Es war ein ausgesprochen schöner Tag, die Vöglein zwitscherten munter vor sich hin, fast kaum eine Wolke traute sich, den strahlend blauen Himmel mit verräterischen weißen Flecken zu bedecken, und halb Rom schien bester Laune zu sein - mit einer Ausnahme: Mir. Gutes Wetter war schön, und meinetwegen sollten die Römer auch ihre Freude haben, aber die morgendliche Post hatte mir die Laune derart vermiest, dass ich irgend etwas brauchte, um mich abzureagieren. Unangenehmerweise weilte Nefertiri immernoch in Achaia, zumindest vermutete ich das, sie war mir vermeintlich nachgereist, während ich mit Fieber ganz in der Nähe weilte, ohne zu wissen, wer ich war - und nun wartete ich darauf, dass meine kleine Bettgefährtin wieder zurückkehrte, die entsprechenden Anweisungen hatte ich per Post getroffen. Aber ausser langweiligen Berichten von meinen Gütern und ähnlich wenig anregenden tabulae waren nichts dabei gewesen, was mich hätte aufheitern können. Seit Tagen fühlte ich mich ruhelos und fand weder in der Villa noch außerhalb irgend etwas, was mir ein wenig Entspannung hätte verschaffen können.
So ging ich im Garten der Villa umher und versuchte, mich wenigstens ein wenig durch das laufen abzulenken, wenn es schon meine Post und die Schriftrollen, die ich noch lesen wollte, nicht schafften. Eigentlich hätte ich mit Manius sprechen wollen, aber einerseits wollte ich ihm weder zur Last fallen, andererseits war es ausgesprochen zwiespältig, ihn überhaupt zu sehen. Einen Menschen zu lieben und ihm nicht nahe sein zu dürfen war auf Dauer einfach nur die schmerzvollste Art der Folter, die man sich vorstellen konnte, dieses gladius schmerzte tiefer und heftiger, als es jede Schnittwunde jemals gekonnt hätte. Als ich um eine Ecke bog, wurde mein Schritt automatisch langsamer, denn zumindest von hinten bot sich mir ein atemberaubender Anblick - nichts konnte mich leichter und schneller ablenken als eine attraktive weibliche Figur. Noch ahnte ich nicht, zu wem sie gehören mochte oder was diese Frau in den Garten geführt hatte, und so betrachtete ich sie einige Augenblicke lang durchaus genüsslich, bevor ich mich räusperte.