[Grundausbildung] Probatus Lucius Quintilius Valerian

  • Man konnte den verbissenen Gesichtern der Probati ansehen, daß sie den festen Willen hatten, es dieses mal gut zu machen. Jeder einzelne von ihnen achtete auf jeden Schritt, paßte auf, die Abstände einzuhalten und das Tempo anzupassen. Ronk, ronk, ronk ertönten die gleichmäßigen Schritte. Jetzt kam die schwierige Stelle...


    Und siehe da, es klappte auf einmal vorbildlich, als hätten sie nie etwas anderes gemacht! Als sie wieder auf der Geraden waren, konnten sie nicht anders, als sich kurz gegenseitig anzugrinsen. Na also, ging doch! Hoffentlich war der Centurio jetzt zufrieden.

  • Diesmal war sogar der Centurio zufrieden - langsam wussten die Probati, was er wollte! Er ließ sie noch eine Weile marschieren, dann...


    "State!"


    Er sah sich die Männer an, die offensichtlich auch ein wenig stolz waren.


    "Soweit, so gut. In der Schlacht wird es weitaus schwieriger, aber dazu kommen wir später. Für heute war das erstmal genug. Abite!"


    Damit war die Ausbildung für heute beendet. Also ging der Centurio vom Platz.

  • Puh, das war heute wirklich nicht leicht gewesen. Aber sie hatten es geschafft! Gut, die letzte Formation hatte etwas Übung erfordert, aber die Probati waren trotzdem zufreiden mit sich und klopften sich gegenseitig anerkennend auf die Schultern, während sie wie kleine Jungen ihre Schrammen miteinander verglichen, um damit anzugeben. Heute dauerte es eine Weile, bis daß die Männer den Exerzierplatz verließen. Und sie waren schon sehr gespannt darauf, was sie am nächsten Tag erwarten würde.

  • Am nächsten Morgen war der Exerzierplatz anders als zuvor. Diesmal standen nämlich einige Pferde bereit, außerdem war der Centurio in Begleitung eines Duplicarius auf dem Platz erschienen. Wegen der Pferde schrie er auch nicht ganz so laut


    "Milites venite!"

  • Als die Probati auf dem Exerzierplatz erschienen, staunten sie nicht schlecht, daß Pferde bereitstanden. Kaum waren sie angekommen, gab der Centurio, in ungewohnt gedämpfter Lautstärke, den Befehl zum Antreten. Dem kamen die jungen Männer eiligst nach und standen nun mit erwartungsvollen Blicken in vorschriftsmäßiger Haltung da.

  • Crispus deutete auf den Duplicarius, der neben ihm stand.

    "Das ist Quintus Octavius Varus, Duplicarius von der Legionsreiterei. Er wird euch zeigen, wie man reitet - soweit ihr das noch nicht könnt."


    Auch dies war eine Disziplin, die nicht gerade Crispus' Spezialgebiet war und deshalb war er sehr froh, dass es hier Spezialisten dafür gab.

  • Die Probati hatten das natürlich schon geahnt und einige von ihnen ließen ihre Blicke schon über die bereitstehenden Pferde schweifen, um sich eines auszusuchen für den Fall, daß nicht einfach zugewiesen wurde. Als der Centurio den Offizier neben sich vorstellte, salutierten sie alle gleichzeitig. "Salve, Duplicarius Octavius." Es hatte noch keine weiteren Anweisungen gegeben, deswegen schien das das einzige zu sein, was sie tun konnten, als der Centurio seine Rede beendet hatte und sonst nichts weiter geschah.


    Auch Valerian hatte sich schon ein Pferd ausgeguckt. Eine junge Fuchsstute mit sanftem Blick, die trotzdem lebhaft wirkte. Er war kein besonders guter Reiter, doch für den normalen Bedarf reichte es. Er war immerhin auf dem Pferderücken von Rom hierher gereist. Hoffentlich durften sie ihre Pferde selbst aussuchen! Aber er wagte das kaum zu hoffen, da die Offiziere bestimmt eine Rangelei um die besseren Pferde vermeiden wollten.

  • Varus hatte nur wenig Zeit gehabt sich des Staubs und Drecks der letzten Patrouille zu entledigen, da musste er zu den Probati und den Neulingen das Reiten beibrigen, sofern sie dessen noch nicht mächtig waren.


