Dienstantritt

  • Wenn Falco am Vormittag noch festgestellt hatte, das ihm solche körperlichen Übungen wie das Speerwerfen oder auch der gestrige Schwertkampf sogar Spaß machten, so mußte er jetzt feststellen, das die Formalausbildung ihm ein Gräuel war.


    Immer wieder die gleichen Kommandos: Stillstehen..., Reihe bilden..., Marschieren..., Rechtsherum..., Linksherum...Halt... und wieder von vorn.


    Die Sonne brannte erbarmungslos, der Schweiß lief den Männern in Strömen am Körper herunter und die Zeit schien überhaupt nicht zu vergehen...


    Aber jetzt rief sich Falco wieder seine Gedanken vom ersten Tag bei der Legio I in Erinnerung... ... es würden auch schwere Stunden in der Legion auf ihn zukommen..., viel hängt davon ab, wie ich mich selbst verhalte. Und er beschloß wieder, wie schon am ersten Tag, hier stets sein Bestes zu geben. Zusätzlichen Auftrieb verlieh Falco die Hoffnung, ja Gewißheit: Der Abschluß der Grundausbildung steht kurz bevor. Bald bin ich Legionarius...


    Und dann konnte er auch endlich seine weiteren Vorhaben angehen, die keinen weiteren Aufschub mehr duldeten...

  • Heute hatte Legat Macer mal wieder ein wenig Zeit gefunden, die Ausbildung neuer Rekruten persönlich zu begutachten. Als er den Exerzierplatz betrat kommandierte gerade ein Optio eine Truppe Probati in der Formalausbildung hin und her. Immer wieder fuhr er mit seinem Stock dazwischen, wenn sie die ordnung nicht hielten und immer wieder ließ er in schneller Folge Befehle ertönen, so dass die Soldaten höchst konzentriert bleiben mussten, um immer richtig zu reagieren.


    Macer ging zu zwei Centurionen hinüber, die die Übung ebenfalls beobachteten und aus deren Einheiten einige der Probati stammten. Er nickte mit dem Kopf in richtig der Männer auf dem Platz und meinte "Das sieht ja schon sehr gut aus. Die Männer machen einen gut ausgebildeten Eindruck." "Ja, einige machen sehr schnelle Fortschritte", antwortete einer der Centurionen, "wir werden sie schon bald der Abschlußprüfung unterziehen können."
    "Gut", entscheid Macer, "dann nehmt die entsprechenden Kandidaten morgen noch zu einer kleinen Schwimm-Übung im Tiber mit hinaus und dann werden wir sehen, wer sich endgültig qualifiziert hat."

  • Am Abend nahm der Optio, der ihn anscheinend ganz gut leiden konnte, Falco zur Seite und erklärte ihm:
    "Falco, jetzt wird es ernst für Dich. Du hast bisher sehr gute Fortschritte gemacht und der Abschluß Deiner Grundausbildung steht unmittelbar bevor."
    "Auf festem Boden kommst Du ja ganz gut zurecht. Wenn Du morgen dann nicht im Tiber untergehst, kann ich Dir wohl bald zur Beförderung zum Legionarius gratulieren... Streng Dich an!"

    In diesem Moment hätte Falco am liebsten einen Luftsprung gemacht und seine Freude herausgelassen. Er bezwang aber diesen Impuls und antwortete militärisch korrekt "Jawohl, Optio!"
    Und dann noch: Danke, Optio!"


    Später dann dauerte es ein wenig, bis Falco einschlafen konnte. Er war voll Vorfreude auf die baldige Beförderung zum Legionarius. Und dann hoffte er, das sein Versetzungsgesuch bewilligt würde... Der Legatus wußte schon davon...


    Bald würde er wieder in Rom sein..., die Stadt in der er aufgewachsen war..., die Stadt in der es so viele Möglichkeiten gab..., ja - auch die Stadt in der so viele Gefahren lauerten... Aber das schreckte Ihn nicht.

  • Am nächsten Morgen wachte Falco mit dem ersten Ton des Wecksignals auf. Er war gut erholt und zuversichtlich.


    Falco wußte, das er ein guter Schwimmer war. Schon früh als Kind hatte er das Schwimmen erlernt und auch regelmäßig ausgeübt. Oft war er durch den Tiber geschwommen, und nicht nur wenn der Wasserstand niedrig war...


