Ein sonniger Tag hatte für einen normalen Römer mehrere Optionen bereit, je nachdem, welcher Gesellschaftsschicht man angehörte. Dass ich das Glück (oder, wie manche auch sagen würden, Pech) gehabt hatte, als Sohn eines Patriziers auf die Welt zu kommen, ließ mir viel Muße neben meinem Tempeldienst, und so genoss ich es, nachdem ich meine täglichen Aufgaben vollendet hatte, einen kleinen Spaziergang in Roms Tempelgegend zu machen. Die Menschen, die bei praller Sonne unterwegs waren, hatten sicherlich nur dringende Anliegen, die meisten anderen genossen jetzt in den Eingeweiden der Stadt ihr Mittagsschläfchen, die tägliche Schale Brei oder die Freuden einer lupa oder ihrer Eheweiber. Aber mir war weder nach Brei noch nach Schatten, auch die lupae dieser Stadt reizten mich wenig, sie kosteten doch zumeist zuviel und was man sich dabei holen konnte, war ein teurerer Preis, als mir das kurze Vergnügen wert sein konnte. Und ich hatte wenig Lust, die von Gracchus ausgeborgte, blütenweiße Toga in irgendeiner subura-Kaschemme zu beschmutzen.
Das sportula, welches ich wie so oft von der morgendlichen salutatio in unserer Villa geklaut hatte, enthielt heute neben einem Krug Apfelwein auch einen dicken Laib Brot, Käse und Trauben, was wollte man schon mehr, um einen kleinen Spaziergang passend abzurunden. Während ich den Tempel des Mars passierte und ein soldatisch aussehender Mann an mir vorbeihastete, glitten meine Gedanken schon weiter in die Ferne. Vielleicht sollte ich der Venus wieder einmal opfern, dass sie ein Einsehen mit Orestilla haben würde - sie würde mein Kind gebären, aber heiraten konnte und wollte ich sie nicht, nicht eine peregrina mit unbestimmter Herkunft. Und so sehr sie mich auch liebte, ich mochte sie, aber ich konnte mich nicht zwingen, ein Gefühl zu erwiedern, das ich nicht empfand. Sie würde nur unglücklich damit werden ... ich blickte in die strahlende Sonne hinauf, in jenen blauen Himmel, der keinerlei Wölkchen zeigte, und seufzte etwas. Manche Dinge mussten auch kompliziert sein, vielleicht wollten die Götter nicht, dass irgend etwas einfach verlief. Vielleicht hatte ich auch schon zuviel Schuld auf mich geladen. In Gedanken versunken, schritt ich weiter, und bemerkte ein auftretendes Hindernis in der Form einer Person erst, als ich dagegen rempelte.
Wer mag, der darf gern das Hindernis sein