Römisch-Germanischer Ausflug ins Mythische

  • Loki hatte seinen Hengst Hermod gesattelt und mit ein paar Dingen beladen, die er als als notwendig erachtete, sollte der Ausflug anders verlaufen als er es geplant hatte... naja, eigentlich hatte er ja garnichts geplant, sondern ritt nur mit weil er die Römerin nicht alleine in ihr Verderben geschickt haben wollte.


    Er hatte sein Sax an seine Seite gebunden, und einen kleinen Holzschild auf sein Gepäck gebunden, und wartete nun auf die Entourage der Römerin, die ihm soviele Gedanken zubrachte...

  • Sim-Off:

    Wenn der Thread so toll wird wie der Titel, aber dann ... :)


    In Italia hätte ich für meine gesamte Begleitung Pferde stellen können, aber hier, in dieser verlassenen Gegend unterhielt meine Familie selbstverständlich kein Teilgestüt. Demnach mussten wir die Unternehmung zu Fuß starten, was bedeutete, dass es langsam voranging. Die Bäume krochen an meinem Sänftenfenster vorbei, sodass man bereits vom Zusehen müde wurde. Ich gähnte heimlich, schob anschließend die Vorhänge zur Seite, beugte mich etwas hinaus und winkte zu Loki.


    „Welche Himmelsrichtung haben wir denn eingeschlagen? Ach, und Assindius, pass auf Aintzane auf. Nicht dass sie in irgendwelche Fallgruben fällt.“


    Ich hielt inne, weil ich überlegte, ob die Germanen tatsächlich noch auf diese Weise jagten oder ob ich mich im Jahrhundert bzw. Jahrtausend versehen hatte.

  • Unglaublich ey. Pass auf Aintzane auf, sagt die Herrin, nicht pass auf das die Träger nicht in eine Fallgrube stürzen und ich mit ihnen, pass auf Aintzane auf. Das sollten die Römer alle mal machen, sich so um ihre Sklaven sorgen.
    Aber, die Herrin hat nicht gesagt, dass ich auch auf mich aufpassen soll. Bin ich der Herrin jetzt scheißegal oder hat sie Aintzane einfach lieber als mich armes Haschl (schnief). :D


    „Ah, klar, Herrin! Mach ich!“

  • Er ritt langsam neben Deandras Entourage her und behielt die Gegend im Blick... war nicht erst vor garnicht allzulanger Zeit ein Wachposten von germanischen Freischärlern überfallen worden? Er glaubte ja...


    Sie folgten einem kleineren Weg, unweit abseits der Hauptstraße von Mogontiacum nach CCAA und passierten gerade einen Wald von mehreren Stadien Durchmesser...


    Er hörte die Worte der Römerin und antwortete ohne sich umzusehen: "Fallgruben? Gibt es in diesen Gefielden nicht..."


    Etwas leiser zu sich selbst: "Zumindest nicht solche die auf Tiere abzielen."


    Dann schließlich erklärte er den Weg: "Ein Holzfäller hat mir eine Woche zuvor davon erzählt wie er morgens einer Albe über den Weg gelaufen war, und zwar nicht weit von Bingium entfernt... etwa eine Stunde noch." Himmelsrichtung? Sie wanderten einfach am Rhein entlang... naja, im Moment bewegten sie sich längs der wandernden Sonne.


    "Westlich, einfach weiter westlich..."


    In Bingium war eigentlich ein kleines Castellum mit dazugehöriger Brücke, aber er wusste nicht wie gut es diese Tage besetzt war...

  • Auf sie aufpassen? Auf sie aufpassen!!? Aintzane entgegnete dieses Kommando Deandras mit einem sehr erstaunten Blick. Sie bedachte Assindius mit einem beißenden Blick. "Wage es bloß nicht!", zischte sie ihm zu. Dann verwandelte sich ihre verbiesterte Miene in ein helles Lachen. "Auf mich aufpassen! Hihi... huch!", rief sie, als sie auf einem riesigen nassen Laubblatt ausrutschte und fast hinfiel. Sie brachte aber sich wieder ins Gleichgewicht. Das einzige, was sie jetzt noch zu ihrem Glück brauchen würde, wäre ein blöder Kommentar von Assindius.

  • Ich registrierte Lokis Bemerkung, dass es in dieser Gegend keine Fallgruben gab. Offensichtlich jagten aber die Germanen doch noch auf diese Weise, denn seine Antwort klang glaubhaft und war nicht als Ironie zu verstehen gewesen. So war das also mit den Germanen: Sie existierten mit uns zur gleichen Zeit, lebten aber um Jahrtausende rückschrittlicher. Die Häuser waren aus Lehm und Holz, anstelle aus Stein, Heizungen kannte man offensichtlich gar nicht, womöglich noch nicht einmal Steine, wenn sie die Römer nicht mitgebracht hätten.


