• "Danke..." Sie mummelte sich ein und blickte in die dunkle Nacht hinaus.


    Wenig später verließ der kleine Konvoi die Forstbestände und rollte auf einer Hochplatte voller Weizenfelder dahin. Alles bereits ihre Länderein.


    Sie mußte lächeln bei dem Gedanken daran und versuchte das Dammwild im Mondschein auszumachen.



    "Denn indem wir die Irrtümer unserer Vorfahren einsehen lernen, so hat die Zeit schon wieder neue Irrtümer erzeugt, die uns unbemerkt umstricken."

  • Langsam erhob sich der Weg wieder in eine Steigung. Noch ein paar wenige Kurven und der höchste Punkt war erreicht. Bis es soweit war, hatten die Ochsen nochmal eine ziemliche Kraftanstrengung zu bewältigen.


    Ich ritt ein wenig vor, um die Ochsenführer anzutreiben. Keiner der beiden Wagen durfte stehen bleiben.

  • Noch wenige hundert Meter und man könnte von oben auf die Weingutanlage hinab blicken, noch wenige Schritt noch wenige Fuß.... wenn da nicht dieser Reiter gewasen wäre.


    Mitten auf dem Weg stand er da. Die Ochsen keuchten, um dann doch verhängnismäßig zu stoppen.


    "Was ist los?" fragte Felkicia Paulus.



    "Denn indem wir die Irrtümer unserer Vorfahren einsehen lernen, so hat die Zeit schon wieder neue Irrtümer erzeugt, die uns unbemerkt umstricken."

  • "Lass micht das klären Herrin." Er ritt hinauf. Einige der Hilfsarbeiter diskutierten schon angestrengt, doch der Reiter bewegte sich nicht. Nein wie angewurzelt stand er da, machte keine Anstalten zu weichen.


    "Was ist mit dir los, lass uns passieren. Das ist das Land meines Herren. Du hast hier keine Rechte." sprach Paulus und sah den Knaben bösartig an.


    Dieser zuckte nur mit den Schultern um wenig später ein dickes Grienen aufzusetzen. Sein Lachen hallte wenig später durch die Nacht und seine Schergen hatten die Wagen bereits eingekreist.

    "Dein Land? Du Narr! Geh, fliehe wie der Wind, doch lasse Hab und Gut hier. Auch die Senatorsfrau wirst du für unsere gierigen wie gierigsten Männer da lassen, sie haben schon lang nicht mehr von solch einem gut gewaschenen Weib gekostet. Lauf endlich, sei schlau und tue was ich sage."

  • Das dauerte mir nun zu lange, ich stieg vom Wagen und erblickte überrascht die verrotteten Landstreicher. Sie hatten keine Messer gezückt, sahen aber auch nicht so aus, als würden sie nur nach dem Weg fragen wollen.


    Meine Sklaven gut bewaffnet und hoffentlich auch geübt im Umgang damit, bildeten einen Schutzkreis um mich. Die Schergen waren aber auch eigentlich in Unterzahl. So ganz sicher war ich mir in diesem Moment nicht, was ich davon zu halten hatte.



    "Denn indem wir die Irrtümer unserer Vorfahren einsehen lernen, so hat die Zeit schon wieder neue Irrtümer erzeugt, die uns unbemerkt umstricken."

  • "Was wollt ihr hier auf unserem Land?"


    Fragte sie nicht ganz sicher, ob ihr Gegenüber sie verstand. Dieser antwortete aber in fließendem Latain:


    "Uns ist es daran zu fragen, ob ihr den armen wie unendlich hungernden Menschen in dieser Region etwas von eurem Reichtum abgeben könntet..., was wir wünschen ist etwas Korn, um unsere Sippen zu ernähren."

    "Getreide wollt ihr? Warum fragt ihr nicht den zugehörigen Präfecten an, der die Armenspeisung regelt, warum blockiert ihr hier meinen Weg? Seid ihr etwa Unfreie?"


    "Ja das sind wir Herrin, unterjochte des römischen Glaubens. Einst wohnten wir allein in diesem Tal. Zogen von einem Siedlungsplatz zum nächsten. Römische Legionen beendeten diesen unseren Lebensweg. Nun da ihr unsere fruchtbaren Böden bepflanzt, wollen wir ein Stückchen davon abhaben. Euch ist sicher nicht entgangen, das weit mehr als wir paar arme Kreaturen mit diesem Zustand weder glücklich noch zufrieden sind. Es ist nämlich nicht euer Land, es ist unseres...."


    "Wollt ihr mir drohen Germane?"


    "Warum verwendet ihr germanischen Römer immer diese Verallgemeinerungen? Ich bin ein Mitglied des Stammes der Hermundri und kein gewöhnlicher Germane. Ich fordere Getreide, hier und jetzt."


    "Du kannst fordern was du willst, doch bekommen wirst du von mir keins. Es liegt nämlich nicht in meinem Ermessen Maden zu füttern um neue zu züchten."


