Audienz für Herius Claudius Vesuvianus



  • Der officialis begleitete mit dem Praetorianer den Claudier bis zum Audienzsaal und führte ihn hinein. Dann gab er die vom magister officiorum erhaltene tabula einem Diener und ging danach mit einem Lächeln an Vesuvianus vorbei, um den Saal zu verlassen.




    Herius Claudius Vesuvianus


    venit fortasse quam celerrime rogatum:


    dimissionem suam a tribunatu


    praetorianus prudentiae causa missus

    Quidquid agis, prudenter agas et respice finem.

  • Der Praetorianer, der den Beamten und den Bittsteller begleitet hatte, unterhielt sich kurz mit einem der Kameraden, die in der Aula anwesend waren und informierte diesen darüber, dass der Magister Officiorum eine Eskorte für diesen Mann erbeten hatte, und das man aufmerksam sein sollte. Dann ging er wieder und überliess den Mann den wachsamen Augen seiner Kameraden.

  • Als Claudius die Aula betrat, waren nur Angehörige der Wachmannschaft zu sehen. Das schuf die Gelegenheit, noch einmal die Gedanken zu sammeln. Seine Ziele waren seit längerem neu gesteckt, die Entscheidungen dafür unwiderruflich getroffen. Mit sich selbst beschäftigt schenkte er weder der Umgebung noch den anwesenden Soldaten Beachtung. Einzig den Eingang, wo der Kaiser zu erwarten war, behielt er im Auge.

  • Der Kaiser betritt den Saal und schreitet auf den gast zu. Die Entlassung des Tribunen war ohnehin angekündigt, ein kleines Gespräch könnte die Sache nicht zu knapp werden lassen.


    "Sei gegrüßt, Claudius Vesuvianus. Du bist hier, damit nach deinem langen Dienst in der Legio I deine Abberufung vollzogen wird, nicht wahr?"

  • Claudius verneigte sich, als der Kaiser den Saal betrat. Sein Gruß erklang mit fester Stimme.


    "Ave, mein Imperator!"


    Er nickte, als der Kaiser weiter sprach. Obwohl der eingeschlagene Weg sicherlich der richtige war, empfand Claudius in diesem Moment einen Anflug von Wehmut, den er jedoch schnellstmöglich verdrängte. Es war ja nicht aller Tage Abend, daran hielt er sich fest.


    "So ist es, mein Kaiser. Ich habe lange, gern und mit vollem Einsatz in der LEGIO I gedient und bin ihr noch immer verbunden, werde es auch weiterhin sein. Mein Dienst hat mich ausgefüllt, gleichgültig, welchen Rang ich innehatte. Und auch wenn ich durch und durch Soldat bin, darin den Sinn meines Lebens sehe, bitte ich heute um meine Abberufung. Ich möchte meinem Stand und Ordo gemäß den Cursus Honorum weiter beschreiten, um eines Tages - so die Götter und du, mein Imperator, wollen - vielleicht meinen Platz im Militär erneut einzunehmen. Das ist mein Ziel, darin sehe ich meine Berufung."

  • "Dann sei deine Abberufung aus der Legio I hiermit vollzogen. Für die lange Zeit, in der du der Legio I deine Kraft gewidmet hast, gilt dir mein Dank."


    Der Kaiser bietet dem nun ehemaligen Offizier einen Sitzplatz an.


    "Der Standort Mantua wird die Erinnerung an dich sicher nicht bald verlieren, soweit ich hörte. Der Neubau des dortigen Amphitheaters soll maßgeblich mit deinem Namen verknüpft sein."

  • Mit dem ausdrücklichen Dank des Kaisers hatte Vesuvianus nicht gerechnet, denn er hatte den Dienst immer als Selbstverständlichkeit für das Reich betrachtet. Er freute sich außerordentlich, neigte dankbar seinen Kopf. In dem Moment wusste er, dass der heutige Tag, so wehmütig er ihm entgegengesehen hatte, doch ein guter Tag in seinem Leben war.
    Er folgte der Geste des Kaisers und nahm Platz. Offensichtlich gab es noch Gewichtiges zu besprechen.


    Als die Ausführungen des Imperators begannen, nahm Claudius an, dass mit der Erinnerung an seine Person die Tätigkeit als Offizier gemeint war. Er war überrascht, als die Rede auf das Amphitheater kam. Zustimmend wiegte er den Kopf.