    Seine Erklärungen über unsere augenblickliche Position riss mich aus den Gedanken, ich blickte ihn an.


    „Eine Albe? Was ist das?“


    Und diese Stelle war in ungefähr einer Stunde erreicht? Ich freute mich bereits und rutschte ungeduldig auf dem Polster hin und her.


    „Loki, Bingium, ist das ein Germanendorf? Sichtet man diese Wesen jetzt doch in der Nähe von Häusern? Vielleicht leben sie ja doch darin, nur sie lassen sich nicht sehen“, mutmaßte ich und stelle weitere Überlegungen an.


    „Und ist es ratsam, wenn ich kurz vor dem Ziel die Sänfte zurücklasse und zu Fuß weitergehe? Bleiben wir denn auf gangbaren Wegen? Und wie sollen sich meine Sklaven verhalten? Assindius ist ja auch Germane, könnt ihr euch nicht beratschlagen, um so das Beste für diese Unternehmung herauszuschlagen?“


    Ohne Unterbrechung wandte ich mich an Aintzane:
    „Ich möchte mich noch einmal stärken, sorge doch für etwas Essen und Wasser zum trinken. Und Aintzane, bist du gläubig? Ich meine, an was glaubst du eigentlich?“

  • Es war ein schöner Frühlingstag. Die Sonne schien angenehm warm vom Himmel und der leichte Wind wehte über das Land. Er spielte mit den Wolken am Himmel, mit den Bäumen, ihren Ästen , den Büschen und Gräsern. Ebenso altes Laub aus dem letzten Jahr wurde noch einmal bewegt und fand seinen letzten Ruheort nun wo anders. Immer wieder bildeten sich dunkle Flecken. Sie flogen mit dem Wind über die Erde, durchdrangen Büsche und Wiesen und verloren sich wieder.


    Bald war die Abordnung an einer Lichtung angekommen. Ein grünes und durch die Sonne hell erleuchtetes Fleckchen bot sich ihnen dar. Auch hier kam solch ein Dunkel über den Boden gekrochen, holte sie ein und überholte sie gar. Er hielt auf einen Busch zu und richtete sich darin für einen Moment auf. War es ein Schatten, der sich dort auf sonderbare und recht beeindruckende Weise darbot oder vielleicht doch etwas anderes, was sich hier zeigte und nach einem winzigen Augenblick auch schon wieder verschwunden war?

  • Ich schüttelte mit geschlossenen Augen den Kopf. Eine Albe, ja sicher, is klar. Ich kannte diese ganzen abgefakten Geschichten schon mein Leben lang. Bislang hab ich noch nie etwas gesehen. Nur die, die dachten etwas gesehen zu haben. Die waren aber immer allein im Wald oder sonst wo. Manchmal dachte ich, dass so ein scheiß Baumgeist sich wehrt, wenn ich den verdammten Baum fällen wollte, und es mir absichtlich schwer macht. Aber wahrscheinlich hatte ich einfach zu viel gesoffen und keine Pauer in meinen Armen. Egal, wir werden hier sowieso nichts sehen! Warum sollte ich der Herrin den Spaß verderben?


    Aber ihre Frage war völlig berechtigt. Wie kriegen wir die Herrin gut durch den Wald. Wenn hier wirklich was passieren sollte, ist sie in der Sänfte gefangen, wenn sie läuft, hat sie Probleme mit ihren Klamotten, erst recht, wenn sie rennen muss, aber ich könnte sie zur Not auf den Boden drücken und mich auf sie werfen oder sonst was. Also aussteigen. Ich sah Loki an:


    „Ich hör was, Lo Ki!“

  • Loki behielt weiterhin die Umgebung im Blick, als er Deandra antwortete: "Eine Albe? Ich glaube die Griechen nennen sie Nymphen, oder sowas in der Art..."


    "..und der Typ, der sie gesehen hat, war wahrscheinlich besoffen und hat die Dorfschönheit beim Nacktbaden erwischt...", murmelte er etwas leiser.


    "Bingium? Ein kleines römisches Kastell, mit einer Brücke über den Rhenus. Nichts aufregendes... aber halt viel dichter Wald drumherum."




    Als sie die Lichtung erreichten schien der komische Kauz namens Assindius etwas zu hören, als dann auch schon irgendetwas zwischen ihnen durch auf das Lichtungsende zurauschte, und egal was es war: ein Tier war es nicht.


    Loki hielt sein Ross an und sah der Erscheinung erstaunt hinterher... auf dieser Reise wirklich etwas von der anderen Seite zu sehen, hatte er nun freilich nicht erwartet.
    Er blickte in den Himmel, wo sich kaum Wolken in Nähe der Sonne fanden, und Lokis Verwirrung wuchs.


