[aOG] Cubiculum IV - Duccius Vala

  • Da Callista mit dem Rücken zu der dunkelhäutigen Sklavin stand, konnte sie deren erstaunten Gesichtsausdruck nicht sehen. Stattdessen setzte sie sich und wartete gespannt darauf, dass calvina anfangen würde. Sie war sanft und sehr geschickt, Callista spürte es zwar, aber es ziepte kein bisschen. Wenn diese Sklavin hier tatsächlich für Vespa war, würde diese sich sicherlich an ihr erfreuen. Vodafonis war da schon etwas rabiater, wie Callista nicht nur bei ihrem ersten Bad hier im Hause erfahren hatte. Vodafonis machte ihre Arbeit auch wirklich gut, aber ihr fehlte die Zaghaftigkeit von Calvina. "Danke." sagte die junge Prudentia auf das Kompliment der Sklavin hin und lächelte still. Sie mochte ihr Haar, auch wenn es rotbraun war und sich nie ganz für eine von beiden Farben entschieden hatte. Im nacken war es braun und sehr dunkel, doch überall dort wo die Sonne hinschien, verwandelte sich das Wallnussbraun in ein feuriges Rot, was in der Sonne besonders glänzte. Ihre Mutter hatte immer gesagt, dass ihr aufmüpfiges Haar gar nicht zu ihrem Charakter passte.


    "Kommst du aus Rom? Oder bist du auch woanders aufgewachsen?" fragte Callista dann in die Stille herein, die kurzzeitig entstanden war.

  • Calvina summte leise vor sich hin, während sie sich weiter liebevoll um Callistas Haare kümmerte. Ihr eigenes Haar war deutlich wiederspenstiger, was aber sicherlich auch daran lag, dass es nur ein Bruchteil der Pflege bekam.


    "Oh nein, Domina.", antwortete sie auf Callisatas Frage hin,"Ich bin zum ersten Mal in der Stadt und aufgewachsen bin ich auf einem Landgut weit weg von hier." Wo genau, dass wußte sie nicht und noch viel weniger hatte sie eine Vorstellung davon, dass sie wenn man die Ausdehnung des römischen Reiches insgesamt betrachtete wohl eigentlich recht nah an der großen Stadt aufgewachsen war. Doch für jemanden, der das Anwesen nie weiter als ein paar hundert Meter verlassen hatte, war die Reise nach Rom eine wahre Weltreise gewesen.


    "Ich hätte nie gedacht, dass soviele Menschen und Häuser so dicht beieinander sein können.", warf sie noch mit einem leicht ängstlichen Tonfall ein.

  • Callista nickte zustimmend, als Calvina meinte, sie käme nicht aus der Stadt. Das Gefühl kannte sie gut. Auch wenn Mantua bei weitem nicht so ländlich war, doch war Callistas strenge und abgeschiedene Erziehung daran Schuld. In dem Punkt waren sich die zwei sehr ähnlich und zu dem letzten Satz der Sklavin lachte sie sanft. Dieser Gedanke war einer ihrer ersten gewesen, als sie sich die ewige Stadt genauer angesehen hatte.


    "Es ist erstaunlich, nicht wahr? Du wirst bestimmt bald die Gelegenheit haben Rom genauer zu erkunden, vielleicht wenn ihr zum Markt geht oder so. Ich war auch schon unterwegs und es war sehr aufregend." Ja, aufregend war es allemal gewesen, wenn man bedachte dass sie mehr als nur einen ansehnlichen Junggesellen getroffen hatte. Sie grinste still vor sich hin.

  • "Aufregend ist es mit Sicherheit, Domina.", setzte Calvina die Unterhaltung fort während sie noch immer damit beschäftigt war das Herr der jungen Herrin zu kämmen, "Aber ich empfinde es auch irgendwie bedrohlich und im Moment kann ich mir auch nicht so recht vorstellen, wie man sich in diesem Meer aus Häusern zurecht finden soll. Hattest Du bei Deinem Ausflug keine Probleme damit?"

  • "Ja, ein wenig schon. Aber ich hab mich einfach durchgefragt und außerdem hatte ich einen Sklaven des Hauses dabei, die kennen sich eigentlich gut aus. Oder jedenfalls die Wege, die sie öfters gehen. Dann klappt das schon. Und wenn du dich verläufst, dann kann dir die Stadtwache sicherlich auch weiterhelfen. Hat man dir schon ein Armband oder etwas gegeben, wo drauf steht, dass du zu uns gehörst?"


    Auch hier könnte jemandem, der Sklaven als Besitztum ansieht die Wrotwahl von Callista auffallen. Calvina gehörte ihrer Meinung nach zu ihnen, nicht ihnen, fast so als würde sie zur Familie gehören. Doch genau so hatte Callista es gemeint und sie fand es schrecklich, wenn man Sklaven nur als Gegenstände betrachtete.

