• Schon bei ihrer Ankunft hatte Helena bemerkt, dass die Villa über einen großen Garten verfügte. Allerdings war er vollkommen anders als das, was sie von Mantua oder Spanien gewohnt war. Irgendwie...wilder. Helena zog den Umhang näher um ihre Schultern und unterdrückte ein Frösteln. Es war nicht unbedingt kalt, aber kühl genug, um ihr eine Gänsehaut auf die Arme zu zaubern. Und es war ruhig. Außer ihr befand sich niemand im Garten. Marcus war wahrscheinlich schon auf dem Weg zu seinem neuen Posten und Deandra schlief vielleicht noch. Helena befand sich nun hinter der Villa und ging langsam auf einen Pavilion zu. Er war leer, aber wenn es wärmer wurde, konnte man dort sicher bequem sitzen.


    Sie blieb in der Nähe einiger hoher Bäume stehen. Nadelbäume so wie es aussah, aber wesentlich größer als in ihrer Heimat. Die Natur in Germanien schien generell auf Größe und Maße Wert zu legen. In Itaien, besonders zur Sommerzeit, konnte man froh sein überhaupt einen grünen Fleck zu finden. Die Gärten der Villa überlebten das nur, weil sich die Gärtner liebevoll um jede einzige Blume kümmerten. Hier aber schien es niemals so trocken zu sein, dass die Pflanzen in ihrem Wachstum begrenzt wurden. Helena sah sich noch einen Moment um und ging dann zum Pavillion hinüber. Er bot Platz für sicherlich sechs Leute, vielleicht auch für mehr, aber dann wurde es eng. Ihre Finger strichen sanft über das Holz, dass durch den oft vorkommenden Regen ein wenig aufgequollen war.


    Eine kleine Treppe führte in den Pavillion hinein und nachdem Helena ihren Umhang ein wenig gerafft hatte setzte sie sich auf die unterste Stufe. Ihre Wangen fühlten sich kalt an, genauso wie ihre Finger, die nicht durch den Umhang verdeckt wurden. Helena hob eine Falte des schweren wärmenden Stoffes und versteckte ihre Hände darunter. So ragte nur noch ihr Kopf aus dem Umhang heraus, aber es war sehr bequem und vor allem warm. Ihre Gedanken wanderten zum vergangenen Tag zurück und zu dem Gespräch mit Marcus. Sie fragte sich, ob er und Deandra schon miteinander gesprochen hatten und ihre Probleme gelöst hatten. Vielleicht sollte sie ihn darauf ansprechen heute Abend. Immerhin hatte er sie eingeladen.

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  • Obwohl Aintzane unverrichteter Dinge von Helenas Cubiculum zurückgekehrt war, hatte sich meine ehemalige Cousine wie durch Zufall im Garten eingefunden. Ich konnte es kaum glauben, als ich in Aintzanes und in Begleitung weiterer Sklaven anrückte, um dem unkultivierten Waldstück einen gewissen Schliff zu verpassen. Daher steuerte ich als erstes auf den Pavillon zu, dessen Vorhandensein ich offensichtlich bei meinem ersten Erkundungsrundgang übersehen hatte.


    „Salve, Helena“, begrüßte ich sie, als ich das Rondell erreicht hatte. Betreten wollte ich es allerdings nicht, denn ich hatte mir für den heutigen Tag einiges vorgenommen.


    „Wenn du möchtest, kannst du mir bei der Gartenplanung helfen, ich hatte ohnehin vor, einen Bereich für dich einzuplanen, wo du dich mit Nachbarkindern treffen kannst. Auf diese Art können deine Vorstellungen sogleich in die Planungen einfließen und die Umbauten treffen dann auch sicher deinen Geschmack.“


    Ich verlagerte den Kopf zur Seite und schaute lächelnd zu Helena in den Pavillon. Marc erwähnte kürzlich ihr Alter, aber ich hatte es mir nicht gemerkt. Es musste zwischen 14 und 17 liegen. Ich hoffte insgeheim, dass Helena dem komplizierten Jugendalter inzwischen entwachsen war, konnte mir aber nicht sicher sein.

  • Als Helena leise Schritte hörte hob sie den Blick, der gerade noch eine Ameise auf dem Boden fixiert hatte. Deandra hatte in Begleitung einer wahren Horde von Sklaven den Garten betreten. Helena runzelte kurz die Stirn, stand dann jedoch mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen auf. Dieses Lächeln wurde ein wenig eisig, als sie Deandras Worte hörte. Helena blinzelte ein paar Mal, während sie sich bemühte ihren verletzten Stolz nicht zu zeigen. Ein bissiger Spruch lag ihr auf den Lippen, aber sie wusste, dass es keinen Sinn hatte mit Deandra zu streiten. Wahrscheinlich würde sie direkt danach zu Marcus laufen und Helena wollte auf jeden Fall einen Streit mit ihm vermeiden. Selbst wenn das hieß, sich wie ein kleines Kind behandeln lassen zu müssen. Trotzdem brauchte sie einen Moment, bis sie sicher war, dass ihre Stimme nicht zu kalt klang.


    "Salve, Deandra. Ich hoffe, du hattest eine angenehme erste Nacht in der Villa. Deine Idee ist gut. Ich würde dir gerne dabei helfen."


    Das Lächeln war immer noch da und sie vermied es bewusst auf die Nachbarskinder einzugehen. Ihr gefiel die Idee wirklich. Auch in Spanien hatte sie sich um ein paar ausgewählte Blumenbeete gekümmert, auch wenn die grobe Arbeit von einem Gärtner übernommen worden war. Helena liebte Blumen, doch jetzt fragte sie sich, wie Deandra hier etwas verändern wollte. Scheinbar hatte man schon lange den Pflanzen ihren Willen gelassen und sie so wachsen lassen, wie sie es wollten. Der Garten sah nicht ernsthaft verwildert aus. Eigentlich war er sogar schön, so wie er war. Trotzdem würde es schwierig werden den Garten so zu verändern, wie Deandra es haben wollte.


    "Hast du dir schon eine Stelle ausgesucht, an der du anfangen möchtest?"


    Wahrscheinlich war es unmöglich die schönen Pflanzen aus Italien hier anzusiedeln. Dafür war es in Germanien viel zu kalt. Helena war sich aber sicher, dass es auch hier schöne Blumen gab. Dabei könnte ihnen Camryn vielleicht helfen und somit hatte sie einen Grund mehr mit der Sklavin zu sprechen. Sie konnte nur hoffen, dass das Gebiet, das Deandra ihr 'zuweisen' wollte möglichst weit entfernt von dem ihren lag. Sie hatte nichts gegen Gartenarbeit und machte sich auch mal die Finger schmutzig, wenn es nötig war. Aber auf ein längeres Gespräch mit Deandra legte sie keinen Wert. Zumindest im Moment nicht. In ihrer Kehle saß immer noch der Kloß des verletzten Stolzes und um nicht Gefahr zu laufen irgendetwas falsches zu sagen, sollte sie möglichst wenig reden.

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  • ‚Huch’, dachte ich, als für einen Augenblick Helenas freundlicher Gesichtsausdruck erstarrte. Weil sie aber im nächsten Moment wieder sanft blickte und ihre Antwort nett klang, schüttelte ich den Kopf und glaubte an eine Sinnestäuschung. Ich ging stets von mir aus, was bedeutete, dass ein Überspielen sämtlicher Emotionen unmöglich war.