    "Na, sowas...", er griff an sein Sax, nur um sicher zu gehen, und blickte Assindius fragend an, "Erlauben dir deine... Herren... Waffen zu tragen?" Er betonte das Wort Herren, weil er sich wohl nie daran gewöhnen würde dass es Menschen gab die andere Menschen als Besitz hielten.

  • Niemand schien sich um meine Frage bezüglich der weiteren Fortbewegung zu kümmern. Sollte ich nun aussteigen oder nicht? Die Langweile wuchs, während ich müßig im Sänfteninnern saß und die vorbei schleichenden Bäume zählte. Als ich bei dreihundert angelangt war, klopfte ich energisch an das Holz. Sofort blieben die Träger stehen.


    „Ich steige jetzt aus, das wird mit zu langweilig und zu warm dort drinnen“, legte ich fest und erstickte jedweden Widerspruch meiner Begleiter im Keim, zumindest hoffte ich das. Ich zog mir die Palla heran, stützte mich mit der Hand am Rahmen ab und setzte vorsichtig einen Fuß auf den Waldboden. Man konnte ja nie wissen, womöglich war er matschig wie der bei der Herreise. Der Test fiel jedoch gut aus, das Moospolster gab zwar nach, aber es war kaum mit Wasser durchdrängt.


    „Na bitte, wer sagt es denn?“ Ich grinste Assindius an, der bislang still geblieben war, winkte den Tragsklaven, damit sie in gewissem Abstand folgten, und schritt mutig aus. „Kein Lied, ich möchte die Natur genießen“, wies ich Aintzane und Assindius an. Allerdings blieb der Genuss auf die Ohren beschränkt, denn mit den Augen suchte ich annehmbare Trittstellen für meine feinen Ledersandalen. Einem großen Schritt folgten mehrere kleine, bis ich erneut einen Satz machen musste. Diese Art der Fortbewegung ermüdete schnell, wie ich bald darauf feststellte, aber der Stolz gebot, dies keinem zu erkennen zu geben.


    „Soso, ein Kastell“, wiederholte ich Lokis Erklärung. „Die Nähe von Soldaten muss ich aber nicht unbedingt haben. Bleiben wir lieber abseits dieser Männerlager, in denen doch nur herumgeschrieen wird.“



    Nachdem wir eine mir endlos erscheinende Zeit durch dichten Wald gegangen waren, tat sich das Dickicht auf und gab den Blick auf eine Wiese frei, deren frisches Gras wie ein nichtirdischer Farbtupfer inmitten dunklen Nadelwaldes wirkte.


    „Ah, schaut nur. Die Götter haben auch Germanien mit Schönheit bedacht“, rief ich aus. Fügte aber in Gedanken hinzu, dass sie sich in ihrer Freigiebigkeit, was die Anzahl solcher Plätze betraf, reichlich zurückgehalten hatten. „Hier möchte ich ras….“ Das Wort blieb mir im Halse stecken, als in meinem Augenwinkel plötzlich ein massiver dunkler Fleck auftauchte, zu meinen Füßen kurz verhielt und unvermittelt auf einen gegenüber liegenden Busch zueilte.


    „Da, das …“ Mit dem ausgestreckten Arm tippte ich mehrfach in Richtung des Busches, während die Augen abwechselnd das Gewächs und Assindius anstaunten. Ich schluckte zunächst, bevor ich weitere Versuche unternahm, mich mit meinen Begleitern zu verständigen.


    „Da war was, ich hab’s gesehen“, formten meine Lippen lautlos und ich hoffte inständig, mein Sklave würde mich verstehen. Dass es unser Begleiter und Führer konnte, schloss ich aus, denn er war in Latein offensichtlich nicht sehr geübt.


    „Aintzane, geh du doch mal nachschauen“, forderte ich meine Sklavin auf, deren Äußeres von allen am lieblichsten aussah und einen eventuellen Gott oder Geist vermutlich nicht erschrecken würde.

