Ich gab Axilla ein kurzes Handzeichen, dass ich noch nicht passieren würde. Der letzte Satz des Soldaten störte mich.
"Soldaten entschuldigen sich nicht dafür, ihre Pflicht zu tun!" sagte ich streng zu dem Legionarius. "Merke dir das!"
Ich wartete auf eine Antwort.
Phylake tes Basileias – Torwache des Königsviertels
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Ich schaute diese Person, mit hochgezogenen Augenbrauen, von der Seite her an.
Das habe ich auch nur der Höflichkeit wegen gesagt. Wenn du es wünschst, kann ich auch andere Seiten aufziehen. Also belehr mich nicht, wie ich meine Arbeit zu machen habe, ok?
Da wollte man nur höflich sein und bekam gleich wieder etwas an den Kopf geworfen.
Was bildete der sich denn ein?
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"Wie ist dein Name, Legionarius?" fragte ich, allerdings nicht mehr streng, sondern eher neugierig.
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Ein wenig misstrauisch beeugte ich ihn weiter.
Warum fragst du? Willst du das jetzt etwa auf dem Rücken meiner Vorgesetzten austragen?
Fragte ich und begutachtete mein Gegenüber weiter.
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Axilla verfolgte das Gespräch ein wenig ungläubig. Wie konnte jemand, der Philosophie studiert hatte und soviel von Harmonie redete, nur so ein Trampel sein? Entweder er wollte eingesperrt werden, oder die Jahre fernab der Zivilisation – den jedes nicht-römische Land war für Axilla gleichbedeutend mit nicht-zivilisiert – hatten seine Manieren verschwinden lassen. Sie überlegte, ob sie sich einmischen sollte, oder ob sie Marcus das alleine ausbaden lassen wollte und einfach schon mal vorging. Wenn er sich Ärger suchen wollte, wollte sie darin nicht unbedingt verwickelt sein. Sie hatte schon genug andere Probleme. Dass getuschelt würde, sie pflege Umgang mit einem Aufwiegler, musste nicht unbedingt dazukommen.
Aber so ganz hängen lassen wollte sie Marcus nun auch wieder nicht. Dazu war sie doch zu weichherzig. Sie trat also noch einmal kurz neben ihm und raunte ihm so leise wie möglich zu: „Wenn du eingesperrt werden willst, bist du auf dem richtigen Weg.“
Dann wandte sie sich charmant lächelnd noch einmal an den Legionarius. „Verzeih, Legionarius. Mein Begleiter war lange Zeit außerhalb des Imperiums und hat in der Fremde wohl vergessen, wie man sich einem Soldaten gegenüber zu verhalten hat.“
Sie hoffte, damit war es nun gut. Wenn Achilleos weiterhin Ärger suchen wollte, würde sie ihn nicht mehr retten. Sie hoffte, dass er es nun gut sein ließ und mit ihr mitkam. Sie jedenfalls machte sich auf den Weg. -
Während ich auf eine Antwort von ihm wartete, mischte sich die Dame ins Gespräch ein und raunte ihm etwas ins Ohr.
Anschließend wandte sie sich an mich und entschuldigte sich für das Auftreten ihres Begleiters.
Natürlich, sagte ich und nickte ihr zu, ihr braucht euch nicht dafür zu entschuldigen. Nur solltet ihr ihm vielleicht einige Dinge erklären, wie man sich seinem Gegenüber zu verhalten hat.
Sagte ich und lächelte.
Dann wandte ich mich um und ging wieder auf meinen Posten.
Für mich war die Sache damit vergessen.
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"Wage es nie wieder, dich für mich zu entschuldigen!" sagte ich eiskalt zu Axilla, nachdem der Legionarius wieder auf seinen Posten zurückgekehrt war. "Ich wollte dem Mann gerade eine Erklärung geben. Und das werde ich jetzt auch. Und glaube mir dies, ich weiß sehr genau, wie ich mich Soldaten gegenüber zu verhalten habe."
Also drehte ich mich um und ging wieder zu dem Soldaten.
