• Das Hippodrom ist die Pferderennbahn Alexandrias. Pferderennen haben in der griechischen Welt eine uralte Tradition, die sich auch in Alexandria durchsetzte, wo sich die Rennen heute bei der Bevölkerung großer Beliebtheit erfreuen.


    Im Gegensatz zu den römischen Pferderennen starten im Hippodrom immer 10 Gespanne oder mehr auf einmal, weswegen der Platz um einiges größer ist. In den Zuschauertribünen finden einige tausend Zuschauer Platz.

  • Nikolaos Kerykes hatte sich in seiner angemieteten Sänfte zum Hippodrom tragen lassen und betrat nun die Anlage. Seltsamerweise war es leer auf der Rennbahn und um die Rennbahn. War er zu früh zu den Ludi Alexandriae gekommen, die der Eparchos persönlich ausrichtete? Eigentlich hatte er gar keine Lust, seine Zeit mit Pferderennen zu verschwenden, er konnte solchen Veranstaltungen nur wenig abgewinnen, doch schließlich wollte er den Eparchos nicht durch seine Abwesenheit beleidigen. So nahm er auf einem Rang unweit der Loge des Eparchos Platz, ließ sich von einem seiner Diener ein Kissen unter den Hintern schieben und von einem anderen einen Palmwedel als Sonnenschutz über seinen Kopf halten. So wartete er den Beginn der Spiele ab.

  • LUDI ALEXANDRIAE


    Seit den Feierlichkeiten zur Begrüßung den neuen römischen Statthalters waren mehr als zwei Monate ins Land gegangen. Damals hatte der neue Praefectus Aegypti Decius Germanicus Corvus dem Volk von Alexandria ein weiteres großes Fest versprochen. Ihm war nämlich sehr daran gelegen, die als aufsässig bekannten Alexandriner wohlwollend und friedfertig zu stimmen. Denn einerseits waren die Provinz Aegyptus und die Stadt Alexandria für das Römische Imperium von enormer Bedeutung und andererseits war die militärische Präsenz der Römer im Lande, auch aufgrund des Krieges gegen die Parther, zurzeit nicht besonders stark und die Liebe der Alexandriner gegenüber den Römern... nun ja... nicht von unumstößlicher Innigkeit geprägt, um es einmal vorsichtig auszudrücken.


    Über drei Tage sollten sich die Feierlichkeiten erstrecken, die er zu Ehren des römischen Kaisers Lucius Ulpius Iulianus ausrichtete, der hier in Alexandria als Basileios verehrt wurde, als königlicher Schutzherr der Stadt. Außerdem ließ der Praefectus als Motto des Festes verkünden, dass es ein 'freudiges Dokument der unverbrüchlichen Freundschaft zwischen Alexandrinern und Römern' sei. Das war natürlich Propaganda, oder vielleicht auch nicht mehr als nur ein frommer Wunsch.
    Handfester waren da schon die erwarteten Volksbelustigungen. Diverse fahrende Schauspielgruppen, Gaukler und Possenreißer waren anlässlich des Festes in die Stadt gekommen. Zentrum aller Feierlichkeiten war aber das Hippodrom. Denn der Praefectus hatte mehrere berühmte Aurigae der römischen Factiones (Rennställe) nach Alexandria eingeladen und der Höhepunkt des Festes würde das große Wagenrennen sein, dass im Hippodrom stattfinden sollte. Die römischen Gespanne würden dabei auf einheimische Kontrahenten treffen. Dazu kamen noch zwei weitere Teilnehmer, einer aus Thracia und einer aus dem fernen Tylus.


    Das Programm gestaltete sich wiefolgt:
    AM ERSTEN TAG sollten das Fest eröffnet werden, wozu auch gehörte, feierlich um den Segen der Götter zu bitten.
    AM ZWEITEN TAG stand die Vorstellung der Wagenlenker des großen Rennens an. Dabei sollten sie sich und ihre Gespanne auf einer Ehrenrunde dem Publikum präsentieren.
    Das Rennen würde AM DRITTEN TAG sein, der zugleich Höhepunkt und Abschluss des Festes darstellte.


    Außerdem würde es reichlich zu Essen und Trinken geben und das kostenlos. Denn auf dem freien Feld vor dem Hippodrom hatte man lange Reihen von Tischen und Bänken aufgebaut um dort an jedem der drei Tage wahre Massen verköstigen zu können. Der Praefectus hatte seine Schreiber angewiesen, für die Nachwelt festzuhalten, dass dort 'Zehntausende' zugleich speisen würden. Auch das war natürlich Propaganda. Aber war es nicht auch eine alte und gute Sitte, bei Zahlenangaben ein wenig zu übertreiben, wenn es dem eigenen Ansehen nutzte?