    So stand er nun vor dem Haufe Praobat, die ihn gestpannt anstarrten. Sein Blick wanderte durch die Reihen und er überlegte sich, wer wohl bereits Reiterfahrung hätte und wer nicht.


    Salvre Probati!
    Der Centurio hat mich ja schon vorgestellt, daher werde ich zu meiner Person keine Wort mehr verlieren.
    Auch wenn die Legionen Roms für ihre Stärke als Fußtruppen in der ganzen Welt berühmt und gefürchtet sind, so ist es dennoch wichtig, dass sich ein SOldat auch auf dem Rücken eines Pferdes halten kann.


    Ich will und werde euch nicht zu perfekten Reitern ausbilden. Das überlasst mal lieber den Kameraden der Turmae. Ihr sollte in der Lage sein reiten zu können um nötigenfalls eine Botschaft übermitteln zu können.

    Varus gab zwei Stallburschen, die in der Nähe gewartet hatten ein Zeichen und beide brachten zwei Pferde auf den Ex-Platz.


    Jetzt wird es ernst.
    Jeder von euch soll euf einem der Pferde hier auf dem Ex-Platz eine Runde drehen. Ich schaue mir das an und hoffe so einen Einblick in eure Fähigkeiten zu kommen.
    Bevor ihr euch auf eines der Pfderde setzt ruft laut euren Namen, damit ich diesen notieren kann.
    Los, die ersten ran an die Pferde und hier eine Runde drehen.


    Die ersten Probati stiegen auf die Pferde und begannen eine befohlene Runde zu drehen. Varus notierte sie die Namen der Probati und musterte kritisch deren Reitstil. Wie erwartet zeichneten sich mal wieder mittelschwere Katastrophen ab.
    Die Söhne Roms verstehen es wohl einfach nicht mit einem Pferd umzugehen. :D

  • Der Reihe nach absolvierten die Probati ihre Runden. Was der Duplicarius nach jedem Ritt notierte, erfuhren sie leider nicht. Dabei hätte es Valerian brennend interessiert, wie die einzelnen Leistungen so beurteilt wurden.


    Endlich war er selbst dran. "Probatus Lucius Quintilius Valerian", sagte er laut und deutlich seinen Namen, als er auf das Pferd zuging. Auf das Pferd hinauf zu kommen, bereitete ihm, im Gegensatz zu ein paar seiner Kameraden, keine Schwierigkeiten. Das Tier war etwas faul und so mußte er es ordentlich antreiben, um es in Bewegung zu setzen.


    Vielleicht gab er für den prüfendenden Blick eines erfahrenen Reiters keine allzu gute Figur ab, doch er konnte sich oben halten und er schaffte es, dem Tier alle Gangarten abzufordern und die Richtung zu bestimmen. Und das alles, ohne das Tier unnötig zu quälen. :D


    Die Runde war bald geschafft und Valerian kehrte zum Ausgangspunkt zurück, um sich dort vom Pferd gleiten zu lassen und es an den nächsten zu übergeben.

  • Varus hatte schon so manchen Tollpatsch auf dem Tier gesehen, dass ihm der Probatus Valerian gerade recht kam. Er schaute sich den Ritt an und nickte zum Abschluss zufrieden.
    Endlich mal ein Probatus, der sich im Sattel halten kann und das arme Tier nicht quält, dachte Varus.
    Als endlich auch der letzte Probatus seine Runde gedreht hatte, legte Varus das Wachstäfelchen beiseite.


    So, Probati.
    Das war ja noch einfach. Auch wenn es vielleicht für viele eine Herausforderung dargestelt hat, war es eine mehr als einfache Übung.
    Solltet ihr in die Verlegenheit kommen eine Nachricht zu überbringen, so kann es notwendig sein, dass ihr auch den Weg freikämpfen müsst.


    Wieder erschienen auf eine Zeichen des Duplicarius hin zwei Stallburschen, die diesesmal einige Strohpuppen aufstellten.


    So, Probati.
    Eure Aufgabe wird es sein mit einem Übungsgladius aus Holz diese Puppen zu treffen. Anschließend wird euch der Eques Corbinius auf seinem Pferd in einen Nahkampf verwickeln.
    Bevor ihr euch aber die Knochen brecht, werde ich euch diese Übung vor machen.


