Cohors II, Centuria II, Contubernium I – Stube der Milites

  • Posca war also ebenfalls in Richtung der Stube gegangen. Graeceius wollte nun abwarten, bis der Centurio selbige wieder verlassen würde, um ihn dann ansprechen zu können, doch Posca war auf dem Rückweg nicht langsamer als auf dem Hinweg, und kaum wollte Graeceius den Mund öffnen, war der Centurio auch schon an ihm vorbeigehuscht; offensichtlich war er zu einem Gespräch augenblicklich nicht aufgelegt.


    Nun gut, dachte sich Graeceius, und betrat die Stube, neugierig, wen es wohl in seine Einheit verschlagen hatte.


    Er sah drei ihm bislang unbekannte Männer in der Stube stehen.


    "Salvete" sagte er. "Seid ihr die neuen Probati?"

  • Scheppernd fiel der Helm vom Bett. " Man, bei Mars. ich will hier nicht am Erschreckungstode sterben, dann eher im Feld." Gut das sollte man auch so lange wie möglich hinauszögern, dachte sich Massa. Weiter die Sachen sortierend, murmelte er vor sich hin. " Wer sonst sollte noch neu hier sein." Zur Tür schauend sagte er noch dazu. " Decimus Massa, seit heute Probatus in der XXII. " Dann gab Massa es auf in den Haufen System rein zu bekommen. " Später, ich brauch ne Pause."

  • Der neue Probatus, der sich gerade vorgestellt hatte, schien etwas nervös. Etwas amüsiert beobachtete Graeceius, wie Massa vor Schreck seinen Helm vom Bett fallen ließ, und grinste.


    "Na", sagte Graeceius auf die Andeutung des Massa, daß es ihm derzeit zu viel sei, "nach ein paar Tagen hast du dich hier eingelebt. Und" Graeceius bemühte sich, etwas leiser zu sprechen "mit dem Centurio kommt man auch ganz gut aus, auch wenn er manchmal so tut, als gingen ihm die Probati nur auf die Nerven."


    Dann wurde er wieder etwas lauter:" Euch beide kenne ich aber auch noch nicht" sagte er zu Menas und Phanias. "Mein Name ist Lucius Artorius Graeceius, ich habe meine Grundausbildung vor kurzem abgeschlossen und bin nun Legionarius."

  • Der Zenturio war ganz plötzlich wieder verschwunden, wie es schien. Dafür schien der andere bleiben zu wollen. Menas entspannte sich wieder etwas und ging zurück zu seinem Lager, um sich zu setzen. Phanias lehnte mit interessiertem Blick an einem Holzbalken und musterte den anderen Artorier. Den kannte er schon, immerhin war Phanias seit gut einem Vierteljahr hier, und er hatte sogar mit Graeceius auf dem Übungsplatz gestanden. Menas allerdings kannte den anderen nicht. Dementsprechend irritiert war er auch, als der seinen Namen nannte. Ein Artorier? »Glückwunsch«, bemerkte Menas und hob eine Braue. »Ich bin Marcus Artorius Menas und seit zwei Wochen hier.«

  • Graeceius hatte richtig gehört, es handelte sich bei einem der Probati um ein Mitglied der gens Artoria.


    "Auch ein Artorier? Sehr erfreulich. Ich bin allerdings durch Adoption ein solcher geworden; ich stamme ja, wie mein Cognomen aufweist, aus Griechenland."

  • Nachdem eine schwere Krankheit, die ihn beim damaligen Einsatz in der Wüste überkommen hatte, Graeceius für längere Zeit aufs Lager gestreckt hatte, kehrte er nun in seine eigentliche Unterkunft zurück und ordnete seine Sachen. Er würde demnächst seinen Vorgesetzten Meldung machen.

  • Die Signen waren sicher im sacellum untergebracht. Als das geschehen war, konnten die Kohorten wegtreten. Mein Marschgepäck geschultert, müde, ausgelaugt, irgendwie hungrig trieb es mich in unsere Unterkunft. Der Centurio ließ uns wegtreten. Im Vorraum landete das Marschgepäck. " WER DA ?" rief ich aus juchs in den Schlaf und Aufenthaltsraum.


