"Eben, Alexandria. Das einzige Hippopotamus, das ich je in Alexandria gesehen habe, war das, das wir Lucilla und Avarus geschickt haben.", maulte ich.
Aiaiai, jetzt hörte der Kerl auch noch schlecht. Wurde halt auch nicht jünger
"WocheN, Decius, WocheN. In einer Woche ein Hippopotamus aufzutreiben ist zu viel verlangt vom Praefectus, das weiß ich. Der Praefectus braucht für so etwas ausgiebig Zeit, damit seine Frau vergessen kann, dass sie dieses Vieh überhaupt haben wollte, nicht wahr?"
Tablinum
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Corvus verfluchte insgeheim alle Frauen der Welt als launische und zänkische Kreaturen und insbesondere seine eigene, die ohne Frage das launischste und zänkischste Exemplar war.
Aber er fügte sich seinem unentrinnbarem Schicksal.
“Also gut.“, gab er sich geschlagen. “Ich habe einen neuen Scriba. Der soll sich darum kümmern. Ich werde es ihm sagen. Und: Er ist Römer! Sein Name ist Prudentius Scipio. Bist du jetzt zufrieden?“
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In der Tat, ich war zufrieden, wie man auch eindeutig an meinem Gesicht ablesen konnte. Die Gewitterwolken verzogen sich, als seien sie nie da gewesen und mein Gatte erntete ein fröhliches Lächeln.
"Wunderbar. Ein Römer. Und ein Prudentier noch dazu. Das sind sehr tüchtige Leute."
Eifrig nickte ich. Wobei mir einfiel, dass ich Balbus noch einen Brief schreiben wollte. Herrje. -
“Sind sie das? Na, ich will hoffen, dass gilt auch für diesen. Er ist ein Vetter des Princeps Praetorii Prudentius Balbus.“
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"Oooh, ein Vetter von Balbus.", erwiderte ich strahlend. Balbus zählte ich zu meinen ältesten und engsten Freunden, obwohl, ich ihn schon eine ganze Weile nicht mehr gesprochen hatte.
"Olympus, das hätte ich fast vergessen! Balbus heiratet bald... da brauchen wir ein Geschenk!"
Das Ausrufezeichen war förmlich zu hören, panisch hatte ich die Augen aufgerissen. Und natürlich hatte ich bereits eine Idee
"Oh, Decius, was hältst du davon, wenn wir ihm auch einige exotische Tiere schenken? Keine Angst, kein Hippopotamus, das wäre wohl jetzt zu kompliziert. Aber einige Zebras lassen sich doch sicher auftreiben, was meinst du?"
Ein Lächeln, das keinen Widerspruch duldete, grub sich in mein Gesicht, während meine Augen stumm zu betteln begannen. -
“Z-e-b-r-a? Was ist ein… Zeb… ra?“
Corvus war zoologisch nicht besonders bewandert.
“Außerdem ist es nicht gerade originell schon wieder ein Tier zu verschenken. Und überhaupt, so gut kenne ich diesen Prudentius Balbus gar nicht!“ -
"Zebra... du kennst die doch sicher aus dem Circus. Das sind diese gestreiften Pferde...", erklärte ich geduldig.
"Originell? Oh, aber ich weiß, dass er davon begeistert wäre. Und es muss schon ein besonderes Geschenk sein, immerhin kenne ich ihn schon eine Ewigkeit. Er war mir immer ein treuer Freund. Und er heiratet die Nichte des Kaisers."
Wenn das nichts half, wusste ich allerdings auch nicht mehr weiter -
Doch so weit kam es gar nicht, denn unvermittelt wechselte Corvus das Thema.
“Ein treuer Freund? Woher kennst du diesen Prudentius überhaupt und warum weiß ich davon nichts? Was ist das für eine Geschichte?“
Er klang ein wenig eifersüchtig. -
Ein geschickter Schachzug, so viel musste man ihm lassen. Mit einer derartigen Reaktion hatte ich nicht gerechnet, so ließ ich mich unbekümmert auf die Ablenkung ein und vergaß für einen Moment die Tierfrage.
"Woher ich ihn kenne? Oh bitte, das ist der Sohn von Prudentius Commodus... der ermordete Consul, du erinnerst dich?"