"Ich schulde dir eine Erklärung, Legionarius. Deinen Namen wollte ich nur wissen, weil ich gerne weiß, mit wem ich spreche. Ich sehe ein, dass ich mich im Ton vergriffen habe. Aber folgendes solltest du bedenken: Wenn dich die Leute für nett halten, kann es sein, dass einige der Meinung sind, dass du ungefährlich bist. Und dann könnten ein paar davon versuchen, an dir vorbei zu kommen. Solche Situationen eskalieren dann sehr schnell und es gibt Verwundete und manchmal sogar Tote. Ich spreche da aus Erfahrung. Ich hatte militärische Befehlsgewalt, wenn auch nicht im Imperium. Deshalb mein Hinweis. Ich hätte es aber höflicher sagen können und sollen." -
Was bildete dieser Kerl sich ein? Axilla stand einen Moment nur mit offenem Mund da und schaute ungläubig diesem undankbaren Wesen hinterher. Sie hatte ihn grade durch ein paar Worte vermutlich davor bewahrt, die nächsten drei Tage irgendwo eingesperrt in einer dunklen Zelle zu verbringen, und was war der Dank dafür? Er schnauzte sie an!
Sollte er doch bleiben, wo der Pfeffer wächst! Philosoph, pah! Holzklotz, das traf es eher! Offenbar hatte er nicht nur vergessen, wie er sich einem Legionarius gegenüber zu verhalten hatte, sondern auch, wie er sich gegenüber einer Römerin zu verhalten hatte. Nein, schlimmer noch, er hatte die ganze natürliche Ordnung der Dinge vergessen! Offenbar glaubte er immer noch, er sei in Han und Beamter und Befehlshaber der Stadt. Aber hier in Alexandria war er nichts! Er hatte noch nicht einmal bezahlte Arbeit. Axilla hätte ihm ja gerne geholfen, aber bitte, wer nicht will, der hat schon.
Während Marcus also noch einmal zu dem Legionarius ging, machte sie wütend auf dem Absatz kehrt und ging nach Hause. Sollte er doch selber zuschauen, wo er blieb. Vielleicht ließ ihn der Ianitor ja sogar zu Urgulania. Sie jedenfalls würde sich jetzt keine Gedanken mehr um ihn machen. Wenn er es sich so unbedingt mit jedem verscherzen wollte, sollte er. -
Als ich auf meinen Posten zurückgekehrt war und ein kurzes Gespräch mit dem Tesserarius suchte, kam der Mann erneut auf mich zu und sprach mich an.
Was war denn jetzt noch? Ich dachte die Sache wäre nun erledigt gewesen!
Ich drehte mich zu ihm um und hörte mir kurz, ohne jegliche Regung im Gesicht, seine Ansprache an.
So etwas hatte ich auch noch nicht erlebt!
Jetzt wollte er mir auch noch sagen, wie ich meine Arbeit zu machen hatte.
Danke für deinen Hinweis, sagte ich mit kühler Stimme, allerdings kann ich mich nicht daran erinnern, dass irgendwo geschrieben steht, das ein Soldat von Natur aus unfreundlich sein muss. Wir arbeiten mit der Bevölkerung zusammen und nicht gegen sie! Du glaubst gar nicht, wie viele Situationen du mit viel Geduld und Freundlichkeit friedlich lösen kannst. Natürlich darf man als Soldat nicht das Gefühl erwecken, dass man Angst hat oder schüchtern ist, man muss einfach das richtige Auftreten beherrschen. Und nicht nur als Soldat sollte man diese Regel beherzigen, doch dies scheinst du vergessen zu haben.
Sagte ich und hoffte, es ihm verständlich gemacht zu haben.
Und nun entschuldige mich bitte, ich muss wieder meinen Pflichten nachkommen.
Sagte ich, drehte mich wieder zum Tesserarius um und nahm das Gespräch mit ihm wieder auf.
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Das Schlimme an der Situation war, dass ich eigentlich dachte, dass meine Arroganz nach meiner Zeit in Indien kein Problem mehr für mich war. Offensichtlich war das ein Irrtum. "Dein Stolz und deine Arroganz werden immer wieder aufs Neue zu Leiden führen," hatte mir einer der Mönche in Indien gesagt. "Sie werden dich vernichten. Früher oder später werden sie dich vernichten." Noch schlimmer an der Situation war aber, dass der Soldat recht hatte. Doch am schlimmsten war, dass ich durch seine Worte merkte, wie grausam eigentlich meine Herrschaft über die Stadt in Han gewesen sein musste. Auch wenn ich mich strikt an die Gesetze hielt, so war ich doch ein erbarmungsloser Verfechter der Gesetze. Mildernde Umstände gab es nicht und die Möglichkeit, Gnade vor Recht walten zu lassen, hatte ich nie genutzt.
"Ich bedaure, dich belästigt zu haben, Legionarius," sagte ich ehrlich. "Und ich danke dir für deine Erklärung."
