Officium des Aurelius Corvinus

  • Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    Deandra schließlich überraschte mich. Ich sah sie aufmerksam wie überrascht an. Reitunterricht wollte sie ihm zukommen lassen? Unter ihrer Leitung? Ich räusperte mich vernehmlich. "Die Duccier haben hier ein Gestüt. Vielleicht wäre es besser, wenn er sich dort das Reiten beibringen ließe, Deandra", sagte ich deutlich. Mir missfiel der Gedanke, dass sie sich wieder zu stark engagieren würde.


    Auf das Räuspern hin wendete ich mich um und versuchte in Marcs Gesicht zu lesen, was es zu bedeuten hatte. Ich musste dabei nach oben schauen und stellte fest, dass nicht in jedem Fall der Platz am Schreibtisch eine respektable Position beinhaltete. Marc hatte ein Händchen dafür, den Überblick über Situationen zu wahren, sich in strategisch günstige Positionen zu bringen und gleichzeitig auch noch die Höflichkeitsregeln zu beachten.
    ‚Ein echt toller Kerl’, dachte ich, würde es aber nie laut äußern, denn die Gefahr bestand ja vielleicht, dass er daraufhin abheben könnte. Mit diesen Gedanken im Hinterkopf musste ich trotz seiner ernsten Worte ein klein wenig schmunzeln.


    Als er geendet hatte, atmete ich einmal tief durch, nickte ihm kurz zu, doch bevor ich etwas sagen konnte, ergriff Corax das Wort. Ich drehte mich zurück, stellte die Arme auf der Tischplatte auf und stützte mein Kinn auf die gefalteten Hände. Eine bequeme Position, um nachzudenken. Nicht unbedingt begeistert stellte ich fest, dass ich nicht nur räumlich zwischen zwei Männern saß, sondern auch zwischen deren Auffassungen geraten war. Natürlich gab es gar keine Frage, welche Stellung ich beziehen würde, und auch mein Vater, der als Patron Corax’ Interessen vertrat, würde dieselben Prioritäten wie Marc setzen. Allerdings hoffte ich, die richtigen Worte zu finden.


    „Du bekommst aus dem Gestüt Aurelia ein passendes Reitpferd gestellt und wir bezahlen dir den Reitunterricht. Das machen wir doch, oder?“ Ich wandte den Kopf zu Marc und erbat mit Blicken eine Reaktion.

  • Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    Deandra nahm Platz und warf mir einen unmissverständlichen Blick zu. Kurz bemitleidete ich mich selbst, da die Hochzeit und damit auch die auf diesen Tag folgende Nacht eindeutig zu weit in der Zukunft lagen, dann aber sagte ich mir, dass hier noch einige Briefe auf mich warteten, die geschrieben werden sollten. Es würde sich wohl auch an diesem Abend keine Gelegenheit bieten, ihr cubiculum aufzusuchen und zumindest einen Hauch dessen zu erfahren, was ich in der Ehe ständig würde haben können. Ich seufzte theatralisch und sah über Deandras Schulter, wie sie in geschwungenen Lettern ihren Namen an die dafür vorgesehene Stelle setzte. "Naja, fast. Dein Vater muss sein Einverständnis ebenfalls geben", sagte ich. "Ich werde ihm dieses Dokument zusenden mit der Bitte, es zusammen mit seinem Einverständnis abzugeben, dann sollte alles geklärt sein. Vielleicht möchtest du ihm auch selbst schreiben? Es gibt sicher viel zu erzählen, und es wäre ihm sicher eine Freude, etwas von dir zu hören, hm?"


    Marc schien offensichtlich überarbeitet zu sein, denn einerseits verpuffte mein Angebot nach körperlicher Nähe wirkungslos und andererseits wollte er mir sogar einen Teil seiner geplanten Post abtreten. Ich drückte meine Verwunderung in einem langen Blick über die Schulter aus. Bevor ich mich jedoch der Behebung des ersten Problems widmete, ging ich auf seinen Vorschlag ein, selbst den Brief an meinen Vater zu schreiben.


    „Mein Angebot wäre, dass ich unter den förmlichen Teil, in dem du die Verlobungseintragung regelst, noch ein paar Zeilen setze, in denen ich, hm, was auch immer berichte.“


    Natürlich würde sich Vater über ein paar Zeilen von mir freuen, aber ich war seit jeher schreibfaul, was jedoch kein Indiz dafür war, dass ich etwa nur ungenügend über die Fertigkeit des Schreibens verfügen würde. Als Tochter eines Patriziers war meine Bildung überdurchschnittlich gut, die Unterweisungen in den verschiedensten Künsten waren sogar auf besonders fruchtbaren Boden gefallen. Und doch waren Briefschulden für mich ein Graus. Auf keinen Fall würde ich sogleich mit der Abtragung beginnen.
    Deswegen erhob ich mich ansatzweise, aber nur soweit, um mich über den Schreibtisch beugen zu können. An einer entlegenen Stelle des Tisches legte ich die Feder ab – unerreichbar für Marc. Ich richtete mich auf, raffte mit der einen Hand die Tunika, kletterte aus dem Rahmen seiner Beine heraus, drehte mich um und schob mit der freien Hand seine Schenkel zusammen.


    „So, mein Liebster. Zunächst ist es jedoch erforderlich, die Unversehrtheit so mancher Körperfunktion zu überprüfen. Ich mache mir diesbezüglich ernsthafte Sorgen“, sagte ich schelmisch lächelnd, weil diese Sorge natürlich frei erfunden war.


