• Leonidas spazierte gut gelaunt über den Meson Pedion zur Agora. Dort begab er sich ob der Mittagshitze direkt in eine der weitläufigen Stoae. Es herrschte reges Treiben auf dem Hauptplatz der Stadt, sodass der Philote wie ein Ruhepol wirkte. Er stand einfach an eine Säule gelehnt und betrachtete all die Statuen, die den großen Söhnen dieser Stadt gewidmet waren.

  • Sim-Off:

    Darf ich? ;)


    Ein paar Reihen weiter (nach dem XXII. Bildnis eines gewissen Deinocrates, der mit 9 Jahren sein erstes Amt inne hatte) begutachtet Timokrates, der sich ebenfalls vor der Hitze des Mittags hierher geflüchtet hatte, ein Ehrendenkmal des Königs Ptolemaios Philopator, welcher ein paar Jahre mit Kleopatra der Großen zusammen regierte, bevor sich die beiden Geschwister nach alter ptolemäischer Tradition und Sitte in einen Bürgerkrieg um die Alleinherrschaft stürzten.
    Der Mann, der die Büste hergestellt hat, muss ein großer Bildahuer gewesen sein. Zumindest hat er einen Auftrag mit einer schier unlösbaren Aufgabe übernommen: Einen 10jährigen, fetten Jungen (Timokrates schaudert, als er sich den depotischen, unerzogenen Knaben vorstellt) als lebendigen Gott und Herrscher der Welt darzustellen. Und der Künstler hat die Aufgabe mit Bravour bestanden: Gut, vielleicht kauft man dem Knabenkopf den nackten, athletischen Jünglingskörper nicht unbedingt ab, aber die Gesichtszüge zeigen eine Würde und Erhabenheit, wie sie nur bei einem Gott vorkommen können.
    Timokrates geht weiter und betrachtet den nächsten Kopf. Griechische Ruhmeshallen haben schon immer was sehr skurriles.

  • Sim-Off:

    darauf habe ich spekuliert ;)


    Als Leonidas' Blick über die Statuenreihe des Deinocrates schweifte, entdeckte er einen elegant gekleideten, jungen Mann, der offensichtlich ebenfalls an all jenen heldenhaften Männern (und Jünglingen) interessiert war, die sich hier hatten verewigen lassen.
    Irgendwie kam er Leonidas bekannt vor, obwohl er sich nicht erinnern konnte, jemals mit ihm gesprochen zu haben. Der Aufmachung her war er kein Ägypter, jedoch auch kein Mann aus Asia, wie die leicht gebräunte Haut verriet*.


    Als der Fremde schließlich bei der zweiten Statue des Cleomenes stehen blieb, gesellte sich Leonidas zu ihm und bemerkte


    "Finanzexperten scheinen schon immer erfolgreich gewesen zu sein..."


    Sim-Off:

    *haben Numidier doch, oder?

  • Etwas irritiert ob der Frage, denn er hat gar nicht bemerkt, dass sich jemand in seiner Nähe befand, dreht sich Timokrates um und schaut direkt in das edle fein geschnittene Gesicht eines sehr kultiviert und aristokratisch wirkenden Mannes. Schnell kombiniert er: Das muss der Mann sein, der ihm gerade die Frage gestellt hat. Der Lybier* lächelt den Mann freundlich an. Aber sofort verzieht sich seine Mine zu einer Geste der leichten Irritation.


    So ganz klar ist ihm nämlich nicht, wen oder was der Fremde mit "Finanzexperte" gemeint hat. Verwechselt der Mann Timokrates mit seinem Anwalt? Oder will der Mann Timokrates ein Geschäft aufschwatzen? Oder meint er irgendeine Büste in der Galerie? Angestrengtes Schweigen macht sich breit. Vorsichtshalber will Timokrates noch einmal nachfragen.


    "Ähm... Noch mal bitte schön?"


    Sim-Off:

    * Lybier sind für die Griechen das was die Römer als Numider bezeichnen. 2000 Jahre später kennt man diese nordafrikanischen Völker als Berber. Du hattest also recht mit der Hautfarbe. ;)

  • Leonidas lächelte den Mann an. Offensichtlich war dieser fremd - vielleicht ein Händler? Jedenfalls kannte er nicht Cleomenes, wie ihm schien. So erklärte er


    "Entschuldige. Ich sagte, dass Finanzexperten schon immer erfolgreich waren - wie etwa Cleomenes hier. Der Steuereintreiber des göttlichen Alexander."


