[aOG] Cubiculum IV - Duccius Vala

  • Callista nickte und stand auf, ihre Haare fielen ihr nun sehr weich und glatt hinunter und sahen, von der etwas extravaganten Farbe abgesehen, sehr schlicht aus. Also genau, wie sie es haben wollte, sie lächelte dankbar. Fein säuberlich nahm sie die Bürste und legte sie an ihren angestammten Platz zurück.


    "Germanien liegt im Norden, an einem Fluss den man Rhenus nennt. Im Winter liegt dort Schnee und es wird sehr, sehr kalt. Deswegen werd ich erst im Frühling dorthin reisen. Leider weiß ich noch nicht so viel über Germanien wie ich gerne würde."

  • Calvina betrachtete Callista und erwiederte zufrieden deren Lächeln. Dann betrachtete sie die ein wenig verstreut herumliegenden Kleider und meinte: "Ich denke, bevor ich in der Küche nach den Opfergaben sehe, werde ich hier noch ein wenig aufräumen."


    Sie begann damit die Kleider wieder sorgfältig zusammenzulegen. "Das klingt aber nach einem recht unangenehmen Land, Domina. Da friert man sicherlich schrecklich."

  • Callista nickte und sah zu, wie Calvina begann ihre Kleider zusammen zu legen. Sie brauchte noch einen Moment, dann half sie mit. "Ja, das glaube ich auch. Aber Aelia Vesoa hat mir gesagt, dass es im Frühling sehr schön sein soll. Alles würde anfangen zu blühen und es wäre richtig farbenfroh. Im Herbst soll es dort viel regnen, also mehr als hier und es ist wohl auch sehr windig. Aber bis zum Herbst hab ich meine Ausbildung hoffentlich abgeschlossen, dann bin ich vorm Winter wieder hier. Ich bin mir nicht sicher ob ich einen germanischen Winter mit Schnee und Eis wirklich erleben möchte." Callista grinste entschuldigend, denn schließlich gab es genug andere, die einen solchen Winter mochten. Nur sie stellte sich an - und der Gedanke eine launische Zicke sein zu können gefiel ihr gar nicht. So dachte sie eben nicht von sich selber.

  • Calvina schaute ein wenig überrascht zu Callista. "Oh, die Herrin war schon einmal in diesem Land? Ist es denn üblich für junge Damen dorthin zu reisen, Domina?"

  • "Nein, eigentlich nicht. Aber Aelia Vespa hat dort einige Zeit gelebt, ich bin mir nicht sicher ob sie dort aufgewachsen ist. Thalna ist in Germanien aufgewachsen. Und mein Onkel Balbus, der Hausherr, war dort einige Zeit stationiert, als er beim Militär war. Irgendwie haben alle in unserer Familie etwas mit Germanien zu tun gehabt und ich will ihnen nicht nachstehen."

  • Calvina kicherte. "In der Tat scheint Deine Familie eine gewisse Beziehung zu diesem Land zu haben."


    Für einen Moment schaute sie dann verträumt nach oben. Sie fragte sich, wie es denn in diesen fremden Länfern so sei und dachte an die Heimat ihrer Mutter, die sie nur zu gerne selbst einmal sehen würde. Aber dies war nur ein Traum, der wohl für immer unerfüllt bleiben würde.

  • Callista schaute kurz die Sklavin an und grinste dann auch. Ihr war das vorher gar nicht so aufgefallen, aber anscheinend hatte wirklich jeder auf irgendeine Art und Weise mit Germanien zu tun gehabt. Und sie war die einzige, bei der es nicht so war - noch nicht. Die Kleider waren mittlerweile alle wieder fein säuberlich verstaut und das Cubiculum aufgeräumt.


    "Na das ging doch schnell. Das letzte, was du noch für mich tun könntest, ist zwei Becher Wein und einen Teller mit Süßigkeiten aus der Küche zu holen. Am besten ein paar Nüsse und Datteln und frisches Obst, das hat meine Mutter immer gerne gegessen. Falls ich nicht in meiner Kammer sein sollte, dann stell es einfach auf den Altar. Und dann frag mal bei Vodafonis nach, ob sie die vom mir bestellten Blumen schon auf dem markt abgeholt hat."