    Um die Tunika nicht zu ruinieren, musste ich nun beide Hände benutzen. Ich raffte den Stoff, nahm seine Beine zwischen meine und anschließend auf seinem Schoß Platz. So weit es ging, rutsche ich vor, legte die Arme um seinen Hals und freute mich der auswegslosen Situation, in die ich ihn gebracht hatte. Natürlich war er viel stärker als ich und konnte mich, wenn er wollte, mit Leichtigkeit mit den Füßen auf den Boden setzen, aber vorerst schränkten meine Arme und Beine seine Beweglichkeit und mein Halsansatz sein Sichtfeld ein. Ich drückte einen sanften Kuss auf seine Stirn, die erstmalig in praktischer Reichweite für mich war.

  • Oh, ich hatte Deandras Intention sehr wohl bemerkt und auch verstanden. Doch ich wusste, wenn ich diese Schreiben nicht heute noch aufsetzen und versenden würde, so würde gewiss einiges an Zeit vergehen, bis ich mich neuerlich dazu zwingen konnte oder überhaupt Zeit dazu fand. Dass Deandra nicht mürrisch wurde, weil ich nicht darauf einging, dankte ich ihr mit einem lieben Blick und der Zustimmung auf ihren Vorschlag hin. "In Ordnung, dann machen wir das so. Auch wenn ich hoffen möchte, dass deine Schreibunlust nicht andauert, sollten wir einmal getrennt sein und auf schriftliche Korrespondenz zurückgreifen müssen", witzelte ich. Immerhin hatte sie auch ihrer neuen Schwester Epicharis geschrieben, also konnte es mit dieser chronischen Unlust gar nicht so weit her sein, vermutete ich.


    Kurz darauf erhob sich Deandra, und ich hatte meinen Stuhl wieder für mich allein. Gerade wollte ich ihr danken und sie vorerst verabschieden, als sie diese Bemerkung fallen ließ. Einen kurzen Moment irritiert - gedanklich war ich nämlich bereits wieder in der Formulierung eines Briefes an Onkel Cicero - blinzelte ich sie an. Ehe ich jedoch etwas erwidern konnte, abgesehen von meinem fragenden Blick, raffte Deandra die Röcke und nahm erneut Platz - diesmal um einigess, nun ja, näher als zuvor. Schlagartig fiel auch der Sesterz, und ich konnte ihre Bemerkung deuten. Meine überraschte Miene wandelte sich zu einem wölfischen Grinsen, und ich betrachtete einen Moment lang eingehend ihren Hals, da sich mir ohnehin auch nichts anderes bot, vorerst. Ich musste schmunzeln. Wenn ich eine toga getragen hätte, so wären spätestens jetzt sämtliche Falten in Unordnung geraten. Da ich aber lediglich die rostrote Militärtunica trug, verhielt es sich anders. Ich legte den Kopf ein Stück weit in den Nacken und sah Deandra an, als sie den Stirnkuss beendet hatte. "Ah...ja? Was vermutest du denn eingerostet?" hakte ich nach und grinste sie frech an.

  • Natürlich war die Frage an Deandra gerichtet, sonst hätte ich ihren Namen ja nicht gen Ende erwähnt. Dennoch antwortete mir an ihrer statt zuerst der Peregrine. Ich verstand zwar nicht, warum er neuerlich Vesuvianus' Namen erwähnte, doch ging ich nicht weiter darauf ein, sondern blickte nur von ihm zurück zu Deandra, die mich anschmunzelte. Ihr nickten stimmte mich erfreut, denn dass sie selbst für den Unterricht sorgen, ihn womöglich gar selbst erteilen wollte - nein, das kam gar nicht in Frage. Mir waren ohnehin Gerüchte zu Ohren gekommen, nach welchen Deandra sich in frühester Jugend öfter auf einem Pferderücken befunden hatte als am Webstuhl....und wenn ich genauer darüber nachdachte, so wurde mir bewusst, dass sie nach meinem letzten Kenntnisstand nicht einmal einen Webstuhl mehr besaß. Nein, nein, es kam gar nicht in Frage, dass sie Reitunterricht erteilte. Auch was ihre Worte anging, das Angebot, welches sie Corax Syphax darlegte, verblüffte sie mich abermals. Dieser Peregrina war Klient des Vesuvianus, eines Claudiers. Ich stellte mir ernsthaft die Frage, warum wir - also Deandra und ich - ihm Unterricht bezahlen sollten. Vermutlich war das Grübeln meinem Gesicht deutlich anzusehen. "Ich denke, er sollte sich zuerst ein Pferd beschaffen. Und was alles Weitere angeht, werden wir dann weitersehen", erwiderte ich abschließend und in einem Tonfall, welcher keinen Widerspruch erwartete.

  • Bis zu jenem Kuss auf die Stirn stand nicht fest, ob Marc auf mein Vorhaben eingehen würde oder wieder einmal die Arbeit vor das Vergnügen setzte. Nach diesem Kuss jedoch war alles klar: Ein Blick in seine Augen verriet das Entgegenkommen, auf das ich gehofft hatte, die Art, wie er die Frage stellte, zeigte es ebenso.
    Ein Lächeln steckte stets an, sein Grinsen auch, meins wich nicht mehr aus dem Gesicht. Und noch etwas manifestierte sich: Ein Kribbeln inmitten des Körpers, das sich langsam ausbreitete, um sich doch wieder zu sammeln, um ein hochsensibles Ziel zu bestürmen.


