Phylake tes Basileias – Torwache des Königsviertels

  • Zitat

    Original von Tiberius Iulius Scato
    "Ich brauche eine Liste der Männer die den Mann geborgen haben. Meine Vorgesetzten werden Fragen an sie haben. Du wirst verstehen, das das nicht gerade förderlich ist für die Beziehungen zwischen Römern und Nichtrömern in der Stadt."


    Scato schaute in die Richtung des Mobs welcher noch immer in der Nähe des Tores versammelt war.


    "Und sieh zu das deine Männer diese Bastarde von hier wegschaffen, ansonsten machen wir das auf unsere Art."


    Thimótheos nickte bestätigend. "Die Liste bekommst du. Und um den Mob mach dir mal keine Sorge, ich habe das hier unter Kontrolle." Auch wenn dem nicht so gewesen wäre, hätte der Strategos das natürlich niemals zugegeben. Doch die Männer von der Stadtwache hatten die Situation noch im Griff und auch Cleonymus' Leute halfen wo sie konnten, um den Mob auseinanderzutreiben.


    Zitat

    Original von Nikolaos Kerykes
    "Timótheos, was geht hier vor? Römer getötet - wie? von wem? wobei? Und welche römischen Offiziere sind hier?", fragte er leise und noch völlig außer Atem den Strategos. Er hoffte, dass die Torwächter die Koiné der einfachen Alexandriner, auf der er nun sprach, nicht verstanden.


    Endlich erschien Nikolaos auf der Bildfläche, welchem Thimótheos auch gleich seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte. Ebenso leise versuchte er diesem eine grobe Übersicht über die Situation zu verschaffen. "Nikolaos, gut dass du hier bist. Eine Patrouille hat den Leichnam eines toten rhomäischen Offiziers in der Gosse geborgen und hierhergebracht. Die Menge ist in Aufruhr und hat den Körper des Toten schänden wollen. Vor wenigen Momenten sind dieser Praefectus Legionis Terentius und sein Praefectus Castrorum hier angekommen." Er rümpfte die Nase und fügte noch hinzu: "Der, der auch vor dem Tempel der Tyche Ärger gemacht hat..."
    Thimótheos deutete kurz auf die immer noch aufgeheizte Menge und grummelte: "Meine Leute versuchen dieses Pack dort auseinanderzutreiben. Die Rhomäer haben mir bereits mit ihren eigenen Methoden gedroht, falls wir den Pöbel hier nicht wegschaffen." Düster sah er drein und versuchte in der Miene des Gymnasiarchos zu erkennen was dieser dachte. Axilla bemerkte er derweil nicht einmal, war sie doch gut von den nubischen Leibwächtern abgeschirmt und für den Bantotaken nicht zu sehen.


    Die Stadtwächter hatten mittlerweile Verstärkung bekommen. Sie prügelten die Menge förmlich auseinander, schlugen mit langen Stöcken auf sie ein und bearbeiteten immer wieder größere Ansammlungen. Irgendwann hatte sich eine Mauer aus Weiden- und lederbespannten Holzschilden gebildet, die die Menge auf Abstand vom Tor hielt. Schreihälse wurden aus dem Mob gefischt und abseits zur Vernunft gebracht. Eine Eskalation jedoch würde hoffentlich vermieden werden können. Jetzt wurde alles verlangt, was die Männer der Stadtwache in ihrer kurzen Ausbildung gelernt hatten.

  • Nikolaos erbleichte weiter. Fast weiss war sein Gesicht. Tiefe Falten hatten sich in seine Stirn gegraben. Aber er war ruhig. Der erste Schreck war überwunden. Und Unbeherrschtheit konnte er sich nicht erlauben.


    "Der Soldat hier?", flüsterte Nikolaos. "Er wird den Vorfall ausnutzen, um den Satrapen des Basileus aufzubringen. Das wird ihm gerade recht gekommen sein. Wir sind in einer schwierigen Situation. Ich wollte anfangs zum Volk sprechen, um es zu beruhigen. Aber ich fürchte, das wird nichts nützen. Ich muss schnell zum Satrapen, damit der Soldat kein Unheil anrichtet. Können deine Männer den Pöbel im Zaum halten? Es sieht ganz danach aus, als ob jeden Augenblick hier ein Aufstand losbrechen könnte."


