Hauptverhandlung Iud Imp I/DCCCLVII - Imperium Romanum vs. Decimus Pompeius Strabo

  • IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI
    DECRETUM IMPERATORIS



    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM XV KAL AUG DCCCLVII A.U.C. (18.7.2007/104 n.Chr.)


    wird die Anklage im Fall
    IUD IMP I/DCCCLVII
    Imperium Romanum vs. Decimus Pompeius Strabo erhoben.


    Die Anklage lautet wie folgt:



    § 64 Hochverrat
    § 65 Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens
    § 70 Staatsfeindliche Verunglimpfung von Reichsorganen
    § 81 Nötigung und Bedrohung
    § 103 Landfriedensbruch
    § 102 Öffentliche Aufforderung zu Straftaten
    § 104 Bildung krimineller Gruppen
    § 107 Nötigung von Reichseinrichtungen oder -organen


    Der Imperator Caesar Augustus hat Marcus Decimus Mattiacus als Vertreter der Anklage benannt.


    Die Zuständigkeit des Iudicum Imperialis ergibt sich aus der Anklage:


    § 2 Iudicium Imperialis
    (4) Das Iudicium Imperialis verhandelt Strafsachen der Kategorie Schwerverbrechen, sowie Berufungen des Iudicium Maior.


    Gemäß


    § 2 Iudicium Imperialis
    (2) Dem Iudicium Imperialis gehören der Imperator Caesar Augustus und zwei Iudices an.


    hat der Imperator Caesar Augstus folgende Besetzung des Iudicum Imperialis bestimmt:


    Als Iudex Prior:
    Gaius Caecilius Crassus
    in Vertretung des Imperator Caesar Augustus


    Als Iudex:
    - Gaius Octavius Victor



    Nach


    § 31 Vorführung
    (2) Wird der Beschuldigte nicht vorgeführt, so muss ein Advocatus seine Rechte wahrnehmen. In diesem Falle ist ihm ein Advocatus zu bestellen, wenn er noch keinen solchen hat.


    wird als Verteidiger für Decimus Pompeius Strabo Manius Tiberius Durus benannt.



    - DCCCLIVII AB URBE CONDITA -

  • Hiermit eröffne ich als Iudex Prior des Iudicium Imperialis die Hauptverhandlung:


    Das Imperium Romanum gegen Decimus Pompeius Strabo


    Die Verhandlung findet öffentlich und in der Basilica Ulpia statt.


    Die Prozessbeteiligten mögen ihre Anwesenheit bestätigen.

  • Tiberius Durus war gerade erst von seiner Verteidigung informiert worden, als er auch schon von einem Herold abgeholt worden war. So hatte er kaum Informationen zusammentragen können. Aber da das Kaisergericht bereits tagte, kam er eben - zwar zu spät, da er sich erst noch seine Toga Praetexta hatte anlegen lassen müssen, aber immerhin. So meldete er sich.


    "Die Verteidigung ist anwesend."


    Naja, im Prinzip war es völlig egal - bei diesem Prozess hätte sogar der Sklave am Ofen die Verteidigung führen können - der Angeklagte hatte aber auch überhaupt gar nichts ausgelassen!

  • Mit einem Stapel leere Tabulae vor sich und dem Gefühl, dass heute gerechtigkeit geübt werden würde, saß Victor auf seinem Platz als Iudex und harrte der Verhandlung die nun kommen würde.

  • Mattiacus kam, mit den wichtigesten Schriftrollen zum Fall in der Hand, in den Gerichtssaal. Seine Toga mit dem breiten Purpurstreifen war frisch gewaschen und glänzte geradezu. Die Waschfrauen waren auch gut entlohnt worden.


    Mattiacus erhob sich, als die Anwesenden aufgerufen wurden.


    "Die Vertretung der Anklage ist anwesend."

  • Mattiacus erhob sich und entrollte die vorbereitete Anklageschrift und verlass diese:


    "Dem Angeklagten Decimus Pompeius Strabo wird vorgeworfen, die folgenden Verbrechen und Vergehen begangen zu haben:


    § 64 Hochverrat
    § 65 Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens
    § 70 Staatsfeindliche Verunglimpfung von Reichsorganen
    § 81 Nötigung und Bedrohung
    § 103 Landfriedensbruch
    § 102 Öffentliche Aufforderung zu Straftaten
    § 104 Bildung krimineller Gruppen
    § 107 Nötigung von Reichseinrichtungen oder -organen


