Ostia-Alexandria: Serenus auf der Flucht

  • Eine durchwachsene Schiffreise lag hinter Serenus, aber laut dem Kapitän würde man in ein oder zwei Tagen endlich Alexandria erreichen. Alle waren gereizt und Serenus Stimmung war auch von Tag zu Tag schlechter geworden.


    Die ersten Tage des Reise waren von Neptuns Segen und Serenus und Didos Seekrankheit geprägt gewesen. Neptun schien die Flucht von Serenus nach Ägypten zu unterstützen, denn besser hätte der Wind für den Verband der fünf Handelsschiffe nicht sein können. Allerdings war selbst eine ruhige See nicht jedem Patrizier seine Sache. So waren Serenus und Dido, nebst anderen Mitreisenden, seekrank geworden, wollten nichts essen, behielten das wenige Essen nicht bei sich und kotzten in einer Tour. Apollo sei Dank wurde es in den folgenden Tagen besser.


    Dann stellte sich Nero, der Kampfhund von Serenus, als echter Kraftakt heraus. So ein riesiger Hund brauchte Auslauf und das Schiff war nun einmal eindeutig kleiner als der Garten der Villa Flavia. Also mußte ein Dienstplan aufgestellt werden, welcher dem Hund Bewegung verschaffte, indem die Trägersklaven und die Leibwächter den ganzen Tag mit dem Hund vom Bug bis zum Heck und zurück ihre Runden drehten. Der Hund empfand diese Bewegungseinschränkung und das fehlende Stöckchen-Apportieren als sehr unbefriedigend und war dementsprechend schlecht gelaunt. Die Bestie in diesem Hund kam mehr und mehr in der Vordergrund und ließ sich nur mit Mühe von Dido und Serenus kontrollieren.


    Dann wurde das Tempo der Schiffe durch einen Gegenwind stark ausgebremst, auch wenn die Mannschaften diverse Manöver einleiteten um dem entgegen zu wirken. Dies verschaffte Serenus mehr Zeit sich mit den anderen Reisenden zu beschäftigen und zu unterhalten. Wenn auch nur um die schreckliche Langeweile an Bord zu bekämpfen. Außerdem verschafften die Mitreisenden eine angenehme Atmosphäre mit der die nächtlichen Alpträume vertrieben wurden, unter denen Serenus seit dem Überfall auf der Strasse nach Ostia litt. Immer wieder sah er das viele Blut und den Sklaven vor sich, welchen er getötet hatte.


    Zunächst einmal fiel ihm angenehm auf, daß ihm die ausländischen Mitreisenden den angemessenen patrizischen Respekt entgegen brachten. Ganz anders als in der Villa Flavia, wo er immer nur der Kleinste und Jüngste war.


    Die vielen griechischen Gelehrten an Bord, lauter solche Theodoros-Verschnitte, begrüßten es, daß die Patrizier ihre Kinder nach Alexandria, in die Wiege der Bildung und Kultur, entsandten. Es ergaben sich etliche philosophische Gespräche, bei denen Serenus viel zuhörte und auch Fragen stellte, die ihm ausführlich beantwortet wurden. Die Männer gingen viel mehr auf ihn und sein Alter ein. Vielleicht belebte Konkurrenz ja das Geschäft, denn er bekam zahlreiche Hinweise und Empfehlungen, was er unbedingt an Schriften lesen sollte, an wen er sich in Alexandria wenden könne und auf wen er gerne wieder zukommen könne, wenn er einen Hauslehrer suchen würde. Einladungen wurden ausgetauscht. Mitunter mußte man am Anfang auf Latein ausweichen, denn die verschiedenen griechischen Dialekte stellten eine Hürde da, aber zum Ende der Reise hin verstand und sprach Serenus wieder fließend Griechisch und auch sein Rhodos-Akzent und sein Sklave-Hannibal-Akzent wurden wohlwollend akzeptiert, denn fast jeder an Bord sprach einen anderen Dialekt, wenn er sich nicht um ein sauberes und altertümliches Griechisch bemühte.