    Die vier Doppelstock-Betten standen wie am ersten Tag an den Seiten des Raumes. Galea und Lorica landeten neben dem Bett an einem Haken an der Wand. Cingulum, Gladius und Pugio dazu. Umfallen und Schlafen. Schön wärs gewesen. Erst musste die Ausrüstung in Ordnung gebracht werden. Als alles fertig und vom Optio abgenommen war, hieß es umfallen. Ab Morgen ging der ganz normale Castra-Alltag seinen Gang.


    Ich lag auf dem Bett, einem richtigen Bett mit Strohsack und einer Wolldecke und starrte in die Dunkelheit. An Schlaf war nicht zu denken.

  • Ein bekanntes Gesicht in der angehenden Dunkelheit. Ich reichte ihm die Hand. „ Salve, Artorius, die Götter haben uns heimgeführt.“ Sein Gens-Name hatte sich in mein Gedächtnis eingebrannt. „ Wenigstens ein bekanntes Gesicht. Gut das du wieder Gesund bist. Gibt es hier was Neues?“


    Scheppernd landete das Marschgepäck im Vorraum. „ Ich bin sowas von fertig.“ Einer der acht Hocker war mein erstes Ziel. „ Wie sieht’s aus?“ Ich packte den Rest Brot von mir auf den Tisch, dazu Käse. In meiner Flasche war noch Posca. „ Mehr ist nicht, Morgen gibt’s erst die neuen Rationen.“ Ehrlich gesagt hielt sich der Hunger in Grenzen, dazu die Müdigkeit. Meine Hände fuhren übers Gesicht und durch die Haare. „ Sei froh, dass du krank warst.“ Die Lorica und der Galea bekamen eine Abreibung. Dann hingen sie bei dem anderen Zeug an der Wand. Ich ließ mich in mein Bett fallen. Stierte an die Unterseite des Bettes über mir. Wusste er es schon oder ... Ich hatte kein Verlangen danach nach zu fragen. Das zog wieder einen Schwanz hinterher. „ Ab morgen hat uns der Castra-Alltag wieder. Vielleicht gibt’s bald Ausgang.“

  • Wir hatten einen netten centurio. Jeder mochte ihn. Besonders wenn einem Putzwolle und Tuch um die Ohren flogen, weil er nicht zufrieden war. „ Da ist noch ein Fleck und was ist das für ein Drecksding.“ Machte ich ihn nach. Ich kam mit meiner Stimme nicht ganz so tief wie er im Original. Mit einem wütenden Tritt landete einer meiner Stiefel unter dem Bett.


    Kaum ein Wort fiel, man hörte nur geschäftiges Klappern, unterbrochen von vereinzelten Flüchen, die den Göttern alle Ehre machten. Ich sah meinen blankpolierten galea an. Der Helmbusch saß fest. „ Hhee, das Ding glänzt ja wie der Hintern von Iuno.“ Lachte Calenus und deutete auf meinen galea. „ Wenn dir das mal Iuno nicht krumm nimmt.“ Meinte Tempsanus, immer auf den Frieden mit den Göttern bedacht und putzte weiter an seiner Lorica. Rauhes Gelächter war die Antwort. Meine hing an der Wand. Hatte ich ein Glück. Der Schmied hatte sich der Dellen an meiner Lorica angenommen. Als ich sie abholte war sie blitz, blank geputzt. Ich staunte nicht schlecht. Eigentlich war ich soweit fertig. Wurde auch Zeit, ich war mit Kochen dran.


    Nacht...Stille... von vereinzeltem Husten und Schniefen der Kameraden unterbrochen. Ich lag noch wach, meine Hand um das Amulett von Neriman geschlossen. Ihre grünen Augen waren jede Nacht in meinen Träumen. Wenn sie sich auflösten, kam das andere, kamen die Toten. Blutbesudelt stand ich zwischen ihnen, kämpfte, schlug um mich, rief die Lebenden. Rief seinen Namen. Wachte schweißgebadet auf, lag im Bett. Nacht....Stille...