    Diese hat er begangen in dem er in der Provinz Hispania, Regio Corduba, mit einer Gruppe Gleichgesinnter konspiriert hat, einen Aufstand gegen die Provinzregierung angezettellt hat, um den Bestand der Provinz und damit der Res publica zu gefährden. Seine Pläne manifestierten sich in Erlässen und Dekrete, die er als Duumvir und Comes von Cordoba erließ, zu welchen er aber keine Kompetenz hatte und sich die damit die Macht des Princeps anmasste. Diese sollten aber der Vorbereitung eines großen Aufstandes dienen, durch den er weitere Macht gewinnen wollte. Er scharrte an die 1000 Männer um sich, mit denen er die Macht in Cordoba an sich riss. Die loyalen Bürger der Stadt wurden gezwungen, die Stadt zu verlassen oder sich den finsteren Plänen Strabos anzschließen. Nur durch das Eingreifen der Prätorianer konnte dieser Aufstand niedergerungen werden und die Ordnung der Res publica wieder hergestellt werden. Besonders erschreckend ist dabei der Aspekt, dass sich Strabo zunächst als loyaler Beamter gezeigt hat, um sein Ansinnen zu verdecken."


    Mattiacus machte eine kurze Pause.


    "Die Anklage erkennt in diesem Vorgehen des Angeklagten die Verwirklichung der oben genannten Straftatsbestände in vorsätzlicher Weise."

  • Der im Zuschauerraum sitzende Macer hielt die Rede für eine Anklage gegen einen Hochverräter für ziemlich kurz. Eigentlich hatte er sich auf eine lange Rede gefreut, bei der er noch ein wenig lernen konnte, denn immerhin hatte er seinen Plan noch nicht völlig aufgegeben, eines Tages als Prätor zu kandidieren. Aber vielleicht wollte der Ankläger auch erstmal vorsichtig anfangen und dann später zur Höchstform auflaufen. Immerhin hatte er in der kurzen Rede allerlei Fakten untergebracht, aus denen sich eine spannende Verhandlung entwickeln könnte.

  • Caius befand sich unter den Zuschauern, hatte sich einen guten Platz gesichert, von dem er alles bestens sehen und hören konnte und war erfüllt von Neugier. Immerhin ging es hier um die Verräter, die in Hispania einen Aufstand anzuzetteln gewagt hatten. Welch törichtes Unterfangen. Caius fragte sich, wie verzweifelt die 1000 Mann gewesen mussten, die diesen Narren gefolgt waren. Rom mochte weit weg sein von Corduba, aber der lange Arm des römischen Gesetzes reichte auch bis dahin. Als jemand, der in Britannia aufwuchs, wusste das Caius nur zu gut.


    Die Sache war, zumindest für eine kurze Zeit, in aller Munde. Natürlich verlor der Pöbel bald schon das Interesse und widmete seine Aufmerksamkeit anderen Dingen zu, wie dem nicht enden wollenden Gerede über die Factiones und die Fahrer, über die Gladiatoren und beliebte Schauspieler.


    Die Anklage wurde von dem Mann vertreten, den Caius in der Schola Atheniensis im Officium für Rechtsfragen kennengelernt hatte. Dass Durus die Verteidigung vertrat, bereitete ihm ein gewisses Unbehagen. Caius wusste andererseits, dass die Verhandlung zu einem reinen Schauprozess reduziert würde, würde man diesem Narren Pompeius zumuten, sich selbst zu verteidigen. Die Verhandlung war für ihn ausserdem eine willkommene Gelegenheit, die beiden ranghöchsten Praefekten Roms zu sehen und sich einen Eindruck von ihnen zu machen.


    Das Wort wurde an Durus erteilt und Caius war gespannt, was die Verteidigung zu sagen beabsichtigte. So sehr er Durus auch respektierte, in diesem Fall wünschte er ihm eine eideutige, schnelle Niederlage.

  • Tiberius Durus erhob sich und zupfte rasch seine Toga zurecht. Dies war wohl die schwierigste Verteidigung, die er je übernommen hatte. Genaugenommen war er nur hier, damit jemand pro forma für den Angeklagten stand. Dieser wurde offensichtlich weiter unter Verschluss gehalten. Aber das war im Prinzip auch schon egal.


    Durus sah noch einmal hinüber zu Mattiacus, der eine äußerst kurze Rede zu einem Fall dieser Wichtigkeit gehalten hatte - genaugenommen zu kurz. Normalerweise hätte der Tiberier noch einmal nachgefragt, aber er sparte sich besser die Details, denn nach seinen Untersuchungen würde sich dort kaum etwas für ihn finden. Er hatte sich daher einen anderen Schwerpunkt gewählt...