    Die Juden an Bord waren wiederum ein ganz eigene Sorte von Mensch. Das Thema Religion, Götter und Kulte mied man besser bei ihnen. Sie waren sehr unbeherrscht und emotional in diesen Dingen. Und konnten dann stundenlang mit einem diskutieren und versuchten einen vom ihrem Standpunkt zu überzeugen. Das lag vielleicht daran, daß die Römer so viele Götter hatten und sie sich nur an einen Gott klammerten. Und mit der emotionalen Diskussion versuchten sie ihren Mangel zu kompensieren, da sie sich in ihrem Herzen für nur einen Gott schämten.
    Auch das Thema Essen war ein schwieriges Feld. Sie waren sehr gastfreundlich, aber sie hatten so viele Gebote und Verbote was sie wann essen durften, daß ein Jude wohl nur einen Juden heiraten durfte, wenn er zu Hause eine permanente Ehekrise vermeiden wollte. Obgleich das exotische Essen aus deren Küche durchaus schmeckte, zumindest wenn man auf See war und immer Hunger hatte. Aber ansonsten waren sie sehr nett, höflich und kinderfreundlich. Serenus und Dido waren gern gesehene Gäste und lauschten ihrer Sing-Sang-Sprache, die man sie auch zugleich etwas lehrte. Die Juden konnten auch tolle Geschichten erzählen. Und jeder schien jeden zu kennen und mit jedem irgendwie verwandt zu sein, da alle Juden aus nur 12 Gentes stammten. So hatte Serenus am Ende der Reise mindestens 60 Namen von Ansprechpartnern und Händlern, wenn er irgendetwas in Alexandria benötigen würde.


    Die restliche Zeit an Bord nutzte er um etwas Ägyptisch zu lernen. Lesen, Schreiben, Sprechen. Ägyptisch war neben dem sonderbaren Gekritzel der Juden die vermutlich komplizierteste Sprache der Welt und kannte unglaublich viele Dialekte. Das Schreiben war eher ein Zeichnen von Symbolen. Er hätte die Sprache vermutlich nie angefangen, wenn es an Bord nicht so langweilig gewesen wäre. Hin und wieder ließ er sich von seinem Leibwächtern im waffenlosen Kampf, Dolchkampf und dem Kampf mit dem Gladius unterweisen. Oder übte das flavische Heben der Augenbraue mit einem Handspiegel.


    Kurze Aufregung gab es nur einmal als man ein fremdes Segel am Horizont entdeckte und als Piratenschiff identifizierte. Aber zur Enttäuschung von Serenus fuhr es einfach weiter, nachdem es der Größe des Handelschiffverbandes gewahr wurde. Auch das Angeln bot nur kurze Aufregung als er einen Hai am Haken hatte. Aber der biss kurzerhand die Leine durch und verschwand.


    Schließlich entdeckte er am nächtlichen Hinmmel dann ein Licht. Laut der Mannschaft sollte es sich dabei um den Leuchtturm von Alexandria handeln und die Reise näherte sich ihrem Ende.

  • Serenus, Dido und die anderen Reisenden, welche den Hafen von Alexandria das erste Mal erreichten, standen an der Reeling und staunten mehr oder minder offen. Vor allem der große Leuchtturm vom Pharos, ein Weltwunder, verschlug den meisten Betrachtern den Atem.


    Mit großem Aufwand und Geschrei am Hafen legte das Schiff an und Serenus wappnete sich an Land zu gehen. Durch Mitreisende war er vor aufdringlichen Fremdenführern gewarnt worden, welche einen nur auszunehmen gedachten. Aufgrund der gemachten Kontakte an Bord würde man ihm aber direkt am Hafenkai einem fürsorglichen und ortskundigem Verwandten, auch ein Ben Levi, besorgen, welcher ihn sicher zur Villa Flavia Alexandriae geleiten würde.


    Zur Überraschung von Serenus begann dann zwar das teilweise Entladen des Schiffes, aber die Reisenden gingen nicht von Bord. Dafür marschierten Soldaten, römische Legionäre, am Kai auf.
    Verdammt! Mist! Möge Iuppiters Blitz seinen Papa, nein noch besser diese Hexe Epicharis auf der Latrine treffen!
    Wie hatte die Familie so schnell rausgefunden wohin er unterwegs war? Und wieso war die Nachricht von seiner Ankunft schneller da als er? Daß da gerade Soldaten vor dem Schiff aufmarschierten konnte nur auf Befehl von Papa oder Onkel Senator Felix erfolgen. Oder reichte Omas Macht etwa bis nach Aegyptus? Serenus schaute auf der anderen Seite des Schiffes über die Reeling ins Wasser. Sonderlich einladend sah das Wasser im Hafenbecken aber nicht aus. Was da so alles drin schwamm? Ob er da wirklich einen Fluchtversuch wagen und über Bord springen sollte?