    Der Reiter machte einen kleinen Pferdeschritt zurück, wendete das Pferd und blickte böse drein. Konnte die Eskalation noch verhindert werden?



    "Denn indem wir die Irrtümer unserer Vorfahren einsehen lernen, so hat die Zeit schon wieder neue Irrtümer erzeugt, die uns unbemerkt umstricken."

  • Er nickte seinen Mitsklaven zu, ein jeder beförderte seinen Dolch etwas aus der Scheide. Dann trat ich näher an den Reiter heran.


    "Du forderst hier Dinge, die du auf deinen agressiven Weg nicht bekommen wirst. Geh wieder hinüber über den Limes, wir haben die friedlichen Absichten eures Volkes schon lange durchschaut. Sie bestehen nur aus Verrat und Hinterlist. Glaubst du wirklich wir schenken dir Leben, damit du es den unseren nehmen kannst? Nein, also nimm deine Brüder und geh!"


    Der Mann stieg vom Pferd und nahm es bei den Zügeln.


    "Bin ich euch so weniger bedrohlich?" Ein Grienen huschte über sein Gesicht, als er einige Jungen im Augenwinkel erkannte.

    "Wir haben auch nicht damit gerechnet, das ihr uns etwas abgeben würdet, drum haben wir es uns genommen. Ihr ward ja so kooperativ und habt euch lange genug aufhalten lassen."


    Schneller als er unten war, stieg er wieder auf sein Pferd. Mit einem Wink sammelte er die Männer und verließ den Weg.... ihre Gestalten verschwanden im Dunkel des Waldes.

  • "Was hat das zu bedeuten Paulus.... sie haben es sich genommen?" Ein mehr als ungutes Gefühl beschlich sie und Felicia wurde klar, ihr weg zum Gut mußte schnell fortgesetzt werden.



    "Denn indem wir die Irrtümer unserer Vorfahren einsehen lernen, so hat die Zeit schon wieder neue Irrtümer erzeugt, die uns unbemerkt umstricken."

  • Er half ihr auf den Wagen und gab den Knechten Instruktionen, die ihre Reise beschleunigten.


    Dann wandte er sich seiner Herrin zu: "Ich habe keine Ahnung und doch befürchte ich das Schlimmste. Germanen räumen keinen Speicher leer, um später wieder zu kommen und selbige Aktion erneut zu fröhnen. Germanen plündern, morden und verbrennen. Hoffen wir, das sie von den Feldsklaven im rechten Moment überrascht wurden..."

  • Die argsten Befürchtungen begannen sich zu bewahrheiten. Schon nachdem sie den letzten Flurwald zwischen den Feldern und dem Anwesen im Tal passiert hatten, kroch beißender gestank in ihre Nasen. Die Augen nahmen eine hoch hinaus steigende Feuer- und Rauchsäule wahr. Alle Mann schauten erschrocken in das Inferno.


    Wie der Wind rasten sie hinab, doch das Feuer hatte sein großes Fressen bereits weit durchgeführt. Das Haupthaus war in sich zusammen gestürzt, hatte dabei Teile der Scheunen mitgerissen. Die Mühle stand in Brand und bis auf die Pferdezucht war bereits jedes Gebäude mehr oder weniger betroffen.


    Zwar packten die Sklaven sogleich jedwedes Gefäß an, um zu retten, was zu retten war, doch stand ihren wenigen fleißigen Händen eine ausgewachsene Feuersbrunst entgegen.


    Der Talbach war unweit, ihre Kette hatte etwas geübtes und ihre Hände -vom Arbeiten rissig- schmerzten, trotzdem gelang es nur schleppend das Feuer in den Griff zu bekommen.


    Mit zugekniffenen Augen saß Felicia derweil da und schaute in die Abbildungen im Bach. Das Gesicht hatte viele Tränen in sich aufgenommen. Zu viele der letzten Jahre drückten auf ihre Brust. Erst starben Söhne, dann erkrankte ihr Mann, später zog es ihn eher nach Rom als zu ihr oder er kam nur kurz um sie zu "besuchen". Jetzt brannte ihre letzte Hoffnung lichterloh. Was hatte sie den Göttern angetan, das sie sie mit solchen Prüfungen straften? "WAS?"



    "Denn indem wir die Irrtümer unserer Vorfahren einsehen lernen, so hat die Zeit schon wieder neue Irrtümer erzeugt, die uns unbemerkt umstricken."

  • Keiner von uns Sklaven konnte in diesem Augenblick auf die Herrin sehen, keiner von uns hatte eine Hand frei oder verstand etwas von ihrem Schluchzten. Wir hofften darauf, die Flammen zu bändigen und taten alles dafür wenigstens einen Teil zu retten. Auch unsere Heimat war es geworden. Wir liebten diesen Hof, er gab uns immer etwas Freiheit in Gefangenschaft, dieser Traum sollte wohl an diesem Tage zerstört werden. Noch immer kam keine Hoffnung auf, denn die Brandherde weiteten sich aus....