  • Von der jungen Herrin aus ihrem Tagtraum gerissen, antworte Calvina: "Natürlich Domina, ich werde sehen, dass ich alles besorge."


    Dann lächelte sie Callista noch einmal freundlich zu und verließ das Cubiculum in Richtung Küche. Die junge Herrin war wirklich sehr nett und Calvina freute sich ihr behilflich zu sein.

  • Callista nickte ihr noch einmal zu und schaute ihr nach, bis sie aus ihrem Cubiculum verschwunden war. Sie hatte die Hilfe der jungen Sklavin sehr genossen, auch wenn die Vorbereitungen zur Parentalia eigentlich nicht schwer waren und auch eine eher persönliche Angelegenheit. Sie wußte gar nicht wie die anderen Menschen im haushalt dieses Fest begingen, sie wußte allerdings von Thalna, dass sie auch Waise war. Und sogar Balbus, der seinen Vater (ihren Großvater) auf so listige und heimtückische Weise verloren hatte. Vielleicht hätte sie zuerst mit der Familie besprechen sollen, ob sie das Fest gemeinsam feiern wollten. Aber andererseits war es ihr fast lieber so, mit ihrem eigenen, kleinen und vor allem privaten Altar, der nur ihren Eltern gewidmet war. Sie ging die wenigen Meter wieder zum Altar, immer noch barfuß und setzte sich davor, das Bild ihrer Eltern betrachtend. Für den heutigen Tag hatte sie sich nichts weiter vorgenommen als hier zu sitzen und in Kindheitserinnerungen zu schwelgen, von denen sie viele hatte und sie immer wieder gerne aufleben ließ.


    Meistens hatte ihre Mutter ihr zu den Parentalia immer Geschichten von ihrem Vater erzählt und dieses Jahr würde es keine geben, wie Callista mit Tränen in ihren Augen feststellte. Wenn sie jüngere Geschwister gehabt hätte, hätte sie diesen nun von den Eltern erzählen können. Ob sie Balbus fragen sollte ob er ihr etwas zu ihrem Vater berichten konnte? Immerhin waren die beiden Brüder gewesen. Ja, das würde sie später noch machen. Aber im Moment war sie zufrieden so, wie es jetzt war.

  • Das Klopfen riss Callista aus ihren Gedanken und sie sah einen Moment erschrocken zur Tür, bevor sie realisierte, dass jemand dort auf sie wartete. Und dann fiel ihr ein, dass es wahrscheinlich Calvina war, die die gewünschten Sachen besorgt hatte. Schnell stand sie auf und rief zur geschlossenen Tür ein "Herein", während sie ihr Kleid zurecht zupfte. Neugierig wartete sie bis sich die Tür öffnete.

  • Calvina mußte leicht schmunzeln. Vorhin, als sie die Hände frei hatte, hatte die Herrin die Tür noch selbst geöffnet und nun, da ihre Hände voll waren, beließ sie es bei einem "Herein". Aber die Situation war so ungewohnt nicht für die junge Sklavin und so öffnete sie die Tür geschickt mit dem Ellenbogen und trat ein.


    "Ich hoffe, Du mußtest nicht zu lange warten, Domina. Aber ich weiß noch nicht so genau, wo alles ist, so dass es vielleicht ein klein wenig länger gedauert hat."

  • Als Callista sah wie voll Calvinas Arme waren, bekam sie fast schon ein schlechtes Gewissen. Das war ja mal wieder typisch. Auch wenn Calvina schmunzelte fiel Callista die Absurdität ihres Verhaltens auf. Daher ging sie schnell einen Schritt vorwärts und nahm Calvina die Becher und die Schale mit Süssigkeiten ab. Wortlos stellte sie diese dann auf den Altar, drehte sich um und lächelte die Sklavin an.


    "Nein, danke. Das geht schon alles so in Ordnung. Vielen Dank für deine Hilfe. Hast du mit vodafonis sprechen können?"