    "Verehrte Iudices, verehrter Accusator und verehrte Zuschauer,


    zu Beginn möchte ich darauf hinweisen, dass mir diese Pflichtverteidigung, die ich bereitwillig übernommen habe, um die Rechtmäßigkeit dieser Verhandlung zu sichern, erst wenige Tage vor Beginn dieser Sitzung übertragen wurde.
    Folglich war es mir nicht möglich, die Schauplätze jener Verbrechen zu besichtigen und muss mich ausschließlich auf die Akten und Berichte der Cohortes Praetoriae und die Aussagen des Beklagten stützen.


    Dennoch will ich versuchen, Euch allen näherzubringen, was in dem Beklagten, jenem Decimus Pompeius Strabo vorgeht.


    Wie uns die Anklage bereits geschildert hat, hat Pompeius Strabo bereits eine lange Karriere hinter sich, auf die ich kurz eingehen möchte.


    In jungen Jahren kam Pompeius als Fremder hier her nach Rom und heuerte bei den Vigiles an. Kurz vor der Ernennung von Manius Pompeius Trimalchio zum Quaestor wurde der jungen Vigil von diesem adoptiert. Offensichtlich war dies die letzte Formalität, die ihn von einer Beförderung trennte, denn noch am selben Tage wurde er zum Optio ernannt.


    Anschließend engagierte sich auch der jüngere Pompeius in der Politik, wurde Quaestor und scheint auch Decimus Meridius, dem Kriegshelden und damaligen Statthalter Germanias, ins Auge gefallen zu sein.
    Denn ebendieser machte Pompeius zu seinem Magister Officiorum, ein Amt, in das zweifelsohne nur Vertrauenspersonen eingesetzt werden. Seine Arbeit war so gut, dass ihm nach Ende des Dienstes ein Diploma verliehen wurde.
    Erst zu diesem Zeitpunkt ging er nach Hispania und engagierte sich erneut politisch. Doch von diesem Zeitpunkt an scheint irgendetwas nicht mit ihm zu stimmen, denn was er nun tut, ist höchst seltsam.


    Drei Tage vor dem Kalenden des November letzten Jahres tritt er in einer Sitzung der Curia Provincialis auf und stellt die Berechtigung des Kaisers in Frage, ruft sogar zum Boykott senatorischer Beschlüsse auf!
    Nebenbei stellt er außerdem in seiner Regio ein Heer auf und unterdrückt die Bürger, die sich gegen seine Pläne stellen.


    An dieser Stelle musste ich stutzen. Hatte jener Strabo nicht einige Monate zuvor ein Diploma für seine Verdienste erhalten? Hielt Decimus Meridius nicht offensichtlich große Stücke auf ihn? Dieser Senator jedoch ist nicht nur der Statthalter des Kaisers, sondern auch dessen Freund, sodass ich es für schwer möglich halte, dass er einen Feind des Imperiums lobt. Auch seine Karriere entspricht bis zu seinem Erscheinen in Hispania einem gewöhnlichen, kaisertreuen Civis Roms - nicht umsonst wurde er vom Kaiser persönlich in den Ordo Senatorius erhoben.
    Auch sein Verhalten gegenüber den Bürgern ist bemerkenswert: Hatte er sich noch in Germania volksnah gezeigt, ließ er seine Truppen nun plündernd durch die eigene Stadt ziehen!


    Betrachten wir einen weiteren Punkt: Strabo stellte in Corduba eine Streitmacht von tausend Milizionären auf. Bekanntermaßen lag und liegt aber gleichzeitig eine Auxiliarenkohorte mit etwa 500 Mann nur etwa 60 Doppelmeilen entfernt in Emerita. Das mag auf den ersten Blick eine überlegene Situation bedeuten, als ehemaligem Vigil muss es Strabo jedoch klar gewesen sein, dass seine Horde dahergelaufener Bauern und Handwerker gegen eine halb so starke Truppe aus Berufssoldaten keine Chance haben konnte, zumal diese innerhalb weniger Tage in Corduba sein konnten.


    Diese beiden Punkte lassen mich zu folgendem Schluss kommen:"


    Er sah zu Mattiacus, dann zu den Richtern.