  • Die Herrin hatte ihr aufgetragen, Wasser und Essen zu bringen, und sie tat es auch. Hinten trugen die beiden armen Korsen noch immer das Wasser, und sie nahm ihnen etwas ab. Das Essen holte sie sich von der Rückseite der Sänfte, wo ein bisschen davon herumlag.
    "Bitte!", sie servierte der Herrin Wasser in einem kleinen Reiseschlauch und etwas Brot.
    Die Frage Deandra verwunderte sie doch ein bisschen, aber sie beantwortete sie. "Nun Herrin, ich glaube schon. Meine Götter haben mir immer Kraft gegeben, wenn ich welche brauchte. Ich weiß ebenfalls, sie passen auf mich auf und ich muss nichts fürchten!", behauptete sie standhaft, auch wenn ihr Glaube durch manche Ereignisse doch immer wieder ins Wanken kam... Ereignisse, an die sich sich nicht gern zurückerinnerte.
    "An was ich glaube? Na ja... ich glaube an Mutter Mari, die Mutter der Erde. Es ist die höchste Göttin bei uns und vergleichbar mit eurer Gaia. Sie hat einen Mann, Sugaar, der wohl so etwas ist wie euer Uranus. Darunter gibt es unzählige Urtzi und Sorginak, kleine Gottheiten, die auf unser Wohl und Wehe schauen."


    Deandras Aufforderung kam ebenso überraschend.
    "Ich soll vorgehen? Also... ich meine... ähmm...", sie kam ins Stottern und blickte an den Waldrand. Dort musste sie hinein? Was würde sie dort erwarten?
    Vorsichtig setzte sie sich in Bewegung. Schritt für Schritt bewegte sich sich zum Strauch hin. Ihre Angst stieg von Sekunde zu Sekunde.
    Was würde es sein? Ein harmloses Tier? Oder ein schreckliches Monster?
    Sie trat hinter den Strauch... und erstarrte.
    Vor ihr befand sich ein riesiger Bär.
    Der Bär, schwarz wie die Nacht, mit böse funkelnden Augen, stellte sich vor ihr auf, die Tatzen drohend erhoben.
    Tapsig bewegte er sich einen Schritt auf Aintzane zu.
    Sie riss ihren Mund auf, aber es kam kein Laut heraus. Starr, unfähig, sich zu bewegen, sah sie mit diesem gewaltigen Monster zu, wie es immer näher kam, verschwommen sah sie, wie der gigantische Bär, der fast schon doppelt so groß war wie sie, vor ihr zum Stehen kam, mit seiner gewaltigen Pratze ausholte.........................

  • Gerade als Loki dem Sklaven Assindius, oder wie auch immer die ihn nannten, klarmachen wollte dass es rein theoretisch die bessere Idee wäre, mit zwei bewaffneten Kerlen die Entourage zu bewachen, hörte er plötzlich die Römerin quiken, die die Erscheinung wohl auch nicht übersehen hatte.


    Loki wollte gerade Assindius seinen Bogen geben, als er fassungslos beobachtete wie Deandra ihre kleine Sklavin der Erscheinung hinterherschickte... er wollte sie gerade anfahren ob dieser Leichtsinnigkeit, als die Sklavin, deren Name wohl Eintzahne oder so war, wie vom Blitz getroffen im Waldrand stehen blieb.


    Loki zog verwirrt eine Augenbraue hoch und ließ Hermod, welcher seit der Erscheinung seltsam unruhig geworden war, auf die Sklavin zutraben,..


    "Hey... es ist zu gefährli...", gerade als Loki sie zurückholen wollte sah er warum sie so abrupt stehen geblieben war, und ihm fuhr ein Schauer über den Rücken.


    Ein Bär.


    Ganz großes Theater.


    Ein Bär.


    Die Gedanken rasten nur so durch seinen Kopf, und als der Bär sich zum Angriff aufrichtete schaltete es nur einmal kurz, er schlug die Fersen in die Flanken seines Hengstes und schoss auf die junge Frau zu, die so hilflos vor der Inkarnation Ursels stand.


    Ein einziger Versuch, er hatte nur einen Versuch... er brach mit dem vor Adrenalin nur so schnaubenden Hermod in das Gebüsch ein, packte die Sklavin am Kragen ihrer Tunika und riss sie mit aller Gewalt auf das Pferd.


    Der Bär, welcher voll aufgerichtet in etwa die Höhe des Pferdekopfes erreichte, schlug eine Sekunde zu spät zu, und traf nur die Flanke und Lokis Bein, auf welchen er tiefe und ebenso blutige Striemen hinterließ.


    Das Adrenalin in seinen Adern war immernoch das vorherrschende Mittel, und er keuchte vor innerer Anspannung.


    Loki riss Hermod herum, trieb ihn nicht weiter an, und brach aus dem Gebüsch wieder heraus...



    "GOTTVERDAMMTE SCHEISSE!!! EIN BÄR!!!", brüllte er der Entourage entgegen, als er mit der auf dem Bauch liegenden Sklavin zurück zum anderen Ende der Lichtung preschte.


    Er wusste genau, mit der Sänfte und den Menschen hatten sie keine Chance dem Bär zu entkommen, sollte sich dieser zu einer Verfolgung entschließen.