    Alles war also vorbereitet. Das Fest konnte beginnen. Das Hippodrom hatte seine Pforten geöffnet, Heerscharen von Sklaven deckten die unzähligen Tische und eine Gruppe marmarischer Musiker spielte fröhlich auf. Dabei waren die Marmaricer gewöhnlich weder für ihre Musikalität, noch für ihre Fröhlichkeit besonders bekannt.






    Sim-Off:


    Es gibt ein paar Angebote mit dem Hinweis auf die LUDI ALEXANDRIAE in der WiSim.
    Bitte bedient euch.

  • Abgeschiedenheit, Ruhe und das Rauschen des Meeres. Medeia hatte langsam genug davon. Schon seit Wochen hatte sie sich zurückgezogen. Als sie dann von den Spielen gehört hatte, konnte sie nicht anders. Entgegen des Rates ihres Medicus hatte sie die Sänfte bereit machen lassen und war mit ihrem kleinen Hofstaat (Pumilus, Olympia, den Sänftenträgern und zwei Leibsklaven) aufgebrochen in die Stadt. Schon früh am Morgen hatten sie die Straße außerhalb der Stadt bewandert und waren durch das große Sonnentor nach Alexandria gekommen. Durch den morgendlichen Tumult war die Sänfte gekommen und auch bis zum Hippodrom. Eilends traten die Leibsklaven vor die Sänfte und Olympia öffnete von innen die Vorhänge. Mit Hilfe von ihrer Sklavin kletterte Medeia nach draußen. Ein langes Gewand aus tiefgrünem Stoff trug sie und darüber (entgegen ihrer letzten Gewohnheit sich griechisch zu kleiden) eine moosfarbene Stola, die bauschig und faltig sich um ihren Körper goß. Blass und kalkfarben war das Gesicht von Medeia. Spröde ihre Lippen vom Durst, obwohl sie den ganzen Weg getrunken hatte. Tief lagen ihre Augen und dunkle Augenringe zierten unschön ihr Gesicht. Als ob sie in einer langen zährenden Krankheit verstrickt war, zeigten sich alle Symptome der Schwäche an ihr. Medeia straffte ihre Gestalt und atmete tief ein. „Sollen wir Dich tragen, Domina?“, hörte sie den Leibwächter fragen. Schnell schüttelte Medeia den Kopf. Nein, gerade zum Bewegen war sie auch in die Stadt gekommen. Doch es versprach wieder ein heißer Tag zu werden. Medeia war sich einen Moment unschlüssig, ob sie nicht doch umdrehen sollte. Doch die kuriose Musikmischung aus dem Inneren überzeugte sie anders. Dezent wurde Medeia von ihrer Sklavin gestützt. Sogar ihr kleiner Leibsklave Pumilus schwieg bedrückt und suchte mit Tritten, Beißen und Stoßen danach alle Menschen aus dem Weg von Medeia zu bekommen. Schon verschwand der kleine Sklave im Treiben.


    Erschöpft blieb Medeia stehen und blickte hinauf zu dem gewaltigen Bau des Hippodrom. Erstaunt sah sie es an. Mit dem Circus Maximus selber konnte sich der Bau messen. „Was soll das heißen, Du Wicht? Nein, ich habe den ganzen Morgen auf den Platz hier gewartet....Das ist mir völlig egal....Pah, das kann jeder behaupten. Scher Dich fort.“ Selbst bis zu Medeias Gedanken, die vom Fieber gedämpft wurden, drang das Geplärre eines Mannes in der Nähe. Suchend sah Medeia in die Richtung. Doch ein massiger Rücken verdeckte ihr die Sicht. „Wie...was? Sicher?...Naja gut.“ Verwirrt hob Medeia die Hand und fuhr sich damit über ihre hitzige Stirn. Eigentlich hätte sie nicht kommen sollen und sie fühlte sich gänzlich unpässlich. Doch schon marschierte Pumilus zurück. Mit jeder Faser seines Körpers drückte er Stolz aus. „Domina! Ich habe einen Platz für Dich.“ Erschöpft nickte Medeia. Kein Lob, kein Tadel für die Eigenmächtigkeit. Medeia war dafür zu schwach. So ließ sie sich zu einem der Tische führen und sank auf der Bank herunter. Doch das Treiben um sie herum tat Medeia gut. Die vollkommene Stille, nur unterbrochen vom Streit ihrer Sklaven oder das Wispern des Meeres, hatte Medeia belastet. Zudem jeden Tag an dem sie auf eine Nachricht von ihrem Ehemann wartete. Seitdem sie von dem Gefecht erfahren hatte, war ihr Schlaf noch unruhiger geworden. Doch heute suchte sie danach, das Fest zu genießen und den Tag unter Menschen zu verbringen. Bemuttert von ihren Sklaven ergriff Medeia einen Tonbecher und trank einen tiefen Schluck vom dem stark verdünnten Wein.