    "Decimus Pompeius Strabo, der Hauptangeklagte, kann nur dem Wahnsinn erlegen sein. Andernfalls hätte er die Sinnlosigkeit seines Unterfangens sehr schnell erkennen müssen und seine weiteren Taten wären dem Selbstmordversuch eine Wahnsinnigen gleichgekommen. Insbesondere liegen mir Berichte vor, dass der Angeklagte plante, das gesamte Imperium zu erobern. Diese Pläne können nur dem Geiste eines Verrückten entsprungen sein.


    Folglich kann man Pompeius Strabo kaum als zurechnungsfähig bezeichnen. Durch eine Unzurechnungsfähigkeit jedoch muss seine Schuldfähigkeit in Frage gestellt oder ihm vielmehr abgesprochen werden."


    Nach dieser durchaus langen Rede sah der Tiberier auf ein kleines Täfelchen, das er aus dem Sinus seiner Toga zog. Nein, er hatte alles gesagt. So nahm er Platz und sah hinauf zu den Richtern.

  • Nun Anklage und Verteidigung hatten ihre Position dargelegt und wo erstere gespart hatte, wurde letztere umso ausführlicher. So wie Durus de nFall darlegte fühlte sich Victor auch an jemanden erinnert. Allerdings nicht an einen Wahnsinnigen sondern an jemanden der auch den Auftsand gegen Rom gewagt hatte; nur wesentlich erfolgreicher. Aber vermutlich war ein einfacher Vergleich mit Arminius dem Cheruskerfürsten zu kurz gegriffen, hatte Strabo doch nicht erst kurz zuvor besiegte Stämme zum Kampf aufwiegeln können.


    Nun zunächst warf der Praefectus Urbi einige Notizen auf eine tabula, dann wartete er darauf, dass Crassus im Progrmam weitermachte.

  • Damit sind die Standpunkte bekannt.


    Crassus machte auf seiner Tabula das nächste Häckchen:


    Die Vertretung der Anklage hat nun die Möglichkeit ihren Standpunkt mit Beweisen und Zeugenaussagen zu manifestieren und damit die Sichtweise der Verteidigung zu widerlegen. Bitte.

  • Mattiacus erhob sich wieder. Er konnte sich noch gut daran erinnern, wie er, als er noch Advocatus Imperialis war, zusammen mit Durus prozessiert hatte und er nun stand er ironischerweise auf der Gegenseite.


    "Zunächst einmal ist es sehr löblich vom Collega Tiberius Durus die Verteidigung zu übernehmen und somit Iustitia gerecht zu werden."


    Er nickte zu Durus. Mattiacus wollte zunächst behutsam vorgehen.


    "Nun aber zum Fall. Aus den Worten der Verteidigung kann ich schließen, dass der in der Anklageschrift vorgetrage Sachverhalt nicht bestritten wird."


    Er schaute fragend zu Durus.


    "Wenn das also nicht der Fall ist, ist also nur zu klären, ob der Angeklagte, wie die Verteidigung behauptet, schuldunfähig ist."


    Mattiacus machte eine kurze Pause und legte seinen Zeigefinger an seine Stirn.


    "Die Frage ist also: War Decimus Strabo zur Zeit der Begehung wahnsinnig oder war er es nicht?"


    Mattiacus ging bei seinem Vortrag auf und ab und machte beim letzten Satz eine kleine Drehung zu den Richtern.


    "Damit wir uns alle darüber ein Bild machen können, ruft die Anklage den Angeklagten Decimus Strabo selbst in den Zeugenstand."

  • Nun ging die heiße Phase des Prozesses los: Die Beweisaufnahme. Als sein ehemaliger Vorgesetzter ihn fragend ansah, bestätigte er kurz.


    "Selbstverständlich."


    Das zu leugnen war auch Unsinn - schließlich war es von den Prätorianern selbst festgestellt worden und selbst wenn es anders gewesen wäre, hätte der Richter dies nicht anerkannt.
    Nun war er allerdings auf den Auftritt des Strabo gespannt.

  • Jetzt, wo der Prozess schon im Rollen war, hatte Crassus das Zeichen gegeben den Angeklagten hineinzuführen. Damit wollte er irgendwelchen prozessverlangsamenden Aktionen vorbeugen, die sicherlich nicht auszuschließen waren. Aber da der Prozess inzwischen am Laufen war und es bisher keine Zwischenfälle gab, sprach nichts mehr gegen die Anwesenheit des Angeklagten - vorallem nicht da er ja im Zeugenstand gebraucht wurde.
    So wurde also der Angeklagte in mitten zweier Prätorianer durch einen Nebeneingang auf die Anklagebank geführt. Dort sollte er allerdings nicht lange bleiben:


    So soll sich der Angeklagte in den Zeugenstand begeben.