    Bei Assindius angekommen riss er an seinem Gepäck, warf den Bogen und den engen Köcher mit den Pfeilen mitsamt der mitgeführten Sklavin vom Pferd und wandte sich wieder dem Waldrand zu, in dem er vorhin dem Bär eine unfreie Mahlzeit geraubt hatte.


    "Sieh zu dass sie beisammen bei diesem komischen Holzkasten bleiben!", raunte er angestrengt dem germanischen Sklaven zu, während er sein Sax zog und zu Deandra ritt.


    "Da haben wir den Salat... wenn wir Glück haben, ist es nur ein Bär. Wenn wir Pech haben, ist es Ursel. Ersten können wir erledigen, wenn er uns überhaupt wieder angreift. Bei zweiterem sind wir tot.", die kleine Wunde an seinem Bein garnicht wahrnehmend blickte er abwechselnd von der Römerin zum Waldrand und zurück zur Gruppe...


    "Ich habe keine Lust schon mit den Göttern zu dinieren, ihr etwa? Also seht zu dass ihr zu den anderen kommt...", grinste er sie an, während er Hermod, der seine Ruhe zurück erlangt hatte, zur Lichtungsmitte trieb.

  • Ich begriff überhaupt nichts mehr, weil sich die Ereignisse überschlugen. Wo kam denn plötzlich dieser Bär her? Noch ehe ich den Gedanken zu Ende gedacht hatte, plumpste Aintzane von meine Füße, deren Fall ich mit verwunderten Augen verfolgte, bevor ich erneut zu Loki sah.


    „Wer, bei den Göttern, ist Ursel?“, rief ich Loki hinterher, der bereits wieder davon stob. Wie angewurzelt blieb ich stehen, weil ich die Ereignisse aufgrund der Schnelligkeit nicht im Ansatz verarbeiten konnte.

  • Als ich den Bären sah stellte ich mich sofort schützend vor die Herrin und brüllte in die Menge:


    "Los verpisst euch ihr Spinner. Alle hinter die Sänfte, aber Tempo"


    Ich zog Aintzane an einem ihrer Arme hoch und stieß sie hinter die Sänfte, nahm die Herrin auf die Arme und setzte sie hinter der Sänfte wieder ab, nahm dann den Bogen und die Pfeile und machte mich bereit.


  • Da stand er nun. Mitten auf einer Lichtung, wenige Stadium von einem römischen Kastellum entfernt, und versuchte die aktuelle Situation irgendwie mit logischen Gedanken zu erklären...


    Ein Bär: Gut, die gab es ab und an.


    Ein Bär in der Nähe einer Menschensiedlung: Unwahrscheinlich, kam aber vor.


    Ein SCHWARZER Bär: Selten. Bären waren Braun, oder Weiss. Wobei Weiss ja schon selten genug vorkam, und das auch nur in den nördlichsten Gefielden.


    Ein schwarzer Bär in der Nähe einer Menschensiedlung: Unglaublich unwahrscheinlich.


    Ein schwarzer Bär in der Nähe einer Menschensiedlung nach einer Erscheinung: okay, wir sind alle tot. Sowas von tot. Toter geht's garnicht.


    Wie hatte er sich bloß in diese Scheisse reinmanövriert? Er blickte zurück zur Gruppe, die sich auf Assindius Geheiss mittlerweile hinter der Sänfte verschanzt hat, während sich dieser mit Pfeil und Bogen bewaffnete.


    In Loki arbeitete es fieberhaft... abhauen kam garnicht in Frage, der Bär hätte der kleinen Gruppe schneller den Garaus gemacht als er "Flucht" hätte buchstabieren können.


    Andererseits hätte der Bär der Gruppe VIER MAL den Garaus machen können, wenn man sich auf Lokis Schreibkünste bezog.


    Als blieb er mit Hermod in der Mitte der Lichtung stehen und dachte nach, während er den Bären beobachtete welcher anscheinend genau dasselbe tat.


    Wie jagte man einen Bären? Mit Speeren. Und vielen Menschen, die wussten wie man einen Bären jagt. Er dachte an den Ger, der zuhause in seiner Wohnung bei Eila an der Wand hing, und verfluchte sich selbst für seine Nachlässigkeit...


    "Gottverdammter Vollidiot."


    Er blickte zurück zur Gruppe, sah Assindius kampfbereit vor der Sänfte stehen und zählte somit ausser sich selbst genau einen Menschen, der potentiell in der Lage war einen Bären zu erlegen.
    Er selbst war nur mit dem Sax bewaffnet, das Schild konnte er getrost vergessen. Ein Sax, toll. Eine Nahkampfwaffe.
    Wieviele Menschen überlebten einen Nahkampf mit einem Bär? Keine. Genau. KEINE!!!! Eine für ihn vollkommen neue Art von Hoffnungslosigkeit ergriff Loki, und er war kurz davor sich mit dem Gefressen-Werden-Schicksal abzufinden, als ihm eine Weissdornblüte auf die Hand fiel...