Ich verbeugte mich und sah kurz Axilla hinterher. Das hatte ich ja toll hingekriegt! Zum Domizil der Iunier würde ich wohl besser erstmal nicht mehr gehen. Ich hatte mich höchst unehrenhaft verhalten, also sollte ich diesen Ort meiden. Ich stand einen Moment lang unschlüssig am Eingang der Torwache, dann machte ich mich auf den Weg zurück zum Museion, um meine Gedanken zu ordnen. -
Vibulanus beobachtete die drei aus einiger Entfernung. Er konnte gerade noch so hören was der Mann, anscheinend Marcus Achilleos, sagte. Er kochte vor Wut, als dieser es wagte einen Soldaten des Imperators zu belehren und nur schwer konnte er sich davon abhalten den Mann mit seinem Optiostab niederzuschlagen, doch dann wurde er hellhörig. Ein militärisches Kommando außerhalb des Imperiums? Hatte nicht genau dieser Mann ihm berichtet, dass er in Parthia war und dort einen römischen Gefangenen gesehen hatte? Sofort machte sich Vibulanus eine Notiz auf seiner Wachstafel und eilte davon.
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Aus den Augenwinkeln sag ich gerade noch, wie der Mann sich entschuldigte, eine kleine Verbeugung machte.
Dann eilter er davon.
Meine kleine Ansprache schien doch etwas bei ihm bewirkt zu haben und ich schaute ihm einen Moment lang nach, bevor ich mich wieder meiner Arbeit zuwandt und bemerkte, wie der Optio gerade um eine Ecke bog und verschwand.
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Am nächsten Tag, am frühen Nachmittag, war ich wieder am Tor des Palastbezirks. Ich ging auf die Wache zu.
"Salve. Ich würde gerne zum Domizil der Iunier." Meine Stimme war heiser, weil ich in den letzten 24 Stunden viel zu wenig getrunken hatte, aber immer noch kräftig genug, um verstanden zu werden. -
Ich hatte vor dem Eingang des Museion geduldig gewartet, bis meine Zielperson sich wieder auf dem Weg in Richtung Königsviertel machte.
Dann fiel es mir wieder ein! Hatte er mir hier nicht mal seinen Namen genannt?
................................Marcus Achilleos........, dass wars doch oder?Ich tauchte in der Menge unter und bewegte mich, weiterhin unauffällig, auf die Torwache zu.
Mein Ziel immer noch im Auge, wie ein Adler seine Beute.
Sim-Off: Vibulanus! Würdest du die Torwache spielen?
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>Ach das ist doch der Kerl von Gestern.<
meinte einer der Soldaten am Tor zu seinem Kameraden.
>Nachdem wir dich auf Waffen untersucht haben kannst du durch. Vor Sonnenuntergang solltest du das Viertel wieder verlassen. Jeder der danach allein aufgegriffen wird und kein Bewohner ist kommt erstmal in den Kerker.<
sagte der Legionär und untersuchte Achilleos nach Waffen.
>So du kannst gehen.<
Sim-Off: Falls du dein Schwert dabei hattest, wurde das in Verwahrung genommen. Du kannst es dann beim Verlassen des Viertels wieder abhollen.
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Sim-Off: Nope, kein Schwert dabei.
Ich ließ die Durchsuchung über mich ergehen. Wenigstens wurde ich nicht so durchsucht, wie von der kaiserlichen Wache in Luoyang. Das war damals schon fast demütigend. Dagegen war das hier schon beinahe angenehm.
Ich nickte, dass ich alles verstanden hatte und ging zum Domus Iunia.
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Aus dem Schatten hinter dem Torhäuschen tratt Saltius Gracchus hervor und ging direkt auf den Leiter der Torwache zu.
>Der Bettler da kann unkontrolliert durch.<
sagte er sehr leise. Der Soldat verstand sofort, was vorsich ging, denn er kannte Gracchus und seine Funktion. Und so winkte er den Mann einfach durch.
FRUMENTARIUS - LEGIO XXII -
Nicht zu fassen und ich dachte, ich hätte nur ein nerviges Bündel am Bein!
Da schien Gracchus doch zu etwas gut zu sein.
Wahrscheinlich war ich auch einfach nur zu vorschnell mit meinem Urteil gewesen.Aber ich hätte auch bestimmt ohne seine Hilfe einen Weg hinein gefunden.
Also lief ich, unbehelligt von den Wachen, durchs Tor, Marcus Achilleos hinterher. -
Nachdem ich wieder am Tor angekommen war, verneigte ich mich kurz vor den Wachen und verließ das Königsviertel.
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In der Tat, er verließ das Königsviertel wieder!
Ich nickte den Wachen am Eingang kurz zu und folgte Marcus die schier endlose Straße entlang, zurück in die stark belebte Stadtmitte.
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