    Ich staunte über mich selbst, weil ich nie vermutet hätte, mit welcher Selbstverständlichkeit ich mir das eroberte, nachdem es mir verlangte. Kein Quäntchen Unsicherheit war in mir, als ich seine herabbaumelnden Arme bemerkte, an ihnen entlang strich und ihn dazu veranlasste, sie anzuwinkeln, bis ich seine Hände fassen konnte. Nach meiner Ansicht waren sie besser an meinem Po aufgehoben, daher führte ich sie dorthin. Gleichzeitig rutschte ich so nahe es irgend möglich war, an ihn heran. Ich wusste genau, was ich nicht durfte, und ich wusste, was ich am liebsten hätte. Leider war es ein und dieselbe Sache, aber diesen Zusammenhang schob ich erst einmal entschlossen fort. Ich befasste mich viel lieber mit seiner Frage.


    „Das, was den Atem anheizt“, antwortete ich im Flüsterton und fuhr mit der Fingerkuppe seine Stirn entlang. „Das, was das Blut schneller durch die Ader pumpt“, raunte ich in sein Ohr, während ich mit der Hand durch sein Haar fuhr. „Das, was die Körperwärme steigen lässt, den Verstand herunterschraubt und wohlige Gefühle entstehen lässt.“
    Ich schloss die Augen und suchte mit den Lippen tastend den Weg vom Ohrläppchen bis zum Mundwinkel. Warmer Atem traf auf seine Wange.

  • Die Annahme Deandras, stets Arbeit vor Vergnügen zu stellen, war insofern korrekt, als das ich das in den meisten Fällen tat, weil mir Karriere und Ansehen einfach wichtig waren. Jedoch - und dieser Aspekt durfte definitiv nicht außer acht gelassen werden - erinnerte ich mich noch sehr genau an das Verlangen, welches ich verspürt hatte, als wir das Bad zusammen teilten. Erfüllung hatte ich gefunden, doch war sie nicht der Art, die ich mir gewünscht hatte und immer noch wünschte. Natürlich war alles besser als gar nichts, doch war das Warten einfach grausam, wenn man die Frau seiner Begierde direkt vor seiner Nase (und in diesem Falle auch auf meinem Schoß) hatte. Und ihre Nähe ließ mich keineswegs kalt. Bereitwillig ließ ich sie meine Hände leiten, und mir wurde bewusst, dass nur dünner Stoff Deandra von mir trennte. Stoff, den man mit Leichtigkeit loswerden konnte....


    Ich strich ihr mit einer Hand über den Rücken, vernahm ihre anregenden Worte und spürte, wie ihr Atem an meiner Haut entlang strich, welche unlängst wieder einen Barbier nötig hätte. Sicherlich bemerkte Deandra, was ihre Nähe auslöste. Ich schloss die Augen und sog ihren Geruch ein, eine Mischung aus dezent aufgetragenem Duft und Deandra selbst. Bald umschlossen meine Hände neuerlich ihren Po und drückten sie noch näher an mich heran. Ich begann, sie zu küssen, zuerst liebevoll, dann etwas stürmischer - und dann ließ ich ab von ihr, mein Blick fiel auf das bereitliegende Pergament und ich seufzte. "Aglaia mea... Hättest du etwas einzuwenden, wenn ich dich später besuche? Ich muss diese Briefe aufsetzen, es ist wirklich dringlich. Du weißt, wie der Pöbel sich den Mund wegen Ciceros Verfehlung zerreißt, ich kann das nicht noch weiterhin schüren, zu viel steht auf dem Spiel..." Abermals seufzte ich und strich Deandras schönes Haar von der Schulter zurück auf ihren Rücken. Damit bestätigte ich wohl wieder einmal ihre Annahme, die Arbeit sei wichtiger als das Vergnügen. "Ich werde kommen, ich verspreche es", fügte ich hinzu, zwinkerte und kniff ihr gleichzeitig halbherzig (damit es nicht weh tat) in den Hintern.

  • Corax blickte Aurellius zwinkernd an und fühlte sich so, als hätte man ihm das Ruder seines Bootes weggenommen. Irgendwie sprachlos und verblüfft zugleich wandte ich mich Deandra zu und wartete auf ihre Antwort auf die ich schon gespannt war.:)

  • Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    Ich stellte mir ernsthaft die Frage, warum wir - also Deandra und ich - ihm Unterricht bezahlen sollten. Vermutlich war das Grübeln meinem Gesicht deutlich anzusehen. "Ich denke, er sollte sich zuerst ein Pferd beschaffen. Und was alles Weitere angeht, werden wir dann weitersehen", erwiderte ich abschließend und in einem Tonfall, welcher keinen Widerspruch erwartete.


    Ich erhielt die von mir erwünschte Antwort, doch sie fiel anders als erwartet aus. Für lange Augenblicke haftete mein Blick auf seinem Gesicht. Vergeblich erhoffte ich mir aus den durchaus vorhandenen Regungen, Schlüsse ziehen zu können, die mir behilflich sein konnten, seine Aussage zu deuten, denn sie enthielt weder eine Ablehnung noch eine Zusage. Es schien, als wolle er die Entscheidung hinauszögern. Allerdings glaubte ich weniger daran, dass er sie nach dem Eintreffen des Reittieres treffen wollte. Wahrscheinlicher war, dass er sich nur nicht in Anwesenheit des Klienten meines Vaters äußern wollte. Vielleicht würde er mich hinterher aufklären, vorerst jedoch blieb mir nichts übrig, als seine Aussage zu akzeptieren, mich danach zu richten oder eben nicht.