    Er blickte nach oben, konnte aber nichts entdecken.. keine einzige andere Blüte, die durch den Wind über die Lichtung geweht wurde.


    War das ein Zeichen? Weissdorn wurde seit je her mit Hoffnung assoziiert, und Lokis Verwirrung wuchs in diesem Moment, als ihm noch etwas einfiel: es war Frühling.


    Er betrachtete den Bären noch einmal genauer, welcher sich immernoch nicht zwischen Angriff und Rückzug entscheiden konnte, und schließlich ging ihm ein Licht auf: das Tier war ein Weibchen. Im Frühling waren es meistens die Bärinnen, die Menschen angriffen, weil sie ihre Jungen verteidigen wollten. Und daran war wenig göttliches...


    Die Erkenntnis traf Loki wie ein Donnerschlag, und in ihm reifte ein Plan. Er riss an den Zügeln, ließ Hermod zurückschnellen und vor Assindius stark in die Hufe gehen...


    "Wenn der Bär die Lichtung betritt, verpasst du ihm einen. Wenn er dich angreift: gut. Wenn nicht: verpass ihm noch einen. Ich denke ich weiss wie ich uns hier lebend rausbringe...", ein Flackern stand in seinen Augen, welches man mit wenig Phantasie auch als irre bezeichnen konnte, doch sein Plan stand fest. Er hatte keinen Bock zu sterben, nicht im geringsten. Erst kürzlich hatte er seine Schwester wiedergefunden, und er hatte absolut keine Lust den einzigen Menschen, der ihm im Leben was bedeutet, gleich wieder zu verlassen.


    Wieder gab er Hermod die Seite, und stob mit seinem Hengst davon, brach ins Unterholz und verschwand im Dickicht des Waldes...

  • Normalerweise konnte ich es ja nicht auf den Tod ausstehen, wenn mich jemand auf den Arm nahm – im übertragenen wie im realen Sinne. Ich wollte stets den Boden unter den Füßen behalten. Allerdings blieb für Widerspruch keine Zeit, denn ich stand bereits wieder auf meinen Füßen, bevor ich Luft für den Protest holen konnte.


    „Herrje noch mal!“, schimpfte ich im Nachhinein, war aber bemüht, die Stimme gesenkt zu halten.


    Nicht sehen, was passiert, war unmöglich auszuhalten. Ich hätte ja dann auch nicht gewusst, wann es Zeit war, die Flucht zu ergreifen. Also folgte der Hand, die den Rand der Sänfte fasste, der Kopf und ich lugte vorsichtig um die Ecke.


    „Ein wunderschönes Tier“, flüsterte ich und lächelte. Dass Loki in diesem Moment verschwand, registrierte ich zwar, konnte es mir aber nicht erklären. War er feige? Verfolgte er einen Plan? Doch der Germane band nicht lange meine Aufmerksamkeit, ich blickte wieder zu dem Raubtier.


    Plötzlich fiel mir mein erster Aufenthalt in Germania ein, bei dem Assindius wie in diesem Moment mit Waffen auf ein Tier zuschritt.


    „Nicht, Assindius!“, rief ich bestürzt und trat mit einem Fuß aus der Deckung heraus. „Bei den Göttern, lass es leben!“

  • Eine Frame wäre mir lieber gewesen, als so ein jämmerlicher Bogen. Aber liebe den als nichts, und mit dem popeligen Messer das ich hatte konnte ich auch nichts ausrichten. Ich hätte es nur werfen und hoffen können gut zu treffen.
    Er kam auf uns zu und ich legte an, zielte und hörte schon die Herrin. 'Die macht mich echt fertigt. Das verfickte Vieh will uns alle platt machen und die Herrin kommt mit ihrer Tierliebe. Super, da hätte ich auch früher drauf kommen können, nein müssen. Toller Leibsklave bist du.'
    Noch war er weit genug entfernt und ich konnte, leicht gereizt, die Herrin ansehen und ihr ein hysterisches


    "Ja Herrin"


    entgegen keifen.