    Er hatte darauf geachtet, dass keiner der umstehenden Römer, selbst wenn einer den Dialekt der Alexandriner verstand, seine Worte nicht hören konnte. Während der kurzen Rede hatte er sich immer wieder nach allen Seiten umgeblickt. Noch schien die Stadtwache die aufgebrachte Menge auf Abstand halten zu können.


    "Iunia Axilla!", rief er seiner Schreiberin zu. "Komme rasch zu mir!"


    Er würde sie selbstverständlich zum Satrapen mitnehmen. In Gegenwart einer Römerin, so hoffte er, würde dieser seinen Zorn (und Nikolaos konnte sich den Zorn ausmalen!) in Zaum halten.

  • Anfangs war die Straße noch relativ frei gewesen, aber je näher sie der Basileia gekommen waren, umso mehr Leute waren dort gewesen. Menschen, die Axilla in ihrem Leben noch nie gesehen hatte, einige mit kaum mehr als Fetzen als Kleidung, viele recht schmutzig. Bislang hatte sie eher die bunten und vornehmen Griechen gesehen, oder die wohlhabenden Händler am Fremdenmarkt, oder auch mal die Seeleute am Hafen. Aber die Menschen jetzt, die scheinbar von Rhakotis hierher gelaufen waren, die hatten etwas erschreckendes an sich.
    Axilla war halb fasziniert, halb beunruhigt über das, was sich abspielte. Die drei großen Nubier vom Gymnasion teilten für Nikolaos und sie die Menge, so dass sie schließlich zum Tor durchkamen. Im Moment war Axilla um die großen Männer gar nicht undankbar. Wenn sie daran dachte, dass sie am Abend allein hier entlang gegangen wäre, stieg ein seltsam unbekanntes Gefühl in ihr auf.
    Sie blieb bei ihren Beschützern zurück, während Nikolaos nach vorne zu Timos ging. Axillas Blick folgte ihm, heftete sich dann aber auf dem Strategos fest. Er sah so ernst aus, wie er da stand. Sonst kannte sie ihn eher lustig und gelöst, aber im Moment hatte er etwas hartes an sich, das sie so von ihm bislang noch gar nicht kannte. Etwas beinahe soldatisches. Und je mehr sie darüber nachdachte, umso mehr schwand das beklemmende Gefühl. Timos mochte sie, das wusste sie. Und er hatte graue Augen. Sie war sicher, ihr würde nichts passieren.
    Mutiger nun schaute Axilla die Menge an, sah zu, wie einzelne Wächter sie zurückdrängten und einzelne Schreihälse herauszogen. Sie beobachtete genau und ruhig die Gesichter der Leute, versuchte herauszuhören, was sie alles riefen. Einige riefen Sachen auf Demotisch, was sie nicht verstand, andere in den verschiedensten griechischen Akzenten. Und plötzlich rief jemand ihren Namen dazwischen.
    Es dauerte einen Augenblick, ehe Axilla merkte, dass es Nikolaos gewesen war, der sie gerufen hatte. Sie riss sich von ihrer Betrachtung der Menge los und kam flinken Fußes zu ihm herüber. Wenn er sie jetzt und hier rief, war es wohl wichtig. Und er hätte sie ja auch nicht mitgenommen, wenn es überhaupt unwichtig gewesen wäre, sie mitzunehmen. Auch wenn Axilla keine Ahnung hatte, was sie schon tun könnte.
    “Ja, Nikolaos?“ schaute sie ihn fragend an, und dann kurz vorbei an Timos, den sie mit einem kleinen Lächeln begrüßte. “Chaire, Thimótheos.“
    Ihre gelassene Art mochte angesichts des halben Aufstandes hinter ihr merkwürdig wirken, aber im Moment fühlte sie sich so beschützt wie es nur ging. Da konnte auch die Menge im Hintergrund nichts daran ändern.

