Schon bei ihrer Ankunft hatte Helena bemerkt, dass die Villa über einen großen Garten verfügte. Allerdings war er vollkommen anders als das, was sie von Mantua oder Spanien gewohnt war. Irgendwie...wilder. Helena zog den Umhang näher um ihre Schultern und unterdrückte ein Frösteln. Es war nicht unbedingt kalt, aber kühl genug, um ihr eine Gänsehaut auf die Arme zu zaubern. Und es war ruhig. Außer ihr befand sich niemand im Garten. Marcus war wahrscheinlich schon auf dem Weg zu seinem neuen Posten und Deandra schlief vielleicht noch. Helena befand sich nun hinter der Villa und ging langsam auf einen Pavilion zu. Er war leer, aber wenn es wärmer wurde, konnte man dort sicher bequem sitzen.
Sie blieb in der Nähe einiger hoher Bäume stehen. Nadelbäume so wie es aussah, aber wesentlich größer als in ihrer Heimat. Die Natur in Germanien schien generell auf Größe und Maße Wert zu legen. In Itaien, besonders zur Sommerzeit, konnte man froh sein überhaupt einen grünen Fleck zu finden. Die Gärten der Villa überlebten das nur, weil sich die Gärtner liebevoll um jede einzige Blume kümmerten. Hier aber schien es niemals so trocken zu sein, dass die Pflanzen in ihrem Wachstum begrenzt wurden. Helena sah sich noch einen Moment um und ging dann zum Pavillion hinüber. Er bot Platz für sicherlich sechs Leute, vielleicht auch für mehr, aber dann wurde es eng. Ihre Finger strichen sanft über das Holz, dass durch den oft vorkommenden Regen ein wenig aufgequollen war.
Eine kleine Treppe führte in den Pavillion hinein und nachdem Helena ihren Umhang ein wenig gerafft hatte setzte sie sich auf die unterste Stufe. Ihre Wangen fühlten sich kalt an, genauso wie ihre Finger, die nicht durch den Umhang verdeckt wurden. Helena hob eine Falte des schweren wärmenden Stoffes und versteckte ihre Hände darunter. So ragte nur noch ihr Kopf aus dem Umhang heraus, aber es war sehr bequem und vor allem warm. Ihre Gedanken wanderten zum vergangenen Tag zurück und zu dem Gespräch mit Marcus. Sie fragte sich, ob er und Deandra schon miteinander gesprochen hatten und ihre Probleme gelöst hatten. Vielleicht sollte sie ihn darauf ansprechen heute Abend. Immerhin hatte er sie eingeladen.