[Atrium] Sergia Plotina und Furia Stella

  • Freudestrahlend führte Plotina ihren unerwarteten Gast in das Atrium, nicht ohne der Sklavin Bescheid zu geben, einige Erfrischungen zu bringen, was diese auch bald tat.


    "Nimm doch bitte Platz, Stella! Bedien' dich mit dem Wein, den Oliven und den Käsebroten! Und fühl' dich ganz wie zu Hause!"


    Plotina ließ ihren Worten nun auch eigene Taten folgen: Sie schenkte Stella Wein ein und bediente sich selbst bei den Oliven. Dann setzte sie sich.


    "Ich nehme an, du hast heute frei, Stella? Bei einem Beruf wie dem deinen ist es gut, ab und zu einen freien Tag zu haben, denke ich mir. Er ist schließlich sehr anspruchsvoll und keine Routinetätigkeit. Ich selbst habe ja jetzt quasi Sommerferien bei der Acta."

  • Stella nahm dankend und mit großer Freude Platz, denn das lange Stehen
    tat ihren Beinen weh ...


    "Danke Dir, Plotina, es ist sehr freundlich von Dir mich zu empfangen, da ich
    ohne Anmeldung komme ... . In der Tat habe ich heute frei und wollte Dir mein
    kleines Geschenk persönlich überreichen ..."


    Stella machte ihren eleganten Beutel auf und nahm eine Schriftrolle mit einer
    roten Schleife umgebunden heraus. Das Titulus konnte man aber deutlich sehen:

    T. LIVIUS
    AB URBE CONDITA


    Und Stella gab Plotina die schmucke Rolle

  • Plotina sah Stella gespannt dabei zu, wie diese mit ihren auffallend wohlgeformten Händen etwas aus einem geschmackvollen Beutel holte. Ein Geschenk? Für sie, Plotina? Seit ihrer Ankunft in Rom hatte noch niemand Plotina ein Geschenk gemacht; gut, jemand hatte sie zum Essen eingeladen, aber ein Geschenk? Nein ...


    Als Stella der Sergierin dann eine Schriftrolle übergab, die dem Titel nach zu urteilen nichts Geringeres enthielt als das große Geschichtswerk "Ab urbe condita" des Titus Livius, war Plotina sprachlos. Sie war fast nicht dazu in der Lage, die Rolle entgegenzunehmen, und als sie es schon endlich vermochte, zitterten ihre Hände. Eine ganze Weile wagte sie es nicht, ihr Gegenüber anzusehen, sondern starrte auf die Rolle. Dann endlich blickte sie wieder auf.


    "Stella, ich weiß nicht, was ich sagen soll ... Das kann doch nicht dein Ernst sein, dass du mir etwas so Wertvolles zum Geschenk machen willst."


    Sie sah wieder auf die Rolle hinab und wiegte sie behutsam in ihren Händen. Natürlich war ihr klar, dass Stella damit ihren mangelhaften Geschichtskenntnissen aufhelfen wollte; allzu deutlich stand der Sergierin auch in diesem Moment wieder die schlechte Figur vor Augen, die sie in ihrem Gespräch mit Stella vor dem Gebäude der Schola Atheniensis gemacht hatte. Je mehr sich Plotina aber in diese Erinnerung vertiefte, desto befreiter fühlte sie sich, und schließlich musste sie lachen.


    "Da hast du allerdings auch ganz Recht: Ich kann diese Belehrung wirklich gebrauchen! Stella, ich danke dir für dieses Geschenk!"


    Dabei sah sie ihrer Gesprächspartnerin dankbar in die Augen.


    "Nachher werde ich ein kleines Schild für sie anfertigen, auf dem ich notieren werde, dass du mir die Rolle am heutigen Tage zum Geschenk gemacht hast. Diese Rolle wird in diesem Haus einen Ehrenplatz erhalten. - Ich muss dir übrigens sagen, dass die Casa Sergia leider bisher nicht berühmt war für ihre Sammlung an Schriftrollen ..."

  • Mit großem Interesse und Wohlgefallen beobachtete Stella Plotinas Reaktion
    auf das Geschenk. Dabei verspeiste sie drei Käsebrote und trank zwei
    Becher Wein aus, verdünnt natürlich ... Als Plotina sich einigermaßen
    beruhigte und sich bei Stella für die Rolle bedankte, stellte Stella ihren
    Becher auf den Tisch und sah Plotina vergnügt an:


    "Ach, liebe Plotina, ich hatte nicht die Absicht Dich zu
    belehren ... Eben hast Du doch gesagt, dass Du jetzt Sommerferien
    bei der Acta hast ... und wenn Du für die Acta schreibst, musst Du auch
    eine gebildete Frau sein ... Du bist zu bescheiden, Plotina ..."


    Stella nahm eine Olive und lächelte ihre Gastgeberin zufrieden an


    " ... Übrigens, vielen Dank für das Essen, deine Käsebrote sind köstlich und der
    Wein schmeckt auch sehr gut ... Und das Geschenk..., nun, ich wollte Dir nur
    eine Freude damit machen ..."

  • Zitat

    Original von Furia Stella
    "Und das Geschenk..., nun, ich wollte Dir nur
    eine Freude damit machen ..."


    "Das ist dir wirklich gelungen, ach, was sage ich, mehr als das!"


    brach es aus Plotina hervor. Noch immer hielt sie die schwere Schriftrolle fast zärtlich in ihren Händen. Als sie erfreut sah, mit welchem Appetit Stella sich an Essen und Wein bediente, legte die Sergierin die Rolle vorsichtig beiseite und griff nun auch ihrerseits zu.