    „Prima, das freut mich“, entgegnete ich daher im Glauben an die Richtigkeit meiner Einschätzung.


    Ich ließ den Blick über das Gelände schweifen, als ich nach einer Antwort auf ihre Frage suchte. Linker Hand befanden sich hohe Tanne, deren Gruppierung ansprechend war und die ich daher so belassen wollte. Unmittelbar davor befand sich allerdings Gestrüpp – anders konnte man die wilde Anordnung diverser Büsche und Sträucher nicht bezeichnen. Ich wies auf diese Stelle des Gartens.


    „Fangen wir am besten hier an und arbeiten uns dann systematisch vor.“Ich schaute nach oben, kontrollierte den Stand der Sonne und stellte Überlegungen über ihre Bahn an. Zwar konnte ich das nicht in gleicher Perfektion wie meine Brüder, aber etwas hatte ich mir dennoch aneignen können.


    „Die Baumgruppe steht etwa im Norden. Das heißt, wenn die Fläche davor nicht tagsüber beschattet werden soll, müssen die Tannen entlang der Süd-Ost-Grenze weichen. Dort könnte dann der Spielplatz angelegt werden, der dann von früh bis spät von der Sonne beschienen wird. Ich halte das in dieser kühlen Region für angebracht.“


    Nach kurzer Überlegung fügte ich an:


    „Sagen wir … 20 mal 20 Doppelschritt als Abmessung, das müsste für die meisten Ballspiele reichen, oder was meinst du?“


    Ich dachte, auch einem Kind könne man eine Meinung zugestehen, daher fragte ich sie.

  • Helena folgte Deandras Blick und versuchte sich gleichzeitig vorzustellen, wie der Garten aussehen mochte, wenn sie erstmal Hand an ihn gelegt hatten. Es schien fast unmöglich zu sein, dem dichten Geflecht der Pflanzen überhaupt zu Leibe zu rücken, doch mit Hilfe einiger Sklaven dürfte das zu schaffen sein. Als Deandra auf eine bestimmte Stelle wies nickte Helena zustimmend. Dort gab es keine der hohen Tannen, sondern nur Gestrüpp und war somit wahrscheinlich am Besten geeignet, um zu einem gepflegten Stück Land umgearbeitet zu werden. Zumindest dachte Helena das. Deandra schien da andere Pläne zu haben. Helena hatte gehofft, dass die Sache mit dem Spielplatz vielleicht nur ein Scherz gewesen war. Immerhin musste Deandra doch wissen, dass sie 17 Jahre alt war. Doch scheinbar hatte sie sich da geirrt. Helena spürte wie ihr das Blut ins Gesicht schoß und der Unmut, der sich schon bei Deandras ersten Worten in ihr breit gemacht hatte brodelte nun an die Oberfläche.


    "Ich weiß ja nicht wie das bei dir war, als du 17 Jahre alt warst. Immerhin ist das ja schon einige Jahre her. Aber ich spiele schon seit längerem keine Ballspiele mehr. Wenn du also nicht ständig irgendwelche tobenden Nachbarskinder in deinem Garten haben willst, solltest du dir das mit dem Spielplatz nochmal überlegen."


    Helenas Augen blitzen als sie Deandra musterte, doch dann atmete sie tief durch und zwang sich zu einem Lächeln. Sie wusste, dass ihre Worte verletztend klangen und das hatte sie eigentlich nicht vor gehabt. Sie wollte sich nicht mit ihr streiten. Wobei das nicht an Deandra selbst lag, sondern eher an Marcus. Auch wenn es ihr gegen den Strich ging, jetzt sogar noch mehr als zuvor, so musste sie sich doch mit Deandra verstehen. Es wäre wohl das Beste, wenn sie versuchte einen Schritt auf die Frau zuzumachen, in der Hoffnung, dass sie ihr ihre Worte nicht übel nahm.


    "Meiner Meinung nach sollten wir lieber versuchen ein Blumenbeet anzulegen. Ich muss zugeben, dass ich nicht weiß, was es hier für Blumen gibt, aber es gibt sicher ein paar, die im Frühling in den schönsten Farben blühen. Das Beet wäre zudem nicht weit vom Pavillion entfernt und man hätte somit einen wunderbaren Blick auf die Pracht, wenn man dort sitzt."


    Anfangs klang Helenas Stimme noch ein wenig gezwungen, doch schon bald hörte man die Begeisterung heraus, die sie immer versprühte wenn es um einen Garten und dessen Gestaltung ging. Sollte sie irgendwann einmal verheiratet sein, dann würde sie sich höchstpersönlich um ihren Garten kümmern. Zumindest was die Planung betraf. Zwar war sie immer noch wütend, aber sie unterdrückte das Gefühl mit dem Gedanken, dass Deandra es wahrscheinlich einfach nicht besser wusste. Sie konnte nicht glauben, dass die Verlobte von Marcus das aus reiner Boshaftigkeit gesagt hatte.

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  • Ein belustigtes Lächeln begeleitete das Hochziehen der Augenbrauen, als Helena erklärte, sie spiele schon lange keine Ballspiele mehr. War es ein Aufbegehren, das sie zu dieser ungewöhnlichen Äußerung veranlasst hatte? Die Frage war nur: Wogegen lehnte sie sich auf? Aus Prinzip gegenüber jedem, der älter als sie war und damit über ein gewisses Bestimmungsrecht verfügte? Eine andere Erklärung wollte mir partout nicht einfallen - es war also kindlicher Trotz.
    Ich zuckte mit der rechten Schulter und beschloss, diese Tatsache zu ignorieren.


    „Nun, wenn du nicht spielen möchtest, ich schon“, erwiderte ich mit Bestimmtheit. Ballspiele waren aus dem Leben ebenso wenig wegzudenken wie Sklaven, das Alter spielte dabei keine Rolle. Vermutlich war Helena zu lange in Hispania gewesen und hatte den römischen Alltag vergessen.


    „Diese Stelle wird also definitiv zu einer Spielwiese umfunktioniert werden“, betonte ich nochmals, machte eine hoheitsvolle Geste mit der rechten Hand, die den mit Gartengeräten ausgestatteten Sklaven ihren ersten Einsatzort anwies, und setzte mich in Bewegung.


    „Aintzane, du betrachtest jeden der ausgegrabenen Büsche und prüfst seine Verwendung für dekorative Zwecke an einer anderen Stelle im Garten. Notfalls kann man sie ja auch in Form schneiden.“ Ich blieb grübelnd stehen, weil mir eingefiel, dass wir derzeit nur die Frühjahrserscheinung der Pflanzen beurteilen konnten. „Kennst du dich eigentlich mit nordischen Gewächsen aus?“, fragte ich meine Sklavin. „Ich wüsste gerne, wie die jeweilige Herbstbelaubung aussieht, denn ich habe gehört, dass in diesen Gegenden die Blätter wundersame Färbungen annehmen können.“


    Während Aintzane offenbar nachdachte, wandte ich mich wieder Helena zu.


    „Also Beete finde ich langweilig, Helena. Mir gefallen sich schlängelnde Rabattränder, die mit allerlei Bodendeckern, Blumen und Kleinstgewächsen bepflanzt sind, wesentlich besser. Ich möchte ein scheinbar natürliches Bild in diesem Garten erreichen, keine geraden Linien, keine gleich bleibenden Beettiefen, keine Ebenerdigkeit, sondern Wälle und andeutungsweise Miniaturtäler, keine übersichtliche, sondern eher eine verschlungene Anlage. Der Garten soll kein Labyrinth werden, aber auf keinen Fall eine langweilige und überschaubare ebene Fläche. Verstehst du?“


    Schließlich kam mir die Bemerkung wegen der Gewächssorten wieder in den Sinn.