Bei meinem Gatten konnte man ja nie sicher sein, wann sein Gedächtnis einen Aussetzer hatte
"Und willst du mir wirklich weismachen, du wüsstest nicht, dass wir gute Freunde sind? Ach Decius, ich kenne den Mann ja länger als dich. Er war bei den Prätorianern, in Germanien bei der Ala, jetzt wieder bei den Schwarzröcken... kaum zu glauben, dass du den nicht kennen willst."
Zumindest glaubte ich das. Was Zeitrahmen anging war meine Erinnerung leider auch nicht die Beste.
Nichtsdestotrotz piekte ich ihn frech grinsend in die Seite.
"Du bist doch nicht etwa eifersüchtig, he?" -
“Iiiiiiiiiiich? Eifersüchtig? Ach! Pft! Natürlich nicht! Pah!“
Er schüttelte ganz entschieden den Kopf.
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Ganz unweigerlich grub sich ein Grinsen in mein Gesicht.
"Oh doch, bist du. Kchchch."
Fröhlich kichernd begann ich zu Nicken, um seinem Kopfschütteln entgegen zu wirken.
"Jaha, da tust du auch gut dran, so lange, wie du mich oft alleine lässt."
Aiaiai, hoffentlich weckte ich da keinen schlafenden Vulkan -
“Na hör mal, ich bin doch die ganze Zeit hier! Du hast doch nun wirklich keinen Grund... also... und wieso? Dieser Balbus ist doch in Rom! Ähm... Also, was ist das für eine Sache, die da hinter meinem Rücken läuft, mmh?“
Vermutlich kam Corvus die Angelegenheit auch deshalb so 'hispanisch' vor, weil er selbst kein besonders großer Briefeschreiber war und sich nicht vorstellen konnte, dass Menschen aus persönlichem Interesse heraus auf weite Entfernung schriftlich Kontakt miteinander hielten. Wenn er schrieb, dann gab es dafür gewöhnlich einen konkreten und meist dienstlichen Anlass.
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"Soso, die ganze Zeit hier. Ja. hier aber nicht da."
Diese rhetorische Meisterleistung ließ ich einfach mal so im Raume stehen. Ha.
Was jene Annahme der Eifersucht betraf, kam ich jedoch aus dem Grinsen nicht mehr heraus. Vielleicht nicht ganz so clever, bedachte man die offensichtlich doch misstrauische Stimmung meines Gatten.
"Oh, ich bitte dich. Eine Affäre über diese Entfernung wäre ja wohl wirklich etwas abwegig, meinst du nicht? Abgesehen davon hat er sich, wie ich vorhin sagte, mit der Nichte des Kaisers verlobt, du kannst also ganz unbesorgt sein was ihn angeht. Weißt du, Frauen und Männer können auch einfach nur Freunde sein. Jaha." -
“Freunde? Frauen und Männer?“
Corvus schaute, als ob ihm ein windiger Händler eine Amphore ohne Boden verkaufen wollte.
“Frau und Mann sind doch viel zu verschieden. Das kann dir jeder Philosoph des Museions bestätigen, dass ist hinlänglich und logisch bewiesen: Der Geist der Frau ist ein gänzlich anderer, weil er in einem vom Mann grundverschiedenen Körper haust. Darum können sie keine Freunde sein, sondern nur Ehepartner und Liebende. Etwas anderes geht nicht!“
Das er sich mit philosophischer Logik befasste war ja etwas ganz Neues. Aber er gab seine Weisheiten mit großer Entschiedenheit von sich.
“Frauen haben Freundinnen, Männer haben Freunde, oder noch besser: Kameraden. Jawoll!“ -
Verwirrt blinzelnd sah ich Corvus an. War das sein Ernst? Die Stirn in Falten legend kratzte ich mich am Kopf. Irgendwie musste das doch zu widerlegen sein.
"Und was ist mit Geschwistern? Also, mit meinen Brüdern bin ich wunderbar zurecht gekommen, ohne dass wir uns Attraktiv gefunden hätten."
Im Klaren darüber, dass das vermutlich nicht das Beste Beispiel war, streckte ich ihm die Zunge heraus.
