• “Mädchen UND Junge? Decimus Magnus ist wirklich ein Liebling der Götter!“, rief Corvus aus, denn Zwillinge galten als seltenes himmlisches Geschenk.
    “Schön das es allen gut geht.“


    Er erinnerte sich daran, dass die Kinder von Marcus Antonius und Kleopatra Philopator die Namen Alexander Helios und Kleopatra Selene getragen hatten – Kinder, die in Rom als Skandal angesehen worden waren.
    “Vermutlich ist es ganz klug von ihm, den Jungen nicht Alexander zu nennen.“, meinte er deshalb.

  • "Muss er sein.", erwiderte ich. Wenngleich mich diese Zwillingsgeburt an meinen eigenen - mittlerweile verstorbenen - Zwilling Aemilia erinnerte. Ein Seufzen entfuhr mir, jedoch fing ich mich umgehend wieder und winkte ab.
    "Ach, es ist doch beileibe nichts ungewöhnliches, dass Kinder nach ihrem Geburtsort benannt werden. Nur weil dieser griechische Kriegsmensch, den sie hier anbeten wie einen Gott, genauso hieß..."
    Natürlich dachte ich an Alexander den Großen, Cleopatra und Marcus Antonius kamen mir überhaupt nicht in den Sinn. 8)

  • "Als ob Corvus so viel besser wäre.", grinste ich.
    "Ich hätte da noch ein anderes Anliegen."
    Das netteste meiner Lächeln strahlte ihn an, während ich den Schreibtisch umrundete, mich hinter meinen Gatten stellte und begann, seine Schultern zu massieren.
    "Ist auch nicht viel."

  • "Du weißt ja, dass Venusia aus Germanien kommt, nicht wahr?"
    *knetmassierdrück*
    "Und ich habe ihr von den wundervollen Tieren erzählt die es hier gibt. Zebras und Giraffen und Hippopotamus...se?!"
    Den Plural von Hippopotamus kannte ich nicht, als riet ich wild drauflos. Vielleicht gab es auch keinen Plural, so ein Vieh alleine war ja schon groß genug.
    "Vielleicht... könnten deine Leute... nochmal... eines... besorgen?"

  • "Nein, kein Zebra. Ein Hippopotamus."
    Angestrengt knetete ich weiter.
    "Du weißt doch noch? Wir haben Avarus und Lucilla eins zur Vermählung geschenkt. Und ich finde, so ein Tier würde wunderbar in den Garten passen. Außerdem möchte Venusa unbedingt eins sehen. Ja?"

  • “Natürlich kann ich mich erinnern. Aber du doch auch und dann weißt du, wie groß und monströs es war. Wie soll es hier im Garten leben? Es wird alles Sträucher abfressen und wer weiß, vielleicht auch gleich noch ein paar Palastdiener dazu.“

  • "Dann kaufen wir eben neue.", war meine pragmatische Antwort. "Wir können ihm doch ein Gehege bauen, das frisst schon niemanden. Stell es dir doch vor, das wäre wunderbar. Was denkst du, wie beeindruckt Besucher sein würden."
    Etwas kleinlaut folgte noch: "Außerdem habe ich Venusia versprochen, ihr eins zu zeigen."
    Unermüdlich bearbeiteten meine Hände weiterhin Corvus' Schultern.

  • “Oooooh!“, sagte er und schüttelte gewichtig die rechte Hand.
    “Der Iuridiculus, dieser Aelius Claudianus, will eine Reise in den Süden unternehmen und braucht eine Eskorte. Außerdem ist eine Karawane auf der Straße nach Paraetonium überfallen worden. Man hat eine Römerin zu mir gebracht, die zu den Reisenden gehört hat und nur mit knapper Not entkommen konnte. Ich musste erfahren, dass römische Bürger auf einer der wichtigsten Straßen der Provinz, gar nicht weit von Alexandria entfernt, nicht sicher sind. Was sagt man dazu? Es ist geradezu beleidigend! Ich werde eine Abordnung der Legion dort hin schicken müssen. Ein Exempel muss statuiert werden!“


    Diesen Überfall schien er tatsächlich persönlich zu nehmen.