    Dann stürmten die Soldaten unter Führung eines Optios an Bord und widmeten sich den Passagieren und der restlichen Ladung. Andere durchsuchten die bereits entladene Fracht auf dem Kai.


    Dann zeigte plötzlich der Kapitän des Schiffes in Richtung Serenus, nachdem er sich mit dem Optio unterhalten hatte, welcher eine Liste in der Hand hatte und in eine gewisse Hektik ausgebrochen war. Der Wind trug in dem lauten Getöse um ihn herum deutlich das Wort „Gens Flavia“ herüber. Das war es dann wohl. Serenus schnippste mit den Finger um seinen Begleitern zu signalisieren, dass sie sein Leben so teuer wie möglich verkaufen sollten. Vom Sprung über Bord hatte er bei „so dreckigem Wasser“ Abstand genommen. Der Optio rannte aber von Bord und kam mit einem Centurio wieder. Dann unterhielten sich beide mit dem Kapitän. Langsam kamen der Kapitän und der Centurio zu ihm. Der Centurio schien mit einem Blick auf die Leibwächter zu erfassen, dass er kurz davor war das Deck voll zu bluten und blieb stehen. Er rief einen kurzen Befehl und schon war die Gruppe von Serenus von mindestens 100 Legionären (der aufmerksame Betrachter der Szene sah nur 14) umzingelt.


    Eine befehlsgewohnte Stimme donnerte über das Deck.
    „Salve! Ich wünsche Flavius Serenus zu sprechen. Mir liegen keine Informationen über die erlaubte Einreise eines römischen Senators nach Alexandria in Aegyptus vor. Und ich rate von jedem Widerstand gegen uns ab!“


    Die Leibwächter traten einen kleinen Schritt zur Seite und erlaubten so einen Blick auf Serenus, dessen trotziges Gesicht deutlich sagte, dass er sehr wohl gewillt war Widerstand gegen eine Verhaftung zu leisten.


    „Ich bin Flavius Serenus, Sohn des Tribunus Flavius Aristides, Neffe des mächtigsten Senators von Roma, Flavius Felix. Und ich bin kein Senator… noch nicht!“


    Augenblicklich schien beim Anblick von Serenus die Anspannung von dem Centurio und den Soldaten abzufallen. Nur ein Kind, wenn auch von patrizischer Abstammung. Zum Glück kein Senator, was für Wirbel gesorgt hätte. Der Tag war gerettet, der Papyrusaufwand hielt sich damit in Grenzen. Der Centurio warf dem unaufmerksamen Optio und dem grinsenden Kapitän einen bitterbösen Blick zu. Die Aufregung hätte man auch reduzieren können, wenn er gleich gewusst hätte, dass der Flavier auf der Passagierliste ein kleiner Junge war, der hier entweder Verwandte besuchen oder studieren sollte.


    „Gut! Dann möge der „zukünftige Senator“ zur formmellen „Personenkontrolle“ beim Praefectus des Hafens meinem Optio folgen. Zusammen mit seiner Begleitung und seinem Gepäck. Nur eine Formalität. …Bitte.“


    Das letzte Wort verwendete der Centurio wohl nicht so oft, denn es kam etwas ungewohnt über seine Lippen. Zum Glück kam er so als einer der Ersten von Bord und sah sich plötzlich in Begleitung der Sklaven, der Sänfte und des wenigen Gepäcks am Ende einer endlos langen Schlange für die Personenkontrolle.


    „Das ist ja wohl ein schlechter Scherz. „Deplorabel“ würde mein Onkel Gracchus sagen. Ich bin Patrizier, kein gewöhnlicher Peregrinus! Man hat uns zur falschen Schlange geführt! Solche Scherze mag ich nicht. Ich werde mich bei Senator Flavius Felix und Augustus Ulpius persönlich beschweren, wenn ich beide das nächste Mal in Roma treffe, wo ich dann Klient des Augustus werden soll.“ maulte Serenus laut und hob eine Augenbraue. Er warf dem Optio einen vernichtenden Blick zu, jedoch wand sich der Optio nicht vor Scham auf dem Boden, sondern grinste nur frech.


    „Oh, es geht auch schneller, allerdings kostet das einen Zuschlag von 60 Sesterzen für „wirklich wichtige Personen“. Der Statthalter legt Wert auf die Gleichbehandlung aller Reisenden, aber gegen einen entsprechenden Bearbeitungszuschlag geht es auch ganz schnell.“ entgegnete der Optio.


