• Flavus hörte zu und nickte.
    "Ich ging davon aus in diesen Zeiten wäre es mit deinem Mann sicher etwas schwieriger, immerhin ist er sicherlich selten da. Aber es freut mich natürlich zu hören dass alles so ist wie es sollte."


    Nun aber musste er irgendwie den Bogen finden das Thema dahin zu lenken wo er es haben wollte, daher machte er eine kurze Pause und dachte nach. Zu lange wollte er aber nun auch nicht pausieren also nahm er einfach seine Gedanken zusammen und formulierte einen Satz.


    "Nun Seiana, ich komme ja nicht nur wegen belanglosen Dingen, dazu ist deine Zeit auch zu kostbar. Es gehen viele Gerüchte umher, du kennst sicher die meisten was den Kaiser und die Kaisermörder betreffen. Als Auctrix weißt du sicher mehr als du zugeben würdest, ich respektiere das auch. Aber sag mir Seiana, wie denkst du über die Lage in Rom? Ich bin ehrlich, ich habe das Gefühl dass unser Kaiser den Thron nicht ohne etwas Nachwirken bekommen hat, welcher Art weiß ich nicht."
    Nun war die Katze aus dem Sack, also konnte Flavus auch gleich noch weiter ausholen. Es ging um seine Karriere, es ging um seine Existenz.


    "Ich mochte Salinator bereits als PU nicht, dieser Mensch handelte gegenüber dem Senat bereits damals sehr abweisend, als Kaiser schätze ich ihn in keinster Weise besser ein. Ich mache meine ersten Schritte in der Politik wie du weißt. Macer, nun ich denke er hält sich neutral, ist aber auch kein Freund Salinators wie ich glaube. Es wird für mich auch Zeit einen Patron zu finden und genau daher bin ich hier. Ich weiß nicht mehr welchem Senator man noch trauen kann, weißt du da mehr als ich?"

  • Sie nickte leicht. „Er ist selten da. Aber in seiner Position ist das auch in ruhigen Zeit nichts allzu ungewöhnliches. Und“, als sie dies anmerkte, lächelte sie knapp, „ich selbst habe ebenfalls viel zu tun.“ Insofern war es deutlich angenehmer, einen Ehemann zu haben, den das gar nicht erst nicht stören konnte, weil es ihm nicht mal wirklich auffiel. Sie wartete auf seine nächsten Worte, die zuerst allerdings nicht kamen – gerade als sie jedoch die Pause unterbrechen wollte, ergriff Flavus doch wieder das Wort. Diesmal kam er auf das zu sprechen, was ihn eigentlich hierher gebracht hatte. Und nun war es an Seiana, zunächst zu schweigen und sich ihre weiteren Worte zu überlegen. „Nun.“ Sie lehnte sich ein wenig zurück in ihrem Korbsessel und räusperte sich. „Die Lage ist schwierig, das hast du selbst erkannt. Schwierig genug, dass man nicht genug Vorsicht walten lassen kann. Und du solltest nicht vergessen, in welchem Haus du dich hier befindest.“ Bei diesen Worten hatte sie die Stimme gesenkt, und sie hoffte, dass das Warnung genug für Flavus war. Sie waren im Haus des Praefectus Praetorio, der zumindest bislang keine Anstalten gemacht hatte, sich auch nur ansatzweise gegen den neuen Kaiser zu positionieren – auch wenn sie seine Frau war, war es besser vorsichtig zu sein, und die Sklaven hier waren zum größten Teil seine. „Gerüchte gibt es viele, Flavus. Leider gibt es nur wenig Hinweise darauf, welche wahr sind. Aber egal, was du von Vescularius halten magst: er ist unser Kaiser, daran solltest du dich halten, gerade wenn du in diesen Zeiten deine Karriere angehen möchtest.“ Sie schlug die Beine übereinander und musterte Flavus aufmerksam, während sie ihre Worte mit Bedacht wählte. „Consular Purgitius legt viel Wert auf Neutralität, das ist wahr. Wenn du dir jetzt einen Patron suchen möchtest, wäre einer wie er sicher geeignet. Allerdings würde ich dir im Moment noch eher raten zu warten... bis sich das ein oder andere geklärt hat. Gerade die ersten Wahlen kannst du sicher auch mit dem guten Namen unserer Familie bestreiten, ohne einen Patron zu haben – sofern du einen guten Wahlkampf machst.“ Der in erster Linie teuer war, aber das konnte sich die Familie leisten. „Wie lief dein Tirocinium beim Consular? Hattest du trotz deiner Krankheit Gelegenheit, Zeit mit ihm zu verbringen und von ihm zu lernen? Wenn nicht, würde ich vorschlagen dass du noch ein wenig länger bei ihm lernst. Wenn du einen guten Eindruck hinterlässt, wirst du in ihm sicher auch ohne Patronat einen Fürsprecher haben bei deinen ersten Schritten in der Politik.“