    Bei der Erwähnung der Acta musste Plotina lächeln.


    "Meine Kolleginnen und Kollegen dort sind wirklich sehr gebildet, da hast du ganz Recht. Ich bin dort nur ein kleines Licht, aber die Arbeit macht mir viel Spaß. Sie erlaubt es einem, manche Dinge in größeren Zusammenhängen zu sehen; ich hoffe, das ist etwas, was man den Artikeln auch anmerkt."

  • Stella trank noch einen Schluck Wein und nahm eine Olive, die auch köstlich schmeckte


    "Ja, ich lese gerne die Acta, die Artikel sind sehr interessant und anspruchsvoll,
    man ist über alles gut informiert ..... ich sage ja, Du bist zu bescheiden, ich bin fest
    davon überzeugt, dass aus Dir noch eine große Leuchte wird ..."


    Dann wurde Stella auf einmal unruhig


    " ... Ach...., weisst Du, Plotina, ich habe ganz vergessen, aber ich erwarte heute auch Besuch,
    meine Freundin, die Priesterin Darya wollte vorbeikommen, es ist nicht gut, wenn sie vor
    der Porta steht und niemand ihr die Tür öffnet ... ja, ich glaube, ich muss mich beeilen... "


    sie stand auf und lächelte Plotina freundlich an


    " ... Danke Dir für Deinen herzlichen Empfang, ich würde mich freuen, wenn auch Du
    mich besuchen kommst ..."

  • Plotina freute sich aufrichtig über das Lob der Acta aus Stellas Mund, bekam man doch - wenn überhaupt - dann meist negative Resonanz auf die Artikel. Die Sergierin wollte gerade ganz gepflegt in ein Käsebrot beißen, als Stella ankündigte, nun nach Hause zu müssen, da sie Besuch erwarte. Im gleichen Moment stand sie auch schon auf. So erhob sich auch Plotina, um ihren Gast bis zur Porta der Casa Sergia zu geleiten.


    "Da hast du wieder Recht, Stella, du solltest deine Besucherin wirklich nicht warten lassen. Übrigens eine interessante Bekanntschaft, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf."


    Auf dem Weg zur Tür wandte sich Plotina noch einmal an Stella:


    "Ich bin dir sehr dankbar, dass du extra zu mir in die via Nomentana gekommen bist, um mir dein großzügiges Geschenk zu geben, obwohl du nur wenig Zeit hattest. Deshalb würde ich mich wirklich sehr freuen, wenn wir uns bald wiedersehen würden - auf dem Palatin."


    Diese letzte Bemerkung machte Plotina mit einem gewissen Schmunzeln, das ihre kluge Gesprächspartnerin sicher zu deuten wusste. ;)


    "Allerdings kann es sein, dass ich in nächster Zeit nach Aegyptus fahren muss, von wo ich ja stamme. Ich weiß noch nicht, wie lange ich dort bleiben werde. Aber ich werde alles tun, damit der Kontakt zwischen uns beiden nicht abreißt. Mögen dich in der Zwischenzeit die Götter behüten - woran ich im Hinblick auf deine Freundin aber keinen Zweifel habe." :)


    Mit einem warmen Lächeln sah Plotina Stella an.

  • "Du brauchst Dich nicht zu bedanken, Plotina, ich danke Dir für Deine Gastfreundschaft ..."


    Stella nickte höflich und lächelte leicht -


    "Komm doch mich zu besuchen und wir gehen dann auf dem Palatin spazieren, ich wohne ja da,
    wie Du weisst ..., ich hoffe, noch bevor Du nach Aegyptus fährst ... "


    Während die beiden Frauen zum Ausgang gingen, sagte Stella beiläufig:


    "Meine Freundin ist die Priesterin der Artemis, wir kennen uns seit meiner Kindheit,
    eines Tages werde ich Dir mehr darüber erzählen ... "


    Als sie die Porta nun erreichten umarmte Stella ihre Gastgeberin kurz


    "Mögen die Götter Dich auch behüten ... und... ich werde Deine Käsebrote
    niemals vergessen ... "


    Stella lächelte verschmitzt und verabschiedete sich nun von Plotina

  • Während Plotina Stella zurück zur Porta der Casa Sergia begleitete, wo auch deren Sklave auf seine Herrin wartete - von Mereb war nach wie vor nichts zu sehen -, lauschte sich aufmerksam jedem Wort ihrer Gesprächspartnerin, die sie womöglich längere Zeit nicht mehr sehen würde.


    "Ich danke dir herzlich für deine Einladung zu dir nach Hause und werde sicher auch darauf zurückkommen, zumal du mich mit so interessanten Gesprächsthemen lockst wie dem über die Priesterin der Artemis. Eigentlich finde ich aber alles sehr fesselnd, was du zu erzählen hast. Ob ich aber noch vor meiner Abfahrt nach Aegyptus vorbeikommen kann, bezweifle ich, leider."


    Plotina sah ihren Gast ein wenig traurig an. Unterdessen hatten die beiden Frauen die Porta erreicht. Gerührt ließ Plotina sich von Stella umarmen, deren Herzlichkeit und Freundlichkeit für die Sergierin hier in Roma ihresgleichen suchten. Davon war Plotina so überrascht, dass ihr nichts anderes einfiel, als die Abschiedsworte Stellas zu wiederholen, dies aber aus vollem Herzen:


    "Mögen die Götter dich behüten! Auf bald!"


    Noch eine ganze Weile stand Plotina in der Tür der Casa Sergia und blickte Stella hinterher, erfüllt von deren Großzügigkeit und Humor. Wann sie sich wohl wiedersehen würden ...

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