Nach einem ausgesprochen ereignislosen Tag - sie hatte vornehmlich Lucius' Erzählungen über seine tyrannischen Vater zugehört - hatte sich Ofella ein Bad kredenzen lassen. In warme Tücher gewickelt und ungeachtet der Tatsache, dass sie eine triefend nasse Spur durch das halbe Haus zog, war sie sodann baren Fußes und begleitet von einer Schar Sklaven in ihr cubiculum zurückgekehrt, um sich dort für das gemeinsame Abendmahl ankleiden und herrichten zu lassen. Zu diesem Zweck wollte sie sich die neuen Sklaven zu Gemüte führen, damit sie beurteilen konnte, inwiefern ihre Fähigkeiten ausgeprägt waren.
"Holt mir die zwei Neuen, geschwind", erteilte Ofella daher die nüchterne Anweisung, sobald sie und die vier Sklaven im Zimmer angekommen waren. Ofella liebte Luxus und Überschwang, weswegen nicht ein Sklave reichte, um ein Bad zu genießen, sondern es gleich mehrere sein mussten, die ihr kühle Luft zufächelten, ihr Erfrischungen anboten, die Füße massierten, die Haare wuschen, ihren Körper mit säubernden Streicheleinheiten verwöhnten... In Baiae hatte sie sämtliche Sklaven für sich gehabt, hier in Rom musste sie mit anderen teilen, was es manchmal schwer machte, auch weiterhin im Mittelpunkt zu stehen und aus dem Vollen zu schröpfen.
Während sie nun wartete und sich fragte, welche besonderen Fähigkeiten die zwei Neuen wohl hatten, saß sie tropfend in einem der Sessel, welche in dem großräumigen cubiculum standen und zum Verweilen einluden. Ungeduldig wippte sie mit dem Fuß. Ihrer Stieftochter wollte sie vor dem Essen ebenfalls noch einen Besuch abstatten.