  • "Pfff.", schnaubte ich. Grummelig beendete ich die Massage und begab mich wieder auf die für Bittsteller angestammte Seite des Tisches. Was gingen mich denn Überfälle und Beamte an?
    "Ich wette, wenn diese Iunia von den Ludi dich bitten würde, ihr ein Hippopotamus zu besorgen, du würdest die halbe Legion losschicken! Aber ich bin ja nur deine Frau, da lohnt die Mühe nicht, wie?"

  • “Ah ja, du hast also auch schon davon gehört.“, sagte er verärgert, denn er hatte den Namen Iunia gar nicht genannt. “Großartig, es ist also schon Stadtgespräch. Verstehst du das nicht? Meine Autorität und die Autorität Roms wird hier geradezu verhöhnt! Kennst du sie eigentlich, diese Iunia Urgulania?“

  • Ich runzelte die Stirn. Urgulania? Die hatte doch Varilia geheißen :hmm:
    Das wurde ja immer besser.
    "Aha, noch eine Iunia, der du schöne Augen machst, ja? Eine genügt dir wohl nicht? Es ist ungeheuerlich, was ich mir hier alles bieten lassen muss! Ich kenne keine Iunia Urgulania, allerdings erinnere ich mich sehr gut an eine Iunia Varilia, von der du kaum die Augen abwenden konntest, mein Lieber, also lenk nun nicht ab!"

  • Wie gut, dass sich bei mir mittlerweile das für Ehefrauen typische Gedächtnis für kleinere und größere Vergehen des Ehegatten ausgebildet hatte. Untypisch für meine sonst vorherrschende Vergesslichkeit.
    So verschränkte ich die Arme vorm Bauch, ganz die unversöhnliche Matrone.
    "So? Wie war es denn?", fragte ich, eindeutig signalisierend, dass ich nicht vorhatte, auch nur ein Wort, das nun folgen würde, zu glauben. Einzig ein Hippopotamus würde hier wohl wieder die Wogen glätten :D

  • “Na hör mal, diese Varilia ist mir doch vorgestellt worden. Sie ist die Base, Nichte oder... ach was weiß denn ich... sie ist auf jeden Fall mit einem meiner Tribune verwandt. Was hätte ich denn tun sollen? Mich abwenden?“


    Er war ganz rot im Gesicht geworden. Sehr verräterisch!


    “Diese Urgulania habe ich nie zuvor gesehen, bis sie vor mir auf dieser Liege lag.“


    Ups! Er war wirklich sehr geschickt darin, ein Gespräch in ruhiges Fahrwasser zu lenken. ;)

  • Während Corvus rot vor Verlegenheit wurde, wurde ich eher rot aus Wut. Die plebejischen Wurzeln würde ich niemals los werden, hatte doch noch mein Großvater zu Jugendzeiten in der Subura gelebt. Musste erblich sein, denn mir strömten bereits die übelsten Verwünschungen in den Sinn.
    "Sie nicht stundenlang anstarren, das hättest du tun sollen!", blaffte ich.
    Seine nächste Äußerung schaffte es jedoch, mich sprachos zu machen. Mein Mund hatte sich schon zu einer Erwiderung geöffnet, blieb jedoch offnen stehen, ohne einen Ton von sich gegeben zu haben. Meine rege Phantasie malte sich allerlei Szenarien aus.
    "AHA!"
    Ein Ausruf, der wohl noch einige Räume weiter zu hören war.
    "Auf der Liege lag sie vor dir, ja? Bereit und willig, den großen Praefectus zufrieden zu stellen, ja? Uuuuuuuh!"
    Aufgeregt war ich hin und hergelaufen, zornig bei jedem Schritt aufstampfend, auf der Suche nach etwas Zerbrechlichem. Ich fand eine ägyptische Vase - ob Original oder Nachbildung vermochte ich in jenem Moment nicht zu bestimmten (es war mir auch relativ egal). Augenblicke später waren es ohnehin nur noch Scherben, welche sich auf dem Boden vor einer der Zimmerwände sammelten.
    "Daneben.", murmelte ich, das eigentliche Zielgebiet (Corvus) anstarrend.

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