    „Aintzane, weißt du, was in diesen kühlen Gegenden gedeiht? Wir brauchen Grün- und Blühpflanzen, die sich über den Frühling, den Sommer und den Herbst hinweg in ihrer Blüte abwechseln.“

  • Egal ob Deandra das geplant hatte oder nicht, sie nahm Helena mit den nächsten Worten ordentlich den Wind aus den Segeln. Sie hatte überhaupt nicht darüber nachgedacht, dass auch Deandra vorhaben könnte den Spielplatz zu nutzen. Zu ihrer Vertreidigung wäre vielleicht zu sagen, dass Deandra sich selbst bei diesem Vorschlag auch mit keinem Wort erwähnt hatte. Natürlich hatte Helena früher auch Freude an Ballspielen gehabt. Doch während ihrer Zeit in Spanien hatte sie dafür kaum Zeit gehabt und sich irgendwann einfach für andere Dinge interessiert. Mittlerweile kam ihr das Herumtoben auf einem Spielplatz kindisch vor. Aber möglicherweise würde sich das wieder ändern, wenn sie sah, wieviel Spaß Deandra hatte. Helena räusperte sich kurz und nickte dann.


    "Gut, also entsteht dort ein Spielplatz. Vielleicht kannst du mir die bekanntesten Ballspiele noch einmal zeigen. Ich befürchte, ich habe in Spanien das meiste verlernt."


    Das war zwar etwas ganz anderes als sie kurz zuvor noch von sich gegeben hatte, aber Helena hoffte, dass Deandra in diesen Worten soetwas wie eine Entschuldigung für ihre harschen Worte heraushören würde. In ihrem Alter war es nunmal nicht leicht sich zu beherrschen, auch wenn Helena sich wirklich bemühte. Deandra war mittlerweile ein Stück weiter gegangen um mit Aintzane zu reden. Helena folgte ihr schweigend und ließ dabei ihre Blicke weiterhin durch den Garten schweifen. Währenddessen lauschte sie dem Gespräch und nickte kurz anerkennend. Sie musste zugeben, dass Deandra sich scheinbar sehr gut mit den unterschiedlichesten Pflanzen auskannte. Wesentlich besser als sie selbst, auch wenn diese Erkenntnis sie ein wenig wurmte. Als Deandra sich ihr wieder zuwandte blieb Helena stehen und legte den Kopf leicht schief. Schließlich nickte sie lächelnd.


    "Ich denke, ich kann mir ungefähr vorstellen was du meinst, auch wenn ich jetzt kein konkretes Bild vor Augen habe. Der Garten meiner Tante war so wie du es nennst, langweilig. Zumindest von der Gestaltung her. Das hat mich aber nicht sonderlich interessiert, denn die schönen Blumen haben darüber hinweggetäuscht. Aber ich bin mir sicher, dass das was du dir denkst wunderbar aussehen wird."


    Sie wusste selbst nicht so genau warum sie auf einmal so freundlich war. Vielleicht hatte sie einfach keine Lust sich zu streiten, oder aber die ganze Sache machte ihr doch mehr Spaß als sie zugeben wollte. Obwohl sie dabei mit Deandra zusammen war. Sie trat ein Stück vor und warf einen Blick zurück auf den Pavillion. Das Gebäude an sich war sehr schön, aber es fehlte etwas Dekoration. Erneut hatte sie eine Idee, aber sie fragte sich, ob Deandra die auch wieder ablehnen würde. Auf einen Versuch musste sie es wohl ankommen lassen. Bevor sie Deandra allerdings danach fragen konnte hatte die sich schon wieder an Aintzane gewandt. Helena wartete einen Moment und mischte sich dann ein.


    "Vielleicht sollten wir auch Camryn fragen. Sie kennt sich damit sicher aus. Und ich hab da möglicherweise noch eine Idee. Was hälst du davon, wenn wir an dem Pabillion rankende Rosen pflanzen. Es wird eine Weile dauern, aber wenn sie erstmal eine bestimmte Höhe erreicht haben sieht es bestimmt toll aus. Und Rosen müssten hier ja auch wachsen."

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  • Den Humor hatte Cousine Helena jedenfalls nicht in Spanien verlernt.


    „Das war ein gelungener Scherz, Ballspiele in Hispania verlernt zu haben“, erwiderte ich und lachte einmal auf, bevor ich die letzten Einzelheiten mit Aintzane besprach.


    Anschließend folgte ich Helenas Schilderungen, den Garten der Tante betreffend. Ich zuckte mit einer Schulter, als ich antwortete.
    „Ja, die Geschmäcker sind vielleicht auch verschieden. Außerdem gehört die Tante ja einer anderen Generation an.“
    Geschmack änderte sich manchmal - bei einem schneller, beim nächsten langsamer und bei manchem gar nicht. Ich hatte diese Tatsache schon des Öfteren festgestellt. Bei Helenas nächstem Vorschlag hob ich allerdings abwehrend die Hände.


    „Nein, Camryn auf keinen Fall.“ Von dieser Sklavin hatte ich vermutlich bis an mein Lebensende genug. „Aber deine Idee mit den Rankpflanzen finde ich gut. Es ist gar nicht so lange her, da habe ich einmal einen ganz besonderen garten besucht und bin in einen mit vorwiegend Grünpflanzen bewachsenen Pavillon getreten. Es war, als sei man dort in einer anderen Welt. Sehr schön“, fügte ich versonnen an, ließ einige Augenblicke verstreichen, ohne es zu merken, war dann aber wieder bei der Sache.

  • Helena wartete schweigend bis Deandra mit ihrer Sklavin die letzten Details besprochen hatte. Ihre Gedanken wanderten unweigerlich zurück zu ihrer Tante nach Spanien. Obwohl sie die ältere Dame und ihre strengen Erziehungsmethoden gehasst hatte, musste sie nun zugeben, dass sie sie vermisste. Zumindest ein klein wenig. Das lag aber wahrscheinlich eher daran, dass sie hier kaum jemanden kannte. Marcus hatte kaum Zeit, Deandra und sie waren noch nicht wirklich miteinander warm geworden und die Sklaven waren wenn überhaupt nur für ein kurzes Gespräch gut. Helene verdrängte diese unschönen Gedanken mit der Vorstellung von blühenden Blumen, die spätestens im kommenden Frühjahr den Garten in ein kleines Paradies umwandeln würden. Als Deandra wieder zu ihr sprach bildete sich ein kleines Lächeln auf ihren Lippen.


    "Schön, dass dir der Vorschlag gefällt. Wenn du nichts dagegen hast würde ich mich gerne darum kümmern."


    Helena bemerkte wie Deandras Augen einen Moment träumerisch wurden. Diesen Moment nutze sie um über ihre Worte über Camryn nachzudenken. Scheinbar konnte Deandra die Sklavin wirklich nicht leiden. Helena gingen Marcus Worte über den Grund dieser Abneigung durch den Kopf. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Deandra sich durch die Sklavin wirklich bedroht fühlte. Dafür war sie viel zu selbstbewusst. Wahrscheinlich behagte ihr die Vorstellung nicht, Marcus möglicherweise teilen zu müssen. Helena hätte sie in dieser Hinsicht beruhigen können, aber sie hielt sich zurück. Deandra würde es sicher nicht toll finden wenn sie erfuhr, dass Marcus mit seiner Cousine über das Ganze gesprochen hatte. Als sie bemerkte, dass Deandra wieder bei der Sache war sprach sie weiter.