    Loki ist wieder rein, der hat was vor. Der Bär muss hier weg und darf nicht in Lokis Richtung. Was bleibt einem da übrig? Eier zeigen.
    Ich griff mir einen langen, stabileren Ast der irgendwo rum lag und einen Stein und entledigte mich in Windeseile meiner römischen Klamotten. Gut, dass ich immer eine Hose drunter trage und die darunter nicht auffällt. Ich warf den Stein auf den Bären und traf ihn auch am Kopf, dann stürmte ich unter lautem Geschrei auf das Vieh los, verpasste ihm eins und flüchtete in sichere Entfernung. Aber nicht, ohne selbst seine wild um sich geschlagene Pranke in meinem Rück zu spüren. Ich ging zu Boden und raffte mich schnell wieder auf. Ich hatte mich so aufgepuscht, dass ich den Schmerz kaum bemerkte. Auf jeden Fall hatte ich die Aufmerksamkeit des Bären auf mich gelenkt. Der kam jetzt auf mich zu und brüllte in meine Richtung. Ich warf mit irgendwas nach ihm, traf ihn aber nicht. Jetzt rannte er auf mich zu und ich haute in den Wald ab, nicht dorthin wo Loki sein drüfte, Bär hinter mir her.


    "Verdammt Scheiße, wie werde ich den jetzt wieder los?"


    Ich rannte weit in den Wald hinein, blickte mich oftmals um und sah ihn immer noch hinter mir. Er kam immer näher und näher.

  • Natürlich machte er sich keine Illusionen dass der Bär tatsächlich denken würde, Loki hätte sich verzogen, schließlich hatten die Biester einen Geruchssinn der an den von Hunden schon recht nah rankam.


    Nichtsdestotrotz hockte Loki auf seinem Hengst, umrundete die Lichtung und beobachtete wie der Bär sich der Gruppe näherte. Er überlegte sich noch ob er das Vieh jetzt umbringen sollte,... was anderes kam eigentlich nicht in Frage, wenn sie es tatsächlich lebend nach Hause schaffen wollten. Und wenn es nicht sie fraß, dann wen anders, und das nur weil sie es provoziert hatten.
    Bei einem Blick in den Wald fiel ihm der Grund des ganzen Durcheinanders auf: eine Höhle spann sich zwischen zwei größeren Felsen in den Boden hinein. Sie waren in den Vorgarten der Bestie getrampelt, und die war dementsprechend ziemlich angepisst... tolle Axt.


    Als Assindius auf den Bären losging sammelte er gleichzeitig eine ordentliche Portion Respekt von Loki, welcher die Aktion ein paar Schritte im Wald versteckt beobachtete.


    Als der Sklave dann vor dem Bären wegrannte, und der Bär gleich hinterher, stieg das Adrenalin in Lokis Kopf, er rammte die Fersen in die Flanken seines Hengstes und raste mit größtmöglicher Geschwindigkeit in den Wald hinein, in etwa auf die Richtung zielend die Assindius einschlug...


    Und tatsächlich, ein paar Sekunden später tauchte der Sklave mit dem ihn verfolgenden Bären genau vor ihm auf, er hatte sie genau richtig abgepasst.


    Jetzt hieß es alles oder nichts... Hermod raste über Moos und Sträucher auf den Bär zu, Loki packte sein Sax und wartete auf den richtigen Moment.


    Gerade als er knapp hinter dem Bären war, sprang er aus dem Sattel in den Nacken des Tieres, und hockte nun auf dem Bären, der ein paar Sekunden brauchte bis er realisierte dass er gerade geritten wurde.. wäre Loki daneben gesprungen, hätte er sich wahrscheinlich jeden Knochen dreimal gebrochen.


    Als der Bär registrierte dass da was nicht stimmte ließ er von Assindius ab und richtete sich auf, was Loki beinahe abwarf. Mit einer Hand in den Nacken gekrallt hatte Loki alle Mühe das Sax nicht aus der anderen zu verlieren, versuchte zum Hals des Tieres hochzukrabbeln und rammte schließlich mit einem Urschrei das Sax in den Hals des Tieres...


    Der Bär wankte, warf Loki ab und schien sich auf ihn stürzen zu wollen, als seine Bewegungen langsamer wurden, und noch langsamer... bis das Ding schließlich nurnoch ein heiseres Röcheln von sich gab, zusammensackte und Loki halb unter sich begrub...


    "Hmrmphh..."