  • Als Seiana ihre Stimme senkte wurde Flavus wieder klar dass er mehr vorsicht walten lassen musste. Im Hause des Gradepräfekten etwas abwegig über den Kaiser zu reden war ziemlich ungeschickt, um nicht zu sagen dumm.
    "Ich denke ich sollte einfach ignorieren wer da Kaiser ist, aber deine Antwort lässt mich etwas nachdenklich werden was deine Ansichten hierzu angeht, es scheint als wären wir uns in manchen Punkten einig, aber lassen wir das Thema, vorerst."
    Man konnte sich darüber ja noch genug unterhalten wenn man eben mal nicht in dieser Casa war, nicht Gefahr laufen musste ein Prätorianer wäre in der Nähe. Denn davon war Flavus überzeugt, der Terentier lies seine Frau überwachen, ob mit oder ohne Seianas Wissen, sicher aber auch nur zu ihrem Schutz.


    "Mein Tirocinium lief dank meiner Krankheit nie richtig an, wir hatten zwei Unterhaltungen und das war es dann auch schon. Ich bin aber gewillt alsbald wieder das tirocinium aufzunehmen und hoffe schnell die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Ich danke dir für deine auch aufbauenden Worte, so nimmt es mir etwas Druck ab."
    Er wollte es aber nicht dabei belassen, immerhin war es ja wichtig und er wollte auch nicht unbedingt nur derjenige sein der Fragen stellte, nun wollt er auch mal etwas an Infos loswerden.


    "Man hört übrigens auch immer mehr von diesem Palma und der Verschwörung rund um unseren verstorbenen Kaiser. Und man hört auch davon dass die Prätorianer wieder in Rom zusammengerufen werden, was bedeuten würde dass Serapio bald wieder hier sein wird." Letzteres war, naja, mehr oder minder etwas weit hergeholt, aber nicht ganz falsch. Er wusste zwar nicht wie sehr Seiana an ihrem Bruder hing und aber in diesen Zeiten waren gute Nachrichten sehr wichtig.

  • Seiana neigte zustimmend leicht den Kopf, als Flavus davon sprach, zu ignorieren wer Kaiser war – herausragende Männer ihrer Familie mochten sich zwar in der Vergangenheit eindeutig gegen den Vescularius positioniert haben, aber diese waren jetzt in Hispania, zurückgezogen aus der Politik und in relativer Sicherheit vor dem Zugriff des neuen Kaisers. Und sie selbst war der Ansicht, dass es sinnvoller war, sich zumindest im Augenblick opportun zu verhalten. Ehrbar war freilich etwas anderes, aber ehrbar hielt ihre Familie nicht einflussreich – ehrbar hielt sie nicht am Leben. Solange der Streit um Valerianus’ Nachfolge nicht endgültig entschieden war, sollten sie sich schlicht bedeckt halten.
    „In dein Tirocinium solltest du dich wirklich hinein hängen. Zeig Interesse, zeig Engagement. Nicht nur Purgitius Macer, auch die Senatoren, mit denen er in dieser Zeit Kontakt hat, werden das mitbekommen und einen positiven Eindruck dann von dir behalten. Du musst etwas investieren, du musst dich anstrengen... aber ich bin überzeugt dass es sich für dich auszahlen wird.“ Und nicht zuletzt auch für die Familie. Junge Decimer, die in der Politik aufstrebten, das brauchten sie. Umso wichtiger war es, dass Flavus einen guten Eindruck machte.