  • Thimótheos war aufgeregt; Innerlich wohl, äußerlich jedoch war er kalt wie Stein. Er ließ sich nichts anmerken und entgegnete Nikoalos ernst: "Ich werde hier das Schlimmste zu verhindern wissen. Geh nur zum Satrapen und tue dort dein Möglichstes, um eine Eskalation zu verhindern. Ich werde der Menge Einhalt gebieten." Dann rief der Gymnasiarchos Axilla zu sich, die der Strategos bis jetzt noch gar nicht bemerkt hatte. Was machte sie hier? Wollte sie in Stücke gerissen werden? Vermutlich hatte Nikolaos sie hergebracht, aber warum nur? Wie dem auch war, er nickte ihr zu und begrüßte sie mit einem knappen "Axilla." Dann deutete er auf die wütende Meute und entfernte sich mit einer ebenso knappen Entschuldigung. "Das wär's dann wohl. Viel Erfolg da drin. Ich zähle auf dein diplomatisches Geschick, werter Gymnasiarchos! Ich werde hier jetzt gebraucht..."


    Derweil stießen immer wieder Patrouillen der Stadtwache zum Ort des Aufruhrs hinzu, die aus den umliegenden Vierteln herbeigerufen worden waren. Es war eine Pattsituation entstanden, während beide Seiten einen Moment verschnauften und Verwundete zur Seite brachten. So wurden hinter der Linie der Stadtwächter Schreihälse verhaftet und abgeführt und Platzwunden behandelt, während auf der anderen Seite die Menge aus Rhakotis auch von griechischen Polites erreicht wurde, die sich nach dem Grund des Ärgers umhörten. Es gab Sprechchöre und bald wurde das Gebrüll wieder lauter, doch schien die Menge in sich nicht einig zu sein. Die einen riefen danach, die Römer zu vertreiben, die anderen wollten nur ein besseres Leben in Rhakotis, andere waren schlichtweg auf Ärger aus.
    Der Schildwall der Stadtwache machte sich auf einen erneuten Ansturm gefasst und die Spannung stieg, während die Lücke zwischen den beiden Fronten gemächlich wieder kleiner zu werden drohte.

  • Cleonymus Hände waren blutbesprenkelt, seine Sandalen waren schon das ein umsandere Mal im blutgetränkten Schlamm eingesackt und er schwitzte wie nur selten zuvor, doch dann sah er das Licht am Horizont, die Abteilung des Carcers war entlang der Straße eingetroffen und gesellte sich nun zu ihren Kameraden ...
    Cleonymus gab seinen Begleitern ein Zeichen und diese zogen sich erstmal zurück, hinter den Schildwall ...


    Cleonymus ging eiligen Schrittes auf Thimótheos zu und hoffte das dieser ihn trotz seiner Verkleiung erkennen würde, immerhin trug er keine Amtsroben oder anderen Schnick Schnack, er trug schwarze Hosen, ein weites schwarzes Wams und sein Gesicht wurde zur Hälfte von einer schwarzen ledernen Maske verborgen. Das einzige Erkennungszeichen war die Münze der Stadtwache die die Männer an ihrer Gesichtsmaske trugen ...



  • Der Centurio kam zurück und sah den Optio der anscheinend mit dem Stadtwächter zu gange war:"Optio! Sobald du mit dem Wächter fertig bist schließe die Tore!! Solange der Mob draußen ist, ist das sicherer für den Statthalter und die Römer im inneren. Es kommt niemand mehr rein, niemand hast du das verstanden!? Solange der Mob da draußen ist. Du haftest mir dafür persöhnlich Optio!"

  • Scato salutierte vor dem Centurio und sah ihn ernst an. Nachdem dieser seine Befehle gegeben hatte nickte er und gab einen kurzen Bericht ab:


    "Zu Befehl Centurio. Ich habe bereits veranlasst das die Legionäre niemanden mehr passieren lassen. Zudem habe ich den Alexandriner aufgefordert eine Liste mit den Namen der Männer anzufertigen die unseren Kameraden gefunden haben."


    Das durfte doch alles nicht wahr sein dachte sich Scato, dass so etwas ausgerechnet immer bei seiner Schicht passieren musste.