  • Auch Leonidas konnte es sich natürlich nicht nehmen lassen, zu diesem wunderbaren Schauspiel aufzubrechen, auch wenn es bedeutete, dass er sich durch Menschenmassen kämpfen musste. Sicherheitshalber hatte er sich zwei hühnenhafte Syrer angemietet, die ihm im Gedränge Platz schaffen konnten. Auch seine beiden Epheben durften ihn zu diesem Anlass begleiten.


    Mit dieser kleinen Schar von Begleitern entstieg er direkt am Sonnentor der Sänfte und nahm ein Bad in der Menge. Seit seiner Wahl zum Agoranomen war er sogar leidlich bekannt, sodass seine Grüße hier und da erwidert wurden. Das bedeutete allerdings auch, dass es Ewigkeiten dauerte, bis er das große Hippodrom, das er lange nicht mehr besucht hatte, erreichte. Innen hatte der Eparchos schon alles wunderbar herrichten lassen: Die langen Bänke, die Dekoration, die zahlreichen Speisen. Heute würde niemand hungern!


    Leonidas setzte sich an eine der Bänke und hoffte auf bekannte Gesichter. Ihm gegenüber saß eine blasse Dame, die ganz offensichtlich keine gebürtige Alexandrinerin war (eine solche wäre wesentlich pompöser aufgetakelt gewesen).


    "Chaire!"


    grüßte er sie auf griechisch.

  • Verus befand sich auch unter den Gästen und beobachte die Massen von seiner kleinen Loge aus, die den Factiones vorbehalten war.


    Bevor er seinen Platz hier einnahm unterhielt er sich noch mit den Arbeitern der Aurata und mit deren Fahrern, die sich hinter dem Hippodrom befanden. Das Gespräch verlief sehr gut und die Aurata würde unter großen Siegeswillen fahren, obwohl der eine Wagen einen Achsenbruch hatte, dies war beim Transport zum Hippodrom geschehen, seine Arbeiter wollten es versuchen diesen Lapsus zu beseitigen, bevor das große Rennen begann. Verus war sich sicher, dass die Aurata siegen würde, sofern nichts weiteres dazwischen kam.


    Er ließ sich nun auf einem Sedes in der Loge nieder und ließ sich einen guten Honigwein bringen, um den Beginn der Spiele zu beobachten.

  • Zu den unangenehmen Pflichten eines Prytanens gehörte anscheinend, das hatte Timokrates schon mitgekriegt, die unbedingte Anwesenheit bei Pferderennen. Und weil dies auch noch ein öffentliches Pferderennen war, dazu auch noch ein Pferderennen, dem der Praefectus das Motto "Freundschaft zwischen Alexandria und Rom" verpasst hatte, gibt er sich ganz offiziell, wer weiß, vielleicht musste er sogar noch eine Rede halten. Platztechnisch erspäht er etwas in der Nähe der Ehrentribüne, auf jedem Fall bei den besseren Plätzen und denkt sich natürlich, dass er als Prytane ein Anrecht hat, dort zu sitzen. Er kauft sich eine Tüte Ozelotohrläppchen und sucht sich einen ihm genehmen Platz.

  • Obwohl kein Bürger, aber in seiner Eigenschaft als Philologos lässt es auch Theodorus sich nicht nehmen, bei den Spielen teilzunehmen. Wagenrennen in Alexandria waren schon immer etwas ganz besonderes und erinnern ihn an seine Jugend, die er oft an der Rennbahn verbrachte. Er wühlt sich durch die Menge um einen schönen Platz zu ergattern, dann erblickt er tatsächlich ein vertrautes Gesicht in einer Loge. Laut ruft er:


    "Verus! Hey, Verus! Was machst du denn in Alexandria?"

    gelehrter aus alexandria- gebildet, intellektuell, tolpatschig und zerstreut

  • Etwas überrascht blickt Verus auf, augenscheinlich hatte ihn jemand erkannt, so wanderte sein Blick suchend durch die Menge hinter der Loge und dieser entdeckte Theodoros. Er winkte ihn freundlich zu sich und wieß ihm einen Platz neben sich aus.