    Er deutete auf die Statue des Nomarchen, den so mancher auch als Satrap von Ägypten bezeichnete, obwohl er das eigentlich nicht gewesen war...behaupteten zumindest andere. Jedenfalls hatte er den ein oder anderen Fellachen, aber auch Nomarchen ziemlich erleichtert.

  • Timokrates dreht sich um und schaut fragend auf eine wohl schon sehr lange hier stehende Büste eines Mannes.


    "Ah, den meint ihr! Ja, tatsächlich ein sehr erfolgreicher Mann."


    Timokrates versucht, zu kaschieren, dass er wirklich gar keine Ahnung hat, um wen es sich dabei handelt.


    "Allerdings ist es wohl genau das, was man von einen Steuereintreiber erwartet- finanziell erfolgreich zu sein."


    Dann mustert der Lybier den Mann.


    "Kann es sein, dass ich dich schon einmal irgendwo gesehen habe? Vor ein paar Tagen im Gymnasion vielleicht? Du kämpftest mit einem gewissen Philidas...


    Meine Wenigkeit ist übrigens Timokrates Kyrenaikos, meines Zeichens Händler aus der Kyreanica. Mit wem habe ich die Ehre?"

  • Irgendwie hatte Leonidas das Gefühl, dass dieser Mann tatsächlich wenig Ahnung hatte, von wem er - Leonidas - sprach. Aber andererseits war Cleomenes auch nicht der größte Sohn der Stadt. Genaugenommen war er gar kein Sohn der Stadt, vielmehr ihr Begründer...


    "Das wäre durchaus möglich. Philidas, ja...ein guter Kampf."


    Jetzt wusste er auch wieder, woher er diesen Mann kannte! Er war bei den alten Männern gestanden, die den jüngeren Athleten zuzusehen pflegten. Dann stellte er sich auch schon vor und wieder hatte Leonidas richtig gelegen: Händler! Was sonst?


    "Leonidas, Sohn des Philotas. Aus Alexandria hier."


    stellte er sich ebenfalls vor.


    "Wie laufen die Geschäfte? Handelst Du mit Sylphion?"


    Viele Kyreanicaer handelten mit dieser ominösen Heilpflanze, von der Leonidas nicht wusste, ob er ihr trauen sollte...zumindest hatten sie es. Inzwischen waren es nicht mehr ganz so viele...

  • Timokrates runzelt die Stirn.


    "Naja, das "Handeln" habe ich eigentlich vor einiger Zeit aufgegeben. Man ist dabei gezwungen sich mit zuvielen Leuten einzulassen, mit denen man sich besser nicht einlassen sollte, wenn du verstehst was ich meine."


    Als der Alexandriner das Sylphion erwähnt, muss Timokrates etwas grinsen. Zwar hat er Zeit seines Lebens relativ wenig mit Produkten aus seiner Heimat gehandelt, aber es ist doch immer interessant, was für Gerüchte sich in der normalen Bevölkerung hartnäckig halten.


    "Naja, Sylphion habe ich auch das ein oder andere Mal gehandelt, aber nicht das lybische. Im Gegensatz zur allgemeinen Meinung verhält es sich nämlich so, dass die echte Pflanze seit einem halben Jahrhundert ausgestorben ist. Heute kriegst du nur noch billige Imitate ähnlicher Pflanzen aus Syria, Persis und Baktria. Stoffe mit viel schwächerer Wirkung, die oft nur den Namen mit dem echten Kraut gemein haben. Die kyrenischen Händler haben nämlich ihre Verknappungspolitik so weit gefahren, dass die Pflanze einfach ausgestorben ist. Ich denke nicht, dass es irgendwo auf der Welt auch noch eine Unze des Traumstoffes geben wird."


    Dann denkt er noch einmal kurz nach:


    "Aber auch das falsche Sylphion, vor allem das syrische, bewirkt großartige Resultate, vor allem wenn hübsche junge Männer und Frauen anwesend sind, wenn du verstehst was ich meine. ;)"

  • Interessiert hörte Leonidas zu. Sylphion war ausgestorben? Dann haute ihn sein Einkäufer offensichtlich übers Ohr! Denn dieser behauptete, dass er eben dieses cyrenäische Kraut kaufen würde - und es war unglaublich teuer!


    Als er auf die Wirkung des Sylphions zu sprechen kam, grinste auch Leonidas. In früheren Jahren hatte er hin- und wieder mit verschiedenen Mittelchen - insbesondere Opium - experimentiert. Aber seitdem er festgestellt hatte, dass übermäßiger Opium-Genuss jegliches klares Denken verhinderte, ließ er lieber die Finger davon.