    "Wann möchtest du eigentlich anfangen? Ich denke es wird ein wenig dauern bis alle Pflanzen hier ankommen."

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  • Helena schien sich zu freuen. Es war das erste Mal, dass ich sie unbeschwert, offen und auf eine aufrichtige Art freundlich erlebte. Nachdenklich betrachtete ich ihr Gesicht und fragte mich, woran die bislang erlebte steife Zurückhaltung gelegen haben mochte, die manchmal fast wie Abneigung auf mich wirkt hatte. Ich nickte, noch immer in Gedanken gefangen.


    „Ja…warum nicht?“, erwiderte ich zerstreut, wandte mich dann jedoch wieder den Sklaven zu, die für die groben Arbeiten zuständig waren. Ich wies sie dahingehend ein, dass sie für längere Zeit selbstständig arbeiten konnten. Einige waren abgestellt, einen verwilderten Strauchabschnitt zu roden und den Boden anschließend umzugraben. Ich beabsichtigte dort eine lange Rabatte anzulegen. Andere sollten die störenden Bäume an der Sonnenseite fällen.


    „Ich möchte nicht, dass jemand zu Schaden kommt, ein Grenzzaun beschädigt wird oder sonst was passiert“, ordnete ich in der Hoffung an, dass meine Worte auf fruchtbaren Boden fielen.


    Geraume Zeit beobachtete ich das Tun der Sklaven, bevor ich mich wieder meiner ehemaligen Cousine zuwandte.


    „Helena?“ Ich schaute sie erneut nachdenklich an. „Du bist nicht glücklich, oder?“, fragte ich mit leiser Stimme, die keine Neugier, sondern eine neue Form von Besorgtheit ausdrückte.

  • Helena lächelte als sie die Zustimmung Deandras bekam. Unweigerlcih würde sie sich bei dieser Arbeit die Hände schmutzig machen, aber das war ihr egal. Was Gartenarbeit betraf machte sie da gerne eine Ausnahme, zumal sie dann endlich etwas Sinnvolles zu tun hatte. Natürlich würde sie die schwereren Vorarbeiten einem Sklaven überlassen, aber das Pflanzen der Rosen würde sie selbst übernehmen. Deandra schien zum wiederholten Male an diesem Tag abwesend zu sein. Ihre Gedanken schienen nicht im Garten bleiben zu wollen, auch wenn sie den Sklaven genaue Anweisungen gab wie sie vorgehen sollten. Ob die Männer alles so ausführen würden wie sie es sich wünschte war fraglich. Den meisten Sklaven musste man eine Anweisung mehrmals geben bevor sie sie verstanden.


    Auch danach schwieg Deandra weiterhin und beobachtete die Sklaven bei ihrer Arbeit. Helena war kurz davor sich zu verabschieden, da sie das Gefühl bekam Deandra zu stören. Doch dann stellte sie eine Frage, mit der Helena absolut nicht gerechnet hatte. Dementsprechen blinzelte sie ein paar Mal verwirrt, während sie über diese Frage nachdachte. Was sie glücklich? Sie selbst hatte sich diese Frage noch nie gestellt. Es war nicht ihre Entscheidung gewesen hier her zu kommen, aber sie hatte auch nichts dagegen tun können. Und dann war da auch noch Marcus, für den sie Gefühle hegte, die nicht da sein durften. Aber davon würde sie Deandra nichts erzählen, denn dann wäre der Frieden zwischen den beiden Frauen unweigerlich verloren.


    "Glücklich...wann ist man denn wirklich glücklich? Ich hatte mich darauf gefreut nach Hause zu kommen, doch als ich in Mantua ankam, war so gut wie niemand von meiner Familie anwesend. Nur Marcus war da und er wusste noch nicht einmal, dass ich nach Hause zurückkehre. Ein freudiges Willkommen stell ich mir eigentlich ein wenig anders vor." Helena seufzte und machte dann eine weitausholende Geste, die nicht nur den Garten, sondern ganz Germanien einzuschließen schien. "Zudem teilte Marcus mir noch am gleichen Abend mit, dass wir nicht in Mantua bleiben würden. Du kannst dir sicher vorstellen, dass ich nicht begeistert war ihn nach Germanien begleiten zu müssen. Ich war vier Jahre in Spanien und hatte mich auf meine Heimat gefreut. Aber naja, einer wohlerzogenen Frau steht es nicht zu sich zu beschweren, nicht wahr? Da ist das persönliche Glück erstmal unwichtig."


    Nein, glücklich war sie im Moment wirklich nicht. Sie wusste aber, dass der Aufenthalt in Germanien nicht von Dauer sein würde und deswegen würde sie sich nicht bei Marcus beschweren. Zudem passte das nicht zu dem Bild, das sie ihm vermitteln wollte. Noch immer gab es einen kleinen Funken Hoffnung in ihr, dass er irgendwann doch seine Gefühle für die entdecken würde. Auch wenn ihm dafür wahrlich nicht mehr viel Zeit blieb. Helena schüttelte kurz den Kopf und sah dann wieder zu Deandra.


    "Und was ist mit dir? Bist du glücklich?"

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  • Ich wollte Helena nicht unterbrechen, daher wartete ich auf eine Pause, um ihr einen Vorschlag zu machen.
    „Lass uns doch eine kleine Runde durch diesen Wildpark machen, dabei redet es sich leichter.“ Ich fand, persönliche Auskünfte waren für Sklavenohren, und seien diese noch so loyal, weniger geeignet.


    Nachdem wir uns in Bewegung gesetzt hatten, dachte ich über ihre Aussage nach, die so gar nicht nach einem glücklichen Menschen geklungen hatte. Worin aber ihr Kummer bestand, sofern man ihr derzeitiges Unvermögen, Glück zu empfinden, so nennen durfte, offenbarte sich mir nicht. Ich suchte nach einem Hinweis in ihren Worten, fand aber keinen. Weder an einem weniger freudigen Willkommen konnte man meiner Meinung nach derart lange tragen noch an einem Aufenthalt in einem wenig anziehendem Landstrich. Entweder war Helenas Gemüt von Natur aus melancholisch geprägt oder es gab weitere Gründe für ihre etwas gedrückte Stimmung.


    „Helena, Glück entspringt aus uns selbst, es ist einfach die Grundeinstellung, die wir dem Leben gegenüber einnehmen. Jeder hat damit sein Glück in der eigenen Hand, sofern er nicht sterbenskrank ist. Man sollte es nie von einem anderen Menschen abhängig machen und schon gar nicht von irgendwelchen Umständen. Wenn du dich um dein Glück kümmerst, es in deiner Seele pflegst, strahlt es augenblicklich aus dir heraus, andere können das erkennen. Und dann ist es gleich, ob du dich in Germanien, in deiner Heimatstadt oder sonst wo aufhältst. Du wirst dann überall Glück empfinden, einfach weil du dich deines Lebens freust.“


    Ich schaute meine Cousine mit einem Lächeln an und ließ die letzten Worte wirken, denn sie waren die Grundaussage.


