Tablinum
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Der Ianitor brachte Lyros in das Tablinum der Domus Praefecti. Dann sagte er kurz angebunden: “Warrrte hierrr!“
Er ging wieder, vermutlich um seine Herrschaften zu informieren, dass da ein Gast auf sie wartete. -
Lyros tat wie ihm geheißen und wartete.
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Gemeinsam mit seiner Gemahlin erschien der Praefectus Aegypti.
“Ah, Lyros, wie ich sehe bist du zurück!“
Er drehte sich zu Aelia um: “Schau nur, Lyros ist wieder da. Du erinnerst dich doch ganz bestimmt an ihn. Er sollte das Hippopotamus zu Avarus und seiner neuen Frau... wie hieß sie noch gleich...?... na, du weißt schon, er sollte es nach Rom bringen.“
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"Gewiss erinnere ich mich an Lyros.", log ich lächelnd. Diese Schreiber sahen irgendwie alle gleich aus. Als jedoch die Hilfestellung mit dem Hippopotamus kam, ging auch mir ein Licht auf. Dass Corvus sich den Namen von Avarus' Gattin nicht merken konnte, ließ mich jedoch leise seufzen.
"Lucilla. Decima Lucilla heißt sie. Du weißt, die ehemalige Auctrix der Acta Diurna? Praefectus Vehiculorum in Hispania und Italia?"
Hatte keinen Sinn, er würde es sicher wieder vergessen, also wandte ich mich wieder an den weitgereisten Scriba.
"Wie hat es ihnen gefallen? Was haben sie gesagt?", wollte ich umgehend wissen. "Es ist doch wohl hoffentlich nicht unterwegs gestorben?" -
“Nein, es ist nicht gestorben.“, versicherte der Scriba eifrig. “Ihr könnt ganz beruhigt sein. Es ist gesund und... naja, munter in Rom angekommen. Es war noch fetter als zu Beginn der Reise.
Das glückliche Brautpaar war ein wenig überrascht, wenn ich das sagen darf. Aber sie haben sich sehr über dieses Geschenk gefreut. Mir wurde aufgetragen, euch ihren Dank und die besten und wärmsten Grüße auszurichten.“ -
“Sehr schön.“, antwortete Corvus zufrieden.
Nach Zustimmung heischend nickte er seiner Frau zu.
“Hörst du, sie haben sich sehr gefreut. Das war eine gute Idee mit dem Hippopotamus!“ -
Ich lächelte zufrieden und nickte eifrig.
"Natürlich, es war eine hervorragende Idee. Sie war ja auch von mir."
Die kleine Nebensächlichkeit, dass er auf einmal mit Hippopotamus angefangen hatte, verdrängte ich an dieser Stelle, war sie doch ohnehin nebensächlich.
"Haben sie denn gesagt", richtete ich das Wort wieder an Lyros, um dem - zweifellos vorwurfsvollen - Blick meines Gatten zu entgehen, "was sie mit dem Tier anfangen wollen?" -
“Nein, dass haben sie eigentlich nicht gesagt. Aber der glückliche Bräutigam erkundigte sich bei mir nach dem Geschmack von Hippopotamusfleisch. Zu meinem allergrößten Bedauern konnte ich ihm dazu leider keine Auskunft aus eigener Erfahrung geben.“, antwortete Lyros und machte ob seiner Unwissenheit ein bedauerndes Gesicht.
Dann kramte er einen Brief hervor.
“Ehrenwerte Germanica Aelia, wenn du erlaubst, dann habe ich hier noch etwas. Für dich wurde ein Brief abgegeben.“
Er überreichte ihr das Schreiben. -
Zu seinem allergrößten Bedauern... ob das ein versteckter Wink mit dem Zaunpfahl war? Mein Blick schweifte zu meinem Gatten. Aber einem Scriba Hippopotamusfleisch zu schenken schien mir doch zu ausgefallen. Eine neue Wachstafel würde es auch tun.
"Hm... Geschmack... dann wollen sie es wohl doch essen. Ein Jammer. Oder vielleicht ein ausgefallenes Opfer für die Götter... wobei mir einfällt, Corvus, meinst du nicht, wir sollten demnächst mal etwas opfern? Du als Praefectus Aegypti solltest schließlich den Cultus nicht vernachlässigen."Den Brief nahm ich, neugierig wie immer, entgegen, verkniff es mir jedoch, ihn gleich zu öffnen.
"Danke", NameNameNameName?, "Lyros." Puh. -
“Ein Opfer? Ja, meinst du?“
Corvus war kein besonders religiöser Mensch, aber er war sich der öffentlichen Wirkung plakativ gezeigter Religiosität durchaus bewusst.
“Vielleicht ist das wirklich ein guter Gedanke. Es sollte natürlich in angemessenem Rahmen geschehen. Welcher Festtag steht denn als nächster im Kalender?“
Er sah zu Lyros, der so etwas gefälligst wissen sollte. -
“Wenn du erlaubst, Praefectus, es ist der Festtag der Iuno.“, antwortete Lyros, der es tatsächlich wusste. Irgendwer musste die wichtigsten Termine schließlich auch im Kopf haben.