    „Hört man das?“ lächelte sie vage zurück. Versuchte Flavus gerade, sie ein wenig auszuhorchen? Beinahe bekam Seiana den Eindruck, aber falls das der Fall sein sollte, blieb sie so unverbindlich wie zuvor. „Die Prätorianer haben ihren Standpunkt in Rom, Flavus. Ich glaube nicht, dass man von zusammenrufen reden kann, sie sind ohnehin hier konzentriert. Und was meinen Bruder angeht: ich glaube nicht, dass mein Mann ihn auf einen Auftrag geschickt hätte, der ihn so weit führt, nur um ihn dann bei nächstbester Gelegenheit zurückzurufen. Faustus wird zurückkommen, wenn sein Auftrag erfüllt ist, welche Befehle sonst derzeit an die Prätorianer gehen mögen, steht damit sicher in keinem Zusammenhang.“

  • "Auch wenn die Prätorianer hier ihren Stützpunkt haben, sooft wie in letzter Zeit die Prätorianer hier ankommen aber nicht gehen ist es auffällig, sehr auffällig. Aber das kann auch nur am neuen Kaiser liegen, wer weiß das schon? Dein Mann, OK, aber wir können ihn kaum fragen." Das war der Nachteil daran, auch wenn man die besten Beziehungen hat, sie nutzen einem nichts wenn der Herr nicht drüber reden wollte, nichtmal mit seiner eigenen Frau tat er es. Aber Flavus wollte nochmal auf das tirocinum zurückkommen.


    "Natürlich hänge ich mich hinein Seiana, immerhin liegt der gute Ruf und Einfluss der Familie daran. Es wäre eine Schande wenn ich versage, das kommt gar nicht in Frage. Wobei ich auch hoffe in der Zeit ein paar gute Geschäfte zu machen, ich habe keine Lust der Familie finanziell zur Last zu sein, du verstehst sicher." Er nahm dabei einen Schluck Wein und lehnte sich gemütlich zurück.
    "Macer ist sicher ein guter Mentor und danach schauen wir weiter. Keiner kann heute sagen was die Zukunft bringt. Aber ich habe Fortuna geopfert und hoffe dass es nicht umsonst war."

  • Seiana zog eine Augenbraue hoch. „Ich weiß offen gestanden nicht, woher du deine Beobachtungen nimmst, Flavus. Zumal du jetzt lange Zeit nicht in Rom warst. Abgesehen von den Prätorianern, die sich in Misenum aufgehalten haben, um dort den verstorbenen Kaiser zu schützen, waren sie auch in den vergangenen Jahren nicht über das Reich verteilt, sondern hier, in Rom, wo ihr Platz ist. Sicher, die Einheiten in Misenum wurden nun abgezogen, aber das ist selbstverständlich, weil der neue Kaiser hier in Rom ist. Das Verhalten der Garde ist nun wirklich nicht sonderlich auffällig. Erhöhte Wachsamkeit, das ja, aber das ist normal in diesen Zeiten.“ Bei den folgenden Worten verzog sie ihre Lippen zu einem Lächeln... hätte sie allerdings geahnt, was Flavus dachte, hätte sie wohl eher ihre Brauen noch höher gezogen – denn woher Flavus nun das nahm, dass ihr Mann angeblich nicht mit ihr sprach, war ihr beim besten Willen schleierhaft.* Wir, erwiderte sie betont und trotz des Lächelns nun mit einer leichten Schärfe in ihrem Tonfall, „fragen ihn so oder so nichts. Du kannst dein Glück gerne versuchen. Was auch immer ich aber mit meinem Mann bespreche, geht nur ihn und mich etwas an.“ Es war eine Sache, die eigene Familie zu unterstützen – aber eine völlig andere, vorbehaltlos alles mit jedem Verwandten zu teilen. Und die Selbstverständlichkeit, mit der Flavus dieses wir aussprach, mit der er davon auszugehen schien, dass sie mit ihm über das reden würde, was ihr Mann ihr im Vertrauen erzählte, störte sie dann doch etwas.