    Heute würde es natürlich schwerer werden. Schwimmen mit Ausrüstung ist etwas ganz anderes als Schwimmen ohne Ballast. Aber im Innersten wußte Falco: Ich schaffe es! Sein Wille hatte ihn während der Grundausbildung mehr als einmal durch schwierige Situationen geholfen.


    Nachdem die Männer sich frisch gemacht hatten, ging es ans Frühstück. Falco nahm neben dem unvermeidlichen panis militaris etwas Käse und ein Stück Laridum zu sich. Nicht zuviel, damit ihn der volle Magen nicht beim Schwimmen behindern konnte. Aber auch nicht zu wenig, denn er würde bald viel Kraft brauchen. Seinen Durst stillte er mit Wasser, das er aus seiner Patera trank.


    Anschließend legte Falco seine Ausrüstung an und schritt mit den anderen erwartungsvoll zum Morgenappell...

  • Der Centurio war bei seiner Inspektion der Männer an diesem Morgen besonders sorgfältig. Fast überall entdeckte er dreckige Stellen und schlecht geputzt Ausrüstungsteile.
    "Nun, Männer, da es hier mit der Sauberkeit offensichtlich mangelt, wäre wohl mal eine Grundreinigung nötig. Aber so wie ich euch kenne, würdet ihr so einem heißen Tag wie heute viel lieber in den Thermen als unter freiem Himmel verbringen. Nun - das können wir doch wunderbar verbinden, nicht wahr? Wir gehen heute Schwimmen! Im Tiber. Und weil wir keine schlappen Zivilisten sind, sondern Soldaten der LEGIO I, gehen wir auch nicht mit einem Sklaven, der uns unser Handtuch hinterher trägt zum Tiber, sondern wir schultern das Marschgepäck selbst." Sein fröhliches Grinsen passte so gar nicht zu dem verdutzten Gesicht einiger Soldaten...
    "Also, keine Müdigkeit vortäuschen, holt euer Marschgepäck und es geht los."

  • Im Gegensatz zu einigen anderen Probatii, die ihr Erstaunen kaum verhehlen konnten, muß Falco an dieser Stelle nicht sehr überrascht geschaut haben.


    Zum einen hatte der Optio ihm ja bereits einen dezenten Hinweis auf das gegeben, was heute auf ihn zukommen sollte. Außerdem hatte Falco sich an den vergangenen Abenden, sowie Zeit und Gelegenheit dazu vorhanden war, ausführlich mit Priscus - mit dem er sich von Tag zu Tag besser verstand - darüber unterhalten, was während der Grundausbildung alles auf einen zukommen konnte.


    Priscus´ Tips hatten sich als sehr wertvoll und hilfreich erwiesen und Falco war dadurch manches leichter gefallen.


    So wußte Falco jetzt auch genau was zu tun war. Er hatte sein Marschgepäck, die Sarcina, am gestrigen Abend noch marschfertig gepackt und nach dem heutigen Frühstück nur noch seine Patera und seine Decke darin verstauen müssen. Die Sarcina enthält alles, was der Soldat während eines Marsches oder Feldzuges zum Überleben benötigt und stellt im Prinzip den gesamten Besitzstand eines Soldaten dar. Dementsprechend schwer war sie natürlich auch...


    Falco erschien als einer der ersten wieder am Sammelplatz. Es dauerte dann noch etwas bis auch der letzte mit seinem Marschgepäck zurück gekehrt war. Wenige Augenblicke später war die Marschkolonne gebildet und es ging im Gleichschritt auf in Richtung Tiber.

  • Während des Marsches zum Tiber dachte Falco kurz an den Brief, den er gestern Abend nach Dienstende geschrieben hatte. Priscus - waren sie inzwischen Freunde? - hatte gestern Abend Ausgang gehabt und den Brief mit nach Rom genommen, genauso wie vor 2 Tagen. Da hatte Falco ihm bereits einen ersten Brief mitgegeben und heute war die ersehnte Antwort darauf eingetroffen. Er sah jetzt klarer, wie er vorgehen mußte...


    Hoffentlich erreichte der neue Brief bald seinen Empfänger..., und hoffentlich war dieser ihm wohlgesonnen..., so vieles hing davon ab...



    Schnell verdrängte Falco diese Gedanken und konzentrierte sich auf das, was vor ihm lag. Nur das zählte jetzt.


