Lob für Labeo, wenn nicht würde der Optio Verus eins draufbekommen. Also machte er sich auf zum Praetorium.


    Auf dem Weg, kam ihm ein Gedanke - wahrscheinlich meinte Verus "heute" aber "heute" nach dem Aufstehen. Also machte sich Labeo doch nicht zum Praetorium, sondern er ging in sein quartier.

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