    „Nun, nicht nur der Ruf der Familie, auch dein eigenes Weiterkommen hängt daran. Wie gesagt: die Anstrengung wird sich sicher für dich auszahlen.“ Sie nickte leicht. „Finanziell auf eigenen Beinen zu stehen, ist sicher ebenfalls ein guter Ansatz. So weit ich weiß, hat Faustus von Onkel Magnus einige Betriebe geerbt... mehr, als er allein verwalten darf. Ich bin mir sicher, dass er dir ein oder zwei überlässt, wenn er wieder nach Hause kommt.“ Und wenn er nicht wieder nach Hause kam, wenn er irgendwann für tot erklärt werden würde... dann würde sie wohl den Großteil erben. Und ebenfalls verteilen können. Aber daran wollte sie nicht einmal denken, geschweige denn es laut aussprechen. „Und denk dir nichts, dass du unterstützt wirst. Das ist normal in einer Familie. Wenn du auf deinem Weg ein Stück voran gekommen bist, werden auch wieder Jüngere nachkommen... die du dann wieder unterstützen kannst.“



    Sim-Off:

    *Zum letzten Mal die Bitte: lass deinen Charakter keine Dinge wissen, die er gar nicht wissen kann – und auch keine, die so nicht ausgespielt wurden. Danke.

  • Das 'wir'gab Flavus erneut zu verstehen was er bereits oft von Seiana erfahren musste. Familie hin, Familie her manche Dinge musste er einfach alleine tun, auch wenn es mit etwas Hilfe einfacher wäre. Aber so etwas...
    "Ich..aber..ich...Seiana...ich kann doch nicht einfach zur casa praetorio gehen und sagen ich will den Präfekten eine Frage stellen so etwas... nein das geht nicht. Außerdem kenne ich ih zu wenig, am Ende lande ich im Cacer oder so etwas, wer weiß das schon ich habe mit deinem Mann bisher außer einer Vorstellung auf eurer Hochzeit ja kein Wort gewechselt." Und damit war er sicher nicht der einzigste Decimer dem es so erging. Cyprianus schien für einen jungen Menschen so unerreichbar, fast wie der Imperator selbst.


    Der Ruf der Familie, der Ruf dem er auch viel Schande machen konnte, und dabei hatte diese Familie bereits soviele große Namen hervorgebracht, wozu er auch Seiana selbst zählte. "Ich weiß was du meinst, trotzdem ist es mir etwas unangenehm dass ich mein ganzes Leben bisher anderen zur Last fiel. Wäre ich Soldat wäre ich eigenständig, ich bin es aber nicht auch. Auch wenn ich mit dem Gedanken spiele Serapio zu fragen ob er mir alles wichtige beibringt und ich mein Jahr bei der Legion leiste." Es werden jüngere kommen, ja da hatte sie recht. "Oder die eigenen Jungen, hm? Wenn es auch bei mir etwas dauert, so hoffe ich doch dass du, sofern du das möchtest, eines Tages selbst als stolze Mutter die Karriere deiner Kinder verfolgen kannst."