    Der Tiber war inzwischen schon nahe.

  • Der Centurio hatte die Männer schnell marschieren lassen, damit sie "noch etwas vom Tag am Fluss haben". Der Humor der Offiziere ist manchmal schon etwas seltsam...


    Als sie den Tiber schließlich erreicht hatten, liess die nächste Aufgabe weder lange auf sich warten noch Zeit zum verschnaufen: "So, Männer, bevor wir uns nun in das erfrischendes Nass begeben, wollen wir uns erstmal unsere Liegewiese hier sichern. Wir legen hier also eine kleine Verschanzung an; beginnend dort drüben, dort eine Ecke, dann hier herüber, da die andere Ecke und dann parallel zurück zum Fluß. Schaut Albus gut zu, wie er das mit der Groma zügig und exakt ausmißt, da könnte ihr noch was lernen. Die Landvermesser der Legion haben meistens noch einen Ausbildungsplatz frei."
    Einige Probati schauten dem Legionär tatsächlich genau zu, wie er die beiden Ecken und den Verlauf der Gräben bestimmte und markierte; andere legten ihre Schilde, Speere und Helme bei Seite und griffen zum Schanzwerkzeug.

  • Falco war gedanklich schon im Wasser gewesen, sorgenvoll daran denkend, sein Marschgepäck trocken über den Fluß zu bringen.


    Nun hatte der Centurio auch ihn überrascht... Verschanzung anlegen...


    Die Probatii teilten sich die verschiedenen Arbeiten.


    Einige Probatiii, zu denen auch Falco gehörte, hoben mit dem Rasenstecher Rasenziegel an den Stellen aus, wo die Gräben der Verschanzung hinkommen sollten.


    Andere lockerten den darunter befindlichen harten, steinigen und von der Sonne ausgedörrten Boden mit der ligo, einer Art Ziehacke auf und scharrten das aufgewühlte Erdreich auf Haufen.


    Wieder andere Rekruten gehörten zu denen, welche mit dem Spaten, der pala, den lockeren Boden in Weidenkörbe schaufelten, mit denen wieder andere Probatii die Erde dorthin trugen, wohin sie gebraucht wurde. Diese Probatii schütteten dann den Inhalt der Weidenkörbe zu Erdwällen auf.


    Die Weidenkörbe waren von einem Maultier hierher transportiert worden. Falco hatte sich zwar anfänglich kurz darüber gewundert, ob das Maultier auch mitschwimmen sollte :D und wofür die Weidenkörbe gut wären, dann aber während des Marsches nicht mehr länger darüber nachgedacht. Nun wußte er es...


    Zum Schluß fanden dann auch die ausgehobenen Rasenziegel wieder ihre Verwendung, denn mit ihnen wurden die bisher aus lockerer Erde bestehenden Wälle befestigt.


    Erfahrene Legionäre gaben den Rekruten bei ihrem Werk ständig Hinweise und zeigten Fehler auf. Auf diese Weise entstand eine brauchbare Verschanzung. Überraschend schnell, wie Falco und die andere Probatii fanden.

  • Auch der Centurio war mit der Geschwindigkeit und Präzision, mit der die Verschanzung angelegt wurde, zufrieden. Nur selten hatte er Grund, die Soldaten zu mehr Anstrengung anzuhalten. Noch bevor es Mittag wurde, war der Platz gesichert. Die Arbeiten hatten natürlich auch Schaulustige angezogen, vor allem Kinder scharten sich auf der anderen Seite des Grabens zusammen und beobachteten gespannt die Tätigkeiten der Soldaten.
    "Jungs, wir haben Zuschauer", rief der Optio in die Runde, "das ist der zukünftige Nachwuchs der Legion. Zeigt also, was ihr könnt, damit die euch nicht für leere Weinschläuche halten!"


    Der Centurio verteilte nun die weiteren Aufgaben: "Gleich ist es soweit und ihr dürft euch in die Fluten stürzen. Eure Aufgabe ist es, die gesamte Ausrüstung auf die andere Seite und wieder zurück zu transportieren, mit Ausnahme der Maultiere. Die sind zu wichtig, als dass wir sie euch tollpatschigen Neulingen überantworten können. Wenn mal ein Spaten ins Wasser fällt, dann müsst ihr entweder danach tauchen oder ihr machte noch heute abend im Lager einen neuen, aber wenn ihr uns ein neues Maultier zeugen müsst dürfte es schwierig werden..." Das Lachen der Soldaten hielt sich in Grenzen, der Humor der Centurionen ist wirklich nicht sehr beliebt.