  • Calvina hatte in ihrem bisherigen Leben an sich Glück gehabt. Sicher, sie war eine Sklavin, aber auch bei ihrer alten Herrin wurde sie gut und menschlich behandelt und so kannte sie das Leid, das andere Sklaven zu ertragen hatten nur aus Erzählungen, die sie vor allem von den anderen Sklaven auf ihrer Reise nach Rom gehört hatte. Von daher war Callistas Wortwahl nichts ungewöhnliches für sie. Sie mochte die freudliche und aufgeschlossene Art der jungen Herrin und wenn die übrigen Herrschaten genauso nett waren, hatte sie es hier wahrlich gut getroffen.


    "Ja, Domina. Alexandros hat mir gleich zu Beginn ein Armband gegeben.", antwortete sie auf Callistas Frage und zeigte ihre Antwort zu unterstreichen ihr ihr linkes Handgelenk, an dem das silbrige Armband hing. Und da Calvina ihre anfängliche Scheu gegenüber der fremden Herrin mittlerweile abgelegt hatte ergänzte sie noch ein wenig scherzhaft: "Naja, ich fürchte nicht alle Sklaven hier im Haus kennen sich schon so gut in der Stadt aus."

  • Callista besah sich das Armband kurz und nickte. Dann war das also schon erledigt, gut. "Ja, es kann gut sein, dass sich die Sklaven nicht so gut auskennen. Aber wahrscheinlich wirst du eh erstmal eine Weile im Haus bleiben, bis du dich eingelebt hast." sagte sie ebenso umbekümmert zurück.

  • Calvina schmunzelte: "Nun ja, zumindest eine Sklavin kennt sich noch nicht in der Stadt aus. Wie das mit den anderen ist, kann ich leider noch nicht sagen. Ich hoffe aber, dass das mit dem Einleben schnell klappt. Ich hoffe, das ist jetzt nicht zu neugierig, Domina, aber wie lange lebst Du denn schon hier?"

  • "Ich wohne erst drei Wochen her, naja, etwas mehr. Aber noch keinen ganzen Monat. Eigentlich sehr kurz, aber ich fühl mich schon wie zu Hause. Besonders, da jetzt auch Thalna da ist und ich somit jemanden in meinem Alter habe."


    Callista grinste, was Calvina wahrscheinlich nicht sehen konnte. Ja, sie mochte Rom wirklich und die neue Familie war sowieso ein Goldgriff.

  • Bei der Erwähnung des Namen Thalna erinnerte sich Calvina an die komische Sache mit deren Sklavin Candance, die ihr Ruculla in der Küche erzählt hatte. Vielelicht böte sich ihr ja die Chance mehr darüber in Erfahrung zu bringen. Vorsichtig begann sie zu fragen: "Du verbringst viel Zeit zusammen mit Domina Thalna?"

  • "Nicht allzu viel bisher, leider. Aber wir haben bereits geplant uns die Stadt nochmal zusammen anzusehen, sie kam ja einige Tage nach mir hier an. Sie hat auch eine eigene Leibsklavin, wahrscheinlich wirst du deswegen nicht allzu viel mit ihr zu tun haben."


    Das Calvina auf etwas bestimmtes hinauswollte, war Callista nicht klar und so erzählte sie offen, was sie über Thalna wußte.

  • "Ja, in der Küche hörte ich schon davon, dass Domina Thalna eine eigene Leibsklavin hat. Sie soll wohl sehr schüchtern und anhänglich an ihre Herrin sein.", antwortete Calvina im sorglosen Plauderton.

  • So, da konnte man wieder einmal sehen, wie schnell das Gerede eigentlich losging. Eigentlich nichts ungewöhnliches und gerade weil Calvina neu war und dazu noch einen so lieben eindruck machte, war ihr sicherlich alles mögliche direkt auf die Nase gebunden worden. Insgeheim fragte sich, was man ihr wohl über sie erzählt hatte. Ihre Neugier trieb sie fast dazu, zu fragen, doch dann wurde ihr bewußt, dass Calvina ihr sowieso nur die netten Dinge weitererzählen würde. Eine wirklich ehrliche Meinung würde sie so nicht erfahren. Also beantwortete sie stattdessen lieber die unterschwellige Frage, die bei den Worten der Dunkelhäutigen mitgeschwungen war.


    "Ja, das stimmt. Ich habe Candance noch nie ein Wort sprechen hören, wenn ich das bedenke. Sie scheint sehr auf Thalna abgestimmt zu sein und die beiden verbringen eigentlich den ganzen Tag zusammen."


    Ja, Callista konnte schon verstehen, warum so viele Frauen eine Leibsklavin hatten. Es war wie eine Freundin zu haben, nur eben eine, die machte was man sagte und einem dazu noch sagte, wie schön man sei.

  • Calvine überlegte einen Moment. "Hm, das ist aber sehr ungewöhnlich. Nicht dass ich bisher viel mitbekommen hätte, aber bei meiner früheren Herrin war ich auch Leibsklavin, hatte aber auch noch andere Dinge zu tun, als hier ständig hinterherzulaufen. Ich meine, wie soll sie zum Beispiel die Kleidung ihrer Herrin waschen oder Ordnung in ihrem Zimmer halten, wenn sie ihr ständig hinterher läuft"


    Calvina zuckte mit den Schultern. Nein, irgendwie paßte das alles nicht so recht in ihr eigenes kleines Weltbild. "Aber vielleicht gibt es hier ja für jede klitzkleine Aufgabe eine eigene Sklavin. Du hast bisher keine eigene Sklavin, Domina?"