  • „Dann solltest du deine Worte mit mehr Bedacht wählen, Flavus.“ Und nicht wir sagen, wenn er eigentlich sie meinte. Sie kam sich gerade ein bisschen vor jemand, der einem Kind eine Lektion erteilte. Musste an seiner Jugend liegen, schätzte sie, er hatte einfach noch einiges zu lernen, brauchte noch etwas Schliff, gerade in rhetorischer Hinsicht. „In der Familie ist das nicht so wichtig, aber in der Politik können dir unbedachte Äußerungen das Genick brechen. Es wird Menschen geben, die dich falsch verstehen. Und es wird Menschen geben, die dich mit Absicht falsch verstehen.“


    Auch beim nächsten Thema hatte sie das Gefühl, noch ein halbes Kind vor sich zu haben. Sie unterdrückte ein Seufzen und rief sich in Erinnerung, dass sie zumindest sein Bedürfnis, auf eigenen Beinen zu stehen, ja durchaus nachvollziehen konnte. Ihr war es nicht anders ergangen – der große Unterschied zwischen ihr und Flavus war allerdings, dass ihr als Frau ein ganzes Leben in Abhängigkeit – von ihrer Familie, von ihrem Mann – bevorgestanden hatte, wenn sie nicht äußerst diszipliniert daran gearbeitet hätte, sich ein eigenes Vermögen zu erarbeiten, eines, das ihr und nur ihr gehörte, keines, dass ihr von einem anderen geschenkt worden war. Flavus als Mann hingegen standen ganz andere Möglichkeiten offen... selbst auf seinem Weg zum Senator, der ihn – und seine Familie – lange weit mehr kosten würde als es ihm einbrachte. „Flavus“, begann sie in einem geduldigen Tonfall. „Ich verstehe, dass du unabhängig sein möchtest. Aber dafür ist die Familie da. Und wenn du wirklich Senator werden willst, wirst du gar nicht anders können als dich auf das Familienvermögen zu verlassen. Es wäre dumm von dir, es nicht zu tun. Ein einziger Wahlkampf, der vernünftig geführt wird, wird dich mehr kosten als du dir jetzt wahrscheinlich vorstellen kannst – und je weiter du im Cursus honorum kommst, desto kostspieliger werden die Wahlkämpfe werden. Und was die Soldaten angeht: sie verdienen vom ersten Tag ihrer Verpflichtung an, ja, aber sie verdienen herzlich wenig. Und sie bleiben ihr Leben lang genau das: Soldaten. Die allermeisten von ihnen jedenfalls.“ Dann runzelte sie flüchtig die Stirn. „Dein Jahr bei der Legion? Das steht doch erst nach dem Vigintivirat an. Mach dir darüber Gedanken, wenn es so weit ist – jetzt solltest du dich erst mal mit deinen ersten Schritten in der Politik beschäftigen. Dein Tirocinium – und, sofern du so weit bist, dein erster Wahlkampf.“


    Seiana lehnte sich ein wenig zurück, aber im nächsten Augenblick kam schon wieder so ein Kommentar, der sie am liebsten den Kopf hätte schütteln lassen – auch wenn sie es nicht tat, sondern weiterhin eine ruhige Miene bewahrte, sogar ein leichtes Lächeln aufsetzte. „Es ist keine Frage des Wollens, Flavus. Es ist meine Pflicht, Kinder in die Welt zu setzen.“ Trotz ihres Lächelns klangen ihre Worte nüchtern – und genauso meinte sie sie auch. „Meine Kinder werden Terentier sein... und bevor sie irgendwann Karriere machen können, müssen sie erst einmal geboren werden.“

  • Flavus sah auf den Boden, er wusste ja dass er manchmal etwas unachtsam mit den Worten umging. "Ich glaube manchmal ich rede zuschnell los und manchmal plane ich auch zuviel in der Zukunft, ich sollte das ablegen. Aber es tut gut wenn du mich kritisierst, daraus lerne ich ja auch etwas." Damit war für ihn auch der zweite Part von Seianas "Belehrung" beantwortet, dafür aber wechselte nun das Thema was er gerade als sehr angenehm empfand.
    "Ja, ich denke aber nicht dass du es eilig hast mit den Kindern, so schätze ich dich erstmal nicht ein du bist doch sehr beschäftigt und nun, ich denke Kinder wären da auch eher störend, Pflicht ist Pflicht aber du hast auch deine Pflicht gegenüber der Acta."