    "Ich war für die Baupläne samt Statik verantwortlich und ebenso für die Baubetreuung. Das Amphitheater war eine der großen Herausforderungen gewesen, auf die ich gerne zurückblicke, aber sie wäre nicht so reibungslos zu bewältigen gewesen, wenn die Zusammenarbeit in der Prima nicht so eine außerordentlich gute gewesen wäre."


    Claudius wusste nicht, ob der Kaiser auf etwas hinaus wollte oder nichts weiter als eine Unterhaltung mit dem Ziel der Informationsgewinnung anstrebte. Er stellte daher sein weiteres Anliegen zurück und schaute den Kaiser abwartend an.

  • "Sicher, gerade in der Legion ist der Einzelne nichts ohne die Truppe. Aber dennoch kann nicht jeder Offizier von sich behaupten, an so einem gewaltigen Projekt mitgearbeitet zu haben. Ich hoffe doch, die Bauinschrift weiß das entsprechend zu würdigen."


    Sim-Off:

    Sobald uns ein Text einfällt oder zufliegt, könnte das dann auch in Form einer kleinen Inschrift in deinem Werdegang verfügbar sein.

  • Sim-Off:

    Ich bin tatsächlich beeindruckt und werde gespannt auf diesen Text warten.


    Entweder war Vesuvianus generell zu bescheiden oder er kannte sich mit den Gepflogenheiten, Inschriften größerer Bauwerke betreffend, unzureichend aus, denn erneut überraschte ihn die Aussage des Kaisers. Er hatte diese Aufgabe als Bestandteil seines normalen Dienstes bei der Legion und nicht der Rede wert angesehen. Die Wertschätzung des Kaisers erfüllte ihn mit Stolz, denn er glaubte, sie würde nicht jedem Stabsoffizier in dieser Weise zuteil werden.


    "Um ehrlich zu sein, habe ich mir die Inschrift bisher nicht angesehen."


    Claudius hatte im ersten Moment mit einem weiteren Bauauftrag gerechnet, den der Kaiser für ihn haben könnte, aber es blieb bei der reinen Anerkennung. Das verblüffte ihn zunächst, aber nachdem er zu dieser Erkenntnis gelangt war, glaubte er, nun doch sein eigenes Anliegen vortragen zu können.


    "Mein Kaiser, ich mache in der Regel wenig Aufhebens, wenn es um mich geht. Ich bevorzuge eher den Platz im Hintergrund und verrichte dort nach bestem Gewissen meine Arbeit. Gern würde ich meine Dienste erneut anbieten, um zu dienen und um meinen Vorfahren Ehre zu machen. Daher möchte ich hier und heute meine Bereitschaft ansprechen, eine weitere Amtzeit im Cursus Honorum zu absolvieren. Nach den neuen Regelungen würde ich eine weitere Quaestur bevorzugen, werde aber auch jedes andere Amt antreten, in dem ich gebraucht werde. Und ich möchte weiterhin meine Bereitschaft deutlich machen, jederzeit für das Militär zur Verfügung zu stehen."

  • "Diese Bereitschaft freut mich und ich werde auf sie zurück kommen, wenn dies nötig oder geboten ist. Doch deinen Weg im Cursus Honorum werde ich ebenso unterstützen. Wenn es dein Wunsch ist, als Quaestor zu dienen, so werde ich dich auf meine Liste der Vorschläge setzen."

  • Der Kaiser nickt ebenfalls und erhebt sich dann.


    "Ich nehme an, das war alles? Dann bleibt mir nur, dir den Segen der Götter für die kommenden Wahlen und deinen weiteren Weg zu wünschen. Bis sich unsere Wege wieder treffen mögen."

  • Vesuvianus folgte dem Beispiel des Kaisers und erhob sich, da aus seiner Sicht tatsächlich alles besprochen war. Er bedankte sich mit einer Verbeugung für die guten Wünsche.


    "Die Götter mögen - wie bisher - auch über dich und Rom wachen."


    Er entrichtete einen letzten militärischen Gruß, denn im Herzen wird er immer Offizier und der Kaiser immer sein Imperator bleiben, auch wenn er selbst fortan zur Zivilbevölkerung zählen wird.

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