    Nun gut, die letzte Variante kam ohnehin nicht in Betracht. Ich würde mich niemals in der Öffentlichkeit gegen sein Wort stellen. Dies jedoch nicht deswegen, weil ich Unterwürfigkeit anerzogen bekommen hatte. Meine Erziehung beinhaltete zwar gutes Benehmen, aber darin lag nur die halbe Wahrheit. Es ging vielmehr auch darum, niemals in Anwesenheit Dritter seine Position zu untergraben.


    Ab diesem Zeitpunkt hielt ich es für angebracht, die Klärung von Corax’ Anliegen vollständig in seine Hände zu legen, denn es machte keinen Sinn, dass ich zwischen ihm und dem Besucher einzig als Übermittler fungierte. Ich wusste nun, welches Reittier sich für seine Zwecke eignen würde, und wenn er es bezahlen konnte, sollte er als Klient meines Vaters auch ein gutes erhalten.


    „Wickelst du bitte alles nötige ab?“, bat ich Marc in gedämpftem Tonfall. „Sofern er die erforderlichen 300 Sesterzen bei sich hat, werde ich die Überführung eines geeigneten Tieres veranlassen.“


    Mein Blick weilte weiterhin auf Marcs Gesicht, ich wartete auf eine Antwort.

  • Deandra las in meiner Mimik, schien aber zu keinem Schluss zu kommen. Einen Moment noch beobachtete ich sie und sie mich, dann bat sie mich um die Abwicklung des Ganzen und erhielt von mir zum Zeichen meiner Zustimmung ein angedeutetes Nicken. Ich stieß mich locker von der Kommode ab, an der ich eben noch gelehnt hatte, und trat neben die sitzende Deandra und vor meinen Schreibtisch. "Nun, Corax Syphax, du hast die Dame gehört. Führst du das Geld mit dir?" fragte ich ihn und sah freundlich zu ihm herunter.


    "Außerdem benötigen wir noch deine Adresse, damit Deandra dich benachrichtigen kann, wenn das Tier hier in Germanien eingetroffen ist und du es dir anschauen und es abholen kannst", fügte ich hinzu. Gleichzeitig fragte ich mich, wo er wohl wohnte. Er wollte zur ala, soviel stand fest. Nur wo lebte er gegenwärtig? Andererseits, so sagte ich mir, war dies Vesuvianus' Klient und nicht der meine, also bestand kein Grund, ihm freie Kost und Logis in meinem Hause zu bieten.

  • Ich blickte nun aufrichtig zu Aurelius, der nach meinem Geld fragte. Seine Augen machten mir weis, dass er irgendwie auf das Geld sehensüchtig wartet. Doch meine Augen versprachen noch nichts, bis ich sagte: Das Geld....., sagte ich langsam und nachdenklich.
    Ich tastete eilig mit meinen Händen mein Gewand ab. Weil ich beim ersten mal meinen Geldbeutel nicht fand, bekam ich leicht die Krise und sah Claudia und Aurelius mit verstörten und nervösen Blicken an, wobei auch mein Atem schneller wurde.
    Da ich sicher gene wollte, dass ich mich geirrt hatte, tastete ich nun meinen ganzen Körper ab, während ich zu selber hektisch sagte: Das gibt's doch nicht, dass ich bei einem so-solchen Besucher mein Geld nicht da-da habe. Ich meine, Geld regiert die Welt (leicht peinlich lächelnd), aber Vesuvianus hat es mir doch gegeben, ganz si-sicher, 510 Sesterzen (immer noch hektisch sein Gewand betastend)
    Um keinen Verdacht zu erwecken, dass ich kein Geld dabei hatte, ging ich innerlich nochmals alle Geschehnisse, die bisher passiert sind nach seiner Ankunft in Rom, durch es mir kurz vor der Verzweiflung doch noch zum Glück einfiel. Ich hatte mein Geld nämlich an einem Ort versteckt, wo sicher keines suchen würde und zwar im Bereich der Genetalien unter seinem Gewand.
    Schnell griff ich unter es und zog einen dicken Beutel heraus. Ich demonstrierte den Beutel dem verlobten Paar und öffnete ihn beträchtlich. Schlussendlich entleerte ich den Inhalt des Beutels auf Aurelius' Schreibtisch, der direkt neben mir gelegen. Es klimperte heftig als die Taler gegeneinander und auf die Tischplatte prallten. Glücklich und erleichtert sagte ich: So, das ist alles Geld, was ich habe, nachdem ich mir noch etwas gekauft hatte. (Pause) Eine kleine Überraschung ....( fügte ich leise hinzu)
    Ich glaube, es sind ein bisschen mehr als 300 Sesterzen!
    Ich blickte denn, nach einem Schluck Wein, wieder zu Aurelius.
    Du du fragtest nach meiner Adresse für dei Benachrichtigung?!
    Corax blickte erst nachdenklich zu Boden, dann würdigte er die Beiden mit ehrlichen Blicken: Das mit der A-adresse könnte etwas............könnte etwas...........etwas.............. Er brach ab, irgendwas war ihm peinlich und schmerzlich zugleich.
    Ich (ich blickte sie an) ........ich hatte..........(ich wollte ihnen den Satz non-verbal mittels meinen Augen vermitteln und seine Frage beantworten).............ich hatte mal eines............
    Ich blickte verträumt und etwas betrübt zu Boden und flüsterte vor mich hin, aber doch hörbar:
    .............Ja...............(ich schloss meine Augen)..............es war schön.............(meine Erinnerungen holten mich ein und ich war nicht mehr geistig anwesend)..............sehr schön..............dort ist mein Zuhause...............
    In dem Zustand konnte mich nur noch eine außenstehende Person aufwecken.