  • Seiana nickte leicht auf seine einsichtigen Worte hin, aber sie sagte nichts mehr dazu. Er schien es begriffen zu haben – da war es nicht nötig, noch mehr dazu zu sagen.


    Beim nächsten Thema allerdings hatte sie schon wieder das Bedürfnis, die Augenbrauen hochzuziehen. Nicht eilig mit Kindern? In was für einer Welt lebte Flavus – oder lag das daran, dass er sich als Mann – als junger Mann noch dazu – kaum je Gedanken darüber gemacht hatte? Kinder in die Welt zu setzen, war die wichtigste Aufgabe einer Frau. Die einzige, die wirklich zählte. Alle anderen Aufgaben im Haushalt konnten, zumindest in ihrer Gesellschaftsschicht, von Sklaven oder Angestellten übernommen werden. Kinder in die Welt setzen, dem Ehemann Erben zu schenken, das war etwas, worum keine Matrona herum kam, keine, die nicht irgendwann gesellschaftlich geächtet werden wollte. „Ich wiederhole mich nur ungern, Flavus, aber: es ist keine Frage des Wollens. Es ist meine Pflicht.“ Ihr götterverdammte Pflicht. Und sie hatte nicht mehr viel Zeit, sie zu erfüllen, nicht in ihrem Alter. Bedachte man die Sterblichkeitsrate bei Kindern, wurde sie besser heute als morgen schwanger... damit ihr auch noch Zeit blieb ein zweites oder drittes zu bekommen. Und bedachte man die Sterblichkeitsrate bei Müttern, gerade bei den älteren... nein, daran wollte sie lieber nicht denken. „Bekomme ich nicht bald Kinder“ – jetzt, wo sie endlich verheiratet war, was ja auch schon lange genug gedauert hatte, genug für zahllose Gerüchte über sie –, „käme das meinem gesellschaftlichen Tod gleich. Würde meine Arbeit bei der Acta mich daran hindern, Kinder zu bekommen, hätte mein Mann jedes Recht, zu verlangen, dass ich damit aufhöre – oder sich von mir scheiden zu lassen.“

  • Flavus nickte, er wusste ja dass es ihre Plficht war, aber es passte nicht zu Seiana, so gar nicht. Es war ein Dilemma, er hatte nie das Gefühl dass Seaina eine Frau wäre die darauf brennen würde Kinder in die Welt zu setzen oder zu heiraten, aber sie hatte eben keine Wahl.
    "Ich weiß es Seaina, aber ich nehme mir heraus dich soweit zu kennen um zu wissen dass du es als Pflicht ansiehst der du natürlich nachkommst, egal was du wirklich dazu denkst. Mir geht es ja nicht anders, ich kann mir nicht einmal vorstellen eine Frau zu haben, aber genau das wird in spätestens 9 Jahren erwartet. Natürlich ist neun Jahre eine lange Zeit, aber die richtige Frau findet sich auch nicht auf der Straße oder steht eines Tages vor der Tür. Insofern man von der richtigen Frau sprechen kann."
    Nun, er konnte ja nicht wissen dass bei Seiana der zukünftige Mann eines Tages wirklich vor der Tür stand, wenn auch mit anderen Interessen. Aber Seaiana wusste immerhin Bescheid, Flavus kannte nicht einmal eine einzige Römerin mit passender Familie im richtigen Alter, keine. Und Serapio war da auch keine Hilfe, absolut nicht. "Ich kenne ja nichtmal passende Frauen und wenn ich mir ansehe was vor mir liegt, wo soll ich die kennenlernen? Warten bis zu einem Wagenrennen oder bis der Zufall kommt? Ich habe manchmal Momente wo ich diese Bürde, die Familie zu gründen und Kinder zu zeugen, als schwerer empfinde als die Bürde unserer Gens keine Schande zu machen sondern erfolgreich zu sein."