    "Also, Freiwillige vor, wer traut sich mit Rüstung 'rüber zu schwimmen?" Nur wenige Probati traten zögernd nach vorn, angespornt immerhin durch die Tatsache, dass die erfahrenen Legionäre, die dabei waren, fast alle sofort einen beherzten Schritt nach vorne getan hatten. "Sehr schön, ihr seid unser Brückenkopf auf der anderen Seite. Baut als erstes ein Floß, auf dem ihr eure Schilde hinter euch herziehen könnt, dann wird euch der Optio weitere Anweisungen geben." Die Männer machten sich sofort daran, geeignetes Holz für ein kleines Floß heranzuschaffen.


    "Den Rest von euch teilen wir auf", fuhr der Centurio fort, "die eine Hälfte baut ebenfalls einige Flöße, um die restliche Ausrüstung zu transportieren, die andere Hälfte lädt das Material von den Tragtieren runter und knüpft die vorhandenen Seile so zu mehreren Wufseilen zusammen, dass sie bis zur anderen Seite des Fluss es reichen."

  • Falco war unter den wenigen Probatii, die sich sofort bereit erklärt hatten, den Tiber mit Rüstung zu durchschwimmen. Er warein guter Schwimmer und auch schon oft durch den Tiber geschwommen, natürlich niemals mit Rüstung. Irgendwie reizte ihn diese Herausforderung...


    Und immerhin wußte er jetzt, das er wenigstens beide Arme zum Schwimmen benutzen konnte und nicht noch mit einer Hand seine Sarcina über Wasser halten mußte. Er bezweifelte auch, ob das funktioniert hätte. Aber für das Marschgepäck wurden ja jetzt die Flöße gebaut.


    Dem Befehl des Centurio folgend suchte Falco zusammen mit den anderen Freiwilligen für den Bau ihres Floßes geeignetes Holz.


    Die Rekruten fällten mit der Axt, der Dolabra, einige geeignete kleinere Bäume, sägten diese auf die richtige, gleichmäßige Länge zurecht und entfernten herausragende Äste wiederum mit der Dolabra. Die nun für den Floßbau brauchbaren Holzstücke wurden mit Stricken fest zusammengebunden. All dies geschah unter der Anleitung erfahrener Legionäre.


    Anschließendlzogen die Männer das kleine Floß in die Nähe des Wassers und legten dann ihre Schilde auf das Floß. Diese banden sie ebenfalls mit Stricken auf dem Floß fest, damit keines ins Wasser rutschen konnte.


    Daraufhin meldeten sie dem Optio den Vollzug des Befehles und warteten auf weitere Anweisungen.

  • Der Centurio überzeugte sich von der sorgfältigen Umsetzung seiner Order und gab dann den Befehl zum Durchqueren des Flusses. Die Soldaten liefen ins Wasser, zogen das Floss mit hinein und versuchten, mit kräftigen Schwimmzügen schnell auf die andere Seite zu kommen. Selbstverständlich war auch der Optio in dieser Gruppe und schwamm an ihrer Spitze. Die Rüstungen zogen schwer und die Männer mussten kräftig mit Armen und Beinen rudern, um nicht unter zu gehen. Sobald die ersten Soldaten wieder Boden unter den Füßen hatten zogen sie an einem Seil das Floss zu sich, nahmen ihre Schilde herunter und bewegten sich vorsichtig weiter auf's Ufer zu.


    Als alle angekommen und am Ufer sichere Position bezogen hatten gaben sie den Männern auf dem anderen Ufer ein Zeichen und schon flogen die ersten Wurfseile hinüber, die sie schnell festbanden, so dass sich die nächsten Soldaten halb schwimmend und halb am Seil entlang hangelnd hinüber kommen konnten.

  • Für die zweite Welle war die Flußüberquerung jetzt natürlich mit Hilfe der über den Fluß gespannten Seile etwas einfacher, als es für die Vorhut gewesen war, die sich nur auf ihre eigenen Kräfte verlassen konnte.


    Falco war zwar nach dem Durchschwimmen des Tibers in voller Rüstung körperlich erst einmal erschöpft, aber gleichzeitig auch stolz auf sich, das er den schwereren Weg gewählt und auch gemeistert hatte.