    Dido schaltete mit einer Schlauheit, welche ihr von ihrem Vater Hannibal vererbt worden war, wandte sich an ihren Dominus.
    „Dominus! Ich soll dich daran erinnern, dass du Dir im Auftrag des Senators Flavius Felix und des Rex Sacrorum Flavius Gracchus alle Studienausgaben von mehr als 30 Sesterzen quittieren lassen musst, damit diese nachgeprüft werden können.“


    „Öhm, äh, ja! Na gut, ausnahmsweise können wir wohl auch nur 30 Sesterzen vertreten. Bist ja auch nur ein halber Patrizier, also noch ein Kleiner, von der Größe her meine ich.“


    Serenus wurde blass im Gesicht, eine Zornesader schwoll an und er blickte den Optio mit einer Kälte an, welche jeden Sklaven der Gens Flavia hätte tot umfallen lassen. Leibwächter Elgus dagegen zog es vor 30 Sesterzen zu bezahlen, bevor es hier noch „handgreifliche diplomatische Verwicklungen“ gab und der junge Dominus den selbstmordbefehl gab den Optio tot im Hafenbecken zu entsorgen. Der Optio wäre nicht das Problem gewesen, aber im Hafen lief mindestens eine halbe Legio umher. Wie Ameisen, auf deren Bau man mit Sandalen getreten war.


    Mit einem Serenus, der kurz davor war zu platzen, ging es weiter zur quasi inexistenten Warteschlange für „wirklich wichtige Reisende“.

  • Sim-Off:

    Oha. Tschuldigung, habe ganz übersehen, daß hier noch jemand etwas gepostet hat. Und Dido ist es auch nicht aufgefallen.



    "Der Nächste" war in diesem Fall Serenus, denn er war zugleich der Anfang und das Ende seiner Schlange für "wirklich wichtige Reisende".


    Umringt von Dido, Elgus und Kampfhund Nero musterte Serenus den Mann hinter dem Tisch mit mißmutigem Blick. Das war also der Praefectus des Hafens. Also da machte sein Papa bestimmt eine bessere Figur in Rüstung und der war nur Tribunus. Auch wenn Serenus seinen vater bislang noch nie in Rüstung gesehen hatte. Die hatte immer nur so in seinem Cubiculum herum gestanden, wenn er in der Villa Flavia in Roma war. Er schnippste mit den Fingern und Elgus ergriff das Wort.


    "Salve Praefectus! Der junge Dominus Flavius Serenus, Sohn des Tribunus Flavius Aristides, Neffe des mächtigsten Senators von Roma, Flavius Felix, möchte ohne große Verzögerungen zur Landvilla Flavia weiterreisen, damit er so schnell wie möglich seine Studien an den Lehrstätten von Alexandria aufnehmen kann."

  • Dido mustert den unsympathischen Soldat hinter dem Tisch. Auch Nero scheint ihn nicht zu mögen, denn der Hund hat die Ohren angelegt und wedelt auch nicht mit dem Schwanz. Dido krault das riesige und gefährliche Tier beruhigend hinter den Ohren, während ihre andere Hand auf dem edlen Lederhalsband des Tieres liegt. Der Hund lässt es sich gefallen, wo er jedem anderen, außer ihrem Dominus Serenus, vermutlich den Arm abgebissen hätte.


    Hoffentlich kann man bald weiter. Nach der langen Seereise ruft ein neues Zuhause, eine neue Stadt. Die Luft riecht nach Abenteuern und vielen anderen Dingen.

  • “Centurio genügt.“, gab Trebellius Posca missmutig zurück. Er fühlte sich durch die Anrede 'Praefectus' nicht geschmeichelt, sondern bestenfalls auf den Arm genommen.
    Den Namen Flavius Felix hatte er allerdings schon einmal gehört und er glaubte sich zu erinnern, dass der in Rom ein wichtiger Mann war. Der Neffe war ihm jedoch kein Begriff.


    Umständlich, so als sei es eine Zumutung, notierte er den Namen. Dann wies er mit dem Griffel in der Hand auf Elgus und die anderen.
    “Du und die da gehören zu seinem Gefolge? Ein Senator ist wohl nicht dabei, mmh? Ich brauche den Namen von jedem einzelnen.“
    Sein Blick fiel auf den Hund.
    “Krokodilfutter habt ihr auch dabei? Das ist gut, die Biester sind diesen Sommer besonders ausgehungert. Haben sich letzte Woche schon drei Fischer aus Iuliopolis draußen auf dem Mareotissee geschnappt.“
    Er lächelte grimmig.