“Der Iuno Februar um genau zu sein. An ANTE DIEM IV NON FEB DCCCLVIII A.U.C. (2.2.2008/105 n.Chr.) ist der.“ -
“Ha, Lyros weiß es, siehst du.“, freute Corvus sich.
“Was meinst du, ein Opfer für Iuno?“ -
'Dann gib ihm doch nen Keks', dachte ich und verdrehte die Augen. Wie ein Haustier pries Corvus seinen Scriba an
"Ohja, Lyros ist äußerst hilfreich, mein Herz."
Ich schmunzelte, wenngleich ich mir eingestehen musste, jenen Feiertag momentan auch nicht parat gehabt zu haben. Naja, ich hatte ja auch einen Kalender und musste mir das nicht merken
"Ein Opfer für Iuno. Das wäre sogar äußerst passend, denke ich."
In Anbetracht der Vakanz eines Erben für den Germanikuss zumindest. Mich selbst tangierte diese Tatsache zwar weniger, doch einen solchen Wunsch konnte ich ihm schlecht abschlagen. -
“Sehr schön, dann werde ich alles in die Wege leiten.“, meinte Corvus und zu dem Scriba gewandt: “Wir danken dir, Lyros. Du darfst dann wieder gehen.“
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Es war der Abend, der auf die Geburt von Venusias Zwillingen folgte, als ich einmal wieder meinen Weg zu Corvus' Tablinum fand. Schließlich musste man ihm ja aus erster Hand berichten, was sich zugetragen hatte. Abgesehen davon hatte ich noch eine Bitte an ihn.
So klopfte ich, wartete nicht lange und streckte meinen Kopf durch die Tür.
"Schaaahaaatz? Hast du kurz Zeit?"
'Kurz' war bei mir ein sehr dehnbarer Begriff, wie mein Gemahl mittlerweile sicher wusste. -
Und so reagierte er auch mit einem skeptischen: “Mmh?“
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"Duhuuu?"
Die Arme hinterm Rücken verschränkt, als wäre ich noch ein kleines Mädchen, das seinen Vater um ein paar Süßigkeiten anbettelt, kam ich mit glänzenden Augen näher.
"Du hast es schon gehört, nicht? Venusia hat Zwillinge bekommen. Und ICH hatte einen von den beiden als Allererste auf dem Arm!"
Dass ich mich dabei mehr als ungeschickt angestellt hatte, verschwieg ich mal besser.
"Magnus ist nämlich irgendwann einfach weggegangen. Bei den Göttern, ich weiß wirklich nicht, wie man so etwas tun kann. Ohne jeden Grund... so etwas würdest du nicht tun, oder?"
Auch hier verschwieg ich das ein oder andere Detail. Meine Schimpftiraden beispielsweise
"Ja... also, deshalb brauchen sie jetzt natürlich mehr Gästezimmer. Wir haben ja genug Platz, nicht? Ich hab ihnen gesagt, wir könnten 3 mehr problemlos entbehren?!" -
Lag es nun daran, dass die Domus Praefecti so außerordentlich groß und weitläufig war, oder weil er häufig bei der unter seinem Befehl stehenden Legion in Nikopolis weilte? Auf jeden Fall hatte Corvus von der Niederkunft nichts mitbekommen und Aelia war die Erste, die es ihm erzählte.
“Was?“, rief er deshalb erstaunt aus, “Schon?“, denn er hatte zwar gewusst das es hier geschehen sollte, aber noch nicht damit gerechnet. “Ist Venusia wohlauf? Zwillinge sagst du? Jungen oder Mädchen? Natürlich können sie so viel Platz bekommen wie sie brauchen.“
Der Palast bot aber auch mehr als genug Zimmer, so das ihm diese Zusage leicht fiel.
“Nun sag' schon, wie geht es ihr und wie geht es ihren Neugeborenen?“Die Frage war bei jeder Geburt die drängendste, denn schließlich starben viele Neugeborene, kaum das sie auf der Welt waren und auch manch eine Mutter tat im Kindbett ihren letzten Atemzug.
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Mein Gesichtsausdruck ließ sich am ehesten mit 'beleidigt' beschreiben.
"Was soll das heißen? Wusstest du das nicht? Ich habe doch jemanden zu dir geschickt."
Wenn ich nur noch gewusst hätte, wer das war... elendes Sklavenpack, sollte man alle auspeitschen. Wie die Sache nun stand, musste ich ja nun alles erzählen. Herrje.
"Aaaaaalso", begann ich gewohnt ausschweifend, "Heute Nacht hat mich irgendeine Sklavin geweckt und berichtet, dass die Wehen eingesetzt haben... bis heute Nachmittag hat es dann aber gedauert, bis das erste Kind geboren war. Furchtbar, nicht? Sie muss schreckliche Schmerzen gehabt haben."
Allein wenn ich daran dachte stellten sich mir die Nackenhaare auf.
"Und dann kamen sie - erst ein Mädchen, dann ein Junge."
Ich war sichtlich stolz. Als hätte ich auch nur irgendeinen Beitrag dazu geleistet. Nunja, ich war vor der Tür auf- und ab gegangen.
"Allen geht es gut, soweit ich weiß. Aber Alexander oder so haben sie leider keins der Kinder genannt."
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