    Der Optio trieb seine Männer weiter unerbittlich zur Eile an, bis die gesamte Einheit, mitsamt der Flöße auf denen sich das Marschgepäck der Soldaten befand, auf der anderen Seite des Flusses war.


    Auf dem anderen Ufer blieben die Maultiere und einige erfahrene Legionäre zurück, um auf die Maultiere aufzupassen.



    Falco war, wie bereits beim Bau der Verschanzung, erneut sehr beeindruckt wie rasch und relativ reibungslos das Ganze von statten gegangen war.

  • Nachdem der Centurio mit der zweiten Gruppe hinüber gekommen war und auch die dritte Gruppe den Fluß überquert hatte, lobte er die gute Leistung der Männern und erlaubte ihnen die erste längere Pause des Tages. Durstig griffen sie zu ihren Feldflaschen und hungrig holten sie Nüsse, getrocknete Früchte und Soldatenbrot aus ihrem Gepäck; der eine oder andere hatte auch ein kleines Stück Käse dabei und teilte es nun mit seinen Kameraden.


    Nachdem sich alle einigermaßen erholt hatten teilten die Offiziere sie erneut in mehrere Gruppen ein, die nacheinander den Fluss überquerten und das Gepäck wieder auf die andere Seite zogen. Mit Hilfe der immer noch gespannten Seile war es natürlich für alle einfacher.


    Nachdem sie unter dem Applaus der immer noch zahlreichen Zuschauer wieder am anderen Ufer angekommen waren machten sie sich sofort daran, die Tiere wieder zu beladen und die Verschanzung abzubauen.

  • Der Abbau der Verschanzung ging natürlich wesentlich schneller vor sich als der Aufbau.


    Von den Erdwällen wurden die Rasenziegel abgetragen, dann wurden die Gräben mit der Erde wieder zugeschüttet und auf die Stelle der ehemaligen Gräben kamen zum Schluß die Rasenziegel.


    Hinterher war kaum noch festzustellen, das hier noch vor kurzem eine Verschanzung existiert hatte.


    Die Probatii säuberten anschließend ihr Schanzwerkzeug, verstauten es und in ihrem Marschgepäck und beluden die Maultiere mit den Weidenkörben.



    Danach ließ der Centurio die Männer Aufstellung nehmen und machte wieder einen seiner Späße:"So, Männer, ihr seid ja vom jetzt Baden erfrischt und munter, da wollt ihr euch bestimmt noch ein wenig austoben. Bisher war das ganze ja die pure Erholung. Deshalb geht es jetzt zum Castellum zurück..., und zwar die ganze Strecke im Laufschritt. Los gehts."


    Die Begeisterung der Probatii hielt sich in Grenzen, denn sie hatten ihr ganzes Marschgepäck geschultert, waren von den bisherigen Anstrengungen ausgelaugt und die brennende Sonne tat ein übriges.


    Falco spürte das Gewicht des Marschgepäcks mit jedem Schritt förmlich zunehmen und nach kurzer Zeit rann allen der Schweiß am Körper herunter.


    Der Option paßte auf das die Kolonne nicht langsamer wurde. Immer wieder strauchelten einzeln Probatii und der Optio ließ diese seinen Stock spüren.


    Auch Falco fiel es immer schwerer und die Strecke schien überhaupt kein Ende zu nehmen. Aber er biß die Zähne zusammen, hielt Schritt und sagte sich dabei immer wieder Durchhalten, Falco... gleich ist es geschafft...

  • Am späten Nachmittag erreichten die Soldaten erschöpft und verschwitzt wieder ihr heimatliches Lager. Der Centurio liess sie nur kurz im Innenhof der Principia antreten, lobte ihre gute Leistung und mahnte, die Ausrüstung noch in Ordnung zu bringen, verschmutze Ausrüstung zu reinigen und nasse Teile zum Trocknen auszulegen, wenn sie beim nächsten Appell keinen Ärger bekommen wollten.
    Mit einem der üblichen wenig witzigen Witze endete er seine Rede: "Wisst ihr auch, was der Unterschied zwischen dem Legaten und euch ist? Nun, für den Legaten fängt die Arbeit jetzt erst an, der bekommt jetzt meinen Bericht und schreibt sich die Finger mit euren Ernennungen zu Legionären wund - für euch ist die Arbeit erstmal beendet; ihr habt nachdem ihr euch um die Ausrüstung gekümmert habt für heute frei und dürft euch morgen den Triumphzug in der Stadt anschauen. Ich empfehle euch eine Position in der Nähe des Pompeius-Theaters, dort werden ein paar Veteranen im Namen der Factio Niger gratis Wein ausschenken..."


