Porta Lunae – Mondtor

  • Den Speer geschultert, der die einzige Aufgabe hatte, ihn gut erkennbar und sichtbar zu machen, trottete er neben dem Boden gemütlich die breite Hauptstraße schnurgerade entlang.
    “Oh, aus Rom? Wollte dein Kapitän Alexandria nicht direkt anlaufen? Oder seid ihr gesunken und bist du angespült worden?“ Das letztere klang schon halb entsetzt. “Vor einigen Jahren hatten wir mal einen Strategos, dem ist es so ergangen“, erklärte die Wache auch gleich weiter. Auf jeden Fall klang es schon jetzt nach einer spannenden Neuigkeit, warum ein Bote aus Rom nicht direkt im Hafen eintraf, sondern auf dem Landweg von Westen aus.
    “Und was führt dich her? Probleme mit dem Getreide?“ Das war das Naheliegendste. Was sonst konnte Rom schon groß wollen von Ägypten?

  • "Bist du schon einmal um diese Jahreszeit zur See gefahren?" fragte der Bote zurück und nutze damit die Gelegenheit, die anderen beiden Fragen halbwegs elegant unbeantwortet zu lassen. "Noch dazu quer über's Mittelmeer? Der Landweg mag zwar tausendmal unbequemer sein, aber immerhin kommt man lebend an." Spät, aber eben lebend.

  • Der Stadtwächter schaute etwas belämmert auf die Rückfrage. “Ich war noch nie weiter als zehn Meilen von Alexandria weg. Egal in welche Richtung. Mein Geburtshaus steht keine sieben Straßenblöcke da runter“, deutete er vage in eine Richtung.
    Allerdings war eine Sache an der Geschichte des Boten trotzdem komisch. “Ich dachte immer, der Landweg nach Rom wäre aus der anderen Richtung...?“ Die Frage war nur sehr vage. Der Mann neben ihm war jetzt nicht unbedingt der geschwätzigste. Aber eigentlich ging der Landweg über Iudaea und Asia und Achaia, und das lag in nordöstlicher Richtung. Im Westen lag nur Africa.
    “Aber über Land dauert das doch lang und es gibt Wegelagerer und Diebesgesindel, noch dazu dauert das doch endlos. Da kann die Nachricht ja nicht besonders eilig gewesen sein“ scherzte er noch ein wenig, auch wenn es eigentlich gar nicht so zum Scherzen war.

  • Der Bote schmunzelte, den ein wenig hatte er bei seiner Erklärung in der Tat geschummelt. "Ja, klar, wenn man komplett über Land will, kommt man von der anderen Seite. Aber von Sizilien nach Karthago, das passt auch im Winter über's Meer. Und dann immer die Küste entlang, da sind entweder Patrouillen oder es ist sogar den Räubern zu langweilig im Winter. Und schneller als der andere Weg über Asia und so ist es allemal."

  • Der Bursche war wirklich gut darin, auf die eigentlichen Fragen nicht zu antworten.
    “Achso“, machte der Grieche also. Er hatte keine Ahnung, wo Sizilien lag. Karthago wusste er, aber auch eher als 'irgendwo im Westen an der Küste'. War auch nicht nötig, wenn man in seinem ganzen Leben wohl nicht aus Alexandria rauskommen würde und auch keine Ambitionen hatte, sich von der Stadt weiter als nötig zu entfernen.
    “So, da vorne der Platz ist das Tetragon, da müssen wir dann nach links.“ Der Wächter deutete grob auf den Platz, der trotz der Entfernung eigentlich schon kaum zu übersehen war. Die hohen Torbögen erhoben sich deutlich sichtbar über das Gewirr der Menschen hinweg.
    “Gibt's denn irgend was interessantes in Rom?“ fragte die Stadtwache in Ermangelung eines besseren Gesprächsthemas und hoffte, wenigstens irgendwie relevanten Klatsch aufzuschnappen. Ansonsten hatte sich das hinausgehen in den Regen ja wirklich gar nicht gelohnt!

