Audienz für Germanicus Corvus

  • "Daran habe ich keine Zweifel, dass du die Truppe gut führen wirst."


    Dass Germanicus Corvus damals für die Beseitigung einer der aufrührerischen Offiziere verantwortlich war, ist ein nicht unwichtiger Punkt in den Gedankengängen des Kaisers gewesen.


    "Derzeit rechne ich jedoch weniger mit Aufsässigkeit als mit mangelnder Moral. Die Probleme der Getreideversorgung sind zum teil wohl auf Nachlässigkeit zurück zu führen und die Tatsache, dass die Legion nun bald die Arbeit ihrer Partnerlegion mit erledigen muss, wird nicht eben zu ihrer freudiger Entlastung beitragen. Zugleich vertraue ich darauf, dass du als Neuling in diesem Amt in der Lage sein wirst, unvoreingenommen wichtige von unwichtigen Aufgaben zu trennen und die Legion vielleicht auch aus Dingen herauszuhalten, die gewohnheitsmäßig erledigt wurden, aber nur verschwendete Zeit waren."


    Wie bei jeder anderen Legion auch ließt der Kaiser gelegentlich Berichte über deren Tätigkeiten und weiß daher, dass so etwas schnell passieren kann und dass sich solche Angelegenheiten schlecht von Rom aus sondern nur vor ort lösen lassen.


    "Weitere Anweisungen im Bezug auf die Legion gibt es nicht. Zur Verwaltung sagte ich ebe, dass die Getreidelieferungen der Anlass für den Wechsel sind. Sollte sich die Notwendigkeit zur Neubesetzung von Schlüsselpositionen ergeben, so hast du diesbezüglich freie Hand. Das provinzgesetz ist in der vorliegenden Form anzuwenden. Ausnahmeregeln rechtfertigt die Situation noch nicht. Und scheue dich nicht, bei Fragen schriftlich den Kontakt zu mir zu suchen. Meine Aufgaben werden es zwar bedingen, dass Antworten vielleicht etwas knapper ausfallen oder verspätet kommen, aber sie sind mir wichtig."


    Der Kaiser wartet ab, ob der neue Praefectus Aegypti noch weitere Fragen hat.

  • Die hatte er nicht. Der Kaiser hatte sich klar ausgedrückt und Weiteres würde sich ergeben, wenn er sich erst einmal vor Ort ein Bild von den Zuständen gemacht hatte. Das es eine schwierige, aber ebenso höchst verantwortungsvolle Aufgabe war, die ihm da übertragen worden war, dass war ihm nur allzu bewusst. Aber eben eine solche hatte er sich doch auch herbeigesehnt, denn es bedeutete, dass er sich bei einem Erfolg große Verdienste erwerben konnte und an Selbstbewusstsein mangelt es ihm nicht.


    “Sehr wohl. Ich werde dich nicht enttäuschen.“, sagte er deshalb nur und blickte zu Ulpius Iulianus, ob der ihm noch etwas mit auf seinen Weg geben wollte, oder nunmehr die Audienz zu beenden gedachte.

  • Der Kaiser schweigt einen Moment, dann erhebt er sich.


    "Dann sei es so. Du bist mein neuer Legatus für Alexandria und Aegyptus. Ich schenke dir mein Vertrauen, verlange deine Treue und wünsche dir den Segen der Götter."


    Eine offizielle Zeremonie wäre zweifellos schöner gewesen, doch die derzeitigen Umstände erschweren eine Planung.


    "Ich werde Anweisung geben lassen, dass deine Amtseinführung in Alexandria mit den entsprechenden Ehren vorgenommen wird."


    Der Kaiser salutiert, denn sein gast ist nun auch zu den militärischen Befehlshabern des Reiches aufgestiegen.

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