    „Und findest du einen Menschen, mit dem du dein ohnehin vorhandenes Glück teilst, dann wirst du erleben, dass es sich sogar noch mehrt“, fügte ich leise an, lächelte weiterhin und nickte ihr aufmunternd zu.


    „Und in Puncto Beschwerden habe ich ebenfalls eine andere Auffassung“, sagte ich munter und schritt sogleich etwas beschleunigter aus. „Ich beklage oder beschwere mich höchst selten, denn ich habe ja stets die Wahl, ob ich mich den Gegebenheiten unterordne oder eben nicht. Eine freie Wahl bedeutet gleichzeitig einen gewissen Grad an Unabhängigkeit, der wiederum ein Glücksgefühl erzeugt. Beschweren hilft ohnehin nicht, Helena, und auch nicht, sich demütig in alles ergeben, aber handeln hilft. Nimm dein Leben in die Hand, bis zu einem gewissen Grad ist es dir gestattet. Das ist mein Geheimnis, wie man in aller Regel sein Glück bewahrt, selbst dann, wenn man unter einer Patria Potestas steht. Freie Meinungsäußerung - im privaten Rahmen versteht sich - schließt Wohlerzogenheit nicht aus.“


    Es musste an Helenas Wesen liegen, dass ich derart ins Schwatzen geraten war, was sonst keineswegs meine Art war. Eine letzte Frage blieb noch zu beantworten.


    „Ja, ich bin glücklich, doppelt sozusagen. Für einen Teil meines Glücks sorge ich selbst, ein weiterer kommt automatisch hinzu, wenn dich jemand liebt.“ Ich dachte an Marc und lächelte. Anschließend betrachtete ich während des Schlenderns ihr Gesicht. Helena wirkte alles andere, aber nicht kämpferisch auf mich. Sicherlich würde sie auch eine sehr ergebene Ehefrau werden, und natürlich war ich gespannt, wer einmal ihr Herz erobern würde.

  • Der Vorschlag einen kleinen Spaziergang zu machen überraschte Helena ein wenig, denn sie hatte eher vermutet, dass Deandra die Sklaven weiter im Auge behalten wollte. Trotzdem nickte Helena kurz um ihre Zustimmung zu zeigen und folgt ihr dann zum Wildpark. Deandra schien eine Weile über ihre Worte nachdenken zu müssen und auch Helena schwieg, denn dieses Thema behagte ihr nicht sehr. Es befand sich viel zu nahe an Marcus und das war in der Gegenwart seiner Verlobten gefährlich. Sie durfte sich auf keinen Fall verplappern, aber einen Rückzieher konnte sie jetzt auch nicht mehr machen. Das wäre noch viel auffälliger gewesen. Da Helena ein wenig nervös war zupfte sie an dem Saum ihres Umhanges herum. Schnell jedoch schloß sie ihre Hand zu einer Faust und presste sie gegen ihre Seite. Wenn sie so weiter machte, dann brauchte sie überhaupt nichts mehr zu sagen um Deandra mißtrauisch zu machen.


    Als ihre Begleiterin wieder zu sprechen begann wandte Helena sich ihr zu und lächelte leicht. Ihre Worte klangen ein wenig hochtrabend, aber sie wurden mit so einer Überzeugung rübergebracht, dass Helena nachdenklich wurde. War sie wirklich selbst für ihr Glück verantwortlich? Wie konnte man im Inneren glücklich sein, wenn die äußeren Anzeichen vollkommen dagegen sprachen? Das hieße doch, dass man in einer Traumwelt lebte. Trotzdem verstand Helena zumindest ungefähr was Deandra ihr sagen wollte. Es hatte keinen Sinn nur zu klagen. Man musste selbst etwas tun, um das Schicksal wenigstens zu beeinflußen, wenn man es schon nicht ändern konnte.


    "Vielleicht hast du sogar Recht. Trotzdem muss man erstmal etwas finden was einen glücklich macht um es im Inneren Pflegen zu können."


    Die Tiefsinnigkeit dieses Gesprächs überraschte Helena. Eigentlich hatte sie vermutete, dass Deandra eine der Letzten sein wüde, mit der sie so sprechen würde. Ohne sie wirklich zu kennen hatte sie beschloßen, dass sie Deandra nicht leiden konnte. Allein aus dem Grund, da sie Marcus' Verlobte war und ihn somit für sie unerreichbar machte. Jetzt jedoch stellte sie fest, dass man sich mit ihr gut unterhalten konnte. Die Bemerkung über jemanden, mit dem man sein Glück teilen konnte bschloß Helena einfach zu überhören. So wollte nicht an Marcus denken, was allerdings durch die Anwesenheit Deandras nicht gerade einfach war. Viel interessanter waren da doch ihre Worte über Beschwerden. Sie konnte sich sehr gut vorstellen, dass Deandra ihrem Unmut Luft machte wenn es nötig war. Oder eben einer Sklavin auf die Nase schlug wenn ihr danach war. Helena schmunzelte leicht bei diesem Gedanken, wurde dann aber wieder ernst.


    "Ist es nicht schon eine Beschwerde sich einer Gegenbenheit nicht unterzuordnen? Man erwartet doch von uns Frauen das wir uns fügen, egal was wir dabei denken oder fühlen. Zumindest ist mir das in den letzten vier Jahren so begebracht worden. Aber dazu kann ich nicht viel sagen. Bei meiner Tante zog freie Meinungsäußerung meistens Bestrafung nach sich. Irgendwann lernt man einfach sich zurück zu halten und es einfach hinzunehmen. Vielleicht wird sich das mit der Zeit wieder ändern."


    Ein leichter Windstoß fuhr durch Helenas Haare und trieb ihr ein paar Strähnen ins Gesicht. Sie hob eine Hand und schob sie wieder hinter das Ohr zurück, während ihr Blick an einer großen Tanne hing. Wieviele solcher Gespräche hatte dieser Baum wohl schon gehört? Bei seiner Größe musste er etliche Jahre alt sein. Plötzlich fröstelte Helena, was zu einem Teil auch an Deandras Antwort auf ihre Frage lag. Natürlich war sie glücklich! Immerhin hatte sie Marcus. Ein leises Seufzen drang über Helenas Lippen und sie wandte den Blick ab, damit Deandra das Flackern in ihren Augen nicht sehen konnte.


    "Auch dazu kann ich nichts sagen. Bis zum heutigen Tag hat mich noch niemand geliebt und das wird in nächster Zeit wohl auch nicht passieren."

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  • Der Eindruck, in Helena noch ein halbes Kind vor mir zu haben, wandelte sich während der letzten Minuten. Ihre Ansichten waren nicht uninteressant, zumindest beschäftigten sie mich. Zwar waren wir nicht einer Meinung, aber es kam zum Meinungsaustausch, und darauf kam es an. Ich lauschte ihrer Erwiderung und schnippte dabei im Laufen ein Steinchen davon, das einen Doppelschritt weit rollte, bis es erneut liegen blieb.