  • Der Peregrine schien das Geld entweder nicht dabei oder verlegt zu haben, was meine Braue fragend nach oben wandern ließ. Geduldig wartete ich jedoch und ging nicht auf seine Versuche ein, die Peinlichkeit zu überspielen. Schlussendlich wirkte der Mann vor mir auch so, als erinnere er sich, wo er sein Geld aufbewahrte. Er griff sich...nein, ich wollte besser nicht daran denken wo er sich hin griff. Mit einem etwas unangenehm berührten Ausdruck auf dem Gesicht verfolgte ich, wie er den Inhalt des speckigen Beutels auf meinem Tisch ablud. Auf den ersten Blick waren dies viel zu viele Münzen. "Ja, das sieht mir auch nach mehr aus als nötig ist. Das Pferd kostet dreihundert Sesterzen, den Rest kannst du wieder einstecken und mitnehmen." Ich würde diesen Beutel, den er wo-auch-immer hergeholt hatte, ganz gewiss nicht anfassen, um sein übriges Geld wieder einzufüllen.


    Gerade, als ich bemerken wollte, dass außer der Adresse dann alles geklärt wäre, geriet der Fremde neuerlich ins Stocken und verhaspelte sich, bis er schließlich derart in Erinnerungen zu schwelgen schien, dass er von allein aus seiner Trance nicht mehr erwachen würde. Ich tauschte einen vielsagenden Blick mit Deandra und räusperte mich anschließend vernehmlich. "Dann darf ich davon ausgehen, dass du nirgends wohnst? Wo schläfst du, wo isst du? Bei der ala kannst du schließlich noch nicht sein. Bist du etwa ein Vagabund?" Leichtes Entsetzen schwang mit in meiner Stimme, und ich verschränkte die Arme vor der Brust.

  • Aurelius' Blicke verrieten ihm, nachdem er wieder aufgewacht war, dass er sich die Hände waschen sollte und den Beutel wechseln sollte. Doch bevor er Aurelius diese Kleinigkeiten fragte, kümmerte er sich um die Frage nach der Adresse. Das Geld lies er jedoch noch auf dem Schreibtisch. Er fragte unwissend: Ein Was? Ein Vagabund? Dieses Wort Wort kenn' ich gar nicht, wärst du so freundlich es mir zu erklären?
    Dabei hielt er seine Hände hoch, um nichts unrein zu machen.
    Aber du hast, hast Recht.....ich wohne noch nirgends......was heißt, ich habe zu wenig Geld, um mir ein Häuschem zu kaufen und ich war, glaub' ich, auch zu feige, um Vesuvianus um noch mehr Geld zu bitten.
    Ich habe seit Vesuvianus' Besuch nicht mehr geschlafen. Zwar habe ich mir schon so einige Lebensmitttel gekauft und mich davon ernährt.


    Aber dann wurde es Corax zu langwierig, die Hände oben zu lassen und er fragte schnell: Kann ich mir bei euch vielleicht die Hände waschen und habt ihr zufällig einen neuen Geldbeutel für mich? , fragte er etwas verlegen.

  • Ich fragte mich, warum ich nicht viel eher auf die Idee gekommen war, ihn offensiv von seinem Schreibtisch wegzulocken, oder, sofern das nicht ging, ihn wenigstens vom Arbeiten abzuhalten. Vermutlich lag es daran, weil mir einerseits stets bewusst war, dass wir eine Grenze nicht überschreiten durften, andererseits hätte ich aber auch nie gedacht, wie einfach es war, ihn abzulenken. Zumindest sah es ganz danach aus. Ich spürte, wie Leben in den gerade noch reglosen Körper kam, seine Arme umfingen mich, eine Hand streichelte und ein sachter Druck, der auf eine höchst empfindsame Region traf, ließ mich alles ausblenden, was störend, ablenkend oder unwichtig war. Ich stellte selbst die Liebkosungen mit den Lippen ein, um durch nichts von diesen Regungen abgelehnt zu sein. Ein Schauer jagte durch meinen Körper und blieb als leichtes Zittern zurück, der Atem konnte sich nicht zwischen flach und stoßweise entscheiden. Begann hier eine Art Sucht? War ich längst süchtig? Wollte ich es sein? Ja, auf jeden Fall. Zu verlockend waren die ausgelösten Empfindungen, bittersüße Regungen in mir - süß, weil so unsagbar angenehm, bitter, weil viel zu selten hervorgelockt, zudem unerfüllt, nicht von ihm gestillt.


    Vertieft in diese Eindrücke, erfüllt mit dem längst ausgelösten Kribbeln bemerkte ich, dass er endlich, endlich durchstartete. Er drückte meinen Po näher als nah an sich heran und intensivierte dadurch dieses begehrte Gefühl. Ein Laut der Lust kam unweigerlich über die Lippen, die daraufhin seine spürten, zunächst leicht, dann fordernder. Und ich wollte mehr, war begierig, sehnsuchtsvoll.


    Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    "Aglaia mea... Hättest du etwas einzuwenden, wenn ich dich später besuche? Ich muss diese Briefe aufsetzen, es ist wirklich dringlich. Du weißt, wie der Pöbel sich den Mund wegen Ciceros Verfehlung zerreißt, ich kann das nicht noch weiterhin schüren, zu viel steht auf dem Spiel..." Abermals seufzte ich und strich Deandras schönes Haar von der Schulter zurück auf ihren Rücken. Damit bestätigte ich wohl wieder einmal ihre Annahme, die Arbeit sei wichtiger als das Vergnügen. "Ich werde kommen, ich verspreche es", fügte ich hinzu, zwinkerte und kniff ihr gleichzeitig halbherzig (damit es nicht weh tat) in den Hintern.


    Es dauerte einige Herzschläge, bis seine Worte meinen Verstand erreichten, den ich längst ausgeschaltet hatte. Hatte ich richtig gehört? Er wollte jetzt Briefe schreiben? Wie, bei allem was uns heilig ist, kann man nur derart kontrolliert sein? Das Öffnen der Augen fiel schwer, weil ich sie nicht öffnen wollte. Was hatte ich mir bloß für einen Mann ausgesucht? Hatte ich ihn mir ausgesucht? Wurde ich gefragt? Nein, Amor fragte nie, bevor er Pfeile versendete. Ich seufzte ebenfalls.


    „Ja, ich habe etwas einzuwenden, wenn du mich schon so fragst“, erwiderte ich leise. „Wenn überhaupt, dann bleibe ich jetzt hier sitzen, weil ich keine Lust habe, abzubrechen. Schreibe du, ich beschäftige mich derweil mit dir.“


    Die letzten Worte sagte ich mit einem belustigten Unterton. Er würde schon sehen, wie gut es sich dabei arbeiten ließ.

  • Wenn ich geglaubt hatte, sie würde ohne einen Einspruch gehen, so hatte ich mich definitiv getäuscht. Statt nämlich genau dies zu tun, machte sie gebrauch von sämtlichen Reizen, die sie zu bieten hatte, und brachte meinen Körper damit zur augenblicklichen Rebellion gegen den Verstand, welcher doch auf die Fertigstellung der Schriftstücke pochte und erst danach in der Lust versinken wollte. Ich schloss einen Moment die Augen und konzentrierte mich auf das unsagbar gute Gefühl, welches Deandra allein mit ihrer Nähe bei mir auslöste. Auf ihren Laut hin antwortete mein Körper unwillkürlich mit einem verlangenden Pochen. Doch ich war noch nie ein geistiger Schwächling gewesen, selbst als Junge hatte ich viele meiner Mitschüler ausgestochen, was die Fähigkeit anging, ehrgeizig und gradlinig zu denken, ohne sich ablenken zu lassen.


    Ihr seufzen deutete ich als Resignation, doch dann folgten widersprüchliche Worte statt eines Rückzuges, und wenn ich ehrlich war, konnte ich nicht einmal sagen, ob mir das nun gefiel oder nicht. Liebevoll blickte ich sie an. "Du bist hartnäckig, meine Schöne. Denkst du, ich breche mein Wort? Wenn du an Ort und Stelle verweilst, sehe ich nicht, was ich schreibe, und so dauert alles nur viel länger und Schöneres wird unnötig hinausgezögert werden", versuchte ich, ihr einen vorläufigen Rückzug schmackhafter zu machen. Gewiss konnte sie mir mein Verhalten und meine Worte auch als Rückzieher deuten, doch Deandra würde schon wissen, dass dem nicht so war und ich in jedem Falle zu meinem Wort stehen würde. Nur die Briefe waren eben wichtiger als kurzweilige Zerstreuung, und man musste Prioritäten setzen, wenn man dereinst geschätzt werden wollte. "Ich werde mich auch bestimmt beeilen", versprach ich erneut.

  • Sicher war es eine Tarnung, dass er den Begriff des Vagabunden, eines Wegelagerers und Bettlers, nicht kannte. Ich ging also nicht weiter darauf ein und musterte ihn nur stumm. Verwundert fragte ich mich, wie Vesuvianus an einen solchen Klienten gekommen war. Auch seine Erklärung, was das Wohnen anging, konnte ich nicht recht nachvollziehen. Er hätte sich in eine insula einmieten können, so teuer war die Miete nicht und wenn er gelegentlich arbeiten würde, hätte er auch schnell mehr, als zum Wohnen und Leben nötig war. Die Bitte nach etwas Wasser und Seife konnte ich indes nur zu gut nachvollziehen. Ich wies auf die Tür. "Camryn steht vor der Tür, sie wird dich in die culina geleiten. Frage dort die Köchin nach Wasser und Seife, und sie soll auch sehen, ob man dir einen neuen Beutel auftreiben kann. Vielleicht bringst du dein Vermögen demnächst besser an der Hüfte an, wie es üblich ist", erwiderte ich.



    Sim-Off:

    Corax, die Reisedauer beträgt zwar SimOff nur einige Stunden, aber SimOn warst du von Rom nach Mogontiacum sicherlich mehrere Wochen lang unterwegs, zu Fuß sogar noch länger.
    Schau mal hier und auch hier nach. Von Rom nach Mogontiacum waren es 1450km, da hat deine ID sicherlich auch mal geschlafen. ;)

  • Weil er von Aurelius bezüglich der Frage nach dem Wort VAGABUND keine Antwort bekam, wollte er ihn erst nachdem er sich die Hände gewaschen hatte, wieder dem zuwenden. Er sagte dankend:
    Also, dann werde ich in die Küche gehen, ich komme gleich wieder.
    Er stand auf und ging ein Stück, ehe er die Türschwell nach Draußen übertrat, drehte er sich nochmal um, und blickte die Beiden an, die nicht gerade glücklich über ihn dachten.