    Morgen war Appell der Legion. Ich musste schlafen. Das Amulett in der Hand drehte ich mich zur Seite. Sie war da.

  • Im Schlepptau mit den beiden Bewerbern kam Marius nun endlich in seinem Zimmer an. Er schaute sich um und schaute zu seinen beiden Trägern. „Von wegen Einzelzimmer… die Wache hat mich belogen… stellt mein Zeug neben den Schrank ab.“ Die beiden Bewerber taten wie ihnen gesagt wurde und verschwanden. Marius sein Blick ging noch immer durch die Stube, durch die hohen Verluste an Soldaten in den letzten Wochen hatte er eine größere Auswahl an Betten.


    Sein erstes Bett befand sich direkt unter einem Fenster, er legte sich darauf und drehte sich hin und her. „Zu heiß am Tag und in der Nacht hole ich mir hier bestimmt eine Grippe.“ Er stand wieder auf und legte sich auf das Nebenbett, aber auch dieses schien nicht seinen Wünschen zu entsprechen. „Zu durchgelegen…“ Nach weiteren drei Versuchen entschied er sich für das hinterste Bett. „Ah, Perfekt! Oder besser gesagt ausreichend… kühl, aber nicht direkt im Zug, keine Sonne die mich früh stören könnte und weit genug vom lauten Flur entfernt.“


    Nun ging es ans einräumen, Marius öffnete die fremden Schränke neben seinen und versuchte seinen genau so einzuräumen, damit es später keinen Ärger gab. Nachdem alles fein und penibel seinen Platz gefunden hatte, machte er sich daran die verschmutzen Ausrüstungsgegenstände, die er erhalten hatte, mit einem Lappen zu säubern.

  • Laut Lachend betraten wir die Unterkunft. Tempsanus murmelt etwas Entschuldigendes zu den Göttern. Calenus und ich grinsten uns an. „ Hui, was ist uns denn da von den Göttern zugeteilt worden.“ Brachte Calenus mit Erstaunen heraus, als er den Neuen da sitzen sah. „ Und sieh mal wie fleißig. Das machst du gut Tiro, wenn du Sand, Wasser oder Öl dazu nimmst, geht’s besser. Hier,“ er schmiss ihm seine Stiefel hin. „ da oben ist Fett für das Leder, kannst du gleich mitmachen.“ Ich grinste über Calenus Dreistigkeit. „ Die putzt du selber.“ Sagte ich zu ihm „ Der Tiro geht jetzt für das Contubernium Wasser holen.“ Ich drehte mich zu ihm. „ Salve, Decimus Massa. Der Spaßvogel ist Messius Calenus und unser Vermittler zu den Göttern ist Sertorius Tempsanus.“ Der hatte sich auf einem Hocker niedergelassen und bereitete das Essen vor. „ Geh Wasser holen und gib mir deine Ration, sonst gibt’s nichts zu Essen. Salve.“ Nickte er ihm zu. „ Nimm den Eimer da und komm mit. Ich zeige dir wo du in Zukunft Wasser holst.“ Tempsanus holte Luft und wollte etwas einwerfen. „ Ja, ich hole Brennholz.“ Schnitt ich ihm das Wort ab.



    Sim-Off:

    Entschuldigung, ist untergegangen, muss mich erst wieder an Nikopolis gewöhnen :)

  • Postausgabe. Mit Verwunderung nahm ich den Brief entgegen. Wer ihn geschrieben hatte, darauf hatte ich nicht geachtet, steckte ihn in meine Tunika. Zwischen den abendlichen Aufgaben und der Nachtruhe wollte ich in die Therme. Dort gab es keinen ruhigen Platz, also zurück zur Unterkunft. Ich setzte mich auf mein Bett, öffnete den Brief und las. Er war von Seiana. Sie schrieb mir? Das hatte bestimmt einen Grund. Lesen und nicht grübeln, was es sein könnte. Es traf wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht. Pluto hielt reiche Ernte unter den Decimern. Ich versuchte weiter zu lesen. Es war schwer. Meine Hände zitterten. Die nächsten Zeilen drangen gar nicht mehr richtig zu mir durch. Ich las zwei, drei Mal. Ja, Faustus. Wie in Trance rollte ich den Brief zusammen und ging in die Therme. Ein Bad um das alles zu verarbeiten war nötig.