    "Mich treibt meine Factio nach Aegyptus, Theodoros. Ich bin der Gesandte der Aurata, falls dir diese Factio etwas sagen sollte. Schön dich wieder zu sehen."

  • Endlich erschien auch der Praefectus Alexandriae et Agegypti.
    In Begleitung seiner Gemahlin und seines Magisters Officiorum Caius Sergius Curio betrat er die Ehrentribüne. Zwölf hoch gewachsene Legionäre eskortierten sie. Ihre Helme und Schienenpanzer waren akkurat poliert und glänzten in der strahlend hellen Septembersonne.


    Ihnen folgten sieben Priesterinnen und Priester aus verschiedenen Tempeln der Stadt: Die älteste Priesterin des Isis-Tempels von der Halbinsel Lochias, die sich tief gebeugt auf ihren Stock stützte, der Oberste der Kroneion-Priester aus dem Broucheion-Viertel, von wo auch der Vertreter des Paneions stammte, eine Geistliche des Serapeions aus Rhakotis, eine Priesterin aus dem Bendideion-Heiligtum, welches zwischen der Agora und den Werften am Hafen lag und eine Priesterin der Demeter, deren Tempel nur einen Steinwurf vom Hippodrom entfernt war. Als letztes erschien eine Priesterin des Isis Pharias-Tempels von der Insel Pharos.


    Sie alle zeigten sich der Menschenmenge, die sich bereits im Hippodrom versammelt hatte. Es war eine weitläufige und beeindruckende Anlage. Vielleicht waren die Zuschauerränge nicht ganz so hoch wie die des Circus Maximus in Rom, aber dafür war die Rennbahn deutlich breiter und der freie Raum zwischen den gegenüberliegenden Seiten größer.


    Die Luft war erfüllt von dem Lärm der Menge und Germanicus Corvus wartete einen Augenblick, bis er sich wenigstens der Aufmerksamkeit der Menschen in seiner unmittelbaren Nähe sicher sein konnte. Im ganzen Hippodrom würde man ihn sowieso nicht verstehen können…

  • Nikolaos verließ seinen Platz, an dem natürlich einige Diener dafür sorgten, dass er nicht von jemand anderem vereinnahmt wurde (und vor allem, dass das Kissen für Nikolaos empfindliches Hinterteil nicht gestohlen wurde) und ging in Begleitung einiger Epheben und drei Stadtwachen vor das Hippodrom, um sich unter das Volk zu mischen. Ein wenig angesäuert war er, als er merkte, dass er als Strategos Alexandrinos gar nicht so bekannt beim den vielen Menschen hier war. Viele grüßten ihn, doch ebensoviele schienen ihn nicht zu kennen oder nicht zu achten. An den Tischen schlug Nikolaos ordentlich zu. Der Eparchos war Gastgeber und natürlich wollte Nikolaos seine Gastfreundschaft nicht beleidigen :) . Außerdem war er ja noch im Wachstum, redete er sich ein. So leerte er einige Becher Wein, sprach mit einigen Bürgern, erklärte einigen sein Vorhaben für die Stadtwache, erntete sowohl deutliche und begeisterte als auch verhaltene Zustimmung sowie im schlimmsten Fall Enthaltung, bediente sich beim Obst, schlenderte durch die Menschenmenge und kehrte zum Weinausschank zurück. Für ihn selbst spürbar aber für andere kaum sichtlich angeheitert kehrte er an seinen Platz zurück. Dort erblickte er Timokrates. "Chaire, Timokrates!", rief er über die Plätze hinweg, die zwischen ihnen lagen. "Du auch hier? Das freut mich außerordentlich."