    "Und welcher Tätigkeit gehst Du nun nach?"


    fragte er nach angemessen langem Grinsen.

  • Weiterhin gibt sich der Lybier fachmännisch: "Aber ich denke, dank den verdammten Krieg werden sich die Sylpionpreise noch mehr steigern. Die meisten Produkte, die auf dem Markt erhältlich sind, kommen nämlich aus dem Reich der Parther. In nächster Zeit wird man sie also nur durch Schmuggel oder über den großen Umweg nach Indien erhalten."


    Kurz denkt er nach.


    "Eigentlich ganz gut, dass der Krieg mit meinem Ende als Händler zusammen fällt. Kriege mit den Parthern treffen den gesamten Luxusgütermarkt ganz empfindlich. Händler können zwar viel höhere Preise verlangen, dafür ist es aber auch viel schwieriger, an die begehrten Waren zu kommen. Sylphion, Seide sowie Gewürze und Drogen werden wohl in nächster Zeit etwas knapp werden. Zum Glück bin ich nicht auf solche Dinge angewiesen wie so manch anderer. Was jetzt nicht heißen soll, ich würde derartiges nicht schätzen, wenn es zu haben ist."


    Zu seinen Tätigkeiten meint er harmlos: "Oh nichts besonderes derzeit. Ich habe beschlossen, mich erst einmal hier nieder zu lassen, denn mir gefällt diese Stadt, sowie das Bürgerrecht zu erwerben. Als kyrenischer Bürger dürfte das nicht allzu schwer sein. Und danach vielleicht in die Politik gehen..."

  • Immer wieder nickte Leonidas, als der Fremde begann, die Marktlage für Sylphion zu analysieren. Sehr interessant, ohne Zweifel - nur hatte der Alexandriner noch wie welches gekauft. Außerdem war er sowieso gesund und brauchte keine Heilkräuter.


    Als er allerdings auf seine Pläne zu sprechen kam, nickte Leonidas anerkennend. Politik...eine finanziell höchst unerfreuliche Sache. Andererseits...er hatte auch schon darüber nachgedacht. Als Eutheniarch konnte er möglicherweise gute Kontakte zur Besatzungsmacht knüpfen...diesen neuen Satrapen konnte man ja möglicherweise für sich gewinnen...


    "Oh, Politik - eine interessante Sache, aber auch sehr aufreibend. Was treibt Dich zu diesem Plan?"

  • Der Lybier zuckt mit den Schultern: "Na ja, weißt du, irgendwann kommt die Zeit im Leben eines jeden Mannes, sich zu festigen und etwas zu tun für das eigene Wohl und für das Wohl der Gemeinschaft. Das Dasein als Händler hat schon seine Vorteile aber es ist immer ein Auf und Ab und nie hat man irgendwas Sicheres und Gefestigtes in der Hand."


    Dann schaut er dem Alexandriner fest in die Augen und meint:


    "Allerdings ist es sehr schwer, als Fremder in Alexandria Fuß zu fassen. Ich habe zwar schon den ein oder anderen wichtigen Mann kennen gelernt, aber vor der Ekklesia zu bestehen, das ist noch einmal eine ganz andere Sache.


    Aber genug von mir: Was machst du eigentlich und was hast du vor?"

  • Leonidas lächelte. Dieser Mann war offensichtlich voller Optimismus - vielleicht ein Philosoph? Er würde es auf jeden Fall nicht leicht haben: Ein Großteil der Stimmen in der Ekklesia war fest in der Hand einiger Despoten!


    "Ich? Ich genieße mein Leben! Nebenbei bin ich an ein bis zwei kleineren Unternehmen beteiligt. Und was ich vorhabe? Das ist allerdings eine gute Frage...vielleicht ein paar Runden im Gymnasion drehen."


    Nicht im geringsten hatte Leonidas vor, einem wildfremden Mann seine unternehmerischen Pläne anzuvertrauen - schon gar nicht, wenn er Politiker war!

  • Dreifach geheiligte Isis! Dass manche Leute sich immer so bedeckt halten müssen! Als ob sie was zu verlieren hätten! Timokrates spricht den Gedanken zwar nicht laut aus, aber vielleicht kann man an seiner Mimik und Körpersparache erkennen, was er denkt.


    Gerade hebt er schon an, um ein paar sorgfältig gewählte Widerworte auszusprechen, als ihm der letzte Teil von Philotas Satz wieder in den Sinn kommt. Also zuckt er nur mit den Schultern und meint.