    „Du meinst, du musst erst etwas finden, um glücklich sein zu können? Meinst du damit eine Freizeitbeschäftigung, eine Lebensaufgabe, einen Liebsten?“ Während ich sprach, blickte ich weiter zu Boden, konzentrierte mich somit ganz auf das Gespräch. Mir war nicht klar, was Helena meinte. Ob sie überhaupt etwas Spezielles meinte. „Wenn dem so wäre, müsstest du ja bis zu jenem Augenblick des Fundes permanent etwas vermissen. Meinst du das so?“ Ein seitlicher Blick versuchte in Helenas Gesicht zu lesen, noch bevor die Antwort kam. Vielleicht hatte sie mich ja auch nicht richtig verstanden, daher reichte ich noch eine Erklärung nach. „Du hast doch dich, Helena. Du hast ein Leben, das noch vor dir liegt. Warte nicht ab, nimm es in die Hand. Schon alleine, wenn du etwas von dir Geplantes umsetzen kannst, glaub mir, dann wirst du etwas wie Glück empfinden.“


    Ich gestand mir ein, dass ich auf gewisse Weise ratlos war, denn das Gefühl, Helena könnte bedrückt sein, wollte nicht weichen. In Ermangelung einer Erklärung schob ich diese Tatsache noch immer auf ihr Wesen. Möglicherweise hatte sie aber auch nur eine falsche Einstellung zu Leben, eventuell war daran die Tante Schuld. Ich schmunzelte bei dem Gedanken, einmal den Versuch zu starten, Helena umzukrempeln.


    „Auf keinen Fall ist es eine Beschwerde, sich einer Gegebenheit nicht unterzuordnen, wenn, Helena, und darauf kommt es an, wenn man handelt. Beschweren hat etwas mit Abwarten, mit Passivität, mit Reden oder besser Nörgeln zu tun. Wenn du aber nichts sagst, sondern handelst, dann bist du aktiv, dann bist du nicht ausgeliefert und niemand kann behaupten, du hättest dich beschwert. Schau, nehmen wir an, du triffst in deinem Leben auf ein Hindernis. Jetzt kannst du dich hinstellen und im Stillen jammern oder dich lautstark beschweren, aber beides hilft dir im Grunde nicht. Du fühlst dich nicht besser und das Hindernis steht dir weiter im Weg. Deswegen handele doch einfach, ohne etwas zu sagen, du hast sogar zwei Wege: Entweder du drehst dich um und schlägst einen neuen Weg ein oder du umgehst das Hindernis. In beiden Fällen bist du aktiv, dein eigener Herr, du hast dich nicht untergeordnet. Weißt du, wie ich es meine?“


    Ich hatte vor lauter reden nicht auf den Weg geachtet und sah mich plötzlich der Grundstücksgrenze gegenüber. Mein Schritt stoppte.


    „Tja, hier haben wir schon mal ein Hindernis, aber um derlei Barrieren geht es mir eigentlich nicht. Komm, lass uns zurückgehen.“

  • "Nun, man kann ja nicht etwas vermissen was man nicht kennt, nicht wahr?"


    Helena lächelte leicht, auch wenn ihr nicht danach war. Sie hatte nicht gelogen. Bis jetzt wusste sie nicht was es für ein Gefühl war geliebt zu werden. Da Deandra allerdings so gestrahlt hatte als sie Marcus erwähnte, musste es ein sehr schönes Gefühl sein. Sie sollte also ihr Leben selbst in die Hand nehmen. Wenn überhaupt war das nur in einem kleinen Rahmen möglich. Vielleicht im Rahmen der Familie, obwohl ihr auch da nicht viele Möglichkeiten offen standen. Allerdings hatte Deandra Recht. So wie es im Moment lief konnte es nicht weitergehen. Die Gestaltung des Gartens war ein kleiner Anfang, aber sie würde sich etwas suchen woran sie Spaß hatte und wo sie sinnvoll ihre Zeit für einsetzten konnte.


    Helena wiegte ihren Kopf leicht nachdenklich hin und her und kickte dabei einen kleinen Stein zur Seite. Während sie seiner Bahn mit den Augen folgte lauschte sie Deandra weiterhin. Glücklicherweise konnte sie ihr Gesicht nur von der Seite sehen und bekam deswegen hoffentlich nicht mir, wie sich Helenas Augen bei ihren Worten weiteten. Hindernis? Du bist das Hindernis, Deandra! Helena presste ihre Lippen zusammen und schloß kurz die Augen um einen klaren Kopf zu behalten. In ihrem Inneren tobte es, doch sie versuchte einen möglichst neutralen Gesichtsausdruck zu behalten. Wenn Deandra wüsste was gerade in ihr vorging...darüber wollte sie lieber nicht nachdenken.


    "Ja, ich verstehe was du meinst. Wobei aber die Entscheidung, ob man einen anderen Weg geht oder ob man das Hindernis umrundet die schwierigste Entscheidung bei der ganzen Sache ist. Man kann so viel falsch machen..."


    Was würde wohl geschehen, wenn sie Marcus ihre Gefühle offenbarte und offensichtlich anfing um ihn zu kämpfen? Da war es doch einfacher ihn zu vergessen, zumal sie mittlerweile wusste, dass ihre Chancen gegen Null gingen. Also der andere Weg. Wieder etwas was für eine Beschäftigung in ihrem Leben sprach. So musste sie wenigstens nicht mehr ständig daran denken. Auch Helena stoppte als sie die Begrenzung erreichten. Während sie sich umdrehte um den Weg zurück zu gehen beschloß sie ein anderes Thema anzuschneiden, um ihres eigenen Seelenfriedens.


    "Sag mal, was ist eigentlich zwischen dir und Camryn vorgefallen?"


    Zwar wusste sie das schon von Marcus, aber sie wollte es aus Deandras Mund hören. Die Frage war natürlich, ob sie ihr davon erzählen würde. Sie standen sich für so ein Gespräch eigentlich nicht nahe genug. Trotzdem würde Helena gerne Deandras Seite der Geschichte hören. Vielleicht schätze Marcus sie ja vollkommen falsch ein.

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    Einmal editiert, zuletzt von Aurelia Helena ()

  • Zitat

    Original von Aurelia Helena
    "Ja, ich verstehe was du meinst. Wobei aber die Entscheidung, ob man einen anderen Weg geht oder ob man das Hindernis umrundet die schwierigste Entscheidung bei der ganzen Sache ist. Man kann so viel falsch machen..."


    Ich nickte zu Helenas Worten, sie hatte auf jeden Fall Recht. Für mich war auch immer die Zeitspanne, in der ich nach der für mich richtigen Entscheidung suchte, die quälendste. Hatte ich jedoch einmal einen Entschluss gefasst, dann gab es ein Ziel, auf das ich mit voller Kraft zusteuern konnte. Nur der Nachsatz traf nicht meine Zustimmung.


    „Bei mir geht es nie darum, ob ich Fehler machen könnte oder nicht. Ich entscheide stets danach, mit welcher Variante es mir am besten gehen würde. Diese Freiheit nehme ich mir heraus, damit geht es mir gut und dadurch entsteht mein Glücksgefühl. Weißt du, wie ich es meine?“


    Ein fragender Blick mit seitlich geneigtem Kopf traf Helena, die offensichtlich sehr schüchtern war, denn sie mied in aller Regel den Blickkontakt. Die Grundstücksabgrenzung war erreicht und wir beschlossen, denselben Weg zurückzugehen.

    Diesmal schnitt Helena ein neues Thema an – eines, mit dem ich nie im Leben gerechnet hätte, das mich unvorbereitet traf, das nicht nur einen krasses Themenwechsel darstellte, sondern zugleich von einem Inhalt war, der sich im Grunde gar nicht als Gesprächsstoff unter Herrinnen eignete. Sklaven waren es nicht wert, thematisiert zu werden. Aber Helena hatte nicht einfach eine Sklavin angesprochen, sondern Camryn. Ich war derart verdutzt, dass ich mich zwingen musste, relativ unberührt zu erscheinen. Die Gedanken flogen im Kopf durcheinander und ich brauchte geraume Zeit, bis ich zu einer einigermaßen akzeptablen Antwort fähig war.