  • Sie befeuchtete ihr Gesicht, stand auf und stöhnte.... eine weitere Prüfung also. Dann soll es so sein. Sie reihte sich in die Kette ein und reichte Stundenlang Eimer hin und her.


    Erst sehr spät am Abend war der Brand unter Kontrolle und vereinzelte Sklaven löschten die letzten Brodelstellen.


    "Dieses Gut war unsere Produktionsgrundlage. Die Betriebe sind zerstört. Ich weiß nicht, wo ich die Kraft hernehmen soll, sie wieder zu errichten."


    Felicia ging näher an die verkohlten Balken heran. Ihr Herz schlug schnell und laut. Das Alter machte sich also breit, dachte sie und mußte sich unweigerlich setzen.



    "Denn indem wir die Irrtümer unserer Vorfahren einsehen lernen, so hat die Zeit schon wieder neue Irrtümer erzeugt, die uns unbemerkt umstricken."

  • "Lass gut sein Paulus.... auch ich werde alt und dasss ja das hier ist bei Weitem zu viel für mich."



    "Denn indem wir die Irrtümer unserer Vorfahren einsehen lernen, so hat die Zeit schon wieder neue Irrtümer erzeugt, die uns unbemerkt umstricken."

  • "Ja bitte.... und gib den anderen die Anweisung nach den Tieren zu sehen, vielleicht haben die Babaren noch etwas da gelassen...."


    Sie wischte sich übers Gesicht und schaute traurig drein. Die Sklaven begannen einige verstreute Güter einzusammeln, doch keiner wußte wohl so recht, was er tun sollte. Ein unkontrollierter Haufen entstand.



    "Denn indem wir die Irrtümer unserer Vorfahren einsehen lernen, so hat die Zeit schon wieder neue Irrtümer erzeugt, die uns unbemerkt umstricken."

  • Als er mit dem Wasser zurückkehrte, wartete er seine Herrin nur mit schlechten Mitteilungen auf. Die wenigen älteren Tiere waren abgeschlachtet. Alles andere Vieh geraubt. Wenigstens die Pferde waren von den Flammen geflohen, würden aber lange Zeit beanspruchen wieder eingefangen zu werden.


    "Herrin wir sollten nach Mogontiacum zurück fahren. Hier gibt es nichts mehr zu erretten und es wird Nacht. Wer weiß welche Mitläufer diese Feuersbrunst sonst noch anzieht."

  • "Du hast Recht Paulus. Lass die Sklaven die wenigen noch brauchbaren Waren einsammeln, dann soll unser Ziel Mogontiacum sein."


    Wehmütig betrachtete sie die Ruinen. In ihrem Kopf bildete sich ein leichter Schleier. Das Wasser.... es war so verlockend gewesen. Wenig später sackte sie zusammen. Ihr Körper blieb auf den Steinen vor dem ehemaligen Haupthaus liegen. Felicia röchelte nurnoch.... erst laut, dann immer leiser und dann nurnoch ganz sanft.



    "Denn indem wir die Irrtümer unserer Vorfahren einsehen lernen, so hat die Zeit schon wieder neue Irrtümer erzeugt, die uns unbemerkt umstricken."

  • Er hatte abgewartet hinter der Mauer sich versteckt nun kam er überheblich daher geschritten. Nahm ihr die Kette und die Armreifen ab. Zwickte die Haarspangen aus ihren blonden Strähnen und glaubte ihre wenigen Sesterzen heraus.


    Fast tat sie ihm leid und doch sah er jetzt die Chance gekommen endlich wieder frei zu sein. Paulus scheuchte die restlichen Sklaven vom Hof. Einige würden ihn begleiten, andere ihr eigenes Glück versuchen.


    Er jedoch wandte sich zu Fuß nach Südosten.

  • Die Dämmerung hüllte die Wege und straßen bereits in ein dunkles Licht, trotzdem kamen sie gut voran. Zum einen kannten die Reiter natürlich die Gegend, zum Anderen waren die Straßen trocken und die Pferde frisch.


    Avarus gingen viele Dinge durch den Kopf und er verfluchte sich innerlich einen so undurchsichtigen Sklaven mit dem Schutz seiner Frau beauftragt zu haben.


    Viele Bäume sausten dahin und keines der Felder am Straßenrand wiegte sich im Wind. Die Nacht war still und drückend. Er ritt was das Pferd her gab und erkannte in weiter Entfernung eine kleine Rauchsäule. Doch war es nicht die Richtung des Gutes, sondern wahrscheinlich doch nur ein Händlernachtlager.


    Sie ritten durch tiefe Baumschluchten, um dann wieder Felder und Wiesen zu überqueren. In normalen Tagen brauchte man gut fünf Stunden bis zum Anwesen, heute ging es natürlich schneller. Zumal sie sehr viele Abkürzungen ritten, die mit einem Gespann unpassierbar wären.

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