    "Ein paar Runden im Gymnasion, eigentlich eine interessante Idee. Eine hervorragende noch dazu. Ich glaube, ich werde mich dem anschließen."


    Gewöhnlich zieht er es ja vor, in den Exedren des Gymnasions Leute anzuquatschen und ein paar Informationen aus ihnen heraus zu locken, aber mal zur Abwechslung selbst mit Schweiß, Sand und Öl verklebt zu sein hat auch seinen Reiz. Außerdem soll die Therme dort ganz nett sein.

  • Leonidas freute sich, dass der Fremde ebenfalls an einer kleinen Sport-Einheit interessiert war. So schlenderte langsam gen Süden zum Gymnasion hin.


    "Hast Du schon von dem neuen Satrapen gehört? Man erzählte mir, dass er ein alter Soldat ist..."


    plauderte er ein wenig drauf los - schließlich war Klatsch noch immer das beste Gesprächsthema!

  • Oh ja, Klatsch und Tratsch ist immer gut.


    "Du meinst den neuen Eparchen? Ich kenn da auch nur Gerüchte und noch ist er ja nicht da, so dass man sich ein Bild von ihm machen könnte. Soweit ich weiß kommt er aus Germania und hatte dort einen Posten beim Stratos inne. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt darauf, wie er sich in das neue Klima einlebt.


    Was mir viel mehr auffiel, ist, dass die Ablösung sehr überraschend kam. Ob das mit dem Krieg zu tun hat? Schließlich erhält er das Kommando über die XXIIIte, die sich ja im letzten Bürgerkrieg klar auf die falsche Seite postiert hat."

  • Leonidas nickte.


    "Aus Germania? Dann werden wir ihm aber ganz schön einheizen. Vielleicht soll er das gleich an seine Untergebenen weitergeben...


    Es kommt zwar Krieg, aber ich frage mich, ob es tatsächlich so geschickt ist, immer reine Militärs zur Provinzverwaltung heranzuziehen. Ein Procurator oder ähnliches wäre doch wesentlich geschickter - der weiß wenigstens, wie man mit Zivilisten umgeht!"

  • Timokrates schaut ein bisschen skeptisch. Sie haben die Stoa nun verlassen und kommen auf den etwas bevölkerteren Teil der Agora. Wahrscheinlich ist es hier nicht so gut, frei über die Rhomäer zu reden. Klar, Philotas scheint einer angesehenen Familie anzugehören, die können sich sowas sicher erlauben, aber er...? Man hört ja so allerhand Gerüchte... Lieber auf Nummer sicher gehen.


    "Na ja, Aegyptus ist eine reiche Provinz und liegt weit im Osten. Sicherlich ein wichtigstes potentielles Ziel der Parther in ihren Kriegsplänen. Ich halte es da nur für richtig vom Basileus, einen Strategos mit der Oberaufsicht zu betrauen. Und mal unter uns: Diese Ägypter brauchen doch die Peitsche. Mit dem Zuckerbrot können sie nicht umgehen. Ich hoffe nur, dass er sich zu den Griechen und Makedonen richtig verhält.


    Was mir viel mehr Sorgen macht, ist, dass man von dem Mann noch nicht viel gehört hat vorher. Ob er der Aufgabe überhaupt gewachsen sein wird? Schließlich ist Alexandria nicht leicht zu halten. Und wenn die Provinz ihren Kopf verliert, ist der Körper schutzlos..."

  • Leonidas ließ sich die Meinung von Timokrates durch den Kopf gehen. Irgendwie hatte er schon recht...er selbst würde sich auch keinen ägyptischen Sklaven halten - viel zu anstrengend! Aber ein rhomäischer Strategos - konnte der sauber trennen?


    "Stimmt allerdings."


    stimmte er schließlich zu.


    "Zumal ich gehört habe, dass es auch Probleme mit dem Getreideexport gibt. Im Grunde sind die Rhomäer doch von uns abhängig! Wenn der Eparch das nicht in den Griff bekommt, wird der Basileus massive Probleme bekommen - dann wird dieser Mann schneller weg sein, als er 'Daiotariana' sagen kann."

  • Eine interessante Meinung, die dieser Philotes da hat, wirklich interessant. Timokrates bemüht sich, vorsichtig zu antworten.


    "Vielleicht ist das ja auch gerade der Grund, warum der Basileus einen Strategos sendet. Der weiß wenigstens, wie zu handeln, falls das Getreide ausbleibt..."

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