  • Zum ersten Mal seit Wochen stiegen die Gerüche der Speisen nicht unangenehm in Medeias Nasen. Nachdem sie sich von dem kurzen Weg von der Sänfte zu den Tischen erholt hatte, war sie auch in der Lage die dargebotenen Speisen zu betrachten. Ihr zwergenhafter Sklave schien das als Einladung zu betrachten. Schnell nahm er einen der vielen und billig hergestellten Tonteller und packte ihn bis zum Rand voll mit den Speisen. „Hier, Domina. Der Medicus wird...“ Schnell verstummte er. Denn bei der Erwähnung des Medicus sah ihn Medeia leidig an. So goß er nur schweigend etwas Wein nach. Sinnierend betrachtete Medeia eine gefüllte Dattel, die neben einer Meeresfrucht auf dem Teller lag. Es war eine wahllose Mischung. Medeia ergriff die Dattel und steckte sie sich in den Mund. Langsam kaute sie und genoß die intensive Süße als sie des Grußes gewahr wurde. Schnell schluckte sie runter und sah auf. Ein Grieche, wie Medeia wiederum vermutete, hatte sich an sie gewandt. Was Medeia wirklich nicht unrecht war. Schließlich hatte sie Wochen lang der Einsamkeit frönen müssen. Etwas, was ihr nicht schwer fiel, aber irgendwann brauchte Medeia auch wieder Gespräche, die ihre Gedanken bereichern und inspirieren konnte. Und das vermochten ihre Sklaven nicht. Ebenso der Medicus, der in erster Linie ein Meister seines Faches war und sich mit der Philosophie mehr widerwillig in seinem Studium auseinander gesetzt hatte. So glitt ein erfreutes Lächeln über Medeias Gesicht. Denn jener Mann war gut gekleidet, offenbarte gesittetes Benehmen (seine aufrechte Haltung) und ein gepflegtes Erscheinen.


    „Chaire!“, grüßte Medeia deswegen freundlich zurück. Nur einen Moment lenkte der pompöse Einzug Medeia ab. Durchaus ein Stück entfernt war dieser und doch vermochte Medeia all die buntschillernden Gewänder auszumachen. Die Priesterschar und in allem thronend der Kaiservertreter, der teilweise schon als Gott angesehen wurde. Wie es Medeia damals bei seinem Einzug erschienen war. Erneut lächelnd wandte sie sich an Leonidas. Nun trat auch ihr attischer Akzent zu Tage. „Verzeih, Du bist doch sicherlich aus der Stadt, wenn ich das fragen darf? Wird hier bei der Opferung einer besonderen Sitte gefrönt oder gleicht sie den anderen hellenischen Städten?“ Um sie herum verstummte es etwas, wenn auch noch nicht alle Zuschauer bemerkt hatten, dass der Praefectus die Stimme an sie richten wollte. Doch einer Welle gleichend breitete sich das zumindest bis zu dem Tisch auch aus, an dem Medeia mitsaß. So erhob sie den Blick, um zu sehen, was vorne vor sich ging.

  • Germanicus Corvus hob beide Hände die Höhe und begann zu sprechen:


    “Hört mich an! Die Götter haben geruht, die Schicksale von Rom und Alexandria miteinander zu verknüpfen. Diese Verbindung ist stark und untrennbar für alle Zeit. Denn wie Alexandria Rom braucht, so braucht auch Rom Alexandria und nichts könnte diese Erkenntnis besser aufzeigen, also die gemeinsame Liebe der Menschen beider Städte für den Einen, den unumschränkten wie weisen Imperator Caesar Augustus, Regis Aegypti, Dominus Orbis terrarum Lucius Ulpius Iulianus.
    Ihm zu Ehren wollen wir Heute und an den kommenden Tagen ein Fest feiern. Und wir wollen zeigen, dass Friede und Eintracht zwischen Alexandriniern und Römern herrscht, zum Wohle aller, zum Ruhme Roms, wie auch Alexandrias und zum Nutzen aller Menschen des Imperium Romanum und der zivilisierten Welt.“


    Er wandte sich den Priesterinnen, bzw. Priestern zu.


    “Hier bei mir sind sieben Frauen und Männer aus sieben Tempeln der Stadt Alexandria. Sie werden bekunden, dass die Götter unser Zusammenleben und dieses Fest, mit dem wir unsere Gemeinschaft feiern, mit Wohlwollen betrachten und uns ihren Segen geben.“


    Erwartungsvoll und auffordernd blickte er in die Runde der Geistlichen. Alles andere als eine Bestätigung seiner Worte wäre ein unverzeihlicher Affront gewesen.

  • Auch Ioshua ben David, leidenschaftlicher Fan des Wagenrennsports und selbst Unterhalter eines eigenen Gestüts hatte es sich natürlich nicht nehmen lassen, an einem solchen Tag das Hippodrom aufzusuchen, wenn der Praefectus Aegypti geladen hatte.