    Er entliess die Männer, die eben noch erschöpft aussahen, aber schon wieder genug Kraft für ein fröhliches Lachen hatten.

  • Falco klangen immer noch die Worte des Centurios in den Ohren :"...der Legat...bekommt jetzt meinen Bericht...und schreibt sich die Finger mit Euren Ernennungen zu Legionären wund..."


    HURRA! Es war geschafft. Der erste Schritt auf seinem Weg..., viele weitere würden folgen müssen...


    Aber jetzt Schluß mit Grübeln... Jatzt gibt es nur eins... FREUEN und FEIERN!



    Bevor er aber in den Ausgang ging, reinigte Falco noch sorgfältig seine Ausrüstung. Die beim Schwimmen durch den Tiber nass gewordenen Metallteile der Rüstung reinigte er besonders gründlich und versah sie zudem mit einem dünnen Ölfilm, damit kein Rost ansetzen konnte. Die noch feuchten Kleidungsstücke hängte er zum Trocknen auf.


    Dann packte er sein Bündel mit den privaten Sachen und ging zu seinem Optio, um sich ordnungsgemäß in den Ausgang abzumelden. Dort erwartete ihn die nächste Überraschung...

  • Der Optio schaute gerade ein paar Papiere durch, als Falco eintrat. Er schaute hoch und sagte: "Ah, Falco. Du willst Dich bestimmt in den Ausgang abmelden. Warte..., ich habe eine Nachricht für Dich."


    Der Optio zog ein Papier zwischen den anderen hervor und las laut vor:
    "...auf Befehl des Befehlshabers der Cohortes Urbanae... Marcus Vinicius Hungaricus... hat Marcus Didius Falco... sich baldmöglichst im Castra Praetorio zu melden... um die Aufnahmeprüfung zu den Cohortes Urbanae abzulegen... "


    Falco wurden die Knie weich... So viele seiner Wünsche waren am heutigen Tage in Erfüllung gegangen. Heute war definitiv sein Glückstag... Soviel stand fest.


    Der Optio schaute ihm ins Gesicht und sagte "Da freust Du Dich, mein Junge, was... Glückwunsch, Falco! Der Centurio hat dieses Schreiben vorhin vom Legatus erhalten. Ich soll Dir den Inhalt mitteilen... Du hast ja heute sowieso Ausgang und morgen frei - wirst Dir ja den Triumphzug anschauen wollen - und wenn das alles vorbei ist, gehst Du in den nächsten Tagen in das Castra Praetorio und meldest Dich dort..."


    Der Optio ging um den Tisch mit den Papieren herum, faßte Falco mit beiden Armen an den Schultern, schaute ihn an und sagte


    "Viel Glück, mein Junge. Du wirst Deinen Weg schon machen... Ich hätte Dich aber auch gern hierbehalten, Falco. Du bist ein anständiger Bursche.


    Falco mußte schlucken, er war gerührt von dem rauhen Optio solche Worte zu hören. Er hatte jan schon irgendwie gemerkt, das dieser ihn mochte. Aber das hätte er jetzt trotzdem nicht erwartet.


    Er suchte nach Worten... Denn sein Wunsch ging zwar in Erfüllung, aber er würde auch gleich wieder seine neuen Kameraden verlieren, von denen er einige - vor allem Priscus gern gewonnen hatte. Den Optio auch.


    Laut sagt er, und seine Bewegtheit war seiner Stimme anzuhören, Ihr habt recht, Optio. Mein Wunsch geht zwar in Erfüllung, die Versetzung zu den Cohortes Urbanae. Aber gleichzeitig bedauere ich es auch, hier wieder gehen zu müssen. Es hat mir gut gefallen hier, gute Kameraden. Auch Optio, Ihr wart immer gerecht zu mir. Ich danke Euch für alles."


    Der Optio reichte ihm die Hand: "Alles Gute, Falco." "Euch auch, Optio",antworte Falco. Danach drehte er sich um und ging, bevor er noch ganz in Rührung ausbrach.

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