  • Calvina erwiederte Callistas Lächeln. Ja, die junge Herrin war in der Tat sehr nett und Calvina fühlte sich wohl in ihrer Nähe.


    So einfach war es mit der Suche für Calvina auch gar nicht, da sie der griechischen Sklavin bisher nicht begegnet war und nicht wußte wie sie aussah. Selbst zu suchen war also mehr oder weniger unmöglich und außer bei den anderen Sklaven nachzufragen hatte sie keine Möglichkeit.


    "Es tut mir leid, Domina, aber ich konnte Vodafonis nicht finden. In der Küche sagte man mir, sie noch unterwegs Besorgungen machen."

  • Nach dem gemeinsamen Familienfrühstück hatte sich Callista in ihr Cubiculum zurückgezogen um den Brief an ihren Ausbilder direkt zu schreiben. Es fiel ihr ganz udn gar nicht leicht die richtigen Worte zu finden, zumal sie an einen völlig unbekannten Mensch schrieb. Sie brauchte lange, weil sie jedes Wort sorgsam abwägte und änderte die Sätze in Gedanken oft, bis sie zufrieden war und sie niederschrieb. Zum Schluß wurde der Brief doch länger, als sie gedacht hatte und auch wenn er ein bisschen naiv klang und sie das Gefühl nicht los wurde, sich eigentlich nur ständig zu wiederholen, beschloss sie ihn in dieser Form abzuschicken.


    Ad
    Decimus Duccius Verus
    casa Duccia in Mogontiacum
    GERMANIA


    Salve Duccius Verus!
    Mein Name ist Prudentia Callista und ich hoffe, dass dir mein Name bereits mitgeteilt ist, so dass du dich nicht wunderst, wer ich bin oder warum ich dir schreibe. Ich bin die Nichte von Tiberius Prudentius Balbus und werde im Frühjahr nach Mogontiacum aufbrechen um mich von deiner Wenigkeit zur Priesterin ausbilden zu lassen. Um die Wartezeit zu verkürzen und damit du vielleicht schon einen kleinen Eindruck von mir erhältst, schreibe ich diesen Brief in den kalten und wohl auch verschneiten Norden. Ich bin schon sehr gespannt auf das mir unbekannte Germanien, von dem mir mein Onkel so viel erzählt und vorgeschwärmt hat. Habe ich es richtig verstanden, dass ihr euch persönlich kennt? Welch Freude, dass mein Ausbilder ein Bekannter der Familie sein wird! Man sagte mir, dass Germanien ein wundervoller Platz ist im Frühling, wenn die Blumen blühen und sich das Leben langsam zur vollen Kraft entfaltet, darauf freue ich mich schon sehr.


    Der ehrenwerte Aurelius Corvinus hat dich vorgeschlagen und mir berichtet, dass du ebenso ein Priester der Iuno bist und sogar in meinem Alter. Daher denke ich, dass wir ausgesprochen gut miteinander auskommen werden und ich möchte noch einmal betonen, wie dankbar ich bin, dass du mich als Schülerin akzeptiert hast. Ich sehe meiner Reise und meinem Aufenthalt in Mogontiacum bereits mit großer Vorfreude entgegen und dachte daran, dich zu fragen, ob du mir bereits einige Schriften nennen kannst? So wäre es mir möglich mich schon etwas vorzubereiten und mir den Winter nicht allzu lang werden zu lassen. Vielleicht gibt es auch einige gute Schriften über Germanien und Mogontiacum, die du mir empfehlen möchtest? Wenn es sich einrichten lässt, so arrangiert Prudentius Balbus noch ein Treffen mit einem germanischen Mile, sein Name ist Duccius Eburnus. Vielleicht kennst du ihn ja? Ich hoffe, dass er mir bereits die meisten meiner Fragen beantworten kann und mir einen ersten Eindruck vermittelt, von dem was mich erwartet.


    Ich schließe diesen kurzen Brief ab und hoffe, dass ich vielleicht auch noch einige Zeilen von dir bekomme, bevor wir uns dann schlussendlich begegnen.


    Vale,
    Prudentia Callista

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