  • Serenus hob eine Augenbraue in einer patrizischen Art und Weise, welche seine Verwandten mit Stolz erfüllt hätte. Bei der letzten Bemerkung des “Centurios” war Serenus versucht ein “Deplorabel!” zu plazieren, wie es Onkel Gracchus so oft tat.
    Zumindest konnte er aus der Bemerkung mit dem Krokodilfutter schliessen, daß er einen Plebeier mit begrenzter geistiger Wahrnehmung vor sich hatte. Nicht nur, daß er sich nach dem Namen aller Sklaven erkundigte, sondern er hielt einen Rassehund, dessen Stammbaum länger war als die Ahnenreihe der meisten plebeischen Gentes auch noch für Krokodilfutter. Auf die Sklaven hatte er die letzte Aussage sicher nicht bezogen.


    Elgus wandte sich an Serenus um.
    “Dominus. Es handelt sich hier allen Anschein nach nicht um den Praefectus des Hafens, zu dem uns der Optio auf Weisung des Centurios vom Schiff hätte bringen sollen. Vielmehr handelt es sich um einen Centurio. Er wünscht unser aller Namen zu wissen.”


    Serenus hob erneut eine Augenbraue und musterte den Centurio etliche Herzschläge. Deplorabel! Dann wandte er sich an Dido.


    “Mir scheint, daß sich die Einreisegepflogenheiten seit dem letzten Besuch meiner Onkel und Tanten etwas geändert haben. Zumindest hat keiner der Eques und Senatoren auf der letzten Feier bei Onkel Senator Flavius Felix etwas erwähnt als sie von meiner Reise erfuhren, nicht mal der Augustus. Vielleicht hätten wir doch besser mit dem Privatschiff von Onkel Senator Flavius Felix anreisen sollen.
    Teile ihm mit, wie dein Name ist und den von Elgus. Der Rest heißt ohnehin nur “Sklave”. Wozu einem normalem Gebrauchsgegenstand einen Namen geben. Ich benenne ja auch nicht meine Tunikas. Und erkundige dich nach dem Namen des Centurios, damit wir uns zu gegebener Zeit positiv an ihn erinnern können.”

  • “Und kannst du dich an diesen Verwalter erinnern, dem so ein Vieh im letzten Monat den halben Arm abgerissen hat?“, meinte der Centurio derweil zu seinem Optio gewandt. Der Optio nickte und grinste.
    “Wollte nur die Fische im Teich seines Herrn füttern. Elendig verblutet isser.“

  • Gelangweilt starrte Dido Löcher in die Luft und spielte mit dem wichtigsten Beutel an ihrem Gürtel, der Kreide, Zwille und Steine enthielt, sowie einige Sesterces, die sich Dido in den letzten Monaten erspart, von ihrem Herrn erschnorrt oder schlicht geklaut hatte. Prüfend fuhr sie in den Beutel und entdeckte zu ihrem Glück noch eine getrocknete Pflaume, die sie sich in den Mund steckte. Schmeckte etwas altbacken, war aber besser als nur am Hafen rumzulungern und darauf zu warten, endlich in die Stadt der Monster, Pharaonen und Menschenopfern anzukommen.


    So hatte es ihr der Sklave Alexos, der zwei Jahre älter war, trotz Androhungen schlimmer und schmerzhafter Strafen geschworen. Dido war schon ganz begierig darauf, die Menschen mit den Hunde- oder Krokodilköpfen, die Zyklopen und die Zentauren zu sehen, von denen Alexos geschwärmt hatte und war somit ganz und gar sklavisch ungnädig.


    „Sehr wohl, Dominus!“, antwortete Dido brav und marschierte schnurstracks auf den Centurio zu. Sie hob ihr Kinn an und reckte sich, um größer und bedeutender zu wirken. „Also da sind nur die Sklaven meines Herrn, des großen Flavius Serenus.“ Dido tippte sich gegen die Brust, damit der Centurio auch den folgenden Satz gleich verstand. „Ich bin Dido.“ Sie drehte sich um und zeigte auf Elgus. „Das ist der Custos Elgus. Der Rest heißt Sklave. Und zwar alle! So sagt mein Herr. Sonst ist niemand dabei. Auch kein Senator, kein Tribun oder Legat, und der Kaiser muß in den Krieg, der konnte auch nicht mitkommen.“ Dido sah den Centurio starr an. „Dürfen wir jetzt in die Stadt? Ich muss mal!“ Dido hatte mitbekommen, das half immer. Aber noch besser, wenn ihr Herr solche Wünsche anmeldete, weswegen Dido schnell anfügte. „Und mein Herr auch.“

  • Dido, Elgus und diverse Sklaven, notierte der Centurio auf seiner Tafel, wo bereits Flavius Serenus, Sohn des Flavius Aristides geschrieben stand.