    In Begleitung seines Gastes, dem Sohn des Senators Agrippa, einem alten Geschäftsfreund, und dem jungen Akhom, der für ihn als persönlicher Schreiber tätig war, und auf dessen Begleitung Ioshua bestanden, hatten sie sich durch die Menschenmassen bugsiert, hin zu einem gemütlichen Plätzchen in der ersten Reihe, wo eine sieben Fuss hohe Mauer die Ränge von der Arena trennten. Der mächtige Wanst, den Ioshua vor sich her schob, half ihm dabei, sich gehörig Platz zu verschaffen.
    Rhabos war nicht dabei. Er hatte zwar angekündigt, ebenso an den Spielen teilnehmen zu wollen, doch seine Abneigung gegen volle Menschenansammlungen war Ioshua bekannt und so konnte Ioshua nur ahnen, daß er sich sicher irgendwo an eine Säule gelehnt aufhielt oder bei den Imbissbuden ums Stadion, wenn er nicht gar zu Hause geblieben war.


    Eigentlich hatte Ioshua gehofft, seinen Bruder Samuel schon begrüßen zu können, um mit ihm die Wagenrennen zu sehen, doch das Schiff war weder eingetroffen, noch hatte er bereits eine Nachricht von seinem Bruder aus Rom erhalten. Er war sicher beschäftigt, so dachte Ioshua. Als Architekt arbeite man schließlich nach Auftragslage und möglicherweise hatte er gerade einen großen Auftrag an Land gezogen.
    Als der Praefect zu seinen einleitenden Worte ansetzte, drehte sich Ioshua um, doch viel war von den Worten nicht zu verstehen. Sie gingen im allgemeinen Trubel und unter, aber man konnte sich schon zusammenreimen, was der Praefectus da vortrug. Mit Sicherheit irgendwas erbauliches zum Tage. So witzelte Ioshua zu seinem Gast, dem jungen Agrippa


    "Er hat eine große Begabung." ;)


    Dann ging sein Blick wieder nach unten zu den carceres, den Startboxen. Er nahm an, daß Syrus den jungen Lipodoros noch ein letztesmal einschwor auf das bevorstehende Rennen und ihm den ein oder anderen wichtigen Hinweis gab.

  • Das Zischeln des Präfekten brachte den armen Priester vollkommen aus dem Konzept. Hilflos sah er zunächst zu dem Statthalter, dann zu seinen Priesterkollegen.


    “Die Götter...“ *hust* “...ähm...die GÖÖtter sehen mit Freude auf uns... herab. Sie geben diesem Fest ihren Segen.“


    Eigentlich hatte er eine längere, viel salbungsvollere Ansprache halten wollen. Aber mit einem Mal war ihm alles entfallen.

  • Zitat

    Original von Nikolaos Kerykes
    Bla Bla Blubb Blubb etc. pp. ;)


    Timokrates hat sich gerade gesetzt, verträumt auf einer Lerchenzunge kauend, als er die Stimme des Strategos vernimmt: "Ah, Chaire Strategos. Wie geht es heute? Auf welchen Fahrer hast du gewettet? Ich vertraue ja auf die Roten, obwohl ich auch gehört habe, dass ein paar sehr gute und ambitionierte griechische Talente im Hippodrom befinden. Was machen die Ermittlungen so?"

  • Zitat

    Original von Titus Decimus Verus
    "Mich treibt meine Factio nach Aegyptus, Theodoros. Ich bin der Gesandte der Aurata, falls dir diese Factio etwas sagen sollte. Schön dich wieder zu sehen."


    Theodorus kämpft sich durch die Menge vor zu der Loge, in der Verus sitzt und macht es sich dort bequem.


    "Einen feinen Platz hast du da. Man kann wirklich gut auf die Laufbahn hinunterblicken. Und da drüben - ist das der neue Präfekt?


    Die Aurata? Ist das nicht einer der großen Rennställe? Ich wusste gar nicht, dass du dich so um den Rennsport kümmerst. Aber das trifft sich bestens, ich kenne mich nämlich eigentlich gar nicht aus. Vielleicht kannst du mir erklären, wer bei dem Rennen antritt und wer die Favoriten sind."


    Natürlich hat Theodorus nicht gewettet. Schon allein, weil es sich nicht ziemt für einen Mann von Stand und Bildung. Aber mitfiebern wird man ja noch dürfen...

    gelehrter aus alexandria- gebildet, intellektuell, tolpatschig und zerstreut

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