  • Aintzane spürte einen Ruck durch ihren Leib gehen. Natürlich, das war der Bär. Er hatte sie direkt im Gesicht getroffen. Und jetzt war sie tot, TOT!
    Da hörte sie unter sich das Getrampel von Pferdehufen. Da erst realisierte sie, dass der Stoß nicht vom Bären gekommen war, sondern dass sie eine kräftige Männerhand gepackt und sie auf sein Pferd gesetzt hatte. Wie betäubt, immer noch unfähig, sich zu bewegen, ließ sie sich abtransportieren und extrem unsanft am Boden absetzen, wo sie direkt vor den Füßen ihrer Herrin im Staub zu liegen kam. Ihre Glieder schmerzten vorm Sturz.
    Doch das war noch nicht alles.
    Jemand anderes ergriff sie am linken Arm und schleifte sie hinter die Sänfte. Sie erkannte, dass es Assindius war, und stieß ein schwaches, protestierendes Stöhnen aus, als er sie hinter der Sänfte fallen ließ.
    Dort lag sie dann am Boden. Sie konnte sich noch immer nicht bewegen, teils vor Schock, teils vor Schmerzen ob der unvorsichtigen Behandlung.
    Aintzane drehte ihren Kopf mit einer paralysierten Bewegung nach rechts und sah dort, wie Deandra zu ihr hergetragen wurde.
    Da sah sie, noch immer zu jeder Bewegung unfähig, wie Deandra aufstand und Assindius befahl, das Tier am Leben zu lassen.
    In diesem Moment wäre sie eigentlich am Liebsten aufgestanden und hätte ihrer Herrin eine gescheuert. Diese Bestie hätte sie fast getötet! Und jetzt befahl sie Assindius, dass er sich in noch größere Lebensgefahr begeben sollte, indem er den Bären verschonen sollte! Sie schickte Assindius fast schon auf ein Himmelsfahrtskommando!
    Der Ärger auf ihre Herrin und die Sorge um ihren Mitsklaven brachte wieder Bewegung in ihre Gliedmaßen.
    Sie stand ziemlich ungelenk aus und blickte in eine Lache, die sich am Boden gebildet hatte... sie erblickte ihr Spiegelbild drinnen... das Spiegelbild ihres zerfetzten, leblosen, blutigen Gesichts mit nur noch einem Auge drinnen, dass sie untentwegt anglotzte...
    Das war zu viel.
    Sie fiel wieder zu Boden und brach in hemmungsloses Weinen aus.

  • Hinter mir kippte jemand um. Da es sich nur um einen Sklaven handeln konnte, schenkte ich dem keine Aufmerksamkeit, sondern verfolgte weiterhin die Vorgänge auf der Lichtung. Ich atmete auf, als ich Assindius’ Bemühen wahrnahm, den Bär wegzulocken anstelle zu töten. Nicht auszudenken, wenn solch ein schönes Tier nur wegen meiner Neugierigkeit sein Leben lassen musste. Warum sich mein Sklave allerdings dafür ausgezogen hatte, verstand ich nicht.
    Einem Steinwurf folgte ein Ablenkungsmanöver, bei dem Assindius zwar einen Tatzenhieb abbekam, sich aber schnell wieder aufrappelte und schließlich im Unterholz des Waldes verschwand. Der Bär folgte ihm. Mehr und mehr ebbten die Geräusche der Verfolgungsjagd ab, das Knacken trockener Äste wurde leiser, es trat bald darauf eine Totenstille auf der Lichtung ein.


    „Hm, und jetzt?“, fragte ich mich selbst, trat hinter der Sänfte hervor und strich mir ratlos über die Stirn.


    Außer dem leisen Rauschen der Blätter im Frühlingswind war nichts zu vernehmen – kein Pferdegetrappel, keine Rufe, kein Brummen, nichts. Ich war mit einer Meute unselbstständiger Sklaven allein. Hier zu warten, fand ich erstens zu langweilig und zweitens sinnlos, also drehte ich mich um und wollte gerade Anweisungen erteilen, als mein Blick auf Aintzane fiel.


    „Igitt, ist das eklig“, rutschte mir heraus, als ich ihr Gesicht erblickte. Ich wies nacheinander auf die Tragsklaven. „Du kümmerst dich um sie, du passt auf die Sänfte auf und ihr zwei begleitet mich.“


    Ohne zu verweilen, drehte ich mich um und schritt auf die Stelle des Waldrandes zu, bei der Assindius verschwunden war. Ich raffte die Tunika, um den wertvollen Stoff nicht durch quer stehende Zweige zu ruinieren und setzte den ersten Schritt in das Unterholz. Der Bär hatte eine ausreichend breite Bahn in den mannshohen Bewuchs geschlagen, sodass ich relativ bequem und zielsicher der Spur folgen konnte. Immer wieder hielt ich inne, lauschte in das mich umgebende Dickicht und ging dann zügig weiter. Das Sonnenlicht fand trotz der Tageszeit kaum den Weg bis zum Waldboden und während die Sicht nach vorn relativ frei war, ließ der Wald zu meiner Seite kaum eine Orientierung zu. Weder Loki noch Assindius waren zu hören, geschweige denn zu sehen, aber ich gab die Hoffnung nicht auf, bald auf einen von beiden zu treffen.


    Ich hatte jedes Gefühl für die Länge des Weges verloren, als Geräusche aufkamen, die ich zunächst nicht zuordnen konnte, die aber stetig anschwollen.

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