  • "Du meinst, abgesehen von den persönlichen Nachrichten für den Statthalter?", ging der Bote nun direkt auf die Frage ein. "Naja, es ist Winter, da ist auch weniger los. Wahlen waren auch keine, als ich los bin." Irgendwelche Promihochzeiten vielleicht? Hatte er nicht drauf geachtet, und nicht jeder, der in Rom ein Promi war, würde in Alexandria überhaupt bekannt sein.

  • Irgendwie wünschte sich der Grieche doch wieder an das Stadttor zurück, da hatte er wenigstens einen trockenen Unterstand. Hier war ja wirklich gar nichts interessantes zu erfahren. Und dafür stapfte er nun durch den Regen!
    “So, das Tor zur Basileia ist am Ende der Straße“ deutete die Stadtwache, als sie die unübersehbare Abzweigung auf dem quadratischen Platz zur zweiten von Alexandrias Hauptstraßen genommen hatten. Geplante Städte hatten hinsichtlich der Überschaubarkeit eindeutig ein paar Vorteile. “Ich wünsche dir dann viel... Erfolg beim Eparchos. Chaire.“ Das Tor war schon in Sicht auf dem halben Stadion würde der Mann schon nicht abgestochen werden. Und er konnte sich wieder auf den Weg in trockenere Gefilde machen.

  • Es wunderte den Boten ein wenig, dass sein Begleiter den ganzen Weg mit ihm gegangen war, aber jetzt die letzten paar Schritte nicht mehr mit kommen wollte, aber zu viele Gedanken wollte er sich auch nicht darum machen. "Vielen Dank und alles Gute!" bedankte er sich daher artig für die Führung, bevor er alleine weiter stapfte.

  • Die letzten Wochen und Monate waren für Mathayus Magonidas und seine Familie alles andere als einfach gewesen.


    Zunächst stand da die anstrengende Reise über Land von Mogontiacum bis nach Massilia. Sie hatten von allen Abschnitten mit Abstand am längsten gedauert und war körperlich am anstrengendsten gewesen. Sie hatte sich zusätzlich noch verlängert als sie einen Bogen um Lugdunum machen mussten. Genau wusste es keiner doch im Chaos des Bürgerkrieges hatte irgendeine Seite die Stadt und wahrscheinlich die sich dort befindene Münze angegriffen. Genaues hatten die Magoniden nicht erfahren doch hatte sie die Sache über eine Woche Umweg gekostet.



    In Massilia angekommen wurde es dann einfacher und der angenehmste Teil ihrer Reise begann. Sie verluden ihren ganzen Besitz von den Maultieren auf ein bauchiges Handelsschiff, verabschiedeten sich von ihren Handelspartner Timon und segelten los.
    Die Winde waren günstig und so erreichten sie recht schnell und beque Melita.



    Auf Melita war es eine wunderschöne Zeit die zwar nur 5 Tage dauerte aber die jedes Familienmitglied in vollen Zügen genoss. Alle waren auf Melita geboren und aufgewachsen und verbanden viel mir der Insel. Mathayus sprach lange und viel mit seinem älteren Bruder Sufetius und jeden Abend saß die ganze Familie lange zusammen und genoss ihr Beisammensein. Mathayus hörte sogar Gerüchte das sein mittlerer Sohn Adherbal der bei einer Ala in Africa war und von dem er nun fast ein Jahr nichts gehörte hatte doch noch lebte.
    Doch von vornerein war klar das diese Zeit der Gemeinsamkeit nicht lange dauern würde. Die Gespräche über die Ereignisse wurden intensiver und der Versuch den baldigen Abschied und Trennung zu verdrängen wude verzweifelter. Am Morgen des 6ten Tages dann war es soweit.
    Mathayus stand im Hafen an Bord des Schiffes das sie fortbringen würde. Neben ihm stand sein jüngster Sohn Hamilkar [Blockierte Grafik: http://www.bilder-hochladen.net/files/hlfb-i-6f49.jpg] und sein Adoptivsohn Maharbal [Blockierte Grafik: http://www.bilder-hochladen.net/files/hlfb-j-1f0e.jpg]. Dahinter noch seine beiden Sklaven Galas [Blockierte Grafik: http://www.bilder-hochladen.net/files/hlfb-r-02e7.jpg] und Hypatodorus [Blockierte Grafik: http://www.bilder-hochladen.net/files/hlfb-s-33e7.jpg] sowie sein Sklave und Scriba Personalis Penikanus[Blockierte Grafik: http://www.bilder-hochladen.net/files/hlfb-n-3769.jpg] .


