Rom war laut. Jeder, der je in Rom seinen Fuss hineingesetzt hatte, würde dies ohne zu Zögern bejahen. Severina wusste das. Sie wusste ganz genau, worauf sie sich eingelassen hatte, und dennoch erschrak sie, wegen den Marktschreiern, den Bettlern, den armen, verrunzelten Weibern, die an den Strassenecken ihre kleine Ernte verkaufen wollten, dem Schmutz, der auf der Strasse lag, den Soldaten von der Cohortes Urbanae, die geflissentlich ihre Patrouillen durchmarschierten. Aber dennoch wagte sie sich immer weiter. Der Sklave hinter ihr folgte ihr, liess sie nicht aus den Augen, das spürte sie und es gab ihr zusätzliche Sicherheit. Sie hatte nicht viel eingesteckt, eigentlich sie gar nichts, ihr Sklave hatte das Geld bei sich, doch dieses wenige wollte sie sich an diesem Tage gönnen, etwas kaufen, etwas schönes kaufen.
Und sie wusste auch, was sie kaufen wollte: eine neue Tunika sollte es sein. Eine gebleichte, die vollkommen weiss war, so eine wollte sie haben. Ein wirklich magerer Wunsch, aber genau jetzt ihr sehnlichster. Und sie wurde sogar recht bald fündig. Auf den Mercati, dort wo viele Händler ihre Stolen, Togen und auch Tuniken anpriesen, dort hatte sie etwas gefunden. Fasziniert ging sie hin, fasste den Stoff an, befühlte ihn, überprüfte die Nähte und den Saum, roch daran und begutachtete ihn, als wäre genau diese Tunika ein Schatz, den sie gerade gefunden hatte. "Ob sie mir wohl passt?" fragte sie sich halblaut, während sie probeweise die Tunika vor ihren Körper hielt.
Wer will, der sei eingeladen.