    Crassus wartete einen Moment ehe er fortfuhr:


    Da über deine Person keinerlei Zweifel bestehen, Pompeius Strabo, übergehen wir die obligatorischen Fragen zu eben dieser. Doch möchte ich trotzdem betonen, dass du natürlich die Pflicht hast wahrheitsgemäß zu antworten. So du dazu keine Fragen mehr hast, kann die Anklage den Zeugen und Angeklagten nun befragen.

  • Mattiacus erhob sich von seiner Anklägerbank und trat vor diese.


    "Angeklater Pompeius Strabo. Wir alles wissen, warum du hier bist. Aber schildere uns doch bitte, was damals in Hispania alles passiert ist."

  • Nachdem ich Platz genommen und mich vom aktuellen Stand des Prozesses in Kenntnis gesetzt hatte, sah ich zuerst lächelnd zu Crassus und dann zum Ankläger, dessen Gesicht mir leider unbekannt war. Noch einmal richtete ich die Falten meiner toga, die man mir als letzten Gnadenwunsch zugetragen hatte und erhob mich dann. Mein Verteidiger plädierte auf Wahnsinn und damit Unzurechnungsfähigkeit. Nun, ich musste sehen, ob ich dem entsprach oder nicht. Einstweilen wollte ich die Maske des Wahnsinns aufsetzen und damit vielleicht mein jämmerliches Leben retten. So begann ich ein nervöses Zucken in der rechten Gesichtshälfte zu imitieren. Auch meiner Stimme verlieh ich einige Höhen und Tiefen, die so nicht natürlich sein konnten.


    "Aber natürlich, werter Ankläger. Als ich damals nach Hispania kam, war es eine relativ blühende Provinz mit einer stabilen Verwaltung. Agrippa ernannte mich nach meiner Ankunft zum Duumvir der Stadt Corduba. Dies tat er nicht aus reiner Sympathie, wie vielleicht einige unter euch annehmen wollen, besonders die glubschäugigen grünen Männchen dort vorn in der ersten Bank, ja euch meine ich!", rief ich mit wahnsinnigem Blick und deutete zur ersten Reihe, wo einige anwesenden Senatoren erschrocken um sich blickten.


    "Ich wittere sie schon wieder, diese garstigen Männchen, die mir ans Leder wollen, seht ihr sie nicht?"


    Ich simulierte einen kleinen Nervenzusammenbruch. Schnell erholte ich mich jedoch wieder und blickte dem Ankläger mit starren Blick ins Gesicht. So starr, wie es meine zuckende Gesichtshälfte erlaubte.


    "Wie dem auch sei, ich begann also meine Arbeit in Corduba. Und ich tat sie wohl recht gut, es gab keine Beschwerden. Doch immer wieder sah ich schwarzgekleidete Männer an Straßenecken, die tuschelten. Sie beobachteten mich auf Schritt und Tritt. Irgendwann wusste ich, der Imperator in seiner Güte hatte Späher ausgesandt, um mich überwachen zu lassen. Aber das ließ ich mir nicht gefallen. Gewieft wie ich war, stellte ich die Bevölkerung auf meine Seite und jagte die Männer aus der Stadt. Auch wenn die Stadtbewohner meinten, da wäre niemand gewesen, ich WEISS DASS SIE DA WAREN!!! Und mit derselben Gewissheit ließ ich die Bevölkerung teil haben an meiner Vision einer Stadt, in der nur die Liebe und Eintracht herrschte.


    Irgendwann wurden sie böse und ich musste fliehen. Dann wurde ich gefangengenommen und der Rest ist ja Geschichte."


    Strabo, du hast es immernoch drauf, dachte ich insgeheim. Die Rolle des Wahnsinnigen war mir praktisch wie auf den Leib geschnitten.

  • Mattiacus runzelte die Stirn. Strabo wollte hier wohl vor Gericht Theater spielen, was er auch sehr gut konnte. Aber Mattiacus war auch Medicus und er kannte die Zeichen des Wahnsinns, wenn ein Patient sie hatte. Aber statt gleich damit den Angeklagten zu demaskieren, wollte Mattiacus dieses Spiel weiterspielen.


    "Waren also die..." Mattiacus konnte und wollte es kaum aussprechen"... diese Männer der Grund, warum du als Duumvir diese Edikte erlassen hast? Seid wann haben dich denn diese Männer verfolgt ?"

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