  • Nikolaos nickte stumm. Gerne hätte er den Strategos noch weiter ausgefragt, unter welchen Umständen der Römer gestorben war und um wen es sich dabei überhaupt handelte. Dass sowohl der Soldat als auch der einstige Centurio, der den Ärger am Tychaion verschuldet hatte, und der für seine Dummheit offenbar mit einer Beförderung belohnt worden war, deshalb zum Statthalter gelaufen waren, ließ auf nichts Gutes, das hieß auf eine hochrangige Persönlichkeit schließen. Andererseits wäre vermutlich dem Soldaten jeder tote Römer nur recht gewesen, um dem Eparchos, der zuvor eine eher beschwichtigende und vermittelnde Haltung hatte, gegen die Alexandriner aufzubringen. So dachte Nikolaos, und ihm wurde ganz kalt dabei.


    Doch er musste sich beeilen. Die Römer schienen das Königsviertel - verständlicherweise- abriegeln zu wollen.


    "Iunia Axilla! wir werden da jetzt hineingehen. Sei mir nicht böse, wenn ich dich als Vorwand oder Garant benutzen sollte, falls sie mich nicht so hineinlassen. Ich muss zum Satrapen, ehe Unheil geschieht.", flüsterte er seiner Schreiberin zu.


    Dann ging er festen Schrittes auf die Torwache zu.


    "Sei gegrüßt, ich, der Gymnasiarchos der Polis Alexandria, erbitte Einlass für mich und für die römische Bürgerin Iunia Axilla. Wir sind beide Bewohner des Königsviertels. Ich muss zudem sofort zum ehrenwerten Praefectus Aegypti, um mit ihm weiteres Vorgehen gehen die aufgebrachte Volksmenge zu besprechen. Angesichts der nur offensichtlichen Gefahr dürfte es nur selbstverständlich sein, dass du mir diesen Wunsch rasch erfüllen wirst."


    Er hatte dabei einen der Soldaten durchdringend angesehen. Sehr deutlich und auf Latein hatte er gesprochen. Sein Tonfall ließ - obgleich er eigentlich in der schwächeren Position war- keinen Widerspruch zu. Dennoch war der Gymnasiarchos auf Schikanen gefasst. Nicht unbedingt auf beabsichtigte Bosheiten seitens der Torwache, sondern darauf, dass diese kleinen Glieder in der für Nikolaos undurchschaubaren Befehlskette der römischen Legion Angst vor ihren Vorgesetzten hatten. Er hatte schon oft festgestellt, dass Soldaten völlig unangemessen und absurd handelten, nur weil ein entsprechender Befehl so lautete.

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    Die beiden Legionäre hatten vom Optio einen eindeutigen Befehl erhalten und sie waren gewillt diesen einzuhalten. Als der Gymnasiarchos vor das Tor trat kreuzten die beiden Legionäre ihre beiden Hasta als unmissverständliches Zeichen das es hier momentan kein Durchkommen gab. Auf die Anfrage des Kerykes antworteten sie nicht. Sie wollten das Sprechen in diesem Moment lieber ihren Vorgesetzten überlassen um nichts falsches zu sagen. Doch auch ihre Blicke sprachen Bände. Sie ließen sich sicherlich nicht einschüchtern und hatten auch nicht vor ihre Befehle zu missachten. Es herrschte eisernes Schweigen von den Legionären bis dann Scato von seiner Unterredung mit dem Centurio zurückkam. Bevor er sich um die beiden Wachhabenden und den Gymnasiarchos kümmerte wies er die anderen Posten an:


    "Verriegelt das Tor. Nichts kommt mehr hinein, nichts raus ohne meinen absoluten Befehl."


    Dann trat er zu den beiden Wachhabenden und dem Gymnasiarchos und nahm den beiden Legionären das Sprechen ab:


    "Niemand betritt oder verlässt das Königsviertel bevor ich keine anderen Befehle erhalte."


    Scato stellte sich dabei zwischen die beiden Legionäre welche nun ihre Hasta wieder parallel zu ihrem Körper hielten.