    „Ähm, ja. Das ist wohl ein weniger rühmliches Kapitel in meiner Geschichte“, begann ich schließlich zögernd. „Ich hatte für einen Moment die Kontrolle über mich verloren, aber wenn ich ehrlich bin … Es tut mir nicht einmal im Nachhinein leid.“


    Nicht nur meine Stimme, auch mein Gesicht nahm einen überzeugten Ausdruck an.


    „Tja, was ist vorgefallen? Auf meine Frage, von wem das Kind der auf der Herfahrt gebärenden Sklavin sei, antwortete mir Camryn, dass es vermutlich von Marcus sei. Ich hab mich derart über diese Bemerkung geärgert, dass ich ausgeholt habe. Naja, in dem Fausthieb lag meine ganze Wut über die üble Nachrede, die sie angestellt hat. Ich weiß, dass Marcus Camryn früher benutzt hatte, aber das bedeutet ja nicht, dass er durch alle Sklavenbetten gezogen ist.“


    Während ich berichtete, verschlechterte sich meine Stimmung, weil ich diese Sklavin seit dieser Aktion bis auf den heutigen Tag nicht mehr leiden mochte.


    „Weißt du, Helena, es sind zwar nur Sklaven, und trotzdem … Wenn du eines Tages auch einmal einen Mann lieben solltest und ihn begehrst, wirst du mich vielleicht verstehen. Du weißt dann zwar, dass er ein Vorleben gehabt hat, aber du möchtest davon am liebsten nichts hören, weil du einfach mit nichts und niemanden mehr teilen willst. Jeder Digitus seines Körpers ist dann heiliges Gebiet, also zumindest empfinde ich das so“, räumte ich einschränkend ein. Möglicherweise waren in diesem Punkt die Menschen nicht gleich. Es machte auch keinen Sinn, Helena diesbezüglich zu befragen, denn sie hatte ja erst vorhin erwähnt, dass sie noch niemals von jemandem geliebt wurde. Nun gut, andererseits bedeutet das nicht zwangsläufig, dass sie das Gefühl der Liebe bisher nicht kannte.
    Mein Lächeln zeige an, dass mit den Gedanken an Marc die schlechte Stimmung wieder verflogen war.


    „Ich weiß, dass er jetzt treu ist. Ich setze das einfach voraus, obwohl wir nie darüber gesprochen haben, aber ich höre es nicht gerne, wenn ihm ein ausschweifendes Vorleben nachgesagt wird. Und ich höre es vor allem dann nicht gerne, wenn die Person es mir deswegen mit voller Absicht sagt, um mich damit zu verletzen. Ich hätte den Erfolg ihrer Attacke nicht offen zeigen sollen, damit habe ich ihr noch einen Gefallen getan, ich weiß. Aber den Fausthieb bereue ich trotzdem nicht.“


    Der letzte Satz verließ zusammen mit einer Spur Trotz meinen Mund

  • Entgegen ihrer Vermutung antwortete Deandra auf die Frage nach Camryn. Wahrscheinlich ging es ihr dabei aber einfach nur genauso wie Helena: Sie war froh sich endlich mal mit einer zumindest einigermaßen Gleichgesinnten zu unterhalten, auch wenn man sich noch nicht wirklich gut kannte. Zumindest aber schien ihre Frage Deandra auf dem falschen Fuß zu erwischen. Sie brauchte eine Weile bis sie antwortete und sie meinte ein kurzes, verwirrtes Blitzen in ihren Augen gesehen zu haben. Doch da war Helena sich nicht sicher. Das was Deandra schließlich sagte verfolgte Helena mit großem Interesse. Bei der Bemerkung, dass es ihr nicht Leid tat schmunzelte Helena und nickte leicht. Das hatte sie auch nicht erwartete. Zudem konnte sie Deandra verstehen, nachdem sie nun hörte was Camryn sich geleistet hatte. Natürlich hatte das Deandra wütend gemacht, doch Helena fand, das sie sich trotzdem hätte beherrschen müssen. Aber so wie es aussah hatte sie das mittlerweile selbst eingesehen.


    "Nun ja, verletzte Gefühle können einen Menschen schon einmal dazu bringen Dinge zu tun oder zu sagen, die sie hinterher bereuen. Ich will Camryn auf keinen Fall in Schutz nehmen, aber ich glaube, dass sie mehr für Marcus empfindet, als sie dürfte." Helena musterte nachdenklich einen braunen Vogel, der in der Nähe im Rasen herumpickte. "Sie wird dir nie gefährlich werden, aber ich denke das weißt du. Trotzdem ist es sicher nicht einfach mit der Frau unter einem Dach zu leben, die mit Marcus das Bett geteilt hat. Ich kann deinen Gefühlsausbruch verstehen. Vielleicht hätte ich sogar so ähnlich gehandelt. Feuriges Temperament lässt sich manchmal nur schwer zügeln."


    Innerlich schüttelte sie den Kopf über dieses Gespräch. Marcus war treu, ja davon war sie auch überzeugt. Und trotzdem hoffte sie ein wenig, dass es doch anders war. Er hatte ihr selbst erzählt, dass er früher ein sehr ausschweifendes Leben geführt hatte. Konnte man das einfach von jetzt auf gleich beenden? Marcus hatte sich verändert, zumindest hatte er ihr das so erzählt, aber hieß eine Veränderung auch, dass man auf Spaß verzichtete? Da sie zu lange weg gewesen war um das zu beurteilen hatte es eigentlich keinen Sinn sich darüber Gedanken zu machen. Sie musste die Situation so nehmen wie sie war und versuchen damit so gut wie möglich umzugehen.


    "Ich glaube unser lieber Marcus weiß überhaupt nicht, wie er auf die Frauen in seiner Umgebung wirkt. Was das betrifft scheint er fast ein wenig naiv zu sein."


    Helena wandte sich wieder an Deandra und zwinkerte ihr schelmisch zu. Zum einen um ihr zu zeigen, dass ihre Worte eher ein Scherz waren, zum anderen um davon abzulenken, dass sie ebenfalls eine dieser Frauen war.

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  • Offensichtlich hatte sich Helena Gedanken um Camryns Gefühle gemacht. Das war so ungewöhnlich, fast unglaublich, dass ich zunächst dieses Thema übersprang und auf ihre letzte Bemerkung einging.


    „Um ehrlich zu sein, weiß ich auch nicht, wie Marcus auf die Frauen seiner Umgebung wirkt“, erwiderte ich schmunzelnd. Helena wirkte inzwischen lockerer oder vergnügter. Zumindest fasste ich ihr Zwinkern, das ich während eines Seitenblicks wahrnahm, in diesem Sinne auf. „Ich habe mir nie darüber Gedanken gemacht. Wie wirkt er denn?“


    Während ich durchaus gespannt auf die Antwort wartete, gingen mir wieder Helenas Worte über Camryn durch den Kopf. Ich blieb schließlich stehen und blickte meine ehemalige Cousine an.