    Auf der anderen Seite an Land stand, angeführt von seinem ältesten Sohn Malchus angeführt der Rest seiner Familie. Sie würden ihn nicht nach Alexandria begleiten. Falls ihre Mission fehlschlug würden sie dafür Sorgen das seine Familie weiter bestehen würde und Sufetius hatte sich auch damit einverstanden erklärt das sie in diesem Fall auf Melita bleiben konnten.
    Der Abschied hier im Hafen fiel recht knapp und mit nur wenigen offenen oder heimlichen Tränen aus. Das hatten alle den gestrigen Tag über erledigt. Besonders Mathayus Herz war schwer gewesen gestern Abend nachdem er mit seinen beiden Töchtern und Malchus sowie Abends mit seiner Ehefrau Mahsati gesprochen hatte. Der Erfolg oder auch nur die lebendige Rückkehr von allen war fraglich und die Zeiten nicht die besten zum Reisen nach Alexandria.
    Doch es nützte alles nichts und schließlich legte das Schiff ab. Solange es ging blieben die Familienmitglieder an Deck oder am Kai stehen bis von dem jeweils anderen nichts mehr zu sehen war.



    Das Schiff auf dem die 6 reisten fuhr zunächst nach Leptis Magna. Tatsächlich begegneten sie auf dieser Fahrt ein paar Schiffen der Classis Misenensis. Doch schnell wurde klar das das Schiff nicht die Rebellen unterstützte sondern ein normales Handelsschiff auf dem Weg nach Leptis Magna war. Gewarnt von dieser Kontrolle änderte Mathayus die Pläne und sie gingen in Leptis Magna von Bord des großen Handelsschiffes. Statt dessen mieteten sie ein Fischerboot und fuhren mit diesem über Euhesperides und Apollonia bis nach Antipyrgos. Dort angekommen schlossen sie sich einer Karawane an die, trotz des Bürgerkrieges und der Tatsache das Ägypten auf der Seite der Rebellen stand und Creta et Cyrene auf der Seite von Salinator, weiter Handel mit Alexandria trieb. Ein wenig Bestechungsgeld bei den dünnen Kontrollen an der Grenze und ab Paraetonium war die ganze Karawane eine die eben aus dieser Stadt kam und nicht aus Aniprgos.



    Am Mondtor angekommen traten die 6 angeführt von Mathayus vor die Stadtwache und baten um Einlass.

  • Wie bereits festgestellt, war Alexandria eine Handelsstadt. Die sehr darunter litt, dass der Seehandel, der den größten Teil des gesamten Handelsgeschäftes ausmachte, vollständig ausblieb. Die Speicher der Stadt barsten bald vor Korn und sein Preis fiel ins Bodenlose, die Karawanen aus dem Süden und dem Osten konnten ihre Sachen hier bestenfalls in den Lagerhäusern unterbringen, aber nicht wie gewohnt weiterverkaufen, so dass auch diese nach einiger Zeit gefüllt waren. Alexandria hatte im wahrsten Sinne des Wortes Luxusprobleme.
    Auf der anderen Seite war es so auch nichts ungewöhnliches, wenn dennoch Karawanen nach wie vor ankamen. Sie kamen einfach IMMER an. Jeden Tag. Und auch diese hier wurde nur – natürlich in Koine – knapp bei der rudimentären Durchsuchung mitgeteilt, dass die Speicher der Stadt voll waren und große Geschäfte momentan nicht zu erwarten waren, ehe man sie durchwinkte.

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