Wache auf der Stützpunktmauer

Nach dem Befehl, abzutreten, ging Anchisothep zu den Quartieren seines Dienstgrades. Er würde nicht mehr schlafen, der Morgen graute bereits, doch er wollte sich noch ein wenig aufwärmen, bevor er zum Dienstbeginn in einigen Stunden, es war eigentlich nur noch eine und eine halbe, antreten würde.

Als wäre es nicht genug, dass ich gestern schon Wache im Castellum hatte, nein heute Nacht hatte ich Wache auf der Mauer! Und welch Freude, zusammen mit dem Annaeer! Naja zumindest hatten wir uns die letzten Tage nicht mehr angeschnautzt! Ich schritt einen Teil der Mauer ab, bis hin zum Tor, wo ich dann auf Accianus wartete. Das Hasta rechts und das Scutum links von mir an die Mauer gelehnt, meinen Kopf auf meinen Händen auf den Zinnen abgestützt schaute ich in die nacht und was sah ich da? Richtig, rein gar nichts!
Als Accianus kam schaute ich ihn an. Du weißt du eigentlich nach was wir hier ausschauhalten sollen? Und wenn was ist was müssen wir dann machen? Ich muss gestehen ich hab keine Ahnung!
Nachdem ich das gesagt hatte schaute ich wieder in die Dunkelheit und sah immer noch nichts!

Mit einem tierischen Sonnenbrand im Gesicht kam Accianus wenige Sekunden nach Flavus auf der Mauer an. Auch er war alles aber nicht begeistert darüber, dass er mit ihm Dienst schieben musste, aber er konnte dagegen auch nichts unternehmen, schließlich wollte er nicht wegen Befehlsverweigerung in irgendeinem Loch landen. Es gab da doch so viele nette Strafen in den Legionen die hatten sie hier doch sicher auch. Und wenn er darüber so nachdachte wollte er diese ganzen Strafen nicht am eigenen Leib testen.
Accianus stellte sein Scutum ebenfalls an der Mauer ab und stützte sich dann mit seiner Hasta und sah über die Mauer hinweg.
Kleiner wir werden hier dumm sterben! Wir gucken uns einfach die Landschaft an und wenn sich etwas bewegt schreien wir ganz laut Alarm. Aber ich glaube nicht mal im Traum daran, dass hier etwas großes passieren wird. Und du? Im Moment war er das Streiten ebenso leid wie es wohl auch Flavus war, deswegen kam ihm eine stinknormale Unterhaltung mit ihm ganz recht. Accianus hatte selber auch keine Ahnung was sie hier wirklich machen sollten ausser sich die Zeit zu vertreiben mit kleinen Spielchen oder was auch immer. Dürfen die uns hier eigentlich hinstellen als Probati? Wenn wir was übersehen dann sind wir die Dummen. Aber mehr als Alarm schreien können wir auch nicht machen, große Bewaffnung haben wir hier nicht.Accianus sah in die Dunkelheit hinaus die nur durch einzelne Fackelscheine unterbrochen wurde, aber die Sicht war gleich NULL. Dann stellte er seine Hasta auch an der Mauer neben seinem Scutum ab und bückte sich um kleine Kiesel aufzuheben. Wussten die Götter wie die hier rauf kamen, aber sie waren da und das war auch ganz gut so. Dann stellte er sich neben Flavus und begann sie über die Mauer zu werfen.

Nöööööööööööö glaub auch nicht wirklich dran dass hier was passiert! sagte ich leicht gelangweilt, denn so richtig spannend war es hier nicht. Keine Ahnung ob die uns als Probati eigentlich hier raufstellen dürfen, aber wir sind hier ja so oder so die Dummen, deswegen macht es auch keinen Unterschied! Ich blickte immer weiter in die Dunkelheit, merkte gar nicht dass er Kieselsteine aufgehoben hatte. Dann drehte ich mich zu ihm dachte etwas nach. Du sag mal, wollen wir diesen dummen Streit nicht einfach begraben? Ich mein es bringt uns nichts, auser eine Strafe nach der anderen! Du hast mir die Nase gebrochen ich dürfte auch den ein oder anderen guten Schlag getroffen haben, also begraben wir die Sache doch einfach, denn hier können wir uns einfach nicht ausdem Weg gehen, zumal wir neben einander schlafen! Wenn wir denn mal schlafen können sollten!