  • Bisher hatte sie Callista noch keine Gedanken dazu gemacht, wer in diesem Haus die Wäsche wusch oder die Räume sauber hielt. Da war sie dann doch zu sehr Römerin. Solange ihre Wäsche sauber war und ihr Zimmer ordentlich, hatte sie keinen Grund die Aufgabenverteilung der Sklaven näher in Augenschein zu nehmen. Und sie war sowieso eine sehr ordentliche Person und in ihrem Zimmer herrschte so gut wie nie Unordnung und wenn - so wie jetzt zum Beispiel - dann verschwand das Chaos schnell wieder und dabei war sie die junge Prudentia auch nicht zu schade, es selbst wegzuräumen. Meistens ging das eh viel schneller und dann wußte man eben auch, wo alles war.


    "Nein, ich habe keine Leibsklavin und es sieht auch erstmal nicht so aus, als würde ich eine bekommen. Bisher hat sich Vodafonis ganz wunderbar um mich gekümmert. Außerdem werde ich bald nach Germanien reisen um dort eine Ausbildung zur Priesterin zu erhalten, es wäre zwar schön, wenn mich jemand begleitet, aber es ist kein Muss. Balbus wird schon dafür sorgen, dass man auf mich aufpasst und ich gut versorgt bin."

  • "Das klingt nach einer weiten Reise, die Du antreten willst, Domina. Gibt es einen speziellen Grund, warum Du Priesterin werden möchtest?"


    Irgendwie stellte Calvina schon eine Menge neugierige Fragen. Aber die junge Herrin schien auch Gefallen an der Plauderei zu haben und würde es sicherlich schon sagen, wenn die junge Nubierin den Mund halten sollte.

  • "Mhh, das ist eine gute Frage. Ich habe mich der Göttin Iuno schon immer zugewandt gefühlt und ich glaube, dass ich mich als Priesterin sehr wohl fühlen kann." Wäre Calvina ein Familienmitglied gewesen, hätte ihr callista wahrscheinlich noch erzählt, dass sie gerne etwas Ansehen für die Familie erringen würde. Sie wollte eben eine gute Nichte sein und Balbus so zeigen, wie dankbar sie war. Und sie hatte es auch nicht eilig mit dem verheiratet werden und solange sie in der Ausbildung war, konnte sie sich einfach nicht vorstellen, dass Balbus sie verheiraten würde. Schon gar nicht, wenn sie gar nicht in der Nähe war sondern im fernen Germanien. Vielleicht hätte sie ihr auch davon erzählt, dass ihre ssterbenskranke Mutter immer zu Iuno und Minerva gebetet hatte und Callista somit fast schon religiös aufgewachsen war. Iuno war nunmal die Schutzheilige aller Frauen und Mütter und zudem eine der wichtigsten, römischen Gottheiten. Aber das wusste Calvina sicher, wo sie doch hier geboren war.

  • Natürlich kannte sich Calvina zumindest rudimentär mit den römischen Göttern aus. In den Geschichten, die sie gehört hatte war Iuno eigentlich immer recht erhaben und eher streng gewesen, was in ihren Augen irgendwie nicht so ganz zu Callista passte. Aber die junge Herrin wußte sicherlich besser als sie, was sie tun würde und Calvina hatte auch nicht so recht eine Vorstellung davon, was die Aufgaben einer Priesterin waren.


    "Und warum mußt Du dazu nach Germanien reisen? Gibt es in Rom keinen Tempel, wo man Priesterin werden kann? Und was genau macht so eine Priesterin dann eigentlich?" Ohje, sie fragte der jungen Herrin ja richtige Löcher in den Bauch.

  • "Natürlich gibt es Tempel in der Stadt, nur leider keinen Priester der die Zeit hätte mich auszubilden. Deswegen werde ich nach germanien geschickt um da bei einem anderen Iumo Priester zu lernen." Callista seufzte, erst hatte ihr die Idee ja gar nicht gefallen, aber mittlerweile freute sie sich darauf Germanien kennenzulernen. Welche reiche Römerin konnte schon von sich behaupten, so viel herumgekommen zu sein und sie würde sicherlich wertvolle Lektionen lernen, nicht nur in der Ausbildung. "Eine Priesterin kann viele Aufgaben haben, man betet und hilft anderen die beten und opfern wollen. Man muß auch Opfertiere schlachten können und man macht bei Prozessionen mit. Manche Priester sind bei Hochzeiten anwesend oder sind nur im Tempel und helfen eher mit der Verwaltung."

  • Calvina lauschte aufmerksam den Ausführungen von Callista. Inzwischen hatte sie die Haare auch sorgsam ausgekämmt. "Ich denke, das genügt erst einmal, Domina. Oder soll ich noch weitermachen?"


    Und auch ihre Neugier war noch nicht so ganz gestillt: "Wo genau ist eigentlich dieses Germanien, Domina? Und was wißt Ihr von dort?"

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