  • Bei Nikolaos Worten nickte Axilla nur verstehend. Sie war ja immerhin nicht blöde und verstand sehr wohl die Notwendigkeit, warum er in die Basileia wollte und zum Praefecten. Auch wenn sie lieber nicht mit zum Praefecten wollte, da bestand immerhin die gefahr, dessen Frau über den Weg zu laufen. Aber andererseits konnte sie Nikolaos ja nicht hängen lassen.
    Ihr Arbeitgeber schritt also mit ihr im Schlepp zum Tor, direkt vor zwei Legionäre, die vor ihnen die Speere kreuzten und sie wohl nicht durchlassen wollten. Verwundert blickte Axilla die beiden Männer an. Das konnte doch wohl nicht sein? Immerhin wohnte sie da drinnen, und die Soldaten beschützten doch die römischen Bürger? Kurz musste sie wirklich blinzeln, weil so konnte das hier gar nicht richtig sein. Und dann kam auch schon einer der Legionäre, die sie eigentlich vom Tor auch kannte, und sagte, sie dürften nicht rein. Sie überlegte kurz, ob sie seinen Namen kannte, aber wenn, dann hatte sie ihn vergessen. Aber ganz sicher hatte er sie schon oft in die Basileia rein- und auch rausgehen sehen.
    Bevor Nikolaos noch was sagen konnte, trat Axilla vor den Legionär und schaute ihn völlig verwirrt an. Das konnte doch nicht richtig sein, so wie es war.
    “Aber das gilt doch sicher nicht für Leute, die in Basileia wohnen? Ich meine, ich bin doch römische Bürgerin! Du hast mich doch schon zigmal hier rein- und rausgehen sehen, du weißt doch, dass ich hier wohne? Die römischen Soldaten sind doch hier am Tor, um die Bewohner zu schützen? Da könnt ihr uns doch nicht aussperren, wenn da hinten eine Menge nur darauf wartet, uns anzugreifen? Wo sollen wir denn sonst hin, wenn nicht rein?“
    Verwirrt blickte sie ihn mit ihren großen Augen an. Soldaten beschützten die Menschen doch! Der Legionär war nicht nur das Schwert für die Feinde des Imperiums, sondern auch der Schild, das seine Bürger schützte! Axilla war zumindest in diesem felsenfesten Glauben aufgewachsen, und dieses Bild erhielt grade einen ganz gewaltigen Knacks. Es war, als würde sie auch das letzte bisschen Sicherheit grade verlieren, und ihrem Gesicht war das nur zu deutlich anzusehen.
    “Kannst du uns nicht reinlassen? Ich will doch nur heim. Da hinten ist es doch schon, ich seh es von hier aus doch fast schon. Du kannst doch nicht römische Bürger hier draußen bei diesem… diesem… MOB lassen? Das kann doch nicht wirklich der Befehl sein? Komm, du kennst mich doch? Bitte?“
    Das konnte doch wirklich nicht wahr sein, was hier passierte. Wieso halfen die Soldaten ihnen nicht? Axilla verstand die Welt nicht mehr.

  • Mit einer solchen Reaktion seitens der Soldaten hatte Nikolaos ja bereits gerechnet. Er wandte sich von ihnen ab und Axilla zu.


    "Ich fürchte, werte Iunia Axilla, den Herren sind ihre Befehle wichtiger als die Unversehrtheit einer ehrbaren römischen Jungfrau. Sie werden uns nicht hineinlassen. Falls der Mob uns nicht in Stücke reißt, bleibt dir jedoch, dich bei deinem ehemaligen Vormund, dem ehrenwerten Iunius Silanus, der immerhin inzwischen den Rang eines Präfektens inne und das Wohlgefallen des Imperators erworben hat, über diese Behandlung zu beschweren. Natürlich nachdem wir uns bei dem ehrenwerten Praefectus Aegypti beschwert haben. Ich bin mir sicher, weder der ehrenwerte Iunius Silanus noch der hochverehrte Praefectus Aegypti werden über diesen Vorfall sehr erbaut sein.", sagte Nikolaos kaltblütig.


    Er hatte dabei sehr deutlich gesprochen, sodass die Soldaten jedes Wort verstanden haben dürften. Nun wandte er sich vom Tor ab und machte einige Schritte in Richtung des Sicherheitsgürtels von Stadtwächtern, als habe er ernsthaft vor, sich in die aufgebrachte Menge zu stürzen.


    "Folge mir, werter Iunia Axilla. Die Torwächter haben ihre Befehle..."