Accianus gähnte herzhaft und schmiss den nächsten Kiesel nach unten wo er auf etwas metallenem landete. War schon komisch, aber da sich keiner beschwerte war es auch nicht weiter wichtig. Er musste auflachen als er das alles hörte und grinste dann und fuhr sich mit den Fingern über sein Kinn. Ohja die Dummen sind wir auf jeden Fall und stehen immer mit einem Fuß in der Scheiße.Accianus lachte wieder, denn Flavus würde den Wink mit dem Zaunpfahl schon verstehen. Kurz darauf wurde er nachdenklich, denn was Flavus nun sagte klang logisch und es wunderte ihn, das aus seinem Mund zu hören. Eigentlich war er ja kein schlechter Kerl, das hatte er schon feststellen müssen oder dürfen, je nachdem wie man es sehen wollte.
Ja hast mir ne Rippe fast kaputt gemacht. Na zumindest ist deine Nase fast wieder grade, aber bisschen Schief war sie doch zu anfang auch oder?Auf die Gefahr hin, dass Flavus das wieder falsch verstehen konnte gab er ihm einen freundschlaftlichen Klapps auf die Schulter und lehnte sich dann wieder gegen die Mauer. Schlaf? Was ist denn das? Gut begraben wir das Kriegsbeil und machen wir das Beste aus dem was uns noch bleibt. Es wird ja noch eine lange Zeit sein die wir hier verbringen werden und wer weiß vielleicht meinen es die Götter so nett und sie trennen uns nie wieder. Aber Scherz beiseite....vertragen wir uns einfach und sehen was wir machen können damit es hier nicht ganz so langweilig wird. Was wäre wohl wenn wir jetzt einfach mal Alarm schreien würden? Schmeißen die uns dann raus?Accianus hielt Flavus seine Hand hin um sich nun mit ihm wirklich zu vertragen und wer weiß......vielleicht gab es nun ein kleinen Horrorduo in der Classis.

Nun nahm auch ich einige Kieselsteine und schmiss diese auch von der Mauer, und da man nie alleine gähnte schloss ich mich ihm doch gleich mal an. Hehe ohja das tun wir doch immer, aber in diese Jauchegrube will ich nicht noch einmal, denn solangsam kann ich wieder etwas riechen und ich will ja nicht wissen wie das da stinkt! Auf seine Anspielung auf meine Nase erntete er einen gespielt zornige Blick. WAS? meine Nase war makellos! Weißt du wie viele mich schon mit einem jungen Gott verwechselt haben? Und das hast du mir jetzt alles kaputt gemacht! scherzte ich dann. Dann schaute ich ihn an und dachte nach. Najaaaaaaaaaaaaa wenn wir das jetzt machen würden, dann wäre das ganze Castellum wach, und wenn sie uns nicht rausschmeißen, prügeln uns die anderen tot!

Ich lehnte eine ganze Zeit lang hinter den beiden an der Mauer und beobachtete sie. Ich mochte es kaum glauben, doch schienen sie sich tatsächlich so langsam zu vertragen. Ich seufzte innerlich erleichtert auf. Dann schlich ich mich zu den beiden und haute ihnen kräftig auf die Schultern:

"Na ihr zwei. Wie es aussieht kann man euch beide ja doch noch zusammenstecken. Soll ich villeicht dafür sorgen, dass ihr zusammen nur mehr ein Bett habt?"

fragte ich scherzhaft in Anspielung an ihre vergangenen Streitigkeiten und die Tatsache das sie, zugegeben nicht ganz freiwillig ihre Betten nebeneinander hatten. Ich musste eingestehen, dass ich da meine Finger mit im Spiel hatte.

Accianus kam aus dem Lachen nicht mehr raus, denn schauspielern konnte der Kleene ja schon recht gut. Och komm so bisschen Mist schnuppern das wirst du ganz sicher nich, denn wenn du einmal den Finger zuviel krumm machst dann darfst ja gleich wieder wischen gehen.Er warf den letzten Kiesel nach unten und rieb sich nun die Augen denn es fehlte ihm ganz offensichtlich an schlaf. Neiiiiiiiiiiiiiiiin verdammt nun hab ich deine Theaterkarriere verdorben. Hach nein Purzelchen, aber das gibt sich bestimmt wenn du älter wirst, sagte er lachend und schüttelte nur mit dem Kopf. Einen Vorteil hätte es, wir bekämen endlich unsern Schlaf den wir brauchen.Als er dann den Schlag des Optios auf seiner Schulter spürte hatte er das Gefühl in tritt ein Gaul und dementsprechend wäre er auch fast über die Mauer gefallen weil er sich so weit rüber gebeugt hatte. Ja aber sonst geht es noch gut? Ein BETT?????????? Neeeeeeeeeeeeeeeeeeee danke aber das muss wirklich nicht sein, der macht sich sicher fett wie ne Brathenne und das kann ich gar nicht haben. Wenn du mir dafür was zierliches reinlegst können wir drüber reden,meinte er grinsend