  • Seiana behielt einen glatten, ruhigen Gesichtsausdruck bei, aber es fehlte nicht viel und sie hätte Flavus gesagt, dass er sich gar nichts herausnehmen konnte, was sie betraf. Allerdings blieb sie ruhig, lächelte sogar vage, und hörte ihm weiter zu. Dann allerdings hob sie tatsächlich ein wenig amüsiert die Augenbrauen. „Flavus, ich glaube nicht dass du dir jetzt schon Sorgen darum machen musst, dass du eines Tages eine Familie gründest. Du bist jung. Und du bist ein Mann. Männer haben Zeit.“ Bei Männern war das in mehrerlei Hinsicht etwas anderes als bei Frauen. Sie hatten Zeit, weil ihnen die Natur keinen Strich durch die Rechnung machte, oder bei weitem nicht so früh wie Frauen... und weil die Gesellschaft lange nicht dermaßen strikte Erwartungen an sie hatte, was das Heiraten betraf. Schon gar nicht in dem Alter.
    Und auch seine weiteren Vorstellungen ließen sie milde lächeln. „Du musst die Frau gar nicht kennen lernen. Wenn es so weit ist, dass du heiraten möchtest, überlegen wir uns welche Familien in Frage kommen... welche vorzeigbare Töchter in annehmbarem Alter hat. Und stellen eine Anfrage. Vorausgesetzt das ist überhaupt nötig – wenn deine Karriere weit genug fortgeschritten ist, wird sich wohl der ein oder andere Vater an dich wenden. Glaub mir: die Bürde, deiner Familie keine Schande zu machen, wiegt eindeutig schwerer“, meinte sie trocken.

  • Männer haben Zeit... ja vielleicht hatten sie das wirklich, aber trotzdem es war... schwierig. Er wollte darauf nun nicht eingehen, er machte sich einfach viele Gedanken und plauderte wieder zuviel ohen dabei nachzudenken was er da eigentlich sagte. Seiana war nur seine Cousine, eigentlich ging ihn vieles nichts an, aber er hatte ja sonst niemanden.


    Dann aber horchte er doch auf. "Wie ich muss die Frau nicht kennenlernen? Ich weiß es ist nicht untypisch dass Hochzeiten arrangiert werden, aber sollte man nicht vorher wissen wen oder was einen da erwartet?" Das Klang eben danach als würde er die Frau am Tag der Hochzeit sehen, sicher war es so nicht gemeint aber trotzdem, lieber einmal mehr fragen und am Ende Klarheit haben. "Ja ich weiß, passender Ruf und schon kommen die Frauen von alleine. Aber was die Bürde der Familie angeht..." er schluckte kurz "...ich habe manchmal das Gefühl solch eine Bürde ist schwer zu tragen, wie schon gesagt. Ich weiß gar nicht wie Serapio und du damit so einfach klarkommen, gerade im Hinblick darauf was euer Vater bereits geleistet hat, da habe ich ja noch Glück. manchmal glaube ich die Leute erwarten direkt kleine Wunder nur weil man ein Decimus ist."