    Varus schwang sich auf seinen Schimmel, nahm ein Übungsgladius und preschte los. Eng ritt er an den Puppen vorbei und ließ jedesmal sein Gladius mit Erfolg auf den Kopf oder die Schulter herunter sausen.
    Zu guter Letzt kam der Eques auf Varus hinzu geritten. Es entbrannte eine kurzer, aber heftiger Kampf. Varus gab sich Mühe den Schlägen des Eques auszuweichen um schließlich seinen entscheidenden Hieb zu platzieren.


    Ich hoffe, ihr habt gut zu geschaut. Nun seid ihr dran. Ruft wieder euren Namen laut, damit ich euer Ergebns notieren kann.

  • Das war wahrhaftig schon etwas schwieriger. Und man konnte das auch an den wenigen Erfolgen erkennen. Manche landeten schlicht im Sand, andere hatten soviel damit zu tun, oben zu bleiben, daß sie keinen einzigen ordentlichen Treffer landeten. Und dann gab es natürlich noch die, die so gut ritten, daß sie jede Puppe trafen und dann sogar noch gegen den Eques ganz gut bestanden.


    Valerian nannte seinen Namen und schwang sich mit gemischten Gefühlen auf das Pferd. Reiten war ja noch ganz in Ordnung. Aber zu Pferd kämpfen? Es gab schließlich Gründe, warum er nicht zu den Legionsreitern wollte.


    Natürlich gab er sich trotzdem viel Mühe. Er ritt gar nicht mal so schlecht. Nur Schwert und Pferd gleichzeitig zu koordinieren ging nicht so einfach. Die erste Strohpuppe verfehlte er ganz, die zweite streifte er nur, doch die restlichen traf er dann ganz gut, er hatte den Trick wohl raus.


    Und nun noch der Angriff des Eques! Die ersten Attacken konnte Valerian noch ganz gut abwehren, an einen eigenen Angriff war vorerst gar nicht zu denken, dann aber wurde es immer schwerer, das Pferd so zu manövrieren, daß er ordentlich kämpfen konnte. Und wieder griff der Eques an, Valerian drehte sich, um zu parieren, was auch gerade noch gelang, und schon verlor er das Gleichgewicht! Schnell griff er in die Mähne und zog sich wieder in Position. Doch der Eques hatte schon einen Treffer gelandet, der im Ernstfall tödlich gewesen wäre.


    Mit enttäuschter Miene kehrte Valerian zum Duplicarius zurück und ließ sich vom Pferd gleiten. Aber gut, andere waren deutlich schlechter gewesen. Und nur die wenigsten hatten es geschafft, dem Eques tatsächlich einen Treffer beizubringen.

  • Kopfschüttelnd quittierte Varus das gesehene Drama.
    Wenn das so weiter geht, dann wird die Legionsreiterei wohl immer unterbesetzt sein, dachte Varus.
    Mit einer Handbewegung klappte er das kleine Wachstäfelchen zu und übergabes einem der Stallburschen.

    Naja.
    Immerhin habt ihr erneut gezeigt, warum die römischen Legionen Fußtruppen sind.
    Der römische Soldat zeichenet sich nicht nur durch seinen Mut aus und dadurch, dass ihm die Götter beistehen.
    Nein, ein wichtiges Kennzeichen ist auch seine Vielseitigkeit. Daher erlernt jeder Probatus nicht nur wie man mit Belagerungswaffen umgeht, sondern eben auch wie man sich auf einem Pferd hält. Und eben auch diese Fähigkeit muss hin und wieder von jedem Soldaten geübt werden.
    Doch zunächst will ich euch nicht weiter quälen.


    Vale Probati.


    Mit diesen Worten verließ Varus den Ex-Platz.

  • Als der Duplicarius das Ende der Reitübungen ansagte, standen die Probati natürlich wieder in Reih und Glied. Einige waren ausgesprochen erleichtert, daß die Pferde wieder fort geführt wurden, andere sahen ein bißchen sehnsüchtig hinterher. So waren sie eben alle sehr unterschiedlich in ihren Begabungen und Vorlieben.


    Nun sahen alle wieder gerade aus und zwangen sich, nicht den Centurio anzustarren. Denn von ihm würden jetzt wohl die nächsten Anweisungen kommen. Ob der Drill für heute beendet war? Oder ob es wohl noch weiterging? Eigentlich war es ja noch recht früh...

  • Der Centurio verfolgte die Reitübungen schweigend. Die Männer machten sich hier und da ganz gut, andere schienen noch nie auf dem Rücken eines Pferdes gesessen zu sein. Aber so war es immer...