    Er zögerte nicht, sondern ging Schritt um Schritt weiter auf die Absperrung zu.

  • Scato blickte Axilla mit kalten Augen an:


    "Ich habe meine Befehle und ich habe vor diesen zu gehorchen. Du kannst bei uns hier bleiben wenn du nicht zurück willst, aber das Tor bleibt geschlossen. Wenn du willst kannst du in der Wachstube dort warten unter unserem Schutz."


    Scato musste schmunzeln. Es war eine interessante Wendung die der Gymnasiarchos da versuchte und mit einer kleinen versteckten Drohung verbunden war der Römerin könne etwas geschehen. Aber Scato konnte dieses Spiel auch gerne mitspielen:


    "Alexandriner!"


    rief er Kerykes hinterher und wartete bevor sich dieser wieder zu ihm umdrehte bevor er weitersprach


    "Du solltest auf deine Begleiterin aufpassen, denn du kannst dir sicherlich vorstellen was passieren wird sollte noch einem römischen Bürger etwas zustoßen und das in Anwesenheit eurer so heiß geliebten Stadtwache. Ihr habt schon genug angerichtet mit dem Tod eines römischen Offiziers."


    Scato ließ keinen Zweifel daran das er den Alexandrinern die schuld am Tod des Soldaten gabe, wie es nahezu alle Römer taten.

  • Der Centurio war wieder angekommen und schaute eine Weile zu, dann meinte er zu dem Optio:"Lass die Römerin rein und dann mach das Tor zu. Der Grieche wird schon sicherlich nicht von seinen eigenen Landsleuten umgebracht."

  • Dankbar schaute Axilla den Centurio an. Wenigstens ein kleiner Teil ihrer Weltordnung war damit wieder ins rechte Licht gerückt. Warum aber auch Nikolaos den Optio so provozieren hatte müssen? Der wusste doch sicherlich, wer Silanus war? Wobei sie keine Ahnung hatte, wie Nikolaos darauf kam, Silanus sei Präfekt. Wollte der nicht zu den Prätorianern in Rom? Axilla zumindest wusste noch immer von nichts. Aber das war jetzt auch unwichtig.
    Sie schenkte dem Centurio ein erleichtertes Lächeln und schritt schnell an den beiden Legionären vorbei. Am liebsten wollte sie einfach nach Hause huschen. Wäre da dieses schlechte Gewissen nur nicht, das sie noch mal halten und sich umdrehen ließ. Es war ihr sehr unangenehm, aber sie drehte sich noch mal zu dem netten Centurio um.
    “Centurio? Darf er mich nicht vielleicht doch begleiten? Bitte? Ich weiß, er ist… naja… aber er ist ein Freund der Familie und ich würde mich wirklich sicherer fühlen, wenn er mich begleitet. Kannst du ihn nicht auch durchlassen?“
    Man konnte nicht sagen, sie hätte es nicht versucht. Und sie würde sich wirklich weitaus besser mit Nikolaos an ihrer Seite fühlen.

  • Der Centurio schüttelte den Kopf:"Nein. Etr wird es verstehen, sobald er seine Landsleute beruhigt hat kann er sich auch wieder zum Statthalter begeben und beschweren. Man hört, daß die griechischen Beamten dies öfter tun, ein wenig warten wird ihm nicht schaden."
    Man würde ihn schon nicht bestrafen, seine Aufgabe war der Schutz der Römer und nicht der Griechen vor ihren eigenen Mob, immerhin waren sie doch so unabhängig, dann würden sie es auch sicherlich unabhängig lösen können.



    Sim-Off:

    [SIZE=7]edit: scheiß sig[/SIZE]

  • Als der Centurio die Iunierin passieren ließ knirschte Scato kurz mit den Zähnen ohne sich etwas anmerken zu lassen. Er hätte sie schon passieren lassen, aber nicht ohne ihr vorher klar zu machen das sie diese Scherereien nun davon hatte weil sie für die Polis arbeitete.