"Männer und Frauen können sehr wohl Freunde sein. Das siehst du doch an mir, ich habe viele männliche Freunde... gut, nicht hier, aber... also... hm... so viele sinds wohl auch nicht. Aber ich habe den ein oder anderen und wir sind weder Ehepartner noch Liebende. Wie erklärst du dir das, mh?" -
“Geschwister sind etwas ganz anderes. Das ist... naja, also... eben auch Liebe, Geschwisterliebe. Ist doch klar.“
Er dachte einen Moment an seine eigene Halbschwester Serpentia Germanica Noctifer, die nun schon lange tot war. Sie hatten sich kaum gekannt. War da eine Art von Liebe zwischen ihnen gewesen? Nein, dass konnte er eigentlich nicht sagen, aber das musste er seiner Frau gegenüber ja nun nicht unbedingt einräumen.
“Aber das du nicht die Geliebte eines dieser Herren bist, denen du scheinbar zu schreiben beliebst, dass will ich doch hoffen!“
Durch das offene Fenster fiel ein Strahl der bereits tief stehenden Sonne auf sein Gesicht und gab ihm einen gelblichen Ton, die Farbe der Eifersucht und des Neids. -
"Ja aber...", begann ich bereits erneut zu widersprechen. Nein, ich konnte und wollte nicht akzeptieren, dass er Recht hatte. Hatte er auch nicht, pah!
"Was ist zum Beispiel mit Avarus? Mh? Mit dem bin ich nicht blutsverwandt, wir verstehen uns prächtig und haben kein Verhältnis. Was sagst du dazu, Herr Philosoph?"
Ich konnte mir ein triumphierendes Grinsen nicht verkneifen, obwohl ich mir sicher war, dass auch er nicht akzeptieren konnte, dass ich Recht hatte. Ein Teufelskreis.
"Und natürlich bin ich niemandes Geliebte, wofür hältst du mich? ICH steige keinen Iuniern hinterher, so wie jemand anders in diesem Raum, wenn ich dich daran erinnern darf."
Ha, das musste gesessen haben. -
Es saß... aber irgendwie doch an der falschen Stelle.
“Ich steige auch keinem Iunier hinterher!“, protestierte Corvus energisch und dachte dabei aus unerfindlichen Gründen plötzlich an das gemeinsame Bad mit seinem Tribun Iunius Silanus.
“Das war ganz harmlos. Es ist vollkommen normal, miteinander das Bad zu teilen. In jeder öffentlichen Therme macht man das so. Da ist nichts dabei. Ich bin doch kein Grieche!“ -
Sim-Off: Jaaaaa, welch herrliche Vorlage
Ich hatte das Gefühl, ich sollte besser meine Kinnlade vom Boden aufsammeln. Als ich meine Sinne jedoch nach wenigen Schrecksekunden wieder geordnet hatte stellte ich fest, dass sie keineswegs auf dem Boden, wohl aber weit offen stand.
"Würdest du das freundlicherweise wiederholen?", flötete ich.
Ou, das war der böse Tonfall, den kannten die Sklaven des Hauses bereits. Es war der Tonfall, der immer kam, ehe Vasen flogen, Blumen ihr Leben ließen und man am besten so weit weg rannte, wie man konnte.
"Ihr habt das Bad geteilt? IHR HABT DAS BAD GETEILT???"
Man konnte die drei Fragenzeichen förmlich hören.
"UND DU FINDEST DAS NORMAL?"
Spätestens jetzt war im Umkreis von 5 Zimmern kein einziger Sklave mehr zu finden. Was das ganze nun mit Griechen zu tun haben sollte erschloss sich mir zwar nicht ganz, aber ich war davon überzeugt, dass es etwas Unanständiges sein musste.
So schnell wie soeben die Wut aufgewallt war, so schnell schwankte sie nun in Verzweiflung um. Warum nur musste das immer mir passieren? Erst Victor, nun Corvus. Tränen schossen in meine Augen, schluchzend wandte ich mich ab.
"Wie konntest du nur? Wie konntest du mir DAS antun?" -
Verdattert über die Folgen seiner Worte und die Lautstärke des Echos duckte sich Corvus unwillkürlich. Aelia konnte wirklich sehr laut und energisch sein und dabei war er aus der Legion einiges gewohnt. Aber selbst sein knurriger und wild aussehender Centurio Flavius Duccius Germanicus, damals bei der II., war nicht halb so einschüchternd gewesen.
“Ääähhh…. Äääes war ganz harmlos. Wir haben nur geredet.“, druckste er herum und versuchte sie damit zu beschwichtigen.
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