  • Seine Einwände, er könne nichts sehen, wenn ich bliebe, wischte ich mit einem Lächeln fort. Na, dem konnte ich doch Abhilfe schaffen.


    „Kein Problem, mein Liebster. Selbstverständlich soll deine Sicht nicht behindert sein.“


    Ich rutschte von seinem Schoß und deutete mit einer Handbewegung an, er könne wieder vorrutschen. Dieser Einladung würde er sicher folgen, denn es sah schließlich nach einem Rückzug meinerseits aus, was allerdings ein Trugschluss war. Doch ob er nun dem nachkam oder nicht, ich belegte umgehend den schmalen Raum zwischen seinem Po und der Lehne. Es hatte Vorteile, wenn man schlank war, auch wenn ich zusätzlich etwas Ruckeln und seinen Oberkörper leicht vordrücken musste, um hinter seinem Rücken halbwegs bequem Platz nehmen zu können.


    „Natürlich befürchte ich nicht, du könntest dein Wort brechen. Für meine Hartnäckigkeit gibt es viel gewichtigere Gründe.“ Es war aus meiner Sicht mindestens genauso wichtig, dass ich ihn als Mann schätzte, wie er von anderen hoffte, als vorbildlicher Römer geschätzt zu werden. Und es gab noch einen weiteren Grund:


    „Du kannst wirklich viel von mir verlangen, aber in Puncto Körperlichkeit kann ich deinen Wünschen – wenn sie meinen widersprechen – kaum nachkommen, weil ich selbst keinen Zugriff auf mich habe“, erwiderte ich mit einem übertrieben ernsten Kopfnicken. „Ich bin viel zu schwach, als dass ich den Willen über mein Verlangen stellen könnte“, fügte ich im Brustton der Überzeugung an.


    Ein Schmunzeln, das sich schnell in ein breites Lächeln wandelte, kündete von dem Spaß, den ich bei der Abgabe dieser Erklärung hatte. Zur Bestätigung meiner Worte, die ich keineswegs durch das Lachen zu stark abschwächen wollte, weil ich dem Vergnügen bewusst einen größeren Stellenwert in meinem Leben einräumte, schob ich meine Arme um seine Taille und drückte meine Lippen auf den Tunikastoff. Dabei schoss mir durch den Kopf, dass es eine weitaus bessere Kussgrundlage geben könnte. Nach einem flüchtigen Anschmiegen löste ich die Umarmung und strich mit den Händen nach unten. Der Saum war schnell erreicht.


    „Schreib doch ruhig!“, erinnerte ich ihn an sein Vorhaben, während die Hände nun unter der Tunika nach oben strichen.

  • Dankend nickte ich. "Ich danke dir, Aglaia mea. Und ich werde mich ganz sicher beei-" begann ich, bereits vorrutschend und erneut nach der Feder greifend, denn ich dachte tatsächlich, sie würde sich zurückziehen. Doch scheinbar hatte ich mich erneut verrechnet, denn kaum hatte sie von mir abgelassen, nahm sie auch schon wieder Platz, diesmal in dem erstaunlich schmalen Stückchen zwischen meinem Rücken und der Stuhllehne. Wie sie das bewerkstelligte - immerhin besaß dieser Stuhl der Bequemlichkeit halber auch Armlehnen - war mir ein Rätsel. Dennoch saß sie nun hinter mir und verschaffte sich noch etwas mehr Platz, indem sie mich noch ein Stückchen nach vorn schob. Sehen konnte ich nun, doch arbeiten? Ich bezweifelte dies, und Deandra würde sicherlich nicht so einfach aufgeben. Da sie hinter mir saß, konnte sie meine leicht resignierte Miene nicht sehen. Obwohl ich so nicht würde an Geschäftliches denken können, zog ich den nur halb fertiggestellten Brief an Cicero heran und tauchte die Spitze der Feder erneut in die rabenschwarze Tinte. Über dem unbeschriebenen Pergament verhielt ich, in der vollen Absicht, mich nun zu konzentrieren. Dennoch konnte ich nicht widerstehen und musste ihr antworten. "Wichtigere Gründe? So? Welche wären denn das? Weißt du, es ist ja nicht so, dass ich vollkommen interessenlos bin, Deandra. Es gibt eben nur..." Wichtigeres? Nein, das stimmte nicht. Ich hielt inne und suchte nach dem passenden Ausdruck, den ich kurz darauf fand. "...Prioritäten, die man setzen muss. Wenn ich diese Briefe nicht heute verfasse, werde ich vielleicht für Tage weder Zeit noch Muße finden, es zu tun. Und jeder verstrichene Tag ist ein potentieller Tag, welcher der Familie schaden könnte aufgrund Ciceros Taten - oder eben Untätigkeit. Ich muss Stellung dazu nehmen, will es auch, denn ich fühle mich verantwortlich, verhalf ich als vicarius principis curiae Cicero doch zum Posten des comes. Indirekt bin ich also sogar Schuld an dieser ganzen Misere, du verstehst?" sprach ich zum Pergament gewandt, denn mich zu Deandra herumzudrehen, war nicht zu bewerkstelligen. In jenem Moment umarmte sie mich, und trotz des Zwiespalts, in welchem ich steckte, kam ein leises, zufriedenes Seufzen über meine Lippen. Gerade setzte ich die Feder wieder an, als ich geschickte, zarte Frauenhände auf meinen Oberschenkeln spürte und die Feder wieder anhob, ohne ein Wort geschrieben zu haben. Deandra schien nicht von ihrem Vorhaben abzubringen sein. Vielleicht sollte ich ihrem Drängen doch nachgeben und mich später den Briefen widmen? Nein, keine gute Idee. Ich wollte nicht gleich wieder fort müssen, sondern entspannt bei ihr liegen. Also musste sie warten. Ich legte die Feder erneut fort und suchte mit meinen Händen ihre, um sie auf ihrem Weg sanft aufzuhalten. "Deandra", sagte ich bittend wie auch in einem Ton, der verdeutlichte, dass ich nicht diskutieren würde. "Gib mir bitte eine halbe Stunde. Ich werde nur das wichtigste abarbeiten, ich gebe dir mein Wort", sagte ich, den Kopf zur Seite gewandt und Deandras Blick aus den Augenwinkeln suchend. "Dann gehöre ich ganz dir."