PURZELCHEN??? Hast du mich jetzt im Ernst PURZELCHEN genannt? Ich wollte gerade zu einem Gegenschlag ausholen als uns der Optio auf die Schultern schlug. Mir blieb beinahe das Herz stehen, so hatte ich mich erschrocken und es folgte ein sehr sehr lautes HERRJEEEEEEEE als ich mich umdrehte und meinen Bruder sah. Sein Kommentar wegen einem Bett quittierte ich nur mit einem Blick der eigentlich alles sagte. Nö danke, das kannste gleich wieder vergessen! Mir reicht sein geschnarche schon aus dieser Entfernung, da brauch ich es nicht auch noch nahe neben mir! Willst du denn dass ich hier überhaupt nimmer schlafen kann?????

"Mir geht es immer gut!"

sagte ich mit gespielt zorniger Miene und etwas erhobener Stimme. Ich legte dazu noch eine kurze Pause ein, die diesen Gesichtsausdruck noch unterstrich. Doch dann hellte sich mein Gesicht wieder auf und ich scherzte ein wenig. Schließlich war es schon anstrengend genug, wenn man während der Ausbildung dieser Männer den unausstehlichen Arsch spielen musste:

"Das würde dir wohl so passen. Wenn mir hier im Castellum mal etwas zierliches über den Weg läuft, dann kümmere ich mich schon selber darum und lasse nicht irgend so einen unerfahrenen Probatus wie dich ran."

Dann kam ich doch noch kurz auf den Dienst zu sprechen:

"Gibt es was zu berichten außer das ihr beiden euch langweilt?"

Accianus wusste gar nicht mehr wie er aufhören sollte zu lachen denn es war einfach herrlich wie er auf das Purzelchen reagierte. Vielleicht sollte er ihn ab heute immer so nennen sozusagen der neue Spitzname von Flavus. Wieder einmal grinste er sich einen und lehnte immer noch an der Mauer an.
Na ich mag unerfahren hier sein, aber hab ich doch genügend Erfahrungen wie man mit so kleinen und zierlichen Wesen umgeht.Er kratzte sich an seinem Hinterkopf und war einen Blick in die undruchdringliche Dunkelheit hinter sich. Dann schüttelte er verneinend den Kopf. Da draussen ist rein gar nichts was nach Gefahr riecht oder merkwürdig aussieht. Naja ausser du guckst dir den Baum, wenn du ihn sehen kanns, da hinten mal an, der hängt etwas schief und ich glaube nicht, dass er den nächsten Winter überlebt.Er machte sich schonmal auf eine kleine Abreibung gefasst und hoffte, dass es nicht wieder seine Schulter war die er treffen würde. Aber mal im Ernst was wäre denn wenn was ungewöhnlich wäre was müssten wir denn dann machen?

Ich ließ die paar Scherze von Accianus zu ohne mich darüber aufzuregen und schmunzelte sogar leicht. Schließlich war ich ja auch ein Mensch und es reicht vollkommen aus wenn ich den Probati während der Ausbildung das Leben zur Hölle machte.

"Naja, ihr schätzt zuerst die Lage ein, dann informiert ihr mich. Ich bin während der Schicht entweder selbst auf der Mauer zu finden wie ich die Wachposten kontrolliere oder ich bin in der Wachstube."

Ich zeigte auf das kleine Haus, welches in die Mauer eingelassen war neben dem Tor

"Sollte eindeutig Gefahr drohen, dann gebt ihr sofort Alarm, ansonsten entscheide ich was gemacht wird. Sprich, wenn euch etwas nur merkwürdig vorkommt, dann meldet ihr es mir. Wenn eindeutig Gefahr im Verzug ist, dann gebt ihr Alarm."

Verus war zwar eigentlich vom schweren Lagerdienst befreit, dennoch nutzte er die Chance einmal die Woche als Wachleiter eines Mauerabschnittes zu dienen. Er wollte seinen Kameraden in Nichts nachstehen und die selben Erfahrungen wie sie machen, ebenso suchte er ein wenig Ablenkung von seiner Schreibstube.