  • Marius begutachtete seinen neuen Kameraden aufmerksam und tadelte diesen Calenus mit einer hochgezogenen Augenbraue. Was glaubte dieser Tyrann wer er sei? Nur weil er viel größer, stärker, erfahrener, flinker, schwerer und gemeiner war, brauchte Marius nicht seinen Sklaven spielen… oder doch? Marius war sich unsicher, er war nicht gut darin menschliche Emotionen richtig einzuschätzen und so wusste er nicht, ob es sich um einen Scherz handelte.


    Zum Glück haute ihn dieser Massa vorher raus. „Salvete… Tiberius Atius Marius… meine Freunde nennen mich Tiberius, aber ihr könnt mich Marius nennen.“ Er setzte ein seltsamen Gesichtsausdruck auf, der wohl so etwas wie ein grinsen sein sollte. Wie bereits erwähnt war Marius etwas begriffsstutzig was menschliche Beziehungen anging. „Nun gut…“ meinte Marius und nahm den Eimer auf. „Hier ist mein geschroteter Saatweizen Sertorius Tempsanus, aber ich warne dich, er ist abgewogen… ich habe auch noch etwas Speck… ähm… gefunden, den können wir teilen.“ Den Speck hatte Marius in einem Lagerraum gefunden, in dem er sich versteckt hielt, um den wütenden Mob von Veteran zu entkommen. „Lass uns Wasser holen.“

  • He, Leute. Macht den neuen Tiro nicht dumm. Es reicht, wenn ich das mache. *lachte* Nur ein Scherz. Wir alle werden es tun. *lachte noch lauter* Wieder ein Scherz. Hier wird keiner dummgemacht!


    Jetzt aber einmal ernsthaft: das mit den Sandalen war ein Initiationsscherz. Das machen wir hier mit jedem. Wenn der nächste Neue da ist, kannst du mitmachen. Da muß jeder durch. Mich wollten sie damals auf einige Krüge Wein einladen und letztlich wurde ich derart abgefüllt - ich bin bis heute froh, daß der Centurio das nicht mitbekommen hat. .


    So, wer hier noch einmal den neuen Anwärter vorführt, kriegt von mir eins drauf. Wir müssen hier zusammenhalten. Auch, damit uns der Centurio nicht so sehr piesacken kann! Ansonsten wird hier nach Dienstschluß gern mal einer gehoben, aber für die Tirones ist das wohl noch nichts, jedenfalls nicht so oft.

  • „Na wartet… wenn ich es zum Legionsarzt bringe, könnt ihr lange darauf warten dass ich euch zusammenflicke….“ Wollte Marius sagen, dachte es aber lieber nur und schaute mit leicht gesenktem Kopf zu Graeceius. Er erkannte diesen Unhold wieder, dass war der Anführer der Bande, die ihm seine neuen Sandalen gestohlen hatten. „Initiationsscherz? Einer von euch hat seinen Pilium nach mir geworfen und meine Seitentasche durchbohrt! Wenn seine Mutter aber weder stark übergewichtig, noch als Prostituierte tätig ist, entschuldige ich mich selbstverständlich für meine Antwort auf den Versuch mein Leben zu beenden.“ Da es hier wohl Sitte war die Rekruten umzubringen, beließ es Marius bei einen nicken. Für ihn war die Sache erledigt und er war froh das weitere Anschläge auf sein Leben unterbunden wurden. „Oh ich trinke nicht, ich musste meiner Mutter versprechen mich von Wein und Frauen fernzuhalten.“ Das Wein, Weib und Gesang zum Soldatentum gehörten wie ein Schwert, war Marius noch nicht ganz klar. Mit 16 Jahren hatte er noch nicht viel von der Welt gesehen.

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