    Nachdem Axilla passiert hatte postierten sich die Legionäre wieder vor dem Gymniasarchos um ihm zu zeigen das nur von der Römerin die Rede gewesen war und nicht von ihm. Scato unterdessen ging zu Axilla und dem Centurio und sagte zu seinem Vorgesetzten auf den Vorschlag Axillas:


    "Ich würde vorschlagen den Gymniasarchos nicht hinein zu lassen. Die Polis muss nicht unbedingt die Möglichkeit erhalten dem Statthalter irgendwelche Lügen im Bezug auf den Tod unseres Mannes aufzutischen."


    Scato hielt nich viel von der Eigenständigkeit der Polis, darum hatte er noch nie einen Hehl gemacht, doch seit dem Tod eines römischen Offiziers hatte sich die Lage noch zusätzlich angespannt und der Optio fühlte sich in seinen Ansichten bekräftigt.

  • Axilla warf noch einen Blick zum Centurio, der flehentlicher nicht hätte sein können, und dann einen zu Nikolaos, der zwischen Angst, Sehnsucht und Entschuldigung schwankte. Aber was konnte sie schon sonst noch tun? Hier draußen bleiben konnte sie ja nicht, das wäre kindisch und dumm. Nikolaos würde das verstehen. Er musste das verstehen.
    Traurig ließ sie den Kopf sinken und nickte dem Centurio zu. Sie musste jetzt reingehen. Bevor die Soldaten es sich doch noch mal anders überlegten.
    Sie schritt also durchs Tor und war damit erstmal in Sicherheit. Sie warf noch einen Blick zurück zu den Legionären, die das Tor abriegelten. Sie hatte ein furchtbar schlechtes gewissen, weil Nikolaos noch da draußen war. Sie wusste, er hatte zum Präfekten gewollt, und sie wusste auch, worum es ging und hatte auch die Worte zwischen Timos und ihm verstanden. Ihr Koine war zwar noch immer von einem ionischen Akzent durchdrungen, aber sie redete soviel mit Griechen, dass sie eigentlich alles verstand. Und die Worte von dem Optio und dem Centurio jetzt verstand sie noch viel besser.
    Sie atmete einmal durch und ging in sich. Vielleicht war sie nicht die vorbildlichste Frau und auch nicht die tugendhafteste Römerin, und doch hatte sie ein paar Tugenden mit auf den Weg bekommen, die ihr Vater ihr vermittelt hatte. Und eine davon war die Treue zu Freunden. Man ließ einen Freund nicht im Stich. Ehre, Anstand, Pflichtgefühl, das hatte sie sehr wohl gelernt. Sie atmete noch einmal durch und dann stand ihr Beschluss fest. Sie hatte zwar keine Ahnung, was sie sagen und wie sie es anstellen sollte, aber wenn Nikolaos nicht gehen konnte, würde eben sie zum Präfekten gehen.



    Hoffentlich traf sie auf dem Weg nicht dessen Frau…

  • Nikolaos hatte während des Gesprächs zwischen Iunia Axilla und den Torwächtern nicht innegehalten in seinem Gang zur Absperrung der Stadtwache. Nur einmal hatte er sich umgedreht, um sich zu vergewissern, dass die Römerin hineingelassen wurde. Er hatte ein schlechtes Gewissen, dass er sie mitgenommen und somit in Gefahr gebracht hatte. Nun war sie in Sicherheit, sogar in größerer Sicherheit als im Gymnasion, und Nikolaos konnte seine verwegenen Pläne weiterverfolgen.


    Die Torwächter hatte er keines weiteren Blickes gewürdigt. Schnurstracks näherte er sich der Absperrung. Endlich hatte er sie erreicht. Unwirsch drängte er sich an den Stadtwächtern vorbei. Seine Leibwachen, einige Stadtwächter und Staatssklaven folgten ihm rasch. Sie müssen denken, ich sei wahnsinnig, dachte Nikolaos. Vielleicht war er es auch. Aber so verwegen der Plan war, so durchdacht war er auf der anderen Seite. Ihn umzubringen wäre wohl schwierig, denn eine Traube von bewaffneten und kräftigen Männern umgab ihn. Aber das Theater würde, so hoffte er, seine Wirkung zeigen.