Einige Marineinfanteristen gingen auf der Mauer auf und ab. Sie trugen die normale Gefechtsausrüstung und ein Pilum, was sie im Notfall einsetzen würden. Verus stand auf dem leicht erhöhten Wachturm und beobachte die trostlose Umgebung um die Kaserne. Es zeichnete sich nichts ab, kein Gegner, kein wütender Mob oder geschweige denn etwas, was wie eine Gefahr aussah.

Irgendwie hatte er sich mehr erhofft.

Er lehnte sich an eine der Zinnen und starrte Löcher in die Luft. Seine Wachgruppe war bereits so eingespielt, dass Befehle von ihm eigentlich unnötig waren. So hatte er eigentlich recht wenig zu tun. Er trug nur die Verantwortung.

EDIT - Bild eingefügt.

Es kam nach ihrer gemeinsam überstandenen Probatio nicht ot vor, dass Verus und er zusammen im Dienst waren, daher tauschte sich Labeo in eine Schicht auf Stützpunktmauer. Es würde nicht viel los sein, so dass sie miteinander ein Schwätzchen halten könnten.

Verus war wachhabender Optio und Labeo lief auf der Mauer südlich des Turmes auf und ab, bisher war nicht zu sehen. Das Gute an diesem Abschnitt der Mauer war es sicherlich, dass man aufs Meer schauen konnte. In der Ferne zeichnete sich ein Schiff ab, dass in Richtung Ostia zu fahren schien, es würde Misenum noch etwas näher kommen, so dass sie erkennen können würden, welcher Schiffstyp es wäre. Das wäre eine Möglichkeit, sich die Zeit zu vertreiben.

Labeo, den Pilum in der Hand, ging also zum leicht erhöhten Wachtturm um den leicht erhöhten Optio Verus mit einer Wette zu beglücken:

"Salve, Optio! Hast Du das Schiff schon erspäht? 2sz, dass es eine große Corbita ist."

Verus wandte seinen nachdenklichen Blick nach unten und entdeckte seinen alten Kameraden Labeo. Er winkte ihm kurz zu und hörte sich dann seine Worte an. Eine Wette, war eine interessante Sache und diese würde dabei helfen die Trostlosigkeit zuvertreiben, die diesen Mauerabschnitt erfasst hatte.

"Hmmmm...", runzelte er und schaute zum Schiff, das sich gerade über den Horizont schob.

"Ich halte dagegen. Es ist eine Bireme," rief er freudig herunter und wandte seinen Blick nicht vom Seegefährt ab.

"Eine Bireme? Da halte ich dagegen! Das sieht doch sogar Homer, dass das keine Bireme ist. Wenn ich wieder bis zum anderen Turm und wieder zurück marschiert bin werden wir es erkennen können. Also bis gleich." :D,

sagte Labeo und drehte sich zackig um und flanierte in Richtung des anderen Turmes nur um einige Minuten später wieder umzudrehen und sich auf Verus Turm zuzubewegen - jedenfalls wenn nicht aufregendes geschehen wäre.

Verus schaute zum Schiff und untersuchte seine Konturen. Es schien doch eine Corbita zu sein, also hatte Labeo recht. Sein Blick wurde etwas finsterer, da er nun Labeo auszuzahlen hatte.

"NAUTA IULIUS LABEO! ZU MIR," brüllte er im scherzhaften Befehlston und krammte in seinem Lederbeutel nach dem Wetteinsatz.

Labeo hörte das Gebrüll des Optios Verus, ein kurzer Blick auf das Schiff verriet, dass er seine Wette gewonnen hatte. Wahrscheinlich rief der Optio und Freund deswegen. Aber Labeo wollte so tun, als ob er keinen Verdacht schöpfte und lief deshalb schnell die Mauer entlang und saltutierte, sprechend:

"Optio! Nauta Iulius Labeo meldet gehrosamst. Auf der Mauer in in der näheren Umgebung ist alles ruhig. Auf dem Meer außer einer Corbita nichts zu sehen!"

Verus verzog leicht das Gesicht und fuhr die Faust mit den 2 Sesterzen in Labeos Richtung aus.

"Du hast gewonnen...," sprach er und öffnete die Faust, so dass das Geld in Labeos Hände fiel.

"Danke, Optio." :D,

Labeo merkte, dass die Sonne schon tiefer sank und dass es nicht mehr lange dauern würde, bis es Nacht wurde. Mit dem Sonnenuntergang war dann auch das schöne Wetter zu Ende, leider aber nicht ihre Wache. Sie hatten ja gerade erst begonnen und würden noch bis zur 2. Nachtwache hier entlang gehen und schauen müssen.

Insgeheim hoffte Labeo, dass diese Nacht irgendetwas passierte.