    Dann sagte das Mädchen, dass sie mal müsse.


    Der Centurio schaute sie zunächst verdutzt an.
    “Du musst mal... Pipi? Und dein Herr auch?“
    Er sah zu seinem Optio. Jetzt schauten beide verdutzt...




    Dann brachen sie beide in schallendes Gelächter aus.
    “Pi...pi... hohohahaha... ja dann... hoho.... mal schnell los, bevor noch was in die Tunika geht.... hohohohaahahahar...“
    Der Centurio winkte ihnen mit der Hand, dass sie passieren sollten.

  • Serenus wandte sich kurz an Elgus.


    "Elgus! Finde heraus, ob es in der Landvilla Flavia ein Becken mit Krokodilen gibt um ungehorsame Sklaven zu disziplinieren, wenn wir dort endlich angekommen sind. Als Ergänzung zu den Löwen oder einer Kreuzigung hören die sich brauchbar an. Die hiesigen Krokodile scheinen etwas aktiver zu sein als das kleine und faule Krokodil, welches wir einmal in Baiae in ein leeres Wasserbecken von Oma gesetzt haben.“


    „Dominus! Ja, das werde ich, obgleich man in Aegyptus die Leute angeblich eher auf einen Pfahl aufspiesst. Das soll noch mehr schmerzen als eine Kreuzigung. Und ich bin mir nicht sicher, ob es Löwen für eine mögliche Disziplinierung in der Villa gibt. Löwen sind sehr anspruchsvoll in der Pflege und es waren lange keine Flavier mehr vor Ort, die Löwen zu schätzen gewusst hätten. Wildhunde und Schakale sollen dagegen beliebt sein. Aber Löwen lassen sich sicher auch ganz leicht besorgen, sicher sogar noch leichter als in Roma. Und ich glaube die Krokodile in Aegyptus sind deutlich größer. Sie sollen angeblich mehrere Schritt lang werden.“


    „Also Löwen müssen auf jeden Fall angeschafft werden, wenn ich der Hausherr der flavischen Villa bin. Ich kann ohnehin nicht verstehen wieso unsere Löwen in Roma immer nur im Circus untergebracht waren. In der Villa wäre genug Platz gewesen. Und so pflegeintensiv sind die doch auch nicht. Wir haben dort doch genug Sklaven. Und für dioe Rosen von Onkel Senator Felix interessieren die sich auch nicht. Im Gegenteil, wir hätten die böse Hexe Epicharis mal zu denen in den Käfig stecken können.“


    "Dominus! Ich glaube deine Tanten und Onkel sind nicht so modern eingestellt wie du was Haustiere betrifft. Ich glaube sie sehen das noch unter sehr altmodischen, patrizischen Gesichtspunkten. Womit ich nicht ausdrücken möchte, daß diese schlecht sind. Vielleicht brauchen sie in Roma nur etwas Zeit sich auf junge Patrizier und Kinder im Haushalt einzustellen. Ich bin sicher, daß das schlagartig ganz anders wird, wenn deine Onkel und Tanten selber den ersten Nachwuchs haben."


    "Da könntest du recht haben. Bis auf Tante Leontia und Onkel Aquilius scheinen da viele etwas mumiefizierte Ansichten zu haben."


    Dido unterhielt sich derweil mit dem Centurio und dann schien man auch endlich passieren zu dürfen. Na dann mal auf zur flavischen Villa dachte Serenus.

  • Kaum hatten sich der Centurio und der Optio wieder halbwegs beruhigt, da murmelte Posca dem Anderen zu: “Sag mal, hast du hier schon mal ein Krokodil zu Gesicht bekommen?“
    Der Optio schüttelte den Kopf.
    “Diese 'Touristen' glauben einem aber auch wirklich jedes Ammenmärchen.“
    Erneut lachten die beiden schallend. Die Reisegruppe war da allem Anschein nach an zwei besonders lustige Witzbolde geraten. -.^


    “Der Nächte!“

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