  • Seiana deutete ein Achselzucken an. „Natürlich wirst du sie vorher auch kennen lernen, ob sie deinen Vorstellungen entspricht. Aber im Großen und Ganzen... nein, kennen musst du sie nicht. Ich habe meinen Mann vorher auch nicht gekannt, und ich kann mich über meine Ehe nicht beklagen.“ Sie zögerte einen kurzen Moment, ob sie weiter sprechen sollte, aber dann gab sie sich einen Ruck. Was passiert war, war ohnehin kein Geheimnis, schon gar nicht in der Familie – und bevor Flavus sich allzu romantischen Vorstellungen hingab, war es besser, wenn sie den Finger in die eigene Wunde legte, um ihm deutlich zu machen, wie falsch das war. „Und ich gehe davon aus, dass du weißt, was mir mit dem Aelius passiert ist. Wir kannten uns. Wir kannten uns lange, und gut. Wir haben uns bewusst Zeit dafür gelassen. Und du weißt, was daraus geworden ist.“ Archias hatte sie sitzen lassen und eine andere geheiratet... und sich dann irgendwann vom Tarpeischen Felsen gestürzt, aus welchen Gründen auch immer. „Eine arrangierte Ehe mit einigen festen Grundpfeilern, die nichts mit so etwas Wankelmütigen wie Gefühlen zu tun haben, ist eindeutig besser.“ Bei seinen weiteren Worten lächelte sie vage. „Du machst das schon. Sicher ist es eine Bürde, aber wir Decimi halten noch viel mehr aus. Streng dich an, gib immer dein Bestes, der Rest ergibt sich dann. Die Erwartungen sind hoch, weil die Decimi gezeigt haben, dass sie viel zu leisten imstande sind.“ Dass sie den Erwartungsdruck damit wenn überhaupt noch erhöhte für Flavus, war Seiana zwar durchaus bewusst – aber wenn ihr Vetter liebe Worte hören wollte, die ihm versicherten, dass alles nicht so schlimm sei, war er bei ihr an der falschen Adresse. Seiana hielt nicht viel davon, andere zu verhätscheln, und sie machte da keinen Unterschied zwischen Sklaven, ihren Mitarbeitern oder Verwandten. Natürlich musste auch etwas Aufbauendes dabei sein, weswegen sie Flavus ja auch gesagt hatte, dass die Decimi dazu in der Lage waren viel zu leisten... aber was erwartet wurde musste eindeutig sein, so eindeutig, dass es daran nichts misszuverstehen gab. Nur mit einem entsprechenden Druck war Leistung zu generieren und später die gewünschten Ergebnisse zu sehen.

  • Das waren zwar nicht gerade die Worte die er hören wollte, aber es war immerhin Worte der Zuversicht und auch, wenn auch nur ein wenig, aufmunternd.
    "Danke dir Seiana, deinen Rat weiß ich immer sehr zu schätzen. Ich denke es wird spät, ich sollte mich mal wieder auf den Weg machen und vielleicht noch kurz in der tonstrina nach dem Rechten sehen."

  • „Gern geschehen, Flavus“, lächelte Seiana ihm zu. „Du kannst jederzeit zu mir kommen, wenn du Rat oder Hilfe brauchst. Vale bene“, verabschiedete sie ihn.

  • Ich war dem Ianitor gefolgt und nutzte die Wartezeit um mich umzuschauen. Ich war sehr erstaunt, ich war ja nur die einfache Werkstatt und Wohnung meines Vaters gewohnt. Ich kam zu der Einsicht das ein Mann diesen Luxus nicht benötigt, er aber das Leben angenehmer macht. Ich setzte mich und wartete bis jemand käme.

  • Da kam auch schon jemand, es war mein Onkel. Ich erhob mich und grüßte freundlich: Salve Onkel. Ich bin Marcus Terentius Tacitus, aus Hispania. Ich bin nach Rom gekommen um mich bei der Stadtwache zu melden und wollte mal bei meinen Verwanten vorbeischauen."

  • "Nun das freut michzu hören. Zum einen einen terentier zu sehen und zum anderen,daßd ieser zum Militär geht"


    Er zeigte auf ein paar Klinen:"Bitte setz dich. Erzähl mir ein wenig wo kommst du aus Spanien und warum treibt es dich gerade nach Rom."

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