    Im Anschluss war er wieder an der Reihe und da die Reiterei so auffallend schnell gegangen war, konnte er gleich noch etwas anhängen.


    "Milites venite!"


    Er sah in die Augen der Männer, die so knapp vor dem Ende ihrer Ausbildung standen.


    "Kommen wir zu den Belagerungsgeräten. Sie sind ebenfalls ein wichtiger Teil der Ausbildung, da wir es häufig mit Belagerungen zu tun haben."


    Er sah zu Reatinus.


    "Optio, hol' mit den Männern die Scorpiones aus den Horrea!"

  • "Zu Befehl, Centurio Petronius!", rief Reatinus im Militärjargon und salutierte. "Probati, ihr habt es gehört! Die Scorpione bedient ihr in Zweiergruppen, selbige holen sie auch aus den Horrea! Abite!". Als er seinen Befehl beendete, setzte er sich an die Spitze der Probati und führte sie zu den Horrea. Eigentlich dürften sie den Weg ja eh schon kennen - aber man konnte ja nie wissen, ob der ein oder andere von ihnen vielleicht vergesslich war.

  • Natürlich kannten sie den Weg. Doch beim Militär war eigenständiges Handeln nun mal nicht gefragt, hier wurden Befehle befolgt. Und diesen hatte der Centurio ganz klar an den Optio weitergegeben für das Heranschaffen der Scorpione.


    Mit Belagerungswaffen hatte Valerian zwar noch nichts zu tun gehabt, aber er hatte über sie gelesen. Ob das wenige Wissen aus den Schriftrollen ihm allerdings nun hier etwas nützen würde, mußte sich erst noch zeigen.


    Einen Kameraden, mit dem zusammen er das Geschütz holen und bedienen wollte, hatte er auch schon ausgeguckt. Und so folgten sie dem Optio.

  • Die Geräte waren ganz schön schwer, so daß die Probati auf dem Weg zum Übungsplatz ziemlich ins Schwitzen gerieten. Doch das tat ihrem Eifer keinen Abbruch. Sie stellten die Geräte in Richtung der Ziele auf, richteten sie noch ein wenig aus, so wie sie meinten, daß es wohl richtig sein könnte und traten dann wieder in einer Linie an, wie der Optio es befohlen hatte.

  • Während die Probati abwesend waren, hatte der Centurio die Arme hinter dem Rücken verschränkt und ein wenig einer anderen Truppe blutiger Anfänger zusah, die von ihrem Optio gepeinigt wurden. Es war Zeit, die Ausbildung zu Ende zu bringen, damit wieder Platz auf dem Campus war!


    Dann kehrten die Probati zurück und hatten die schweren Schussmaschinen dabei. Crispus lächelte - auch ein wenig schadenfroh...


    "Probati, was ihr da rumschleppt ist ein Scorpio. Naja, schob...


    "So, das ist also ein Scorpio. Es gibt einen einfachen Grund, warum er so heißt: Er hat einen miesen Stachel. Allerdings wird dieser geschossen. Dazu spannt ihr das Ding an der Kurbel, bis es einrastet. Anschließend das Projektil einlegen, zielen und feuern.


    Also jede Gruppe an ein Gerät und laden!"


    befahl er.

  • Der Optio stellte sich neben den Centurio und wartete darauf, dass sich die Probati über die Scorpiones hermachten. Normalerweise gab es Rangeleien deswegen, weil nicht alle im gleichen Zustand waren. Aber es war ja den Offizieren immer wieder eine Freude, den Probati weitere "Lektionen" beizubringen.

  • Valerian und sein Partner hatten Glück. Ihr Scorpio war gut in Schuß und auch wenn Valerian nicht viel davon verstand, so war sein Kamerad offenbar erfahren darin, Holzarbeiten zu beurteilen. Schon im Magazin hatte er eines der besseren Geräte ausgesucht und sie machten anderen, die sich nun dieses Gerätes bemächtigen wollten, sehr schnell und unmißverständlich klar, wer hiermit schießen würde.


    Sogleich machten sie sich eifrig an die Kurbel, was zuerst noch leicht, dann aber immer schwerer ging. Endlich hörten sie es deutlich einrasten und legten sie das Projektil ein. Mit einem Kontrollblick überzeugten sie sich davon, daß die Ausrichtung auf das Ziel wirklich in Ordnung war, dann warteten sie auf weitere Anweisungen, schon ganz heiß darauf, endlich schießen zu dürfen.

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