    „Ähm, Helena“, begann ich, und setzte mich doch wieder in Bewegung, weil so das Reden leichter fiel. „Die Gefühle einer Sklavin interessieren mich absolut nicht. Und du denkst doch nicht etwa im Ernst, ich könnte wegen Camryn beunruhigt sein?“ Wieder musste ich Helena forschend anblicken, weil unser Thema zu absurd war, um es überhaupt zu besprechen, und doch taten wir es im Augenblick. Der nächste Satz verblüffte mich jedoch noch mehr, sodass ich erneut stehen blieb. Ich strich mir über die Stirn, als wenn ich Kopfschmerzen hätte, dabei suchte ich nur nach den passenden Worten.


    „Es wäre sicher nicht leicht, mit der Frau unter einem Dach zu leben, mit der Marcus das Bett vor mir geteilt hat, ja. Wobei … Helena, ich weiß, was ich wert bin, vermutlich würde mich nicht einmal eine solche Wohnsituation stören. Was jedoch Camryn betrifft, sie kann weder als Frau gesehen werden noch hat Marcus mit ihr das Bett geteilt. Er hat sie in seinen Dienst gestellt, das ist alles. Diese Tatsache stört mich nicht unbedingt, es war schließlich vor meiner Zeit …“


    Ich schwieg für kurze Zeit, mein Blick war auf den Boden gerichtet. Nein, Camryn war tatsächlich nicht das Problem, auch nicht der Gedanke, dass es mehrere Camryns gegeben haben könnte, und ebenso wenig die Tatsache, dass die Sklavin in böser Absicht gehandelt hatte, als sie auf der Herfahrt diese Unterstellung mir gegenüber geäußert hatte. Jetzt, tatsächlich erst jetzt, erkannte ich den wahren Grund meiner Verärgerung und der daraus resultierenden Entgleisung.


    Ich hob den Kopf und fragte mich, ob Helena bereits alt genug war, sodass ich auch über dieses Thema mit ihr sprechen konnte.


    „Du warst noch nie verliebt, oder?“ Ich wollte mich vorsichtig vortasten.
    Obwohl die im Garten arbeitenden Sklaven bereits in Hörweite waren, blendete ich diesen Teil der Umgebung aus. Mein Blick war auf Helena gerichtet.

  • Wann war Helena eigentlich das letzte Mal im Tempel gewesen? Sicher, sie betete viel, aber eben nur zu Hause. In Spanien? Ja, daran konnte sie sich erinnern. Scheinbar war das zu lange her und die Götter zürnten ihr nun. Anders konnte sich Helena nicht erklären, warum Deandra scheinbar so auf dieses heikle Thema beharrte, obwohl sie versucht hatte abzulenken. Sie spürte Deandras Blick auf sich ruhen. Natürlich wartete sie auf eine Antwort. Vielleicht sollte sie ihr einfach die Wahrheit sagen. Aber nein, das konnte sie nicht tun. Zum einen würde es spätestens eine Viertelstunde später Marcus wissen und zum anderen...Deandra hatte gerade so glücklich ausgesehen als sie von Marcus gesprochen hatte. Allem Anschein nach war sie doch nicht so skrupellos wie sie es gerne wäre.


    "Ja, ich war schon einmal verliebt. Unglücklich verliebt, denn er liebte eine Andere. Ich...möchte ungerne darüber sprechen."


    Helena musste sich noch nicht einmal verstellen, um den Eindruck zu vermitteln, dass ihr dieses Thema unangenehm war. Mit Sicherheit hatte Deandra einen guten Grund dafür, warum sie ihr diese Frage gestellt hatte. Aber eigentlich wollte Helena diesen Grund überhaupt nicht erfahren. Ihr Blick wanderte zu den mittlerweile wieder fleißig arbeitenden Sklaven. Vielleicht hielt die Nähe der Arbeiter Deandra davon ab weiter über dieses Thema zu reden? Um erneut abzulenken beschloß Helena, auf Deandras vorherige Frage einzugehen.


    "Und natürlich glaube ich nicht wirklich, dass du dich von einer Sklavin bedroht fühlst. Es tut mir leid, falls ich dich damit beleidigt habe. Das war nicht meine Absicht."


    Bei diesen Worten wandte sie sich wieder an Deandra und schenkte ihr ein unschuldiges Lächeln. Sie hatte es wirklich nicht darauf angelegt Deandra in irgendeiner Art und Weise zu beleidigen. Helena musste zugeben, dass sie von Liebe und den ganzen dazugehörigen Verwicklungen keine Ahnung hatte. Ihr Vater hätte das sicherlich sehr begrüßt. Normalerweise verlagte Helena von ihren Gesprächspartnern, dass sie sie als vollwertig und erwachsen ansahen. Jetzt allerdings wäre es ihr fast lieber gewesen, wenn Deandra sie zu jung für dieses Thema gehalten hätte.

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  • Der Alltag in Mogontiacum war derart unspektakulär, sodass selbst ich bereits dem Laster der Neugierde verfallen war, das ansonsten keineswegs zu meinen Charaktereigenschaften gehörte, aber jetzt dazu diente, Abwechslung in mein Leben zu bringen. Ich hätte zu gerne mehr über Helenas unglückliche Liebe erfahren, verstand auch nicht, warum sie schwieg, denn ich würde denjenigen ja doch nicht kennen. Oder vielleicht doch? War er vielleicht im Reich bekannt? Aus meiner Sicht gab es jedenfalls keinen nachvollziehbaren Grund, nicht wenigstens ganz allgemeine Angaben zu machen. Mich hätte interessiert, wie alt sie damals war; wie lange sie gebraucht hatte, um darüber hinweg zu kommen.
    Helena war und blieb mir ein Rätsel, sie pflegte zwischen uns die Distanz, und ich wusste beim besten Willen nicht, welchen Anlass ich ihr dazu gab. Ich war mir keiner Schuld bewusst, also schob ich die Diskrepanz zwischen uns auf ihre Mentalität. Sehr viel später erst kam eine weitere Deutung für ihr Verhalten hinzu, die vieles im Nachhinein erklärte.


    Derzeit tappte ich aber noch vollkommen im Dunkeln, war unbekümmert, gerade naiv. Der Blick, mit dem ich sie noch immer maß, resultierte einzig aus Neugier, er kannte kein Misstrauen. Nachzubohren wäre aber einerseits nicht höflich gewesen und andererseits auch meiner unwürdig, da sie sich nun einmal verschließen wollte, also wendete ich den Blick nach rechts und lauschte ihren nachfolgenden Worten. Es war unverkennbar, sie lenkte bewusst ab.


    Wäre sie hier, als sie die Möglichkeit dazu hatte, aufrichtig gewesen, vieles wäre anders gekommen. Ihre Schwärmerei hätte mich niemals verunsichert, im Gegenteil: Ich hätte es schätzen können, dass sie um Haltung bemüht war. So belastete aber ihr Schweigen, das ich als Unaufrichtigkeit deutete, unser Verhältnis mehr und mehr. Ich wurde irgendwann argwöhnisch, missdeutete abendliche Besuche in Marcs Zimmer, machte mir eine eigene Wahrheit, die letzten Endes sogar dazu führte, dass ich Marcs Offenheit ihr gegenüber als Entgegenkommen wertete.


    Der weitere Rückweg verlief schweigend, wie der Rest des Tages, so manche Mahlzeit, der überwiegende Teil der kommenden Wochen. Unsere Wege hatten sich an diesem Tag im Garten des aurelischen Anwesens getroffen, waren unbedeutend lange parallel verlaufen, um sich dann doch wieder voneinander zu trennen. Die einzige Gemeinsamkeit, die uns verband, trennte uns voneinander: Marc.

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