Wochen waren seit meiner Ankunft in Germania vergangen, in denen ich mich sowohl mit der neuen Wohnsituation als auch mit den veränderten klimatischen Bedingungen angefreundet hatte. An eines jedoch konnte ich mich nicht so recht gewöhnen: Den Müßiggang. Mir fehlten Freundinnen, nicht einmal Aelia weilte derzeit in der Provinz, wie ich bereits herausgefunden hatte, mir fehlte eine Aufgabe, der langweiligen Hausbeschäftigung war ich längst überdrüssig geworden. Meine ehemalige Cousine Helena war auch nicht gerade ein Ausbund an Ideenüberfluss, Marc weilte oft im Castellum. Letzteres hatte ich eingeplant, schließlich kannte ich seit Jahren die Situation, wenn man Versprochene eines Offiziers war.
Um wenigsten ein paar neue Eindrücke zu erhalten, ließ ich die Tragsklaven rufen, setzte mich in die Sänfte und gab die Anweisung, einfach der Nase nach durch Mogontiacum zu wandern. Als der Markt in Sichtweite kam, zog ich die Gardine weiter auf.
„Nicht zum Markt, nicht schon wieder dieses Geschrei und Angebiedere. Sucht ein anderes Ziel. Egal was, nur nicht diese langweiligen Verkaufsstände.“
Ich lehnte mich wieder zurück, ließ aber die Vorhänge auf, um die Umgebung betrachten zu können. An einer Straßenkreuzung gab ich das Zeichen zum Halt. Etwas wie Resignation machte sich breit, weil das Leben hier ungewohnt scheinbar träge und inhaltleer verlief.
„Gibt es hier eigentlich witzige oder gebildete Bewohner? Jemand, der einen anspruchsvollen Geist unterhalten kann?“, rutschte mir heraus, ohne jemand vor mir zu haben, an den diese Worte gerichtet waren.