  • Nachdem der Peregrine den Raum verlassen und die Tür geschlossen hatte, wandte ich mich an Deandra. "Also, wenn du mich fragst... Mir kommt er etwas suspekt vor. Ich wüsste ihn nur ungern länger im Haus, als es nötig ist. Von mir aus geben wir ihm etwas Wegzehrung, immerhin ist er ein Klient von Vesu...deinem Vater, und ich möchte nicht negativ erwähnt werden ihm gegenüber. Syphax soll in vier, fünf Wochen nochmal hier vorstellig werden, bis dahin sollte das Pferd wohl hier sein. Und was den Reitunterricht anbelangt..." sagte ich und hob eine Braue. "Du wirst dich nicht auf den Platz stellen und einem peregrinus Unterricht erteilen, Deandra. Das soll jemand anders übernehmen. Die Duccier führen ein Gestüt hier, sie sollen sich darum kümmern. Die Kosten dafür bin ich nicht bereit zu tragen - er ist Klient deines Vaters, nicht der meine. Ich kümmere mich gern vor Ort um die geschäftlichen Regelungen, aber die Kosten übernehme ich nicht." Eine deutliche Ansage, wie ich meinte.


    Inzwischen führte Camryn den peregrinus in die Küche, wo die Köchin ihm Seife und einen Eimer Wasser besorgen ließ, während sie selbst nach einem Beutel suchte, jedoch nicht fündig wurde. Alle ledernen Säcklein enthielten bereits etwas, sodass sie Corax Syphax mit bedauerndem Blick wieder mit Camryn zurück schickte ins officium des Herren.

  • Seine Gründe, weswegen die zu erledigende Post Vorrang haben sollte, waren durchaus nachvollziehbar. Eine Argumentation dagegen würde mir schwer fallen, das sah ich ein. Das Dumme war einfach, weil er ja fast jeden Abend, wenn er schon einmal in der Villa nächtigte, irgendetwas Wichtiges zu erledigen hatte, mit der Ausführung der angenehmen Dinge aber weit im Rückstand lag. Die Situation stellte sich für mich wie ein liebevolles Kräftemessen dar: Keiner von uns wollte so recht nachgeben, ein Kompromiss musste also her.


    „Es ist ja nicht so, dass ich deine Arbeit gering schätze“, begann ich und kam auch sofort wieder ins Stocken. Ich lehnte die Wange an seinen Rücken, meine Hände wurden noch von Marc gehalten, ich sprach und schaute in Richtung eines Regals an der Zimmerwand. „Es gibt aber Wünsche, die ich gerne erfüllt hätte, ich hab dich viel zu selten für mich alleine.“


    Das klang ja schon fast wie eine Beschwerde und dabei hatte ich vor kurzem Helena erst gesagt, dass ich stets handele und mich nicht erst beschwere. Wobei, genau das hatte ich ja auch vorgehabt, bis ich auf Marcs Pflichtbewusstsein gestoßen war. Ich stand also vor der Entscheidung, gehen oder bleiben. Tja, irgendwie ging die Variante „gehen“ nicht umzusetzen. An dieser Stelle war mein Wille tatsächlich zu schwach. Marc hätte grob werden müssen, um den Willen zu aktiven, denn der wäre nur erstarkt, wenn der Wunsch nach Nähe erloschen wäre.


    „Wäre es für dich ein akzeptabler Kompromiss, wenn ich bleibe und mich, ähm, ruhig verhalte?“


    Ich hatte zwar keine Ahnung, ob ich eine halbe Stunde lang untätig sitzen konnte, wenn all das, was ich begehrte in greifbarer Nähe war, aber auf einen Versuch wollte ich es ankommen lassen. Auf jeden Fall registrierte ich erfreut, dass er gedachte, nur das Wichtigste abzuarbeiten. Und trotzdem…weil alles in mir in Aufruhr war, weil das Herz pochte, dieses Kribbeln sich in Dimensionen gesteigert hatte, die jeder Ruhigstellung im Grunde widersprachen, bedeutete warten eine Qual. Ich stützte meine Stirn gegen seinen Rücken, seufzte einmal ergeben und stellte mich auf eine endlose halbe Stunde ein.

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