In den Gängen der Casa

  • Schnaufend und ächzend arbeitete Albin sich gerade die Treppe zum Wohngeschoss hoch, als er einen Hund winseln hörte. Der Kläffer von Ragin war also wieder dabei, durch die Casa zu streunen. Kein Wunder, dachte der alte Mann bei sich, so ein Köter brauchte auch Auslauf. Und ein Herrchen, das wortwörtlich zerschmettert im Bett lag war kein Garant für umfassenden Auslauf. Doch da hörte er plötzlich eine Stimme, die ihn, so leise sie auch war, aufhorchen ließ.
    Als er sich umwandte, konnte er Ragin sehen, der sich tatsächlich aus seinem Bett befreit hatte. Albin schluckte jedes Angebot von Hilfe herunter, der Junge musste alleine klarkommen, denn wenn er es nicht konnte, war er sowieso zum Tode verurteilt. Auch in der römischen Zivilisation war jemand, der nicht auf zwei Beinen stehen konnte ein lebender Toter.


    "Junger Ragin...", schnaufte Albin daher noch von der Anstrengung der wenigen Treppenstufen gezeichnet, und lehnte sich an das Geländer, dass den hölzernen Rundgang vom Atrium trennte, "..es tut gut zu sehen, dass du wieder unter den Lebenden bist. Wo treibt es dich hin?"

  • Als Ragin Albin erblickte hatte er sich schon auf Ärger eingestellt. Aber dieser blieb aus und so entspannte er sich.


    "Danke Albin. Ich weis gar nicht woch ich hinwill. Eigentlich wollte ich nur raus aus dem Bett und raus aus dem Zimmer! Ich habe viel zu lange da rumgelegen und viel zu viel verpasst. Vielleicht gehe ich runter in die Küche. Meinst du ich kann mich zu Marga trauen? Und kannst du mir vielleicht die Treppe runter helfen? Ich habe Angst dass ich über den Hund fliege und mir gleich nochmal die Knochen breche..."


    Er zuckte ein wenig hilflos mit den Schultern. Eigentlich häte ja er den Alten stützen müssen und nicht umgekehrt...

  • "Das kriegen wir hin.", murmelte Albin, und trottete langsam neben dem jungen Mann her während dieser zur Treppe stakste, "Du hast uns allen einen gehörigen Schrecken eingejagt, Junge. Niemand wird es aussprechen, aber einige von uns haben sich schon darauf gefasst gemacht, dass du aufhörst zu atmen. Wäre ein übliches Schicksal, wenn du mich fragst, genauso zu sterben wie dein Vater."


    Als sie die Treppe erreichten, sah Albin was der junge Ragin gemeint hatte: der Hund wich wirklich nicht von den Beinen seines Herrn, was nicht ungefährlich war. So tat der Alte sein möglichstes, den Köter ein paar Schritte hinunterzuscheuchen, bevor er Ragin fest dort packte, wo er keine Knochenbrüche erlitten hatte.


    "So, vorsicht... Schritt für Schritt."

  • Ragin stockte einen Moment. Jetzt erst fiel ihm auf dass er wirklich beinahe das gleiche Schicksal wie sein Vater erlitten hätte. Aber er fing sich schnell wieder und begann langsam die Stufen hinab zu gehen. Immer die Krücken und sein heileres Bein abwechselnd benutzend.


    "Hat es wirklich so schlecht für mich ausgesehen? Ich kann mich gar nicht so genau an die Zeit erinnern. Es ist alles so verschwommen und nur eine Masse an Eindrücken, die hauptsächlich verschiedene Stufen von Schmerz waren."


    Langsam merkte er auch, dass er körperlich abgebaut hatte. Er war schon immer dünn gewesen aber nun wirkte er nahezu abgemagert und seine Muskeln begannen schon nach dieser kurzen Strecke zu schmerzen.


    "Hab ich irgendwas verpasst? Ist was interessantes passiert? Und wie lange denkst du werde ich noch brauchen, bis ich meinen Posten als Magistratus antreten kann?"

  • Der junge kerl hatte schon wieder Flausen im Kopf. Verpasst? Er hatte die Abfahrt zum Weg nach Walhalla verpasst! Und Magistratus? Was wollte eine Stadt wie Mogontiacum mit einem Magistratus der kaum laufen konnte?


    "Es sah sehr schlecht für dich aus. Die junge Elfleda hätte dich beinahe schon abgeschrieben. Aber auf einmal schien sich dein Zustand zu bessern und so kam es ja dann auch. Du hast ihr dein Leben zu verdanken. Aber jetzt musste er den kleinen Wirrkopf erstmal bremsen.


    "Magistratus? Mein lieber du glaubst ja wohl nicht dass du der Stadt momentan eine große Hilfe bist! So lange du nicht wieder richtig läufst ist nichts mit einem Amt! So und jetzt ab in die küche zu Marga. Die wird dich auch noch schelten und dabei wieder versuchen deinen lächerlich dünnen Hintern wieder mit etwas Fett zu füllen."

Jetzt mitmachen!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!