    Vom Tor aus konnte man das Spektakel anfangs noch sehr gut sehen, später verschwand der Gymnasiarchos in der Menge. Auch wenn die Furcht ihm die Knie weich werden ließ, versuchte er aufrecht voranzugehen. Ein geworfener Stein verfehlte seinen Kopf nur knapp. Ein anderer streifte ihn an der Schulter, riss ihm das Gewand auf und riss eine Wunde in seine Haut. Der Schmerz warf ihn fast zu Boden, war er doch keinen Schmerz gewohnt. Ich bin wahnsinnig.


    "Beruhigt euch! Beruhigt euch! Wir alle wollen doch keinen Aufstand! Beruhigt euch! Schert euch davon! Geht nach hause! Denkt an eure Frauen und eure Kinder!", rief er mit Pathos in die Menge, die ihn da umzubringen versuchte. Er wusste, dass sein Anblick lächerlich wie traurig wäre. Er spürte die Erniedrigung förmlich. Aber er verfolgte damit ein Ziel. Das vor Augen ertrug der verweichlichte wie hochmütige Gymnasiarchos die Schmähungen und die Verletzungen. "Die Römer sind zu unserem Schutz hier! Sie bewahren uns vor den Angriffen der Räuber der Wüste, der wilden Parther und des Gesindels!"
    Die Ironie, die angesichts seiner eigenen Lage in diesem Satz lag, war durchaus beabsichtigt.


    Er taumelte weiter. Dreck warfen die Menschen nach ihm. Ein Haufen Kot traf ihn mitten im Gesicht. Wo sie einen Zipfel seiner kostbaren Kleidung zu fassen bekamen, griffen die Leute zu und zogen daran. Bald lief er in Fetzen durch die Menge. Speichel, Schmutz und Häme trafen ihn gleichermaßen.


    "Römerfreund!" Ein Schmutzklumpen traf Nikolaos am Ohr. "Korruptes Schwein! Kriechst den Römern in den Arsch-" "Hinaus mit ihm!" "Zu den Haien mit ihm!!!"


    Nikolaos machte kehrt. Sein Ausflug in die Menge hatte nicht lange gedauert, aber an seinem Äußeren deutliche Spuren hinterlassen. Mit Kot, Blut, Speichel, Fischinnereien, Staub, verdorbenem Gemüse waren seine Kleidung, seine Haut und seine Haare besudelt. Die Kleidung bestand nun mehr aus Fetzen, denen man nicht mehr ansehen konnte, dass sie zum Teil einst aus koischer Seide, aus feiner Baumwolle bestanden hatte und kostbar eingefärbt gewesen war. Die Wunde an der Schulter war nicht die einzige geblieben. Er schwankte. Ihm schauderte. Vor seinen Augen verschwomm die Welt. Mit letzter Kraft schleppte er sich hinter die Stadtwächterreihe. Diese hatte alle Mühe, den Pöbel zurückzuhalten. Es waren zu viele und zu aufgebrachte Menschen dort.


    "Zwecklos!", sagte er laut zu Timótheos. "Sie hören nicht auf mich!" Seine Verzweiflung war gespielt. Sein Blick sprach eine andere Sprache. Listig sah er den Strategos an.


    Er hoffte fast, dass die groben Torwächter in Gelächter ausbrechen würden. Dies würde ihm sehr nützen. Aber er beachtete sie nicht. Obgleich das ganze Theater auch für sie bestimmt war. Ich bin wahnsinnig!, dachte er. Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Aber sein Blick war - so seltsam dies erscheinen mochte -beinahe zufrieden.


  • Aus dem Königsviertel kamen nun zwei Contobernia in schnellem Schritt zum Tor geeilt. Normalerweiße patroullierten sie durch das Viertel, doch heute hatten sie andere Anweisungen bekommen.


    >Ave. Ich bin Tesserarius Tantasius Parmensis von der III. Centurie VI Cohorte. Ich komme mit zwei Contobernia als Verstärkung. Unter ihnen ist auch ein Capsarius wenn, falls es schon Verletzte gab.<


    meldete der Unteroffizier und salutierte vor den ranghöheren Soldaten vor ihm. Hinter ihm standen die sechzehn Männer etwas unruhig und sahen sich um.



    [SIZE=7]TESSERARIUS - LEGIO XXII DEIOTARIANA[/SIZE]

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